emhc 2013 02 0129
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LIEBLINGSZIEL<br />
konnte aber die wirtschaftliche<br />
Entwicklung Posens ebenso<br />
wenig aufhalten wie die<br />
Verlegung der polnischen<br />
Hauptstadt von Gnesen nach<br />
Krakau durch Kasimir I., den<br />
Erneuerer. Die erste Burg und<br />
die ältesten Siedlungen Posens<br />
lagen auf dem rechten Wartheufer<br />
und an der Cybina. An<br />
der Wende vom 12. zum 13.<br />
Jahrhundert wandelte sich<br />
Posen von einer Wehrburg<br />
und einem Fürstensitz in eine<br />
Stadt nach westeuropäischem<br />
Vorbild. Unter Przemysł I.<br />
gründeten deutsche Einwanderer<br />
1253 der Altstadt gegenüber<br />
auf dem linken Ufer der<br />
Warthe eine Siedlung nach<br />
Magdeburger Recht. Sein<br />
Sohn Przemysł II. residierte in<br />
der Stadt als König von Polen<br />
(1295 – 1296) auf dem Posener<br />
Königsschloss. Durch<br />
Posen fließt die Warthe und<br />
weniger bekannte Nebenflüsse<br />
davon.<br />
Im Polenfeldzug besetzte<br />
die deutsche Wehrmacht<br />
Posen am 10. September 1939,<br />
und die Stadt wurde zur<br />
Hauptstadt des neugeschaffenen<br />
„Reichsgaus Wartheland“<br />
erklärt. Die polnische Bevölkerung<br />
wurde ab Anfang September<br />
1939 systematischem<br />
Terror ausgesetzt. Dazu zählten<br />
Exekutionen und Massenverhaftungen<br />
der Zivilbevölkerung.<br />
In der ersten Phase<br />
wurden polnische Wissenschaftler,<br />
Angehörige der<br />
Intelligenz und Teilnehmer<br />
des Aufstands von 1918/1919<br />
Mittelalterliche Baukunst auf der Dominsel.<br />
die Opfer, die im Fort VII in<br />
Posen den Tod fanden; insgesamt<br />
wurden dort zwischen<br />
Oktober 1939 und Februar<br />
1945 ca. 20 000 Menschen<br />
ermordet. Ein großer Teil der<br />
verbliebenen polnischen Bevölkerung,<br />
ungefähr 100 000<br />
Personen, wurde vertrieben<br />
oder in andere Konzentrationslager<br />
deportiert. Eine Stele<br />
mit Ziffern beim Residenzschloss<br />
erinnert an polnische<br />
Kryptologen, die mit ihrer<br />
Chiffriermaschine Enigma<br />
einen Beitrag zum alliierten<br />
Sieg leisteten.<br />
Am 4. Oktober 1943 fand<br />
in Posen ein Treffen von SS-<br />
Kommandeuren, am 6. Oktober<br />
ein weiteres Treffen von<br />
Standplatz unter Birken: der Campingplatz Nr. 3 im Westen von Posen.<br />
Reichs- und Gauleitern statt.<br />
Bei diesen Gelegenheiten hielt<br />
der Reichsführer SS Heinrich<br />
Himmler seine beiden berüchtigten<br />
„Posener Reden“,<br />
in denen er offen die geheimen<br />
Vernichtungsaktionen<br />
der Nazis ansprach.<br />
Heute ist Posen eine weltoffene<br />
Stadt, die sich gleichermaßen<br />
für Einkäufe wie auch<br />
für historische Exkursionen<br />
anbietet. Wie gesagt: In drei<br />
Stunden ist man von Berlin<br />
aus schon da.<br />
Joachim Sterz<br />
2/<strong>2013</strong> euromotorhome 7