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Neutralität im Kalten Krieg. Österreich und Finnland im Vergleich - AFA

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Angaben zur wissenschaftlichen ArbeitName (Copyrightinhaber):Titel der Arbeit:Sprache:Verfasst bei (Professor/in, LV-Leiter/in):Titel des Seminars/Kurses:MMag. Magdalena Reitbauer<strong>Neutralität</strong> <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>. <strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong><strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong>DeutschUniv.-Prof. Dr. Philipp Ther, MAGeschichte des <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>esSemester: WS 2011/12Universität / Fachhochschule:Institut:Erlangte Note:Mailadresse für evtl. Rückfragen:Universität WienInstitut für Osteuropäische GeschichteSehr gutmagdalena.reitbauer[at]univie.ac.atDer Verfasser / Die Verfasserin stellt diese Arbeit dem Akademischen Forum fürAußenpolitik (<strong>AFA</strong>) zur Verfügung, um diese auf der Plattform International-Relations.at zu veröffentlichen. Das Copyright bleibt dadurch unberührt. AlleAngaben zur Arbeit (wie etwa Note, Seminar <strong>und</strong> Universität) wurden vom<strong>AFA</strong> auf deren Richtigkeit durch dementsprechende Nachweise geprüft. DieArbeit darf unter Hinweis auf den Verfasser / die Verfasserin zitiert werden,wobei der Link zur Arbeit in jedem Fall anzugeben ist. Das Akademische Forumfür Außenpolitik (<strong>AFA</strong>) übern<strong>im</strong>mt keine Verantwortung für den Inhalt derArbeit.


<strong>Neutralität</strong><strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong><strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong> <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong>Magdalena ReitbauerKontakt: magdalena.reitbauer@univie.ac.at


Einleitung<strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong> waren <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> neutral. Beide Staaten waren bemüht guteBeziehungen zur Sowjetunion zu unterhalten sowie einen Ausgleich zwischen den globalenPlayern des <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>es zu schaffen – <strong>und</strong> beide Staaten wurden 1995 Mitglieder derEuropäischen Union. Dennoch gestaltet sich der scheinbar linear verlaufende Prozess vom „reinneutralen“ Status <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> zum „Endziel“, der Mitgliedschaft in der europäischenGemeinschaft, unterschiedlich aus. In dieser Seminararbeit sollen die Unterschiede aber auchmögliche Gemeinsamkeiten in den Strategien, sich zwischen „Ost“ <strong>und</strong> „West“ zu behaupten,vergleichend untersucht werden. Diese historische Auseinandersetzung mit dem <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>, derin seiner Begrifflichkeit als „kalter“ Konflikt für den untersuchten geographischen Raum zutrifft,wird hier einerseits als politisches Fragment – <strong>im</strong> Sinne der Kondition <strong>und</strong> Max<strong>im</strong>e „<strong>Neutralität</strong>“– <strong>und</strong> andererseits auch als europäisches Gesamtbild – in Bezug auf die österreichischen <strong>und</strong>finnischen Integrationsbestrebungen – begriffen. Dabei soll die Analyse <strong>im</strong> Kontext deseuropäischen Integrations- <strong>und</strong> Einigungsprozesses durchgeführt werden. „<strong>Neutralität</strong>“ kann inunterschiedlichen Politikfeldern sichtbar gemacht werden. Den Aktionsräumen der <strong>Neutralität</strong>entsprechend, soll ein Fokus auf die (außen-)politischen Sichtweisen der beiden Länder gelegtwerden, auch wenn die Epoche des <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>es „eigentlich nur als eine globale, multilineare<strong>und</strong> auf vielfache Weise politisch, kulturell, wirtschaftlich-sozial verflochtene Geschichte erzähltwerden“ 1 kann. Aufgr<strong>und</strong> der platzökonomischen Begrenztheit dieser Arbeit können leider nichtalle Aspekte gleichwertig behandelt werden – wobei die außenpolitische Orientierung als„sichtbarste“ Form der <strong>Neutralität</strong> prioritär behandelt wird.Diese Arbeit stützt sich maßgeblich auf wissenschaftliche Sek<strong>und</strong>ärliteratur. Die <strong>Neutralität</strong><strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> – mit Abstrichen (aufgr<strong>und</strong> der Sprachbarriere) auch <strong>Finnland</strong>s – sind relativ gutuntersucht, allerdings fehlt es an einem gr<strong>und</strong>legenden <strong>und</strong> gleichzeitig vielschichtigen <strong>Vergleich</strong>.Die Untersuchungen zu den europäischen Integrationsbestrebungen werden meist linear auf dieeuropäische Wirtschaftsintegration hin ausgerichtet <strong>und</strong> vergessen dabei oft dieKontextualisierung <strong>und</strong> historische Verortung der Thematik <strong>im</strong> Ost-West-Gefüge. Dabei isterkennbar, dass sich momentan noch vor allem die Politikwissenschaft damit auseinandersetzt.Das Jahr 2005 war für das hier behandelte Thema aber auch für die Geschichtswissenschaftliterarisch sehr erquicklich. Im Zuge der Feierlichkeiten, Erinnerungen <strong>und</strong> Darstellungen zu 50Jahren Staatsvertrag, 30 Jahren KSZE-Akte <strong>und</strong> nicht zuletzt auch 10 Jahren EU-Beitritt<strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>s, kam es zu einem durchaus ergiebigen Literatur-Output, der sich auchin dieser Arbeit widerspiegelt.1 Stöver, Bernd (2011): Der Kalte <strong>Krieg</strong>, Geschichte eines radikalen Zeitalters 1947-1991, Beck, München, S. 272


1. <strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>: Kontextualisierung zwischen Ost <strong>und</strong> WestMit dem Ende des Zweiten Weltkrieges änderte sich die politische Ordnung in Europagr<strong>und</strong>legend. Der beginnende „<strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>“ zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika<strong>und</strong> der Sowjetunion sowie die Polarisierung der jeweiligen Systemvorstellungen prägten vonnun an auch die Handlungsspielräume <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>s. Aufgr<strong>und</strong> der Lagezwischen den beiden Blöcken wurde in beiden Staaten der neutrale Status, der allerdings mitunterschiedlichen Prämissen ausgestaltet war, befördert.<strong>Österreich</strong>, das <strong>im</strong> Sinne der 1943 vereinbarten Moskauer Deklaration nach der KapitulationHitler-Deutschlands als unabhängiger <strong>und</strong> demokratischer Staat wiederhergestellt werdensollte, geriet in der Nachkriegszeit durch den sowjetischen Machtausbau in Osteuropa raschzwischen die Fronten des sich aufbauenden <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>es. 2 Als „Laboratorium, wo man denProzess des Kampfes zweier Systeme beobachten kann“ 3 bezeichnet, best<strong>im</strong>mte dasInteressenskalkül der alliierten Besatzungsmächte die österreichische (Außen-)Politik bis1955. „Im ausbrechenden <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> spielte <strong>Österreich</strong> eine besondere Rolle. ‚Die Vier <strong>im</strong>Jeep‘ wurden zu einem Symbol für eine mehr oder weniger funktionierende Viermächte-Verwaltung.“ 4 Dieser Dominanz stand der österreichische Wunsch nach einer nachhaltiggesicherten Souveränität entgegen 5 , der sich in den vielschichten Staatsvertragsverhandlungenbis zu dessen Unterzeichnung 1955 äußerte (vgl. Kap. 2.1). Die politische Kondition für dasvölkerrechtliche Abkommen zum Abzug der Besatzungsmächte war die „<strong>im</strong>merwährende<strong>Neutralität</strong>“, die <strong>Österreich</strong> nicht <strong>im</strong> Staatsvertrag, sondern in einem separatenB<strong>und</strong>esverfassungsgesetz verankerte.Für <strong>Finnland</strong> war die unmittelbare Nachkriegszeit geprägt von den Folgen der Jahre des<strong>Krieg</strong>es. Nachdem sich <strong>Finnland</strong> 1939 geweigert hatte die sowjetischen Gebietsansprüche 6 zuakzeptieren <strong>und</strong> den daraus entstandenen Winterkrieg verlor, handelten die beiden Staaten2 Vgl. Müller, Wolfgang (2009): Kalter <strong>Krieg</strong>, <strong>Neutralität</strong> <strong>und</strong> politische Kultur in <strong>Österreich</strong>, in:APuZ 1-2/2009, S. 123 1946 in einem sowjetischen Bericht bezeichnet, zit. nach Müller, Wolfgang (2009): Kalter <strong>Krieg</strong>, <strong>Neutralität</strong><strong>und</strong> politische Kultur in <strong>Österreich</strong>, in: APuZ 1-2/2009, S. 124 Steiniger, Rolf: Sowjetische <strong>Österreich</strong>politik 1945-1955: Der Weg zum Staatsvertrag, in: Hilger,Andreas/Schmeitzner, Mike/Vollnhals, Clemens (2006) Hg.: Sowjetisierung oder <strong>Neutralität</strong>? Optionensowjetischer Besatzungspolitik in Deutschland <strong>und</strong> <strong>Österreich</strong> 1945-1955, Vandenhoeck & Ruprecht,Göttingen, S. 5375 Vgl. Filzmaier, Peter/Gewessler, Leonore/Höll, Otmar/Mangott, Gerhard (2006): <strong>Österreich</strong>ische Außenpolitik.Supplement zu: Internationale Politik, WUV, Wien, S. 116 Im gehe<strong>im</strong>en Zusatzprotokoll des Molotow-Ribbentrop-Abkommen wurde u.a. <strong>Finnland</strong> derInteressenssphäre der Sowjetunion zugesprochen.3


