Heft 34 - Sektion Gera
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folge meines Klettertrainings im Steinicht unter<br />
Claudias strengen Anweisungen. Kurz vor<br />
dem Joch erwartet uns noch eine steile mit<br />
Schotter gefüllte Rinne zwischen zwei Felswänden<br />
hindurch. Na wenigstens ist es hier<br />
schön schattig und kühl.<br />
Und nun stehen wir auf dem schmalen Joch.<br />
Links führt eine Kletterroute auf den Gipfel des<br />
Treffauer (2304 Meter). Rechts auf den Tuxegg<br />
und gegenüber unseres Aufstiegsweges führt<br />
ein recht bedenklicher Pfad über Schotter steil<br />
bergab. Zu steil fi nden wir, denn nach einem<br />
Fehlversuch treten wir den Rückweg doch lieber<br />
über die extrem längere, aber bei weitem<br />
leichtere Route über den Treffauer an. Micha<br />
verspricht uns zur Motivation eine Quelle zur<br />
Auffüllung unserer Wasserfl aschen auf diesem<br />
Weg. Außerdem können wir nach kurzer leichter<br />
Kletterei noch einen Gipfel erklimmen, auf<br />
dem wir Rast machen und die Aussicht auf die<br />
benachbarten Täler und Berggipfel genießen.<br />
Micha jedoch drängt zum baldigen Aufbruch,<br />
der Weg ist noch lang. Ich habe leider nur noch<br />
ein kleines Notrestchen Wasser, doch bis zur<br />
Quelle wird das ausreichend sein, denke ich<br />
(haha). Den Anderen geht es ebenso, sind wir<br />
doch gnadenlos dem „brennenden Planeten“<br />
ausgeliefert. Nichts bietet Schutz vor den aggressiven<br />
Sonnenstrahlen. Der Abstieg über<br />
mehrere Kletterstellen, über Grasnarben, über<br />
Schotter steil nach unten erfordert ganze Aufmerksamkeit,<br />
die mich meinen Durst eigentlich<br />
vergessen lässt. Nach und nach fangen<br />
alle mehr oder weniger zu stolpern an. Jörg<br />
purzelt zu Boden, schreit nach einem Pfl aster,<br />
aber eigentlich hat er nur riesigen Durst, machen<br />
ihm doch schon seit heute Morgen seine<br />
Gedärme höchste Schwierigkeiten. Wenn der<br />
Körper nicht mehr funktionieren will, braucht<br />
er in erster Linie Flüssigkeit. Wir kratzen unsere<br />
letzten Getränkerestchen zusammen, damit<br />
Jörg wenigstens etwas zu Trinken bekommt.<br />
Und der Weg ist noch lang. Der Gedanke an<br />
die versprochene Quelle lässt uns weiter stolpern.<br />
Claudia, die vorneweg düst, hat eine<br />
schlechte Nachricht für uns. An einem riesigen<br />
Felsen rinnt ein stinkendes Rinnsal runter und<br />
verdunstet in einem kleinen übel riechenden<br />
Pfützchen mit lauter Würmern drin. Unseren<br />
Jungs schlafen die Gesichter bei dem Anblick<br />
ein. Das Wasser ist ungenießbar. Claudia und<br />
ich sind uns einig, wir müssen uns jetzt beeilen,<br />
um die Quelle am Ausgangspunkt unserer<br />
Wanderung zu erreichen. Und so fl itzen<br />
wir gemeinsam mit Jürgen vornweg. Nach ca.<br />
einer Stunde erreichen wir den Abzweig zur<br />
Quelle, wo wir alle verfügbaren Flaschen mit<br />
Wasser füllen und den Jungs entgegen bringen.<br />
Öih! Jungs, ihr seht wirklich scheiße aus.<br />
Nehmt mal einen Schluck! Das herrlich frische<br />
Quellwasser lässt sogleich die Lebensgeister<br />
wieder sprießen, die Männer weilen wieder<br />
unter uns. Jetzt ist der Weg zur Gruttenhütte<br />
nicht mehr weit. Dort freut sich die Hüttenwirtin<br />
über den super Getränkeumsatz.<br />
Am nächsten Tag beginnen wir unsere Wanderung<br />
bei leichtem Regen auf dem Kaisersteig.<br />
Habe ich gestern noch mit Trittsicherheit<br />
glänzen können, komme ich heute bei<br />
dem schmierigen und glitschigen Gestein nur<br />
rutschender Weise vorwärts. Wenn ich an den<br />
bevorstehenden Klettersteig denke, ist mir<br />
gar nicht wohl in meiner Haut. Außerdem weht<br />
es uns kalt unter das Jüpchen. Der Bergpfad<br />
in Richtung Ellmauer Halt (2<strong>34</strong>4 Meter) führt<br />
gleich ab Hütte recht steil bergauf. Bald schon<br />
befi nden wir uns im Schuttkar und die ersten<br />
Kletterstellen fordern bei der Nässe ganze<br />
Aufmerksamkeit. Doch dann hört es auf zu<br />
regnen, der Fels wird trockener und das Klettern<br />
wird wieder zum Vergnügen. Wir kommen<br />
recht gut voran. Grinsend weist Micha uns auf<br />
ein Stück Steig hin, der überdimensional mit<br />
Eisen abgesichert an einer geraden Wand<br />
angebracht wurde. Aber eigentlich kann man<br />
bequem daneben den Berg hoch laufen. Da<br />
hat wohl Einer Klettersteigbauen geübt. Nun<br />
sind die Eisen einmal da, dann benutzen wir<br />
sie eben auch. Der Gamsängersteig wird<br />
immer steiler. Warum nimmt man bei den<br />
Eisentritten eigentlich immer das Maß für<br />
Männer? So große Hufe habe ich doch nicht!<br />
Wenn die Jungs einen Schritt machen, muss<br />
ich mir mindestens zwei Zwischentritte suchen.<br />
Dafür gibt es herrliche Steinhenkel zum<br />
Hochziehen. Der Weg gabelt sich und Micha<br />
stellt die Gretchenfrage: „Wollen oder nicht<br />
Wollen?“ weiter auf dem Klettersteig? Wir einigen<br />
uns darauf, zunächst den Gipfel Ellmauer<br />
Halt zu besteigen und dann evtl. den Klettersteig<br />
noch von der anderen Seite in Angriff<br />
zu nehmen. Mitten in der Felswand klemmt<br />
eine kleine Hütte Name? Innen ist es duster<br />
und recht staubig. Ich fange schon mal an zu<br />
kehren, doch keiner der Jungs will hier mit<br />
mir frühstücken. Kurze Zeit später erreichen<br />
wir den Gipfel. Dicke Wolken verdecken den<br />
Blick ins Tal. Schwierig abschätzbar, ob das<br />
Wetter hält. Bei Regen auf dem Klettersteig,<br />
ich habe Bedenken, dass da meine Künste<br />
versagen. Bernhard, Jürgen, Claudia und ich<br />
entscheiden uns zum Abstieg. Die Anderen<br />
wollen sich doch an den Klettersteig heranwagen.<br />
So trennen sich unsere Wege. Beim<br />
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