Mitteilungen Sommer 2012 - Friedenspreis des Deutschen ...

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Mitteilungen zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Sommer 2012 Aus Aus den den Archiven Archiven Durch die Verleihung des Friedenspreises an Nelly Sachs hat dieser Preis des Buchhandels in ganz Skandinavien und, was auch ein Gespräch mit einem israelischen und einem englischen Journalisten ergab, entscheidend im Ausland an Bedeutung gewonnen. Es ist heute ein Preis, der über den Rahmen der deutschen Öffentlichkeit hinauswächst, wobei nicht zuletzt die Art der Verleihungsfeier und die Übertragung durch Fernsehen und Rundfunk eine entscheidende Rolle spielen. Nelly Sachs ‚schwebt‘ aus der Paulskirche hinaus. © Lutz Kleinhans 11.12. An diesem Tag war offiziell nichts für mich vorgesehen, da am Tag nach der Nobelpreisverleihung immer der König die Vertreter der schwedischen Akademie und die Nobelpreisträger zu einem Essen ins Schloß bittet. Nelly Sachs hatte am Abend vorher gezögert, und es war rührend zu hören, wie sie jetzt die Worte des Königs wiedergab, der gesagt hatte, sie solle ruhig zu ihm ins Schloß kommen; im Schloß wären sie alle sehr nett, und außerdem habe er im Schloß sehr schöne Sachen, die er ihr persönlich zeigen wolle. Dieses Versprechen hat der König dann auch am Abend vor Beginn des Banketts in die Tat umgesetzt, und Nelly Sachs so einige alte Bücher, Stiche und besondere Steine und Porzellane gezeigt. Daß er außerdem mit ihr die ganze Zeit nur deutsch sprach und sie nicht in die Verlegenheit brachte, ihr schlechtes Schwedisch zu zeigen, war eine besonders schöne Geste des alten Herrn. An diesem Abend hatten sich jedoch auf Wunsch der Nobelpreisträgerin Werner Weber, Bengt Holmquist und Amos Elon (der im Herbst bei Kindler das Buch „In einem heimgesuchten Land“ veröffentlicht hat, das in der „Zeit“ und im „Spiegel“ sehr heftig diskutiert wurde) und ich zusammengefunden. Was die Ergiebigkeit von Gesprächen anbelangt, so war dieser Abend sicherlich am fruchtbarsten, für mich jedoch oft sehr schwierig. Wir haben etwa drei Stunden zusammengesessen und sind dann ins Schloß gefahren, um in einem der Vorräume Nelly Sachs in Empfang zu nehmen. Auch im Schloß gibt es Kurzschluß, und gerade in dem Augenblick, als die Gäste das Schloß verlassen sollten, brannten auf den großen Treppen keine Lichter. So kamen denn die Gäste, von Dienern mit Taschenlampen begleitet, die Treppe herunter. Als Letzte erschien Nelly Sachs, aber ihr wurde nicht mit Taschenlampen geleuchtet, sondern ein livrierter, uralter Diener trug einen Kerzenkandelaber voraus, und dann folgte diese kleine Frau, von einem Kammerherrn geleitet, bis wir sie dann durch Schnee und Eis wieder in ihren Nobel-Wagen setzen konnten. 