1940 ein Friedensvertrag aus, in dem den Forderungen der Sowjetunion nachgegeben wurde.Mit Hilfe Deutschland versuchte <strong>Finnland</strong>, dessen Unabhängigkeit dennoch bestehen blieb, ab1941 <strong>im</strong> so genannten Fortsetzungskrieg die abgetretenen Gebiete wieder zu erobern.Allerdings kam es <strong>im</strong> Herbst 1944 zwischen <strong>Finnland</strong> <strong>und</strong> der Sowjetunion zu einemseparaten Waffenstillstand, in dem neben Reparationszahlungen <strong>und</strong> der Einrichtung einervon Generaloberst Andrej Shdanow geleiteten Alliierten Kontrollkommission – die <strong>im</strong>Gegensatz zum österreichischen Pendent nur aus Vertretern Großbritanniens <strong>und</strong> der Sowjetunion<strong>und</strong> nicht auch Frankreichs <strong>und</strong> der USA bestand – ein sowjetischer Stützpunkt inPorkkala (nahe Helsinkis) errichtet wurde 7 , der bis zum Abzug 1956 als Symbol für dieterritoriale Unselbständigkeit <strong>Finnland</strong> Unbehagen bereitete. 8 <strong>Finnland</strong> stand also stark unterdem Einfluss <strong>und</strong> dem Druck der Sowjetunion. Der finnische Nachkriegs-Präsident JuhoKusti Paasikivi bemerkte dazu: „One thing is certain, we can’t change our geopoliticallocation.“ 9 Die Pariser Friedenskonferenz von 1947 war eine weitere Bestätigung des StatusQuo zwischen der Sowjetunion <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>. Die Beziehungen, die stets unten den Gesichtspunktenvon Macht <strong>und</strong> Sicherheit standen, wurden endgültig 1948 <strong>im</strong> „Vertrag überFre<strong>und</strong>schaft, Zusammenarbeit <strong>und</strong> gegenseitigen Beistand“ (vgl. Kapitel 2.2.) besiegelt. 10Dieser „Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag“ stellte in weiterer Folge die Basis der finnischen <strong>Neutralität</strong>spolitikdar, die dabei aber <strong>im</strong>mer speziell auf die Interessen des mächtigen NachbarnRücksicht nehmen musste. 11Die Praxis der österreichischen Außenpolitik war hingegen von breiterer Flexibilitätgekennzeichnet. Dies ermöglichte <strong>Österreich</strong> einerseits die Wahrnehmung vorteilhafterOptionen, wie die Einbeziehung in den Marshallplan, ließ aber auch den Spielraum offen,Bindungen nicht einseitig zu präferieren. 12 Dennoch orientierte sich <strong>Österreich</strong>, zumindestwirtschaftlich gesehen, früh in Richtung Westen – eine Tendenz, die der Sowjetunionmissfiel, da das ebenso neutrale <strong>Finnland</strong> nicht in den Marshallplan integriert war. DieKontroversen um die westlichen Restriktionen des Handels mit Osteuropa <strong>im</strong> Rahmen des7 Vgl. Luif, Paul (2007) Hg.: <strong>Österreich</strong>, Schweden, <strong>Finnland</strong>. Zehn Jahre Mitgliedschaft in der EuropäischenUnion, Böhlau, Wien, S. 48f8 Vgl. Engman, Max: Schicksalsgemeinschaft? Finland, the Soviet Union, and Finnish-Austrian Parallels in 1955,in: Suppan, Arnold/Stourzh, Gerald/Müller, Wolfgang (2005) Hg.: Der österreichische Staatsvertrag 1955.Internationale Strategie, rechtliche Relevanz, nationale Identität, Verlag der ÖAW, Wien, S. 3839 Präsident Juhu Kusti Paasikivi (1949-1956), zit. Nach Nemson, Johanna (2007): <strong>Finnland</strong>s außenpolitischerWandel von der aktiven <strong>Neutralität</strong>spolitik zum Antrag auf EG-EU-Mitgliedschaft, Tectum-Verlag, Marburg,Vorwort.10 Vgl. ebd. S. 29f11 Vgl. Luif (2007), S. 5012 Vgl. Filzmaier/Gewessler/Höll/Mangott (2006), S. 11.4


<strong>Finnland</strong> etablierte sich vor allem in der langen Präsidentschaft Urho Kekkonens (1956-1981)als Musterschüler der „friedlichen Koexistenz“ <strong>und</strong> agierte als Teil des „neutralenFriedensgürtels“. Die in den 1950er Jahren entstandene <strong>und</strong> in den 1960er/70er Jahren weitergeführte„<strong>Finnland</strong>isierung“, charakterisierte sich durch das Bestreben möglichst guteBeziehungen zur Sowjetunion zu unterhalten bei gleichzeitiger Aufgabe innenpolitischerFreiheiten. 17 Dem ungeachtet kam es <strong>im</strong>mer wieder zu Verst<strong>im</strong>mungen (wie beispielsweise inder Notenkrise 1961) – vornehmlich aber dann, wenn die westlichen Integrationsbemühungen<strong>Finnland</strong>s über die Toleranzgrenze der Sowjetunion hinausgingen. Dennoch oder geradedeshalb hatte <strong>Finnland</strong> mit Abstand den weitgehendsten europäischen ökonomischen <strong>und</strong>politischen Austausch mit der Sowjetunion. 18Die Phase der Détente, die schließlich in der Unterzeichnung der Schlussakte der Konferenzüber Sicherheit <strong>und</strong> Zusammenarbeit in Europa (KSZE) <strong>im</strong> August 1975 in Helsinki gipfelte,sahen sowohl <strong>Österreich</strong> als auch <strong>Finnland</strong> als eine Möglichkeit an, weiterhin geopolitisch„manövrierfähig“ zu bleiben. 19 Mit der KSZE-Schlussakte wurde somit ein Prozesseingeleitet, der trotz der Konfliktkonstellationen der darauffolgenden Jahre, Perspektiven <strong>und</strong>vor allem Voraussetzungen für Vertrauensbildung, Rüstungskontrolle <strong>und</strong> Abrüstung schuf.Obwohl die Konferenz von der Initiative der Sowjetunion ausging, beteiligen sich nachanfänglicher Skepsis des Westens 20 alle europäischen Staaten (außer Albanien) sowie dieUSA <strong>und</strong> Kanada. Während der Teilung Europas, stellte die KSZE somit ein wichtigesDialogforum <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> dar. 21 Dass der Ort der Begegnung zwischen Ost <strong>und</strong> WestHelsinki war, untermauerte die neutrale Rolle <strong>Finnland</strong>s sowie seine „<strong>Finnland</strong>isierungspolitik“mit Moskau. Die finnischen KSZE-Aktivitäten, die auf ein Memorandum von 1969zurückgehen, werden heute als Schachzug <strong>Finnland</strong>s gewertet, Druck von seiner <strong>Neutralität</strong>spolitikzu nehmen. <strong>Österreich</strong> war eines der ersten Länder, die auf das Memorandum<strong>Finnland</strong>s positiv antworteten – nicht zuletzt auch aufgr<strong>und</strong> des Drucks aus Moskau. Ähnlichder Performance <strong>Finnland</strong>s wollte auch <strong>Österreich</strong> als Mediator agieren 22 <strong>und</strong> sah die Chancegegeben, erstmals als neutrales Land an einer europäischen Sicherheitskonzeption17 Vgl. Nemson (2007), S. 47f18 Vgl. Fischer, Thomas (2009): Neutral power in the CSCE, Nomos, Baden, Baden, S. 4919 Vgl. ebd. S. 69ff20 Vgl. Liedermann, Helmut: <strong>Österreich</strong>s Rolle be<strong>im</strong> Zustandekommen der KSZE, in: Rathkolb, Oliver/Maschke,Otto M./Lütgenau, Stefan August (2002) Hg.: Mit anderen Augen gesehen. Internationale Perzeptionen<strong>Österreich</strong>s 1955-1990, Böhlau, Wien, S. 491ff21 Vgl. Ceska, Franz: Détente <strong>und</strong> KSZE-Prozess – <strong>Österreich</strong> zwischen Helsink (1975) <strong>und</strong> Madrid (1983), in:Rathkolb/Maschke/Lütgenau(2002), S. 50922 Vgl. Fischer (2009), S. 360f6


mitzuwirken. 23 Dabei konnte <strong>im</strong> KSZE-Prozess die aktive österreichische <strong>Neutralität</strong>spolitikprofiliert werden. Die aus der Konferenzreihe entstandene OSZE (Organisation für Sicherheit<strong>und</strong> Zusammenarbeit in Europa) bzw. ihre wichtigsten Institutionen sind heute in Wienangesiedelt. 24 Neben der OSZE befinden sich in der österreichischen Hauptstadt auch dieOPEC (Organisation erdölexportierender Länder) sowie u.a. die IAEA (InternationaleAtomenergie Organisation) <strong>und</strong> UNIDO (Organisation der Vereinten Nationen für industrielleEntwicklung), die in der UNO-City ihren Hauptsitz haben. Seit 1979 ist <strong>Österreich</strong> damitneben New York <strong>und</strong> Genf die dritte Stadt mit einem Hauptsitz der Vereinten Nationen. 25Mit der Verschärfung des Ost-West-Konflikts ab Ende der 1970er Jahre verschlechterten sichdie für die neutralen Länder günstigen internationalen Rahmenbedingungen. Auch die aktive<strong>Neutralität</strong>spolitik in <strong>Österreich</strong> geriet verstärkt unter innenpolitische Kritik. 26 Um einemögliche Stärkung der europäischen Neutralen zu erwirken, gab es ab 1986 regelmäßigeTreffen. 27 Doch das sich wandelnde <strong>Neutralität</strong>sverständnis ließ die Handlungsmöglichkeitengering erscheinen. Durch den Zusammenbruch des Kommunismus <strong>und</strong> der Auflösung derSowjetunion <strong>im</strong> Dezember 1991 änderten sich die (außen-)politischen Determinanten auch für<strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>. Die Umgestaltungen <strong>im</strong> globalen Kontext brachten für <strong>Österreich</strong>sAußenpolitik prioritäre Verschiebungen. Die <strong>Neutralität</strong>, der bisherige Eckpfeiler derösterreichischen Außenpolitik, wurde dabei von der politischen Integration in den EU-Raumverdrängt. 28 Die seit der Phase der Détente als aktive <strong>Neutralität</strong>spolitik definierte finnischeAußenpolitik, die auf Wohlfahrt <strong>und</strong> Sicherheit <strong>Finnland</strong>s abzielte, beginnt sich ebenfalls inden 1980er Jahren umzuorientieren. In den 1990er Jahren endet die „Paasikivi-Kekkonen-Linie“, die auf fre<strong>und</strong>schaftlichen Beziehungen zur Sowjetunion ausgerichtet war,endgültig. 29 In den letzten Jahrzehnten sind vor allem die wirtschaftlichen Beziehungenzwischen <strong>Finnland</strong> <strong>und</strong> Russland wichtig geworden. Durch die Erfahrungen <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>kennt <strong>Finnland</strong> die wirtschaftlichen Bedingungen <strong>und</strong> handelt vor allem <strong>im</strong>Technologiesektor. 30 Mit der Mitgliedschaft in der Europäischen Union ist damit auch dieAußen- <strong>und</strong> <strong>Neutralität</strong>spolitik unter dem Aspekt des Mehrebenensystems zu betrachten.<strong>Finnland</strong> ist zwar auch heute noch ein nominell neutrales Land, allerdings kann kaum noch23 Vgl. Skuhra, Anselm: <strong>Österreich</strong>ische Sicherheitspolitik, in: Dachs (2006), S. 84424 Vgl. Filzmaier/Gewessler/Höll/Mangott (2006), S. 1225 Vgl. Vocelka (2002), S. 32626 Vgl. Kramer, in: Dachs (2006), S. 81927 Vgl. Skuhra, in: Dachs (2006), S. 84428 Filzmaier/Gewessler/Höll/Mangott (2006), S. 13ff29 Vgl. Auffermann, Burkhard: Das politische System <strong>Finnland</strong>s, in: Ismayr, Wolfgang (2009): Die politischenSysteme Westeuropas, VS, Wiesbaden, S. 255ff30 Vgl. ebd. S. 2587


