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deutsch-französische filmbegegnungen - Filmmuseum Potsdam

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Filme / gemeinsame Produktionen:<br />

Die Brautjungfer La demoiselle d’honneur<br />

R: Claude Chabrol, D: Benoît Magimel, Laura Smet, Aurore Clement, F 2004, OmU, 110’<br />

Der gewissenhafte und aufrichtige Philippe verliebt sich auf der Hochzeit seiner<br />

Schwester in die rätselhaft-schöne Brautjungfer Senta. Was als leidenschaftliche Affäre<br />

beginnt, entwickelt sich schnell zur abgründigen „amour fou": In Sentas Erzählungen<br />

über sich tauchen immer mehr Ungereimtheiten auf. Eines Tages verlangt sie von<br />

Philippe als extremen Liebesbeweis einen Mord.<br />

An der Adaption des Krimi-Bestellers von Ruth Rendell ist vor allem interessant, wie Chabrol den subjektiven Blick von Phillippe entwickelt,<br />

und wie aus der zunächst unscheinbaren Senta eine attraktive Verführerin wird. Einmal mehr geht es Chabrol um die nachhaltige<br />

Verstörung scheinbar alltäglicher Gewissheiten.<br />

Die zweigeteilte Frau<br />

R: Claude Chabrol, D: Ludivine Sagnier, François Berléand, Benoît Magimel, F/D 2007, 115’<br />

Dank Concorde, der Claude Chabrols neuen, von Alfred Hürmer coproduzierten Film «Die zweigeteilte Frau» in die <strong>deutsch</strong>en Kinos<br />

bringt (Start 3. Januar 2008), gibt es im <strong>Filmmuseum</strong> am 2.10. (18 Uhr) eine Vorabaufführung. Damit können wir das „jüngste Kind“<br />

der Deutsch-Französischen Zusammenarbeit präsentieren.<br />

Seine satirischen, abgründigen Erkundungen der <strong>französische</strong>n Bourgeoisie führen Claude Chabrol diesmal nach Lyon. Zu seiner in<br />

Gewalt und Wahn mündenden Dreiecksgeschichte hat ihn ein Skandal inspiriert, der die amerikanische Gesellschaft des frühen 20.<br />

Jahrhunderts erschütterte (und bereits Vorlage der Filme „Ragtime” und „Das Mädchen auf der roten Samtschaukel” war): Eine junge,<br />

ehrgeizige Frau schwankt zwischen einem älteren Verführer und einem verzweifelt verliebten Dandy. Chabrol hat dies als vorzügliches<br />

Schauspielerkino inszeniert. Ludivine Sagnier tritt das Erbe von Stéphane Audran und Isabelle Huppert an, und Caroline Sihol als eisige<br />

Patriarchin ist preisverdächtig.<br />

Geheime Staatsaffären L’ivresse du pouvoir<br />

R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, François Berléand, Patrick Bruel, F 2006, OmU, 110’<br />

Isabelle Huppert spielt die Staatsanwältin Jeanne Charmant-Killman, ein Name der Programm ist. Mit viel Macht ausgestattet, weiß<br />

sie diese zunächst effizient einzusetzen. Ihre Figur ist an die real existierende Untersuchungsrichterin angelehnt, die in den 90er<br />

Jahren den Bestechungsskandal um die <strong>französische</strong> Mineralölfirma Elf Aquitaine aufarbeitete. Deren Manager veruntreuten über 300<br />

Millionen Euro. Doch geht es Chabrol hier weniger um das Entlarven verdeckter Machtstrukturen als vielmehr um das Psychogramm<br />

einer Frau, die im Kampf mit den mächtigen Gegnern selbst der gefährlichen Droge Macht verfällt. Dabei scheint es, als wäre der<br />

Film einzig und allein für Isabelle Huppert gemacht. „Die Könnerschaft der Hauptdarstellerin, ihre Beherrschung der Leinwand fallen<br />

auf elektrisierende Art mit der Professionalität der Figur zusammen, die sie spielt." (epd 7/06)<br />

6. Die „Nouvelle Vague Allemande“<br />

Dem Einsatz der ASC Distribution in Paris und engagierten Kritikern ist es zu verdanken, dass Filme von Hochhäusler, Winckler,<br />

Petzold, Schanelec, Grisebach, Schmid u.a. in Frankreich aufgeführt und besprochen werden. Unter dem Label „Nouvelle Vague<br />

Allemande“ brachte die ASC im Februar 2005 drei Filme („Klassenfahrt“, „Unterwegs“ und „Marseille“) ins Kino.<br />

Die in Frankreich als „Nouvelle Vague Allemande“ wahrgenommenen Filme werden in Deutschland als „Berliner Schule“ diskutiert.<br />

2001 wohl zuerst von dem Filmkritiker Rainer Gansera benutzt, gehört der Begriff heute zum geläufigen Sprachgebrauch im Diskurs<br />

über den <strong>deutsch</strong>en Film. Die wieder entflammte intellektuelle Auseinandersetzung mit der filmischen Arbeit der jungen Filmemacher-<br />

Generation, die sich v.a. an dem ambitionierten Magazin „Revolver“ festmacht, ebenso die Annäherung an Filme über das Schreiben,<br />

eben der Dialog, waren es auch, die für die <strong>französische</strong> Kritik reizvoll sind.<br />

So schreibt Elisabeth Lequeret in den „Cahiers cu Cinéma" (Heft Nr. 587, 2/2004): „Jenseits ihrer formalen Unterschiede lässt jeder<br />

der Filme eine Stimme vernehmen, die weit über die historischen und geographischen Grenzen des Landes hinausreicht." Und:<br />

„Monströse oder abwesende Eltern – in diesen Geschichten klingt nicht nur das Echo der Geschichte des Landes nach, sie übernehmen<br />

auch die Stafette der großen Filmemachergeneration der 60er und 70er Jahre."<br />

Doch trotz euphorischer <strong>französische</strong>r Kritiken für diese jungen <strong>deutsch</strong>en Filme wurde die „Neue <strong>deutsch</strong>e Welle“ (wie andere <strong>deutsch</strong>e<br />

und <strong>französische</strong> Autorenfilme) vom Publikum kaum angenommen, denn wie in Deutschland gehen auch im Filmmekka Frankreich<br />

prozentual immer mehr Menschen in immer weniger Filme, die mit Hunderten Kopien den heiß umstrittenen Kinozugang verstopfen.<br />

Außerdem wächst überall die Schere zwischen immer besser ausgestatteten Großfilmen und kleinen Autorenfilmen, die fast immer

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