Alder - Swiss Embroidery
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mir mein Prinzipal in freundlichster Weise vor, zu ihm hinaus<br />
zuziehen fUr so lange es mir belieben würde. Weit und breit<br />
war keine l1:cnschliche Wohnung zu sehen, ringsum Urwald!<br />
das bot mir den Reiz der Neuheit, wozu noch das Landleben<br />
mit allerlei Haustict'en kam, so dab ich gerne zustimmte.<br />
Immerhin machte ich meinen Chef darauf aufmerksam, daß<br />
ich nicht auch zum Einsiedler werden, sondern die Ftihlung<br />
mit meinem Klub und mit Freunden behalten möchte. Bereit<br />
willig stellte er mir seine zwei Wagen und vier Pferde zur Ver<br />
fügung und offerierte mir in liebenswürdiger Weise, von Zeit<br />
zu Zeit an Sonntagen meine Freunde auf den HUgel zu laden.<br />
Leider versagten in der Folge allzuoft die Pferde, so dafi ich<br />
mich schlicfilichgezwungen sah, ein eigenes Pferd anzuschaffen,<br />
das mir viel Freude machte. So ein Pferdekauf war aber da<br />
mals ein Hasardspiel. Während die Ponies, rassige Tierchen<br />
von unbändiger Energie, mit mächtigen, den Kopf fast ver<br />
deckenden Mähnen, aus der Nachbarschaft stammten, mUßten<br />
die grofien Pferde aus Australien eingeführt werden. Schiffs<br />
ladungen davon kamen an, in dreimonatHcher bewegter See<br />
reise steif geworden und oft zerschunden. Nach dreiwöchent<br />
Hchel' Pflege kamen sie auf Auktion. Auf gedruckten Listen<br />
wurden die Eigenschaften eines jeden Pferdes rühmend be<br />
schrieben, vorsichtigerweise aber in einem Postskriptum be-<br />
tont, daß fü1' die Richtigkeit dieser Beschreibung keine Ver<br />
antwortlichkeit übernommen werde. Eine solche hölte über<br />
haupt mit de.m Zuschlag auf, und vielleicht lag schon am<br />
nächsten Morgen das erworbene Pferd tot im Stall. Das pas<br />
sierte einem schweizerischen Kollegen, der am gleichen Tage<br />
wie ich einen Schimmel erstand, während mein kleiner Brauner<br />
jahrelang munter blicb und zufällig zugeritten und eingefahren,<br />
überhaupt tugendhaft war, was mir, der ich kein Meister im<br />
Reiten waf, sehr wohl zustatten kam. Der damals größte<br />
Pferdehändler und Sachverständige in Singapore war Schwager<br />
eines großen st.-gallischen Sticldabrikanten.<br />
Vvie in England, so bestand auch in Singapore der freie<br />
Samstagnachmittng. Die Engländer vertrieben ihn sich mit<br />
ihrem Sport, der uns Schweizern damals noch unbekannt wal'.<br />
An dessen Stelle trat bei uns das Kegeln und das Reiten.<br />
Einstmals hatte ich die Idee, meinen Freunden naheztllegen,<br />
sie möchten am Sonntag jeder mit irgend einem Schießprügel<br />
auf unserem Hügel erscheinen. Inzwischen fabrizierte ich eine<br />
Schützenschcibe und ließ als Schießstand ein improvisiertes<br />
Dach aus Palmblättem zum Schutze gegen die Sonne erstellen.<br />
Die Schießerei machte allgemein Spaß. Beim Tifßn (Mittag<br />
essen) erhob lch mich und schlug vor, von den damals in der<br />
schweizerischen Armee eben eingeführten Vetterli-Hinterladcr-<br />
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