von einer <strong>Neutralität</strong>, sondern viel eher von einer „Allianzfreiheit“ gesprochen werden. 31 Diepolitische <strong>und</strong> mediale Debatte um den Nutzen <strong>und</strong> die Zeitgemäßheit der <strong>im</strong>merwährenden<strong>Neutralität</strong> in <strong>Österreich</strong> hat spätesten seit 1995 Konjunktur. Mit dem EU-Beitritt der beidenLänder 1995 ist damit eine neue Phase ihrer <strong>Neutralität</strong>spolitik zu erkennen.Trotz der unterschiedlichen geographischen Lage <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>s, kann für beideStaaten ab 1945 eine ähnliche politische <strong>und</strong> sozioökonomische Entwicklung nachgezeichnetwerden. Dabei werden zwei Merkmale markant: Einerseits war die <strong>Neutralität</strong> diebest<strong>im</strong>mende außenpolitische Konstante während des <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>es <strong>und</strong> andererseits führtedie starke sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Staat, Unternehmen <strong>und</strong>Gewerkschaften zum Aufbau eines umfangreichen Wohlfahrtsstaates. In <strong>Österreich</strong>entwickelte sich <strong>im</strong> Gegensatz zu <strong>Finnland</strong> der Wohlfahrtsstaat in seiner konservativenVariante, in der finanzielle Zuwendungen nach dem Versicherungsprinzip aufgebaut sind <strong>und</strong>soziale Unterstützung nach Bedürftigkeit gewährt wird. Auch die Währungspolitik gestaltetesich unterschiedlich aus. War in <strong>Österreich</strong> aufgr<strong>und</strong> der Erfahrungen der Währungskrisen derErsten Republik der Schilling an die D-Mark gekoppelt <strong>und</strong> wurde somit zu einem derhärtesten Währungen, setzte <strong>Finnland</strong> gezielt Währungsmanipulationen ein, um alsexportorientiertes Land konkurrenzfähig zu bleiben. 32 Nicht zuletzt führte die Krise des überJahrzehnte aufgebauten korporatistischen Systems in den 1980er Jahren zur endgültigenNeuorientierung <strong>und</strong> zum Anstoß der Umgestaltungen in der europäischen Integrationspolitikder beiden Länder (vgl. Kap. 4).Betrachtet man die pateipolitisch Situation bezüglich der Involvierung kommunistischerParteien <strong>im</strong> politischen System, zeigen sich exemplarische Unterschiede. Der Versuch Stalinsbereits 1945 in <strong>Österreich</strong> eine sowjetfre<strong>und</strong>liche Volksregierung unter Karl Renner zuinstallieren, blieb ohne Erfolg, da die Sozialdemokraten ihrer Westorientierung treu blieben.Dennoch wurden in der ersten (Konzentrations-)Regierung sowie in den darauffolgendenZusammensetzungen Kommunisten für die Regierungsbildung berücksichtigt, obwohl dieParlamentswahlen Ende November 1945 mit einem vernichtenden Ergebnis 33 für die KPÖausgingen. Die prosowjetische KPÖ versuchte die prowestlichen „großen Koalition“zwischen ÖVP <strong>und</strong> SPÖ <strong>im</strong>mer wieder mit putschartigen Unruhen zu stürzen. 34 Diese Art der31 Vgl. Vuollo, Mirka, Annika (1996): Der Wandel der finnischen <strong>Neutralität</strong>spolitik. Außen-, sicherheits- <strong>und</strong>integrationspolitische Tendenzen 1970-1995, SH-Verlag, Vierow (1996), S. 8632 Vgl. Luif (2007), S. 68f33 Die Wahlniederlage der KPÖ mit dem Ergebnis von gerade einmal 4 Mandaten <strong>im</strong> Nationalrat drückte nichtzuletzt auch die Angst vor den Übergriffen der Roten Armee in Ostösterreich aus.34 Vgl. Müller (2009), S. 12ff8


Politikformulierung fand allerdings <strong>im</strong> Nachkriegs-<strong>Österreich</strong>, das vom neuen Prinzip derKonkordanzdemokratie getragen wurde, keinen großen Anklang. Im weiteren Verlauf derZweiten Republik spielte die KPÖ nach dem Ausscheiden aus dem Nationalrat 1959 nur einemarginale Rolle. In <strong>Finnland</strong> hingegen waren die Kommunisten von Mitte der 1960er bisAnfang der 1980er Jahre über lange Perioden in der Regierung vertreten – trotzdem driftete<strong>Finnland</strong> nie in das „Kommunistische Lager“ ab. 35 Während in <strong>Österreich</strong> dieKommunistische Partei nie wirklich Fuß fassen konnte, war sie in <strong>Finnland</strong> eineparteipolitische Konstante, die dem Verhältnis Helsinki-Moskau sicherlich nicht schadete.2. Verträge <strong>und</strong> die Basis der <strong>Neutralität</strong>spolitikDie <strong>Neutralität</strong> <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>s beruht indirekt auf zwei Verträgen. Derösterreichische Staatsvertrag <strong>und</strong> der finnisch-sowjetische Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag warenVoraussetzungen für die Anfänge <strong>und</strong> Entwicklungen der neutralen Position <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>.In diesem Kapitel sollen deshalb die Rahmenbedingungen <strong>und</strong> die Bezüge zur <strong>Neutralität</strong>dieser beiden – nicht nur für das jeweilige Land – wichtigen Verträge behandelt werden.2.1. <strong>Österreich</strong>ischer StaatsvertragDer österreichische Staatsvertrag, der am 15.5.1955 zwischen Vertretern der vier Besatzungsmächte<strong>und</strong> <strong>Österreich</strong> 36 abgeschlossen wurde, stellt für <strong>Österreich</strong> eines der wichtigsten –wenn nicht sogar das wichtigste – Ereignis der Nachkriegsgeschichte dar. Der Schritt, derzugleich auch einen Schnitt darstellte, zwischen der „unfreien“ Besatzungsphase <strong>und</strong> der Zeitdanach – „dem Ausklinken aus dem <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>“ 37 – war groß. Bis dahin stellte <strong>Österreich</strong>einen der ersten Krisenherde des Ost-West-Konfliktes seit dem Zweiten Weltkrieg dar. Nachdem Ende der Besatzung <strong>und</strong> der Unterzeichnung des Staatsvertrages wurde der Kalte <strong>Krieg</strong>nur mehr punktuell in der Bevölkerung wahrgenommen (am „nähesten“ war der Konfliktsicherlich während der Ungarnkrise 1956 <strong>und</strong> der sowjetischen Militärintervention in derTschechoslowakei 1968). In der Öffentlichkeit herrschte die weitverbreitete Sicht vor, dassder <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> ein Konflikt sei „mit dem wir nichts zu tun haben“ 38 . 3935 Vgl. Auffermann, in: Ismayr (2009), S. 21936 Die neun Vertragsunterzeichner waren Molotow, Iljitschow, Macmillan, Wallinger, Dulles, Thompson, Pinay,Lalouette <strong>und</strong> Figl.37 Müller (2009), S. 1138 Manfred Rotter (1990), in: Müller (2009), S. 1939 Vgl. Müller (2009), S. 119


Der Staatsvertrag war „[…] ein Ereignis, auf das die <strong>Österreich</strong>er zehn Jahre gewartethatten. Im Rückblick stellt sich die Frage, warum es so lange gedauert hatte.“ 4010MichaelGehler spricht dabei von vier Phasen der Staatsvertragsverhandlungen: 1) 1945-1946: „Wartephase“,bis zur Klärung innenpolitischer <strong>und</strong> Südtirol betreffender Fragen 2) 1947-1949:„heiße Phase“, charakterisiert durch eine Intensivierung der Verhandlungen inklusive dersowjetischen Bereitschaft zu Konzessionen 3) 1950-1953: „State-Male-Phase“, in es zu einerStagnation <strong>und</strong> schließlich zum Stillstand der Gespräche kommt – ausgelöst durch dieHinhaltetaktik der Westmächte <strong>und</strong> der sowjetischen Obstruktionspolitik 4) 1953-1955:„Neuorientierungsphase“, mit erfolgreichem Vertragsabschluss nach der neuen Ausrichtungder Sondierungsgespräche. 41Im Frühling 1946 versicherte der US-amerikanische Außenminister James F. Byrnes seinemösterreichische Kollegen Karl Gruber, dass bis spätestens 1947 ein Staatsvertrag unterzeichnetwerden können – allerdings dauerten die Verhandlungen darüber neun Jahre lang. Auf derAußenministerkonferenz 1946 wurde die Souveränität <strong>Österreich</strong>s nicht thematisiert, da dersowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow lieber eine Lösung in der <strong>Finnland</strong>frageanstrebte. Die Konferenz der Stellvertretenden Außenminister 1947 brachte für <strong>Österreich</strong>zumindest einen Teilerfolg. Ein Vertragsentwurf konnte ausgearbeitet werden, wobei nicht inallen Punkten (vor allem in den Fragen von Gebietsforderungen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Umgang mitdeutschem Eigentum) eine Einigung erzielt werden konnte. Die österreichische Regierungsuchte verzweifelt nach Lösungsmöglichkeiten, doch die internationale Lage schien bis zumTod Stalins 1953 kein befriedigendes Ergebnis zuzulassen. Selbst als sich eine verstärkteThematisierung der Frage abzuzeichnen begann, zerschlugen sich die Hoffnung der<strong>Österreich</strong>er auf der Berliner Außenministerkonferenz 1954. Molotov verlangte einevertragliche Neutralisierung – die Westmächte lehnten das ab, um keinen Präzedenzfall fürDeutschland zu schaffen. Im April 1955 kam es zum denkwürdigen Besuch, einer „factfinding mission“ der österreichischen Delegation in Moskau. Die Sowjets waren dabeierstmals zu großen wirtschaftlichen Konzessionen bereit. Das dadurch erweckte Misstrauender Westmächte, konnte <strong>Österreich</strong> aber beschwichtigen. 42 Der plötzliche Wandel der Sowjetunionunter der Führung Nikita Chruschtschows in der <strong>Österreich</strong>frage hatte wenig mit deninnerösterreichischen Verhältnissen zu tun, da <strong>Österreich</strong> <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Schatten einer Lösung derDeutschlandfrage stand. Moskau wollte mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages die Pläne40 Steiniger, in: Hilger/Schmeitzner/Vollnhals (2006), S. 53741 Vgl. Gehler, Michael (2005): <strong>Österreich</strong>ische Außenpolitik der Zweiten Republik. Von der alliierten Beatzungbis zum Europas des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts, Band 1, Studienverlag, Innsbruck, S. 4242 Vgl Steiniger, in: Hilger/Schmeitzner/Vollnhals (2006), S. 537ff


