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Neutralität im Kalten Krieg. Österreich und Finnland im Vergleich - AFA

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zur Integration Westösterreichs in die nordatlantischen Planungen endgültig durchkreuzen.Der Preis für diese Zugeständnisse, die „Befreiung“ <strong>und</strong> den Staatsvertrag war die zukünftige<strong>Neutralität</strong> <strong>Österreich</strong>s. 43 Dabei gilt: „Der Zusammenhang zwischen Staatsvertrag <strong>und</strong><strong>Neutralität</strong> ist ein historisch politischer – mit Blick auf Moskau–, kein rechtlicher.“ 44 Diesebeiden historischen Begriffe, Staatsvertrag <strong>und</strong> <strong>Neutralität</strong>, wurden anschließend in derZweiten Republik zu identitätsstiftenden Elementen stilisiert.In der rückblickenden Betrachtung zeigt sich, dass die Geschichte der Staatsvertragsverhandlungenvon Rückschlägen <strong>und</strong> Hoffnungssch<strong>im</strong>mern geprägt ist, <strong>und</strong> dass „ohne denTod Stalins […] der Staatsvertrag höchstwahrscheinlich nicht schon 1955 zustandegekommen“ 45 wäre. Interessanterweise spielte auch Kekkonen eine Rolle für dieIntensivierung der Gespräche zwischen Moskau <strong>und</strong> Wien. 46 Der Staatsvertrag betraf abernicht nur <strong>Österreich</strong>s – <strong>und</strong> <strong>im</strong> weitesten Sinne auch Deutschland – sondern auch dieÜberlegungen zur internationalen Gleichgewichtsüberlegungen. Da ein vertraglichesAbkommen zwischen Ost <strong>und</strong> West der Pattsituation in <strong>Österreich</strong> gewichen war, kann derStaatsvertrag sogar als „ein Meilenstein zur Überwindung der Spaltung Europas, auch wenn1955 davon noch weit entfernt“ 47 angesehen werden. Die gr<strong>und</strong>legenden Veränderungen nach1989 in Europa hatten auch Effekte auf den Staatsvertrag. Die B<strong>und</strong>esregierung erklärte die<strong>im</strong> Staatsvertrag auferlegen Souveränitätsbest<strong>im</strong>mungen teilweise als obsolet. „Gerade diesmachte wiederum deutlich, wie eng die Geschichte dieses Vertrages mit der gesamteuropäischenpolitischen Entwicklung von 1945 bis 1990 verb<strong>und</strong>en war.“ 482.2. Sowjetisch-finnischer Fre<strong>und</strong>schaftsvertragMitte der 1950er Jahre war die finnische Außenpolitik hauptsächlich von drei Faktorengeprägt: Erstens die Niederlage <strong>Finnland</strong>s 1944 <strong>und</strong> die überragende Machtposition derSowjetunion, zweitens der sowjetische militärische Stützpunkt in Porkkala <strong>und</strong> drittens dersowjetisch-finnische Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag von 1948. Die Verhandlungen über den „Vertragüber Fre<strong>und</strong>schaft, Zusammenarbeit <strong>und</strong> gegenseitigen Beistand“ begannen formell 1947,wobei seit 1945 ein reger Austausch an Ideen zwischen dem finnischem Präsidenten Carl43 Vgl. Müller (2009), S. 1744 Steiniger, in: Hilger/Schmeitzner/Vollnhals (2006), S. 55245 Soutou, Georges-Henri: Der österreichische Staatsvertrag in der internationalen Politik 1955, in:Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 1746 Vgl. Engman, in: Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 38747 Vgl. Soutou, in: Suppan/Stourzh, Müller (2005), S. 1848 Türk, Helmut: Die Wende 1989/90 <strong>und</strong> die Obsoleterklärung einiger Artikel des Staatsvertrages, in:Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 83711

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