Die Presse Schaufenster
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S c h l u s s<br />
Randerscheinung<br />
von Florian Asamer<br />
<strong>Die</strong> Ich-Pleite<br />
von Annemarie<br />
Es sind fünf Monate. November,<br />
Dezember, Jänner, Februar und<br />
März. Und wir brauchen nicht lang<br />
darum herumzureden: Mit kleinen<br />
Kindern ist der Winter keine gute Jahreszeit.<br />
Auch wenn der Jüngste den<br />
ganzen Sommer über immer wieder<br />
das Winterwimmelbuch zum Vorlesen<br />
bringt. Dort schaut es sehr verheißungsvoll<br />
aus, wenn eine dicke<br />
Schneedecke liegt, Schneemänner<br />
gebaut werden, Wintersport getrieben,<br />
ja selbst auf Natureislaufplätzen ins<br />
Eiswasser eingebrochen wird. Aber da<br />
gibt es die praktische Seite dieses so<br />
theoretischen Bilderbuchwinters. Kleidungsschicht<br />
über Kleidungsschicht<br />
muss angewurschtelt werden, bevor<br />
man das Haus verlassen kann. Meistens<br />
schafft man es nicht einmal zur<br />
Tür, bevor man alles wieder ausziehen<br />
muss, weil das Klo-gehen-Müssen erst<br />
so richtig spürbar wird, wenn der<br />
letzte Knopf geschlossen ist. Und<br />
draußen? Klar sind Schneemannbauen<br />
und Schneeballschlacht wunderbar.<br />
Nach spätestens zehn Minuten sind die<br />
Handschuhe nass und die Hände blau<br />
gefroren. Vom Skilift möchte ich gar<br />
nicht reden. Hat man erst einmal den<br />
Kampf gegen die Ausrüstung gewonnen,<br />
das Kind in den Skischuhstock<br />
und die Bindung geschraubt, ist die<br />
Euphorie rasch erkaltet. Im wahrsten<br />
Sinn des Wortes. Wenn man viel Glück<br />
hat, muss man nur in die Hütte, nicht<br />
gleich zurück nach Hause. Gar nicht zu<br />
reden von der tückischen Umstellung<br />
auf die Winterzeit. Was es heißt, wenn<br />
vier Uhr plötzlich drei Uhr ist, weiß<br />
nur, wer schon in der Sommerzeit<br />
deutlich vor sechs Uhr aufstehen<br />
muss. Gut, jetzt, da wir das alles auf<br />
den Tisch gelegt haben, hier die Überlebensstrategie.<br />
Bis Weihnachten vergeht<br />
die Zeit ohnehin recht schnell,<br />
und ehe man es sich versieht, ist Mitte<br />
Jänner. <strong>Die</strong> zwei Monate werden wir<br />
wohl auch noch schaffen. Oder? s<br />
„Wenn man<br />
genug Geld hat,<br />
stellt sich der<br />
schlechte Ruf<br />
ganz von selbst<br />
ein.“<br />
Erich Kästner beweist in Vermögensdingen<br />
Bonmot-Qualitäten.<br />
Impressum<br />
Medieninhaber, Redaktion und Herausgeber:<br />
„<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33.<br />
Tel.: 01/514 14-Serie. E-Mail: schaufenster@diepresse.com vorname.name@diepresse.com<br />
Geschäftsführung: Dr. Michael Tillian (Vorsitz), Mag. Herwig Langanger.<br />
Chefredaktion: Rainer Nowak. Chefredaktion <strong>Schaufenster</strong>: Mag. Petra Percher.<br />
Stellvertretende Chefredaktion: Mag. Daniel Kalt. Chefin vom <strong>Die</strong>nst: Mag. Anna Burghardt.<br />
Mode/Kosmetik: Mag. Petra Percher, Mag. Daniel Kalt. Wohnen/Design: Mag. Norbert Philipp.<br />
Essen/Trinken: Mag. Anna Burghardt. Kultur: Barbara Petsch mit Feuilleton-Redaktion.<br />
Fotoredaktion: Mag. Christine Pichler. Mode/Beauty/Foto: Mag. Barbara Zach. Programm:<br />
Magdalena Mayer. Reise: Michael Reichel. Produktion und Grafik: M.S.C. Medien Service GmbH.<br />
Art Direction: Matthias Eberhart. Bildbearbeitung, Grafik: Christian Stutzig, Patricia Varga.<br />
Anzeigen: „<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Media GmbH & Co KG. Geschäftsführer: Peter Syrch.<br />
Art Copyright: VBK/Wien. Hersteller: Niederösterreichisches <strong>Presse</strong>haus, Druck- und<br />
Verlagsgesellschaft m.b.H., 3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12.<br />
<strong>Die</strong> in dieser Ausgabe vorgestellten Produkte wurden der Redaktion zum Teil zu Testzwecken zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Mut kann man nicht kaufen, heißt<br />
es. Das stimmt, aber ich halte<br />
das für eine Marktlücke. Es gibt ja<br />
viele Dinge, die man selbst nicht kann<br />
und sich deshalb von jemand anderem<br />
erledigen lässt. Zähne plombieren,<br />
Haare schneiden, Rücken massieren.<br />
Warum sollte man nicht<br />
jemanden fürs Mutig-Sein engagieren?<br />
Wenn so jemand wie ich eine<br />
Therme hat, die genau während eines<br />
Kälteeinbruchs den Geist aufgibt,<br />
dann ist er darauf angewiesen, dass<br />
der Installateur ein empathischer<br />
Mensch ist. Er muss sich darauf verlassen,<br />
dass der Installateur sofort<br />
Mitleid bekommt und sich denkt: <strong>Die</strong><br />
arme Frau kann man unmöglich eine<br />
ganze Woche auf Warmwasser und<br />
Heizung warten lassen! So Menschen<br />
wie ich brauchen einen Installateur,<br />
der kommt, wenn er es angekündigt<br />
hat und nicht erst beim vierten Bettelanruf<br />
einen Lehrling schickt, der<br />
noch nie eine Therme aus der Nähe<br />
gesehen hat. Und gleich danach einen<br />
Handwerker, der zwar auf den ersten<br />
Blick den Fehler lokalisiert („Do is<br />
der Thermostat hin!“), aber leider<br />
nicht sagen kann, wann er circa das<br />
Ersatzteil besorgen oder gar einbauen<br />
kann. Trifft das jedoch alles zu,<br />
müsste man den Mut aufbringen, den<br />
Installateur anzurufen und ihm mit<br />
fester Stimme Folgendes sagen: „Darf<br />
ich Sie daran erinnern, dass Sie mit<br />
mir einen Termin haben? Ich warte<br />
jetzt schon eine volle Stunde auf Sie!<br />
Ich bin nicht bereit, noch länger hier<br />
herumzusitzen! Entweder Sie kommen<br />
SOFORT, oder Sie sind den Auftrag<br />
los! Pflanzen können Sie wen<br />
anderen!!“ Ich würde sofort so jemanden<br />
engagieren. Ich hätte auch schon<br />
wen im Auge. Mein Bürokollege<br />
macht das zum Beispiel hervorragend.<br />
Genutzt hat es ihm allerdings<br />
auch nichts. s<br />
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Illustration: Nina Ober<br />
58 <strong>Schaufenster</strong>