zur Integration Westösterreichs in die nordatlantischen Planungen endgültig durchkreuzen.Der Preis für diese Zugeständnisse, die „Befreiung“ <strong>und</strong> den Staatsvertrag war die zukünftige<strong>Neutralität</strong> <strong>Österreich</strong>s. 43 Dabei gilt: „Der Zusammenhang zwischen Staatsvertrag <strong>und</strong><strong>Neutralität</strong> ist ein historisch politischer – mit Blick auf Moskau–, kein rechtlicher.“ 44 Diesebeiden historischen Begriffe, Staatsvertrag <strong>und</strong> <strong>Neutralität</strong>, wurden anschließend in derZweiten Republik zu identitätsstiftenden Elementen stilisiert.In der rückblickenden Betrachtung zeigt sich, dass die Geschichte der Staatsvertragsverhandlungenvon Rückschlägen <strong>und</strong> Hoffnungssch<strong>im</strong>mern geprägt ist, <strong>und</strong> dass „ohne denTod Stalins […] der Staatsvertrag höchstwahrscheinlich nicht schon 1955 zustandegekommen“ 45 wäre. Interessanterweise spielte auch Kekkonen eine Rolle für dieIntensivierung der Gespräche zwischen Moskau <strong>und</strong> Wien. 46 Der Staatsvertrag betraf abernicht nur <strong>Österreich</strong>s – <strong>und</strong> <strong>im</strong> weitesten Sinne auch Deutschland – sondern auch dieÜberlegungen zur internationalen Gleichgewichtsüberlegungen. Da ein vertraglichesAbkommen zwischen Ost <strong>und</strong> West der Pattsituation in <strong>Österreich</strong> gewichen war, kann derStaatsvertrag sogar als „ein Meilenstein zur Überwindung der Spaltung Europas, auch wenn1955 davon noch weit entfernt“ 47 angesehen werden. Die gr<strong>und</strong>legenden Veränderungen nach1989 in Europa hatten auch Effekte auf den Staatsvertrag. Die B<strong>und</strong>esregierung erklärte die<strong>im</strong> Staatsvertrag auferlegen Souveränitätsbest<strong>im</strong>mungen teilweise als obsolet. „Gerade diesmachte wiederum deutlich, wie eng die Geschichte dieses Vertrages mit der gesamteuropäischenpolitischen Entwicklung von 1945 bis 1990 verb<strong>und</strong>en war.“ 482.2. Sowjetisch-finnischer Fre<strong>und</strong>schaftsvertragMitte der 1950er Jahre war die finnische Außenpolitik hauptsächlich von drei Faktorengeprägt: Erstens die Niederlage <strong>Finnland</strong>s 1944 <strong>und</strong> die überragende Machtposition derSowjetunion, zweitens der sowjetische militärische Stützpunkt in Porkkala <strong>und</strong> drittens dersowjetisch-finnische Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag von 1948. Die Verhandlungen über den „Vertragüber Fre<strong>und</strong>schaft, Zusammenarbeit <strong>und</strong> gegenseitigen Beistand“ begannen formell 1947,wobei seit 1945 ein reger Austausch an Ideen zwischen dem finnischem Präsidenten Carl43 Vgl. Müller (2009), S. 1744 Steiniger, in: Hilger/Schmeitzner/Vollnhals (2006), S. 55245 Soutou, Georges-Henri: Der österreichische Staatsvertrag in der internationalen Politik 1955, in:Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 1746 Vgl. Engman, in: Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 38747 Vgl. Soutou, in: Suppan/Stourzh, Müller (2005), S. 1848 Türk, Helmut: Die Wende 1989/90 <strong>und</strong> die Obsoleterklärung einiger Artikel des Staatsvertrages, in:Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 83711


Gustaf Mannerhe<strong>im</strong> <strong>und</strong> Andrej Shdanow bestand. Als Stalin den Entwurf des zukünftigenVertrages Präsident Juhu Kusti Paasikivi zukommen ließ, war die finnische Politik zunächstbesorgt. Paasikivi, der oft mit dem österreichischen Nachkriegs-Präsidenten Karl Rennerverglichen wird, verstand es aber, den Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag <strong>im</strong> Endeffekt so zu verhandelnbzw. zu gestalten, dass er nicht den sowjetischen Verträgen mit Ungarn oder Rumänien glich– das hieß keine regelmäßigen Unterredungen über politische oder militärische Fragen – <strong>und</strong>zugleich auch die Gr<strong>und</strong>lage für die finnische Außenpolitik der folgenden Jahre darstellte. 49Den Inhalt <strong>und</strong> die Ausführungen des Vertrages legten die beiden Staaten allerdingsunterschiedlich aus. Die Formulierung in der Präambel, dass <strong>Finnland</strong> sich aus denInteressenssphären der Großmächte heraushalten solle, interpretierte die finnische Politik alsGr<strong>und</strong>lage für ihre spätere <strong>Neutralität</strong>spolitik. Für Paasikivi war <strong>Finnland</strong> weiterhin selbst fürseine Verteidigung zuständig – auf sowjetische Hilfe sollte nur <strong>im</strong> Notfall zurückgegriffenwerden. „The Finnish interpretation – not always shared by the Soviets – was that the needfor Soviet assistance had to be jointly established by both countries, that is, that Finland hadthe option to deny that a need for military cooperation existed.“ 50 Der Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag<strong>und</strong> das spezielle Verhältnis zur Sowjetunion <strong>im</strong>plizierten freilich auch gewisse Risiken.Durch die enge wirtschaftliche Kooperation mit der Sowjetunion konnte Moskau Helsinkiunter Druck setzen. <strong>Finnland</strong> war beispielsweise das erste kapitalistische Land, das 1950einem fünf-Jahres-Handelsabkommen zust<strong>im</strong>mte. 51Be<strong>im</strong> Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag handelt es sich nicht um eine Militärallianz, sondern um einKonsultativabkommen, für den Fall eines übermächtigen Aggressors auf finnischem Staatsgebiet.Zusätzlich hatte <strong>Finnland</strong> das Initiativrecht bei Konsultationen, was die <strong>Neutralität</strong>stärkte – realpolitisch war aber die Sowjetunion tonangebend. Die Beziehungen zwischen derSowjetunion <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong> waren zwar zwischenstaatlich, doch sicherlich nicht <strong>im</strong>merzwischenparteilich. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass diese Interessensgemeinschaftnicht ideologisch, sondern viel eher sicherheitspolitisch verstanden wurde. 52Sowohl der Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag als auch der Staatsvertrag wurden unter dem Einfluss derDeutschlandfrage abgeschlossen. Im <strong>Vergleich</strong> zum Staatsvertrag, der als Eckstein derösterreichischen <strong>Neutralität</strong> gesehen wird, musste <strong>Finnland</strong> mit seinem Fre<strong>und</strong>schaftvertrag49 Vgl. Engman, in: Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 376ff50 Vgl. ebd. S. 37851 Vgl. ebd. S. 380f52 Vgl. Vuollo (1996), S. 21f12


<strong>im</strong> „deutschen Schatten“ bis zur Wende um seine neutrale Position kämpfen. 53 Erst nach demZerfall des übermächtigen Gegners Sowjetunion wurde ein neuer Vertrag nach den Prinzipiender OSZE zwischen <strong>Finnland</strong> <strong>und</strong> Russland abgeschlossen. 543. <strong>Neutralität</strong>skonzepte <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong>Die Entstehung, Entwicklung <strong>und</strong> Etablierung der <strong>Neutralität</strong> <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong> istohne die Machtverhältnisse <strong>im</strong> Ost-West-Konflikt <strong>und</strong>enkbar. Im folgenden Abschnitt sollensowohl die <strong>Neutralität</strong>skonzepte der <strong>Kalten</strong>-<strong>Krieg</strong>s-Mächte als auch die österreichischen <strong>und</strong>finnischen Vorstellungen präsentiert werden. Anzumerken ist dabei, dass es in derHistoriographie viel Literatur über die Beziehungen zwischen Ost <strong>und</strong> West, aber nur wenigüber „intra-westliche“ Unst<strong>im</strong>migkeiten gibt. 553.1. Konzepte der <strong>Kalten</strong>-<strong>Krieg</strong>s-MächteDie <strong>Neutralität</strong> <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>s wurde <strong>im</strong> andauernden <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> einerseitsgefestigt <strong>und</strong> andererseits steig weiterentwickelt. Großteils aber akzeptierten die beidengroßen Kontrahenten, USA <strong>und</strong> Sowjetunion, die Rolle der Neutralen, die als Pufferstaaten,als Brücke zwischen Ost <strong>und</strong> West oder einfach als „something between“ bezeichnet wurden.Nicht zuletzt auch aufgr<strong>und</strong> der Tatsache, dass die Großmächte die Neutralen als Angehörigeihrer jeweiligen Allianz betrachteten oder sie zumindest in ihre Machtsphären zu integrierenversuchten. 56Die <strong>Neutralität</strong>svorstellungen der Mächte des <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>es werden vor allem r<strong>und</strong> um dieDiskussion <strong>und</strong> Unterzeichnung der beiden Verträge, Staatsvertrag <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag,sichtbar. Der Debatte um die Unterzeichnung des Staatsvertrages war mit der <strong>Neutralität</strong>sfrageeng gekoppelt. Zunächst passte das Prinzip der <strong>Neutralität</strong> allerdings weder in dasKonzept der USA, noch in jenes der Sowjetunion unter Stalin. 57 Erst nach dessen Tod ändertesich <strong>im</strong> Zuge der Tauwetterpolitik die Lage. Die <strong>Neutralität</strong>svorstellungen <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> derSowjetunion unterscheiden sich gravierend voneinander. Das sowjetische Konzept sah eine„totale“ <strong>Neutralität</strong> vor, die sämtliche Lebensbereiche umfassen <strong>und</strong> eine aktive Friedens-53 Engman, in: Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 39554 Vgl. Luif (2007), S. 8355 Vgl. Bischof, Günter: „Recapturing the Initiative“ and „Negotiating from Strength“: The Hidden Agenda of the„Short Treaty“ Episode, in: Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 22256 Vgl. Vuollo (1996), S. 1657 Vgl. Soutou, in: Suppan/Stourzh, Müller (2005), S. 2313


