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Die äußeren Aspekte der deutschen Einheit

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zu umgeben. 150 <strong>Die</strong>ser Kokon gewährte <strong>der</strong> Bundesrepublik Schutz und <strong>der</strong> Schutzmacht USA<br />

Kontrolle. 151<br />

Washington verstand sich freilich nur als Partner für die Bundesrepublik. <strong>Die</strong> DDR-Delegation<br />

wurde als Verhandlungspartner nicht ernst genommen. Einen Vorschlag zur<br />

Kompromißfindung im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Bündnisfrage des DDR-Außenministers Meckel<br />

lehnten die USA im Juni 1990 kategorisch ab. 152 Allerdings nahmen die Ostberliner Politiker in<br />

sicherheitspolitischen Kernfragen nicht verhandlungsfähige Positionen ein und isolierten sich<br />

dadurch in wichtigen Fragen. <strong>Die</strong> DDR-Delegation war offensichtlich nicht bereit, ihre Haltung<br />

zu modifizieren und in Richtung auf ein gemeinsames Gruppeninteresse zu transformieren. „So<br />

gesehen war die DDR... an <strong>der</strong> Regelung <strong>der</strong> <strong>äußeren</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Vereinigung nur<br />

formal beteiligt“. 153<br />

Zusammenfassend ergibt sich für die USA eine stark ausgeprägte, an den Grundsätzen<br />

Solidarität und Vertrauen, Wertegemeinschaft, faire Lastenteilung, Berechenbarkeit und<br />

Verläßlichkeit ausgerichtete Partnerorientierung, die die Kriterien einer idealtypischen<br />

Zivilmacht voll erfüllt. Ähnliches läßt sich für die Bundesrepublik feststellen. Hier werden<br />

allerdings aus Sicht <strong>der</strong> USA einzelne Abstriche in Bezug auf die Berechenbarkeit <strong>der</strong><br />

<strong>deutschen</strong> Position und <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Strategie erkennbar. <strong>Die</strong>se Defizite sind aber erklärbar<br />

mit <strong>der</strong> Unsicherheit Bonns über die internationale Akzeptanz <strong>der</strong> eigenen Ziele und die<br />

Positionsdifferenzen in Detailfragen unter den Entscheidungsträgern.<br />

5 Zum Zivilmachtcharakter <strong>der</strong> Verhaltensmuster, Strategien und<br />

Instrumente<br />

Wie ist nun das zu beobachtende Akteursverhalten im Kontext <strong>der</strong> Fallstudie gemessen am<br />

Idealtypus <strong>der</strong> Zivilmacht zu bewerten? Insbeson<strong>der</strong>e vier Themenbereiche <strong>der</strong> Fallstudie<br />

bieten sich für die genauere Analyse des <strong>deutschen</strong> bzw. amerikanischen Zivilmachtcharakters<br />

an:<br />

• <strong>Die</strong> außenpolitische Konfliktkultur <strong>der</strong> Akteure, insbeson<strong>der</strong>e die Wahl des<br />

Verhandlungsrahmens und die Präferenzen des diplomatischen Stils.<br />

• <strong>Die</strong> Handhabung von Fragen <strong>der</strong> Sicherheit, insbeson<strong>der</strong>e das Problem des<br />

sicherheitspolitischen Status und <strong>der</strong> Bündniszugehörigkeit des vereinten Deutschlands.<br />

• <strong>Die</strong> Lösung anstehen<strong>der</strong> Territorialfragen<br />

• und unterschiedliche Formen <strong>der</strong> Herrschafts- und Souveränitätsausübung.<br />

5.1 Außenpolitische Konfliktkultur/Verhandlungsrahmen<br />

<strong>Die</strong> deutsche Vereinigung warf eine Vielzahl ordnungs- und sicherheitspolitischer Fragen<br />

sowohl für Deutschland selbst wie für seine Nachbarn in Ost und West auf. Aus<br />

zivilmachttheoretischer Perspektive ergibt sich die Frage, welche Art von<br />

Konfliktlösungsmechanismus für die anstehende Probleme angewandt worden ist, spezieller,<br />

150 Zitiert nach Kiessler/Elbe, 1993, S. 96.<br />

151 Interessant in diesem Zusammenhang ist <strong>der</strong> Versuch amerikanischer Regierungsvertreter vom Dezember<br />

1989, die Regierung Kohl durch eine offizielle Auffor<strong>der</strong>ung zu noch engeren Konsultationen an die<br />

kurze Leine zu legen. Bush hat einen solchen Plan jedoch mit <strong>der</strong> Begründung abgelehnt, daß die<br />

persönlichen Versprechen des Kanzlers an Bush ausreichten, vgl. Zelikow/Rice, S. 414, Fn. 108.<br />

152 Kiessler/Elbe, 1993, S. 195f<br />

153 Sebastian Bartsch, Gestaltungsanspruch zwischen DDR-Identität und gesamtdeutscher Zukunft: <strong>Die</strong> DDR<br />

und die sicherheitspolitischen <strong>Aspekte</strong> des „Zwei-plus-Vier“-Prozesses, in: Gunther Hellmann (Hrsg.),<br />

Alliierte Präsenz und deutsche <strong>Einheit</strong>. <strong>Die</strong> politischen Folgen militärischer Macht, Baden-Baden 1994,<br />

S. 127-154, hier S. 154.

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