Subjekt als System
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Die Begriffe <strong>Subjekt</strong> und Aneignung bei Michael Winkler: Aneignung<br />
<strong>Subjekt</strong> ist<br />
„mit sich identisch in der Differenz zur Welt; indem es diese Differenz <strong>als</strong> Zeichen seiner<br />
<strong>Subjekt</strong>ivität aufhebt und sich auf die je konkreten Sachbedingungen der Wirklichkeit<br />
einlässt, verliert es seine eigene Identität; es ‚entäußert’ sich an die objektive Welt. Diese<br />
Entäußerung bleibt ihm selbst <strong>als</strong> Erfahrung oder Wissenszuwachs.“ (Winkler 1988, 148)<br />
Diese Verknüpfung von Identität und Differenz ist wiederum ein dynamischer<br />
Prozess. Das <strong>Subjekt</strong> ist nicht gleichzeitig identisch und different, es oszilliert<br />
vielmehr zwischen diesen beiden Vorstellungen und bezieht sich wechselseitig<br />
auf diese.<br />
In der Differenz zur Welt bezieht sich das <strong>Subjekt</strong> implizit auf die eigene<br />
Identität, setzt diese <strong>als</strong> gegeben voraus. In der Reflexion der eigenen Identität<br />
bezieht sich das <strong>Subjekt</strong> auf die Vorstellung, von der Welt unterscheidbar und<br />
unterschieden, <strong>als</strong>o für sich und andere identifizierbar, zu sein. Winkler drückt<br />
diese Dynamik im Begriff des <strong>Subjekt</strong>ivitätsmodus aus.<br />
Die Entwicklungslogik vollzieht sich von einem <strong>Subjekt</strong>ivitätsmodus auf einen<br />
anderen über eine Auflösung des bestehenden Modus im Akt der Aneignung.<br />
Der Aneignungsakt ist „stets ein subjektives Tun, in welchem eine Phase der<br />
Nichtsubjektivität auftritt“ (Winkler 1988, 152). Diese Dekompensation des<br />
<strong>Subjekt</strong>es vollzieht sich <strong>als</strong> Folge einer <strong>als</strong> problematisch erlebten Situation, in<br />
der das <strong>Subjekt</strong> an die Grenzen seines Könnens stößt, seine<br />
Bewältigungsstrategien <strong>als</strong> nicht hinreichend oder zumindest ausbaufähig erlebt<br />
und diese Situation zum Anlass nimmt, sich kritisch zu reflektieren und<br />
Veränderungsbedarf festzustellen. Damit verlässt es bereits den bestehenden<br />
<strong>Subjekt</strong>ivitätsmodus und löst ihn temporär auf, die eigene Identität <strong>als</strong><br />
biographische und intellektuelle Konstruktion wird in Frage gestellt. Identität<br />
wird in diesem Sinn ja erst aus der kritischen Reflexion der eigenen Biographie,<br />
d.h. aus der Aneignungsgeschichte und den aus der Umwelt erfahrenen<br />
Rückmeldungen bzgl. dieser gewonnen. Daher spricht Winkler auch nicht von<br />
Identität <strong>als</strong> Eigenschaft des <strong>Subjekt</strong>es, sondern vom „Modus der Identität“<br />
(Winkler 1988, 152). Diese Unterscheidung ist konstitutiv für seine<br />
Theoriekonstruktion und soll daher noch etwas genauer beleuchtet werden.<br />
2.2.3 Das modale <strong>Subjekt</strong><br />
Das <strong>Subjekt</strong> bewegt sich in seiner Verfasstheit zwischen zwei möglichen<br />
Zuständen, dem Modus der Identität und dem Modus der Differenz. Diese Modi<br />
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