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Rezensionen durch Michael Sturm-Berger seit 1991 - Sturm-berger.de

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Ina Mahlstedt, Die Religiöse Welt <strong>de</strong>r Jungsteinzeit, Darmstadt<br />

2004; Wissenschaftliche Buchgesellschaft; ISBN 3-534-17243-4; 159 S., 28 +1 Schwarzweiß-Abb.;<br />

19,90 Euro (für Club-Mitglie<strong>de</strong>r). Als Lizenz-Ausgabe für Konrad Theiss<br />

Verlag, Stuttgart 2004; ISBN 3-8062-1839-0; kartoniert gebun<strong>de</strong>n und mit farbigen<br />

Umschlag-Fotos versehen; 24,90 Euro.<br />

Es erscheint mir sehr erfreulich, dass die Autorin <strong>de</strong>n Mut aufgebracht hat sich mit diesem<br />

<strong>durch</strong>aus schwierigen Gebiet <strong>de</strong>r prähistorischen Religion im Allgemeinen und <strong>de</strong>rjenigen <strong>de</strong>r<br />

Jungsteinzeit im Beson<strong>de</strong>ren auseinan<strong>de</strong>r zu setzen - noch dazu auf weltweiter Ebene!<br />

Natürlich haben dies schon einige Autoren vor ihr in systematischer o<strong>de</strong>r punktueller Weise<br />

getan. Lei<strong>de</strong>r vermisst man bei Frau Mahlstedt zum Teil <strong>de</strong>ren Namen und Werke: So wur<strong>de</strong><br />

von Hermann Müller-Karpe nur <strong>de</strong>r erste Band seines Handbuches <strong>de</strong>r Vorgeschichte<br />

(Altsteinzeit) verwen<strong>de</strong>t, wo es doch sehr nahe gelegen hätte, gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>ssen zweiten<br />

(Jungsteinzeit, Kap. IX. Kult und Religion = S. 333-395) und dritten Band (Kupferzeit, Kap.<br />

IX. K. u. R. = S. 605-770) zurück zu greifen und darauf einzugehen. Warum die Autorin dies<br />

nicht tat, erwähnte sie lei<strong>de</strong>r nicht. O<strong>de</strong>r hat sie diese Werke etwa übersehen? Auch die<br />

vielleicht als „Spitze eines Eisberges“ anzusehen<strong>de</strong>n Aufsätze von Olaf Höckmann über<br />

jungsteinzeitliche Figural- und Idolplastik (<strong>seit</strong> 1965) tauchen in ihrer Darstellung gar nicht<br />

auf, gleichfalls nicht die bekannten Werke über prähistorische Kunst von Moritz Hoernes (2.<br />

Aufl. 1915) o<strong>de</strong>r Walter Torbrügge (1969).<br />

Nach einer ausführlichen Einleitung (S. 7-12) folgen vier Hauptabschnitte:<br />

„I. Zur Lebenssituation <strong>de</strong>r altsteinzeitlichen Jäger und Sammler“ (= über die Wurzeln <strong>de</strong>r<br />

Jung- in <strong>de</strong>r Altsteinzeit); „II. Die neolithische Lebenswelt“; „III. Die religiöse Struktur <strong>de</strong>r<br />

Jungsteinzeit“; „IV. Die Ikonographie <strong>de</strong>s Neolithikums“, wobei dieser letzte Abschnitt am<br />

ausführlichsten ist.<br />

Das Buch wur<strong>de</strong> in einer für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Sprachraum <strong>de</strong>rzeit typischen Mischung aus<br />

alter und neuer <strong>de</strong>utsch-österreichischer Rechtschreibung gehalten. Es weist beson<strong>de</strong>rs am<br />

Anfang und En<strong>de</strong> eine Reihe von Rechtschreibe- und Lektoratsfehlern auf, die <strong>de</strong>n Eindruck<br />

von hastiger Publikation erzeugen können. Beson<strong>de</strong>rs einprägsam ist <strong>de</strong>r Name <strong>de</strong>s<br />

zarathustrischen Gottes Ahura Mazda stets als „Ahua Mazda“ verschrieben (S. 65f., 99), was<br />

auch bei google die Frage: „Meinten Sie ...?“ hervor ruft.<br />

In diesem Zusammenhang lässt sich Frau Mahlstedts Hauptthese für das Neolithikum<br />

wie<strong>de</strong>rgeben: Die Großsteinbauten (Megalithik) und ein Teil <strong>de</strong>r Felskunst wären da<strong>durch</strong><br />

bedingt, dass im Neolithikum <strong>de</strong>r „Tod“ mit <strong>de</strong>m Stein (Erstarrung) in Verbindung gebracht<br />

wor<strong>de</strong>n sei (S. 68f.). Allerdings habe man hiermit keine endgültige Vorstellung vom „Tod“<br />

verbun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn eine <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rbelebung fähige! – Dazu gäbe es tatsächlich einige<br />

Märchen und Überlieferungen anzuführen, wobei in „Stein“ verwan<strong>de</strong>lte Menschen wie<strong>de</strong>r<br />

zurück verwan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n sein sollen – o<strong>de</strong>r auch nicht. Merkwürdig, dass sie auf solche<br />

Überlieferungen nicht eingeht! Statt<strong>de</strong>ssen wählte sie eine Überlieferung aus <strong>de</strong>m<br />

zoroastrischen Avesta, in welcher Gott „Ahu(r)a Mazda“ mit einem Keil (Hammer, Axt, Beil<br />

usw.) <strong>de</strong>n „steinernen Himmel“ zwecks Befreiung von Licht und Regen gespaltet haben soll<br />

(S. 65-67). Dieser Mythos sei sehr weit verbreitet gewesen, was sie <strong>durch</strong> eine<br />

wissenschaftliche Arbeit von 1913 (H. Reichelt) belegen möchte. Im Hinblick auf die<br />

Religion Zarathustras behauptete sie in diesem Zusammenhang eine „frühe Schriftfixierung<br />

und <strong>de</strong>n fast direkten Übergang vom Neolithikum in ein endzeitliches, monotheistisches<br />

Konzept“ (S. 65). – Lei<strong>de</strong>r entsprechen diese Aussagen nicht unseren heutigen Erkenntnissen,<br />

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