GL 3/2009 - der Lorber-Gesellschaft eV
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36 Gedanken zum Gebet<br />
<strong>GL</strong> 3/<strong>2009</strong><br />
bereits auf einem an<strong>der</strong>en Weg führt, dem <strong>der</strong> Kontemplation, <strong>der</strong> ganz<br />
an<strong>der</strong>s ist als <strong>der</strong> erste. Der eine ist ja ein Weg <strong>der</strong> Meditation und<br />
Gedankengänge, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hat mit Meditation o<strong>der</strong> Gedankengängen<br />
nichts zu tun.... Menschen, die sich in einer solchen Lage sehen, sollen sich<br />
trösten, geduldig ausharren und sich nicht grämen. Sie mögen auf Gott<br />
vertrauen .... bis er sie zum klaren und reinen Licht <strong>der</strong> Liebe führt. Die<br />
Verhaltensweise, die sie in dieser Nacht des Sinnenbereichs annehmen<br />
sollen ist, dass sie sich aus Gedankengängen und Meditation nichts<br />
machen, da das jetzt nicht dran ist. Sie sollen vielmehr die Seele ruhig sein<br />
und ausruhen lassen, auch wenn sie deutlich den Eindruck haben, dass sie<br />
nichts tun und Zeit verlieren, ja selbst wenn ihnen scheint, sie hätten nur<br />
wegen ihrer Nachlässigkeit keine Lust, über viel nachzudenken. Sie tun<br />
nämlich bereits sehr viel, wenn sie geduldig im Gebet ausharren, ohne<br />
dabei etwas zu tun.“ Über das Beten kann man dann auch an<strong>der</strong>e Dinge<br />
sagen als nur Wünsche vortragen o<strong>der</strong> einfach zu bitten. Zum Gebet zählt<br />
ein Vorgang, <strong>der</strong> nur in <strong>der</strong> Stille geschehen kann. Wie<strong>der</strong> zitiere ich<br />
Johannes vom Kreuz: „Kontemplation ist ja nichts an<strong>der</strong>es als ein<br />
geheimes, friedliches und liebendes Einströmen Gottes, so dass er, wenn<br />
man ihm Raum gibt, den Menschen im Geist <strong>der</strong> Liebe entflammt.“<br />
Um aber in diese Lage zu gelangen, muß alles, was diesen Vorgang<br />
hin<strong>der</strong>t, beseitigt werden. Darum wird <strong>der</strong> Mensch „leer“ gemacht. Es<br />
wird auch verständlich, weshalb es in diesem Vorgang keine Steigerung<br />
gibt, etwa seliger als selig zu sein. Es gibt keine Vergleiche, weiter zu sein,<br />
mehr zu sein, mehr zu wissen, eine beson<strong>der</strong>e Stellung erreichen zu wollen<br />
o<strong>der</strong> etwas lehren zu wollen. Alles, was übrig bleibt, ist Begleitung,<br />
Geduld und Liebe. „Gott versetzt den Menschen nämlich auf solche Weise<br />
in diesen Zustand und führt ihn auf einem ganz an<strong>der</strong>en Weg, dass dieser<br />
ihn beim Werk, das er in ihm vollbringen will, eher stört als hilft, wenn er<br />
mit seinem Seelenvermögen wirken möchte; das war früher genau<br />
umgekehrt. Der Grund dafür ist, dass in diesem Zustand <strong>der</strong><br />
Kontemplation, wenn also <strong>der</strong> Mensch das diskursive Nachdenken aufgibt<br />
und in den Zustand des Fortgeschrittenen eintritt, es bereits Gott ist, <strong>der</strong><br />
im Menschen wirkt. Dadurch bindet er sein inneres Seelenvermögen fest<br />
und läßt ihm we<strong>der</strong> Stütze im Erkenntnisvermögen noch Saft im<br />
Empfindungsvermögen, noch diskursives Nachdenken im Erinnerungsvermögen.<br />
Denn was <strong>der</strong> Mensch in dieser Zeit von sich aus wirken kann,<br />
dient ... nur dazu, seinen inneren Frieden und das Werk, das Gott während<br />
dieser Trockenheit des Sinnenbereichs in seinem Geiste vollbringt, zu<br />
stören.“ Das aber ist nicht vom Menschen her machbar; es ist auch keine<br />
Art Auszeichnung o<strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heit, wie man den Begriff „Erleuchtung“