Rezensionen durch Michael Sturm-Berger seit 1991 - Sturm-berger.de
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als Entsprechungen betrachten könne. So konsequent wie in <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Buch habe ich<br />
diesen Gedanken allerdings noch nirgends ausgeführt gefun<strong>de</strong>n.<br />
Unvorbereitet erscheint schon die Kapitel-Einteilung dieses Buches rätselhaft: Nach einer<br />
"Hinführung" (I., S. 7-25) folgen "II. Der Lahme stand fest" (S. 27-68), "III. Der Blin<strong>de</strong><br />
wur<strong>de</strong> sehend" (69-206), "IV. Es erhob sich <strong>de</strong>r Aussetzling" (207-284).<br />
Diese Einteilung folgt, wie auf S. 23 in Q(uelle) 4 zu lesen ist, <strong>de</strong>m altindischen R(i)gveda<br />
IV,30,24; X,79,6 u. 87,3 (vgl. Matthäus-Evangelium 11,4f., worauf erst S. 183 verwiesen<br />
wird) und bezieht sich auf Indra, damals als wahrscheinlich höchste Gottheit verehrt.<br />
Anhand <strong>de</strong>r 'biographischen' Daten Indras im Rgveda versuchte <strong>de</strong>r Autor Ursprung und<br />
tieferer Be<strong>de</strong>utung antiker und prähistorischer Mythen auf die Spur zu kommen:<br />
"Woher diese weltumspannen<strong>de</strong> Kongruenz <strong>de</strong>r früheren Mythen?" ... "Aus ihnen scheint<br />
etwas elementar Menschliches zu sprechen, ein 'heiliges Wissen', ein urwüchsiger, Kulturen<br />
überspannen<strong>de</strong>r Sinn. - Diesen Sinn, mithin die Psychologie <strong>de</strong>s Heiligen in <strong>de</strong>n frühen<br />
Religionen aufzuzeigen, ist Thema dieses Buches." (S. 8)<br />
Dabei ging er ziemlich kritisch gegen in Archäologie und Religions-Wissenschaften <strong>durch</strong>aus<br />
und sogar mehrheitlich übliche Formulierungen vor:<br />
"Überkommene Erklärungsmuster wie 'Naturreligion', 'Schamanismus', 'Fruchtbarkeitskult',<br />
'Animismus', ... 'Ausdruck einer magischen/mythischen Bewußtseinsstufe' greifen um so mehr<br />
ins Leere, je genauer wir hinhorchen, je genauer wir die Psychologie dieser Religion<br />
verstehen und nachvollziehen." (S. 12; vgl. S. 281)<br />
Harald Strohm ist - laut hinterem Innenumschlag <strong>de</strong>s Buches "Audio-, Film- und<br />
Buchautor" mit <strong>de</strong>n Arbeitsgebieten "Philosophie und Religionspsychologie, Schwerpunkt<br />
'Achsenzeit'".<br />
Bereits auf S. 12 brachte er Karl Jaspers und <strong>de</strong>n von diesem geprägten Begriff 'Achsenzeit'<br />
für das 6./5. Jahrhun<strong>de</strong>rt v. Chr. und dazu <strong>de</strong>n Stifterpropheten Zarathustra ins Spiel, welchen<br />
er allerdings schon - wie heute lei<strong>de</strong>r üblich gewor<strong>de</strong>n - ins 14.-10. Jh. v. Chr. ansetzte.<br />
Zarathustra sah er insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>m "En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 'heidnischen' Religionen", einer (neuen?)<br />
Religion <strong>de</strong>s Himmelsvaters, Welterklärung und prophetischer Offenbarung in Verbindung.<br />
"Um es in einer Formel vorweg zu nehmen: Die alten Religionen han<strong>de</strong>ln primär nicht vom<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt, nicht von Tod, Apokalypse und Auferstehung, son<strong>de</strong>rn vom Anfang <strong>de</strong>r Welt;<br />
nicht von Erlösung, son<strong>de</strong>rn von Schöpfung - von Schöpfung freilich in einem sehr<br />
spezifischen Sinn. - Diesen Sinn mit Hilfe mo<strong>de</strong>rner Psychologie zu entschlüsseln, ist das<br />
Thema dieses Buches." (S. 14)<br />
Nach Ausbreitung seiner "These" (Kap. I.3. = S. 21-25) begann er Kap. II mit "1. Indras<br />
Alter": Nach Analyse <strong>de</strong>r rgvedischen Erwähnungen Indras kam er zum Schluss, dass dieser<br />
dort zumeist als 12-14 Monate altes, "goldiges" Kleinkind dargestellt wer<strong>de</strong> (S. 31),<br />
dreiradfahrend auf einem Zugbuggy (34f.), sodann auch als "Rabauke" im Alter von etwa 15<br />
Monaten (36f.).<br />
Vischnu (bei Strohm "Visnu" geschrieben), <strong>de</strong>n späteren Aspekt 'Erhalter' <strong>de</strong>s höchsten<br />
Hindugottes, schätzte <strong>de</strong>r Autor auf 18 Monate, Mitra und Varuna - alle "Geschwister" Indras<br />
- auf etwa zwei Jahre Alters ein. Beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit widmete er <strong>de</strong>r altersbedingten<br />
"Gehbehin<strong>de</strong>rung" Indras (45-49), wofür er weit reichen<strong>de</strong> Parallelen bis zurück ins Jung-<br />
Paläolithikum anzuführen bestrebt war.<br />
Auch die Themen "Milch und Honig" in Verbindung mit "sakralem Königtum" waren ihm<br />
weitere Untersuchungen wert (50-57). In Folge <strong>de</strong>rer formulierte er als These, dass mythische<br />
Rituale für Erwachsene die Therapie "natürlich" enstan<strong>de</strong>ner frühkindlicher Traumen zum<br />
Ziel gehabt hätten, was er S. 57-59 näher ausführte.<br />
Die nachfolgen<strong>de</strong> Betrachtung zum Thema "Zwerge" (59-67) enthält viel Etymologisches und<br />
wie<strong>de</strong>r Rückverweise bis ins Jung-Paläolithikum.<br />
Kap. III han<strong>de</strong>lt von <strong>de</strong>r mythisch-rituell-therapeutischen Ausgestaltung <strong>de</strong>s Überganges<br />
von einer zunächst nur nahsichtigen zur ausgeweiteten Sehfähigkeit beim Säugling. In diesem<br />
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