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Einfluss komplexitätsbezogener Faktoren auf Innovation. Eine ... - AFA

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Angaben zur wissenschaftlichen Arbeit<br />

Name (Copyrightinhaber): Christian Mayrhofer, MSc. BSc.<br />

Titel der Arbeit: <strong>Einfluss</strong> <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>Innovation</strong>. <strong>Eine</strong> empirische Analyse<br />

Sprache: Deutsch<br />

Verfasst bei (Professor/in, LV-Leiter/in): Univ.-Prof. Dr. Franz Tödtling<br />

Titel des Seminars/Kurses: Räumliche Ökonomie/ Spatial Economics<br />

Semester: SS 2012<br />

Universität / Fachhochschule: Wirtschaftsuniversität Wien (WU)<br />

Institut: Institut für Regional- und Umweltwirtschaft<br />

Erlangte Note: Sehr gut<br />

Mailadresse für evtl. Rückfragen: chrisimay[at]hotmail.com<br />

Der Verfasser / Die Verfasserin stellt diese Arbeit dem Akademischen Forum für<br />

Außenpolitik (<strong>AFA</strong>) zur Verfügung, um diese <strong>auf</strong> der Plattform International-<br />

Relations.at zu veröffentlichen. Das Copyright bleibt dadurch unberührt. Alle<br />

Angaben zur Arbeit (wie etwa Note, Seminar und Universität) wurden vom<br />

<strong>AFA</strong> <strong>auf</strong> deren Richtigkeit durch dementsprechende Nachweise geprüft. Die<br />

Arbeit darf unter Hinweis <strong>auf</strong> den Verfasser / die Verfasserin zitiert werden,<br />

wobei der Link zur Arbeit in jedem Fall anzugeben ist. Das Akademische Forum<br />

für Außenpolitik (<strong>AFA</strong>) übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der<br />

Arbeit.


EINFLUSS<br />

KOMPLEXITÄTSBEZOGENER<br />

FAKTOREN AUF INNOVATION.<br />

EINE EMPIRISCHE ANALYSE<br />

M A S T E R - T H E S I S<br />

WIRTSCHAFTSUNIVERSITÄT WIEN<br />

INSTITUT FÜR REGIONAL- UND UMWELTWIRTSCHAFT<br />

BETREUER:<br />

A.O. UNIV.-PROF. DR. GUNTHER MAIER, INSTITUTSVORSTAND<br />

UNIV.-PROF. DR. FRANZ TÖDTLING<br />

KANDIDAT:<br />

CHRISTIAN MAYRHOFER<br />

MATR.-NR.: 0750901<br />

STUDIUM: MASTER VOLKSWIRTSCHAFT<br />

WIEN, 2013


Inhaltsverzeichnis<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

1 Danksagungen ................................................................................................... 5<br />

2 Abstract ............................................................................................................ 5<br />

3 Hintergrund ....................................................................................................... 5<br />

4 Abl<strong>auf</strong> und Methodik ........................................................................................ 6<br />

4.1 Kurzdarstellung .......................................................................... 6<br />

4.2 Detaillierter Abl<strong>auf</strong> .................................................................... 7<br />

5 Zielsetzung und Hypothese ............................................................................... 8<br />

6 <strong>Innovation</strong>smodelle und -systeme ..................................................................... 9<br />

6.1 <strong>Innovation</strong>smodelle ..................................................................... 9<br />

6.2 <strong>Innovation</strong>ssysteme .................................................................. 13<br />

6.3 CIS - Corporate <strong>Innovation</strong> System ......................................... 14<br />

6.4 Beschreibung der gewählten Wirkungsbereiche eines<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems ................................................................. 16<br />

6.4.1 Akteure ........................................................................ 16<br />

6.4.2 Aktivitäten ................................................................... 16<br />

6.4.3 Ressourcen ................................................................... 17<br />

6.4.4 Institutionen ................................................................ 17<br />

6.5 <strong>Innovation</strong>sindikatoren ............................................................. 17<br />

7 Komplexität .................................................................................................... 19<br />

7.1 Gewählte Indikatoren der Komplexität .................................... 25<br />

8 Komplexe Systeme und <strong>Innovation</strong> ................................................................ 26<br />

9 Kombination CIS & Komplexität ................................................................... 30<br />

10 Empirische Analyse ....................................................................................... 33<br />

10.1 Datenverfügbarkeit ................................................................. 34<br />

10.2 Untersuchungsdesign .............................................................. 34<br />

10.2.1 Zum Wesen komplexer <strong>Innovation</strong>suntersuchungen.. 34<br />

10.2.2 Untersuchungsmethode .............................................. 35<br />

10.2.3 <strong>Faktoren</strong> für die Gruppenrecherche ........................... 36<br />

10.2.4 <strong>Faktoren</strong> für Datenbankrecherche und systematische<br />

Ableitungen ................................................................ 37<br />

10.2.5 <strong>Faktoren</strong> für die Befragung ........................................ 38<br />

10.2.6 Stichprobe, Größe und Zeitraum ............................... 39<br />

10.3 Modell ..................................................................................... 39<br />

10.3.1 Regressionsanalyse ..................................................... 42<br />

11 Ergebnisse ..................................................................................................... 44<br />

2


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

11.1 Deskriptive Statistiken ........................................................... 44<br />

11.1.1 Verteilungen <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> .......... 52<br />

11.2 Regressionsoutputs ................................................................. 57<br />

12 Interpretation ................................................................................................ 59<br />

13 Rankings........................................................................................................ 62<br />

14 Schlussbemerkungen ...................................................................................... 62<br />

15 Quellen .......................................................................................................... 64<br />

15.1 Literaturverzeichnis ................................................................ 64<br />

15.2 Abbildungsverzeichnis: ........................................................... 71<br />

15.3 Tabellenverzeichnis ................................................................. 71<br />

Abb. 1 Schwarm als Beispiel eines komplexen Systems<br />

Quelle: Miller, 2007<br />

„Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It<br />

always defeats order because it is better organized“<br />

3<br />

Terry Prachett


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Ehrenwörtliche Erklärung<br />

Hiermit versichere ich, dass ich die eingereichte Master-Thesis selbstständig<br />

verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und<br />

mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfsmittel bedient habe. Ich versichere<br />

ferner, dass ich diese Master-Thesis bisher weder im In-, noch im Ausland in<br />

irgendeiner Form als wissenschaftliche Arbeit vorgelegt habe.<br />

Wien, am 23. Jänner 2013<br />

Christian Mayrhofer<br />

4


1 Danksagungen<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Univ.-Prof. Dr. Gunther Maier und Univ.-Prof. Dr. Franz Toedtling -<br />

Wirtschaftsuniversität Wien; Dr. Sonja Embst - Technische Universität Graz;<br />

Mag. Heidrun Schöfnagel - FFG; Michael Pfeifer - Akademisches Forum für<br />

Außenpolitik; Jakob Hager, Anna Mikulan, Bsc.; Viktor Ludwig, Clemens<br />

Oberhofer, BSc.<br />

2 Abstract<br />

Diese Thesis untersucht den <strong>Einfluss</strong> <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>Innovation</strong>. Nach Begriffsbestimmungen in den Bereichen <strong>Innovation</strong> und<br />

Komplexität und der Festlegung entsprechender <strong>Faktoren</strong> wurde hierzu mit<br />

Partnern eine Erhebung durchgeführt, die Daten über die Ausprägungen der<br />

Komplexität in den <strong>Innovation</strong>ssystemen österreichischer (Groß)unternehmen<br />

liefert. Die Ergebnisse wurden zu Komplexitätsfaktoren aggregiert und diese im<br />

Rahmen einer logistischen binären Regression neben weiteren Parametern <strong>auf</strong><br />

die <strong>Innovation</strong>schancen der Unternehmen regressiert. Die Ergebnisse<br />

veranschaulichen, dass neben klassischen Erklärungsfaktoren der <strong>Innovation</strong> wie<br />

F&E-Aufwendungen oder der Patentanzahl, auch einzelne komplexitätsbezogene<br />

<strong>Faktoren</strong> einen signifikanten <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Chance, dass<br />

<strong>Innovation</strong>en entstehen, zeigen. Vor allem die Begriffe Freiheit und Dynamik<br />

spielen hier eine entscheidende Rolle. Unternehmerische <strong>Innovation</strong>ssysteme<br />

unter der Perspektive der Komplexitätstheorie zu untersuchen, bietet somit<br />

zusätzlichen Erklärungswert.<br />

3 Hintergrund<br />

„Aus der Betrachtung von Volkswirtschaften oder Organisationen als komplexe,<br />

sich entwickelnde Systeme resultiert eine neue Herangehensweise an das Thema<br />

<strong>Innovation</strong>. Sie ermöglicht Entscheidungsträgern eine bessere Einschätzung,<br />

welche Bedeutung Beziehungen und Interaktionen innerhalb eines<br />

Unternehmens für erfolgreiche <strong>Innovation</strong>sprozesse haben“ [1] , so Curt Lindberg,<br />

Chief Learning & Science Officer des Plexus Institutes in New Jersey, USA in<br />

einem im Jahr 2010 erschienenen Interview.<br />

[1] Performance, 2010: 39<br />

5


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Viele neuere Literaturbeiträge [2][3][4] erkennen wirtschaftliche Einheiten wie<br />

Unternehmen, die Volkswirtschaft in ihrer Gesamtheit oder Prozesse wie<br />

<strong>Innovation</strong>en als komplexe Systeme und betonen den Nutzengewinn, der aus<br />

dieser neuen Perspektive entsteht. Die Verbindung der Forschungsbereiche<br />

<strong>Innovation</strong> und Komplexität stellt ein noch junges und hochinteressantes<br />

Forschungsfeld mit viel Potential dar. Dass sich die Ansätze zur Evaluierung<br />

von <strong>Innovation</strong>, die in den existierenden Literaturbeiträgen wiederzufinden<br />

sind, bisher nur selten <strong>auf</strong> die Komponente Komplexität beziehen, bestätigt<br />

auch Embst (2010) von der Technischen Universität Graz [5] . In der Forschung<br />

wird die Analyse und Messung von <strong>Innovation</strong> heute in den unterschiedlichsten<br />

Disziplinen und unter verschiedensten Methoden durchgeführt. <strong>Eine</strong><br />

Forschungslücke bei der Kombination von Komplexität und <strong>Innovation</strong> besteht<br />

aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive u.a. darin, die Theorie komplexer<br />

Systeme mit der Praxis von <strong>Innovation</strong>ssystemen zu verbinden und diese zu<br />

quantifizieren.<br />

Vor diesem Hintergrund ist es zweckmäßig eine Erhebung österreichischer<br />

Betriebe im Bereich unternehmerischer <strong>Innovation</strong>ssysteme, mit besonderer<br />

Berücksichtigung des <strong>Einfluss</strong>es des Faktors Komplexität durchzuführen. Somit<br />

soll ermöglicht werden, die Bedeutung, die die Komplexität hier hat, besser<br />

einschätzen zu können. Zunächst ist es dafür notwendig, sich ein detailliertes<br />

Bild über unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssysteme und Komplexität in der<br />

Literatur zu verschaffen, bevor die <strong>Faktoren</strong> gemessen werden können. Im<br />

Anschluss finden die Ergebnisse der Erhebung Eingang in eine logistische<br />

Regression, die Aufschluss darüber gibt, in welchem Ausmaß die Komplexität<br />

der <strong>Innovation</strong>ssysteme die Chancen <strong>auf</strong> <strong>Innovation</strong> dieser Unternehmen<br />

beeinflusst. Abschließend kann damit ein Ranking erstellt werden, das unter<br />

verschiedenen Gesichtspunkten und <strong>Faktoren</strong> darstellbar ist.<br />

4 Abl<strong>auf</strong> und Methodik<br />

4.1 Kurzdarstellung<br />

Der Abl<strong>auf</strong> der Thesis ist in mehrere theoretische und empirische Schritte<br />

unterteilt. In der ersten Hälfte erfolgen eine Literaturrecherche, die Analyse<br />

relevanter Begriffe in den Bereichen <strong>Innovation</strong> und Komplexität und die<br />

Entwicklung eines neuen Modells, welches im empirischen Teil der Arbeit<br />

[2] Vgl. Faggini/Lux, 2009<br />

[3] Vgl. Finch/Orillard, 2005<br />

[4] Vgl. Goergen et al., 2010<br />

[5] Vgl. Embst, 2010: 5<br />

6


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

angewandt wird. In der zweiten Hälfte folgen die Darstellung der Ergebnisse der<br />

Unternehmenserhebung, die dazugehörigen deskriptiven Statistiken, die<br />

statistische Auswertung mithilfe einer logistischen Regressionsanalyse und<br />

dessen Interpretationen.<br />

4.2 Detaillierter Abl<strong>auf</strong><br />

Nach einer Einfürhung in den Kapiteln 1 bis 5, erfolgt in Kapitel 6<br />

<strong>Innovation</strong>ensmodelle und -systeme zunächst die Definition die Begriffe der<br />

<strong>Innovation</strong>, der <strong>Innovation</strong>smodelle (lineare und komplexe-interaktive), der<br />

<strong>Innovation</strong>ssysteme (NIS, CIS, RIS, TIS) und der <strong>Innovation</strong>sindikatoren. Es<br />

werden hier auch die Definitionsmerkmale von <strong>Innovation</strong>ssystemen und ihre<br />

Wirkungsbereiche, wie sie in der Thesis verwendet werden, festgelegt. In<br />

Kapitel 7 Komplexität erfolgen Definition und Diskussion der Begriffe der<br />

Komplexität, eines Systems und der komplexen Systeme. Nach einer<br />

wissenschaftlichen Orientierung wird der Komplexitätsbegriff, so wie er im<br />

Rahmen dieser Arbeit verwendet wird und seine Attribute und Indikatoren<br />

definiert und festgelegt. Bereits vorhandene, diesbezügliche wissenschaftliche<br />

Konzepte werden dazu verglichen und schließlich eine Auswahl der Indikatoren<br />

für die Thesis getroffen (CIS). Dies ist vor allem für die später erstellten<br />

Komplexitätsfaktoren notwendig, welche Eingang finden in die Regressions-<br />

analyse zur Bestimmung der <strong>Innovation</strong>schancen österreichischer (Groß)<br />

unternehmen. Im Anschluss daran erfolgt in Kapitel 9 Kombination CIS &<br />

Komplexität eine systematische Kombination der Indikatoren für Komplexität<br />

mit den Wirkungsbereichen eines unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems (CIS).<br />

Die Methode dieser systematischen Kombination wird aus einer Dissertation<br />

von Embst (2010) der Technischen Universität Graz übernommen [6] . Dieser<br />

entscheidende Schritt ermöglicht die Erstellung neuer Dimensionen der<br />

Komplexität in unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystemen, welche nun skalierbar<br />

sind und anschließend operationalisiert und im Rahmen einer Unternehmens-<br />

befragung erhoben werden können. Die Struktur und das Design dieser<br />

empirischen Erhebung werden im Unterkapitel 10.2 Untersuchungsdesign<br />

erläutert.<br />

Den Kern der Arbeit bildet eine logistische binäre Regression zur Erklärung der<br />

<strong>Innovation</strong>schancen österreichischer (Groß)unternehmen mit einer binären,<br />

dualen abhängigen Variable und insgesamt 8 erklärenden, unabhängigen<br />

Variablen, die im betreffenden Teil der Arbeit eingehend diskutiert und<br />

[6] Vgl. Embst, 2010: 89<br />

7


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

analysiert werden. Das Modell und die Variablen werden ab dem Kapitel 10<br />

Empirische Analyse und in den folgenden Unterkapitel beschreiben. <strong>Eine</strong> der 9<br />

erklärenden Variablen ist der eben beschriebene Komplexitätsfaktor, präziser<br />

ausgedrückt der „komplexitätsbezogene“ Faktor, dessen Werte aus der<br />

Unternehmenserhebung stammen. Diese Werte finden, wie oben erwähnt, als<br />

zusätzliche erklärende Variablen Eingang in die Logit-Regression. Die sich<br />

ergebenden Koeffizienten, die die Einflüsse der unabhängigen Variablen <strong>auf</strong> die<br />

binäre, abhängige Variable darstellen, können auch als Gewichtungsfaktoren<br />

interpretiert werden. Werden diese mit den Variablen selbst multiplikativ<br />

verknüpft und alle gewichteten <strong>Faktoren</strong> geeignet aggregiert, kann im<br />

Anschluss der Thesis ein Unternehmensranking erstellt werden, das unter vielen<br />

Perspektiven und unter unterschiedlichen <strong>Faktoren</strong> dargestellt werden kann.<br />

Zur grafischen Darstellung des Abl<strong>auf</strong>es der Arbeit sei <strong>auf</strong> Abb. 2 verwiesen:<br />

Indikatoren<br />

der<br />

Komplexität<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

Abb.2: Abl<strong>auf</strong> der Master-Thesis<br />

Wirkungsb.<br />

Operation-<br />

Befragung/<br />

<strong>Innovation</strong>salisierung<br />

&<br />

Komplexitäts<br />

+ Erhebung <br />

system<br />

Skalierung<br />

werte<br />

Systematische<br />

Kombination<br />

Logit-<br />

Regression<br />

Koeffizienten<br />

=<br />

Gewichte<br />

5 Zielsetzung und Hypothese<br />

…ergibt…<br />

Diese Thesis verfolgt zwei Zielsetzungen: Die erste stellt der neuartige<br />

wissenschaftliche Beitrag dar, in dessen Rahmen zunächst neue<br />

Komplexitätsfaktoren (durch die Kombination in Kaptiel 9) erstellt werden, um<br />

sie im Anschluss daran zusätzlich dazu verwenden zu können, den <strong>Einfluss</strong><br />

<strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen zu untersuchen.<br />

Die zweite Zielsetzung ist der empirische Teil, der die Praxis der <strong>Innovation</strong>s-<br />

systeme von österreichischen (Groß)unternehmen unter der Perspektive der<br />

8<br />

…ermöglicht…<br />

Mögliche<br />

Ranking(s)


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Komplexitätstheorie darstellt. Da eine derartige Untersuchung in Österreich<br />

zuvor noch nicht stattgefunden hat, gilt sie ebenfalls als neuartig. Für die<br />

Forschungsfrage, deren Antwort stark von den empirischen Ergebnissen<br />

abhängt, ist bei der Hypothesenerstellung zu beachten, ob die empirische<br />

Befragung eher <strong>auf</strong> eine Ersterforschung (exploration), eine Beschreibung<br />

(description) oder vorwiegend <strong>auf</strong> Erklärung (explanation) von Sachverhalten<br />

abzielt [7] . „Analysis stimulated by descriptive questions is meant to ascertain<br />

facts, not to test theory“ [8] . In dieser Thesis hingegen wird die Theorie des<br />

<strong>Einfluss</strong>es <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen getestet<br />

und damit versucht, kausale Zusammenhänge nachzuweisen. „The purpose of<br />

survey research in explanation is to test theory and causal relations. Survey<br />

research aimed at explanation asks about the relationships between variables.<br />

It does so from theoretically grounded expectations about how and why the<br />

variables ought to be related“ [9] . <strong>Eine</strong> Analyse, wie sie in dieser Thesis verfolgt<br />

wird, bezieht sich also <strong>auf</strong> letzteres. Die hier zu überprüfende Hypothese ist eine<br />

Kausalhypothese, die einer Darstellung des Zusammenhangs zwischen Ursache<br />

und Wirkung folgt. Das bedeutet aber nicht, dass hier von direkten<br />

Abhängigkeiten, sondern lediglich von zu überprüfenden Einflüssen im Sinne<br />

eines multidimensionales Problems <strong>auf</strong> einen Sachverhalt zu sprechen ist [10] . Die<br />

hier zu überprüfende Hypothese lautet unter diesen Annahmen somit:<br />

Hypothese: Komplexitätsbezogene <strong>Faktoren</strong> haben einen signifikanten<br />

<strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen österreichischer (Groß)unternehmen.<br />

6 <strong>Innovation</strong>smodelle und -systeme<br />

6.1 <strong>Innovation</strong>smodelle<br />

Der Begriff der <strong>Innovation</strong> hat seit Schumpeter (1935) eine lange Tradition. Er<br />

verstand darunter die diskontinuierliche Kombination von Produktionsmitteln<br />

(im Sinne der Produktinnovation, Verfahrens- und Prozessinnovation, sowie die<br />

Erschließung neuer Märkte und die Einführung neuer Organisationen) [11] . Nach<br />

dem Ausmaß der Neuerung und ihrer Auswirkung [12] kann außerdem u.a.<br />

unterschieden werden zwischen inkrementalen Neuerungen, die meist klein sind<br />

und kontinuierlich stattfinden und radikalen <strong>Innovation</strong>en, die seltener<br />

[7] Vgl. Pinsonneault/Kraemer, 1993: 10f<br />

[8] Pinsonneault/Kraemer, 1993: 10<br />

[9] Pinsonneault/Kraemer, 1993: 10<br />

[10] Vgl. Paier, 2010: 13<br />

[11] Vgl. Maier/Tödtling/Trippl , 2012: 108<br />

[12] Vgl. Maier/Tödtling/Trippl , 2012: 108<br />

9


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

<strong>auf</strong>treten, jedoch als herausragend gelten. Wenn diese radikalen <strong>Innovation</strong>en<br />

zur „Einführung einer größeren Zahl von weiteren neuen Produkten und<br />

Verfahren führen, die Entwicklung neuer Industrien zur Folge haben und <strong>auf</strong><br />

eine Vielzahl von anderen Branchen ausstrahlen, indem sie deren<br />

Produktionsverfahren und Kostenstrukturen verändern, spricht man von<br />

technologischen Revolutionen und Basisinnovationen“ [13] . In der <strong>Innovation</strong>sliteratur<br />

werden nicht nur Arten von <strong>Innovation</strong>en unterschieden, sondern auch<br />

