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Zur Ortmeyer-Kampagne gegen Petersen und den Jenaplan

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(1989), Reformpädagogik. Eine kritische Dogmengeschichte. Weinheim u.a.,<br />

S.120 f. nach: Will Lütgert (2001), Die Permanenz des Jena-Plans, in: Ralf<br />

Koerrenz/Will Lütgert (Hg.)(2001), Jena-Plan – über die Schulpädagogik hinaus,<br />

Weinheim <strong>und</strong> Basel, S.145-158, hier S. 153. Hervorhebung: HD)]<br />

Man muss sich angesichts dieser schönen theoretischen Erörterungen fragen,<br />

warum in <strong>den</strong> vergangenen zwei Generationen seit dem Krieg keine einzige<br />

<strong>Jenaplan</strong>-Schule bekannt gewor<strong>den</strong> ist, die sich der allgemeinen demokratischen<br />

Schulgesetzgebung widersetzt oder die sich als Hort des Antisemitismus entpuppt<br />

hätte. Zum anderen wird bei <strong>den</strong> Kritikern <strong>Petersen</strong>s weitgehend das starke<br />

partizipativ-demokratische sowie emanzipatorische Element übersehen, worauf<br />

Retter <strong>und</strong> Skiera deutlich hingewiesen haben. [Siehe Retter 2007, S.867.873 <strong>und</strong><br />

KL 27, S.32 sowie Skiera (1982), S. 30. 308 ff.314]<br />

<strong>Ortmeyer</strong> weist auf Heinz-Joachim Heydorns Auseinandersetzung mit der<br />

"modernen Pädagogik" <strong>Petersen</strong>s, die bereits vor 1933 eine "explosive Mischung"<br />

aus modernen, konservativen <strong>und</strong> reaktionären Elementen gewesen sein soll. [<strong>Zur</strong><br />

Einschätzung dieser Mischung bei <strong>Petersen</strong> hat m.E. Peter Fauser (Jena) <strong>den</strong><br />

positiven <strong>und</strong> treffen<strong>den</strong> Terminus "eine andere Moderne" gef<strong>und</strong>en.(Siehe<br />

Draeger 2009b, S.21)] Kernstück sei "eine durch diese absurde Synthese erreichte<br />

Irrationalität, die Heydorn als 'Brutstätte der Inhumanität' kennzeichnet." [Dass<br />

Rationalität nicht automatisch zum Guten <strong>und</strong> Irrationalität nicht automatisch zum<br />

Bösen hinführt, sollte eigentlich mittlerweile in Frankfurt/Main bekannt sein.]<br />

Auch die Übernahme dieser Bildsprache „explosive Mischung“, „absurde<br />

Synthese“ mit Blick auf <strong>den</strong> <strong>Jenaplan</strong> bei <strong>Ortmeyer</strong> zeigt das völlige Nicht-<br />

Verstehen oder Nicht-Verstehen-Wollen (auch ein Mangel an Rationalität!)<br />

dessen, was die <strong>Jenaplan</strong>-Pädagogik in Theorie <strong>und</strong> Praxis darstellt. Diese<br />

violenten Bilder enthalten die klare Aufforderung, solch ein furchtbares Gebilde<br />

schnellst möglich aufzulösen <strong>und</strong> zu beseitigen, bevor der Knall losgeht oder ein<br />

abwegiges Konstrukt über uns hereinbrechen könnte.<br />

Gleichzeitig hebt <strong>Ortmeyer</strong> aber auch <strong>den</strong> Kampf Heydorns <strong>gegen</strong> die<br />

sozialdemokratischen Gesamtschulprojekte der 1970-er Jahre als "Abkehr vom<br />

humanistischen Bildungsideal" <strong>und</strong> "Unterordnung der Idee der Bildung unter<br />

Produktionsfetischismus <strong>und</strong> Kulturverweigerung" hervor. Damit entwerfe<br />

Heydorn "ein inhaltliches, geschichtlich begründetes Gegenprogramm zu...der<br />

etablierten Erziehungswissenschaft in Deutschland der letzten h<strong>und</strong>ert<br />

Jahre".[<strong>Ortmeyer</strong> 2009, S. 16 f. Hervorhebungen: H.D.] Wie <strong>Ortmeyer</strong> heute als<br />

Erziehungswissenschaftler das "humanistische Bildungsprogramm" durchsetzen<br />

will, bleibt unklar, - aber in der Nachfolge Heydorns kann es wohl kaum eine<br />

Gesamtschule oder gar eine Gemeinschaftsschule sein. [Zum Thema<br />

Gemeinschaftsschule in Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart siehe KINDERLEBEN.<br />

Zeitschrift für <strong>Jenaplan</strong>-Pädagogik Nr.29 (Juli 2009) <strong>und</strong> voraussichtlich Nr.31!]<br />

Der Hinweis auf dem Werbeblatt für <strong>Ortmeyer</strong>s Habilitationsschrift [<strong>Ortmeyer</strong> 2009]<br />

auf die "bis heute wirkende" "Reaktivierung der im Kern reaktionären Konzeptionen<br />

von Erziehung nach 1945" weckt unsere besondere Neugier, da wir ja die<br />

Entwicklung der zurückliegen<strong>den</strong> Jahrzehnte auch aus eigener <strong>Jenaplan</strong>-Praxis gut<br />

kennen <strong>und</strong> zum großen Teil selbst durchlaufen haben. Wir erinnern uns schon mal

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