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Wagner- geburtstagskonzert II - Staatskapelle Dresden

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Ordnung zu bringen und dieses<br />

abzutragen, wie es zur Reputation<br />

eines Staatsangestellten – und ein<br />

solcher war <strong>Wagner</strong> – gehörte.<br />

Wegen <strong>Wagner</strong>s fortgesetzten<br />

politischen Aktivitäten hielt es<br />

Generaldirektor von Lüttichau für<br />

opportun, die Vorbereitungen für<br />

»Lohengrin« zu unterbrechen und<br />

die bereits bestellten Dekorationen<br />

vorläufig abzubestellen. Bekanntlich<br />

aber eskalierten die Ereignisse,<br />

Wag ner schloss sich Revolutionären<br />

wie Röckel, Bakunin, Semper an<br />

und verließ am 9. Mai 1849 heimlich<br />

das verbarrikadierte <strong>Dresden</strong>.<br />

Nach einigen Wechseln<br />

zwischen der Schweiz und Frankreich<br />

ließ sich <strong>Wagner</strong> schließlich<br />

in Zürich nieder, wohin auch Minna<br />

nachreiste. In seinem Schweizer Exil<br />

verfasste und publizierte er mehrere<br />

Schriften und betätigte sich, nicht<br />

»Eine Faust-Ouvertüre«<br />

Entstehung<br />

um die Jahreswende 1839/1840 in<br />

Paris als erster Satz einer geplanten<br />

»großen Faustsymphonie« (1. Fassung),<br />

kleinere Revisionen noch in Paris<br />

sowie später in der Dresdner Zeit, in<br />

der das Partiturmanuskript den Titel<br />

»Ouverture« erhielt; weitreichende<br />

Umarbeitung des Werkes, seit<br />

1852 angedacht, im Januar 1855 in<br />

Zürich (2. Fassung); Veröffentlichung<br />

des Erstdrucks unter dem Titel »Eine<br />

Faust-Ouverture« im Winter 1855<br />

Uraufführung<br />

1. Fassung: am 22. Juli 1844 als<br />

»Ouverture zu Göthes Faust (erster<br />

Theil)« im Palais des Großen Gartens<br />

in <strong>Dresden</strong> (Hofkapelle, Dirigent:<br />

Richard <strong>Wagner</strong>); 2. Fassung:<br />

am 23. Januar 1855 im Casino Zürich<br />

(Allgemeine Musikgesellschaft,<br />

Dirigent: Richard <strong>Wagner</strong>)<br />

zuletzt auf Anraten seines Freundes Franz Liszt, als Konzertdirigent. Die Bedingungen<br />

des Musizierens durfte er mit denjenigen in <strong>Dresden</strong> zwar keineswegs<br />

vergleichen, doch griff er auf sein dort erworbenes Repertoire zurück<br />

und stellte sogar eigene Werke vor: als aufwändigstes 1852 den »Fliegenden<br />

Holländer« szenisch, wozu er das originale Dresdner Stimmenmaterial geliehen<br />

bekam; der im Januar 1855 aufgeführten »Faust-Ouvertüre« gab er eine<br />

veränderte Fassung, und in dieser ist sie im Druck erschienen.<br />

Als der »Lohengrin« am 6. August 1859 auf die Dresdner Bühne<br />

kam, waren neun Jahre seit der Weimarer Uraufführung unter Franz Liszt<br />

vergangen; <strong>Wagner</strong> hatte soeben in der Schweiz seinen »Tristan« vollendet,<br />

seine Verbannungszeit aber noch nicht verbüßt …<br />

Die Werke des heutigen Geburtstagskonzerts<br />

Die Ouvertüre zu »Rienzi, der Letzte der Tribunen« schrieb <strong>Wagner</strong> als<br />

letzte Nummer des ganzen Werkes, er hatte bereits den vollen Überblick über<br />

das thematische Material. Und so überrascht die von ihm getroffene Themenwahl:<br />

In der langsamen Einleitung der Ouvertüre dominiert nach ausgehaltenen<br />

Trompetentönen, wie sie im 1. Akt der Ausrufung des Volkstribuns<br />

Uraufführung des »Rienzi« im Dresdner Hoftheater mit Joseph Tichatschek<br />

in der Hauptrolle und Wilhelmine Schröder-Devrient als Adriano, 1842<br />

vorangehen, die Musik zu Rienzis Gebet aus dem 5. Akt. Dort hat das Gebet<br />

die Funktion eines letzten Innehaltens vor der nicht mehr abwendbaren,<br />

letztlich selbstverschuldeten Katastrophe, ergreifend gedichtet und komponiert.<br />

Im raschen Hauptteil der Ouvertüre jedoch herrschen Jubeltöne vor,<br />

die, den Finali des 1. und 2. Aktes entnommen, glanzvoll-froh wirken und<br />

die Tragödie vergessen lassen. Im Finale des 5. Aktes der Oper bricht diese<br />

Tragödie umso unerbittlicher herein: Rienzis Gebet »Allmächt’ger Vater«<br />

war vergebens, der Tribun wird mit seiner Schwester Irene und deren treuem<br />

Geliebten Adriano unter den brennenden Trümmern des Kapitols begraben.<br />

Somit liefert die Ouvertüre ein Umkehrbild zum Verlauf des Dramas.<br />

Die Tondichtung »Eine Faust-Ouvertüre« zeigt <strong>Wagner</strong> als Instrumentalkomponisten.<br />

Sie wurde in Paris im Dezember 1839 und Januar 1840<br />

komponiert, also noch inmitten der Arbeiten am »Rienzi«. Formal der<br />

»Rienzi«-Ouvertüre ähnlich (und dieser vermutlich als eine Art Modell dienend),<br />

war sie allerdings für kein Bühnenwerk bestimmt, sondern, ergänzt<br />

durch weitere Sätze, für das Konzertpodium. <strong>Wagner</strong> plante eine vollständige<br />

Symphonie und nahm von Anfang an Bezug auf den 1. Teil von Goethes<br />

»Faust«, kam aber über Entwürfe zu einem zweiten Satz »Gretchen«<br />

nicht hinaus. Als der Dresdner Hofkapellmeister im Sommer 1844 ein<br />

Programm für das jährlich »zum Besten der Armen« im Palais des Großen<br />

Gartens bestimmte Konzert zusammenstellte, griff er zu jenem einzelnen<br />

vollendeten d-Moll-Satz, der erst jetzt den Titel »Ouverture« und die bei der<br />

18 19 <strong>Wagner</strong>-Geburtstagskonzert <strong>II</strong>

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