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Neutralität im Kalten Krieg. Österreich und Finnland im Vergleich - AFA

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<strong>Finnland</strong> um seine neutrale Position ringen. Für die Sowjetunion ging die Rechnung in<strong>Österreich</strong> nicht auf, da kein Neutralismus, sondern eine <strong>Neutralität</strong> ausgebildet wurde. In<strong>Finnland</strong> hingegen hatte die Sowjetunion größere Einwirkungsmöglichkeiten. Bis Mitte der1980er Jahre betrieb <strong>Finnland</strong> eine vor allem wirtschaftliche Ausbalancierungspolitikzwischen Ost <strong>und</strong> West. Die Sowjetunion betonte in der Phase der Entspannungspolitik dieFriedensfunktion der <strong>Neutralität</strong> beider Länder. Die USA gingen in <strong>Finnland</strong> deutlichvorsichtiger als in <strong>Österreich</strong> vor, das sich ohnehin in Richtung Westen orientierte. DasPrinzip der militärischen aber nicht moralischen <strong>Neutralität</strong> führte zur Phase der aktiven<strong>Neutralität</strong>spolitik. <strong>Finnland</strong>s konventioneller <strong>Neutralität</strong> lagen geringere Handlungsräumezugr<strong>und</strong>e, so wurde <strong>Finnland</strong> zunächst kein vollständiges EFTA-Mitglied <strong>und</strong> trat demEuroparat erst 1989 bei.In den 1980er Jahren änderte sich die „idealistische“ <strong>Neutralität</strong> der beiden Länder zu einer„realistischen“ hin. Mit dem Ende des West-Konfliktes verliert die Außenpolitik der beidenLänder den Bezugsrahmen. Zusammen mit der wirtschaftlich angespannten Lage kommt eszu einer Verschiebung der Interessenslagen in Richtung „Europa“. Vor allem in <strong>Österreich</strong>wirkte sich der wirtschaftliche Sog stärker als in anderen Beitrittskandidatenländern aus. DieIntegrationspolitik in <strong>Österreich</strong> war lange von der Prinzip der begrenzten Beteiligungbest<strong>im</strong>mt, wie die Annäherungsschritte EFTA, Assoziierungsbemühungen <strong>und</strong> Freihandelsverträgezeigen. Noch vor dem Fall der Berliner Mauer stellte <strong>Österreich</strong> als erstes neutralesLand den Antrag auf den EG-Beitritt. <strong>Finnland</strong>, dessen Integrationsbestrebungen betontpragmatischer <strong>und</strong> sicherheitsorientier waren, wagt diesen Schritt erst später nach demoffiziellen Ende der Sowjetunion. Dennoch traten beide Staaten gleichzeitig <strong>und</strong> zusammenmit Schweden am 1995 der EU bei.Abschließend kann festgehalten werden, dass es kein generelles, gemeinsames finnischösterreichischesVerständnis von <strong>Neutralität</strong> <strong>im</strong> <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong> bzw. bis zum EU-Beitritt gibt.Dennoch hat sich das jeweilige <strong>Neutralität</strong>skonzept in den beiden Kleinstaaten von einerursprünglich negativen Einstellung zu einem positiven Charakteristikum entwickelt. Mit demBeitritt zur Europäischen Union beginnt die <strong>Neutralität</strong> als „Markenzeichen“ der beidenLänder zu verblassen, ohne jedoch an weitgehender Beliebtheit – stärker in <strong>Österreich</strong> als in<strong>Finnland</strong> – in der Bevölkerung einbüßen zu müssen.26

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