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Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...

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Ritualen <strong>und</strong> religiösen Schriften aus dem Osten. <strong>Der</strong> griechische Rationalismus<br />

hat anscheinend gerade durch diese Verdrängung von nicht-rationalen<br />

Elementen zu seinem eigenen Untergang beigetragen, oder, um es anders<br />

auszudrücken, der Rationalismus eignete sich nicht als lebender <strong>Mythos</strong>. Ob<br />

nun zum Guten oder zum Schlechten, die der Astrologie zukommende<br />

Beachtung erfuhr interessanterweise eine Wiederbelebung. Und tatsächlich<br />

scheint auch in unserer jüngsten Vergangenheit sogar die amerikanische<br />

Regierungspolitik durch die Präsidentengattin <strong>und</strong> ihren astrologischen Berater<br />

beeinflußt zu sein! Darüber hinaus zeigen Zeitungsartikel <strong>und</strong> Fernsehberichte<br />

über Finanzdienstleister <strong>und</strong> Wertpapierhändler, die sich astrologisch beraten<br />

lassen, daß dieser Einfluß nicht allein auf die amerikanische Regierung<br />

beschränkt ist.<br />

Anpassungen an die Anforderungen des Lebens werden, wie klinische<br />

Beispiele eindrücklich dokumentieren, in erster Linie durch emotionale Weise<br />

<strong>und</strong> weniger durch abstrakte Intellektualisierung bewerkstelligt. Das<br />

anwachsende Interesse für Themen wie die alternative Medizin, Chaostheorie<br />

oder das Unbewußte legt nahe, daß in der Postmoderne eine nicht unerhebliche<br />

Zahl von Menschen nach alternativen Erklärungsmodellen sucht, die über die<br />

vorherrschende Ideologie des Rationalismus hinausgehen. Die Debatten über<br />

Rationalität <strong>und</strong> Wissenschaft sind in jüngster Zeit stärker ins Licht der<br />

Öffentlichkeit gerückt <strong>und</strong> werden durch eine Vielzahl von Publikationen<br />

widergespiegelt, unter anderem durch Appleyard (1994), Midgely (1995) <strong>und</strong><br />

Allaby (1995).<br />

Letztlich wirkt sich diese technische Rationalität, die sowohl unsere<br />

Selbstwahrnehmung als auch unser Verständnis von Organisationen <strong>und</strong><br />

Gesellschaft nachhaltig dominiert, in einer zunehmend abstrakten Intellektualisierung<br />

aus, die das, was das Leben im «Wesentlichen <strong>und</strong> Eigentlichen»<br />

ausmacht, unterminiert <strong>und</strong> aushöhlt. Technische Rationalität hat mit diesem<br />

«Eigentlichen» nichts zu tun, bildet gerade den Gegenpol zu Gefühlen, Werten<br />

<strong>und</strong> Emotionen, also zu dem, was Jung als den «eigentlichen Kern des<br />

menschlichen Wesens» bezeichnet. Da mag es kaum verw<strong>und</strong>ern, daß die in<br />

heutigen Organisationen gemachten Erfahrungen von vielen als eintönig,<br />

trocken <strong>und</strong> fad erlebt werden. Das Diktat der technischen Rationalität hat zu<br />

einem Verlust des Wesentlichen geführt <strong>und</strong> leistet den weiter oben<br />

ausgeführten instrumentellen Beziehungen Vorschub, fördert also verdinglichte<br />

Interaktionen <strong>und</strong> nicht zwischenmenschliche Begegnungen.<br />

Funktionale Rationalität kann in ihrem archetypischen Ausdruck im<br />

Zusammenhang mit dem griechischen Wort «Logos» verstanden werden,<br />

welches analytische, intellektuelle <strong>und</strong> objektive Interessen impliziert. Logos<br />

kann archetypisch als ein «maskuliner» Ausdruck verstanden werden, der<br />

Interessen <strong>und</strong> Wertstrukturen einer patriarchalen Weltkultur repräsentiert<br />

(<strong>Bowles</strong> 1993a). Zwischen Logos <strong>und</strong> Eros besteht ebenfalls eine f<strong>und</strong>amentale<br />

Spannung, die mit dem bereits beschriebenen gegensätzlichen Verhältnis von<br />

Macht <strong>und</strong> Eros vergleichbar ist. Die Vorherrschaft von «Logos» über «Eros»,

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