deutsch-französische filmbegegnungen - Filmmuseum Potsdam
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Eine Fresse zum Verlieben Gueule d’amour<br />
R: Jean Grémillon, D: Jean Gabin, Mireille Balin, D/F 1937, OmU, 90’<br />
Ein <strong>französische</strong>r Korporal genießt einen zweifelhaften Ruf als Schürzenjäger. Doch eine<br />
schöne Frau aus einer höheren Gesellschaftsschicht wird ihm zum Verhängnis.<br />
Ihretwegen verlässt er die Armee. Der zu Beginn komödiantische Ton des Films verkehrt<br />
sich mehr und mehr ins Melodramatische. Jean Gabin, der den Korporal spielt, war<br />
damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere, „Eine Fresse zum Verlieben“ eines der populärsten<br />
Werke des <strong>französische</strong>n Realismus der Vorkriegszeit. Der Film gilt als rein in<br />
Babelsberg gedrehte <strong>französische</strong> Produktion. Einige Szenen entstanden jedoch offenbar<br />
in Paris und der Provence. (Babelsberg. Ein Filmstudio 1912 – 1992)<br />
2. Filmproduktion während der Nazi-Besatzung<br />
Am 1. Oktober 1940 gründen die <strong>deutsch</strong>en Besatzer in Paris die Produktionsfirma Continental, die direkt dem Propagandaministerium<br />
unterstellt wurde. Mit <strong>deutsch</strong>em Geld und unter Leitung von Alfred Greven (ehemaliger Produktionschef bei der Terra und kurzem<br />
Intermezzo bei der Ufa sammelte er Erfahrungen bei der Herstellung von Sprachversionen) schuf die produktivste Filmfirma im Paris<br />
der Okkupationszeit aufwendig ausgestattete und in der Mehrzahl virtuos inszenierte Unterhaltungsfilme, die den Geschmack des<br />
<strong>französische</strong>n Publikums trafen.<br />
Greven leitet sein Filmimperium mit großem Erfolg: Er erwirbt über Strohmänner Kinos, Musikverlage und Kopierwerke, gewinnt <strong>französische</strong><br />
Mitarbeiter und operiert über die besetzten Gebiete hinaus. Er ist so erfolgreich, dass Goebbels ihn 1942 zurechtweist: Es<br />
sei nicht Grevens Aufgabe, das Niveau des <strong>französische</strong>n Films zu heben.<br />
(Die Continental schloss einen Exklusivvertrag mit den traditionsreichen Studios in Boulogne-Billancourt am Stadtrand von Paris ab,<br />
die heute im Besitz der „Société Française de Production“ sind und zum Großraum Ile de France gehören.)<br />
Filme:<br />
Tarnname Continental Alfred Greven – ein <strong>deutsch</strong>er Filmproduzent in Paris<br />
R: Hans Peter Kochenrath und Peter H. Schröder, D 1997, Dok., 79’<br />
Einführung von Gerhard Midding (Filmpublizist)<br />
„Die Ermordung des Weihnachtsmannes“ war der erste Film der im Oktober gegründeten Produktionsfirma Continental im besetzten<br />
Frankreich. Oberster Chef der produktivsten <strong>französische</strong>n Filmfirma war Alfred Greven, der im Herbst 1940 von Goebbels nach Paris<br />
geschickt wurde. Greven verstand es, Vorbehalte der <strong>französische</strong>n Filmwelt zu zerstreuen: Mit dem Hinweis, dass nur Filme ohne<br />
aktuellen Bezug zur Gegenwart realisiert werden sollen, kooperierte der überwiegende Teil, nur wenige – u.a. Marcel Carné – verweigerten<br />
sich. Mit Wissen von Greven arbeiteten selbst jüdische Drehbuchautoren und Schauspieler in der Firma. Getilgt wurden<br />
ebenso antisemitische Tendenzen der vielen Simenon-Verfilmungen. Die von Greven geschaffene <strong>französische</strong> Filmordnung wurde<br />
nach dem Krieg durch das befreite Frankreich übernommen und später verstaatlicht.<br />
Das spannende Porträt der Produktionsfirma Continental und des zu dieser Zeit mächtigsten Produzenten in Frankreich ist angereichert<br />
mit vielen Filmausschnitten und Gesprächen mit Zeitzeugen und Filmhistorikern.<br />
Der Passierschein Laissez-passer<br />
R: Bertrand Tavernier, D: Jacques Gamblin, Denis Podalydès, Marie Gillain, Christian Berkel, F/D/E 2001, OmU, 165’<br />
Einführung von Christian Berkel (Schauspieler)<br />
Nach dem <strong>deutsch</strong>en Einmarsch im Juni 1940 wurde Frankreich von <strong>deutsch</strong>en Filmen<br />
überflutet. Mit der Continental-Film schufen die <strong>deutsch</strong>en Besatzer in Paris obendrein<br />
eine eigene Filmproduktionsgesellschaft, für die alle Studios in der Region Paris vereinnahmt<br />
und der größte Teil der <strong>französische</strong>n Künstler und Techniker verpflichtet wurde.<br />
Die Continental gehörte demnach zu den aktivsten von Deutschen kontrollierten<br />
Filmproduktionen dort. In dieser Firma stellte sich die große <strong>französische</strong> Frage nach<br />
„collaboration" und „résistance" täglich neu. Tavernier hat sie zum Schauplatz eines<br />
groß angelegten Spielfilms mit ebenso dramatischen wie burlesken Facetten gemacht.