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Saison 2013/14 Theater - Theater St. Gallen

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Einladung zum Beobachten<br />

Die Reizüberflutung nimmt kein Ende. An allen Ecken und Enden, auf allen<br />

Wellen kommen täglich neue Bilder, Töne, Geschichten, meiens negative,<br />

selten auch einmal positive. Das Entertainment i der Jahrmarkt des 21. Jahr-<br />

hunderts und er hat immer geönet, 24 <strong>St</strong>unden, rund um die Uhr, und wir<br />

beugen uns dem ewigen Aufnehmen von Informationen. Der Mensch wird mehr<br />

und mehr zu der von ihm erfundenen Feplae. Kein Bewerten mehr, keine<br />

Meinung, kein Denken, nur noch dumpfes Schlucken von Sinneseindrücken.<br />

Und das <strong>Theater</strong>? Soll nun auch noch mitdrehen an der gigantischen Erregungsschraube?<br />

Wäre es nicht weiser, dem ewigen Lärm ein grosses Schweigen ent-<br />

gegenzusetzen, so wie es Ödipus am Ende seines Lebens getan hat? Ich glaube<br />

nicht, denn Ödipus ging ins Exil, er vereinsamte, vereinzelte, nur noch von<br />

seinen Töchtern geützt. Wir müssen aber einen Weg aus unserem Schicksal<br />

des reinen Aufnehmens, welches uns zur Passivität zwingt, herausfinden.<br />

Wir müssen dringend wieder zurück zu einem aktiven Umgang mit den Eindrücken<br />

unserer Welt finden, und genau dabei i das <strong>Theater</strong> eine der grösen<br />

Hilfen. Im <strong>Theater</strong> entscheiden wir selb, was wir sehen wollen, keine rabiaten<br />

Kameraschnie, im <strong>Theater</strong> haben wir einen Aband zum Geschehen, keine<br />

forcierte Nähe, im <strong>Theater</strong> können wir wieder lernen zu beobachten, ana<br />

einfach nur zu schauen.<br />

Das <strong>Theater</strong> i die bee Schule des Beobachtens, und das aktive, bewuse<br />

Beobachten i die bee Schule, um der allgemeinen Reizüberflutung zu ent-<br />

kommen. Dadurch können wir uns unserer individuellen Urteilskra bewus<br />

werden, und sie wieder aktivieren, denn sie i so elementar notwendig, um die<br />

komplexen Herausforderungen der Zukun zu bewältigen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns eine annende, poetische und vor<br />

allem beobachtungswürdige neue <strong>Theater</strong>saison in Ihrem <strong>Theater</strong> <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>.<br />

Tim Kramer<br />

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