Modelle, nach denen diese abl<strong>auf</strong>en.<br />

Da es das Ziel dieser Thesis ist, eine analytische Aussage über das gesamte<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem eines Unternehmens zu generieren und welche Rolle<br />

komplexitätsbezogene <strong>Faktoren</strong> darin spielen, müssen wir uns zunächst mit dem<br />

Begriff des <strong>Innovation</strong>ssystems näher auseinandersetzen. Ein solches System [14]<br />

kann aber nur dann richtig verstanden werden, wenn klar ist, nach welchem<br />

Modell <strong>Innovation</strong>en prinzipiell abl<strong>auf</strong>en. Dafür werfen wir einen Blick dar<strong>auf</strong>,<br />

wie <strong>Innovation</strong>smodelle gestaltet und gedacht werden können.<br />

Abb. 3: Das simple lineare Modell der <strong>Innovation</strong><br />

Research<br />

&<br />

Creativity<br />

Quelle: Swann, 2009: 23<br />

Invention<br />

Die schemenhafte Darstellung eines <strong>Innovation</strong>sabl<strong>auf</strong>es innerhalb eines<br />

<strong>Innovation</strong>sprozesses nach Swann (2009), wie in Abb. 3, zeigt, wie fixiert und<br />

unabänderlich die Kanäle in einem Modell gestaltet sein können, um zu<br />

beschreiben wie eine <strong>Innovation</strong> verl<strong>auf</strong>en muss. <strong>Eine</strong> <strong>Innovation</strong> per se muss in<br />

diesem simplifizierten linearen Modell im Forschungs- oder Kreativitätsbereich<br />

eines Unternehmens (bei volkswirtschaftlicher Betrachtung mehrerer<br />

Unternehmen) seinen Ausgang finden, um dann zu einer Erfindung und über<br />

Design & Entwicklung schließlich zur <strong>Innovation</strong> entwickelt werden zu können.<br />

Andere Möglichkeiten lässt das Modell nicht zu. Wird nun das Produkt/der<br />

Prozess/die organisatorische <strong>Innovation</strong>, etc., dann noch für den Markt<br />

vorbereitet und schließlich eingeführt, hat ein <strong>Innovation</strong>sprozess stattgefunden.<br />

Dass dieses <strong>Innovation</strong>smodell und dessen Abl<strong>auf</strong> nicht immer der Realität<br />

entsprechen, meint auch Swann (2009). In diesem linearen Modell entstünden<br />

<strong>Innovation</strong>en nur „with luck and hard work“ [15] . Die Vorstellung, dass<br />

<strong>Innovation</strong> an einem bestimmten Ort, zu einem bestimmten Zeitpunkt, in<br />

[13] Maier/Tödtling/Trippl , 2012: 108<br />

[14] Diskussion des Systembegriffs erfolgt in Kapitel 8: Komplexe Syteme und <strong>Innovation</strong><br />

[15] Swann, 2009: 23<br />

10<br />

Design &<br />

Development<br />

<strong>Innovation</strong>


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

optimierter Art und Weise entsteht, mag zwar möglich, aber eher unrealistisch<br />

sein [16] . Kann es also nicht sein, dass sich ein in einer wirtschaftlichen Einheit,<br />

wie einem Unternehmen, abspielender <strong>Innovation</strong>sprozess innerhalb eines<br />

-systems mannigfaltiger und komplexer darstellt?<br />

Um der Realität eines <strong>Innovation</strong>sabl<strong>auf</strong>s und -modells eher entgegenzukommen<br />

fügt Swann (2009) nun zwei weitere <strong>Faktoren</strong> hinzu, die die Perspektive<br />

zusätzlich erweitern (Abb. 4). Er modifiziert dazu vor allem den ersten Punkt,<br />

der zuvor rein <strong>auf</strong> den Forschungs- und Kreativitätsbereich bezogen war, hin zu<br />

einem Kreativitäts- und Erfindungspunkt. Jegliche Erfindung oder kreative Idee<br />

ist bereits eine <strong>Innovation</strong>. Es gibt <strong>Innovation</strong>en bevor Erfindungen einen<br />

Markteintritt erleben und dies wirkt sich zunächst <strong>auf</strong> das Unternehmen selbst<br />

(workplace) aus. Dann erst wird in den Produktmarkt (hier: bezogen <strong>auf</strong><br />

Produktinnovationen) integriert und anschließend konsumiert. Ziel des<br />

Prozesses in diesem erweiterten Modell ist die Erhöhung von Reichtum und<br />

Wohlstand (wealth & welfare), also der Wohlfahrt. Die <strong>Innovation</strong>en werden<br />

somit zum Kernargument gesellschaftlicher Wohlfahrtserhöhung und dem<br />

Erreichen von Wohlstand.<br />

Creativity &<br />

Invention<br />

Abb. 4: Erweitertes simples lineares Model<br />

Quelle: Swann, 2009: 236<br />

<strong>Innovation</strong><br />

Viele Ökonomen haben sich in ihrer Lehre <strong>auf</strong> diesen Aspekt so stark bezogen,<br />

dass sie meinen <strong>Innovation</strong>en hätten nur mehr die Aufgabe die Produktivität zu<br />

erhöhen. Für Swann (2009) ist dies jedoch ein Irrglaube - <strong>Innovation</strong> beinhalte<br />

weit mehr Funktionen als lediglich die Erhöhung der Produktivität [17] . Ein<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem, wie es in Unternehmen Anwendung findet ist komplexer<br />

Natur. Prinzipiell ist alles mit allem verbunden [18] , also alle Bereiche, Akteure<br />

und Prozesse interagieren miteinander. Er unterstellt dem simplen linearen und<br />

dem erweiterten linearen Modell, dass sie <strong>Innovation</strong>en nur aus einer Richtung<br />

zulassen und die reine Fixiertheit <strong>auf</strong> Produktivitätssteigerung durch diese<br />

[16] Vgl. Hauschildt, Salomo, 2011: 366<br />

[17] Vgl. Swann, 2009: 236<br />

[18] Vgl. Swann, 2009: 236<br />

11<br />

Workplace<br />

Wealth &<br />

Welfare<br />

Product<br />

Market<br />

Consumption


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

lineare Konstellation entsteht. Um diese Fehler zu vermeiden fürht Swann<br />

(2009) ein komplex interaktives Modell ein [19] . Auch Maier/Tödtling/Trippl<br />

(2012) diskutieren ein nicht-lineares <strong>Innovation</strong>smodell nach Kline/Rosenberg<br />

(1986). Sie betonen dabei, dass in der Literatur argumentiert wird, dass<br />

<strong>Innovation</strong> „nicht notwendigerweise ihren Ausgangspunkt in der Wissenschaf<br />

und Forschung haben müssen“ [20] und dass „<strong>Innovation</strong>sprozesse häufig durch<br />

vielfältige ‚feedback„-Schleifen charakterisiert sind“ [21] . Diese durchbrechen dann<br />

den linearen Abl<strong>auf</strong>, da u.a. starke Interdependezen im gesamten<br />

<strong>Innovation</strong>sprozess <strong>auf</strong>treten. Schließlich weisen Maier/Tödtling/Trippl (2012)<br />

auch <strong>auf</strong> die politischen Konsequenzen der Perspektiven hin. Während bei<br />

linearen Verläufen des <strong>Innovation</strong>smodells lediglich die „Investitionen in die<br />

Grundlagenforschung“ für die Entstehung von <strong>Innovation</strong>en relevant sind,<br />

spielen beim nicht-linearen, interaktiven Modell auch andere Einflüsse, wie etwa<br />

Kundenkonakt, Lieferantenbeziehungen oder Kooperationen eine entscheidende<br />

Rolle [22] . Ein Unternehmen und sein <strong>Innovation</strong>sprozess sind unter<br />

Berücksichtigung dieser Punkte somit komplex. Präziser ausgedrückt sind sie<br />

von Komplexität beeinflusste Einheiten. Genau hier beginnt der Ansatz dieser<br />

Thesis: Um den <strong>Einfluss</strong> der Komplexität <strong>auf</strong> die Einheit eines<br />

unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems zu untersuchen, werden die Subsysteme<br />

eines <strong>Innovation</strong>ssystems mit den Attributen von Komplexität systematisch<br />

verwoben, um die komplexe Natur von <strong>Innovation</strong>ssystemen zu untersuchen.<br />

Auch Swann (2009) hat sich der Herausforderung der Komplexität gestellt und<br />

die beiden oben erwähnten Modelle zu komplexen, interaktiven Modellen<br />

gemacht, indem er ein Modell schuf, bei dem der Austausch jeder Subeinheit<br />

mit jeder anderen Subeinheit ermöglicht wird. Konkret ergibt sich daraus ein<br />

völlig neues Bild, bei dem die Anzahl der Subeinheiten nur um einen Faktor,<br />

(Environment) erhöht, das Modell aber trotzdem zusätzlich um den Faktor<br />

Komplexität erweitert wurde. Bei der Erhöhung um nur einen Faktor gibt es<br />

im komplexen interaktiven Modell nun statt 5 (Abb. 4) insgesamt 21 (Abb. 5)<br />

Interaktionsbeziehungen (Pfeile). Dies erhöht die Qualität des beschriebenen<br />

Modells [23] .<br />

[19] Vgl. Swann, 2009: 236<br />

[20] Maier/Tödtling/Trippl, 2012: 110<br />

[21] Maier/Tödtling/Trippl, 2012: 110<br />

[22] Vgl. Maier/Tödtling/Trippl, 2012: 110f<br />

[23] Hinweis: Swann (2009) beschreibt die Gründe für die Erweiterung des Modell um den<br />

Faktor „Environment“ folgendermaßen: „First we shall note (…) that some innovations,<br />

unintentionally perhaps, can have adverse effects on the environment. Second (…), the<br />

environment itself is still an essential source of Ruskinian wealth for many people. And<br />

third, there is some evidence that a favourable environment can have a beneficial effect on<br />

some oft he other activities (…)“ (Swann, 2009: 237)<br />

12


<strong>Innovation</strong><br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 5: Komplexes interaktives Modell<br />

Creativity<br />

&<br />

Invention<br />

Workplace<br />

Quelle: Swann, 2009: 237<br />

In diesem neuen Modell werden komplexe Zusammenhänge nun begreifbar. <strong>Eine</strong><br />

<strong>Innovation</strong> kann von allen Seiten entstehen und/oder von jedem Subelement<br />

(weiter)entwickelt werden. Der <strong>Einfluss</strong> der Komplexität in diesem Modell ist<br />

evident. Worum es sich bei Komplexität genau handelt, folgt in Kapitel 7.<br />

6.2 <strong>Innovation</strong>ssysteme<br />

Da nun dargelegt wurde, wie Prozesse innerahalb von <strong>Innovation</strong>smodellen<br />

abl<strong>auf</strong>en können, kann nun der Fokus <strong>auf</strong> unterschiedliche <strong>Innovation</strong>ssysteme<br />

gerichtet werden. Der Systembegriff selbst wird im Kapitel 8: Komplexe<br />

Systeme und <strong>Innovation</strong> beschrieben und diskutiert. <strong>Innovation</strong>ssysteme<br />

können prinzipiell sein: „(…) <strong>Innovation</strong> system concepts in different variants:<br />

national (NIS: Lundvall 1992, Nelson 1993, Edquist 1997, 2005), sectoral and<br />

technological (SIS: Breschi and Melerba 1997, Malerba 2005) and regional<br />

innovation systems (RIS: Cooke et al. 2000, 2004, Doloreux 2002, Asheim and<br />

Gertler 2005), (…)“ [24] , fassen Tödtling/Lehner/K<strong>auf</strong>mann (2008) zusammen.<br />

Sie zeigen die Dimensionen für <strong>Innovation</strong>en und somit die unterschiedlichen<br />

<strong>Innovation</strong>ssysteme <strong>auf</strong>: Der Fokus der Untersuchungen in diesen<br />

unterschiedlichen <strong>Innovation</strong>ssystemen kann sein: ein spezifischer Sektor (SIS -<br />

Sectoral <strong>Innovation</strong> System), ein Land (NIS - National <strong>Innovation</strong> System)<br />

oder eine Region (RIS - Regional <strong>Innovation</strong> System). Vor allem die Institutionen,<br />

die in den einzelnen Dimensionen relevant sind für <strong>Innovation</strong>, sind hier<br />

von Bedeutung. In den unterschiedlichen <strong>Innovation</strong>ssystemen sind diese<br />

wiederum ebenfalls unterschiedlich, je nach Fokus: Im SIS sind dies die<br />

[24] Tödtling/Lehner/K<strong>auf</strong>mann, 2008: 4<br />

Environment<br />

13<br />

Product<br />

Market<br />

Wealth &<br />

Welfare<br />

Consump<br />

-tion


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Schlüsselakteure wie Firmen oder Organisationen, Regulierungen oder<br />

Institutionen in bestimmten Sektoren. Das Technological <strong>Innovation</strong> System<br />

(TIS) ist ein Netzwerk aus Akteuren und Institutionen, die in einem<br />

spezifischen Technologiefeld interagieren und zur Generierung, Diffusion und<br />

Verwendung von neuen Varianten von Technologie und/oder Produkten<br />

beitragen [25] . Im NIS und RIS sind dies die nationalen und regionalen<br />

Institutionen [26] . Im NIS wird vor allem dem Umstand Rechnung getragen, dass<br />

nationale Volkswirtschaften sich hinsichtlich der Struktur der<br />

Produktionssysteme und den allgemeinen Begebenheiten unterscheiden [27] . Ein<br />

NIS nach Lundvall (1992) meint demnach „all interrelated, institutional and<br />

structural factors in a nation, which generate, select, and diffuse innovation“ [28] .<br />

Das RIS nach Cooke et al. (2000) wurde zunächst verstanden als „a regional<br />

innovation system consists of interacting knowledge generation and explotation<br />

sub-systems linked to global, national and other regional systems for<br />

commercialising new knowledge“ [29] . Da in einer erweiterten Sicht neben der<br />

Kommerzialisierung des Wissens weitere <strong>Faktoren</strong> als relevant angesehen<br />

werden, werden im sogenannten IRIS - Institutional Regional <strong>Innovation</strong><br />

System auch öffentliche Wissensgenerierung und Institutionen wie öffentliche<br />

Bibliotheken, Universitäten, Technologie-transfer, Ämter, Investoren, Lehrer<br />

und andere Intermediäre in das System einbezogen [30] . In der vorliegenden<br />

Arbeit wird das <strong>Innovation</strong>system CIS - Corporate <strong>Innovation</strong> System<br />

verwendet.<br />

6.3 CIS - Corporate <strong>Innovation</strong> System<br />

Da wir uns in unserer Analyse u.a. damit beschäftigten, wie die „Blackbox“<br />

eines <strong>Innovation</strong>ssystems in Bezug <strong>auf</strong> den <strong>Einfluss</strong> der Komplexität aussieht,<br />

muss diese Blackbox Schritt für Schritt erhellt werden. Dafür benötigen wir den<br />

ersten Baustein unseres Komplexitätsfaktors: die Merkmale und<br />

Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>ssystems. Da wir uns im unternehmerischen<br />

Feld damit auseinandersetzen und <strong>auf</strong> der Suche nach genauen Abgrenzungen<br />

sind, ist die Definition der sog. Corporate <strong>Innovation</strong> Systems (CIS) für diese<br />

Arbeit passend. CIS werden, wie auch die anderen Systembegriffe mannigfaltig<br />

definiert. Grandstrand (2000) untersucht im Vorfeld seiner empirischen Arbeit<br />

zur Analyse der CIS in Japan, Schweden und den USA unterschiedliche<br />

wissenschaftliche Auffassungen der CIS. Ausgehend vom schumpeterischen<br />

[25] Vgl. Markard/Truffer, 2008: 611<br />

[26] Vgl. Tödtling/Lehner/K<strong>auf</strong>mann, 2008: 4f<br />

[27] Vgl. Lundvall, 1992: 13<br />

[28] Lundvall, 1992: 39<br />

[29] Cooke/Heidenreich/Braczyk, 2004: 3<br />

[30] Vgl. Cooke/Heidenreich/Braczyk, 2004: 4<br />

14


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

<strong>Innovation</strong>sbegriff [31] werden einige Sichtweisen herausgegriffen und verglichen,<br />

wie bspw. Edquist (1997), Freeman (1987), Lundvall (1992), Metcalfe (1992),<br />

Nelson & Rosenberg (1993), Breschi & Malerba (1995), Freeman, Clark &<br />

Soete (1982), Carlsson & Stankiewics (1991), Hughes (1994) und Gardner<br />

(1988) [32] . Viele dieser Definitionsbegriffe ähneln einander, unterscheiden sich<br />

aber vor allem in der Auffassung der „Neuigkeit“ einer <strong>Innovation</strong> und ergänzen<br />

sich wiederum in einem technischen Verständnis in Bezug <strong>auf</strong> innovative<br />

Prozesse. Andere der genannten Autoren verstehen darunter zusätzlich<br />

<strong>Innovation</strong>en im Organisations- und Managementbereich [33] . Im L<strong>auf</strong>e seiner<br />

Studie entwickelt Grandstrand (2000) ein CIS aus den bisher genannten<br />

Definitionen und verwendet diese Auffassung in seinen Berechnungen zum<br />

Vergleich der CIS in den genannten Ländern. Diese Definition des Begriffs<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem, wie Grandstrand„s (2000) sie <strong>auf</strong>fasst, wird auch in dieser<br />

Thesis verwendet, da sie ein unternehmerisches <strong>Innovation</strong>ssystem treffend und<br />

vor allem fokussiert benennt. Grandstrand (2000) definiert: „A „corporate<br />

innovation system is the set of actors, activities, resources and institutions and<br />

the causal interrelations that are in some sense important for the innovative<br />

performance of a corporation“ [34] . Die 4 genannten Elemente Akteure,<br />

Aktivitäten, Ressourcen & Institutionen und kausale Wechselbeziehung sind<br />

also entscheidend, bei der Bezeichnung von Wirkungsbereichen eines<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems (siehe Abb. 6). Damit wurde der erste Baustein des zu<br />

erstellenden Komplexitätsfaktors gefunden und benannt.<br />

Abb. 6: Das CIS nach Grandstrand<br />

CIS<br />

Akteure Aktivitäten Ressourcen<br />

Institutionen<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Grandstrand (2000)<br />

In Kapitel 9 werden die Indikatoren von Komplexität systematisch mit den<br />

Wirkungsbereichen eines unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems kombiniert.<br />

Da der Wirkungsbereich „kausale Wechselbeziehungen“ aus der Beschreibung<br />

eines unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems bereits in inhaltlich gleichwertiger<br />

[31] Vgl. Schumpeter, 1939: 101<br />

[32] Vgl. Edquist (1997), Freeman (1987), Lundvall (1992), Metcalfe (1992), Nelson &<br />

Rosenberg (1993), Breschi & Malerba (1995), Freeman, Clark & Soete (1982), Carlsson &<br />

Stankiewics (1991), Hughes (1994) und Gardner (1988), (In: Grandstrand, 2000: 10ff)<br />

[33] Vgl. Grandstrand, 2000: 14<br />

[34] Grandstrand, 2000: 14<br />

15


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Form im Komplexitätsindikator „Interaktion“ [35] vorkommt, wird der<br />

Wirkungsbereich „kausale Wechselbeziehungen“ an dieser Stelle für diese Thesis<br />

vernachlässigt, da er ansonsten an zwei Stellen in der Definition vorkäme. Dafür<br />

wird der Wirkungsbereich „Ressourcen & Institutionen“ <strong>auf</strong>geteilt in<br />

„Ressourcen“ und „Institutionen“, wie aus Abb. 6 ersichtlich wird. Dies<br />

ermöglicht eine noch genauere Differenzierung beim Einsatz dieser Begriffe in<br />

der Operationalisierung für die Unternehmenserhebung. Zur genauen<br />

Abgrenzung der nun ausgewählten Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>ssystems<br />

werden diese in den folgenden Punkten detailliert beschrieben.<br />

6.4 Beschreibung der gewählten Wirkungsbereiche eines<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems<br />

6.4.1 Akteure<br />

Alle Wirkungsbereiche sind gleichzeitig Subsysteme des gesamten<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems eines Unternehmens. Der Wirkungsbereich „Akteure“ meint<br />

das System der Akteure innerhalb eines Unternehmens und es umgebend, wenn<br />

diese in die <strong>Innovation</strong> miteinbezogen sind, wie die F&E-Abteilung, F&E-<br />

Kooperationen, etc. [36] . Das Fraunhofer Institut für System- und <strong>Innovation</strong>sforschung<br />

(ISI) erkennt unter Akteure im <strong>Innovation</strong>ssystem Unternehmen,<br />

angewandte Forschung, Grundlagenforschung, Technologietransfer &<br />

Ausbildung und Interessensverbände & Kammern [37] . Forschungsfaktoren und<br />

Kooperationen mit Interessensverbänden sind im später gerechneten Modell der<br />

logistischen Regression als Variablen bereits berücksichtigt. Für unsere Zwecke<br />

werden wir uns hauptsächlich <strong>auf</strong> den Bereich des Unternehmens konzentrieren<br />

und die Akteure innerhalb des unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems. Dieser<br />

Wirkungsbereich bezieht sich in dieser Thesis somit vorwiegend <strong>auf</strong> die<br />

Menschen, die im <strong>Innovation</strong>ssystem eines Unternehmens tätig sind.<br />

6.4.2 Aktivitäten<br />

Der Wirkungsbereich „Aktivitäten“ beschreibt sämtliche Aktivitäten, die im<br />

Rahmen eines <strong>Innovation</strong>ssystems durchgeführt werden, wie etwa Paten-<br />

tierungsaktivitäten oder F&E-Aktivitäten, etc. Grandstrand (2000): „[…] the<br />

R&D, production, marketing and outsourcing systems, where R&D, production<br />

etc. are activities“ [38] . Wir verstehen darunter für diese Thesis alle Aktivitäten,<br />