12.12. An diesem Tag gab die israelische Botschaft einen Empfang, der ja ursprünglich später geplant war. So hatte ich keine Einladung und war eigentlich recht froh, nicht hingehen zu müssen. Aber Nelly Sachs legte auf meine Begleitung entscheidenden Wert und ließ durch Bengt Holmquist bei der israelischen Botschaft für mich eine Einladung erbitten, die auch prompt kam. An diesem Mittag hatte Unseld ein Essen gegeben, an dem u.a. außer den 30 Liao 2012 Sansal 2011 Grossman 2010 Magris 2009 Kiefer 2008 Friedländer 2007 Lepenies 2006 Pamuk 2005 Esterházy 2004 Sontag 2003 Achebe 2002 Habermas 2001 Djebar 2000 Stern 1999 Walser 1998 Kemal 1997 Vargas Llosa 1996 Schimmel 1995 Semprún 1994 Schorlemmer 1993 Oz 1992 Konrád 1991 Dedecius 1990 Havel 1989 Lenz 1988 Jonas 1987 Bartoszewski 1986 Kollek 1985 Paz 1984 Sperber 1983 Kennan 1982 Kopelew 1981 Cardenal 1980 Menuhin 1979 Lindgren 1978 Kołakowski 1977 Frisch 1976 Grosser 1975 Frère Roger 1974 The Club of Rome 1973 Korczak 1972 Dönhoff 1971 Myrdal 1970 Mitscherlich 1969 Senghor 1968 Bloch 1967 Bea/Visser 't Hooft 1966 Sachs 1965 Marcel 1964 Weizsäcker 1963 Tillich 1962 Radhakrishnan 1961 Gollancz 1960 Heuss 1959 Jaspers 1958 Wilder 1957 Schneider 1956 Hesse 1955 Burckhardt 1954 Buber 1953 Guardini 1952 Schweitzer 1951 Tau 1950
Mitteilungen zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Sommer 2012 Aus Aus den den Archiven Freunden von Nelly Sachs noch Lagercrantz, Herausgeber der „Dagens Nyheter“ teilnahm, und anschließend ging es dann zu dem Empfang der israelischen Botschaft. Was dort angeboten wurde an Alkohol, kalten Platten usw. entsprach dem Rahmen der Frankfurter Buchmesse. Ich wurde während dieses Empfangs, wenn ich nicht gerade meinen Wachdienst bei Nelly Sachs versah, immer wieder von einem Rabbiner in Gespräche über Deutschland verwickelt. 13.12. An diesem Tag war es mir möglich, eine große Anzahl von Büchern, die ich mit nach Schweden genommen hatte, von Nelly Sachs signieren zu lassen. Ich freue mich ganz besonders, daß sie dabei, was bei ihr eine große Seltenheit ist, ein Buch für Sie persönlich signiert hat. An diesem Tag habe ich dann auch etwas Privatsekretärdienste bei Nelly Sachs verrichtet und eine Reihe von Briefen gelesen und empfohlen, was mit ihnen geschehen soll. Die Bettelbriefe und die Wünsche um Äußerungen in bestimmten Dingen reichen ja von einem Extrem bis zum anderen. Die Inhaberin eines Geschäftes für Schiffsausrüstungen schrieb, daß ihre Firma Konkursanmelden müsse, wenn Nelly Sachs ihr nicht 100.000 Kronen schicke, und ein Junge. Lt. Brief 18 Jahre, aus dem Harz, wollte wissen, ob Nelly Sachs es für seine weitere Entwicklung für gefährlich hielte, wenn er noch Karl-May-Bücher liest. Zwischen diesen beiden Polen gab es Hunderte von Varianten: Glückwünsche sowohl aus Israel wie aus Danzig, aus Moskau, aus Polen. Dazu Blumen, Orchideen und Riesenstöße von Glückwunschadressen. Als ich das sah, habe ich Ihren Brief nicht, wie ich vorhatte, mit einer Rose übergeben, sondern ihn in eine Kiste mit Sekt, die meine Frau und ich ihr persönlich zu ihrem 75. Geburtstag schenkten, hineingesteckt. Ich will nicht sagen, daß dieses Geschenk ihr am meisten Freude gemacht hat, aber, da es der einzige Sekt war, den man ihr aus Anlaß des Nobelpreises überreicht hatte, wurde dieser Karton mit großer Aufmerksamkeit registriert, und sie hat mich gebeten, Ihnen auch sehr herzlich dafür zu danken, und Weihnachten würde sie, wenn die Flaschen geöffnet werden, auf unser Wohl trinken. 