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Subjekt als System

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Die Begriffe <strong>Subjekt</strong> und Aneignung bei Michael Winkler: Aneignung<br />

Chiffre für die gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnisse geworden und hat<br />

„seine heute vertraute, auf Befindlichkeit und individuelle Seinszustände<br />

gerichtete Dimension“ hinzugewonnen (Winkler 1988, 142). So wie das <strong>Subjekt</strong><br />

auf die moderne Gesellschaft <strong>als</strong> Ermöglichungsbedingung von <strong>Subjekt</strong>ivität<br />

angewiesen ist, bleibt ebenso die Gesellschaft auf das <strong>Subjekt</strong> verwiesen <strong>als</strong><br />

Veränderungsfaktor. Das <strong>Subjekt</strong> „ist nämlich, obwohl seine Möglichkeit selbst<br />

gesellschaftlich bedingt ist, imstande, seine eigenen Voraussetzungen zu<br />

begreifen und zu überwinden.“ (Winkler 1988, 140).<br />

2.1.5 Das <strong>Subjekt</strong> <strong>als</strong> Selbstreferenz<br />

Aus dem so aufbereiteten <strong>Subjekt</strong>begriff schließt Winkler nun auf die<br />

Selbstreferentialität des <strong>Subjekt</strong>s. Selbstreferenz tritt in dreifacher Hinsicht auf:<br />

1. <strong>als</strong> Selbstreflexion, in „Form der Vorstellung“ des Selbst, 2. <strong>als</strong> Feststellung<br />

der eigenen Identität gegenüber sozialen Prozessen, indem sich der einzelne<br />

„widerständig geltend macht“ und 3. <strong>als</strong> Selbstbildung, d.h. Veränderung der<br />

Welt und seiner Selbst (vgl. Winkler 1988, 145).<br />

2.2 Aneignung<br />

Das Konzept der Aneignung entnimmt Winkler der kulturhistorischen Schule<br />

Alexej Nikolajewitsch Leontjews und der Weiterentwiklung zu kritischer<br />

Psycholgie durch Klaus Holzkamp.<br />

Der Begriff der Aneignung, wie er für Psychologie und Pädagogik Bedeutung gewonnen hat,<br />

wurde im Kontext kritischer Theorie entworfen und entwickelt. Sie begreift mit ihm, wie sich<br />

<strong>Subjekt</strong>ivität in gesellschaftlichen Kontexten konstituiert, die ihr nicht förderlich sein müssen.<br />

(...) Aneignung <strong>als</strong> Moment der Selbstermächtigung von <strong>Subjekt</strong>en ist einem Denken<br />

bewusst geworden, das sich zwischen radikaler bürgerlicher und marxistischer Tradition<br />

bewegt (...). (Winkler 2004; 71)<br />

Ausgangspunkt für die Überlegungen zur Aneignung ist die tätige<br />

Auseinandersetzung mit der objektiven Umwelt. Das <strong>Subjekt</strong> definiert sich zum<br />

einen <strong>als</strong> fester Punkt gegenüber den Vorgängen in der Umwelt (vgl. Winkler<br />

1988, 146) und distanziert sich von den Prozessen in der Umwelt. Dadurch<br />

gewinnt es Perspektive. Die Distanzierung wird zum „<strong>Subjekt</strong>ivität fundierenden<br />

Moment“ und Voraussetzung für die Bearbeitung von Objektivität. Zugleich liegt<br />

darin ein „Akt des Bewußtmachens“, d.h. das <strong>Subjekt</strong> gewinnt über die<br />

Distanzierung von der Welt zugleich eine Vorstellung von der Distanz und damit<br />

die Möglichkeit, sich <strong>als</strong> von der Welt unterschieden zu betrachten und Ursache<br />

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