verpflichtung zur internationalen Entspannung inkludieren sollte. Außerdem war nachsowjetischer Doktrin <strong>Neutralität</strong> „fortschrittlicher“ als eine nicht neutrale westlicheDemokratie. 58 In diesem Sinne verlange Molotov eine vertragliche Neutralisierung<strong>Österreich</strong>s <strong>im</strong> Staatsvertrag. 59 Eine derartige Neutralisierung war für die Regierung inWashington allerdings <strong>und</strong>enkbar. Präferiert wurde anstatt dessen eine bewaffnete <strong>Neutralität</strong>nach Schweizer Vorbild, 60 obwohl das Instrument der <strong>Neutralität</strong> durch das strikte „Fre<strong>und</strong>-Feind-Schema“ <strong>und</strong> die amerikanische „containment“-Politik keinen positiven Stellenwerthatte. 61 US-Außenminister John Foster Dulles sah aber ein, „that if the Austrians regainedtheir sovereignty for the prize of neutrality, he could not stop them” 62 . Die österreichischeRegierung versicherte der sowjetischen Führung <strong>im</strong> April 1955, dass eine „<strong>Neutralität</strong>“ <strong>im</strong>Schweizer Sinne angestrebt werde. 63 Eine „selbst proklamierte, international anerkannte,nicht durch internationale Verträge auferlege <strong>Neutralität</strong>“ 64 wurde sowohl von der Sowjetunionals auch von den USA als akzeptable Kompromisslösung angesehen. Zusätzlich sei einesolche Art der <strong>Neutralität</strong> keine bloße Bekräftigung der österreichischen Unabhängigkeit,sondern fördere den allgemeinen Frieden in Europa. In der Retrospektive zeigt sich, dass dieRechnung der Sowjetunion nicht aufging, da <strong>Österreich</strong> keine „positiven Neutralismus“,sondern eine „positive <strong>Neutralität</strong>“ betrieb <strong>und</strong> nie „in das Fahrwasser der Sowjetunion“geriet. Dennoch hatten die USA zunächst Angst vor einer Neutralisierung <strong>Österreich</strong>s – dasVerhältnis besserte sich aber spätestens in den 1960er Jahren 65 , da <strong>im</strong> Unterschied zu anderenneutralen Ländern die österreichische Form der <strong>Neutralität</strong> mit relativen Verständnis gesehenwurde. Sie wurde als von der Sowjetunion „aufgezwungen“ <strong>und</strong> „unfreiwillig“ interpretiert.Zusätzlich wurde die <strong>Neutralität</strong> von den USA <strong>und</strong> den westeuropäischen Ländern <strong>im</strong>mer <strong>im</strong>Kontext des Staatsvertrages gesehen. Damit galt die österreichische <strong>Neutralität</strong> zwar alsakzeptierbar, aber für das Konzept der Europäischen Gemeinschaften nicht als integrierbar. 66Mit dem Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag <strong>im</strong>plizierte die Sowjetunion für <strong>Finnland</strong> eine neutralePosition, die jedoch stark angenähert an die Sowjetunion ausgerichtet sein sollte. Außerdemsollte durch die <strong>Neutralität</strong> <strong>Finnland</strong>s (politisch ab 1956 konstatierbar) ein erster Schritt in58 Vgl. Müller (2009), S. 1759 Vgl. Steiniger, in: Hilger/Schmeitzner/Vollnhals (2006), S. 537ff60 Vgl. Soutou, in: Suppan/Stourzh, Müller (2005), S. 2561 Vgl. Kramer, in: Dachs (2006), S. 81362 Bischof, in: Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 24763 Vgl. Luif (1995), S. 128f64 Soutou, in: Suppan/Stourzh, Müller (2005), S. 2265 Vgl. ebd. S. 22ff66 Vgl. Gehler, Michael: Staatsvertrag, <strong>Neutralität</strong> <strong>und</strong> die Integrationsfrage 1955-1972 in:Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 84214


Richtung einer gesamten Neutralisierung Skandinaviens sein. Ohne Zweifel wollte Moskaumit dem Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag <strong>und</strong> dem sieben Jahre später abgeschlossenen Staatsvertrageine „Friedenssphäre“ bzw. eine Pufferzone zwischen Ost <strong>und</strong> West einrichten. 67 In der Phaseder Détente äußerte die Sowjetunion aber auch Kritik an der finnischen <strong>Neutralität</strong>spolitik.Gr<strong>und</strong> dafür war die Angst, der „Geist der Entspannung“ könnte sich auf die osteuropäischenSatellitenstaaten ausweiten. Dessen ungeachtet betonte die Sowjetunion <strong>im</strong> Verlauf der1970er Jahre – sowohl in <strong>Finnland</strong> als auch in <strong>Österreich</strong> – die friedensstiftende Funktioneiner aktiven <strong>Neutralität</strong>spolitik. Die Sowjetunion bezeichnete <strong>Finnland</strong> nicht mehr offiziellals „neutral“, sondern sprach vom „finnischen <strong>Neutralität</strong>sbestreben“. Dies steht <strong>im</strong> Kontrastzur sowjetischen Vorstellung, nach der <strong>Finnland</strong> eigentlich das neutralste unter den neutralenLändern Europas hätte sein müssen. Versuchte <strong>Finnland</strong> zunächst noch die sowjetischeMeinung zu beeinflussen, stellte es <strong>im</strong> weiteren Verlauf einfach fest, dass kein Widerspruchzwischen dem Fre<strong>und</strong>schafsvertrag <strong>und</strong> der <strong>Neutralität</strong> bestünde. In den 1980er Jahren warenes vor allem die USA, die Unbehagen gegenüber den Neutralen äußerte, da sie einedesintegrative Wirkung innerhalb des westlichen Lagers befürchteten. 683.2. Konzepte der Kleinstaaten: <strong>Österreich</strong>ische <strong>und</strong> finnischeVorstellungenIn Europa wird neben der Schweiz auch <strong>Österreich</strong> als Land mit einer <strong>im</strong>merwährenden, dejure <strong>Neutralität</strong> bezeichnet. Eine völkerrechtliche Verpflichtung ist dafür die Basis <strong>und</strong>bedeutet neben einem neutralen Verhalten in allen <strong>Krieg</strong>en auch in FriedenszeitenBeziehungen <strong>und</strong> Verpflichtungen zu vermeiden, die die <strong>Neutralität</strong> <strong>im</strong> <strong>Krieg</strong>sfall verhindernkönnte. Die Rechte <strong>und</strong> Pflichten in Friedenszeiten sind allerdings nicht rechtlich kodifiziert<strong>und</strong> ergeben sich nur aus dem Völkergewohnheitsrechts. <strong>Finnland</strong>s <strong>Neutralität</strong> hingegen bautauf keiner völkerrechtlichen Basis auf <strong>und</strong> begann als Häufung von temporären <strong>Neutralität</strong>serklärungen.69Wie bereits erwähnt, war die politische Kondition zum Abschluss des Staatsvertrages, eine<strong>Neutralität</strong>serklärung <strong>Österreich</strong>s. Der Ballhausplatz hatte sehr früh die Max<strong>im</strong>e entwickelt,dass die <strong>Neutralität</strong> kein Bestandteil des Staatsvertrages sein dürfte – das Ziel war einefreiwillige <strong>Neutralität</strong>, aber keine Neutralisierung, wie es aus Moskau gefordert wurde. 70 Das67 Vgl. Soutou, in: Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 2668 Vgl. Vuollo (1996), S. 17ff69 Vgl. Luif, Paul (1995): On the road to Brussels. The Political D<strong>im</strong>ension of Austria’s, Finland’s and Sweden’saccession to the European Union, Braumüller, Laxenburg, S. 124ff70 Vgl. Soutou, in: Suppan/Stourzh, Müller (2005), S. 2415


B<strong>und</strong>esverfassungsgesetz, in dem die <strong>Neutralität</strong> verankert ist, wurde allen Staaten, die zudiesem Zeitpunkt diplomatische Beziehungen zur <strong>Österreich</strong> hatten, bekannt gegeben. 71 DieseErklärung wurde einen Tag nach dem Abzug der letzten alliierten Soldaten, <strong>im</strong> Nationalratverabschiedet <strong>und</strong> enthält folgende explizit genannte Verpflichtungen. 1) „<strong>im</strong>merwährend“,d.h. in allen zukünftigen kriegen, neutral zu bleiben, 2) die <strong>Neutralität</strong> mit allen zu Gebotestehenden Mitteln aufrechtzuerhalten <strong>und</strong> zu verteidigen; 3) den Verzicht <strong>Österreich</strong>s, sich anmilitärischen Bündnissen zu beteiligen, sowie die Verpflichtung, die Errichtung militärischerStützpunkte durch fremde Staaten auf seinem Gebiet nicht zuzulassen. 72 B<strong>und</strong>eskanzler Raabbetonte, dass die österreichische <strong>Neutralität</strong> eine rein „militärische <strong>Neutralität</strong>“ sei, die keineökonomischen oder kulturellen Verbindlichkeiten nach sich ziehe. Somit war „die HaltungWiens <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> […] politisch, aber nicht moralisch neutral.“ 73 Es zeigte sich aberauch, dass die österreichischen <strong>Neutralität</strong>sauffassungen <strong>und</strong> -interpretationen nicht einfachumzusetzen waren. Zwischen dem innenpolitischen Antikommunismus <strong>und</strong> den Bemühungender außenpolitischen Verbesserung zur Sowjetunion traten Diskrepanzen auf, die die B<strong>und</strong>eskanzlerKlaus <strong>und</strong> Kreisky mit Besuchsreihen in „Volksdemokratien“ auszugleichenversuchten. 74 Ab Ende der 1960er Jahre begann sich daher jenes <strong>Neutralität</strong>sverständnis zuetablieren, dass in den 1970er Jahren eine Quasi-Gleichsetzung von Außen- <strong>und</strong> <strong>Neutralität</strong>spolitikbedeutete. 75 Das Völkerrechtsbüro des Außenministeriums spielte dabei alsInterpretationsinstanz der <strong>Neutralität</strong> <strong>im</strong> Laufe des <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>es <strong>im</strong>mer wieder eineSchlüsselrolle. 76 Außenminister Kurt Waldhe<strong>im</strong> erweiterte das <strong>Neutralität</strong>skonzept um einesicherheitspolitische Komponente, die in der Ära Kreisky zur aktivsten Phase der<strong>Neutralität</strong>spolitik führte <strong>und</strong> <strong>Österreich</strong> damit ein höheres internationales Profil <strong>und</strong> Ansehengarantieren sollte 77 . „Active neutrality thereby essentially meant promoting Austria as amediator and venue for international negotiations.“ 78 Über Kreisky, der dieses Prinzippolitisch lebte, schreibt der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger: „[Kreiskyverstand es, Anm] als kluger <strong>und</strong> einfühlsamer B<strong>und</strong>eskanzler die formelle <strong>Neutralität</strong> seinesLandes zu einer Einflussposition weit über die Größen desselben auszuweiten.“ 79 Mit dieserAktivität wurde die außenpolitische Max<strong>im</strong>e „<strong>Neutralität</strong>“ weiter gefasst <strong>und</strong> der Kleinstaat71 Vgl. Luif (1995), S. 129ff72 Vgl. Ucakar, Karl/Gschiegl, Stefan (2010): Das politische System <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> die EU, Facultas, Wien, S. 6773 Soutou, in: Suppan/Stourzh, Müller (2005), S. 3174 Vgl. Müller (2009), S. 1775 Vgl. Luif (1995), S. 129ff76 Skuhra, in: Dachs (2006), S. 84477 Vgl. Fischer (2009), S. 6878 Fischer (2009), S. 6879 Kramer, in: Dachs (2006), S. 82016


