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Neutralität im Kalten Krieg. Österreich und Finnland im Vergleich - AFA

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<strong>Finnland</strong> etablierte sich vor allem in der langen Präsidentschaft Urho Kekkonens (1956-1981)als Musterschüler der „friedlichen Koexistenz“ <strong>und</strong> agierte als Teil des „neutralenFriedensgürtels“. Die in den 1950er Jahren entstandene <strong>und</strong> in den 1960er/70er Jahren weitergeführte„<strong>Finnland</strong>isierung“, charakterisierte sich durch das Bestreben möglichst guteBeziehungen zur Sowjetunion zu unterhalten bei gleichzeitiger Aufgabe innenpolitischerFreiheiten. 17 Dem ungeachtet kam es <strong>im</strong>mer wieder zu Verst<strong>im</strong>mungen (wie beispielsweise inder Notenkrise 1961) – vornehmlich aber dann, wenn die westlichen Integrationsbemühungen<strong>Finnland</strong>s über die Toleranzgrenze der Sowjetunion hinausgingen. Dennoch oder geradedeshalb hatte <strong>Finnland</strong> mit Abstand den weitgehendsten europäischen ökonomischen <strong>und</strong>politischen Austausch mit der Sowjetunion. 18Die Phase der Détente, die schließlich in der Unterzeichnung der Schlussakte der Konferenzüber Sicherheit <strong>und</strong> Zusammenarbeit in Europa (KSZE) <strong>im</strong> August 1975 in Helsinki gipfelte,sahen sowohl <strong>Österreich</strong> als auch <strong>Finnland</strong> als eine Möglichkeit an, weiterhin geopolitisch„manövrierfähig“ zu bleiben. 19 Mit der KSZE-Schlussakte wurde somit ein Prozesseingeleitet, der trotz der Konfliktkonstellationen der darauffolgenden Jahre, Perspektiven <strong>und</strong>vor allem Voraussetzungen für Vertrauensbildung, Rüstungskontrolle <strong>und</strong> Abrüstung schuf.Obwohl die Konferenz von der Initiative der Sowjetunion ausging, beteiligen sich nachanfänglicher Skepsis des Westens 20 alle europäischen Staaten (außer Albanien) sowie dieUSA <strong>und</strong> Kanada. Während der Teilung Europas, stellte die KSZE somit ein wichtigesDialogforum <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> dar. 21 Dass der Ort der Begegnung zwischen Ost <strong>und</strong> WestHelsinki war, untermauerte die neutrale Rolle <strong>Finnland</strong>s sowie seine „<strong>Finnland</strong>isierungspolitik“mit Moskau. Die finnischen KSZE-Aktivitäten, die auf ein Memorandum von 1969zurückgehen, werden heute als Schachzug <strong>Finnland</strong>s gewertet, Druck von seiner <strong>Neutralität</strong>spolitikzu nehmen. <strong>Österreich</strong> war eines der ersten Länder, die auf das Memorandum<strong>Finnland</strong>s positiv antworteten – nicht zuletzt auch aufgr<strong>und</strong> des Drucks aus Moskau. Ähnlichder Performance <strong>Finnland</strong>s wollte auch <strong>Österreich</strong> als Mediator agieren 22 <strong>und</strong> sah die Chancegegeben, erstmals als neutrales Land an einer europäischen Sicherheitskonzeption17 Vgl. Nemson (2007), S. 47f18 Vgl. Fischer, Thomas (2009): Neutral power in the CSCE, Nomos, Baden, Baden, S. 4919 Vgl. ebd. S. 69ff20 Vgl. Liedermann, Helmut: <strong>Österreich</strong>s Rolle be<strong>im</strong> Zustandekommen der KSZE, in: Rathkolb, Oliver/Maschke,Otto M./Lütgenau, Stefan August (2002) Hg.: Mit anderen Augen gesehen. Internationale Perzeptionen<strong>Österreich</strong>s 1955-1990, Böhlau, Wien, S. 491ff21 Vgl. Ceska, Franz: Détente <strong>und</strong> KSZE-Prozess – <strong>Österreich</strong> zwischen Helsink (1975) <strong>und</strong> Madrid (1983), in:Rathkolb/Maschke/Lütgenau(2002), S. 50922 Vgl. Fischer (2009), S. 360f6

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