Priesterrundbrief_Nr. 18.pdf - Aktion alte Messe
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Schau des göttlichen Wesens vervollkommnet wird, übernatürlich<br />
sein.“<br />
Lehrt Thomas also eine natürliche Sehnsucht nach dem übernatürlichen<br />
Ziel? An diesen Stellen scheint es so. Aber dann wäre das Übernatürliche<br />
geschuldet und nicht im eigentlichen Sinn übernatürlich,<br />
was ganz gegen die Prinzipien des hl. Thomas ist. Tatsächlich gibt es<br />
Stellen bei Thomas, an denen er ausdrücklich sagt, daß das ewige Leben<br />
das natürliche Verlangen eines jeden Geschöpfs übersteigt. So<br />
noch in der Prima Pars, wenn er über die Vollkommenheit der Engel<br />
spricht. Er sagt nämlich q.62 a.2:<br />
„Ostensum est autem supra, cum de Dei cognitione ageretur, quod<br />
videre Deum per essentiam in quo ultima beatitudo rationalis creaturae<br />
consisitit, est supra naturalem cuiuslibet intellectus creati. Unde nulla<br />
creatura rationalis potest habere motum voluntatis ordinatum ad illam<br />
beatitudinem, nisi mota a supernatuali agente. Et hoc dicimus auxilium<br />
gratiae. – Es wurde aber oben gezeigt, als die Erkenntnis Gottes<br />
behandelt wurde, daß das Schauen Gottes in seiner Wesenheit,<br />
worin die letzte Seligkeit des vernünftigen Geschöpfs besteht, für<br />
jeden geschaffenen Intellekt übernatürlich ist. Daher kann keine<br />
vernünftige Kreatur eine auf diese Seligkeit hingeordnete Willensbewegung<br />
haben, außer sie wird bewegt von einem übernatürlichen<br />
Agens. Und dies nennen wir eine Hilfe der Gnade.“<br />
Der Mensch kann also noch nicht einmal den Wunsch nach der<br />
übernatürlichen Seligkeit haben, wenn er nicht durch die übernatürliche<br />
Gnade dazu angeregt wird. Es gibt keine natürliche Sehnsucht<br />
nach dem übernatürlichen Ziel. Thomas sagt mehrmals, daß das übernatürliche<br />
Ziel auch das Verlangen des Geschöpfes übersteigt, und<br />
zwar immer mit Berufung auf 1 Kor 2,9 wo es heißt: „Kein Auge hat es<br />
geschaut, kein Ohr gehört, was Gott denen bereitet, die ihn lieben!“<br />
„Vita autem aeterna est quoddam bonum excedens proprotionem<br />
naturae creatae, quia etiam excedit cognitionem et desiderium eius,<br />
secundum illud I ad cor. II, nec oculus vidit, nec auris audivit, nec in<br />
cor hominis ascendit – Das ewige Leben ist ein Gut, das die Verhältnisse<br />
der geschaffenen Natur übersteigt, weil es ihre Erkenntnis<br />
und ihre Sehnsucht übersteigt gemäß 1 Kor 2: kein Auge hat es geschaut,<br />
und kein Ohr hat es gehört, und in keines Menschen Herz<br />
ist es gedrungen“ (I II q.114 a.2; vgl. auch 2 Sent 29,1,1; Super Joan.<br />
17,5; de ver. q.17 a.2; q.27 a.2).<br />
Auch über die Kinder im Limbus sagt Thomas, sie seien nicht unglückselig<br />
wegen des Verlustes der visio beatifica, denn niemand betrübe<br />
sich, wenn er vernünftig ist, daß ihm etwas fehle, was über seinen<br />
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