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Neutralität im Kalten Krieg. Österreich und Finnland im Vergleich - AFA

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Außenminister Kalevi Sorsa einschneidend, dass die <strong>Neutralität</strong> kein handelspolitischerBegriff <strong>und</strong> damit <strong>Neutralität</strong> <strong>und</strong> Außenhandel zu trennen sei. 106Auch in <strong>Finnland</strong> war die wirtschaftliche Situation der 1980er Jahre maßgeblich für dieIntegrationsbestrebungen in die EG verantwortlich. Die Folgen der Liberalisierungswelleerzeugten in <strong>Finnland</strong> Ende der 1980er Jahre eine ökonomische Überhitzung, die mit einernegativen Wirtschaftsentwicklung <strong>und</strong> dem Zusammenbruch der Sowjetunion korrelierte <strong>und</strong>so den nordischen Wohlfahrtsstaat in eine tiefe Krise stürzte. Ein weiterer Aspekt derÄnderung der Integrationspolitik gegenüber der EG war das oben erwähnte Ende der„Ausbalancierungspolitik“. Dennoch war das Gros der finnischen Politik weiterhin derMeinung, dass die <strong>Neutralität</strong> mit einem möglichen Beitritt vollkommen unvereinbar sei –viel wichtiger erschien der finnischen Regierung EG-Kontakte über die EFTA, bei der<strong>Finnland</strong> seit 1986 Vollmitglied war, zu fördern. Der Besuch Michail Gorbatschows in<strong>Finnland</strong> <strong>im</strong> Oktober 1989 eröffnete jedoch neue Möglichkeiten. Gorbatschow antwortete aufdie Frage eines Journalisten, wie die Sowjetunion auf einen EG-Beitritt reagieren würde, dassallein <strong>Finnland</strong> das Recht habe, in dieser Frage selbst zu entscheiden. 107 Diese Aussage war<strong>im</strong> Übrigen auch für den damals von <strong>Österreich</strong> eingeschlagenen Weg Richtung Brüsselbestätigend.Anders als <strong>Österreich</strong> waren die nordischen Staaten bereitwilliger die alternative „Übergangslösung“der Schaffung eines Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) anzunehmen. Nachdemaber auch die schwedische Regierung 1991 ein Beitrittsgesuch an die EG stellte, rang sich<strong>Finnland</strong> schlussendlich <strong>im</strong> März 1992 durch, es den anderen neutralen Ländern gleichzutun.Ein Mitgr<strong>und</strong> dafür war, dass der EWR-Vertrag, den <strong>Finnland</strong> präferierte 1992 durch dieSchweizer Bevölkerung abgelehnt wurde <strong>und</strong> daher erst 1994 in Kraft trat – also zu jenemZeitpunkt, als die Beitrittsverhandlungen mit der EU beinahe schon abgeschlossen waren. 108Gleichzeitig mit der Diskussion um einen EU-Beitritt begann auch eine Debatte umgr<strong>und</strong>legende Definierungen des politischen System <strong>Finnland</strong>s. „Europapolitik war nichtmehr Außenpolitik, sondern betraf als Integrationspolitik zunehmend die finnischeInnenpolitik.“ 109 Der Bruch der finnischen Integrations- <strong>und</strong> <strong>Neutralität</strong>spolitik wurde durchdas sich verändernde Umfeld <strong>und</strong> vor allem durch den Zusammenbruch der Sowjetunion106 Vgl. Luif. S. 67107 Vgl. ebd. S. 69ff108 Vgl. ebd. S. 83ff109 Auffermann, in: Ismayr (2009), S. 25923

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