[35] Im Sinne von Tab. 3 und Beschreibung <strong>auf</strong> S. 26<br />

[36] Vgl. Grandstrand, 2000: 14<br />

[37] Vgl. Fraunhofer ISI, 2008: 8<br />

[38] Grandstrand, 2000: 14<br />

16


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

die innerhalb des <strong>Innovation</strong>ssystems dazu führen, dass <strong>Innovation</strong>en im<br />

Unternehmen geschehen.<br />

6.4.3 Ressourcen<br />

Ressourcen sind notwendige umgebende Elemente, ohne die <strong>Innovation</strong>en nicht<br />

entstehen könnten. “[…] the resource structure with the system of technologies<br />

(seen as intellectual resources) in particular“ [39] , kann als Ressourcen innerhalb<br />

eines <strong>Innovation</strong>ssystems verstanden werden. Ressourcen beziehen aber auch<br />

finanzielle Aspekte mit ein. Innerhalb dieser Arbeit fokussieren wir bei diesem<br />

Begriff <strong>auf</strong> alle Mittel (vor allem Know-How und Finanzen), die dafür<br />

eingesetzt werden, <strong>Innovation</strong>en zu generieren.<br />

6.4.4 Institutionen<br />

Bei dem Begriff Institutionen sind ebenfalls mehrere Begriffsdeutungen möglich,<br />

wie etwa Organisationen, Firmen, Universitäten oder staatliche Institutionen.<br />

Daneben kann darunter auch das Konzept der Institutionen als Regelsystem,<br />

also Routinen, Regeln, Gewohnheiten, Tabus, Normen, Praktiken oder formales<br />

Recht, etc. verstanden werden. Es können aber auch F&E-Labore, Schulen,<br />

Patentsysteme, Bankensysteme, etc. gemeint sein, Begriffsauslegungen, die in<br />

der Literatur allerdings oft schwächer vertreten sind [40] . Grandstrand (2000)<br />

meint damit „the institutional structure (or system or infrastructure)“ [41] das<br />

hinter einem <strong>Innovation</strong>ssystem liegt. Das Fraunhofer ISI erkennt darunter<br />

Spielregeln, Anreize und Sanktionen für Wettbewerb, neues Wissen,<br />

Finanzierung von <strong>Innovation</strong>en, Ausbildung am Arbeitsmarkt und<br />

Umweltschutz und Ressourceneffizienz [42] . In dieser Thesis orientieren wir uns<br />

am konzeptionellen Begriff von de la Mothe (1997) der Regeln, Gewohnheiten,<br />

Tabus, Normen, Praktiken oder formales Recht einbezieht [43] . Die Entscheidung<br />

für die hier verfolgte Definition liegt, wie auch bei den anderen Punkten, an der<br />

Abgrenzung der Begriffe gegenüber anderen Wirkungsbereichen.<br />

6.5 <strong>Innovation</strong>sindikatoren<br />

Die Messung von <strong>Innovation</strong> ist eines der meistdiskutiertesten Themen in der<br />

<strong>Innovation</strong>sliteratur. Interdisziplinäre Beiträge fanden stets neue Zugänge für<br />

die Analyse von <strong>Innovation</strong>sprozessen oder -systemen. Mit der Analyse stellen<br />

[39] Grandstrand, 2000: 14<br />

[40] Vgl. de la Mothe, 1997: 42f<br />

[41] Grandstrand, 2000: 14<br />

[42] Vgl. Fraunhofer ISI, 2008: 9<br />

[43] Vgl. de la Mothe, 1997: 41f<br />

17


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

sich auch die Fragen der geeigneten Messung und somit der <strong>Faktoren</strong>auswahl<br />

und deren Aggregationsformen, um etwa einen <strong>Innovation</strong>sindikator zu<br />

entwickeln. „Für die Ermittlung des <strong>Innovation</strong>serfolgs ist die Aggregation<br />

dieser einzelnen Bewertungen zu einem Gesamtindikator vorzunehmen. <strong>Eine</strong><br />

eindeutige Aggregationsvorschrift existiert hierfür jedoch nicht“ [44] . Es ist hier<br />

Kreativität vom/von der Forscher/in gefragt, bei gleichzeitiger<br />

Aufrechterhaltung der wissenschaftlichen Verantwortung. Jedenfalls ist es<br />

diskussionswürdig, in welcher Art ein <strong>Innovation</strong>serfolg am besten zu messen<br />

ist, da er sich in vielerlei Situationen sehr unterschiedlich ausprägt. Die<br />

Befragung als geeignetes Mittel, um direkt an die Stakeholder von<br />

<strong>Innovation</strong>sprozessen zu gelangen, ist in den Studien prominent vertreten.<br />

<strong>Eine</strong>r der wichtigsten <strong>Innovation</strong>sindikatoren Deutschlands etwa, der INSM-<br />

<strong>Innovation</strong>smonitor [45] wird durch eine breit angelegte Befragung entwickelt.<br />

„<strong>Eine</strong> Möglichkeit den technischen <strong>Innovation</strong>serfolg bzw. allgemeiner die<br />

technische Wirkung der Gesamtheit der <strong>Innovation</strong>stätigkeiten zu erfassen, die<br />

dem technometrischen Verfahren nahe kommt, besteht darin, im Rahmen von<br />

<strong>Innovation</strong>serhebungen direkt nach den technischen Wirkungen zu fragen” [46] ,<br />

bestätigt Janz (2003). Entscheidend ist aber, dass alle relevanten Alternativen<br />

in den Dimensionen der Befragung enthalten sind [47] . Dies ist die Kunst des<br />

richtigen Befragens.<br />

Um dem Ergebnis einer Befragung auch interpretativen Ausdruck zu verleihen,<br />

muss dieses bewertbar werden. Dazu müssen die förmlich festgestellten<br />

Ergebnisse mit einem Referenzzustand verglichen werden, um ein Urteil über<br />

die erbrachte Leistung abgeben zu können [48] . Insgesamt müssen die Ergebnisse<br />

mit einem zuvor definierten Ziel verglichen werden, da eine Referenz die einzige<br />

rationale Messform ist, die ein Ergebnis in befriedigender Art abbilden kann [49] .<br />

Hauschildt/Salomo (2011) gehen <strong>auf</strong> die unterschiedlich verwendeten Konzepte<br />

ein und dar<strong>auf</strong>, wie diese bei der Messung des <strong>Innovation</strong>serfolges in<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen angewandt werden. Sie unterscheiden 3<br />

Formen: den qualitativen Ansatz, quantitative Techniken und semiquantitative<br />

Techniken, wobei letztere die Vielfalt der Befragung mit einer<br />

Konzentration <strong>auf</strong> wenig inhaltliche Aussagen verbindet [50] .<br />

Hauschildt/Salomo (2011) erwähnen auch eine bedeutende Eigenschaft, die den<br />

Unternehmen in <strong>Innovation</strong>sprozessen zugrunde liegt: Ein <strong>Innovation</strong>sprozess<br />

hat zwar fest vorgegebene Zyklen und ein Produkt gilt mit der<br />

[44] Grupp, 1997: 140f<br />

[45] Vgl. INSM-<strong>Innovation</strong>smonitor, Die <strong>Innovation</strong>skraft Deutschlands im internationalen<br />

Vergleich, Jüngste Auflage: 2012<br />

[46] Janz: 2003: 81<br />

[47] Vgl. Janz, 2003: 81<br />

[48] Vgl. Hauschildt/Salomo, 2011: 338<br />

[49] Vgl. Hauschildt/Salomo, 2011: 346<br />

[50] Vgl. Hauschildt/Salomo, 2011: 343f<br />

18


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Markteinführung als sich nicht mehr im <strong>Innovation</strong>sprozess befindlich [51] ,<br />

dennoch ist bei einer geeigneten Messung über <strong>Innovation</strong>serfolg oder<br />

-chancen auch die Black Box zu beachten, die zwischen der Anfangsidee und<br />

der schließlichen Markteinführung steht. Der Erfolg entsteht nicht erst am<br />

Schluss dieses Prozesses. <strong>Innovation</strong>sprozesse sind komplexe Systeme [52] , die sich<br />

in ihrer Entstehung mehrmals erneuern müssen, um zu bestehen. Daher ist<br />

ebenfalls die Messung und Evaluierung von Teilprozessen von hoher<br />

Wichtigkeit [53] .<br />

„Das Entscheidungsverfahren im <strong>Innovation</strong>sprozess ähnelt […] dem<br />

vorsichtigen Vorantasten in dichtem Nebel: Das <strong>Innovation</strong>smanagement wird<br />

den nächsten Schritt nicht tun, wenn es nicht eine subjektive Gewissheit<br />

erlangt, noch <strong>auf</strong> dem richtigen Weg zu sein“ [54] . Ein <strong>Innovation</strong>smodell mit fix<br />

vorgegebenen Strukturen, kennt jedoch keine spontan aus der Struktur fallende<br />

Überprüfungen von Teilprozessen oder spontan notwendige gewordene<br />

subjektive Gewissheiten. Diese Möglichkeiten innerhalb eines <strong>Innovation</strong>ssystems<br />

ergeben sich nur bei der Perspektive dieses Systems als komplexes<br />

System, welches die Komplexitätstheorie bei der Messung als zusätzlichen<br />

erklärenden Faktor einbezieht. Die Natur von <strong>Innovation</strong> selbst hat sich mit<br />

der Zeit gewandelt. Es ist daher entscheidend, dass Messindikatoren dieser<br />

Entwicklung auch gerecht werden, da sie ansonsten <strong>Innovation</strong>ssysteme oder -<br />

prozesse im heutigen Sinne nicht mehr begreifen können. <strong>Innovation</strong>en sind<br />

kollektive Anstrengungen in einem globalen Markt. Sie müssen nicht mehr nur<br />

technisch, sondern können auch im nicht-technischen Bereich <strong>auf</strong>treten. Es gilt<br />

auch zu erwähnen, dass bei der Messung die existierenden statistischen<br />

Methoden in diesem Sinne auch oft falsch eingesetzt werden und die Ergebnisse<br />

verzerren können. [55]<br />

7 Komplexität<br />

Im L<strong>auf</strong>e eines Studium der Ökonomie muss sich ein/e Studierende/r für eine<br />

Vertiefung im mathematischen oder im angewandten, wirtschaftspolitischen<br />

Bereich entscheiden. Es stellt sich hier seit jeher die Frage, ob beides als<br />

Ökonomie verstanden werden kann und ob nicht jeweils bei einer Definition<br />

Teile der anderen fehlen oder ob der/die besagte Studierende durch die<br />

Entscheidung für die eine oder die andere Vertiefung nicht u.U. einen Teil der<br />

Wissenschaft auslässt. „Die Wirtschaftswissenschaft […] bietet sich der<br />

[51] Vgl. Koen et al., 2002: 6<br />

[52] Vgl. Embst, 2010: 1<br />

[53] Vgl. Hauschildt/Salomo, 2011: 338<br />

[54] Hauschildt, Salomo, 2011: 366<br />

[55] Vgl. Earl/Gault, 2006: 168<br />

19


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Mathematisierung […] an und feiert in der Vermeidung der großen zyklischen<br />

Krisen und in ‚maßgeschneiderter„ Konjunkturpolitik Triumphe, die an die<br />

Triumphe der Naturwissenschaft erinnern. Doch bleibt ihr Gegenstand, mit<br />

dem Auge des Naturwissenschaftlers betrachtet, fast hoffnungslos komplex“ [56] .<br />

Ist also nicht mathematisch formalisierte Wirtschaftswissenschaft begriffsimmanent<br />

komplex? Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008, die vor<br />

allem die Industrieländer stark in Mitleidenschaft zog, erleben wir weltweit<br />

verstärkte Diskussionen zum Thema ökonomische Theorie. Große<br />

Kreditinstitute und/oder Unternehmen sind systemrelevant geworden, also so<br />

stark im Marktsystem integriert, dass die volkswirtschaftlichen Kosten eines<br />

Verschwindens vom Markt die Rettung der betreffenden Institutionen<br />

übersteigen würden. Unser System scheint so komplex geworden zu sein, dass es<br />

sich als schwer kontrollierbar herausstellt. „Systemrelevante Finanzinstitute,<br />

kurz SIFIs, sind so groß, komplex, vernetzt, global tätig oder in der Art ihrer<br />

Geschäftstätigkeit so schwer ersetzbar, dass ihr Zusammenbruch das ganze<br />

Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen kann“ [57] , schreibt etwa die Deutsche<br />

Bank. Spätestens nach den Geschehnissen im Jahre 2008 sollte uns bewusst<br />

sein, wie komplex gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge sind und wie sehr sich<br />

hier daher eine analytische Perspektive aus der Sicht der Komplexitätstheorie<br />

lohnt. Dies bezieht sich nicht nur <strong>auf</strong> volkswirtschaftliche Größen, sondern vor<br />

allem auch <strong>auf</strong> private Unternehmen oder <strong>Innovation</strong>sprozesse, da diese im<br />

<strong>Einfluss</strong>bereich vieler und komplexer Stakeholder-Netzwerke stehen und<br />

darüber hinaus in ihrer Summe für das Funktionieren einer Volkswirtschaft als<br />

Gesamtheit ausschlaggebend sind. Das Untersuchungsfeld ist also ein sehr<br />

breites, während die noch immer vorherrschende ökonomische Theorie der<br />

Neoklassik bei der Erklärung eigentlich komplexer Zusammenhänge <strong>auf</strong><br />

scheinbar zu einfache Mittel setzt. „Die Reversibilität, das damit beschworene<br />

zeitlose Phänomen, die Linearität, die mit einfachen Erklärungsmustern<br />

<strong>auf</strong>wartet und Störungen nur exogen erklären kann, stoßen an ihre Grenzen,<br />

wenn Ökonomie in Turbulenzen gerät […]“ [58] . Die prominenten wissenschaftlichen<br />

Methoden der vergangenen Jahrzehnte ging stets davon aus, dass<br />

lediglich die Reduktion von Dingen <strong>auf</strong> seine kleinsten Bestandteile einen<br />

Erkenntnisgewinn bringt [59] . Von einem Reduktionismus dieser Art ist man stets<br />

ausgegangen, da man sich der Vorstellung hingab und teils auch heute noch<br />

hingibt, dass sich „Komplexität aus einer unübersehbaren Vielfalt simpler<br />

Formen <strong>auf</strong>baut“ [60] . Komplexe Systeme jedoch setzen sich zwar sehr wohl aus<br />

Subsystemen und einzelnen simplen Bestandteilen zusammen, doch scheint es<br />

[56] Von Weizsäcker, 1974: 31<br />

[57] Weidmann, 2011: 3<br />

[58] Liening, 1999: 210<br />

[59] Vgl. Liening, 1999: 58<br />

[60] Liening, 1999: 58<br />

20


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

bei weitem wichtiger zu sein, nicht nur <strong>auf</strong> die Summe der Bestandteile zu<br />

achten, sondern <strong>auf</strong> Knoten und Verknüpfungen, die sich durch Dynamisierung<br />

im System ergeben [61] . Kausalitäten zwischen Subsystemen sind unter dieser<br />

Perspektive nicht mehr länger linear erklärbar: „Linear systems respond to big<br />

changes in a big and proportionate manner and linear systems respond to small<br />

changes in an equally small and proportionate way. Most real life situations, on<br />

the other hand, are complex. Small changes in initial conditions, and later<br />

interventions of whatever size, can result in disproportionately large effects“ [62] .<br />

Unterschiedliche Anfangsbedingungen zweier Elemente können also genauso zu<br />

unterschiedlichen Ergebnissen führen, wie gleiche Anfangsbedingungen, wenn<br />

der Verl<strong>auf</strong> in anderer Form beeinflusst wird. Schließlich sollte die Kenntnis<br />

komplexer Zusammenhänge für Unternehmen auch einen Vorteil <strong>auf</strong> diversen<br />

Märkten bedeuten, da sie im Hintergrund l<strong>auf</strong>ende Prozesse tiefer verstehen<br />

können als mögliche Konkurrenten und sich mannigfaltiger <strong>auf</strong> Änderungen der<br />

Umgebung vorbereiten und einstellen können. Wie lässt sich der <strong>Einfluss</strong> von<br />

Komplexität bei der Beschreibung von Systemen wie dem <strong>Innovation</strong>ssystem<br />

nun beschreiben? Bedienen wir uns dazu des klassischen „Standing Ovation<br />

Problems“ von Miller/Page (2004). In einem Auditorium wird nach einer<br />

Vorstellung applaudiert und die Zuhörer/innen müssen sich die nicht einfache<br />

Frage stellen, ob sie <strong>auf</strong>stehen (Standing Ovations), wenn andere auch<br />

<strong>auf</strong>stehen. Lassen wir die Schwelle sein, ab der <strong>auf</strong>gestanden wird, weil die<br />

individuell wahrgenommene Qualität der Vorführung so hoch ist. In diesem<br />

kleinen Modell steht nun für ein Signal der Qualität der Vorführung; ist<br />

eine normalverteilte random-variable mit Mittelwert Null und einer<br />

Standardabweichung ; ist die Anzahl der Zuhörer/innen und ( ) ist das<br />

individuelle Signal, dass eine/r Zuhörer/in empfängt. <strong>Eine</strong> Person steht hier<br />

nur <strong>auf</strong>, wenn ( ) . Betrachten wir nun das Modell als Signalprozess<br />

( ) und fragen uns dann, was und über ( ) aussagen können,<br />

dann stellen wir fest, dass gewichtige <strong>Faktoren</strong>, wie etwa eine mögliche die<br />

„Welle“ der Aufsteher/innen nicht in das Modell einbezogen werden. Es könnte<br />

nun ein Parameter einbezogen werden, der für jenen Prozentsatz der Leute<br />

steht, die stehen müssen, damit ein Individuum unabhängig von seiner eigenen<br />

Wahrnehmung ebenfalls <strong>auf</strong>steht. Dieser Parameter beschreibt die Situation<br />

zwar nun etwas genauer, allerdings nicht vollständig. Wir wissen, dass Standing<br />

Ovations in der Praxis sich nicht immer an Schätzergebnisse eines solchen<br />

Modells halten. Es gibt bspw. sukzessive Aufstehwellen, die regionale<br />

Schwerpunkte im Publikumsraum bilden. Was in dieser Modellierung<br />

entscheidend wäre, ist also der <strong>Einfluss</strong> oder Eigenschaften komplexer Systeme<br />

[61] Vgl. Liening, 1999: 62<br />

[62] Rogers et al., 2005: 3<br />

21


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

oder <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> [63] . Auch ein <strong>Innovation</strong>ssystem kann mit<br />

dem Standing Ovation Problem verglichen werden. Es finden hier ebenfalls<br />

subliminale Prozesse statt, die über Erfolg/Misserfolg oder die Performance des<br />

Systems und dessen Output entscheiden. Erkenntnisse der Komplexität nicht in<br />

die <strong>Innovation</strong>sanalyse miteinzubeziehen, hätte weitreichende Konsequenzen bei<br />

der Beschreibung der vor sich gehenden Prozesse. Wie kann die Komplexität<br />

eines Systems nun gemessen werden um Systeme untereinander vergleichen?<br />

Um unterschiedliche Auffassungen der Messung von Komplexität in der<br />

Literatur gegenüberzustellen, ziehen wir den Ansatz von Delorme (2010) heran.<br />

Er hat in seinem Buch „Deep Complexity and the Social Sciences” einen<br />

interessanten Vergleich für Messkonzepte von Komplexität unterschiedlicher<br />

Autoren dargestellt, in dem er einen gemeinsamen Nenner, einen Maßstab<br />

einführt, anhand dessen es möglich wird, unterschiedliche Messformen für<br />

Komplexität einander gegenüberzustellen. Er untersucht die folgenden<br />

Konzepte:<br />

Tab. 1: Autoren und Maße von Komplexität<br />

Autor(en)/Jahr Maß für Komplexität<br />

Ashby (1972) Quantity of information<br />

required to describe a system<br />

and compare it to two different<br />

operators<br />

Rosen/Casti (1977/94) Number of ways available to<br />

interact with a system<br />

Gell-Mann (1994) Length of the shortest program<br />

describing the regularities of a<br />

system<br />

Albin/Foley (1998) Richness of the language to<br />

describe a system<br />

Quelle: Delorme, 2010: 114ff<br />

Diese unterschiedlichen Messformen zeigen interessante Dimensionen komplexer<br />

Systeme. Die Frage, die sich bei seiner Gegenüberstellung stellt ist, ob sich der<br />

Grad an Komplexität eines Systems am besten messen lässt durch die Quantität<br />

an Information, die man zu dessen Beschreibung braucht; durch die Anzahl der<br />

Wege, durch die es möglich ist mit einem System zu interagieren; durch die<br />

Länge des kürzesten Programms (z.B. Computerprogramms), um die<br />

Gesetzmäßigkeiten eines Systems zu beschreiben oder durch die Reichhaltigkeit<br />

der Sprache, die notwendig ist, um ein System zu beschreiben? Um diese<br />

Messformen miteinander zu vergleichen und eine referenzielle Aussage machen<br />

[63] Vgl. Miller/Page, 2007: 10ff<br />

22


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

zu können, führt Delorme (2010) einen quantitativen Maßstab (Threshold) ein,<br />

der sich <strong>auf</strong> die Reduzierbarkeit von Systemen bezieht. In Abb. 7 sind<br />

Schwankungen der Komplexität im Sinne der jeweiligen Messkonzepte der<br />

Autoren <strong>auf</strong> der Vertikalen abgetragen. Diese erhalten die folgende Notation:<br />

Ashby ( ), Gell-Mann ( ), Albin und Foley ( ), sowie ( ) als „inequivalent<br />

descriptions“ [64] von Rosen/Casti (1977/94). Das Ergebnis ist ein heuristisches<br />

und vergleicht die Konzepte anhand eines Maßstabs , der in<br />

Informationseinheiten misst. 1 bedeutet volle Reduzierbarkeit und ab 2 beginnt<br />

die Unreduzierbarkeit bis unendlich. hat drei Ausprägungen: und<br />

misst die Reduzierbarkeit: : total komplex, : mittel komplex und : nicht<br />

komplex. Die Eigenschaften für das Vergleichsmodell sind [65] :<br />

Durch diese Spezifikation der Reduzierbarkeit und der Einführung eines<br />

Maßstabs wird nach Delorme (2010) der Vergleich ermöglicht. „This treshold<br />

cannot but be based on an explicit recogniction of the actor‟s role. It is<br />

rendered possible through referring to a level of aspiration and to satisficing“ [66] .<br />

