13.07.2015 Aufrufe

Neutralität im Kalten Krieg. Österreich und Finnland im Vergleich - AFA

Neutralität im Kalten Krieg. Österreich und Finnland im Vergleich - AFA

Neutralität im Kalten Krieg. Österreich und Finnland im Vergleich - AFA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Staatsvertrag war „[…] ein Ereignis, auf das die <strong>Österreich</strong>er zehn Jahre gewartethatten. Im Rückblick stellt sich die Frage, warum es so lange gedauert hatte.“ 4010MichaelGehler spricht dabei von vier Phasen der Staatsvertragsverhandlungen: 1) 1945-1946: „Wartephase“,bis zur Klärung innenpolitischer <strong>und</strong> Südtirol betreffender Fragen 2) 1947-1949:„heiße Phase“, charakterisiert durch eine Intensivierung der Verhandlungen inklusive dersowjetischen Bereitschaft zu Konzessionen 3) 1950-1953: „State-Male-Phase“, in es zu einerStagnation <strong>und</strong> schließlich zum Stillstand der Gespräche kommt – ausgelöst durch dieHinhaltetaktik der Westmächte <strong>und</strong> der sowjetischen Obstruktionspolitik 4) 1953-1955:„Neuorientierungsphase“, mit erfolgreichem Vertragsabschluss nach der neuen Ausrichtungder Sondierungsgespräche. 41Im Frühling 1946 versicherte der US-amerikanische Außenminister James F. Byrnes seinemösterreichische Kollegen Karl Gruber, dass bis spätestens 1947 ein Staatsvertrag unterzeichnetwerden können – allerdings dauerten die Verhandlungen darüber neun Jahre lang. Auf derAußenministerkonferenz 1946 wurde die Souveränität <strong>Österreich</strong>s nicht thematisiert, da dersowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow lieber eine Lösung in der <strong>Finnland</strong>frageanstrebte. Die Konferenz der Stellvertretenden Außenminister 1947 brachte für <strong>Österreich</strong>zumindest einen Teilerfolg. Ein Vertragsentwurf konnte ausgearbeitet werden, wobei nicht inallen Punkten (vor allem in den Fragen von Gebietsforderungen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Umgang mitdeutschem Eigentum) eine Einigung erzielt werden konnte. Die österreichische Regierungsuchte verzweifelt nach Lösungsmöglichkeiten, doch die internationale Lage schien bis zumTod Stalins 1953 kein befriedigendes Ergebnis zuzulassen. Selbst als sich eine verstärkteThematisierung der Frage abzuzeichnen begann, zerschlugen sich die Hoffnung der<strong>Österreich</strong>er auf der Berliner Außenministerkonferenz 1954. Molotov verlangte einevertragliche Neutralisierung – die Westmächte lehnten das ab, um keinen Präzedenzfall fürDeutschland zu schaffen. Im April 1955 kam es zum denkwürdigen Besuch, einer „factfinding mission“ der österreichischen Delegation in Moskau. Die Sowjets waren dabeierstmals zu großen wirtschaftlichen Konzessionen bereit. Das dadurch erweckte Misstrauender Westmächte, konnte <strong>Österreich</strong> aber beschwichtigen. 42 Der plötzliche Wandel der Sowjetunionunter der Führung Nikita Chruschtschows in der <strong>Österreich</strong>frage hatte wenig mit deninnerösterreichischen Verhältnissen zu tun, da <strong>Österreich</strong> <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Schatten einer Lösung derDeutschlandfrage stand. Moskau wollte mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages die Pläne40 Steiniger, in: Hilger/Schmeitzner/Vollnhals (2006), S. 53741 Vgl. Gehler, Michael (2005): <strong>Österreich</strong>ische Außenpolitik der Zweiten Republik. Von der alliierten Beatzungbis zum Europas des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts, Band 1, Studienverlag, Innsbruck, S. 4242 Vgl Steiniger, in: Hilger/Schmeitzner/Vollnhals (2006), S. 537ff

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!