<strong>Österreich</strong> verortete – <strong>und</strong> nicht unterordnete – sich selbst auf der politischen Landkarte des<strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>es.In den unmittelbaren Nachkriegsjahren wurde in <strong>Finnland</strong> – trotz des Fre<strong>und</strong>schaftsvertrages– wenig über <strong>Neutralität</strong> gesprochen. Mit der Präsidentschaft Urho Kekkonens ab 1956 wurdeallerdings eine verstärkte öffentliche Thematisierung der Außen- <strong>und</strong> <strong>Neutralität</strong>spolitikerkennbar. Kekkonen versuchte die Vereinbarungen des Fre<strong>und</strong>schaftsvertrages mit dernordischen Orientierung <strong>und</strong> einer aktiven <strong>Neutralität</strong>spolitik zu vereinbaren. Durch die gutenBeziehungen zur Sowjetunion, verschaffte sich <strong>Finnland</strong> einen Handlungsspielraum, derzumindest teilweise eine kulturelle <strong>und</strong> ökonomische Bindung an den Westen zuließ. 80 „TheFinnish neutrality, if accepted as such, was considered ‚<strong>im</strong>pure‘. It was less than the ‚realthing‘ as represented by Switzerland, Austria and Sweden.“ 81 So negierte auch Kreiskyanlässlich der Staatsvertrags-Feierlichkeiten <strong>im</strong> Mai 1955 gegenüber dem finnischenBotschafter Urho Toivola, dass die Präambel des Fre<strong>und</strong>schaftsvertrages <strong>Neutralität</strong><strong>im</strong>pliziere. <strong>Finnland</strong> selbst wird nach dem Abzug der sowjetischen Truppen vom StützpunktPorkkala Mitte der 1950er Jahre „endgültig“ neutral. 82 „Under the prevailing circumstances,Finnish neutrality during the Cold War did not just mean staying out of the superpowerconflicts; it seemed the only way to guarantee the country’s independence and sovereignty,with whatever constraints in Realpolitik this policy choice brought about.“ 83 Noch vor<strong>Österreich</strong> betrieb <strong>Finnland</strong> bereits ab 1965 eine aktive <strong>Neutralität</strong>spolitik – allerdings endetdiese 1980 wieder. Präsident Kekkonen, der bis 1981 regierte prägte diese Phase maßgeblich.<strong>Finnland</strong>, das sich in einer besonders sensiblen Lage zwischen Ost <strong>und</strong> West befand, wurdevon den erneuten Spannungen des „zweiten <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>es“ stark beeinflusst. 84 So bemerkteKekkonen, dass es einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied zwischen <strong>Finnland</strong> <strong>und</strong><strong>Österreich</strong> gebe – <strong>Finnland</strong> sei strategisch von äußerster Wichtigkeit für die Sowjetunion <strong>und</strong>würde in Falle eines ausgefochtenen Konfliktes kaum unberührt bleiben. <strong>Österreich</strong> hingegenhabe das Glück, für beide Gegner interessant <strong>und</strong> nicht nur für Aufmarschzwecke gut genugzu sein. 85 Dennoch: „The overall a<strong>im</strong> of promoting Finland’s active neutrality, however,80 Vgl. Engman, in: Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 379f81 Ebd. S. 38082 Vgl. Luif (1995), S. 129ff83 Fischer (2009), S. 5084 Vgl. Luif (1995), S. 129ff85 Engman, in: Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 39617


emained in the bridge-builder concept: to maintain friendly relations with the East whileretaining the credibility of Finland’s neutrality in the West.“ 86In den 1980er Jahren verschoben sich nicht nur das internationale Kräfteverhältnis, sondernauch die österreichischen <strong>und</strong> finnischen <strong>Neutralität</strong>sauffassungen in Richtung eines„realistischeren“ Verständnisses. Vom „idealistischen“ Prinzip der <strong>Neutralität</strong> war nur mehrwenig zu vernehmen – stattdessen wurde die (west-)europäische Integration zunehmendinteressant. 87 Die ÖVP (<strong>Österreich</strong>ische Volkspartei), die in den 1980er Jahren der Kreisky-SPÖ (Sozialistische Partei <strong>Österreich</strong>s) „Euroneutralismus“ <strong>und</strong> eine „<strong>Neutralität</strong>smythologisierung“vorwarf, war in <strong>Österreich</strong> dabei die treibende Kraft. 88 Im Zuge derirakischen Invasion in Kuwait kommt es zur letzten großen Re-Interpretation der <strong>Neutralität</strong><strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>. Durch die vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Maßnahmen, musste<strong>Österreich</strong> seine Rechtslage <strong>im</strong> Import- <strong>und</strong> Exportbereich von Waffenmaterial, anpassen(<strong>Österreich</strong> war zu diesem Zeitpunkt noch dazu nicht-ständiges Mitglied). 89 Der Vorrang vonUN-Recht gegenüber dem <strong>Neutralität</strong>srecht bedeutete eine weitere wesentlicheInterpretationsveränderung <strong>und</strong> steht damit am Übergang von einem integralen zu einemdifferentiellen <strong>Neutralität</strong>sverständnis. 90 Mit dem Ende des Ost-West-Konfliktes verlorsowohl die österreichische als auch die finnische <strong>Neutralität</strong>spolitik ihren Referenzrahmen.Vor allem die finnische <strong>Neutralität</strong>, die auf keiner rechtlichen dargelegten Verpflichtungberuhte, hatte nach der Wende ein „falsches Etikett“. Vom Mittel zum Zweck zur Erreichungder Unabhängigkeit, über die Gewährleistung von Entscheidungsautonomien bis hin zurAushandlung von Privilegien, reicht die gesamte Bandbreite österreichischer <strong>und</strong> finnischer<strong>Neutralität</strong>sfunktionen. Nicht zuletzt aber spielte die <strong>Neutralität</strong> auch in der EG/EU-Debatteals Zust<strong>im</strong>mungs- oder Ablehnungsgr<strong>und</strong> eine wichtige Rolle.4. Der Weg nach Brüssel: Annäherungsbemühungen <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>Im folgenden Kapitel werden die Annäherungsbemühungen <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>s an dieEuropäische Gemeinschaft/Europäische Union <strong>im</strong> Rahmen des <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>s kontextualisiert.Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die Zeit zwischen der Gründung der EGKS in den1950er Jahren <strong>und</strong> der Wende bzw. dem Zerfall der Sowjetunion in den Jahren 1989 bzw.86 Fischer (2009), S. 7387 Vgl. Luif (1995), S. 14088 Skuhra, in: Dachs (2006), S. 84489 Vgl. Luif (1005), S. 14490 Vgl. Kramer, in: Dachs (2006), S. 824f18


1991 gelegt. Ziel ist es die Sichtweisen <strong>und</strong> Bestrebungen der jeweiligen Länder aufzuzeigen,die sich während der Orientierung nach „Europa“ zwischen Ost <strong>und</strong> West ausrichten mussten.4.1. Europäische Integrationspolitik in <strong>Österreich</strong>Mit der Gründung der EGKS 1951/2 wurde zwei wichtige Handelspartner <strong>Österreich</strong>s(Deutschland <strong>und</strong> Italien) Teil eines europäischen wirtschaftspolitischen Zusammenschlusses.Aufgr<strong>und</strong> der alliierten Besatzung konnte <strong>Österreich</strong> allerdings nicht diesem ersten Schritteuropäischer Integration beitreten. 1956 gelang es <strong>Österreich</strong> ein Zolltarifabkommen mit derEGKS abzuschließen, was eine starke wirtschaftliche Westorientierung bedeutete. DieSt<strong>im</strong>men, vor allem getragen von B<strong>und</strong>eskanzler Julius Raab, einen vollständigen Beitritt zuerwägen, wurden aber infolge der Ungarnkrise leise – zu groß waren die Befürchtungen, derOsten <strong>Österreich</strong>s könnte abermals von der Sowjetunion besetzt werden. 91 Überhaupt warendie <strong>Neutralität</strong> <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> die Bestrebungen über eine mögliche Teilnahme an der(west-)europäischen Integration einer der wichtigsten Gesichtspunkte der Beziehungzwischen Moskau <strong>und</strong> Wien nach der Staatsvertragsunterzeichnung. 92Aus neutralitätspolitischen Gründen beschloss <strong>Österreich</strong> sich nicht an der 1957/8geschaffenen EWG (inkl. EURATOM) zu beteiligen. Hier wird jene Integrationspolitik<strong>Österreich</strong>s sichtbar, die bis in die 1990er Jahre, vorherrschte – Integration, ja, aber nurbegrenzt. 93 Diese Gründung bedurfte aber einer Reaktion anderer westeuropäischer Staaten.Vor allem Großbritannien wollte einer wirtschaftlichen Diskr<strong>im</strong>inierung entgegentreten <strong>und</strong>gründete – unter starker Beteiligung <strong>Österreich</strong>s – die EFTA. 94 In den 1960er Jahrenbegannen die neutralen EFTA-Staaten ihre Annäherungspolitik an die EWG zu koordinieren.Dies ging maßgeblich auf den Außenminister <strong>und</strong> später B<strong>und</strong>eskanzler Bruno Kreiskyzurück. Bereits 1961 starteten Beratungen über eine mögliche Assoziierung, die allerdings mitdrei „<strong>Neutralität</strong>s-Vorbehalten“ seitens der Neutralen geführt wurden: Aktionsfreiheit in denaußenwirtschaftlichen Beziehungen zu Drittstaaten; <strong>im</strong> Falle eines drohenden bewaffnetenKonflikts, die Möglichkeit zur (Teil-)Aussetzung der Verträge; die Bereitstellung derVersorgung für <strong>Krieg</strong>s- bereits in Friedenszeiten. Nachdem sowohl die Schweiz als auchSchweden ihre Assoziierungsbestrebungen zurückzogen, führte <strong>Österreich</strong> die Gespräche <strong>im</strong>„Alleingang“ weiter – wegen massiver sowjetischer Kritik, musste hingegen der Begriff91 Vgl. Luif, (2007), S. 62f92 Vgl. Lobova, Ludmilla: Die Außenpolitik <strong>und</strong> die <strong>Neutralität</strong> <strong>Österreich</strong>s aus der Sicht der UdSSR 1955-1972,in: Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 89193 Vgl. Pelinka, Anton/Rosenberger, Sieglinde (2007): <strong>Österreich</strong>ische Politik. Gr<strong>und</strong>lagen – Strukturen – Trends,WUV, Wien, S. 254f94 Vgl. Luif, (2007), S. 62f19


