Mitteilungen Sommer 2012 - Friedenspreis des Deutschen ...

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Mitteilungen zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Sommer 2012 Aus Aus den den Archiven Archiven der Gemeinde zu mir kam und mich auf deutsch ansprach und dann sagte, wir könnten uns ja auch weiter auf deutsch unterhalten. Es dauerte nicht lange und eine größere Gruppe ehemaliger Berliner – Emigranten – stand mit mir zusammen und erzählten. Sie alle, heute zum Teil pensioniert, haben gespielt bzw. spielen noch jetzt im wissenschaftlichen Leben eine große Rolle als Ärzte, Physiker, Chemiker und Theologen. Ihre Einstellung zu Deutschland ist natürlich sehr unterschiedlich und hebt sich stark von jener ab, die heute von den 40 und 50jährigen vertreten wird. Aber diese Gruppe Berliner im Alter von 60 Jahren und darüber hat auch heute noch erstaunlich viel Good Will für Deutschland, fühlen sich nach wie vor als Deutsche, wissen es, daß sie es im Grunde nicht mehr sein können und leiden unter diesem Zwiespalt genauso wie wir es bei Nelly Sachs festgestellt haben. Das offizielle Friedenspreisfoto. © Riwkin/Friedenspreisarchiv 10.12. Tag des Nobel-Festes. Alle öffentlichen Gebäude geflaggt. Geschäfte, die Fracks verleihen, seit Tagen ausverkauft. Taxis für diesen Tag überhaupt nicht zu bekommen, wenn nicht bereits Tage zuvor bestellt. Sturm peitscht Regen, Matsch und Schnee durch die Straßen, so daß die Damen, die Abendkleider bis über die Kniee geschürzt, in hohen Schaftstiefeln aus den Taxis steigen, um einigermaßen trocken ins Konzerthaus zu kommen. Das Konzerthaus, ein etwas verstaubter Bau noch aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg, und im Hinblick auf die Monarchie mit zwei Rängen ausgestattet. Die Garderoben festlich: die Damen nicht in Abendkleidern, sondern wirklich noch in Roben. Die Herren, abgesehen von einigen Studenten im 3. Rang an der Seite auf Stehplätzen, nur im Frack mit Orden wie Weihnachtsbäume behängt. Selbst die Reporter von Fernsehen, Rundfunk und Presse alle im Frack. Den Ordnungsdienst versehen Studenten, ausgesucht hübsche Jungen, im Frack mit der weißen Studentenmütze und der blaugelben Schärpe, die mindestens zwei Fremdsprachen beherrschen. In der Reihe 14, also im ersten Drittel des Parketts ist eine ganze Reihe nur für Freunde von Nelly Sachs reserviert. Dort u.a. Siegfried Unseld, Prof. Berendson, der Berliner Bankier Scheuermann mit Tochter, Werner Weber mit Frau usw. Der Einzug der Nobelgäste kann einen Spötter dazu bringen, von einer nicht hundertprozentigen Oper zu sprechen, aber man kann sich doch der Wirkung dieser ungebrochenen Tradition nicht entziehen. Die Reden zum Teil hervorragend, die Laudatio auf den Physiker, von einer Professorin gehalten, die anzusehen allein eine Freude war, abgesehen davon, daß auch dem Laien ihre Ausführungen verständlich waren. Die Laudatio auf die Mediziner hält ein Professor aus Stockholm, völlig frei ohne Konzept, einschl. der letzten drei, vier Minuten, wo er in die englische Sprache hinüberwechselt. Am nichtssagendsten die Rede auf die beiden Literaturpreisträger. Aber insgesamt eine sehr eindrucksvolle Feier. 28 Liao 2012 Sansal 2011 Grossman 2010 Magris 2009 Kiefer 2008 Friedländer 2007 Lepenies 2006 Pamuk 2005 Esterházy 2004 Sontag 2003 Achebe 2002 Habermas 2001 Djebar 2000 Stern 1999 Walser 1998 Kemal 1997 Vargas Llosa 1996 Schimmel 1995 Semprún 1994 Schorlemmer 1993 Oz 1992 Konrád 1991 Dedecius 1990 Havel 1989 Lenz 1988 Jonas 1987 Bartoszewski 1986 Kollek 1985 Paz 1984 Sperber 1983 Kennan 1982 Kopelew 1981 Cardenal 1980 Menuhin 1979 Lindgren 1978 Kołakowski 1977 Frisch 1976 Grosser 1975 Frère Roger 1974 The Club of Rome 1973 Korczak 1972 Dönhoff 1971 Myrdal 1970 Mitscherlich 1969 Senghor 1968 Bloch 1967 Bea/Visser 't Hooft 1966 Sachs 1965 Marcel 1964 Weizsäcker 1963 Tillich 1962 Radhakrishnan 1961 Gollancz 1960 Heuss 1959 Jaspers 1958 Wilder 1957 Schneider 1956 Hesse 1955 Burckhardt 1954 Buber 1953 Guardini 1952 Schweitzer 1951 Tau 1950
