Zur Ortmeyer-Kampagne gegen Petersen und den Jenaplan
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Skieras u.a. aufgegriffen <strong>und</strong> zu einer neuen, dem 21. Jahrh<strong>und</strong>ert angemessenen<br />
„schöpferische Synthese“ der Reformpädagogik verarbeitet wor<strong>den</strong> waren.[Siehe<br />
Draeger 2002, bes. S. 66.68 f.] In dieser Synthese wurde nach <strong>den</strong> Worten des<br />
Wiener Pädagogen <strong>und</strong> Experten für Vergleichende Erziehungswissenschaft<br />
Harald Eichelberger auch die "Integration der Prinzipien einer anderen<br />
reformpädagogischen Richtung <strong>und</strong> die Realisierung derselben ermöglicht" [Siehe<br />
Geleitwort von Harald Eichelberger zu Kees Both (2001), S.8] - <strong>und</strong> damit in<br />
kluger <strong>und</strong> gezielter Arbeit ein solides F<strong>und</strong>ament für die reformpädagogische<br />
Schule der Zukunft in Europa geschaffen.<br />
Diese Entwicklungen wer<strong>den</strong> vom Frankfurter Erziehungswissenschaftler<br />
<strong>Ortmeyer</strong> ignoriert. Skieras Dissertation wird gar nicht genannt, die deutsche<br />
Version von <strong>Jenaplan</strong> 21 wird übersehen <strong>und</strong> damit auch die ganze dem zu<br />
Gr<strong>und</strong>e liegende breite Schulentwicklung mit klar erkennbarem Einfluss auf die<br />
deutschen (<strong>und</strong> weiteren europäischen) <strong>Jenaplan</strong>-Schulen heute. Auch<br />
KINDERLEBEN mit seinen regelmäßigen Übersetzungen von exemplarischen<br />
niederländischen <strong>Jenaplan</strong>-Texten findet keine Beachtung.<br />
Gerade Reformschulen vom Typ des <strong>Jenaplan</strong>s 21 mit ihrem Qualitätsmerkmal<br />
"kritisch", ihrer kindgerechten Leistungsbewertung, ihrer Gesprächs- <strong>und</strong><br />
Diskussionskultur, mit ihrer Betonung des selbstregulierten Lernens u.a. sind<br />
gerade nicht auf Anpassung, sondern auf die Entwicklung starker, freier<br />
Persönlichkeiten gerichtet. So frage ich mich heute auch, ob nicht die <strong>Ortmeyer</strong>-<br />
<strong>Kampagne</strong> auf die Diskreditierung sozialer, kritischer, kreativer <strong>und</strong> auf<br />
<strong>gegen</strong>seitigen Respekt <strong>und</strong> sozialen Umgang orientierter Schulen hinausläuft.<br />
Denn wer die <strong>Jenaplan</strong>-Pädagogik als Ganze abschaffen will, sorgt für eine<br />
Verarmung der Schullandschaft <strong>und</strong> bringt uns einer stromlinienförmigen, ö<strong>den</strong><br />
Paukschule ohne jede Lebendigkeit näher.<br />
Um nun aber die nicht zu übersehen<strong>den</strong> Erfolge der niederländischer <strong>Jenaplan</strong>-<br />
Schulen zu erklären, musste noch schnell eine Erklärung dafür gef<strong>und</strong>en wer<strong>den</strong>,<br />
wieso <strong>Petersen</strong>s (angeblich durch <strong>und</strong> durch "autoritärer, antidemokratischer,<br />
rassistischer" etc., s.o.) <strong>Jenaplan</strong> gerade in <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong> solchen Anklang<br />
findet. Die Antwort <strong>Ortmeyer</strong>s verschlägt einem <strong>den</strong> Atem: Neben einer<br />
bew<strong>und</strong>erswerten Gegenwehr <strong>gegen</strong> die Deportation von Jüdinnen <strong>und</strong> Ju<strong>den</strong><br />
nach 1940 habe es ja in <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong> auch die Verräter gegeben. "Vielleicht<br />
w<strong>und</strong>ert es dann weniger, dass <strong>Petersen</strong> angesichts einer ebenfalls vorhan<strong>den</strong>en<br />
starken Gr<strong>und</strong>strömung holländischer Kollaboration" mit <strong>den</strong> NS-Besatzern bei<br />
"bestimmten Kreisen in <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong> solche Zustimmung findet", schreibt<br />
<strong>Ortmeyer</strong> 2009 - 64 Jahre nach der Befreiung der Niederlande von deutscher<br />
Besatzung![Vergl. <strong>Ortmeyer</strong> 2008, S.50, Anm. 102] Hier schießt <strong>Ortmeyer</strong> wieder<br />
weit übers Ziel hinaus <strong>und</strong> schädigt gleichzeitig <strong>den</strong> Ruf der Gründergeneration<br />
der niederländischen <strong>Jenaplan</strong>bewegung! Ross <strong>und</strong> Reiter nennt er nicht - die<br />
"bestimmten Kreise" bleiben im unbestimmten Dunkeln. Semper quid haeret - es<br />
bleibt immer etwas hängen! Dabei hätte er es doch so einfach gehabt, bei Skiera<br />
nachzulesen was das für Leute waren, die Mitte der 1960-er Jahre entschlossen<br />
das Netzwerk der niederländischen <strong>Jenaplan</strong>-Pädagogik aufgebaut haben. Sie<br />
begannen ihr Werk - anders als wir nach der Lektüre <strong>Ortmeyer</strong>s vermuten müssen