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Neutralität im Kalten Krieg. Österreich und Finnland im Vergleich - AFA

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von einer <strong>Neutralität</strong>, sondern viel eher von einer „Allianzfreiheit“ gesprochen werden. 31 Diepolitische <strong>und</strong> mediale Debatte um den Nutzen <strong>und</strong> die Zeitgemäßheit der <strong>im</strong>merwährenden<strong>Neutralität</strong> in <strong>Österreich</strong> hat spätesten seit 1995 Konjunktur. Mit dem EU-Beitritt der beidenLänder 1995 ist damit eine neue Phase ihrer <strong>Neutralität</strong>spolitik zu erkennen.Trotz der unterschiedlichen geographischen Lage <strong>Österreich</strong>s <strong>und</strong> <strong>Finnland</strong>s, kann für beideStaaten ab 1945 eine ähnliche politische <strong>und</strong> sozioökonomische Entwicklung nachgezeichnetwerden. Dabei werden zwei Merkmale markant: Einerseits war die <strong>Neutralität</strong> diebest<strong>im</strong>mende außenpolitische Konstante während des <strong>Kalten</strong> <strong>Krieg</strong>es <strong>und</strong> andererseits führtedie starke sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Staat, Unternehmen <strong>und</strong>Gewerkschaften zum Aufbau eines umfangreichen Wohlfahrtsstaates. In <strong>Österreich</strong>entwickelte sich <strong>im</strong> Gegensatz zu <strong>Finnland</strong> der Wohlfahrtsstaat in seiner konservativenVariante, in der finanzielle Zuwendungen nach dem Versicherungsprinzip aufgebaut sind <strong>und</strong>soziale Unterstützung nach Bedürftigkeit gewährt wird. Auch die Währungspolitik gestaltetesich unterschiedlich aus. War in <strong>Österreich</strong> aufgr<strong>und</strong> der Erfahrungen der Währungskrisen derErsten Republik der Schilling an die D-Mark gekoppelt <strong>und</strong> wurde somit zu einem derhärtesten Währungen, setzte <strong>Finnland</strong> gezielt Währungsmanipulationen ein, um alsexportorientiertes Land konkurrenzfähig zu bleiben. 32 Nicht zuletzt führte die Krise des überJahrzehnte aufgebauten korporatistischen Systems in den 1980er Jahren zur endgültigenNeuorientierung <strong>und</strong> zum Anstoß der Umgestaltungen in der europäischen Integrationspolitikder beiden Länder (vgl. Kap. 4).Betrachtet man die pateipolitisch Situation bezüglich der Involvierung kommunistischerParteien <strong>im</strong> politischen System, zeigen sich exemplarische Unterschiede. Der Versuch Stalinsbereits 1945 in <strong>Österreich</strong> eine sowjetfre<strong>und</strong>liche Volksregierung unter Karl Renner zuinstallieren, blieb ohne Erfolg, da die Sozialdemokraten ihrer Westorientierung treu blieben.Dennoch wurden in der ersten (Konzentrations-)Regierung sowie in den darauffolgendenZusammensetzungen Kommunisten für die Regierungsbildung berücksichtigt, obwohl dieParlamentswahlen Ende November 1945 mit einem vernichtenden Ergebnis 33 für die KPÖausgingen. Die prosowjetische KPÖ versuchte die prowestlichen „großen Koalition“zwischen ÖVP <strong>und</strong> SPÖ <strong>im</strong>mer wieder mit putschartigen Unruhen zu stürzen. 34 Diese Art der31 Vgl. Vuollo, Mirka, Annika (1996): Der Wandel der finnischen <strong>Neutralität</strong>spolitik. Außen-, sicherheits- <strong>und</strong>integrationspolitische Tendenzen 1970-1995, SH-Verlag, Vierow (1996), S. 8632 Vgl. Luif (2007), S. 68f33 Die Wahlniederlage der KPÖ mit dem Ergebnis von gerade einmal 4 Mandaten <strong>im</strong> Nationalrat drückte nichtzuletzt auch die Angst vor den Übergriffen der Roten Armee in Ostösterreich aus.34 Vgl. Müller (2009), S. 12ff8

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