Für unser Vorhaben, den <strong>Einfluss</strong> <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong> die<br />

Wahrscheinlichkeit von <strong>Innovation</strong> zu untersuchen, müssen wir die Komplexität<br />

zunächst an handfesten Merkmalen beschreiben, auch wenn eine solche<br />

begriffliche Abgrenzung der Komplexität per Definition zu widerstreben scheint.<br />

[64] „Two descriptions are inequivalent if they cannot be transformed one to the other by a<br />

simple relabelling of the variables used to formulate them“ (Delorme, 2010: 116)<br />

[65] Vgl. Delorme, 2010: 120ff<br />

[66] Delorme, 2010: 125<br />

23


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Tab. 2: Attribute von Komplexität lt. Embst und Simplifizierung<br />

Attribute lt. Embst Simplifizierung<br />

Die Zahl der Elemente eines Systems Vielzahl<br />

Divergenz zwischen Homogenität und<br />

Heterogenität<br />

Änderbarkeit der Eigenschaften von<br />

<strong>Einfluss</strong>nahme von Entwicklungen<br />

25<br />

Vielfalt<br />

Veränderlichkeit<br />

Die nicht-lineare Dynamik eines Systems Interaktion<br />

Vernetzung, Zirkularität i.<br />

Wechselwirkungen<br />

Quelle: Liening, 1999: 57f und eigene Darstellung<br />

Vieldeutigkeit<br />

Embst (2010) benennt aus den Konzepten der genannten Autoren eine<br />

Zusammenfassung der Indikatoren für Komplexität. Diese Indikatoren werden<br />

auch zum Aufbau eines komplexitätsbezogenen Faktors in dieser Thesis<br />

verwendet. Es werden zusätzlich die Ausprägungen definiert, die die<br />

Dimensionen von nicht-komplex bis komplex in den jeweiligen Indikatoren<br />

festlegen. Dies ist ein unabdingbarer Schritt, um die Indikatoren in weiterer<br />

Folge im Rahmen der Erhebung skalieren zu können. Schließlich ergeben sich<br />

damit die im folgenden Punkt dargestellten relevanten Indikatoren und<br />

Ausprägungen.<br />

7.1 Gewählte Indikatoren der Komplexität<br />

Tab. 3: Indikatoren und Ausprägungen der Komplexität lt. Embst<br />

Indikatoren von<br />

Komplexität<br />

Ausprägung<br />

Vielzahl Einzahl Mehrzahl<br />

Vielfalt Gleichartigkeit Verschiedenartigkeit<br />

Veränderlichkeit<br />

Statik Dynamik<br />

Interaktion Independenz Interdependenz<br />

Vieldeutigkeit Transparenz Intransparenz<br />

Quelle: vgl. Embst, 2010: 87<br />

Nicht komplex<br />

<strong>Eine</strong> zusätzliche Beschreibung der Ausprägungen von Tab. 3 ergibt lt. Embst<br />

(2010): Unter Vielzahl wird die Anzahl beteiligter Elemente, sowie deren<br />

Wechselwirkungen verstanden. Vielfalt meint Charaktermöglichkeiten unter<br />

den Elementen. Veränderlichkeit bezieht sich <strong>auf</strong> Statik oder Dynamik als<br />

komplex


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Extrempunkte im Sinne von Bezugnahmen der Elemente untereinander und<br />

deren kontinuierliche Veränderung. Interaktion meint eine maximale<br />

Bewegungsfreiheit eines Elements oder gegenseitige Abhängigkeit aller<br />

Elemente voneinander als Extrempunkte und Wechselbeziehungen.<br />

Vieldeutigkeit schließlich lässt sich mit dem Grad von Transparenz erklären [68] .<br />

Mit der Festlegung dieser Indikatoren für Komplexität ist der zweite Teil des zu<br />

erstellenden Komplexitätsfaktors für die Logit-Regression gefunden. Bevor die<br />

beiden Teile in Kapitel 9 systematisch miteinander kombiniert werden, werden<br />

im folgenden Kapitel 8 Gemeinsamkeiten von komplexen Systeme und<br />

<strong>Innovation</strong>sprozessen diskutiert und Regeln für eine Beurteilbarkeit festgelegt.<br />

8 Komplexe Systeme und <strong>Innovation</strong><br />

Ein komplexes System ist ein System, das von Komplexität beeinflusst wird.<br />

Komplexe Systeme können <strong>auf</strong>gefasst werden als dynamische Darstellungen, die<br />

eine gewisse Anzahl an dynamischen Verhaltensweisen zeigen, welche u.a. auch<br />

Unregelmäßigkeiten beinhalten [69] . Wir sehen also bereits in dieser Auffassung<br />

den nicht-linearen Charakter. Komplexe Systeme bestehen darüber hinaus aus<br />

mehr als der einfachen Summe seiner Teile, was die physikalischen<br />

Grundpfosten der letzten Jahrzehnte <strong>auf</strong> den Kopf zu stellen scheint. Diese<br />

neuere wissenschaftliche Welt ist nur mit neuen Modellen zu erklären,<br />

ansonsten bleibt sie dem/der Forscher/in verschlossen [70] . Für eine Annäherung<br />

an eine geeignete Definition eines komplexen Systems ist zunächst die Klärung<br />

des aus der Systemtheorie stammenden Systembegriffs selbst notwendig. Die<br />

Systemtheorie kann als eine allgemeine Theorie des Zusammenhangs zwischen<br />

Strukturen und Verhalten von Systemen verstanden werden [71] . „Ein System ist<br />

eine Menge von Elementen mit Attributen, die miteinander in Beziehung<br />

stehen, wobei unter Beibehaltung der Kohärenz ein System Bestandteil eines<br />

umfassenderen Systems sein kann“ [72] . Zu dieser Definition müssen zu einem<br />

System nun bestimmte weitere Attribute hinzugefügt werden, um als komplex<br />

zu gelten. Sie werden in Tab. 3 <strong>auf</strong>gezählt.<br />

Wie wir bereits festgestellt haben, gibt es viele unterschiedliche Arten, wie die<br />

Komplexität, die ein System in seiner Entwicklung beeinflusst, definiert werden<br />

kann. Jedenfalls ist zu klären, dass Komplexität nichts mit Kompliziertheit zu<br />

tun hat. Komplexität ist eine tiefgreifende Eigenschaft eines Systems,<br />

[68] Vgl. Embst, 2010: 88<br />

[69] Vgl. Nijkamp/Reggiani, 1998: 12<br />

[70] Vgl. Miller/Page, 2007: 41f<br />

[71] Vgl. Liening, 1999: 24<br />

[72] Liening, 1999: 54<br />

26


Komplexitätsgrad<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

wohingegen Kompliziertheit im Sinne von Komplikation keine Eigenschaft eines<br />

Systems darstellt [73] . <strong>Eine</strong> der fundamentalen Mechanismen, die ein komplexes<br />

System besitzt, ist die Instabilität, die sich manifestiert in Verzweigungen<br />

mannigfaltiger Zustände bis hin zum Chaos [74] . Auch Fisher (2009) spricht von<br />

der Grenze zum Chaos. Soziale Strukturen werden bei ihm nicht nur durch<br />

Individuen selbst (als die Elemente des Systems) verursacht, sondern auch<br />

durch alles was zwischen ihnen geschieht, wie etwa gegenseitige Abstoßung und<br />

Anziehung. Da wir in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaft von der Analyse<br />

von vom Menschen beeinflussten komplexen Systemen ausgehen, müssen wir<br />

anerkennen, dass diese nicht so regulär erfassbar und beschreibbar sind, wie<br />

etwa Atome in Kristallen. Soziale Strukturen befinden sich an der Grenze zum<br />

Chaos (edge of chaos [75] ). Diese in der Literatur verwendete Beschreibung mag<br />

anfangs irreführend erscheinen und fälschlicherweise anzeigen, dass Strukturen<br />

komplexer Systeme stets an der Kippe zum Chaos stünden. Eigentlich jedoch<br />

stehen sie genau zwischen Ordnung und Chaos. Somit geht es bei der<br />

Beschreibung komplexer Systeme stark darum, die zu beschreibenden<br />

Strukturen in einem Grad zwischen Ordnung und Chaos zu sehen [76] . Der<br />

Komplexitätsgrad und das Maß, das sich daraus für die Beschreibung von<br />

Komplexität ergibt, macht das Phänomen der Komplexität schließlich<br />

interpretierbar. Abb.8 beschreibt ein Optimum dieses Maßes.<br />

Abb. 8: Komplexe (adaptive) Systeme zwischen Ordnung und Chaos<br />

1 A<br />

Ordnung Ordnungsgrad Chaos<br />

Quelle: Rogers et al., 2005: 12<br />

<strong>Eine</strong> Beschreibung, wie sie in Abb. 8 dargestellt ist, ist charakteristisch für<br />

komplexe Systeme und korrespondiert lt. Rogers et al. (2005) mit der Diffusion<br />

eines <strong>Innovation</strong>smodells aus Abb. 9. Die Verbindung dieser Charakteristika ist<br />

entscheidend für die Beurteilung einer komplexen Situation, also wie der<br />

[73] Vgl. Miller/Page, 2007: 9<br />

[74] Vgl. Nijkamp/Reggiani, 1998: 12<br />

[75] Vgl. Fisher, 2009: 3<br />

[76] Vgl. Fisher, 2009: 3<br />

2 A<br />

27<br />

3 A


Anzahl neuer Anwender<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Komplexitätsgrad für das zu untersuchende System, in unserem Fall des<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems, zu interpretieren und zu „beurteilen“ ist.<br />

1 B<br />

Abb. 9: Diffusion eines <strong>Innovation</strong>smodells<br />

Früh Art der Anwender Spät<br />

Quelle: Rogers et al., 2005: 12<br />

Rogers et al. (2005) verbindet die Phasen der Diffussion eines<br />

<strong>Innovation</strong>smodells, die durch die Anzahl und die Art der Anwender (der<br />

<strong>Innovation</strong>) beschrieben wird (Abb.8 ), mit der Beschreibung eines komplexen<br />

(adaptiven) Systems (Abb. 9), das durch seinen Komplexitäts- und<br />

Ordnungsgrad beschrieben wird. Rogers et al. (2005) kombiniert die beiden<br />

Modelle, da in beiden Fällen: „local interactions in networks lead to the<br />

emergence of global structures and behaviors at the next-higher level of<br />

organization [77] “. Er weist weiter dar<strong>auf</strong> hin, dass bei beiden Modellen die<br />

jeweiligen Netzwerke [78] ihr globales Verhalten trotz „individual turnover“ stets<br />

beibehalten [79] . Wie aus den beiden oben dargestellten Abbildungen 8 und 9<br />

ersichtlich wird, korrespondieren die beiden Kurven, d.h. die Punkte<br />

2 B<br />

. Die Form der Glockenkurven lassen dar<strong>auf</strong> schließen,<br />

dass es in diesen Prozessen nur einen einzigen Extremwert gibt, der ein<br />

Maximum darstellt. Wie sind die Punkte <strong>auf</strong> den Kurven des komplexen<br />

(adaptiven) Systems und des Diffusionsmodells nun gemeinsam zu<br />

interpretieren? In den ersten Punkten herrscht vollkommene Ordnung<br />

( ) und noch kein Anwender findet Zugang zu einer <strong>Innovation</strong> ( ). Mit der<br />

Lockerung der Ordnung in Richtung Chaos ( in Richtung ), nimmt auch<br />

die Anzahl der neuen Anwender und der risikoreichen Anwender einer<br />

<strong>Innovation</strong> zu, wobei aber zunächst die risikolosen Anwender in der Überzahl<br />

bleiben ( in Richtung ). Der Anstieg folgt bis zum zweiten Punkt, der als<br />

[77] Rogers et al., 2005: 11<br />

[78] Hinweis: „Netzwerk“ im Modell der komplexen (adaptiven) Systeme meint das Netzwerk<br />

an Individuen, ohne das es nicht bestehen könnte. „Netzwerk“ im <strong>Innovation</strong>sdiffussionsmodell<br />

meint das Netzwerk der Anwender einer <strong>Innovation</strong> (z.B. Kunden). (Vgl. Rogers et<br />

al., 2005: 10)<br />

[79] Vgl. Rogers et al., 2005: 10<br />

28<br />

3 B


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

einziger Extremwert das Maximum in beiden Kurven darstellt, der dritte<br />

Punkt steht für Chaos ( ) und für keine weiteren Anwender ( ). In den<br />

Punkten liegt der schmale Grat zwischen Chaos und Ordnung ( ), an<br />

dem die meisten Anwender die <strong>Innovation</strong> annehmen und auch risikoreiche<br />

Anwender stabilisiert sind ( ). „This is the location of complexity where<br />

heterogeneity exists at the border of chaos - that area between simple systems<br />

and chaotic systems“ [80] . Die Verbindung der Abbildungen 8 und 9 hat<br />

interpretatives Potential: So ist es für Unternehmen unter dieser Perspektive<br />

das Ziel, den Gewinn zu maximieren und ein Maximum an Anwender zu<br />

gewinnen. Dazu ist für sie das Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos, in<br />

Abb. 8 der Punkt und in Abb. 9 der Punkt , wo risikoreiche Anwender<br />

stabilisiert sind und ein Maximum an Anwendern herrscht, anzustreben. Jedes<br />

Abfallen links oder rechts vom Maximum, bedeutet eine Einbuße des<br />

Optimums (d.h. weniger Anwender der <strong>Innovation</strong> und entweder ein Abfallen<br />

in Richtung Ordnung oder Chaos). Mithilfe dieser Eigenschaften lassen sich im<br />

späteren Verl<strong>auf</strong> der Thesis komplexe Zustände in den <strong>Innovation</strong>ssystemen von<br />

Unternehmen und die Ergebnisse der Erhebung in geeigneter Art beurteilen.<br />

Nicht nur Rogers et al. (2005) erkennt die Mitte zwischen Ordnung und Chaos<br />

als stabilsten Punkt an. Auch Ebeling/Schweitzer (2007) erkennen diesen<br />

entscheidenden Punkt, in ihrer Analyse jedoch aus einer ästhetisch<br />

physikalischen Sich heraus. Sie verweisen zunächst <strong>auf</strong> Birkhoff (1932), der das<br />

„ästhetische Empfinden bei der Wahrnehmung von Objekten“ [81] in drei Größen<br />

unterteilt: Die Ordnung O, die Komplexität C und das ästhetische Maß M. Er<br />

bringt die Größen in den Zusammenhang . Die Ordnung, als „Gefühl<br />

des Gefallens am ästhetischen Objekt“ [82] , erhöht das Maß, wohingegen die<br />

Komplexität, als die „Zeichenmenge, aus der ein Objekt besteht“ [83] das Maß<br />

verringert. In weiterer Folge beschreibt Birkhoff (1932) mit Hilfe des<br />

physikalischen Begriffs der Entropie ein Maß für Komplexität. Die Entropie ist<br />

danach eine „Zustandsgröße, die in einem abgeschlossenen System solange<br />

ansteigt, bis der Maximalwert erreicht ist. Dieser Gleichgewichtswert entspricht<br />

einem Systemzustand mit der größten molekularen Unordnung. Der Abstand<br />

von diesem Gleichgewichtswert kann somit (für abgeschlossene Systeme) als ein<br />

Maß der im System vorhandenen Ordnung gesehen werden“ [84] . Mit Hilfe des<br />

Begriffs der Informationsentropie, als „ein Maß für die Unbestimmtheit in einem<br />

System“ [85] oder „ein Maß für die Information, die man benötigen würde, um den<br />

[80] Rogers et al., 2005: 17<br />

[81] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 47<br />

[82] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 47<br />

[83] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 47<br />

[84] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 47<br />

[85] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 48<br />

29


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Zustand des Systems vollständig zu beschreiben“ [86] , stellt er ein Maß für<br />

Komplexität her. Birkhoff (1932) nimmt also schließlich die Entropiedifferenz<br />

als Maß für Ordnung und die Informationsentropie als Maß für Komplexität. In<br />

Abb. 10 ergibt dies zwei Extrempunkte: Beim ersten, also bei Ordnung wird<br />

das Ordnungsmaß (Entropiedifferenz) maximal und das Komplexitätsmaß<br />

(Informationsentropie) minimal. Im Chaos ist der Zusammenhang genau<br />

umgekehrt [87] . A.A. Moles (1966) vergleicht die Ordnung als Banalität mit dem<br />

Chaos als Originalität und erkennt, dass dabei nur ein Maximum entstehen<br />

kann, welches genau in der Mitte der beiden Begriffe liegt, da in den beiden<br />

Extrempunkten der Informationsgehalt bei null liegt und es zwischen den Polen<br />

aber ein Mindestmaß an Strukturierung der Information gibt [88] (ebenfalls in<br />

Abb. 10 dargestellt). „Das Ästhetische, das Schöne findet sich <strong>auf</strong> der Grenze<br />

zwischen Ordnung und Chaos“ [89] .<br />

Abb. 10: Chaos und Ordnung nach Moles<br />

Informationsgehalt<br />

Ordnung<br />

„Banalität“<br />

Quelle: Moles, 1966, In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 49<br />

9 Kombination CIS & Komplexität<br />

Da nun beide Bausteine für den gewünschten Regressionskoeffizienten<br />

Komplexität (Komplexitätsfaktor) bestehen, können diese verwoben werden.<br />

Dazu werden nun die gewählten Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>ssystems<br />

mit den Indikatoren von Komplexität systematisch miteinander kombiniert. Für<br />

die systematische Kombination wird die wissenschaftliche Kreativitätsmethode<br />

der semantischen Intuition angewandt. Bei der semantischen Intuition werden<br />

zwei bisher nicht kombinierte Wörter zu einem Wort verbunden. Dadurch<br />

[86] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 48<br />

[87] Vgl. Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 48<br />

[88] Vgl. Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 49<br />

[89] Vgl. Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 49<br />

30<br />

Chaos<br />

„Originalität“


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

entstehen neue Vorstellungsbereiche, die zu neuen Ideen verschmelzen [90] und<br />

neuartige Dimensionen entstehen lassen. In unserem Fall werden die beiden<br />

oben erwähnten Bestandteile des Komplexitätsfaktors miteinander kombiniert,<br />

wie dies in Abb. 11 ersichtlich wird. Durch die 4 gewählten Wirkungsbereiche<br />

des unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems und die 5 Indikatoren für<br />

Komplexität ergeben sich bei multiplikativer Kombination insgesamt 20 (5x4)<br />

neue Dimensionen. Diese Dimension (z.B. Interaktion/Akteure oder<br />

Aktivitäten/ Vielfalt, etc.) können nun operationalisiert werden, indem sie<br />

ausformuliert werden. Es werden also die systematischen Kombinationen der<br />

semantischen Intuition operationalisiert und im Sinne der Erhebung<br />

ausformuliert. Embst (2010) nennt denselben Vorgang die Zusammenstellung<br />

von Statements, wobei sie Statements als Aussagen zu Situationsbeschreibungen<br />

definiert [91] . In der Form als Statements sind sie dann für den<br />

Einsatz im Fragebogen verwendbar. <strong>Eine</strong> Skalierung folgt im letzten Schritt.<br />

Diese Skalierung orientiert sich an den Ausprägungen der Indikatoren von<br />

Komplexität (vgl. Tab. 3), die durch die systematische Kombination ebenfalls<br />

<strong>auf</strong> die gewählten Wirkungsbereiche eines unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems,<br />

also <strong>auf</strong> die Kombination aus beiden Bestandteilen, angewandt<br />

werden. Durch die Verwendung der schon von Embst (2010) formulierten<br />

Ausprägungen werden so messbare Dimensionen erhebbar.<br />

Abb. 11: Kombination CIS & Komplexität<br />

Wirkungsbereiche<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem<br />

Akteure<br />

Aktivitäten<br />

Ressourcen<br />

Institutionen<br />

Quelle: Eigene Darstellung aus Abb. 6 und Tab. 3<br />

[90] Vgl. Kannenberg, 2003: 15<br />

[91] Vgl. Embst, 2010: 80<br />

31<br />

Indikatoren<br />

Komplexität<br />

Vielzahl<br />

Vielfalt<br />

Veränder-<br />

lichkeit<br />

Interaktion<br />

Vieldeutig-<br />

keit


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Für jede Kombination wird nun eine geeignete Operationalisierung gesucht, um<br />

die Dimension in Unternehmen erhebbar zu machen (siehe Tab. 4). Die<br />

genauen Formulierungen wurden mit Hilfe eines Pre-Tests feingeschliffen. Es<br />

wird dar<strong>auf</strong> hingewiesen, dass die Dimensionen möglichst befragungsfreundlich<br />

und unternehmensbezogen formuliert wurden, daher klingt der Wortlaut für die<br />

Fragen, die sich aus den kombinierten Dimensionen ergeben, nicht immer<br />

wissenschaftlich. Für die Erstellung solcher neuen Dimensionen werden in der<br />

Literatur unterschiedliche Möglichkeiten und/oder Regeln genannt: Durch die<br />

Spezifikation von Konzepten und deren Operationalisierungen werden Begriffe,<br />

die zunächst abstrakt scheinen mögen, möglichst in eindeutig erfassbare und<br />

messbare Dimensionen konvertiert. [92] „In sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Theorien sind [...] viele verwendete Begriffe komplex, sie<br />

können mehrere unterschiedliche Bedeutungsdimensionen besitzen und, noch<br />

komplizierter, in der Regel nicht direkt erfassbar bzw. beobachtbar sein“ [93] .<br />