Mitteilungen zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Sommer 2012 Aus Aus den den Archiven Archiven Anschließend ging es zum Bankett ins Stadthaus, wobei meine Frau und ich zu den Glücklichen gehörten, denen von der Nobelstiftung ein Taxi gestellt wurde. Wer das Stadthaus von Stockholm nicht kennt, kann sich keine Vorstellung davon machen. Es ist das erste große Gebäude von Stockholm, in einer Gotik der Jahrhundertwende, das etwa 1918 fertig wurde ohne Mithilfe ausländischer Künstler. Es dient den großen repräsentativen Veranstaltungen, und zwar sowohl des öffentlichen wie auch des gesellschaftlichen Lebens. Im Goldenen Saal war für ca. 600 Personen gedeckt. Dazu kamen noch etwa 100 Gäste im Nebensaal und ca. 200 Studenten in der Blauen Halle, die den Sälen vorgelagert ist. Auch hier hatte die Nobelstiftung bei der Tischordnung gewisse Interessenkreise berücksichtigt, und an unserem Tisch, der, wenn man eine Rangordnung aufstellen will, zu dem Viertel gehörte, das dem König am nächsten war, saßen Schriftsteller, Presseleute und Freunde von Nelly Sachs. Hier sprachen dann die Preisträger selbst. Und was wir bereits in Frankfurt erlebt haben, zeigte sich auch hier, daß Nelly Sachs mit ihrer kleinen zerbrechlichen Gestalt, nicht nur, weil sie Frau ist, sondern tatsächlich dank ihrer Ausdruckskraft, den stärksten Erfolg erzielte. Im Anschluß an das Essen war dann in der Blauen Halle (die in Wirklichkeit ziegelrot ist) der Aufmarsch der Studenten mit ihren Fahnen, ein zauberhaftes Bild. Die Laudatio der Studenten auf die Nobelpreisträger, zudem von einer entzückenden Studentin gehalten, ohne Konzept, in einem, wie mir nachher ein englischer Journalist sagte, fehlerfreien englisch. Auch beim Friedenspreis wird auf das Protokoll geachtet. Nelly Sachs bei der Ankunft vor der Frankfurter Paulskirche. © Lutz Kleinhans Die Studenten rückten wieder ab, stellten ihre Fahnen etwas pietätlos in die Ecke. Die Tanzkapelle intonierte einen Wiener Walzer, und wie kein Regisseur es auch nur annähernd hätte besser arrangieren können, rannten die Studenten zu ihren Studentinnen, und die Blaue Halle, die spielend 250 Tanzpaaren Platz bietet, begann zu leben, oder, wie es lt. Zeitplan hieß: 22,20 Uhr Beginn des Balls. Die Königlichen Hoheiten verschwanden, Nelly Sachs, umgeben von Holmquist, Unseld, Werner Weber und meiner Frau und mir, verdrückten sich an einen kleinen Tisch in der Ecke der Blauen Halle, und die geehrte Nobelpreisträgerin tat den Ausspruch: „Der König hat mich nur zu Wasser eingeladen, weil er meinte, in unserem Alter wäre es das gesündeste. Jetzt möchte ich aber auch noch ein Glas Sekt“. Und so hielt sie denn von allen Nobelpreisträgern am längsten aus, und es hätte nicht viel gefehlt, daß sie mit Unseld oder mir noch mal einen Walzer getanzt hätte. Sie tat es dann nachher nicht, weil sie meinte, es gehöre sich nicht; aber noch an den nächsten Tagen war ein kleines Bedauern ob dieser nicht ausgenützten Gelegenheit zu registrieren. Meine Frau und ich sind dann noch durch diese Riesenräume gegangen, haben auch selbst noch wie in jungen Jahren getanzt. Unseld war ob der schwedischen Studentinnen (auch ich habe selten soviel bildhübsche, gutgewachsene und gutangezogene Mädchen in solchem Rahmen gesehen) hell begeistert. Was Sie vielleicht besonders interessieren wird, daß ich von verschiedenen schwedischen Journalisten und Schriftstellern auf den Friedenspreis angesprochen wurde, wobei es zunächst einmal darum ging, Begriffe zurechtzurücken und zu betonen, daß der Friedenspreis kein Literaturpreis ist. 29 Liao 2012 Sansal 2011 Grossman 2010 Magris 2009 Kiefer 2008 Friedländer 2007 Lepenies 2006 Pamuk 2005 Esterházy 2004 Sontag 2003 Achebe 2002 Habermas 2001 Djebar 2000 Stern 1999 Walser 1998 Kemal 1997 Vargas Llosa 1996 Schimmel 1995 Semprún 1994 Schorlemmer 1993 Oz 1992 Konrád 1991 Dedecius 1990 Havel 1989 Lenz 1988 Jonas 1987 Bartoszewski 1986 Kollek 1985 Paz 1984 Sperber 1983 Kennan 1982 Kopelew 1981 Cardenal 1980 Menuhin 1979 Lindgren 1978 Kołakowski 1977 Frisch 1976 Grosser 1975 Frère Roger 1974 The Club of Rome 1973 Korczak 1972 Dönhoff 1971 Myrdal 1970 Mitscherlich 1969 Senghor 1968 Bloch 1967 Bea/Visser 't Hooft 1966 Sachs 1965 Marcel 1964 Weizsäcker 1963 Tillich 1962 Radhakrishnan 1961 Gollancz 1960 Heuss 1959 Jaspers 1958 Wilder 1957 Schneider 1956 Hesse 1955 Burckhardt 1954 Buber 1953 Guardini 1952 Schweitzer 1951 Tau 1950
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