Trachsler et al_Lernraum 2006.pdf - Pädagogische Hochschule Thurgau
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füllen abgegeben. Werden im <strong>Lernraum</strong> einfach Hausaufgaben gelöst, ist selbstverständlich auch<br />
die unmittelbare Notwendigkeit geringer, dies ausführlich zu planen und zu reflektieren, <strong>al</strong>s wenn<br />
es um die Regulierung des gesamten eigenen schulischen Lernens geht:<br />
40<br />
„Wir haben versucht, <strong>et</strong>was auszuweiten. Nur, wir tun uns <strong>et</strong>was schwer damit,<br />
das verpflichtend zu machen. Wir hätten eigentlich gern, wenn der Schüler geplant<br />
käme und am Schluss auch eine kleine Auswertung machen würde. Wir<br />
haben da ein Formular vorgegeben. Es würde eigentlich vom Schüler nicht <strong>al</strong>lzu<br />
viel brauchen, wenn er das ausfüllen würde. Das haben wir dann eigentlich auch<br />
eingeführt, wirklich in <strong>al</strong>len Klassen erklärt, was wir da möchten und sie darauf<br />
aufmerksam gemacht, dass es eine gute Sache wäre. Aber es wird sehr wenig<br />
genutzt. Und da es eben ein freiwilliges Angebot ist, haben wir <strong>et</strong>was Mühe<br />
damit, das j<strong>et</strong>zt auch noch verpflichtend zu machen.“<br />
Zwei Grundvorauss<strong>et</strong>zung bleiben sowohl in integrierten Lernräumen <strong>al</strong>s auch in den Zusatzangeboten<br />
bestehen: (a) Arbeits- und Lerntempi der Schülerinnen und Schüler unterscheiden sich. Nicht<br />
jeder und jede muss gleich lange arbeiten, um das selbe Ziel zu erreichen. (b) Nicht jeder und jede<br />
stellt an sich selbst die selben Leistungsansprüche. Die Überprüfung der Lernziele und Lernstandserfassung<br />
sind damit in Schulen oder auch Klassen, die nach Konzepten eigenständigen Lernens<br />
geführt werden, zentr<strong>al</strong>e Instrumente zur Regulierung von Lehr-Lernprozessen und zur Gewährleistung<br />
von Verbindlichkeit hinsichtlich Lernzielen und Leistungsniveaus. Was sich gegenüber<br />
einem eher an einer Klasse, am „mittleren Schüler“ orientierten Unterricht ändert ist, dass die<br />
Schülerinnen und Schüler selbst eine aktive Rolle übernehmen im Monitoring ihrer Lernprozesse,<br />
Lerninh<strong>al</strong>te, Lernerfolge und Lernschwierigkeiten.<br />
5.7.3 Lerninh<strong>al</strong>te und Lernziele<br />
In den Lernräumen werden vorwiegend Inh<strong>al</strong>te der promotionsrelevanten Hauptfächer gelernt:<br />
Mathematik, Deutsch und Französisch. Seltener anzutreffen sind Englisch, Geschichte, Geografie<br />
oder Biologie. Die Lerninh<strong>al</strong>te orientieren sich dabei in erster Linie am Lehrplan.<br />
Alle ang<strong>et</strong>roffenen Lernräume sind für die Arbeit mit Papier und Computer ausgerüst<strong>et</strong> und lassen<br />
wenig Spielraum für sinnliche Experimente und Erfahrungen zu (vgl. Kapitel 5.4). Für handlungsorientierte<br />
Unterrichtsarrangements im musischen Bereich oder Versuche, wie sie im naturwissenschaftlichen<br />
Unterricht durchgeführt werden, eignen sich die dafür ausgestatt<strong>et</strong>en Spezi<strong>al</strong>räume<br />
nach wie vor besser.<br />
In Schulen mit regulärem Unterricht im <strong>Lernraum</strong> stellt sich offenbar ab und zu die Frage der Abgrenzung<br />
zwischen Bearbeitung von Pflichtaufgaben, die zum Unterricht gehören und solchen, die<br />
während der Freizeit, <strong>al</strong>so <strong>al</strong>s Hausaufgaben erledigt werden sollen.<br />
„Es find<strong>et</strong> nicht Hausaufgabenstunde statt im <strong>Lernraum</strong>. Es sind Aufträge, welche<br />
die Schüler zum Teil erledigen müssen, weil die Lektionen fehlen, da sind sie ja im<br />
<strong>Lernraum</strong>. Also musst du gewisse Übungsphasen mit Aufträgen an die Schüler<br />
delegieren.“<br />
An einigen Schulen führen die Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse eine Art Abschlussprojekt<br />
mit selbst gewähltem Inh<strong>al</strong>t durch (zum Beispiel zu dritt ein Bienenhaus zimmern oder ein<br />
Fest organisieren), dessen Planungsphase im <strong>Lernraum</strong> stattfind<strong>et</strong>.<br />
Bei <strong>al</strong>len Lehrpersonen anzutreffen ist auch die Ide<strong>al</strong>vorstellung von autonom lernenden Schülerinnen<br />
und Schüler, die aus eigenem Interesse zu neuen Ufern jenseits des Pflichtstoffs aufbrechen: