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Neutralität im Kalten Krieg. Österreich und Finnland im Vergleich - AFA

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verpflichtung zur internationalen Entspannung inkludieren sollte. Außerdem war nachsowjetischer Doktrin <strong>Neutralität</strong> „fortschrittlicher“ als eine nicht neutrale westlicheDemokratie. 58 In diesem Sinne verlange Molotov eine vertragliche Neutralisierung<strong>Österreich</strong>s <strong>im</strong> Staatsvertrag. 59 Eine derartige Neutralisierung war für die Regierung inWashington allerdings <strong>und</strong>enkbar. Präferiert wurde anstatt dessen eine bewaffnete <strong>Neutralität</strong>nach Schweizer Vorbild, 60 obwohl das Instrument der <strong>Neutralität</strong> durch das strikte „Fre<strong>und</strong>-Feind-Schema“ <strong>und</strong> die amerikanische „containment“-Politik keinen positiven Stellenwerthatte. 61 US-Außenminister John Foster Dulles sah aber ein, „that if the Austrians regainedtheir sovereignty for the prize of neutrality, he could not stop them” 62 . Die österreichischeRegierung versicherte der sowjetischen Führung <strong>im</strong> April 1955, dass eine „<strong>Neutralität</strong>“ <strong>im</strong>Schweizer Sinne angestrebt werde. 63 Eine „selbst proklamierte, international anerkannte,nicht durch internationale Verträge auferlege <strong>Neutralität</strong>“ 64 wurde sowohl von der Sowjetunionals auch von den USA als akzeptable Kompromisslösung angesehen. Zusätzlich sei einesolche Art der <strong>Neutralität</strong> keine bloße Bekräftigung der österreichischen Unabhängigkeit,sondern fördere den allgemeinen Frieden in Europa. In der Retrospektive zeigt sich, dass dieRechnung der Sowjetunion nicht aufging, da <strong>Österreich</strong> keine „positiven Neutralismus“,sondern eine „positive <strong>Neutralität</strong>“ betrieb <strong>und</strong> nie „in das Fahrwasser der Sowjetunion“geriet. Dennoch hatten die USA zunächst Angst vor einer Neutralisierung <strong>Österreich</strong>s – dasVerhältnis besserte sich aber spätestens in den 1960er Jahren 65 , da <strong>im</strong> Unterschied zu anderenneutralen Ländern die österreichische Form der <strong>Neutralität</strong> mit relativen Verständnis gesehenwurde. Sie wurde als von der Sowjetunion „aufgezwungen“ <strong>und</strong> „unfreiwillig“ interpretiert.Zusätzlich wurde die <strong>Neutralität</strong> von den USA <strong>und</strong> den westeuropäischen Ländern <strong>im</strong>mer <strong>im</strong>Kontext des Staatsvertrages gesehen. Damit galt die österreichische <strong>Neutralität</strong> zwar alsakzeptierbar, aber für das Konzept der Europäischen Gemeinschaften nicht als integrierbar. 66Mit dem Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag <strong>im</strong>plizierte die Sowjetunion für <strong>Finnland</strong> eine neutralePosition, die jedoch stark angenähert an die Sowjetunion ausgerichtet sein sollte. Außerdemsollte durch die <strong>Neutralität</strong> <strong>Finnland</strong>s (politisch ab 1956 konstatierbar) ein erster Schritt in58 Vgl. Müller (2009), S. 1759 Vgl. Steiniger, in: Hilger/Schmeitzner/Vollnhals (2006), S. 537ff60 Vgl. Soutou, in: Suppan/Stourzh, Müller (2005), S. 2561 Vgl. Kramer, in: Dachs (2006), S. 81362 Bischof, in: Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 24763 Vgl. Luif (1995), S. 128f64 Soutou, in: Suppan/Stourzh, Müller (2005), S. 2265 Vgl. ebd. S. 22ff66 Vgl. Gehler, Michael: Staatsvertrag, <strong>Neutralität</strong> <strong>und</strong> die Integrationsfrage 1955-1972 in:Suppan/Stourzh/Müller (2005), S. 84214

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