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deutsch-französische filmbegegnungen - Filmmuseum Potsdam

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4. Filmische Sozialisation in der „Cinémathèque Française“<br />

François Truffaut schrieb einmal, das Sammeln von Filmen sei weniger ein Beruf, als vielmehr das Ausleben einer Leidenschaft. Und<br />

Henri Langlois, der Gründer der „Cinémathèque Française“ war für ihn der begabteste aller Filmliebhaber. 1974 wurde ihm ein Ehren-<br />

Oscar verliehen. Man muss sich das einmal vorstellen: Jemand bekommt in Hollywood einen Preis dafür, dass er in Frankreich Filme<br />

sammelt! Die Geschichte des Kinos wird dort seit nunmehr sieben Jahrzehnten am Leben erhalten. Sie ist ein Wallfahrtsort für<br />

Filmbegeisterte aus aller Welt. Für viele <strong>deutsch</strong>e Filmemacher ist sie zu einer Schule des Sehens geworden. Zwei Regisseure, die in<br />

der „Cinémathèque“ besonders viel gelernt haben und deren eigene Filme eine enge Beziehung zu Frankreich verraten, sind Michael<br />

Klier und Volker Schlöndorff: Michael Klier erzählt über seine Erlebnisse an diesem mythischen Ort und über die Unterschiede zwischen<br />

der <strong>deutsch</strong>en und <strong>französische</strong>n Kinoliebe. Volker Schlöndorff zeigt seinen neuesten Film, den ihm der Großmeister der <strong>französische</strong>n<br />

Filmautoren geschrieben hat.<br />

Gespräch mit Michael Klier Moderation: Gerhard Midding (Filmpublizist)<br />

Michael Klier<br />

geb. 1943 in Karlsbad/Tschechien, 1947 Flucht nach Ost<strong>deutsch</strong>land, 1961 in die BRD, gelernter Theatermaler, lebt einige Jahre in<br />

Paris, Hospitanz bei Truffaut, studiert ab 1969 Philosophie und Geschichte an der FU Berlin<br />

Filme: „Überall ist es besser, wo wir nicht sind" (1989), „Ostkreuz" (1991); „Heidi M." (2001), „Farland“ (2004), „Der Rote Kakadu“<br />

(Drehbuch, 2004 – 2006)<br />

Filme:<br />

Ulzhan<br />

R: Volker Schlöndorff, D: Philippe Torreton, Ayanat Ksenbai, David Bennent,<br />

D/F/Kasachstan 2007, 105’<br />

„Ulzhan“ ist ein sehr lyrischer Film, eine Liebeserklärung fast ohne Worte, wie Volker<br />

Schlöndorff selbst erklärt. Das Drehbuch stammt von Jean-Claude Carrière, dem <strong>französische</strong>n<br />

Autor, mit dem Schlöndorff u.a. schon für „Die Blechtrommel“ und „Eine Liebe<br />

von Swann“ zusammenarbeitete:<br />

Ein junger Franzose verlässt sein Land, um für immer nach Kasachstan zu gehen. Auf<br />

seiner Reise durch die Steppe kommt er in ein abgelegenes Dorf, wo er die junge<br />

Nomadin Ulzhan trifft, die ihm ein Pferd verkauft. Die schweigsame junge Frau will wissen,<br />

was der mysteriöse Fremde in der unendlichen Kahlheit und Weite sucht. Er<br />

behauptet, auf der Suche nach einem verlorenen Schatz zu sein, doch Ulzhan glaubt ihm<br />

nicht und folgt ihm – gegen seinen Willen.<br />

Michael Klier präsentiert einen von ihm ausgewählten <strong>französische</strong>n Film.<br />

Die Spielregel La règle du jeu<br />

R: Jean Renoir, D: Nora Grégor, Paulette Dubost, Jean Renoir, F 1939, 106’<br />

Während einer Jagdfeier auf einem <strong>französische</strong>n Schloss geraten mehrere Liebespaare<br />

in amouröse Verstrickungen, die – durch einen Kostümtausch – in einem tödlichen<br />

Drama enden. Renoir nimmt dabei das Verhalten der wohlhabenden <strong>französische</strong>n<br />

Bourgeoisie unter die Lupe und liefert ein kritisches Porträt seiner Gesellschaft und<br />

deren Spielregeln.<br />

Der Film, der kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in die Kinos kam, wurde vom<br />

Publikum abgelehnt und im Oktober 1939 von der Zensur als „demoralisierend" verboten.<br />

Renoirs Film zeichnet sich jedoch auch durch neue filmästhetische Mittel aus. Bazin<br />

sagte über den Film: "Und daraus ergibt sich nun eine Revolution der Schnittmontage.<br />

Anstelle der plastischen und dramatischen Einheit der Einstellung setzt Renoir den<br />

zugleich idealen und konkreten Blick seiner Kamera. Infolgedessen versucht die<br />

Leinwand nicht mehr, der Realität einen Sinn zu geben, sondern liefert ihn uns." (André<br />

Bazin,1977: Jean Renoir, München)

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