Schließlich verweist Paier (2010) <strong>auf</strong> einen essentiellen Punkt: „Entscheidend<br />

ist, dass im Zuge der Konzeptspezifikation die Mehrdimensionalität von<br />

abstrakten Begriffen durch Konkretisierung ihrer empirischen Bezüge <strong>auf</strong><br />

möglichst konkret beobachtbare Sachverhalte überwunden wird“ [94] .<br />

Tab. 4: Kombinationen und operationalisierte Fragen [95]<br />

Akteure/Vielzahl Wir haben ausreichend Mitarbeiter/innen im<br />

<strong>Innovation</strong>sbereich.<br />

Akteure/Vielfalt Unsere Mitarbeiter/innen wenden unterschiedliche<br />

Methoden an.<br />

Akteure/Veränderlichkeit Unsere Mitarbeiter/innen können sich rasch <strong>auf</strong><br />

neue Gegebenheiten einstellen.<br />

Akteure/Interaktion Unsere Mitarbeiter/innen haben große Gestaltungsfreiheit.<br />

Akteure/Vieldeutigkeit Jede/r Mitarbeiter /in bei uns kennt das<br />

größere Bild hinter seinen/ihren Aufgaben.<br />

Aktivitäten/Vielzahl Wir setzen ausreichend Aktivitäten, um <strong>Innovation</strong>en<br />

zu realisieren.<br />

Aktivitäten/Vielfalt Die Aktivitäten, die wir setzen um Inno-<br />

vationen zu starten, sind vielfältig.<br />

Aktivitäten/Veränder- Unsere <strong>Innovation</strong>saktivitäten passen sich rasch<br />

[92] Vgl. Paier, 2010: 51<br />

[93] Paier, 2010: 51<br />

[94] Paier, 2010: 53<br />

[95] Kombinationen nach Abb. 6 und Tab. 3 (wie in Abb. 11)<br />

32


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

lichkeit an sich ändernde Gegebenheiten an.<br />

Aktivitäten/Interaktion Unsere <strong>Innovation</strong>saktivitäten richten sich<br />

insgesamt stark an Rahmenbedingungen aus.<br />

Aktivitäten/Vieldeutigkeit Die Ziele unserer <strong>Innovation</strong>saktivitäten sind<br />

stets allen Mitarbeiter/innen klar.<br />

Ressourcen/Vielzahl Wir haben ausreichend Know-How und Budget,<br />

um <strong>Innovation</strong>en zu starten.<br />

Ressourcen/Vielfalt Wir wenden im <strong>Innovation</strong>sbereich vielfältige<br />

Ressourcen/Veränder-<br />

lichkeit<br />

Finanzierungsformen und Kreativität an.<br />

Wir passen Know-How und Budget an geänderte<br />

Rahmenbedingungen rasch an.<br />

Ressourcen/Interaktion Rahmenbedingungen haben bei uns einen<br />

starken <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Strategie. [96]<br />

Ressourcen/Vieldeutigkeit Der Einsatz von Ressourcen (Budget, Wissen,<br />

etc.) ist für alle Mitarbeiter/innen nachvollziehbar.<br />

Institutionen/Vielzahl Bei uns gibt es viele Normen und Regeln, die<br />

den <strong>Innovation</strong>sprozess begleiten.<br />

Institutionen/Vielfalt Bei uns gibt es viele Ausnahmen der<br />

bestehenden Regeln und Normen.<br />

Institutionen/Veränderlichkeit<br />

Normen und Regeln können bei uns unbüro-<br />

kratisch geändert werden.<br />

Institutionen/Interaktion Im <strong>Innovation</strong>sbereich gelten bei uns dieselben<br />

Regeln und Normen, wie im Rest des<br />

Unternehmens.<br />

Institutionen/Vieldeutigkeit<br />

Quelle: Eigene Erstellung<br />

10 Empirische Analyse<br />

Alle Regeln und Normen sind für das ganze<br />

<strong>Innovation</strong>steam nachvollziehbar.<br />

In den vorangegangenen Kapiteln wurden Zielsetzung und Hypothese<br />

formuliert, sowie die entscheidenden <strong>Faktoren</strong> des unternehmerischen<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems und der Komplexität beschrieben, diskutiert und<br />

kombiniert. Die nun folgende empirische Analyse untersucht in mehreren<br />

Schritten den <strong>Einfluss</strong> <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>s-<br />

chancen österreichischer (Groß)unternehmen.<br />

[96] Hinweis: Da Know-How und Budget als Ressourcen für eine Strategie ursächlich sind.<br />

33


10.1 Datenverfügbarkeit<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Wird nicht das Ziel verfolgt international vergleichbare <strong>Innovation</strong>sindikatoren<br />

anzufertigen, die dar<strong>auf</strong> abzielen in erster Linie volkswirtschaftlich relevante<br />

Größen untereinander zu vergleichen, für die die Datenverfügbarkeit zumeist<br />

eine gute ist [97] , sondern unternehmerische <strong>Innovation</strong>ssysteme für die<br />

Vergleichbarkeit konkreter Unternehmen zu analysieren, steht man vor dem<br />

Problem der primären Datengenerierung [98] . Man ist dar<strong>auf</strong> angewiesen, durch<br />

Unternehmensbefragungen <strong>auf</strong> freiwilliger Basis detaillierte Zahlenangaben zu<br />

generieren. <strong>Innovation</strong>en sind aber zumeist „strategisch wichtige Unternehmens-<br />

aktivitäten, die einem besonderen Geheimhaltungsbedürfnis unterliegen“ [99] . Für<br />

die Erhebung durch Befragung ist also ein geeigneter, geschützter und<br />

attraktiver Rahmen zu schaffen. Von der Generierung der Daten hängt<br />

schließlich der Gesamterfolg des Projektes ab. Für die geplanten statistischen<br />

Auswertungsmethoden ist eine Mindestzahl an Beobachtungen/Daten<br />

notwendig. In unserem Fall ist durch den Einsatz einer binären logistischen<br />

Regression (Logit) eine absolute Untergrenze von 50 Beobachtungen/<br />

Datenpunkte zur Durchführbarkeit notwendig [100] . Die Erhebung wird vom<br />

Akademischen Forum für Außenpolitik - Hochschulliga für die Vereinten<br />

Nationen (<strong>AFA</strong>) durchgeführt [101] .<br />

10.2 Untersuchungsdesign<br />

10.2.1 Zum Wesen komplexer <strong>Innovation</strong>suntersuchungen<br />

Ein Untersuchungs- oder Forschungsdesign ist wie das methodische<br />

Arrangement einer Studie oder Arbeit, es hat erhebliche Bedeutung für das<br />

Gelingen eines Forschungsprojektes. [102] Für ein Untersuchungsdesign in den<br />

Bereichen <strong>Innovation</strong> und Komplexität stellt sich zu allererst die Frage, welche<br />

Aussagen über Komplexität überhaupt möglich sind, wenn die angewandten<br />

statistischen Methoden die Komplexität bis zu einem gewissen Grade<br />

reduzieren, um sie kalkulierbar und berechenbar zu machen und damit<br />

eigentlich das Gegenteil von dem tun, was die Komplexität verlangt, nämlich<br />

keinen Reduktionismus anzuwenden [103] . Ebenso muss sich die <strong>Innovation</strong>s-<br />

ökonomik „die Frage gefallen lassen, was sie sich über die Feststellung<br />

[97] Vgl. bspw. diverse Datenbanken der OECD oder nationale <strong>Innovation</strong>sstatistiken<br />

[98] Vgl. Schwitalla, 1993: 99<br />

[99] Schwitalla, 1993: 99<br />

[100] Vgl. Fromm, 2005: 6<br />

[101] Zusätzlich veranstaltet das <strong>AFA</strong> weitere Veranstaltungen und Berichte zum Thema.<br />

[102] Vgl. Paier, 2010: 32<br />

[103] Vgl. Liening, 1999: 62<br />

34


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

ökonometrischer Sachverhalte hinaus zutraut, wenn sie relevante, über die<br />

Daten hinausgehende Antworten geben will“ [104] . Zu dieser Frage stellt Grupp<br />

(1997) zunächst fest, dass es keine genauen und allgemeingültigen Argumente<br />

für die Messung von <strong>Innovation</strong> und Fortschritt gibt, egal aus welcher<br />

wissenschaftlichen Lehrmeinung [105] . „Dies stellt für die angewandte <strong>Innovation</strong>s-<br />

forschung das Problem dar, zu ungenügend ,zugerichteten‟ theoretischen<br />

Konstrukten passende Indikatoren konstruieren zu müssen” [106] . Grupp (1997)<br />

legt jedoch diese Verantwortung in die Hände des/der untersuchenden<br />

Wissenschaftler/in und beantwortet damit auch einen Teil der im Prinzip<br />

unbeantwortbaren Frage der statistischen Aussagefähigkeit bei der Analyse<br />

komplexer <strong>Innovation</strong>ssysteme. Er meint, dass ein wissenschaftliches<br />

Untersuchungsobjekt nicht von vornherein vorgegeben ist, sondern dass es die<br />

Aufgabe des/der Forscher/in ist, eine geeignete Konzeption zu finden, wie<br />

dieses Untersuchungsobjekt am besten zu messen ist. Es gibt dafür a priori<br />

keine vorgefertigten Konstrukte oder Konstruktionen [107] . Dieses Aufstellen einer<br />

geeigneten Konstruktion oder Messform hat daher für ihn “viele Qualitäten<br />

einer Erfindung” [108] . Diese wissenschaftliche Verantwortung in erfinderischer<br />

Art nach bestem Wissen und Gewissen alle notwendigen <strong>Faktoren</strong> für die<br />

Erklärung der <strong>Innovation</strong>schancen <strong>auf</strong>zunehmen, soll in weiterer Folge der<br />

wissenschaftliche Geist dieser Thesis sein. Auf die Erstellung und Konstruktion<br />

eines Komplexitätsfaktors, wie er hier als zusätzlicher erklärender Parameter<br />

eingesetzt wird, wurde bereits in den vorangegangenen Kapiteln eingegangen.<br />

10.2.2 Untersuchungsmethode<br />

Die Daten unterschiedlichen Ursprungs und Zwecks, die für die binäre<br />

logistische Regression benötigt werden, werden grundsätzlich über drei<br />

Methoden generiert: Gruppenrecherche („Kleingruppenprojekt“ [109] ), Datenbankrecherche<br />

& systematische Ableitungen und eine schriftliche Online-Befragung<br />

inklusive einer Non-Response Analyse. Zunächst zur ersten Methode: In einer<br />

Gruppenrecherche werden Inhalte im Beisein aller Gruppenmitglieder<br />

recherchiert, um <strong>auf</strong> diese Art Vorteile des Arbeitens in Gruppen nutzen zu<br />

können. Die Daten, die als Vektoren der folgenden Regressionsparameter<br />

eingesetzt werden, wurden im Rahmen solch einer Gruppenrecherche<br />

gemeinsam von 4 Personen innerhalb von 4 Werktagen recherchiert. Die<br />

Quellen für diese Informationen sind u.a. Geschäfts-/Jahres- und Nachhaltig-<br />

[104] Grupp, 1997: 37<br />

[105] Vgl. Grupp, 1997: 93<br />

[106] Grupp, 1997: 93<br />

[107] Vgl. Grupp, 1997: 38<br />

[108] Grupp, 1997: 38<br />

[109] Vgl. Konrad, 2004: 102ff<br />

35


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

keitsberichte von Unternehmen, Firmenwebsites, sowie telefonische Auskünfte<br />

[110] . Die Regressionsparameter, für die die Daten im Rahmen der<br />

Gruppenrecherche generiert werden, sind:<br />

Forschungs- und Entwicklungs-Aufwendungen (F&E-Aufwendungen)<br />

Forschungs- und Entwicklungs-Personal (F&E-Personal)<br />

Unternehmensgröße (Gesamtbeschäftigtenanzahl)<br />

Exportleistung<br />

Zusätzlich wurden Ansprechpersonen für den <strong>Innovation</strong>sbereich in den zu<br />

untersuchenden Unternehmen und der volkswirtschaftliche Sektor, in den das<br />

zu untersuchende Unternehmen fällt (für die Ableitungen der F&E-<br />

Förderungen), recherchiert. Im Folgenden werden die einzelnen Variablen<br />

beschrieben, unterteilt in die drei Erhebungsmethoden: Gruppenrecherche,<br />

Datenbankenrecherche & systematische Ableitungen und schriftliche online<br />

Befragung.<br />

10.2.3 <strong>Faktoren</strong> für die Gruppenrecherche<br />

F&E-Aufwendungen<br />

Aufwendungen für Forschung und Entwicklung wurden primär über die<br />

Jahresabschlüsse, Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte, Websites und<br />

telefonischen Auskünfte der Unternehmen generiert. F&E-Aufwendungen sind<br />

Prozentualwerte, gemessen am Gesamtumsatz eines Unternehmens. Hier<br />

wurde mit den letzten verfügbaren Daten und keinen Differenzen (etwa Zu-<br />

und Abnahmen im Vergleich zu Vorjahren) gerechnet. Da die<br />

Gruppenrecherche hier aber unzufriedene Ergebnisse lieferte, wurde die Höhe<br />

der F&E-Aufwendungen zusätzlich in die Erhebung <strong>auf</strong>genommen.<br />

F&E-Personal<br />

Das Personal des Forschungs- und Entwicklungsbereichs bezieht sich <strong>auf</strong> die<br />

absolute Zahl der Angestellten im F&E-Bereich eines Unternehmens. Auch<br />

hier wurde mit den letzten verfügbaren absoluten Werten und keinen<br />

Differenzen gerechnet. Dieser Faktor wurde ebenfalls zusätzlich in den<br />

Fragebogen übernommen.<br />

[110] Mitarbeiter/innen dieser Gruppenrecherche waren im April 2012: Jakob Hager, Anna<br />

Mikulan, Bsc.; Clemens Oberhofer, BSc. und Viktor Ludwig vom <strong>AFA</strong>.<br />

36


Unternehmensgröße<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Die Unternehmensgröße bezieht sich <strong>auf</strong> den absoluten Wert der Gesamt-<br />

beschäftigten (Arbeiter/innen und Angestellten) eines zu untersuchenden<br />

österreichischen (Groß)unternehmens zum letzten verfügbaren Zeitpunkt.<br />

Exportleistung<br />

Die Exportleistung meint hier die Exportquote, gemessen am Gesamtumsatz<br />

eines Unternehmens, zum letzten verfügbaren Zeitpunkt. Gemeint sind<br />

Exporte in die gesamte Welt. Dieser Wert war schwer verfügbar und wurde<br />

daher ebenfalls in die Erhebung mit <strong>auf</strong>genommen.<br />

10.2.4 <strong>Faktoren</strong> für Datenbankrecherche und systematische<br />

Ableitungen<br />

Patente<br />

Patente meint hier die absolute Anzahl an Patentanmeldungen eines betreffenden<br />

Unternehmens (letzte verfügbare Information). Als Quellen wurden<br />

Patentdatenbanken genutzt, die über Suchalgorithmen die Häufigkeit der<br />

Patentanmeldungen in einem bestimmten Zeitraum ausweisen. Hier wurden<br />

Online-Daten der Europäischen Patentdatenbank (2012) [111] verwendet.<br />

Öffentliche F&E-Förderungen<br />

Öffentliche F&E-Förderungen werden vom Bundesministerium für Verkehr,<br />

<strong>Innovation</strong> und Technologie (BMVIT) vergeben und von der Österreichischen<br />

Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) verwaltet. Da die Daten für<br />

Förderungen im F&E-Bereich für Unternehmen aus Datenschutzgründen <strong>auf</strong><br />

Unternehmensebene nicht verfügbar sind, war es notwendig die Daten<br />

selbstständig herzuleiten. Hierzu wurde jedes der untersuchten Unternehmen<br />

in einen volkswirtschaftlichen Sektor eingeteilt. Die Daten öffentlicher F&E-<br />

Förderungen für den privaten Sektor in Österreich sind nur sektorenspezifisch<br />

abrufbar. Die Gesamtfördersumme eines Sektors wurde durch die<br />

Gesamtbeschäftigung in diesem Sektor geteilt, was die Fördersumme pro<br />

sektoral Beschäftigten ergibt. Dieser Wert wurde mit der Beschäftigtenzahl<br />

eines zu untersuchenden Unternehmens (als Interpretation der Unternehmens-<br />

[111] Vgl. Europäische Patentdatenbank, 2012<br />

37


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

größe) multipliziert und ergab so einen Näherungswert für die Förderung dieses<br />

Unternehmens. Bei der Konstruktion dieses Faktors muss allerdings angenommen<br />

werden, dass alle einbezogenen Unternehmen öffentliche Förderungen<br />

in Anspruch genommen haben, was nicht der Realität entsprechen muss. Es<br />

werden durch diesen Faktor in erster Linie sektorale Unterschiede in der<br />

Förderung von Unternehmen abgebildet. Hier wurde mit dem letzten<br />

verfügbaren Wert (2009) der Statistik Austria [112] gerechnet.<br />

10.2.5 <strong>Faktoren</strong> für die Befragung<br />

<strong>Innovation</strong>saktivität(en)<br />

Als abhängige Variable werden die <strong>Innovation</strong>schancen [113] gewählt. Um diese<br />

zu bestimmen, müssen die Unternehmen zunächst befragt werden, ob sie<br />

innovieren, d.h. ob sie im vergangenen Jahr <strong>Innovation</strong>saktivität(en)<br />

durchgeführt haben. Dabei gehen wir von der <strong>Innovation</strong>sdefinition der<br />

Statistik Austria aus dem Jahr 2012 aus: „Die Unternehmen haben entweder<br />

neue oder merklich verbesserte Produkte <strong>auf</strong> den Markt gebracht, neue oder<br />

merklich verbesserte Prozesse in ihrem Unternehmen eingeführt,<br />

organisatorische <strong>Innovation</strong>en oder Marketinginnovationen eingeführt oder<br />

zumindest <strong>Innovation</strong>saktivitäten durchgeführt, die <strong>auf</strong> die Einführung von<br />

Produkt- oder Prozessinnovationen abzielten“ [114] . Um die Definition von<br />

<strong>Innovation</strong>saktivität eng zu halten, damit nicht alle Unternehmen der<br />

Befragung <strong>auf</strong> die innovationsaktive (oder -passive) Seite fallen, wurden nur<br />

jene Unternehmen als innovationsaktiv definiert, die im Jahr 2011 von den<br />

drei <strong>Innovation</strong>sarten: Produkt-, Prozess- und organisatorische <strong>Innovation</strong>en/<br />

Marketinginnovationen zumindest zwei eingeführt/durchgeführt haben.<br />

F&E-Kooperationen<br />

Forschungs- und Entwicklungskooperationen beziehen sich <strong>auf</strong> Kooperationen,<br />

die ein gegebenes Unternehmen im <strong>Innovation</strong>sbereich in/seit dem Jahr 2011<br />

mit anderen Unternehmen hatte/hat. Da diese Angabe bei Unternehmen als<br />

sehr heikel gilt (Ergebnis des Pre-Tests), wurde hier nicht nach der absoluten<br />

Anzahl der Unternehmen, mit denen kooperiert wird, gefragt, sondern eine<br />

stufenweise Befragung durchgeführt. Die 4 Stufen sind: Das Unternehmen<br />

kooperiert: 1) mit sehr vielen Unternehmen, 2) mit vielen Unternehmen, 3) mit<br />

wenigen Unternehmen, 4) mit gar keinen Unternehmen.<br />

[112] Vgl. Statistik Austria, 2009<br />

[113] Hinweis: Gerechnet wird jedoch mit logarithmierten Odds als abhängige Variable. (siehe<br />

Gleichung 1.3 im Kaptiel 10.3 Modell)<br />

[114] Statistik Austria, 2012<br />

38


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

10.2.6 Stichprobe, Größe und Zeitraum<br />

Die Erhebung wurde unter österreichischen (Groß)unternehmen durchgeführt.<br />

Dazu wurden sämtliche Firmen aus der zweijährlich durchgeführten<br />

Leitbetriebe-Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) in Wien,<br />

plus alle ATX-notierten Unternehmen in die Befragungsliste <strong>auf</strong>genommen. Die<br />

erwähnte Leitbetriebe-Studie beinhaltet eine gut gemischte Unternehmensliste<br />

und hat bei der letzten Durchführung insgesamt 106 Unternehmen befragt.<br />

Inklusive zusätzlicher ATX-Unternehmen wurde eine Liste von insgesamt 118<br />

Unternehmen [optional +2 weitere (Groß)unternehmen für Ausfälle], also 120<br />

Unternehmen erstellt. Für den Erhebungszeitraum wurde Mai und Juni 2012<br />

gewählt, noch vor Beginn der eigentlichen Sommerzeit, um die Response-<br />

Wahrscheinlichkeit nicht zu sehr zu gefährden. Dieser Zeitraum beinhaltet auch<br />

bereits die Durchführung der Non-Response-Analyse, die ab einem Monat nach<br />

dem Start der Erhebung durchgeführt wurde.<br />

Als Befragungsmethode wurde der Online-Fragebogen gewählt. „Online-<br />

Befragungen zählen zweifellos zu den günstigsten, effizientesten und auch - für<br />

die Befragungsteilnehmer/innen - attraktivsten Erhebungsformen. Zudem<br />

können innerhalb kurzer Zeit relativ große Fallzahlen erzielt werden“ [115] . Dazu<br />

wurde ein geeigneter Anbieter verwendet und die Fragen dort formuliert und<br />

hochgeladen. Im Ergebnis ergab sich eine Response-Rate von 45% (54<br />

Beantwortungen).<br />

10.3 Modell<br />

Zur Erklärung der <strong>Innovation</strong>schancen österreichischer (Groß)unternehmen<br />

wurde ein Logit-Modell gerechnet. De facto handelt es sich bei der logistischen<br />

Regression um die Erklärung einer binären Abhängigen durch erklärende<br />

Variablen. Ein Logit-Modell, wie es in Gleichung 1.3 dargestellt ist, basiert <strong>auf</strong><br />

der Idee der Odds (1.1). Dabei handelt es sich <strong>auf</strong> der ganz rechten Seite der<br />

