Zur Ortmeyer-Kampagne gegen Petersen und den Jenaplan
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zu Freiheit <strong>und</strong> Geist" (Allg. Erziehungswissenschaft) "Freiheit meint: sich selbst<br />
gewinnen; <strong>und</strong> Geist: sich dem Anderen verb<strong>und</strong>en wissen <strong>und</strong> verbin<strong>den</strong> - Freiheit:<br />
hören <strong>und</strong> antworten können; Geist: Verantwortung übernehmen. Beides verbindet<br />
sich im Begriff der Personalität <strong>und</strong> ereignet sich in jenem 'Gefüge von<br />
Zuständigkeit' (Schaller), das wir 'Gemeinschaft' nennen (W. Kosse)..."[Erika Kosse<br />
(2008), Textpassagen aus der Dissertation zu "Bildung <strong>und</strong> Erziehung", in:<br />
KINDERLEBEN 27, S.(50-53) 50 f.] So entstehen durch die Berufung auf die<br />
zeitgenössischen "Rasse"theorien bei <strong>Petersen</strong> die Pole Vererbung/Erbcharaktere, die<br />
"nicht gewandelt" wer<strong>den</strong> können, sowie die "rein menschliche Gesinnung", die im<br />
Sinne von Freiheit <strong>und</strong> Geist "in allen erzogen wer<strong>den</strong> (kann)". Diese Gesinnung ist<br />
an "keinen Menschentyp, an keinen Erbcharakter geb<strong>und</strong>en". [ Peter <strong>Petersen</strong> (1937),<br />
Führungslehre des Unterrichts, S. 258 - nach <strong>Ortmeyer</strong> 2008, S. 104. Hervorhebung:<br />
H.D. So schreibt <strong>Petersen</strong> auch in "Ursprung der Pädagogik" 1931, S.86: "Jeder<br />
Einzelne ist durch seine Verwurzelung 'geborene Individualität' <strong>und</strong> eingefügt der<br />
Wirklichkeit, naturhaft, zugleich geistig verwurzelt dadurch, dass er als auffassendes<br />
<strong>und</strong> wertendes Wesen in das apriorische System der Werte eingefügt ist"<br />
(Hervorhebungen im Original)] <strong>Petersen</strong>s gibt zwar Details der Rassenlehre des NS-<br />
Rasse-Ideologen Erich Jaensch wieder, setzt sich aber zugleich von diesem ab, indem<br />
er sein metaphysisches Denkmodell einer ausnahmslos alle Menschen gleichermaßen<br />
betreffen<strong>den</strong> Bestimmung zu Freiheit <strong>und</strong> Geist hervorhebt. [Es muss allerdings<br />
eingeräumt wer<strong>den</strong>, dass <strong>Petersen</strong> bei der Erwähnung des ab 1933 zum<br />
Nationalsozialisten "mutierten" (H.Retter), eine beherrschende Rolle spielen<strong>den</strong><br />
Wissenschaftlers Jaensch, die mittlerweile "rassistische Auslesefunktion der<br />
Jaenschen Typologie" stillschweigend übergeht.(Vergl. Retter 2007, S. 292 f.)Vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> von Huxleys Roman "Schöne neue Welt" (1932) als Beispiel einer<br />
zeitgenössischen gesellschaftlichen Schreckensvision, zeigt sich, dass <strong>Petersen</strong> mit<br />
<strong>den</strong> genannten zwei Polen eine realistische, <strong>und</strong> zugleich zum Humanen hin<br />
geöffnete pädagogische Anthropologie vertritt. Bei Huxley wird der Einzelne bereits<br />
durch physische Manipulation des Fötus konditioniert sowie durch mentale<br />
Indoktrinierung geprägt! (Hinweis von Eva Marijke Draeger)]<br />
In der "Pädagogik der Gegenwart" setzt sich <strong>Petersen</strong> ganz im Sinne seiner<br />
Auffassung über Vererbung <strong>und</strong> Gesinnung mit dem Buch des NS-Autors Gerhard<br />
Pfahler "Warum Erziehung trotz Vererbung?"(1935) auseinander. Angesichts der<br />
allgemeinen Dominanz der Vererbungswissenschaft im NS-Staat stellt auch <strong>Petersen</strong><br />
die Frage: "Innerhalb welcher Grenzen ist Erziehung möglich?" Gerade weil das Erbe<br />
die Freiheit des Menschen begrenzt, müsse sich der Pädagoge der Grenzen der<br />
erzieherischen Einwirkung bewusst sein ('Grenzbewusstsein'). Er müsse trotz der für<br />
nötig angesehenen Beachtung der "Erbcharaktere" das "Feld des Gemeinsamen" mit<br />
Hilfe der geistigen Tugen<strong>den</strong> pflegen, er müsse dafür sorgen, dass auch die<br />
nachkommen<strong>den</strong> Geschlechter in Sitte, Gesetz <strong>und</strong> Lebensaufgabe des Volkes<br />
hineingestellt wer<strong>den</strong>. So wird bei Pfahler <strong>und</strong> <strong>Petersen</strong> im Gleichklang "Erziehung<br />
trotz Vererbung im letzten <strong>und</strong> höchsten Sinne gefordert, 'weil Volk sein muss <strong>und</strong><br />
ohne Volk kein Leben des einzelnen ist'." [Textzitate bei <strong>Ortmeyer</strong> (2008), S. 119 f.]<br />
Zu vermerken ist auch hier <strong>Petersen</strong>s Vorrang der Erziehung in der (Volks-