Priesterrundbrief_Nr. 18.pdf - Aktion alte Messe
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die Wirkung gesehen wird. Von daher steigt die Bewunderung im<br />
Menschen empor. Wenn daher der Intellekt der vernünftigen<br />
Kreatur nicht zur ersten Ursache der Dinge gelangen könnte, bliebe<br />
eine Sehnsucht der Natur unerfüllt. Also muß man einfachhin<br />
zugeben, daß die Seligen das Wesen Gottes schauen.“<br />
Es geht hier ganz klar um die visio beatifica, denn der ganze Artikel<br />
handelt über die Frage, ob diese möglich sei. In der Summe gegen die<br />
Heiden sagt er im 50. Kapitel, daß die natürliche Sehnsucht der Engel<br />
durch die natürliche Erkenntnis Gottes nicht gestillt würde.<br />
„Ex hac igitur cognitione quam habent substantiae separatae de<br />
Deo, non quiescit naturale desiderium, sed incitatur magis ad divinam<br />
substantiam videndam – Wegen dieser Erkenntnis, die die für sich<br />
bestehenden Substanzen von Gott haben, ruht ihre natürliche<br />
Sehnsucht nicht, sondern wird eher noch mehr angeregt, das göttliche<br />
Wesen zu schauen.“<br />
Aber dabei ist etwas sehr Wichtiges zu beachten. Im Kap. 49 beschreibt<br />
Thomas, worin die natürliche Gotteserkenntnis der Engel besteht,<br />
und hier spricht er nicht mehr von einer intellektuellen Vision,<br />
sondern nur von einer indirekten Gotteserkenntnis. Es scheint daher,<br />
daß Thomas, der im Sentenzenkommentar, also einer frühen Schrift,<br />
diese intellektuelle Vision der Engel gelehrt hat, diese Lehre später<br />
zwar nicht widerrufen, aber doch fallengelassen hat. 30 Im Kap. 49<br />
spricht er nur noch von einer indirekten Erkenntnis, die die Engel von<br />
Gott haben, indem sie ihr eigenes Wesen betrachten. Von dieser indirekten<br />
Gotteserkenntnis sagt Thomas dann im Kap. 50, daß sie die natürliche<br />
Sehnsucht nicht stillt, sondern diese sogar noch mehr anstachelt,<br />
das göttliche Wesen sehen zu wollen. Daraus folgert er im Kap.<br />
51:<br />
„Cum autem impossible sit naturale desiderium esse inane, quod<br />
quidem esset si non esset possibile pervenire ad divinam substantiam<br />
intelligendam, quod naturaliter omnes mentes desiderant, necesse est dicere<br />
quod possibile sit substantiam Dei videre per intellectum, et a<br />
substantiis intellectualibus separatis et ab animabus nostris – Weil es<br />
unmöglich ist, daß ein natürliches Sehnen unerfüllt bleibt, was<br />
30<br />
Allerdings sagt Thomas auch I q.56 a.3, die natürliche Erkenntnis der Engel von Gott sei ähnlich<br />
der Erkenntnis, in welcher das Ding durch ein von ihm empfangenes Erkenntnisbild erkannt<br />
wird, denn das Bild Gottes sei in die Natur des Engels eingeprägt: „Cognitio autem qua angelus<br />
per sua naturalia cognoscit Deum … similatur illi cognitioni qua videtur res per speciem ab ea<br />
acceptam. Quia enim imago Dei est in ipsa natura angeli impressa per suam essentiam, angelus<br />
Deum cognoscit, inquantum est similitudo Dei.“ Es wird hier nicht ganz klar, ob Thomas an eine<br />
durch eine Spezies vermittelte Vision denkt oder nur an eine indirekte Erkenntnis der Ursache in<br />
der Wirkung.<br />
30