Gleichung 1.2 um den Logarithmus der Ratio der Wahrscheinlichkeiten des<br />

Ereignisses und dessen Gegenwahrscheinlichkeit. Dieses Verhältnis<br />

wird als Odds tituliert, was einem Chancenverhältnis gleichkommt (Odds-<br />

Ratio). Wenn ( ) dann ( )<br />

39<br />

⁄ . Werden diese Odds<br />

durch Logarithmieren in Logits transformiert, können diese nun unendliche<br />

positive und negative Werte annehmen.<br />

[115] Paier, 2010: 99


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Wenn also die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Ereignisses ,<br />

( ) ist und Gegenwahrscheinlichkeit, also das Nicht-Eintreten des<br />

Ereignisses , ( ) ist, erhalten wir formal bei der Division<br />

der Wahrscheinlichkeiten die Odds (1.1):<br />

( )<br />

( )<br />

( ( )) ( )<br />

( )<br />

Werden die Odds logarithmiert, erhalten wir das Logit (1.2):<br />

( ) ( ( )) ( )<br />

( )<br />

40<br />

(1.1)<br />

( )<br />

Dieses Logit kann nun in eine multivariate Regressionsgleichung eingesetzt<br />

werden und wir erhalten (1.3):<br />

( ( )<br />

( ) )<br />

Auflösen nach ( ) ergibt (1.4):<br />

mit<br />

und der Umformung:<br />

( )<br />

( ) ( )<br />

wobei in der Literatur als Effekt-Koeffizient bezeichnet wird [116] . Dieser spielt<br />

bei der Interpretation der Ergebnisse der Logit-Regression eine erhebliche Rolle.<br />

[116] Vgl. z.B. Diaz-Bone/Künemund, 2003: 8<br />

(1.2)<br />

(1.3)<br />

(1.4)<br />

(1.5)


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Für eine standardisierte logistische Funktion<br />

Kurve, wie in Abb. 12:<br />

Abb. 12: Standardisierte logistische Funktion<br />

1.0<br />

0.0<br />

Quelle: Fromm, 2005: 7<br />

41<br />

ergibt sich eine S-förmige<br />

Besonders zu berücksichtigen ist in einer binären Logit-Regression, dass der<br />

Störterm nicht wie bei einer linearen Regression oder wie bei einer Probit-<br />

Regression normalverteilt ist, sondern Gumbel-verteilt. <strong>Eine</strong> Gumbel-Verteilung<br />

hat die Dichtefunktion (bei Skalierungsparameter und Lageparameter )<br />

(1.6):<br />

Der Erwartungswert ist<br />

( )<br />

( )<br />

( )<br />

(1.6)<br />

wobei γ die Euler-Mascheroni Konstante<br />

darstellt, mit einem Wert von ≈ 0,577 [117] . Die Varianz des Fehlerterms ist<br />

Werden die Variablen im Logit-Modell als alternativenspezifische Variablen<br />

bezeichnet dann kann jeder unabhängigen Variable ein eigenes (spezifisches)<br />

Regressionsgewicht zugeordnet werden. Damit können die Regressionskonstanten<br />

als Koeffizienten von alternativenspezifischen Variablen mit dem<br />

konstanten Wert Eins interpretiert werden. Dies sind die alternativenspezifischen<br />

Konstanten. Sie geben die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der<br />

abhängigen Variablen wieder, wenn alle übrigen und alternativenspezifischen<br />

Variablen den Wert Null <strong>auf</strong>weisen. [118]<br />

In der hier durchgeführten Logit-Schätzung wird eine iterative Methode<br />

angewandt um durch die Maximierung der Maximum-Likelihood (ML)-<br />

Funktion die optimierenden Parameterwerte zu erhalten.<br />

[117] Vgl. Maier/Weiss, 1990: 135<br />

[118] Vgl. Andreß/Hagenaars/Kühnel, 1997: 310<br />

0.0


10.3.1 Regressionsanalyse<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Anhand unserer Vorarbeiten und der Definitionen der geeigneten <strong>Faktoren</strong>,<br />

kann nun ein Modell zur statistischen Auswertung des <strong>Einfluss</strong>es aller<br />

unabhängigen Variablen <strong>auf</strong> die binäre abhängige Variable erstellt werden. Die<br />

Auswahl der sich im Modell befindlichen <strong>Faktoren</strong>, Parameter und Indikatoren,<br />

die zur Erklärung der <strong>Innovation</strong>schancen beitragen, sind jene, die am<br />

häufigsten in der <strong>Innovation</strong>sliteratur verwendet werden, dennoch „muss<br />

festgestellt werden, dass Messungen nur selten vollständig theoretisch begründet<br />

sind, und zwar meistens deshalb, weil für das Indikatorenuniversum eine<br />

erschöpfende inhaltliche Begründung nicht gegeben ist (bzw. gegeben werden<br />

kann)“ [119] . Dies gilt insbesondere für die Bereiche Komplexität und <strong>Innovation</strong>.<br />

Dem Logit-Konzept folgend, als das „wohl am häufigsten angewandte<br />

multinominale Entscheidungsmodell“ [120] , wird in dieser Thesis das folgende<br />

binäre Modell gerechnet (2.1):<br />

wobei: ( ( )<br />

( ) )<br />

beschreibt eine <strong>Innovation</strong> und beschreibt keine <strong>Innovation</strong> der<br />

untersuchten Unternehmen. Definition siehe oben.<br />

K i ist eine Matrix, mit 5 Vektoren aus den Kombinationen der<br />

Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>ssystems mit den Indikatoren von<br />

Komplexität (=Komplexitätsfaktoren). Die 5 Vektoren sind die aggregierten<br />

Werte für Vielzahl, Vielfalt, Veränderlichkeit, Interaktion und Vieldeutigkeit<br />

( ). sind die dazugehörigen Koeffizienten ( ). Zur besseren<br />

Darstellung hier das Modell in Matrix-Schreibweise (2.2):<br />

( )<br />

Bei Ausschreibung der Matrizen folgt (2.3):<br />

[119] Paier, 2010: 55<br />

[120] Maier/Weiss, 1990: 135<br />

42<br />

(<br />

)<br />

(2.1)<br />

(2.2)


(<br />

) (<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

(<br />

Die Beschreibung aller Parameter und Koeffizienten folgt in Tab. 5:<br />

43<br />

) (<br />

Tab. 5: Legende für die logistische Regression<br />

<strong>Innovation</strong>sodds<br />

Alternativen spezifische Konstante<br />

Koeffizient für FEA<br />

F&E-Aufwendungen<br />

Koeffizient für Pa<br />

Patente<br />

Quelle: Eigene Erstellung<br />

Koeffizient für FEK<br />

F&E-Kooperationen<br />

Koeffizient für FEP<br />

F&E-Personal<br />

Koeffizient für UG<br />

Unternehmensgröße<br />

Koeffizient für FOR<br />

Öffentliche Förderungen<br />

Koeffizienten für<br />

Komplexitätsfaktoren (Vektoren)<br />

Störterm (i.i.d. ~ Gumbel)<br />

)<br />

) (<br />

)<br />

(2.3)


11 Ergebnisse<br />

11.1 Deskriptive Statistiken<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Das folgende Kapitel beschreibt die Ergebnisse der Erhebung, die im Mai und<br />

Juni 2012 vom <strong>AFA</strong> [121] durchgeführt wurde und die Daten für die spätere<br />

Regression lieferte. Vor allem die deskriptiven Beschreibungen der<br />

komplexitätsbezogenen <strong>Faktoren</strong> im hinteren Teil dieses Abschnitts sind in<br />

dieser Arbeit entscheidend für einen neuartigen Forschungsbeitrag.<br />

9000000<br />

8000000<br />

7000000<br />

6000000<br />

5000000<br />

4000000<br />

3000000<br />

2000000<br />

1000000<br />

0<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Abb. 13: Deskr. Statistik: Förderungen<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Die deskriptive Auswertung der Förderungshöhen lässt den Schluss zu, dass<br />

bestimmte Branchen stärker gefördert werden als andere. Nicht nur die größten<br />

Unternehmen erhalten, in Relation gesetzt, die höchsten Förderbeträge. Auch<br />

bei kleineren Unternehmen gibt es Unterschiede, die erwartungsgemäß <strong>auf</strong> die<br />

unterschiedlichen Förderhöhen in unterschiedlichen Sektoren zurück zu führen<br />

sind. In der Berechnung dieses Faktors wurden die Förderquoten nach<br />

Wirtschaftszweigen/-sektoren zunächst heruntergebrochen <strong>auf</strong> eine Einheit, also<br />

einen Beschäftigten im betreffenden Wirtschaftszweig [122] . Dieser Wert, also die<br />

Förderquote pro sektoral Beschäftigten, wurde schließlich um die<br />

Unternehmensgröße gewichtet. Dies implizierte bei der Berechnung, dass alle<br />

der einbezogenen Unternehmen öffentliche Förderungen beziehen. Der Faktor<br />

zeigt uns nicht mehr als einen Näherungswert, der die öffentliche Förder-<br />

struktur in Österreich mit den Unternehmensgrößen verbindet. Der Plot (Abb.<br />

[121] Akademisches Forum für Außenpolitik – Hochschulliga für die Vereinten Nationen (<strong>AFA</strong>)<br />

[122] Hinweis: Als Klassifizierung der Wirtschaftszweige wurde der ÖNACE 2008 Code<br />

verwendet. Sowohl für Daten der Beschäftigen pro Wirtschaftszweig nach ÖNACE 2008, als<br />

auch der Förderquoten nach ÖNACE 2008 wurden die aktuellsten Daten der Statistik<br />

Austria herangezogen.<br />

44<br />

Förderungen:<br />

Deskr. Statistik<br />

Min. : 0<br />

1st Qu. : 41.404<br />

Median : 228.390<br />

Mean : 1.047.177<br />

3rd Qu. : 1.613.481<br />

Max. : 7.913.362


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

13) zeigt uns, dass der Großteil der Förderungen im unteren Bereich liegt und<br />

nur einige wenige Unternehmen in den Genuss von hohen Förderungen<br />

kommen. Dies mag u.a. durch die KMU-Struktur der österreichischen<br />

Wirtschaft erklärt werden. Auch bei dieser Studie, die sich zwar <strong>auf</strong><br />

Großunternehmen fokussiert, wurden mittlere Unternehmen mit in das Sample<br />

einbezogen, solange sie in die Definition der Leitbetriebe fallen. Dies ist<br />

dadurch zustande gekommen, da viele internationale und große Unternehmen<br />

in Österreich nur mittlere Tochterunternehmen betreiben. Im österreichischen<br />

Unternehmenssektor wurden für die „Finanzierung der Ausgaben für Forschung<br />

und experimentelle Entwicklung (F&E) 2009“ vom öffentlichen Sektor<br />

insgesamt 560.282.000 € ausgegeben, die als Förderungen interpretiert werden<br />

können [123] .<br />

Abb. 14: Deskr. Statistik: Patente<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

Unternehmensgröße<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Ähnlich dem Plot der Förderungen, sind die Ergebnisse der Patente zu<br />

interpretieren. Sowohl bei Abb. 13 der Förderungen, als auch in diesem Fall<br />

(Abb. 14), liegt der Median erheblich unter dem Mittelwert, was <strong>auf</strong> eine<br />

Verteilung schließen lässt, die sich stark am unteren Feld orientiert. Der Plot<br />

(Abb. 14) zeigt, dass ein großer Teil der Unternehmen eher wenig bis keine<br />

Patente angemeldet hat. Die Quelle ist hier die Europäische Patentdatenbank.<br />

Es muss allerdings erwähnt werden, dass bei firmenbezogenen Recherchen<br />

manche Patente doppelt ausgegeben werden, wenn sie in verschiedenen Ländern<br />

angemeldet wurden. Es kann nicht gänzlich sichergestellt werden, dass hier die<br />

Anzahl der entsprechenden firmenbezogenen Patentanmeldungen mit der<br />

Realität übereinstimmt, sondern tendenziell darüber liegen könnte. Um dies<br />

auszugleichen wurden bei der Recherche soweit es möglich war länderbezogene<br />

[123] Vgl. Statistik Austria, 2009: 1<br />

45<br />

Patente:<br />

Deskr. Statistik<br />

Min. : 0,0<br />

1st Qu. : 4,0<br />

Median : 33,0<br />

Mean : 145,9<br />

3rd Qu. : 228,0<br />

Max. : 936,0


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Recherchen verwendet, was durch den Umstand erschwert wurde, dass<br />

innerhalb der EU die Patente häufig kontinentweit angemeldet werden. In<br />

diesem Fall lassen sich die Anmeldungen nur sehr schwer <strong>auf</strong> einzelne Länder<br />

beziehen.<br />

90.000<br />

80.000<br />

70.000<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Abb. 15: Deskr. Statistik: Unternehmensgröße<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Die deskriptive Statistik der Unternehmensgröße der untersuchten<br />

Unternehmen zeigt die größte Differenz zwischen Maximum und Median. Das<br />

unterstreicht u.U. wieder die Struktur der österreichischen Wirtschaft, die stark<br />

<strong>auf</strong> mittleren und kleineren Unternehmen <strong>auf</strong>gebaut ist. Es ist weiter zu<br />

erwähnen, dass viele dieser Unternehmen Töchter oder Landesvertretungen<br />

internationaler Konzerne sind. Die größten Unternehmen in diesem Plot sind<br />

international agierende, österreichische Unternehmen, da in diesem Fall die<br />

Gesamtgröße dieser Betriebe in die Berechnung mit <strong>auf</strong>genommen wurde. Dies<br />

ist deshalb möglich, da es sich bei dem Parameter Unternehmensgröße um<br />

tatsächlich österreichische Unternehmen handelt. Das Maß der Unternehmens-<br />

größe ist hier die Gesamtbeschäftigtenanzahl. Wichtig ist dabei die Gesamt-<br />

beschäftigten eines Unternehmens innerhalb Österreichs von den Gesamt-<br />

beschäftigten österreichischer Unternehmen zu unterschieden. In dieser<br />

Untersuchung wird das zweite Konzept angewandt. Dies bringt es auch mit<br />

sich, dass international agierende Betriebe, die in Österreich eine im Vergleich<br />

zur Gesamtgröße des betreffenden Unternehmens kleine Ländervertretung oder<br />

ein Tochterunternehmen unter selben Namen betreiben, auch im Datensatz der<br />

Unternehmensgröße als klein gewertet werden, obwohl das Mutterunternehmen<br />

u.U. hochgradig innovativ ist. Betreibt z.B. ein internationaler Großkonzern in<br />

Österreich nur seinen Vertrieb im Rahmen einer eigenen Rechtsform, so zählt<br />

nur dieses Team des Vertriebs als österreichisches Unternehmen. Wird dieser<br />

Vertriebsprozess u.U. innovativ gestaltet, ergibt sich das Gegenteil des<br />

46<br />

Unternehmensgröße:<br />

Deskr. Statistik<br />

Min. : 230,0<br />

1st Qu. : 562,5<br />

Median : 1.459,5<br />

Mean : 6.332,7<br />

3rd Qu. : 3.949,5<br />

Max. : 76.900,0


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

erwarteten Zusammenhangs: Kleine Unternehmen scheinen plötzlich hochgradig<br />

innovativ.<br />

12,00<br />

10,00<br />

8,00<br />

6,00<br />

4,00<br />

2,00<br />

0,00<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Abb. 16: Deskr. Statistik: F&E-Aufwendungen<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

F&E-Aufwendungen zählen in der Literatur zu den wichtigsten<br />

Erklärungsfaktoren für <strong>Innovation</strong>. Die F&E-Aufwendungen im Plot (Abb. 16)<br />

sind prozentuelle Werte, gemessen am Gesamtumsatz der Unternehmen. Die<br />

Verteilung der Datenpunkte gestaltet sich im Vergleich zu den beiden<br />

vorhergehenden Statistiken gleichmäßiger. Zwar wenden einige Unternehmen<br />

keine Mittel für F&E <strong>auf</strong>, die Anzahl jener jedoch, die in Forschung und<br />

Entwicklung investieren, überwiegt. Wenn die Verteilung der Datenpunkte<br />

gleichverteilter ist, als jene der Unternehmensgröße oder jene der Förderungen,<br />

würde dies dafür sprechen, dass nicht nur die größten und förderungsstärksten<br />

Unternehmen in das eigene F&E investieren, sondern weitere Einflüsse dafür<br />

entscheidend sind, die im Rahmen dieser Arbeit aber nicht identifiziert werden<br />

können. In Österreich wurden im Unternehmenssektor von den Unternehmen<br />

selbst insgesamt im Rahmen der „Ausgaben für F&E 2009“ 5.092.902.000 € für<br />

interne F&E Ausgaben ausgegeben [124] .<br />

[124] Vgl. Statistik Austria, 2009: 1<br />

47<br />

F&E-Aufwendungen:<br />

Deskr. Statistik<br />

Min. : 0,00<br />

1st Qu. : 0,10<br />

Median : 1,00<br />

Mean : 2,24<br />

3rd Qu. : 3.45<br />

Max. : 10,00


800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 17: Deskr. Statistik: F&E-Beschäftigte<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Bei den F&E-Beschäftigten tritt ein ähnliches Phänomen wie bei der<br />

Unternehmensgröße <strong>auf</strong>. Bei der Erhebung stellte sich für die Befragten die<br />

Zurechnung der F&E-Beschäftigten als oft schwierig heraus. Welche F&E-<br />

Beschäftigen für eine österreichische Ländervertretung zugerechnet werden<br />

sollen und ob eine ausländisches F&E-Abteilung auch für die Arbeit in<br />

Österreich relevant ist, stellten hier Problemfelder dar. Auch sieht ein<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem in jedem Unternehmen anders aus. Diese Probleme kommen<br />

somit aus den internen Strukturen der untersuchten Unternehmen und konnten<br />

beinahe nicht verhindert werden, was u.U. eine mögliche Erklärung für die<br />

Insignifikanz des Parameters in der später folgenden Logit-Regression sein<br />

könnte. Die Anzahl der F&E-Beschäftigten im österreichischen Unternehmens-<br />

sektor beträgt im Rahmen der „Beschäftigten in Forschung und experimenteller<br />

Entwicklung (F&E) 2002-2009“ im Jahr 2009 insgesamt 38.302,9 € und stieg<br />

seit 2002 von 26.727,5 € um 43,31% [125] . Der größte Teil der F&E-Beschäftigten<br />

findet sich dabei traditionell im Wirtschaftszweig Herstellung von Waren [126]<br />

und hier in den Bereichen Elektrische Ausrüstungen und Maschinenbau. Auch<br />

im Bereich der Dienstleistungen [127] sind viele F&E-Beschäftigte tätig, hier vor<br />

allem in den Bereichen „Sonstige Forschung und Entwicklung im Bereich<br />

Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin“ und „Architektur- und<br />

Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische Untersuchung“ [128] .<br />

[125] Vgl. Statistik Austria, 2009: 1<br />

[126] ÖNACE Code 10-33<br />

[127] ÖNACE Code 45-96<br />

[128] Vgl. Statistik Austria, 2009: 1<br />

48<br />

F&E-Beschäftigte:<br />

Deskr. Statistik<br />

Min. : 0.00<br />

1st Qu. : 4.25<br />

Median : 25.50<br />

Mean : 77.30<br />

3rd Qu. : 68.75<br />

Max. : 687.00


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 18: Diagramm: F&E-Kooperationen<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Bei der Erhebung wurden auch die Tendenzen in Bezug <strong>auf</strong> die Kooperationen<br />

erhoben, die ein Unternehmen im F&E-Bereich mit anderen Unternehmen<br />

unterhält. Da die absolute Anzahl zu erheben, von den befragten Unternehmen<br />

die Preisgabe von zu sensiblen Daten bedeutet hätte (Ergebnis des Pre-Tests)<br />

wurden Kooperationsstufen erhoben. Diese gingen von der Kooperation „mit<br />

gar keinen Unternehmen“ bis hin zur Kooperation „mit sehr vielen<br />

Unternehmen“ (siehe oben). Abb. 18 zeigt ein eindeutiges Ergebnis. Deutlich<br />

über die Hälfte der Befragten Unternehmen, 57,4% gaben an, mit wenigen<br />

Unternehmen zu kooperieren. Mit vielen Unternehmen kooperiert knapp ein<br />

Viertel. Mit sehr vielen kooperiert etwas mehr als ein Zehntel (11.1%). Nur<br />

5,5% geben an mit gar keinen Unternehmen im F&E-Bereich zu kooperieren.<br />

Jedenfalls lässt dieses Ergebnis dar<strong>auf</strong> schließen, dass F&E-Kooperationen in<br />

Österreich eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Daten für die Industrie<br />

Deutschlands zumindest sprechen davon, dass 31,5% bzw. 29,4% der<br />

Industrieunternehmen F&E-Kooperationen unterhalten. Je größer darüber<br />

hinaus ein Industrieunternehmen in Deutschland ist, desto eher tendiert es<br />

dazu im F&E-Bereich mit anderen Unternehmen zu kooperieren [129] .<br />

[129] Vgl. BDI, 2005: 29ff<br />

49<br />

Mit gar keinen<br />

Unternehmen<br />

(5,5%)<br />

Mit sehr vielen<br />

Unternehmen<br />

(11,1%)<br />

Mit vielen Unternehmen<br />

(25,9%)<br />

Mit wenigen Unternehmen<br />

(57,4%)


18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 19: Deskr. Statistik: Standort<br />

W OOE NOE BGL SBG V ST K T<br />

Die Auswahl der Unternehmen orientierte sich von Beginn der Konzeption an<br />

<strong>auf</strong> ganz Österreich. Leitbetriebe finden sich im gesamten Bundesgebiet in<br />

unterschiedlichen Ausprägungen bezüglich Gesamtwertschöpfung, Größe, etc..<br />

So ist das Bruttoregionalprodukt 2009 je Einwohner in Wien mit 42.600 € am<br />

höchsten und im Burgenland mit 22.200 € (52,11% vom Wert Wiens) am<br />

niedrigsten [130] . Die Forschungsquote 2009 ist jedoch in der Steiermark mit<br />