14.12. An diesem Tag gab der deutsche Botschafter seinen Empfang. Der Kreis der Besucher war nicht sehr groß, vielleicht 50 oder 60, darunter u.a. Max Tau, Thomas v. Vegesack, wieder Olof Lagercrantz. Die Laudatio hielt Walter Jens, sehr gut, indem er auf die politische Situation von Deutschland einging. Die Gedichte von Nelly Sachs bezeichnete er als ein großes Geschenk an das deutsche Volk und sagte u.a., man solle Hitler nicht den Triumph gönnen, eine ewige Feindschaft zwischen Juden und Deutschen geschaffen zu haben. Die Resonanz dieser Worte war sehr stark. Ich wurde von vielen angesprochen. Es hieß, warum Walter Jens bisher in Deutschland mit keinem Preis ausgezeichnet sei. Auch der Botschafter kam noch extra zu mir und bezeichnete das als einen Skandal. Doch in Stockholm die Gründe aufzuzeigen, die dazu führen, daß Jens zwischen den Fronten steht, war nicht möglich, wobei ich vielleicht auch etwas befangen bin, da ich mit Walter Jens seit 15 Jahren gut bekannt, ja fast etwas befreundet bin. Mit Max Tau konnte ich auch noch länger sprechen. Er hat mir sehr herzliche Grüße an Sie aufgetragen und mich direkt beschworen, ich solle ja nicht vergessen, Ihnen diese Gründe zu bestellen. Dieser Empfang beim deutschen Botschafter war der Abgesang der festlichen Stockholmer Tage. Gewiß habe ich, wenn ich mit dem Taxi von einem Gespräch zum anderen fuhr – ich habe ja nicht jede Verabredung und jede Unterhaltung in diesem Bericht an Sie aufgezeichnet – manchmal geseufzt und es als Strapaze empfunden, aber jetzt rückblickend kann ich nur wieder sagen: es war ein ganz großes Erlebnis. Zwar habe ich bewußt vermieden, mich irgendwie nach vorne zu drängen, aber durch viele Gespräche ist es mir wohl gelungen, den Börsenverein und besonders auch den Stiftungsrat des Friedenspreises so zu vertreten, wie es sicherlich auch Ihnen entspricht. Die Zahl der Grüße, die mir an den Börsenverein, an den Stiftungsrat und auch teilweise an Sie persönlich aufgetragen wurden, ist sehr zahlreich. Die Tatsache, daß Nelly Sachs ohne den Friedenspreis wohl kaum den Nobelpreis erhalten hätte, wurde mir wiederholt ganz offen gesagt, auch in Gegenwart von Nelly Sachs. Der deutsche Buchhandel hat mit diesem Preis eine Möglichkeit, von der die meisten Mitglieder des Börsenvereins überhaupt nichts ahnen. Ihnen möchte ich noch einmal danken, daß Sie mich mit der Aufgabe, den Börsenverein und den Stiftungsrat des Friedenspreises in Stockholm zu vertreten, beauftragt haben. Ihr Hans-Heinrich Peters 31 Liao 2012 Sansal 2011 Grossman 2010 Magris 2009 Kiefer 2008 Friedländer 2007 Lepenies 2006 Pamuk 2005 Esterházy 2004 Sontag 2003 Achebe 2002 Habermas 2001 Djebar 2000 Stern 1999 Walser 1998 Kemal 1997 Vargas Llosa 1996 Schimmel 1995 Semprún 1994 Schorlemmer 1993 Oz 1992 Konrád 1991 Dedecius 1990 Havel 1989 Lenz 1988 Jonas 1987 Bartoszewski 1986 Kollek 1985 Paz 1984 Sperber 1983 Kennan 1982 Kopelew 1981 Cardenal 1980 Menuhin 1979 Lindgren 1978 Kołakowski 1977 Frisch 1976 Grosser 1975 Frère Roger 1974 The Club of Rome 1973 Korczak 1972 Dönhoff 1971 Myrdal 1970 Mitscherlich 1969 Senghor 1968 Bloch 1967 Bea/Visser 't Hooft 1966 Sachs 1965 Marcel 1964 Weizsäcker 1963 Tillich 1962 Radhakrishnan 1961 Gollancz 1960 Heuss 1959 Jaspers 1958 Wilder 1957 Schneider 1956 Hesse 1955 Burckhardt 1954 Buber 1953 Guardini 1952 Schweitzer 1951 Tau 1950
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