Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
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tion ausgemerzt. Minderbemittelte seien per definitionem untauglich <strong>und</strong><br />
sollten daher besser beseitigt werden; Spencer bemerkte, daß »alle Bemühungen<br />
der Natur darauf abzielen, sich dieser zu entledigen <strong>und</strong> die Welt von<br />
ihnen zu befreien, um so Platz für das Höherwertige zu schaffen« (Hofstadter<br />
1969, S. 41).<br />
Obwohl nach Spencer der Zweck sozialer Organismen sich von dem<br />
animalischer Organismen unterscheidet, konstatiert er keinerlei Unterschied<br />
hinsichtlich der Gesetzmäßigkeit ihrer Organisation. <strong>Der</strong> Existenzkampf unter<br />
primitiven Organismen wird also gleichermaßen innerhalb der Gesellschaft<br />
fortgesetzt. Dieser Daseinskampf stellt für Spencer den Kern jeglicher sozialer<br />
Evolution <strong>und</strong> jeglichen Fortschritts dar. Durch den Prozeß der natürlichen<br />
Auslese würde sich - so wurde angenommen - ein komplett neuer Charakter<br />
entwickeln. In der Folge stieß das sozialdarwinistische Dogma bei erfolgreichen<br />
Geschäftsleuten des neunzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts auf außerordentliche<br />
Akzeptanz, insbesondere aufgr<strong>und</strong> der biologisch f<strong>und</strong>ierten Legitimation des<br />
Wettbewerbsprinzips, welches sie politisch <strong>und</strong> ökonomisch repräsentierten.<br />
Hofstadter (1969, S. 57) schreibt hierzu »...die wettbewerbsorientierte Ordnung<br />
fand so eine kosmische Begründung. Konkurrenz wurde verherrlicht« Anderen<br />
einflußreichen Autoren der damaligen Zeit, wie zum Beispiel William Graham<br />
Summer, kam eine wesentliche Rolle bei der Popularisierung des sozialdarwinistischen<br />
Dogmas zu. Ein weiterer Befürworter dieses Konkurrenzprinzips<br />
im Sinne eines «Kampfs aller gegen alle» war Haeckel (1876). Das<br />
«Überleben der Tüchtigsten» <strong>und</strong> der «Kampf aller gegen alle» entwickelten<br />
sich zunehmend zu den bestimmenden Merkmalen, die die heutige<br />
Organisationsgesellschaft charakterisieren. Um in dem von Organisationen<br />
selbst initiierten ökonomischen Wettbewerb bestehen zu können, hat sich das<br />
«Strategische <strong>Management</strong>» als Schlüsselkonzept hervorgetan, um Überleben<br />
zu planen <strong>und</strong> ökonomische Leistungsfähigkeit zu gewährleisten. Das Wort<br />
«Strategie» kommt aus dem Griechischem <strong>und</strong> bedeutet soviel wie «eine Armee<br />
anführen». Die Verwendung militärischer Metaphern weist auf die<br />
kriegsähnliche Qualität gegenwärtiger organisatorischer Interaktionen hin: In<br />
Märkte eindringen, Mitbewerber ausschalten <strong>und</strong> Unternehmen übernehmen.<br />
Nicht nur Unternehmen, sondern zunehmend auch Nationen konkurrieren<br />
inzwischen um Investitionen, um so anderen Nationen gegenüber im Vorteil zu<br />
sein.<br />
Das sozialdarwinistische Dogma <strong>und</strong> die von ihm ausgehende konkurrenzorientierte<br />
Ethik sind maßgeblich durch das Machtprinzip gekennzeichnet.<br />
Die Unschärfe <strong>und</strong> Komplexität des Machtbegriffs leistete unterschiedlichsten<br />
Ausführungen Vorschub, unter anderem den Arbeiten von Nietzsche (1977), die<br />
einen erheblichen Einfluß auf Freud <strong>und</strong> Jung ausübten, sowie auf Adler (vgl.<br />
Adler 1917, S. 24), der die erste psychologische Interpretation für Macht im<br />
Zusammenhang mit dem individuellen Bestreben nach Überlegenheit lieferte;<br />
unter den zeitgenössischen soziologischen Arbeiten sei auf Clegg (1989)<br />
verwiesen. Adler war, wie die meisten seiner Generation, von Nietzsche <strong>und</strong>