4,32% die höchste in Österreich, Schlusslicht ist auch hier das Burgenland mit<br />

0,71% [131] . Die Verteilung, die sich aus den Ergebnissen der hier durchgeführten<br />

Erhebung ergeben hat, ist stark Wien-lastig, was zu einem dementsprechenden<br />

geografischen Bias führt. Das Diagramm in Abb. 19 und die dazugehörende<br />

Tab. 6 zeigen, dass Wien bei den Unternehmen, welche die Erhebung<br />

beantworteten mit 31,48% den höchsten Wert <strong>auf</strong>weist. Es folgen<br />

Oberösterreich und Niederösterreich mit 9 und 7 Unternehmen. Salzburg,<br />

Steiermark und Kärnten konnten nur mit 5 bzw. 6 Unternehmen in die<br />

Erhebung <strong>auf</strong>genommen werden, Tirol, Vorarlberg und das Burgenland gar nur<br />

mit 1 bzw. 2 Unternehmen (Tab. 6). Diese Werte ergaben sich zufällig aus allen<br />

angefragten Unternehmen. Es ist interessant, dass Wien einen so deutlichen<br />

Vorsprung zeigt, da selbst die Non-Response Analyse mit allen relevanten<br />

Unternehmen in ganz Österreich durchgeführt wurde. Dennoch muss dabei auch<br />

fairerweise erwähnt werden, dass in der Liste der Leitbetriebe und ATX-<br />

Unternehmen die Bundeshauptstadt etwas stärker repräsentiert ist, als andere<br />

Bundesländer. Da der Parameter Standort den Erklärungswert für das<br />

gerechnete Regressionsmodell nicht erhöhte, wurde er nicht <strong>auf</strong>genommen.<br />

[130] Hinweis: Beim Wert für das Burgenland sind Pendler-Effekte nicht berücksichtigt.<br />

[131] Vgl. Statistik Austria, 2009: 1<br />

50


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Tab. 6: Häufigkeitstabelle: Standort<br />

Bundesland abs. Häufigkeit (54) %<br />

Wien 17 31,48<br />

Oberösterreich 9 16,67<br />

Niederösterreich 7 12,96<br />

Burgenland 1 1,85<br />

Salzburg 6 11,11<br />

Vorarlberg 1 1,85<br />

Steiermark 6 11,11<br />

Kärnten 5 9,26<br />

Tirol 2 3,70<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Die Exportleistung oder -quote <strong>auf</strong> Unternehmensebene scheint, wenn die<br />

Unternehmen sie nicht im Rahmen der Erhebung selbst angeben, sehr schwer<br />

recherchierbar zu sein. Diese Quoten sind, wie sich gezeigt hat, auch kein<br />

essentieller Wert in Geschäfts- oder Nachhaltigkeitsberichten. Zumindest<br />

kommen sie nur in den wenigsten Berichten vor. In dieser Thesis wurde als<br />

Maß die Exportquote, gemessen am Gesamtumsatz eines Unternehmens,<br />

gewählt. Insgesamt konnte der Faktor leider nicht planmäßig in die spätere<br />

Regression <strong>auf</strong>genommen werden, da über die Erhebung zu wenige Datenpunkte<br />

generiert werden konnten. In Abb. 20 wird das vorhandene Ergebnis dennoch<br />

dargestellt. Es zeigt, wie international die befragten Unternehmen agieren.<br />

Einige Unternehmen liegen bei 100% Exportquote, was u.U. mit der bereits<br />

oben diskutierten Ländervertretung größerer Unternehmen in Österreich zu tun<br />

haben kann. Werden nur einzelne Teile im Inland gefertigt oder nur einzelne<br />

Prozesse im Inland ausgeführt, mit der Grundidee sie sofort wieder zu<br />

exportieren, dann zeigen diese Unternehmen natürlich eine erhöhte Exportquote<br />

von bis zu 100%. Nur drei der befragten Unternehmen geben an, eine<br />

Exportquote von null <strong>auf</strong>zuweisen. Dies stimmt mit der ersten Frage der<br />

Erhebung überein, bei der gefragt wurde, ob das betreffende Unternehmen auch<br />

international tätig sei (statistische Frage), was genau von drei verneint wurde.<br />

Der Großteil, wie aus Abb. 20 ersichtlich wird, bewegt sich bei Exportquoten<br />

von über 50%, nur wenige haben ein schwach ausgeprägtes Auslandsgeschäft.<br />

Österreich gilt traditionell als kleine, offene Volkswirtschaft. Im Land ist die<br />

Exportquote insgesamt (Waren- und Dienstleistungsexporte gemessen am BIP)<br />

seit 1995 (34,8%) bis 2011 (56,6%) um 62,64% gestiegen. Österreich liegt damit<br />

deutlich über dem EU-Durchschnitt von 43,5% [132] .<br />

[132] Vgl. Statistik Austria, 2011<br />

51


120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 20: Deskr. Statistik: Exporte<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

11.1.1 Verteilungen <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong><br />

In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse der komplexitätsbezogenen<br />

<strong>Faktoren</strong> aus der Erhebung beschrieben. Dabei gibt es zwei Arten, wie die<br />

Bestandteile dieser <strong>Faktoren</strong> aggregiert wurden. Die erste Art aggregierte die<br />

Werte über die Achse der Indikatoren von Komplexität (Vielzahl, Vielfalt,<br />

Veränderlichkeit, Interaktion und Vieldeutigkeit), die zweite Art aggregierte die<br />

Werte über die Achse der gewählten Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>s-<br />

systems (Akteure, Aktivitäten, Ressourcen und Institutionen) [133] . In beiden<br />

Arten wurden zunächst die Antworten aus der Erhebung quantifiziert und über<br />

arithmetische Mittelwerte zu je einem Indikator aggregiert, die später in zwei<br />

getrennten Regressionen als unabhängige Parameter in die Logit-Regressionen<br />

eingesetzt wurden. Die beiden Indikatoren werden von nun an Indikator (A)<br />

und (B) genannt. Zur Aggregation ist es entscheidend die Fragen aus der<br />

Erhebung genau in Richtung komplex oder in Richtung nicht komplex<br />

einzuordnen. Dies war hier allerdings kein Problem, da die Ausprägungen der<br />

Fragen sich durch die systematische Kombination stets zwischen komplex und<br />

nicht komplex im Sinne von Tab. 3 befinden. Um die Ergebnisse für den/die<br />

Leser/in so einfach verständlich wie möglich darzustellen, wurde ein<br />

Tachometer-Diagrammtyp gewählt, der den Grad zwischen komplex und nicht<br />

komplex anzeigt. Die Mitte ist als Optimum definiert [134] . Die Werte zwischen 1<br />

und 6 stammen aus der Erhebung. Als Optimum gilt somit der Wert:<br />

3,5 {=[(6-1)/2]+1}.<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

[133] Vgl. beide Arten mit Abb. 11<br />

[134] Vgl. Abb. 8 und Seite 27/28<br />

52


Komplex<br />

(1)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 21: Komplexitätsgrade des Indikators (A)<br />

In Abb. 21 sind die Tachometer-Diagramme des ersten Indikators (A)<br />

dargestellt. Die Grafik unten rechts in Abb. 21 mit der Beschriftung „Indikator<br />

(A): 2,06“, stellt den Wert des arithmetischen Mittelwerts der 5 Bestandteile<br />

des Indikators (A), also Vielzahl, Vielfalt, Veränderlichkeit, Interaktion und<br />

Vieldeutigkeit dar. Man sieht bei diesem Wert, dass die untersuchten<br />

Unternehmen nach dieser Aggregationsform dazu tendieren, in ihren<br />

<strong>Innovation</strong>ssystemen komplex zu sein (Wert: 2,06). Ein genauerer Blick <strong>auf</strong> die<br />

<strong>Faktoren</strong> lohnt sich: So kann man feststellen, dass die <strong>Faktoren</strong> Vielzahl,<br />

Vielfalt und Veränderlichkeit im stark komplexen Bereich liegen, mit Werten<br />

von 1,35; 1,49 und 1,41. Zur Erinnerung: Diese <strong>Faktoren</strong> bewegen sich zwischen<br />

bestimmten Ausprägungen, die sie zwischen komplex und nicht komplex<br />

unterscheiden [135] : Vielzahl bewegt sich zwischen den Ausprägungen Einzahl und<br />

[135] Siehe Tab. 3<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Vielzahl: 1,35<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

53<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Vielfalt: 1,49<br />

Veränderlichkeit: 1,41 Interaktion: 3,00<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Vieldeutigkeit: 3,71 Indikator (A): 2,06<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Mehrzahl, wobei Mehrzahl als komplex gilt. Das Ergebnis zeigt hier eindeutig<br />

<strong>auf</strong> Mehrzahl (1,35). Das bedeutet, dass die Unternehmen mehrzahlige<br />

Komponenten in der Struktur ihrer <strong>Innovation</strong>ssysteme zeigen. Der Faktor<br />

Vielfalt bewegt sich zwischen den Ausprägungen Gleichartigkeit und<br />

Verschiedenartigkeit, wobei Verschiedenartigkeit die komplexe Ausprägung<br />

darstellt. Das Ergebnis zeigt, dass die untersuchten österreichischen Betriebe<br />

hier stark zur Verschiedenartigkeit tendieren, wenn es um ihre<br />

unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssysteme geht (1,49). Bezüglich des Faktors<br />

Veränderlichkeit lässt sich ebenfalls eine komplexitäts-orientierte Neigung<br />

feststellen. Wenn wir betrachten, dass dieser Faktor sich zwischen den<br />

Ausprägungen Statik und Dynamik bewegt, wobei Dynamik die komplexe<br />

Ausprägung darstellt, dann sehen wir, dass die untersuchten Unternehmen zur<br />

Dynamik in <strong>Innovation</strong>ssystemen neigen. Beim Faktor Interaktion ist ein<br />

Ergebnis beim Wert von 3,00 zu beobachten. Interaktion bewegt sich zwischen<br />

den Ausprägungen Independenz und Interdependenz, wobei Interdependenz als<br />

komplex gilt. Die Interpretation des Ergebnisses sagt uns, dass die<br />

Unternehmen eine Mischung aus Freiheit und Abhängigkeit zu praktizieren<br />

scheinen, die in Richtung Abhängigkeit tendiert. Schließlich finden wir einen<br />

knapp in Richtung nicht komplex tendierenden Wert beim Faktor<br />

Vieldeutigkeit, der sich zwischen den Ausprägungen Transparenz und<br />

Intransparenz bewegt, wobei Intransparenz als komplex gilt. Der Wert von 3,71<br />

zeigt, dass die Unternehmen in ihren unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystemen<br />

zur Transparenz neigen.<br />

Die zweite Aggregationsform nach den Wirkungsbereichen eines <strong>Innovation</strong>ssystems,<br />

also nach: Akteure, Aktivitäten, Ressourcen und Institutionen, ergibt<br />

den Indikator (B). Bei den Ergebnissen des Indikators (B), dargestellt in Abb.<br />

22, können durchwegs komplexe Tendenzen beobachtet werden. Die Grafik<br />

ganz unten zeigt wieder den arithmetischen Mittelwert der <strong>Faktoren</strong> Akteure,<br />

Aktivitäten, Ressourcen und Institutionen, der aggregiert den selben Wert wie<br />

Indikator (A) ergeben muss, also 2,06. Wenn wir nun die einzelnen <strong>Faktoren</strong><br />

beobachten und interpretieren möchten, ist hier dar<strong>auf</strong> hinzuweisen, dass die<br />

Interpretation nicht <strong>auf</strong> dieselbe Art zulässig ist, wie das bei Indikator (A) der<br />

Fall war, da die Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>ssystems selbst (also<br />

Akteure, etc.) keine eigenen Ausprägungen zwischen komplex und nicht<br />

komplex besitzen, sondern diese erst im Zuge der systematischen Kombination<br />

mit den Indikatoren von Komplexität erhielten [136] und den Wirkungsbereichen<br />

eines <strong>Innovation</strong>ssystems (Akteure, etc.) erst <strong>auf</strong> diese Weise Dimensionen der<br />

Komplexität zugewiesen wurden. Jede der 4 Wirkungsbereiche enthält somit<br />

Ausprägungen der Komplexität aus den 5 Indikatoren von Komplexität<br />

[136] Siehe Abb. 11 und Kapitel 10<br />

54


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

(Vielzahl, etc.). Auf diese Weise sind diese Werte auch zu interpretieren: Sie<br />

zeigen die Komplexitätsausprägungen der einzelnen Wirkungsbereiche. Beim<br />

Indikator (A) hingegen wurden die Wirkungsbereiche <strong>auf</strong> die einzelnen<br />

Komplexitätsindikatoren aggregiert.<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Abb. 22: Komplexitätsgrade des Indikators (B)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Alle <strong>Faktoren</strong>, also Akteure, Aktivitäten, Ressourcen und Institutionen zeigen<br />

eine Neigung in Richtung komplex. In Abb. 23 ist der arithmetische Mittelwert<br />

der beiden Indikatoren (A) und (B), der wichtigste komplexitätsbezogene<br />

Ergebniswert dieser Arbeit, dargestellt. Insgesamt tendieren die untersuchten<br />

österreichischen Unternehmen also dazu stark in ihren <strong>Innovation</strong>ssystemen<br />

komplex zu sein. Es fehlen ihnen zum theoretischen Optimum [137] nach unserem<br />

Maß im Mittel 1,44 Einheiten. Um diese Differenzen zu den Optima genauer zu<br />

[137] Siehe Abb. 8 und Seite 27/28<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Akteure: 2,28 Aktivitäten: 1,68<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Ressourcen: 1,89<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Indikator (B): 2,06<br />

55<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Institutionen: 2,41<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

beurteilen, sind in Abb. 24 die Optimumsdifferenzen aller Fragen der Erhebung<br />

zusammengefasst.<br />

Abb. 23: Komplexitätsgrad Indikatoren (A) und (B)<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Die Optimumsdifferenzen zeigen die nach arithmetischen Mittelwerten<br />

aggregierten Werte der untersuchten Unternehmen. Egal ob nach der ersten<br />

Art zu Indikator (A) oder nach der zweiten Art zu Indikator (B) aggregiert<br />

wird, es zeigen beide Indikatoren die gleichen Optimumsdifferenzen, da beide ja<br />

aggregiert die gleichen Ergebnisse zeigen müssen [138] . In Abb. 24 wird das<br />

ursprüngliche Optimum, also 3,5 als 0 interpretiert um die absoluten<br />

Abweichungen von diesem Optimum darzustellen. Die Grafik zeigt uns, dass<br />

die Abweichungen sich bei ca. 1,5 bewegen. Unser gerade eben festgestellter<br />

Wert von 1,44 [=(3,5-2,06)] ist hier präzise.<br />

Abb. 24: Optimumsdifferenzen der Indikatoren (A) und (B)<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

-2<br />

-2,5<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

[138] Siehe Werte der Ergebnisse der Indikatoren (A) und (B)<br />

56<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Indikatoren (A) & (B): 2,06<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60


11.2 Regressionsoutputs<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Die in R gerechnete Logit-Regression weicht vom geplanten Modell in zwei<br />

Punkten ab, da sie schließlich ohne die Parameter Exportquote und Standort<br />

gerechnet wurde. Für die Exportquoten konnten nicht genügend Daten<br />

generiert werden, weder in der Gruppenrecherche, noch in der Erhebung. Viele<br />

Unternehmen wollten vermutlich <strong>auf</strong> die Angabe dieser Daten verzichten.<br />

Unternehmensbezogene Exportquoten werden von manchen (Groß)unternehmen<br />

in ihren Berichten standardmäßig angegeben. Bei anderen Unternehmen ist dies<br />

nicht der Fall, die Daten sind dann auch kaum <strong>auf</strong>findbar. Jedenfalls musste<br />

der Parameter Exportquote daher als unabhängige Variable aus dem Modell<br />

ausscheiden. Bei der Regression inklusive dem Parameter Standort als<br />

Unabhängige, die sich in Form von 8 Dummy-Variablen äußert, treten<br />

durchgehend ökonomisch irrelevante und statistisch insignifikante Koeffizienten<br />

<strong>auf</strong>, die dem Modell in hohem Maße Erklärungswert rauben. Auch wenn der<br />

Standort in der Literatur häufig eine wichtige Rolle spielt, ist dies bei dieser<br />

Erhebung und dem dadurch generierten Datensatz nicht der Fall. Der<br />

Parameter Standort wurde daher ebenfalls nicht in die Logit-Regression<br />

<strong>auf</strong>genommen. Im Modell gerechnet wurde nun mit den abhängigen Variablen<br />

F&E-Aufwendungen, F&E-Kooperationen, F&E-Personal, Förderungen,<br />

Patente, Unternehmensgröße und den <strong>Faktoren</strong> des Indikators (A), also<br />

Interaktion, Veränderlichkeit, Vieldeutigkeit, Vielfalt und Vielzahl in Form<br />

ihrer arithmetischen Mittelwerte.<br />

Wie aus Tab. 7 ersichtlich ist, ergeben sich bei einigen Parametern signifikante<br />

Koeffizienten. Aus den klassischen Erklärungsvariablen für <strong>Innovation</strong>, sind hier<br />

vor allem die F&E-Aufwendungen mit dem Koeffizienten von -1,013 (=<br />

-1.013e+00) und einer Signifikanz unter dem 5%-Level als p-Wert zu nennen.<br />

Ebenfalls zeigt der für <strong>Innovation</strong>en heute klassische Erklärungsfaktor Patente<br />

mit dem Koeffizienten 0,0164 [=(1.164e-02)] einen signifikanten <strong>Einfluss</strong><br />

zwischen dem 5%- und 10%-Level als p-Wert. Dass die weiteren klassischen<br />

Variablen keine Signifikanz zeigen, kann einerseits an der Response der<br />

Erhebung (n=54) liegen, andererseits, wie häufig bei dementsprechenden<br />

Erhebungen, kann ein Bias und Verzerrungen in den Antworten der Befragten<br />

entstehen, wenn sich diese im „selfassessment“ selbst beurteilen müssen.<br />

Besonders signifikant aus den komplexitätsbezogenen Variablen ist der<br />

Koeffizient des Parameters Interaktion mit dem Koeffizienten 3,085<br />

[=(3.085e+00)]. Er zeigt mit 0,027 eine starke statistische Bedeutung unter<br />

dem 5%-Level als p-Wert. Schließlich finden wir neben einer signifikanten<br />

Konstante (-14,88=-1.488e+01) auch die Signifikanz des Parameters<br />

57


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Veränderlichkeit unter dem 10%-Level als p-Wert mit dem Koeffizienten 2,265<br />

[=(2.265e+00)].<br />

Tab. 7: Logit mit Indikator (A)<br />

glm(formula = <strong>Innovation</strong> ~ F.E.Aufwendungen + F.E.Kooperationen + F.E.Personal +<br />

Förderungen + Patente + Unternehmensgröße + Interaktion + Veränderlichkeit + Vieldeutigkeit<br />

+ Vielfalt + Vielzahl, family = binomial(logit), data = Logit)<br />

Deviance Residuals:<br />

Min 1Q Median 3Q Max<br />

-1.84536 -0.66177 -0.00618 0.50989 2.35609<br />

Coefficients:<br />

Quelle: eigene Berechnung<br />

Estimate Std. Error z value Pr(>|z|)<br />

(Intercept) -1.488e+01 8.051e+00 -1.849 0.0645 *<br />

F.E.Aufwendungen -1.013e+00 4.118e-01 -2.461 0.0139 **<br />

F.E.Kooperationen 8.382e-01 8.733e-01 0.960 0.3371<br />

F.E.Personal -8.447e-03 8.640e-03 -0.978 0.3283<br />

Förderungen 2.242e-07 3.653e-07 0.614 0.5395<br />

Patente 1.164e-02 6.321e-03 1.842 0.0655 *<br />

Unternehmensgröße -1.085e-04 7.113e-05 -1.526 0.1270<br />

Interaktion 3.085e+00 1.395e+00 2.212 0.0270 **<br />

Veränderlichkeit 2.265e+00 1.249e+00 1.813 0.0698 *<br />

Vieldeutigkeit 1.537e+00 1.028e+00 1.495 0.1348<br />

Vielfalt 4.250e-01 8.112e-01 0.524 0.6003<br />

Vielzahl -4.012e-01 7.736e-01 -0.519 0.6041<br />

AIC: 57.409 * 0.1; ** 0.05<br />

Die Logit-Regression inklusive des Indikators (B) ist in Tab. 8 dargestellt. Als<br />

unabhängige Variablen sind nun wieder die klassischen Parameter F&E-<br />

Aufwendungen, F&E-Kooperationen, F&E-Personal, Förderungen, Patente und<br />

die Unternehmensgröße inkludiert. Durch die andere Art der Aggregation des<br />

Indikators (B) werden nun als komplexitätsbezogene Parameter Akteure,<br />

Aktivitäten, Institutionen und Ressourcen <strong>auf</strong>genommen. Auffällig in diesem<br />

Output ist, dass wir es mit weniger signifikanten Koeffizienten zu tun haben,<br />

als zuvor. Die F&E-Aufwendungen zeigen dafür einen noch signifikanteren<br />

<strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die abhängige Variable mit einem Koeffizienten von 0,8587<br />

(=8.587e-01) und einem p-Wert unter 1%. Allerdings kommt dazu nur mehr<br />

der signifikante <strong>Einfluss</strong> der Ressourcen mit einem Koeffizient von -2,553<br />

[=(-2.553e+00)] und einem p-Wert unter dem 10%-Level. Da sich bei der<br />

ersten Regression bessere Erklärungswerte [bei fast gleichem AIC (Maß für<br />

Modellgüte), wegen F&E-Aufwendungen] zeigen, wird bei der Interpretation<br />

auch das erste Logit-Modell mit dem Indikator (A) als zusätzliche erklärende<br />

Variablen vorgezogen.<br />

58


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Tab. 8: Logit mit Indikator (B)<br />

glm(formula = <strong>Innovation</strong> ~ F.E.Aufwendungen + F.E.Kooperationen + F.E.Personal +<br />