„Assoziierung“ fallen gelassen werden. Ab 1965 wurden Verhandlungen über dieses„Arrangement besonderer Art“, wie es von nun an hieß, geführt. Schlussendlich scheitertendie österreichischen Interessen aber 1967 an der akut gewordenen Südtirol-Problematik <strong>und</strong>am Veto Italiens, an der Gegnerschaft der Sowjetunion sowie dem darauf Rücksichtnehmenden Frankreich. Langfristig gesehen, war der österreichischen „Alleingang“ dennochnicht ganz ohne Nutzen, da durch diese „Vorarbeit“ der Prozess zum Abschluss derFreihandelsverträge 1973/4, zwischen EFTA-Staaten <strong>und</strong> der EG, beschleunigt werdenkonnten. Der Freihandelsvertrag zwischen <strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> der EG (1973) war allerdingsweniger weitreichend als die Assoziierungsbestrebungen der 1960er Jahre. 95 DasFreihandelsabkommen regelte den freien Zugang von österreichischen <strong>und</strong> EG-Produkten aufden jeweils anderen Märkten <strong>und</strong> „vollendete die Formel einer ‚Westintegration‘ ohneBeitritt‘“ 96 .Die nahezu Gleichsetzung der aktiven <strong>Neutralität</strong>spolitik mit der Außenpolitik <strong>Österreich</strong>sunter B<strong>und</strong>eskanzler Kreisky, führte dazu, dass in den 1970er Jahren kaum über Integrationsfragenöffentliche diskutiert wurde. Dies änderte sich spätestens mit dem Ende der ÄraKreisky <strong>und</strong> der SPÖ-Alleinregierung. Der außenpolitische Konsens zwischen den Parteienwurde zusehends brüchig <strong>und</strong> vor allem die ÖVP, die sich später als „Europapartei“definieren sollte, strebte eine stärkere Hinwendung nach Westeuropa an – ohne jedoch einenEG-Beitritt zu fordern. Die FPÖ tat dies interessanterweise bereits 1964, änderte ihreeuropafre<strong>und</strong>liche Haltung aber radikal in den 1990er Jahren. Wie in Kapitel 1.2 bereitsangemerkt, waren die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Ende der 1980er bzw. Anfang der1990er Jahre Anstoß für eine Umorientierung Richtung Westen. Die österreichischeWirtschaftskrise ab Mitte der 1980er Jahren, die vor allem die verstaatlichte Industrie betraf,war in ihrer Intensität nicht so stark wie in <strong>Finnland</strong>, reichte aber dennoch aus, um dieallgemeine Integrationspolitik gen EU zu überdenken. Federführend in der Kampagne füreinen EG-Beitritt waren Industriellenverbände, die Studien über die Vereinbarkeit von EG<strong>und</strong> der österreichischen <strong>im</strong>merwährenden <strong>Neutralität</strong> durchführten. „Einzig aus politischenGründen sollte ein EG-Beitritt mit einem <strong>Neutralität</strong>svorbehalt geschehen.“ 97 Nacherfolgreichen innerparteilichen Willensbildungsprozessen in SPÖ <strong>und</strong> ÖVP, die ab 1987 eine95 Vgl. ebd. S. 64ff96 Pelinka/Rosenberger (2007), S. 25697 Waldemar Hummer <strong>und</strong> Michael Schweitzer, zitiert nach: Luif (2007), S. 7920


Große Koalition bildeten, konnte Außenminister Alois Mock <strong>im</strong> Juli 1989 das offizielleBeitrittsgesuch an Brüssel richten – inkludiert war darin eine <strong>Neutralität</strong>sklausel. 98Die Resonanzen auf den Beitrittsantrags <strong>Österreich</strong> waren durchwachsen. Zu innenpolitischerKritik <strong>und</strong> verhaltenen Reaktionen seitens der EFTA-Staaten kam noch eine negative Haltungder Sowjetunion <strong>und</strong> eine skeptische, informelle Antwort der EG hinzu, da diese sich geradeaus der „Eurosklerose“ befreit hatte <strong>und</strong> nicht vorrangig eine Erweiterung, sondernd vielmehreine Vertiefung der Integration anstrebte. Belgien wollte aufgr<strong>und</strong> des <strong>Neutralität</strong>svorbehaltessogar die reguläre Behandlung des Beitrittsgesuchs verzögen. Im Ausschuss der ständigenVertreter (AdR) einigten sich die Mitglieder darauf, die österreichische <strong>Neutralität</strong> <strong>im</strong>Rahmen der gemeinsamen außenpolitischen Zusammenarbeit zu diskutieren – was allerdingsnie geschah. Im offiziellen „avis“ vom August 1991 heiß es seitens der Kommission, dasseine österreichische Mitgliedschaft zwar generell ein Gewinn wäre, zugleich äußerte dassupranationale Gremium aber Vorbehalte <strong>im</strong> Punkte <strong>Neutralität</strong> <strong>und</strong> wollte dementsprechendeine eindeutige Zusicherung <strong>Österreich</strong>s über die künftige Gemeinsame Außen- <strong>und</strong>Sicherheitspolitik (GASP). <strong>Österreich</strong> begegnete dem <strong>im</strong> Vertrag von Maastrichtgeschaffenen Bereich mit einem Ministerratsbeschluss <strong>im</strong> November 1993, nach dem<strong>Österreich</strong> nicht zur militärischen Teilnahme an <strong>Krieg</strong>en oder Militärbündnissen verpflichtetsei, aber gemäß EU-Vertrag an der Weiterentwicklung der sicherheitspolitischen Strukturenmitwirken wird. 99Betrachtet man die Chronologie der Ereignisse – das Beitrittsgesuch wurde vor dem Fall derBerliner Mauer an die EG gerichtet –, verw<strong>und</strong>et es wenig, dass die Sowjetunion Bedenkengegenüber einer österreichischen Mitgliedschaft äußerte. Schon <strong>im</strong> August 1989 wurde einAide-Memoire des sowjetischen Botschafters an die österreichische B<strong>und</strong>esregierungübergeben, die dieses allerdings mit Gelassenheit nicht weiter kommentierten. 100 Nach demEnde der Sowjetunion waren ohnehin jegliche weitere Einmischungen obsolet geworden. Dieerfolgreiche Volksabst<strong>im</strong>mung über die österreichischen EU-Mitgliedschaft (66,6% st<strong>im</strong>mtenmit „Ja“) zum rechtlich frühestmöglichen Termin <strong>im</strong> Juni 1994 ebnete den Weg für denBeitritt am 1. Jänner 1995. Die dadurch dringlich gewordene Verabschiedung von Nebengesetzenführte zur Einfügung des Artikels 23j 101 , der es <strong>Österreich</strong> damit ermöglichte, voll an98 Vgl. Luif (2007), S. 71ff99 Vgl. ebd. S. 81ff100 Vgl. ebd. S. 82ff101 Vormals Artikel 23f / Stand Jänner 2012: Artikel 23j21


der GASP teilzunehmen, ohne das bestehende <strong>Neutralität</strong>sgesetz zu beeinträchtigen. 102 In derrückblickenden Bewertung der österreichischen Integrationspolitik ab 1955 zeigen sichsowohl Kontinuitäten als auch Brüche. <strong>Österreich</strong> hat sich in den 1950er Jahren gegen die„neue“ supranationale Integrationsform <strong>und</strong> für die „alte“ intergouvernementale Formentschieden. Mit dem EU-Beitritt wurde ein „mentaler Wandel“ eingeleitet, der einentiefgehenden historischen Bruch darstellt. 1034.2. Europäische Integrationsbestrebungen in <strong>Finnland</strong>Der Etablierung von EGKS, EWG <strong>und</strong> EFTA konnte <strong>Finnland</strong> nur als Zaungast beiwohnen,da die Sowjetunion jeglichen westlichen Bündnissen skeptisch gegenüberstand. Nachlangwierigen Verhandlungen konnte Präsident Kekkonen die Sowjetführung überzeugen,zumindest einem Assoziierungsabkommen mit der EFTA (FINEFTA 1961) zuzust<strong>im</strong>men. ImVerlauf der 1960er Jahre kam es – ausgelöst durch die mehrmaligen Ablehnungen desbritischen Beitrittsgesuchs – zu Bestrebungen einer nördlichen Zollunion. „Nordek“ standkurz vor der Verwirklichung, als <strong>Finnland</strong> sich plötzlich aus den Verhandlungen zurückzog.Abermals schienen dafür die Beziehungen zur Sowjetunion entscheidend zu sein, wobei auchdie Konfliktlage zu den sich an die EG annähernden Nachbarstaaten nicht unbedeutendwar. 104 Während des gesamten <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>es war die finnische Integrationspolitik von zweistark voneinander getrennten Faktoren best<strong>im</strong>mt – Wirtschaft <strong>und</strong> Politik. Dabei ging<strong>Finnland</strong> auch betont pragmatisch <strong>und</strong> mit äußerster Sicherheit vor. 105 Die Freihandelsverträgeder einzelnen EFTA-Staaten mit der EG sollten bereits 1972 abgeschlossen werden,doch <strong>Finnland</strong> blockierte. Die Schwäche der sozialdemokratischen Regierung wurde zwaroffiziell als Hauptargument genannt, doch die Bedenken Moskaus gegenüber einemAbkommen mit der EG waren schwerwiegender <strong>und</strong> lösten nach einem an die Öffentlichkeitgelangten Gespräch Kekkonens mit Moskau sogar eine innenpolitische Krise aus.Schlussendlich kam <strong>Finnland</strong> den Forderungen der Sowjetunion nach <strong>und</strong> schloss ebenfallsFreihandelsverträge mit osteuropäischen Staaten ab, während das Abkommen mit der EG1974 unterzeichnet wurde. Diese Ausbalancierung zwischen Ost <strong>und</strong> West blieb bis in die1980er Jahre die innen- <strong>und</strong> außenpolitische Max<strong>im</strong>e <strong>Finnland</strong>s. 1987 verkündete102 Vgl. Luif (2007), S. 90103 Vgl. Thomas Angerer nach Luif, in: Dachs (2006), S. 880f104 Vgl. Luif (2007), S. 64ff105 Vgl. Vuollo (1996), S. 6622


