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Neutralität im Kalten Krieg. Österreich und Finnland im Vergleich - AFA

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1940 ein Friedensvertrag aus, in dem den Forderungen der Sowjetunion nachgegeben wurde.Mit Hilfe Deutschland versuchte <strong>Finnland</strong>, dessen Unabhängigkeit dennoch bestehen blieb, ab1941 <strong>im</strong> so genannten Fortsetzungskrieg die abgetretenen Gebiete wieder zu erobern.Allerdings kam es <strong>im</strong> Herbst 1944 zwischen <strong>Finnland</strong> <strong>und</strong> der Sowjetunion zu einemseparaten Waffenstillstand, in dem neben Reparationszahlungen <strong>und</strong> der Einrichtung einervon Generaloberst Andrej Shdanow geleiteten Alliierten Kontrollkommission – die <strong>im</strong>Gegensatz zum österreichischen Pendent nur aus Vertretern Großbritanniens <strong>und</strong> der Sowjetunion<strong>und</strong> nicht auch Frankreichs <strong>und</strong> der USA bestand – ein sowjetischer Stützpunkt inPorkkala (nahe Helsinkis) errichtet wurde 7 , der bis zum Abzug 1956 als Symbol für dieterritoriale Unselbständigkeit <strong>Finnland</strong> Unbehagen bereitete. 8 <strong>Finnland</strong> stand also stark unterdem Einfluss <strong>und</strong> dem Druck der Sowjetunion. Der finnische Nachkriegs-Präsident JuhoKusti Paasikivi bemerkte dazu: „One thing is certain, we can’t change our geopoliticallocation.“ 9 Die Pariser Friedenskonferenz von 1947 war eine weitere Bestätigung des StatusQuo zwischen der Sowjetunion <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>. Die Beziehungen, die stets unten den Gesichtspunktenvon Macht <strong>und</strong> Sicherheit standen, wurden endgültig 1948 <strong>im</strong> „Vertrag überFre<strong>und</strong>schaft, Zusammenarbeit <strong>und</strong> gegenseitigen Beistand“ (vgl. Kapitel 2.2.) besiegelt. 10Dieser „Fre<strong>und</strong>schaftsvertrag“ stellte in weiterer Folge die Basis der finnischen <strong>Neutralität</strong>spolitikdar, die dabei aber <strong>im</strong>mer speziell auf die Interessen des mächtigen NachbarnRücksicht nehmen musste. 11Die Praxis der österreichischen Außenpolitik war hingegen von breiterer Flexibilitätgekennzeichnet. Dies ermöglichte <strong>Österreich</strong> einerseits die Wahrnehmung vorteilhafterOptionen, wie die Einbeziehung in den Marshallplan, ließ aber auch den Spielraum offen,Bindungen nicht einseitig zu präferieren. 12 Dennoch orientierte sich <strong>Österreich</strong>, zumindestwirtschaftlich gesehen, früh in Richtung Westen – eine Tendenz, die der Sowjetunionmissfiel, da das ebenso neutrale <strong>Finnland</strong> nicht in den Marshallplan integriert war. DieKontroversen um die westlichen Restriktionen des Handels mit Osteuropa <strong>im</strong> Rahmen des7 Vgl. Luif, Paul (2007) Hg.: <strong>Österreich</strong>, Schweden, <strong>Finnland</strong>. Zehn Jahre Mitgliedschaft in der EuropäischenUnion, Böhlau, Wien, S. 48f8 Vgl. Engman, Max: Schicksalsgemeinschaft? Finland, the Soviet Union, and Finnish-Austrian Parallels in 1955,in: Suppan, Arnold/Stourzh, Gerald/Müller, Wolfgang (2005) Hg.: Der österreichische Staatsvertrag 1955.Internationale Strategie, rechtliche Relevanz, nationale Identität, Verlag der ÖAW, Wien, S. 3839 Präsident Juhu Kusti Paasikivi (1949-1956), zit. Nach Nemson, Johanna (2007): <strong>Finnland</strong>s außenpolitischerWandel von der aktiven <strong>Neutralität</strong>spolitik zum Antrag auf EG-EU-Mitgliedschaft, Tectum-Verlag, Marburg,Vorwort.10 Vgl. ebd. S. 29f11 Vgl. Luif (2007), S. 5012 Vgl. Filzmaier/Gewessler/Höll/Mangott (2006), S. 11.4

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