Förderungen + Patente + Unternehmensgröße + Akteure + Aktivitäten + Institutionen +<br />

Ressourcen, family = binomial(logit), data = Logit)<br />

Deviance Residuals:<br />

Min 1Q Median 3Q Max<br />

-1.9044 -0.4889 0.0434 0.7492 2.2633<br />

Coefficients:<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

12 Interpretation<br />

Estimate Std. Error z value Pr(>|z|)<br />

(Intercept) 6.286e+00 6.318e+00 -0.995 0.31979<br />

F.E.Aufwendungen 8.587e-01 3.327e-01 -2.581 0.00986 ***<br />

F.E.Kooperationen 5.620e-01 8.581e-01 -0.655 0.51250<br />

F.E.Personal 1.323e-02 1.447e-02 -0.914 0.36055<br />

Förderungen 1.460e-07 3.700e-07 -0.395 0.69307<br />

Patente -5.593e-03 4.779e-03 1.170 0.24188<br />

Unternehmensgröße 3.553e-05 5.256e-05 -0.676 0.49903<br />

Akteure 1.496e+00 1.349e+00 -1.109 0.26736<br />

Aktivitäten 4.525e-01 1.528e+00 -0.296 0.76709<br />

Institutionen -2.543e+00 1.640e+00 1.551 0.12087<br />

Ressourcen -2.553e+00 1.369e+00 1.865 0.06216 *<br />

AIC: 56.595 * 0.1; ** 0.05; ***0,01<br />

Für eine geeignete Interpretation der Koeffizienten müssen diese zunächst<br />

transformiert werden. Im Rahmen dieser Transformation wollen wir die sog.<br />

Effektkoeffizienten erhalten, die bereits in der Modell-Herleitung erläutert<br />

wurden. Dies ist bei der Interpretation von Logit-Regressionen üblich. Dazu ist<br />

es zunächst notwendig, die Koeffizienten der Regressoren zu exponenzieren, d.h.<br />

in unserem Fall ( ) für die Konstante, ( ) für die Koeffizienten der<br />

klassischen Erklärungsvariablen für <strong>Innovation</strong> (F&E-Aufwendungen, F&E-<br />

Kooperationen, F&E-Personal, Förderungen, Patente und Unternehmensgröße)<br />

und ( ) für die komplexitätsbezogenen Regressoren.<br />

Die Ergebnisse der Transformation der Koeffizienten der Logit-Regression mit<br />

Indikator (A) sind in Tab. 9 <strong>auf</strong>gelistet. Werte unter eins ( ) der<br />

Effektkoeffizienten wirken sich mit einem negativen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Odds, <strong>auf</strong><br />

die regressiert wurde, aus. Sind sie größer als eins ( ), gilt das Gegenteil, ein<br />

positiver <strong>Einfluss</strong> tritt <strong>auf</strong>.<br />

59


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Tab. 9: Effektkoeffizienten<br />

Regressor Koeffizient ( ) Signifik.<br />

Konstante -2.488e+01 63862616766<br />

F&E-Aufwendungen -1.013e+00 2,7539<br />

F&E-Kooperationen 8.382e-01 0,4325<br />

F&E-Personal -8.447e-03 1,0085<br />

Förderungen 2.242e-07 0,9999<br />

Patente 1.164e-02 0,9884<br />

Unternehmensgröße -1.085e-04 1,0001<br />

Interaktion 3.085e+00 0,04573<br />

Veränderlichkeit 2.265e+00 0,1038<br />

Vieldeutigkeit 1.537e+00 0,2150<br />

Vielfalt 4.250e-01 0,6538<br />

Vielzahl 4.012e-01 1,4936<br />

Quelle: eigene Berechnungen, * = 0,1; ** = 0,05<br />

Zur Interpretation: Die Koeffizienten der unabhängigen Variablen sind die<br />

Differenzen der logarithmierten Odds. Wenn z.B. die F&E-Aufwendungen um<br />

eine Einheit steigen, ändern sich die logarithmierten Odds um -1,013. Es muss<br />

eine Rücktransformation von den Änderungen der logarithmierten Odds zu den<br />

Änderungen der Odds erfolgen. Dies geschieht mit Hilfe der Effektkoeffizienten,<br />

die die exponenzierten Koeffizienten wiedergeben. Nach dieser Transformation<br />

kann interpretiert werden, dass bei einem Anstieg der F&E-Aufwendungen um<br />

eine Einheit die Chancen <strong>auf</strong> <strong>Innovation</strong> um 175,40% (2,7539-1) sinken, was <strong>auf</strong><br />

einen deutlichen Bias hinsichtlich der Angaben der F&E-Aufwendungen (oder<br />

der <strong>Innovation</strong>saktivität) durch die Befragten hindeuten lässt (mehr dazu in<br />

den Schlussbemerkungen). Tab. 10 zeigt die Chancenveränderungen genau. Das<br />

Patentergebnis zeigt einen geringen positiven <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen<br />

bei einer Erhöhung der Patentanzahl eines Unternehmens.<br />

Tab. 10: Änderungen der Odds<br />

F&E-Aufwendungen Patente Interaktion Veränderlichkeit<br />

-175,40% 1,15% 95,40% 89,60%<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

60<br />

*<br />

**<br />

*<br />

**<br />

*


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Die Ergebnisse der beiden signifikanten komplexitätsbezogenen <strong>Faktoren</strong> sind<br />

im Gegenzug hochinteressant. Bei der Erhöhung der Interaktion [139] um eine<br />

Einheit steigen die <strong>Innovation</strong>schancen um 95,40%. <strong>Eine</strong> Einheit der<br />

Interaktion meint in diesem Fall eine Einheit in Richtung nicht komplex (da<br />

nicht komplex mit 6 codiert ist), was bei den Ausprägungen der Interaktion<br />

eine Einheit in Richtung Independenz (Abhängigkeit) [140] bedeutet. Also lässt<br />

sich zusammengefasst interpretieren: Bei der Erhöhung der Abhängigkeit im<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem eines Unternehmens steigen die Chancen <strong>auf</strong> <strong>Innovation</strong> um<br />

95,40%, was einen interessanten Teil der Ergebnisse darstellt, insbesondere weil<br />

dies zum richtigen Verständnis einer weiteren Erklärung bedarf: Die<br />

deskriptiven Ergebnisse der komplexitätsbezogenen <strong>Faktoren</strong> in der Erhebung<br />

zeigen den Faktor Interaktion deutlich im komplexen Bereich bei dem Wert<br />

3,00. Da Unternehmen nun im Optimalfall danach streben sollten, zum<br />

Optimum (Wert: 3,50) zu gelangen, bewegen sie sich in Richtung nicht<br />

komplex (also hier in Richtung Abhängigkeit).<br />

Beim Faktor Veränderlichkeit tritt der selbe Fall noch stärker <strong>auf</strong>: Bei der<br />

Erhöhung einer Einheit von Veränderlichkeit steigen die <strong>Innovation</strong>schancen<br />

um 89,60%. <strong>Eine</strong> Einheit mehr in Richtung nicht komplex heißt bei der<br />

Veränderlichkeit eine Einheit mehr in Richtung Statik. Da die deskriptive<br />

Statistik der komplexitätsbezogenen <strong>Faktoren</strong> aus der Erhebung zeigt, dass die<br />

Veränderlichkeit der Unternehmen stark im komplexen Bereich (Dynamik) bei<br />

dem Wert 1,41 liegt und die Unternehmen zum Optimum (3,50) tendieren,<br />

bringt eine Erhöhung um eine Einheit in Richtung des Optimums (= in<br />

Richtung nicht komplex = in Richtung Statik) die gemessene Erhöhung der<br />

Chance <strong>auf</strong> <strong>Innovation</strong>. Es lässt sich hier also interpretieren, dass bei der<br />

Erhöhung der Statik die Chancen <strong>auf</strong> <strong>Innovation</strong> um 89,60% steigen.<br />

Diese beiden Aussagen markieren die Hauptaussagen der vorliegenden Arbeit.<br />

Sie sind in Tab. 11 noch einmal zusammengefasst.<br />

Tab. 11: Hauptaussagen der Thesis<br />

1) Die Erhöhung von Abhängigkeit (Interdependenz, als Gegenteil von<br />

Independenz, also Freiheit) im <strong>Innovation</strong>ssystem eines untersuchten öster-<br />

reichischen Unternehmens um eine Einheit, lässt die Chance dar<strong>auf</strong>, dass<br />

dieses Unternehmen innoviert, um 95,40% steigen.<br />

2) Die Erhöhung der Statik (als Gegenteil von Dynamik) im <strong>Innovation</strong>s-<br />

system eines untersuchten österreichischen Unternehmens um eine Einheit,<br />

[139] Im Sinne von Tab. 3 und Beschreibung <strong>auf</strong> S. 26<br />

[140] Im Sinne von Tab. 3. und Beschreibung <strong>auf</strong> S. 26. Abhängigkeit meint hier nach Embst<br />

(2010) eine Ausprägung von Komplexität als Gegenteil von Independenz.<br />

61


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

lässt die Chance dar<strong>auf</strong>, dass dieses Unternehmen innoviert, um 89,60%<br />

steigen.<br />

Dynamik und Freiheit sind somit aus der Sicht der Komplexitätstheorie für die<br />

Performance des <strong>Innovation</strong>ssystems eines der untersuchten österreichischen<br />

Unternehmens entscheidende <strong>Faktoren</strong>.<br />

13 Rankings<br />

Für die Erstellung eines Rankings ist zunächst ein Index zu bilden. Ein Index<br />

wird aus den gemessenen Werten mehrerer Indikatoren zusammengefügt. Nach<br />

der Zusammenfügung dieser Indikatoren ist ein neuer Faktor oder eine neue<br />

Variable entstanden, die für weitere Zwecke eingesetzt werden kann [141] . „Genau<br />

das ist das Ziel der Bildung eines Index: komplexe Merkmale bzw. Konstrukte<br />

<strong>auf</strong> Basis der Zusammenfassung von Indikatorwerten zu einer neuen,<br />

anschaulichen und aussagekräftigen Variable zusammenzufassen“ [142] . Um nun<br />

einen Indikator zu entwerfen, der <strong>auf</strong> unterschiedliche Arten darstellbar ist und<br />

ein Ranking zwischen österreichischen Großunternehmen ermöglicht, werden<br />

die Koeffizienten aus der Logit Regression mit den dazugehörigen Werten der<br />

Unternehmen in den einzelnen Bereichen multipliziert. Es erfolgt also eine<br />

Multiplikation der ökonomischen Realität eines Faktors innerhalb des<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems eines Unternehmens mit der statistischen Bedeutung dieses<br />

Faktors in unserer Schätzung. Dies ermöglicht die Gewichtung der einzelnen<br />

<strong>Faktoren</strong>, nach dem sich ein Indikator/Ranking bilden lässt. Die Ergebnisse<br />

werden den Unternehmen schließlich übermittelt, jedoch im Rahmen dieser<br />

Thesis aus Datenschutzgründen nicht dargestellt.<br />

14 Schlussbemerkungen<br />

Die Ergebnisse der Arbeit weisen, wenn auch bei einer überschaubaren Anzahl<br />

an Datenpunktenn und dem „selfassessment“ der Befragten (welches sich als<br />

Bias äußert), einen signifikanten <strong>Einfluss</strong> einzelner komplexer <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong> die<br />

<strong>Innovation</strong>schancen der untersuchten Unternehmen <strong>auf</strong>. Das <strong>Innovation</strong>ssystem<br />

eines der untersuchten österreichischen (Groß)unternehmens hat also neben<br />

klassischen <strong>Innovation</strong>saktivitäten, wie der Aufrechterhaltung von F&E-<br />

Aufwendungen und der angemeldeten Patentanzahl auch <strong>auf</strong> <strong>Faktoren</strong> aus der<br />

Komplexitätstheorie zu achten. Hinsichtlich des negativen <strong>Einfluss</strong>es der F&E-<br />

Aufwendungen <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen, muss man hier von einem<br />

[141] Vgl. Paier, 2010: 59<br />

[142] Paier, 2010: 59<br />

62


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

zusätzlichen Bias in den Angaben der Unternehmen ausgehen. Am ehesten ist<br />

dies zu erklären mit Falschangaben nicht so sehr im Bereich der F&E-<br />

Aufwendungen, sondern bei der Frage nach der <strong>Innovation</strong>saktivität. Fällt ein<br />

Unternehmen nicht <strong>auf</strong> die innovationsaktive Seite (mind. 2 Arten von<br />

<strong>Innovation</strong>en) und gibt aber ein hohen Wert bei seinen F&E-Aufwendungen an,<br />

dann kommt dieser Effekt zustande und ein Unternehmen mit hohen F&E-<br />

Aufwendungen innoviert nicht. Es kann also sein, dass die Durchlässigkeit, ab<br />

wann ein Unternehmen als innovativ gilt, zu restriktiv ausgestaltet war. Anders<br />

bei den komplexitätsbezogenen <strong>Faktoren</strong>: Wie in den Hauptaussagen formuliert,<br />

ist es für die untersuchten Unternehmen signifikant von Interesse, wie sie ihr<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem hinsichtlich der <strong>Faktoren</strong> Veränderlichkeit und<br />

Interaktion [143] gestalten. Was hier nachgewiesen werden konnte, ist, dass<br />

Freiheit und Dynamik, analysiert, durch die Brille der Komplexitätstheorie, die<br />

wichtigsten <strong>Einfluss</strong>faktoren <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen eines der untersuchten<br />

Unternehmens sind. Hier liegen diese Unternehmen, der deskriptiven<br />

Auswertung der Ergebnisse zufolge, im komplexen Bereich. Die beiden<br />

<strong>Faktoren</strong> Interaktion und Veränderlichkeit gilt es in der deskriptiven Analyse<br />

jedoch zu unterscheiden. Die Unternehmen sind im Bereich Veränderlichkeit<br />

sehr komplex <strong>auf</strong>gestellt, wobei komplex hier die Ausprägung „Dynamik“ meint.<br />

Sie sind also durchwegs dynamisch, was aber u.U. auch <strong>auf</strong> zu dynamische<br />

<strong>Innovation</strong>ssysteme deuten könnte, nachdem das Ergebnis nicht im Optimum,<br />

also in der Mitte zwischen komplex und nicht-komplex, liegt. Nach diesem<br />

Kriterium des Optimums, stehen die Unternehmen beim Faktor<br />

„Interaktion“ [144] etwas besser da und bewegen sich hier fast im Optimum<br />

zwischen Independenz und Interdependenz [145] mit einem Hang zur<br />

Interdependenz, also zur Abhängigkeit. Vor allem die Ergebnisse der<br />

deskriptiven Statistiken der komplexitäts-bezogenen <strong>Faktoren</strong> dieser Thesis sind<br />

neuartig und zeigen einen guten Überblick über die österreichische Wirtschaft<br />

aus der Perspektive der Komplexitätstheorie. Es bleibt zu hoffen, dass in<br />

diesem hoch interessanten Bereich weiterhin und vor allem <strong>auf</strong><br />

gesamteuropäischer Ebene mehr geforscht wird.<br />

[143] „Interaktion“ und „Veränderlichkeit“ im Sinne von Tab. 3 und Beschreibung <strong>auf</strong> S. 26<br />

[144] Im Sinne von Tab. 3 und Beschreibung <strong>auf</strong> S. 26<br />

[145] Im Sinne von Tab. 3<br />

63


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Sonja, Komplexitätsmanagement im Fron End of <strong>Innovation</strong>, Monographic<br />

Series TU Graz, Verlag der Technischen, 1993<br />

Rogers, Everett M.; Medina, Una E.; Rivera, Mario A.; Wiley, Cody J.,<br />

Complex Adaptive Systems and the Diffusion of <strong>Innovation</strong>s, The University of<br />

New Mexico, Albuquerque, New Mexico, 2005<br />

Schuh, G., Produktkomplexität managen – Strategien-Methoden-Tools, 2.<br />

Auflage, München/Wien 2005, In: Embst Sonja, Komplexitätsmanagement im<br />

Fron End of <strong>Innovation</strong>, Monographic Series TU Graz, Verlag der Technischen,<br />

2005<br />

Schumpeter, Joseph A., Konjunkturzyklen: <strong>Eine</strong> Theoretische, Historische<br />

und Statistische Analyse, Originalausgabe erschienen unter Business Cycles. A<br />

Theoretical, Historical and Statistical Analysis of the Capitalist Process,<br />

McGraw-Hill Book Company Inc. New York und London, 1939, diese Ausgabe:<br />

Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co KG, Göttingen, 2008<br />

Schumpeter, Joseph A., Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung: eine<br />

Untersuchung über Unternehmergewinn, Kapital, Kredit, Zins und den<br />

Konjunkturzyklus, Duncker & Humblot, München, 1935<br />

Schwitalla, Beatrix, Messung und Erklärung industrieller <strong>Innovation</strong>s-<br />

aktivitäten, Physica-Verlag Heidelberg, 1993<br />

69


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Statistik Austria, <strong>Innovation</strong>sstatistiken, 2012,<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/forschung_und_innovation/innovatio<br />

n_im_unternehmenssektor/index.html<br />

Statistik Austria, Unternehmenssektor: Ausgaben für Forschung und<br />

experimentelle Entwicklung (F&E) 2009 nach Wirtschaftszweigen und<br />

Forschungsarten, Wien, 2009<br />

Statistik Austria, Unternehmenssektor: Finanzierung der Ausgaben für<br />

Forschung und experimentelle Entwicklung (F&E) 2009 nach<br />

Wirtschaftszweigen und Finanzierungssektoren, Wien, 2009<br />

Statistik Austria, Wichtige wirtschaftliche Eckdaten im Bundesländervergleich,<br />

Wien, 2009<br />

Statistik Austria, Unternehmenssektor: Beschäftigte in Forschung und<br />

experimenteller Entwicklung (F&E) 2002-2009 nach Wirtschaftszweigen, Wien,<br />

2009<br />

Swann, G. M. P., The Economics of <strong>Innovation</strong>: An Introduction, Edward<br />

Elgar Publishing Limited, UK, 2009<br />

Tödtling, Franz; Lehner, Patrick; K<strong>auf</strong>mann, Alexander, Do Different<br />

Types of <strong>Innovation</strong> Rely on Specific Kinds of Knowledge Interaction?,<br />

Wirtschaftsuniversität Wien (WU), Austrian Research Centers GmbH – ARC,<br />

Wien, 2008<br />

Ulrich, H.; Probst, G.; Anleitung zum ganzheitlichen Denken und Handel,<br />

Bern/Stuttgart 1988, In: Embst Sonja, Komplexitätsmanagement im Fron End<br />

of <strong>Innovation</strong>, Monographic Series TU Graz, Verlag der Technischen, 1998<br />

Universität Hamburg, Diagnostik von Regressionsmodellen, Folien,<br />

http://www2.jura.unihamburg.de/instkrim/kriminologie/Mitarbeiter/Enzmann<br />

/Lehre/StatIKrim/Regressionsdiagnostik.pdf<br />

Weidmann, Jens, Systemrelevante Finanzinstitute und Schattenbanken: Wie<br />

werden systemische Risiken begrenzt. Eingangsstatement <strong>auf</strong> dem CDU/CSU-<br />

Kongress zur Finanzmarktregulierung in Berlin, Berlin, 2011,<br />

http://www.bundesbank.de/download/presse/reden/2011/20110629.weidmann.<br />

pdf<br />

Weizsäcker, Carl Friedrich von, Die Einheit der Natur, München, 1974<br />

70


15.2 Abbildungsverzeichnis:<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 1: Schwarm als Beispiel eines komplexen Systems<br />

Abb. 2: Abl<strong>auf</strong> der Master-Thesis<br />

Abb. 3: Das simple lineare Modell der <strong>Innovation</strong><br />

Abb. 4: Erweitertes simples lineares Model<br />

Abb. 5: Komplexes interaktives Modell<br />

Abb. 6: Das CIS nach Grandstrand<br />

Abb. 7: Messformen für Komplexität im Vergleich<br />

Abb. 8: Komplexe (adaptive) Systeme zwischen Ordnung und Chaos<br />

Abb. 9: Diffusion eines <strong>Innovation</strong>smodells<br />

Abb. 10: Chaos und Ordnung nach Moles<br />

Abb. 11: Kombination CIS & Komplexität<br />

Abb. 12: Standardisierte logistische Funktion<br />

Abb. 13: Deskriptive Statistik: Förderungen<br />

Abb. 14: Deskriptive Statistik: Patente<br />

Abb. 15: Deskriptive Statistik: Unternehmensgröße<br />

Abb. 16: Deskriptive Statistik: F&E-Aufwendungen<br />

Abb. 17: Deskriptive Statistik: F&E-Beschäftigte<br />

Abb. 18: Diagramm: F&E-Kooperationen<br />

Abb. 19: Deskriptive Statistik: Standort<br />

Abb. 20: Deskriptive Statistik: Exporte<br />

Abb. 21: Komplexitätsgrade des Indikators (A)<br />

Abb. 22: Komplexitätsgrade des Indikators (B)<br />

Abb. 23: Komplexitätsgrad Indikatoren (A) und (B)<br />

Abb. 24: Optimumsdifferenzen der Indikatoren (A) und (B)<br />

15.3 Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: Autoren und Maße von Komplexität<br />

Tab. 2: Attribute von Komplexität lt. Embst und Simplifizierung<br />

Tab. 3: Indikatoren und Ausprägungen der Komplexität lt. Embst<br />

Tab. 4: Kombinationen und operationalisierte Fragen<br />

Tab. 5: Legende für die logistische Regression<br />

Tab. 6: Häufigkeitstabelle: Standort<br />

Tab. 7: Logit mit Indikator (A)<br />

Tab. 8: Logit mit Indikator (B)<br />

Tab. 9: Effektkoeffizienten<br />

Tab. 10: Änderungen der Odds<br />

Tab. 11: Hauptaussagen der Thesis<br />

© Christian Mayrhofer, 2013<br />

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