Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
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Form des Sozialdarwinismus bei vielen zu einem eigensüchtigen Heroismus, bei<br />
dem der eigene Vorteil auf Kosten anderer angestrebt wird, <strong>und</strong> so gesehen muß<br />
er im Gr<strong>und</strong>e als anti-heroisch verstanden werden. In seiner extremen<br />
<strong>Ausprägung</strong> erweist sich dieser sozialdarwinistische Heroismus als ein «Kampf<br />
aller gegen alle», in dem Massenegoismus überwiegt; Konzepte wie «Fressen<br />
oder gefressen werden» oder «Jeder ist sich selbst der Nächste» werden zu den<br />
bestimmenden Charakteristika gesellschaftlichen Daseins. Ein solcher<br />
Heroismus wird von denjenigen, die ihn zu demonstrieren vermögen, häufig<br />
übersteigert, da er eine überhöhte Selbsteinschätzung sowohl fordert als auch<br />
fördert. Eine solche Hybris kann jedoch, wie bereits ausgeführt wurde, über<br />
kurz oder lang zum Niedergang oder Ruin führen.<br />
Wettbewerbsorientierte Beziehungen zwischen Organisationen, die auf<br />
einem solchen sozialdarwinistischen Dogma basieren, können dieser<br />
Konstellation des Heldenarchetypen entsprechen <strong>und</strong> sich beispielsweise in<br />
solchen Begriffen wie «den Konkurrenten ausschalten»,<br />
«Ressourcendisposition» <strong>und</strong> «Strategieplanung» manifestieren. Ein nicht<br />
unerheblicher Anteil von <strong>Management</strong>aktivitäten wird von einem derartigen<br />
mehr oder weniger verdeckt wirksamen Heldenarchetyp beeinflußt, die damit<br />
einhergehende heroische Form ist jedoch überwiegend selbstbezogen <strong>und</strong> läßt<br />
das Wohlergehen von Organisationsmitgliedern wie allgemeine<br />
gesellschaftliche Belange weitgehend unberücksichtigt.<br />
Dieses Heldentum folgt dem Diktum, daß »der einzige Geschäftszweck<br />
darin besteht, im Rahmen der gesellschaftlichen Gesetzgebung soviel Geld wie<br />
möglich zu erwirtschaften«. Diese Gesetzgebung ist oftmals überraschend<br />
ineffektiv, wenn es darum geht, die Belange einer Bevölkerungsmehrheit zu<br />
vertreten, hingegen scheint sie Unternehmen in ihrem Bestreben, soviel Gewinn<br />
wie möglich einzufahren, nur wenige Hindernisse in den Weg zu legen. Ein<br />
Heroismus hingegen, der sich gemeinschaftlichen Belangen in Organisationen<br />
<strong>und</strong> Gesellschaft widmet, wird nur selten sichtbar. Viel eher hören wir von<br />
«Rationalisierungen», «Verschlankungen» <strong>und</strong> ähnlichen Euphemismen, die in<br />
Wirklichkeit bedeuten, daß Arbeitsplätze <strong>und</strong> Sozialleistungen gekürzt werden,<br />
um die (heroische) Rendite der Anteilseigner zu maximieren. Wenn<br />
Unternehmensstrategien <strong>und</strong> -ziele allein darauf ausgerichtet sind, den<br />
Wohlstand für nur einige wenige zu steigern, wird nur ein geringer oder gar kein<br />
Rest von Eros vorhanden sein. Solcherlei heroische Taten spiegeln<br />
ausschließlich einen negativen Pol des Archetypen wider, sie weisen keinerlei<br />
Züge vom Format eines Helden auf, der Liberalisierungen <strong>und</strong> Verbesserungen<br />
menschlicher Lebensumstände den Weg bahnt. Letzten Endes sind wahrhaft<br />
heroische Handlungen jedoch vom Eros bestimmt <strong>und</strong> nicht durch<br />
Selbstüberhöhung oder selbstgerechte Machtausübung, die nur wenigen dienen.<br />
Im Hinblick auf die Art <strong>und</strong> Weise, wie der Heldenarchetyp dem Antrieb,<br />
eine rationale soziale Tat zu vollbringen, Kräfte verleiht, ihn strukturiert <strong>und</strong> ihn<br />
verstärkt, kann er gleichermaßen auf dem Hintergr<strong>und</strong> des funktionalen<br />
Rationalismus interpretiert werden. Wenn die Praktiken dieser funktionalen