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Bauen für Tiere Geschäftsbericht 2010 Stadtbauten Bern

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Dass Graber Pulver die Natur nicht als vollkommen virtualisierbar sehen, zeigt das kleine Detail der Perfor-<br />

ationen im Panzerglas. Hier können die Besucher den Atem und den Geruch der Leoparden spüren. Es<br />

scheint, als ob wir diesen Geruch bräuchten, um die Präsenz der machtvollen <strong>Tiere</strong> zu erleben, um vage an<br />

etwas Entferntes erinnert zu werden. Die Inszenierung im Tierpark Dählhölzli unterstützt perfekt diesen<br />

Seilakt der Anstrengung, unserer Amnesie Herr zu werden. Architektur als Natur: die Konturen der Natur<br />

im Metallnetz; die Natur als Architektur: die Baumstützen, die Leoparden, die Felsimitate. Alle sind Teile<br />

eines collagenhaften Ganzen, und zugleich vage Zeichen des Verlustes von etwas Schönem und Starkem,<br />

das wir nicht ganz vergessen haben.<br />

I Lexikalisches Stichwort «Schleier», in:<br />

Wolfgang Pfeifer (Hg.),<br />

Etymologisches Wörterbuch des<br />

Deutschen, München 2000, S. 1210.<br />

II Gottfried Semper, Der Stil in den<br />

technischen und tektonischen<br />

Künsten oder praktische Ästhetik,<br />

Frankfurt am Main 1860, Bd. 1,<br />

Reprint Mittenwald 1977, S. 180.<br />

III Ebd., S. 181.<br />

IV Ebd., S. 228.<br />

V Ebd., S. 89–90.<br />

VI Tierpark Dählhölzli, <strong>Bern</strong>:<br />

Erweiterung Leopardenanlage,<br />

Projektbeschreibung Graber Pulver,<br />

Blatt 1, o.J. (2005).<br />

Patrick Thurston<br />

Architekt BSA SWB SIA, <strong>Bern</strong><br />

Papageitaucher in Tierpark Dählhölzli<br />

Quelle:<br />

«Close Up – Graber Pulver, 2007»,<br />

Verlag gta, Zürich, 2007<br />

Text: Ákos Moravánszky,<br />

Professor <strong>für</strong> Architekturtheorie,<br />

ETH Zürich<br />

tiere haben etwas wundervolles an sich, sie bewegen sich aus sich selbst heraus. dadurch fühlen wir<br />

uns mit ihnen verwandt. vögel berühren uns besonders, weil sie sogar fliegen können. der papageitaucher<br />

fliegt nicht besonders gut, aber er fliegt auch unter wasser. er bewegt sich im wasser ruckartig<br />

mit den fügeln schlagend wie durch zähen nebel. am hinterkopf steigen luftblasen aus dem gefieder.<br />

der zoo ist ein museum <strong>für</strong> tiere. jeder ausstellungsraum hat etwas sakrales an sich, weil besondere<br />

eindrücke einen berühren und uns in eine eigene welt entführen. im haus der papageitaucher tritt man<br />

in die welt des nordens. ein grosser himmel über uns, licht, wasser. die stimmung im raum macht, dass<br />

man die zeit vergisst. die künstlichkeit der anlage steht im gegensatz zum geometrischen raum, dieser<br />

vermittelt mit dem ort, dem dählhölzliwald. man taucht ein in die welt der vögel. küstenseeschwalben<br />

kreisen über unseren köpfen, die papageitaucher zeigen keine scheu, sie paddeln eine runde, erklimmen<br />

die künstlichen klippen.<br />

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