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Zur Ortmeyer-Kampagne gegen Petersen und den Jenaplan

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Unterhaltung 'im Kreis'...mit dem Führergruß". Be<strong>den</strong>kt man, dass <strong>Petersen</strong><br />

gr<strong>und</strong>sätzlich die (zu diesem Zeitpunkt schon massiven) staatlichen Verordnungen<br />

von <strong>den</strong> schuleigenen <strong>und</strong> jenaplan-typischen Formen <strong>und</strong> Feiern trennen wollte [vgl.<br />

Kluge (1992),S. 187], kann man das, was in einem "Kreis" passiert nicht einfach mit<br />

einer staatlich verordneten "Versammlung" vermischen. Sollte <strong>Ortmeyer</strong> eine andere<br />

Übersetzung benutzt haben, müsste er das hier kennzeichnen <strong>und</strong> seine vom<br />

angegebenen Quellenband Retters abweichende Varianten begrün<strong>den</strong>! <strong>Ortmeyer</strong><br />

weist natürlich nicht darauf hin, dass <strong>Petersen</strong> die inzwischen als Staatsjugend<br />

etablierte Hitlerjugend (s.o.) akzeptieren musste. Den Satz Jedrychowskas "Bei<br />

festlichen Anlässen treten uniformierte Gruppen auf" verwandelt <strong>Ortmeyer</strong> in: "In<br />

feierlichen Augenblicken treten militärische Formen auf"! Abgesehen davon, dass bei<br />

der polnischen Pädagogin das Wort "militärisch" nicht vorkommt (eine klare<br />

Steigerung des Uniformierten entsprechend der o.g. Intention <strong>Ortmeyer</strong>s) kann nun<br />

nach der verfälschen<strong>den</strong> Textwiedergabe <strong>Ortmeyer</strong>s praktisch in jedem beliebigen<br />

"feierlichen Augenblick" das Feierliche zum Monströs-Militärischen mutieren.<br />

Vorsicht! In <strong>Jenaplan</strong>-Schulen wurde <strong>und</strong> wird viel gefeiert...[Vergl. Retter (1996), S.<br />

174 mit <strong>Ortmeyer</strong> (2008), S.24, Anm. 39 - Kann Erziehungswissenschaft heute<br />

dermaßen willkürlich mit Texten umgehen?!]<br />

Der erste Satz des letzten Abschnitts wird bei <strong>Ortmeyer</strong> auch abweichend "übersetzt":<br />

"Beim Vergleich der Theorie <strong>Petersen</strong>s mit ihrer <strong>gegen</strong>wärtigen gesellschaftlichen<br />

Realisierung wer<strong>den</strong> <strong>den</strong> geschätzten Lesern unschwer zu bestimmten Fällen<br />

Änderungen auffallen." Mit dem hier willkürlich eingesetzten Wort "Änderungen"<br />

interpretiert <strong>Ortmeyer</strong> schon Jedrychowskas unschärfere Formulierung "bestimmte<br />

Rückschlüsse", die dem Leser erlaubt seien [Hervorhebungen der Kontraste: H.D.],<br />

<strong>und</strong> will bei seinem kurzen Textauszug nochmals <strong>den</strong> Nachdruck auf das Andere von<br />

<strong>Petersen</strong>s Schule im "Dritten Reich" legen. Auch leitet Jedrychowska diesen Absatz<br />

nicht mit dem Wort "Theorie" ein, sondern mit "Pädagogik <strong>Petersen</strong>s". Es geht<br />

Jedrychowka aber hier nicht allgemein um eine staatspolitische,<br />

erziehungswissenschaftliche oder sonstwie geartete "Theorie" <strong>Petersen</strong>s sondern um<br />

die konkrete Schulpädagogik in der <strong>Jenaplan</strong>-Schule zu Jena im Jahre 1938. Darum<br />

schließen sich direkt die konkludieren<strong>den</strong> Sätze an : "Die Gemeinschaftsschule<br />

gewinnt ihre eigene Gestalt. Sie entwickelt sich in Abhängigkeit von <strong>den</strong><br />

Bedingungen, unter <strong>den</strong>en sie existiert. Sie enthält die Bausteine, mit <strong>den</strong>en sie<br />

gestaltet wird, aus dem täglichen gemeinsamen Bemühen um ihre geistigen Inhalte."<br />

<strong>Ortmeyer</strong> lässt diese sehr konzisen <strong>und</strong> prägnanten Worte weg, weil er endgültige<br />

(negative) Urteile fällen <strong>und</strong> <strong>den</strong> lebendigen, aktiven Prozess einer Schulgestaltung in<br />

schwierigstem Umfeld nicht wahrhaben will.<br />

Die mittleren sechs Seiten des Artikels stellen ebenfalls eine geradezu musterhafte<br />

reflektierende "fachmännische" Beschreibung der Jenaer Schulwirklichkeit in ihrer<br />

ganzen Breite durch die kluge polnische Pädagogin dar. Daraus zu zitieren passt nicht<br />

ins Konzept <strong>Ortmeyer</strong>s. Denn Jedrychowska sieht an der Jenaer Schule "Lehrer als<br />

Führer" mit "wirklichem, echtem, fürsorglichem Handeln", Kinder können in einer<br />

Erziehungssituation durchaus auch - abhängig von ihrem "Persönlichkeitswert" - "das<br />

geistige Übergewicht" <strong>gegen</strong>über dem Erwachsenen bekommen. Die Schüler zeigen

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