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Rezensionen durch Michael Sturm-Berger seit 1991 - Sturm-berger.de

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Architektur – sehr aktuell und viele Fachleute an <strong>de</strong>r Vorbereitung dieser bislang<br />

einzigartigen Ausstellung beteiligt gewesen seien.<br />

Den ersten Aufsatzteil <strong>de</strong>s Buches (Die neolitische Revolution in Vor<strong>de</strong>rasien und<br />

Anatolien) eröffneten Harald Hauptmann und Mehmet Özdogan mit einem Grund legen<strong>de</strong>n<br />

Artikel über „Die neolithische Revolution in Anatolien“ (S. 26-36), worin sie z. B.<br />

Basisbegriffe wie Neolithikum (1865/85 geprägt), Neolithische Revolution (1925/36),<br />

Fruchtbarer Halbmond (1926/38), Akeramikum (1936/60), PPN A/B (Pre-Pottery<br />

Neolithicum A/B; 1957) und Natufien (1994) erläuterten. Für die wichtigsten türkischen<br />

Fundorte zwischen 10.500 und 5.000 v. Chr. fin<strong>de</strong>n wir auf S. 28 eine vergleichen<strong>de</strong><br />

Zeittabelle. Die größte Zeitspanne zeigt dabei <strong>de</strong>r Fundort Cayönü in <strong>de</strong>r Südost-Türkei,<br />

welcher die einzigartige Abfolge vom Epipaläolithikum über PPN A und B bis zum<br />

Keramikum, somit die Zeit von etwa 10.100 bis ca. 6.200 v. Chr. umfasst!<br />

Durch die archäologischen Stätten südlich <strong>de</strong>s Osttaurus-Gebirges und nördlich <strong>de</strong>r türkischsyrischen<br />

Grenze habe sich unser Bild von <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s Neolithikums im Verlaufe <strong>de</strong>r<br />

vergangenen 45 Jahre gera<strong>de</strong>zu revolutionär verän<strong>de</strong>rt: Geplante Großsiedlungen mit<br />

Werkstattbereichen, monumentale Gemeinschafts- und Sakralbauten, steinerne Großplastik,<br />

Terrazzobö<strong>de</strong>n und (regelmäßige) Kupferverhüttung müssen jetzt um bis zu etwa 6.000 Jahre<br />

– also von ca. 3.500 bis auf ungefähr 9.500 v. Chr. – vordatiert wer<strong>de</strong>n!<br />

Einer architektonisch-künstlerisch-organisatorischen Blüte in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n vorkeramischen<br />

Phasen (PPN A, ca. 9.700-8.800 v. Chr., und PPN B, etwa 8.800-7.000 v. Chr.) folgte als<br />

Neuerung in Vor<strong>de</strong>rasien die Verwendung von Gefäßkeramik, aber ungefähr gleichzeitig ein<br />

Nie<strong>de</strong>rgang in <strong>de</strong>n zuvor blühen<strong>de</strong>n Bereichen, <strong>de</strong>ssen Ursachen bisher nur vermutet wer<strong>de</strong>n<br />

können.<br />

Vielleicht waren daran auch Verän<strong>de</strong>rungen beteiligt, auf die sich Trevor Watkins im<br />

anschließen<strong>de</strong>n Artikel „Der Naturraum in Anatolien. Ein Zusammenspiel von Klima,<br />

Umwelt und Ressourcen“ bezog (S. 37-47), wobei es auch um Eingriffe <strong>de</strong>r Menschen <strong>durch</strong><br />

beginnen<strong>de</strong> Pflanzen- und Tierzucht geht.<br />

Es folgt im zweiten Aufsatzteil (Die Ursprünge <strong>de</strong>r neuen Lebensweise im Südosten <strong>de</strong>r<br />

Türkei) Olivier Aurenche mit seiner Darstellung über „Das ‚Gol<strong>de</strong>ne Dreieck’ und die<br />

Anfänge <strong>de</strong>s Neolithikums im Vor<strong>de</strong>ren Orient“ (50-65). Dabei zeigt die Kartierung auf S. 52<br />

doch wohl eher ein ‚Gol<strong>de</strong>nes Trapez’ im Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s fruchtbaren Halbmon<strong>de</strong>s – als<br />

Ursprungsgebiet <strong>de</strong>s Neolithikums – am Schnittpunkt dreier epipaläolithischer Kulturen<br />

(Natufian von Sü<strong>de</strong>n, Zarzian v. Osten und Trialetian v. Nor<strong>de</strong>n)! Noch stärker als im Artikel<br />

von Hauptmann/Özdogan geht es hier um die Entwicklung <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>formen. Zusätzlich<br />

fin<strong>de</strong>n wir farblich abgehobene Text- und Bildkästen über die frühen Fundstätten Hallan<br />

Cemi (S. 55f.: <strong>Michael</strong> Rosenberg), Cafer Höyük (57: O. Aurenche) und Cayönü (58f.: Asli<br />

Özdogan) – alle verfasst von <strong>de</strong>ren Ausgräbern!<br />

Danach ein für unsere Adoranten-Leser/innen vermutlich beson<strong>de</strong>rs wichtiger Artikel von H.<br />

Hauptmann und Klaus Schmidt: „Anatolien vor 12.000 Jahren - Die Skulpturen <strong>de</strong>s<br />

Frühneolithikums“ (66-82), worin v. a. die möglichen kultischen Bezüge <strong>de</strong>r in jener Zeit<br />

erstmals auftreten<strong>de</strong>n Großplastiken erörtert wur<strong>de</strong>n. Markante Stichworte sind etwa:<br />

Totempfahl, Vogelmenschen, Kultbild, „Gefährliche Erscheinungen“, T-Pfeiler und<br />

Monolithen. Meine in Adoranten 2002/03 (S. 63, 77-79) aufgestellte Vermutung, dass die<br />

kultisch-mythische Be<strong>de</strong>utung von Vogel-Darstellungen bereits aufs Neolithikum<br />

zurückgehen dürfte, fin<strong>de</strong>n wir hier nun bis in <strong>de</strong>ssen Beginn hinein mit einer gewissen<br />

Wahrscheinlichkeit bestätigt, so dass man jetzt sogar an <strong>de</strong>ren paläolithischen Ursprung<br />

<strong>de</strong>nken könnte!<br />

Hingegen wur<strong>de</strong>n in diesen Zusammenhängen keine Hinweise auf die Verehrung einer<br />

„Großen Göttin“ gefun<strong>de</strong>n, wie sie bis vor kurzem für die frühneolithische Zeit vermutet<br />

wur<strong>de</strong>. Klaus Schmidt verfasste als Ausgräber von Göbekli Tepe – einer Art anatolischem<br />

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