Außenminister Kalevi Sorsa einschneidend, dass die <strong>Neutralität</strong> kein handelspolitischerBegriff <strong>und</strong> damit <strong>Neutralität</strong> <strong>und</strong> Außenhandel zu trennen sei. 106Auch in <strong>Finnland</strong> war die wirtschaftliche Situation der 1980er Jahre maßgeblich für dieIntegrationsbestrebungen in die EG verantwortlich. Die Folgen der Liberalisierungswelleerzeugten in <strong>Finnland</strong> Ende der 1980er Jahre eine ökonomische Überhitzung, die mit einernegativen Wirtschaftsentwicklung <strong>und</strong> dem Zusammenbruch der Sowjetunion korrelierte <strong>und</strong>so den nordischen Wohlfahrtsstaat in eine tiefe Krise stürzte. Ein weiterer Aspekt derÄnderung der Integrationspolitik gegenüber der EG war das oben erwähnte Ende der„Ausbalancierungspolitik“. Dennoch war das Gros der finnischen Politik weiterhin derMeinung, dass die <strong>Neutralität</strong> mit einem möglichen Beitritt vollkommen unvereinbar sei –viel wichtiger erschien der finnischen Regierung EG-Kontakte über die EFTA, bei der<strong>Finnland</strong> seit 1986 Vollmitglied war, zu fördern. Der Besuch Michail Gorbatschows in<strong>Finnland</strong> <strong>im</strong> Oktober 1989 eröffnete jedoch neue Möglichkeiten. Gorbatschow antwortete aufdie Frage eines Journalisten, wie die Sowjetunion auf einen EG-Beitritt reagieren würde, dassallein <strong>Finnland</strong> das Recht habe, in dieser Frage selbst zu entscheiden. 107 Diese Aussage war<strong>im</strong> Übrigen auch für den damals von <strong>Österreich</strong> eingeschlagenen Weg Richtung Brüsselbestätigend.Anders als <strong>Österreich</strong> waren die nordischen Staaten bereitwilliger die alternative „Übergangslösung“der Schaffung eines Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) anzunehmen. Nachdemaber auch die schwedische Regierung 1991 ein Beitrittsgesuch an die EG stellte, rang sich<strong>Finnland</strong> schlussendlich <strong>im</strong> März 1992 durch, es den anderen neutralen Ländern gleichzutun.Ein Mitgr<strong>und</strong> dafür war, dass der EWR-Vertrag, den <strong>Finnland</strong> präferierte 1992 durch dieSchweizer Bevölkerung abgelehnt wurde <strong>und</strong> daher erst 1994 in Kraft trat – also zu jenemZeitpunkt, als die Beitrittsverhandlungen mit der EU beinahe schon abgeschlossen waren. 108Gleichzeitig mit der Diskussion um einen EU-Beitritt begann auch eine Debatte umgr<strong>und</strong>legende Definierungen des politischen System <strong>Finnland</strong>s. „Europapolitik war nichtmehr Außenpolitik, sondern betraf als Integrationspolitik zunehmend die finnischeInnenpolitik.“ 109 Der Bruch der finnischen Integrations- <strong>und</strong> <strong>Neutralität</strong>spolitik wurde durchdas sich verändernde Umfeld <strong>und</strong> vor allem durch den Zusammenbruch der Sowjetunion106 Vgl. Luif. S. 67107 Vgl. ebd. S. 69ff108 Vgl. ebd. S. 83ff109 Auffermann, in: Ismayr (2009), S. 25923


möglich. <strong>Finnland</strong> hatte somit die Chance nicht mehr nur Randstaat in einem ideologischgeteilten Europa zu sein. 110<strong>Vergleich</strong>bar mit dem österreichischen avis zuvor, äußerte die Kommission auch für denfinnischen Fall Bedenken bezüglich seiner <strong>Neutralität</strong>. Allerdings waren die Vorbehalte hierweit weniger bedeutend, da <strong>Finnland</strong>, <strong>im</strong> Gegensatz zu <strong>Österreich</strong>, keine <strong>Neutralität</strong>sklauselin den Beitrittsantrag inkludiert hatte. Gemeinsam mit Schweden <strong>und</strong> <strong>Österreich</strong> begannen <strong>im</strong>Februar 1993, ein Jahr nach dem Beitrittsansuchens <strong>Finnland</strong>s, die offiziellen Verhandlungen.Auch in <strong>Finnland</strong> wurde ein Referendum über eine mögliche EU-Mitgliedschaft abgehalten,wobei dieses nur politisch <strong>und</strong> nicht rechtlich bindend war. Bei niedriger Wahlbeteiligung wardie Zust<strong>im</strong>mung dennoch eindeutig (56,9%) <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong> komplettierte mit Schweden <strong>und</strong><strong>Österreich</strong> die neutrale Erweiterung. 1115. Zusammenfassende Darstellung: Ein <strong>Vergleich</strong>„<strong>Neutralität</strong>“ bedeute <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> nicht gleich „<strong>Neutralität</strong>“. Wie in dieser Seminararbeitausgeführt, divergierten sowohl die Vorstellungen der USA <strong>und</strong> der Sowjetunion mit jenender Kleinstaaten als auch die Interpretation <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>s unter einander. Obwohldie geopolitische Lage der beiden Länder oftmals miteinander verglichen wird – befanden siesich doch in unmittelbarer Nähe zur Sowjetunion bzw. zur sowjetischen Machtsphäre –, kanndie Entwicklung <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>s vom Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 bis zumEU-Beitritt 1995 nicht gleichgesetzt werden.Ziel dieser Seminararbeit war es die Unterschiede <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten anhand dereinzelnen Aspekten – historische Kontextualisierung zwischen Ost <strong>und</strong> West, vertraglicheBasis der <strong>Neutralität</strong>, <strong>Neutralität</strong>svorstellungen sowie europäische Integrationsbestrebungen –zwischen den beiden Neutralen deutlich zu machen. Die unmittelbare Nachkriegszeit war inbeiden Ländern vom (wirtschaftlichen) Wiederaufbau, der vollen Unabhängigkeit bzw.Souveränität <strong>und</strong> von Anstrengungen zur politischen Festschreibung auf der politischenLandkarte des Ost-West-Konfliktes geprägt. Nachstehende Graphik zeigt die Verortung derKleinstaaten <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>s zwischen „Ost <strong>und</strong> West“:110 Vgl. Vuollo (1996), S. 70111 Vgl. Luif (2007), S. 83ff24


USA<strong>Österreich</strong><strong>Finnland</strong>SUVereinfacht gesagt, soll diese Visualisierung folgendes zeigen: <strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>spielten „musikalisch“ gesprochen das gleiche Musikstück („<strong>Neutralität</strong>“) aber jeweils ineiner anderen Tonart („USA“ oder „SU“). <strong>Österreich</strong>s Außenpolitik war in der gesamtenPeriode von größerer Flexibilität als in <strong>Finnland</strong> gekennzeichnet. Durch den Abschluss desfinnisch-sowjetischen Fre<strong>und</strong>schaftsvertrages <strong>und</strong> der <strong>Finnland</strong>isierungspolitik wurde dieAusrichtung auf die Sowjetunion verstärkt – nicht zuletzt auch aufgr<strong>und</strong> der kommunistischenBeteiligung am politischen System, in einer Form, die sich in <strong>Österreich</strong> nie etablierte.<strong>Finnland</strong> entwickelte sich rasch zum Musterschüler der „friedlichen Koexistenz“, währenddessen<strong>Österreich</strong> sich mit seiner aktiven <strong>Neutralität</strong>spolitik als „Brücke zwischen Ost“verstand. Aber auch <strong>Finnland</strong> konnte <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>im</strong> Rahmen des KSZE-Prozesses <strong>und</strong>der Unterzeichnung der Schlussakte in Helsinki 1975 eine Brückenfunktion wahrnehmen.(Für eine weiterführende Untersuchung wäre eine Gegenüberstellung von Staatsvertrag <strong>und</strong>der KSZE-Schlussakte interessant, in der Konzepte zur Überwindung der Kluft <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong><strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> Vorstellungen über gesamteuropäische Ordnungssysteme miteinander verglichenwerden.)Die <strong>Neutralität</strong>, die <strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong> international definierte, beruht indirekt auf demFre<strong>und</strong>schaftsvertrag <strong>und</strong> dem Staatsvertrag – als Folge des Fre<strong>und</strong>schaftsvertrages <strong>und</strong> alspolitische Kondition zum Abschluss des Staatsvertrages. Die <strong>Neutralität</strong>svorstellungen<strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>s wirkten dabei maßgeblich auf das politische System ein. Für denösterreichischen Fall bedeute der Staatsvertrag einen wichtigen historischen Schritt, da<strong>Österreich</strong> nun „frei“ war. Die Bedingung <strong>Neutralität</strong> wurde rasch zum identitätsstiftendenElement in der Zweiten Republik. Gilt der Staatsvertrag als Eckstein der <strong>Neutralität</strong>, war diefinnische <strong>Neutralität</strong> <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong> nicht so eindeutig. Bis zur Wende <strong>im</strong> Jahr 1989 musste25


<strong>Finnland</strong> um seine neutrale Position ringen. Für die Sowjetunion ging die Rechnung in<strong>Österreich</strong> nicht auf, da kein Neutralismus, sondern eine <strong>Neutralität</strong> ausgebildet wurde. In<strong>Finnland</strong> hingegen hatte die Sowjetunion größere Einwirkungsmöglichkeiten. Bis Mitte der1980er Jahre betrieb <strong>Finnland</strong> eine vor allem wirtschaftliche Ausbalancierungspolitikzwischen Ost <strong>und</strong> West. Die Sowjetunion betonte in der Phase der Entspannungspolitik dieFriedensfunktion der <strong>Neutralität</strong> beider Länder. Die USA gingen in <strong>Finnland</strong> deutlichvorsichtiger als in <strong>Österreich</strong> vor, das sich ohnehin in Richtung Westen orientierte. DasPrinzip der militärischen aber nicht moralischen <strong>Neutralität</strong> führte zur Phase der aktiven<strong>Neutralität</strong>spolitik. <strong>Finnland</strong>s konventioneller <strong>Neutralität</strong> lagen geringere Handlungsräumezugr<strong>und</strong>e, so wurde <strong>Finnland</strong> zunächst kein vollständiges EFTA-Mitglied <strong>und</strong> trat demEuroparat erst 1989 bei.In den 1980er Jahren änderte sich die „idealistische“ <strong>Neutralität</strong> der beiden Länder zu einer„realistischen“ hin. Mit dem Ende des West-Konfliktes verliert die Außenpolitik der beidenLänder den Bezugsrahmen. Zusammen mit der wirtschaftlich angespannten Lage kommt eszu einer Verschiebung der Interessenslagen in Richtung „Europa“. Vor allem in <strong>Österreich</strong>wirkte sich der wirtschaftliche Sog stärker als in anderen Beitrittskandidatenländern aus. DieIntegrationspolitik in <strong>Österreich</strong> war lange von der Prinzip der begrenzten Beteiligungbest<strong>im</strong>mt, wie die Annäherungsschritte EFTA, Assoziierungsbemühungen <strong>und</strong> Freihandelsverträgezeigen. Noch vor dem Fall der Berliner Mauer stellte <strong>Österreich</strong> als erstes neutralesLand den Antrag auf den EG-Beitritt. <strong>Finnland</strong>, dessen Integrationsbestrebungen betontpragmatischer <strong>und</strong> sicherheitsorientier waren, wagt diesen Schritt erst später nach demoffiziellen Ende der Sowjetunion. Dennoch traten beide Staaten gleichzeitig <strong>und</strong> zusammenmit Schweden am 1995 der EU bei.Abschließend kann festgehalten werden, dass es kein generelles, gemeinsames finnischösterreichischesVerständnis von <strong>Neutralität</strong> <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> bzw. bis zum EU-Beitritt gibt.Dennoch hat sich das jeweilige <strong>Neutralität</strong>skonzept in den beiden Kleinstaaten von einerursprünglich negativen Einstellung zu einem positiven Charakteristikum entwickelt. Mit demBeitritt zur Europäischen Union beginnt die <strong>Neutralität</strong> als „Markenzeichen“ der beidenLänder zu verblassen, ohne jedoch an weitgehender Beliebtheit – stärker in <strong>Österreich</strong> als in<strong>Finnland</strong> – in der Bevölkerung einbüßen zu müssen.26


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