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Rezensionen durch Michael Sturm-Berger seit 1991 - Sturm-berger.de

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tiefe Schächte - angereichert mit organischen Resten - ebenso Tempelbauten ähnliche<br />

Gebäu<strong>de</strong>reste innerhalb <strong>de</strong>r Anlagen fand und als kultischen Ursprunges auffasste. Die<br />

Schächte haben sich <strong>seit</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1970er Jahre als verfüllte Brunnen erwiesen, die Gebäu<strong>de</strong><br />

ließen ein<strong>de</strong>utige Kultspuren bislang vermissen. So glaubt man heute an eine Mischfunktion<br />

solcher Anlagen. Das Buch ver<strong>de</strong>utlicht, dass viele dieser Denkmäler in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

<strong>durch</strong> Lufbildaufnahmen ent<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>n.<br />

Im Abschnitt II (21-120) sind genaue und mit Beispielen belegte Darstellungen <strong>de</strong>r am<br />

wichtigsten erscheinen<strong>de</strong>n, bisher gemachten Befun<strong>de</strong> und Fun<strong>de</strong> aus Viereckschanzen<br />

enthalten:<br />

In Fellbach-Schmi<strong>de</strong>n (Rems-Murr-Kreis) fand man nicht nur Teile eines o<strong>de</strong>r zweier<br />

mutmaßlicher, zerbrochener Kultbil<strong>de</strong>r in einem Brunnen, son<strong>de</strong>rn auch eine starke<br />

Verfüllung mit Stallmist - bei<strong>de</strong>s eher Zeichen gewaltsamer Zerstörung als von<br />

Opferhandlungen!<br />

Die meisten Fun<strong>de</strong> und Befun<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Schanzen selbst und aus ihrem Umfeld weisen große<br />

Ähnlichkeiten mit <strong>de</strong>n auch sonst bekannten aus etwa zeitgleichen Siedlungen auf.<br />

Trotz äußerlicher Ähnlichkeiten unterschei<strong>de</strong>n sich diese süd-mitteleuropäischen Denkmäler<br />

offenbar <strong>de</strong>utlich von <strong>de</strong>n in Nordwestfrankreich ergrabenen Heiligtümern.<br />

Der Herausgeber fasste alle wahrscheinlichen Funktionen <strong>de</strong>r Viereckschanzen zusammen<br />

(119), worunter wir auch ”Stapelplatz für gemeinsame und wichtige Güter” fin<strong>de</strong>n. Lei<strong>de</strong>r<br />

wur<strong>de</strong> dieser Aspekt im Buch nicht herausgearbeitet. Man könnte ihn vielleicht aber aus drei<br />

Hortfun<strong>de</strong>n im Bereich solcher Anlagen erschließen (56). Bisweilen ent<strong>de</strong>ckte man<br />

Luxusgüter, die darauf hinweisen, dass Viereckschanzen gewisse wirtschaftliche, politischsoziale<br />

und wohl auch kultisch-religiöse Zentrums-Funktionen besessen haben mögen.<br />

Abschnitt III (121-208) behan<strong>de</strong>lt 24 ausgewählte Fundstellen, dargestellt von ihren bisher<br />

letzten Bearbeiter/inne/n:<br />

Dieser Katalogteil erscheint mir <strong>durch</strong>aus interessant geschrieben. In <strong>de</strong>n meisten Fällen<br />

konnte ich mir die Befundlage gut vorstellen. Auf S. 143f. wur<strong>de</strong>n jedoch die Gebäu<strong>de</strong> B und<br />

C zum Teil miteinan<strong>de</strong>r vertauscht (144, Spalte 2, Absatz 2). In <strong>de</strong>r Abbildung auf S. 147<br />

fehlt die Bezeichnung <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s H, von <strong>de</strong>m S. 148 (Sp. 2) die Re<strong>de</strong> ist. Der Begriff<br />

”Büschelquinar” (186, Sp. 1) müsste meines Erachtens eigentlich erläutert wer<strong>de</strong>n.<br />

Kurzbiografien <strong>de</strong>r Autor/inn/en (209f.), eine „Liste <strong>de</strong>r obertägig sichtbaren o<strong>de</strong>r <strong>durch</strong><br />

Grabungen untersuchten Viereckschanzen“ (211-216) und die „Literatur“ (217-221) schließen<br />

sich an.<br />

Druck-, Grammatik- und Rechtschreibfehler, die ich hier nicht einzeln auflisten möchte,<br />

halten sich mit etwa einem Dutzend <strong>durch</strong>aus im Rahmen und entstellen nicht <strong>de</strong>n Textsinn.<br />

Die Qualität <strong>de</strong>r Abbildungen und Farbtafeln kann als gut bis sehr gut eingestuft wer<strong>de</strong>n. Es<br />

han<strong>de</strong>lt sich dabei um Fundfotos und -zeichnungen, Grabungsfotos und -pläne, Kartierungen,<br />

Lagepläne, Luftbildaufnahmen, Rekonstruktionen, Schemata und Tabellen.<br />

Insgesamt ist es wohl das bisher be<strong>de</strong>utsamste Werk zum Thema - eine Frucht aufwendiger<br />

Untersuchungen <strong>de</strong>r vergangenen Jahre. Es wur<strong>de</strong>n neue Kenntnisse über die Komplexität<br />

vorrömischer Siedlungen und Wirtschaftsweisen gewonnen und wir lernen da<strong>durch</strong> vielleicht<br />

<strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r späteren römischen Besiedlung Süd<strong>de</strong>utschlands besser verstehen.<br />

Dieser wissenschaftliche Fortschritt erscheint mir begrüßenswert und harrt nun <strong>de</strong>r für unsere<br />

Zeit geeigneten Umsetzung in <strong>de</strong>n Bereichen von Bildung und Erziehung ...<br />

----------<br />

Buchbesprechung in Adoranten 2000/2001, S. 89-91 (Internet: www.ssfpa.se –<br />

Publikationer – Adoranten – Recensioner – Reviews, Adoranten 2000, S. 89-91 - 2001)<br />

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