Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Unsterblichkeit so stark sein kann, daß wir ganze Kultursysteme wie z.B. eine<br />
Organisation konstruieren, nur um einer bestimmten Interpretation der Erlösungsidee<br />
symbolischen Ausdruck zu verleihen, durch die eine jeweilige Ära<br />
charakterisiert wird. <strong>Der</strong> von einer Organisation propagierte <strong>Mythos</strong> kann so als<br />
das Bemühen verstanden werden, Symbolsysteme dergestalt zu arrangieren, daß<br />
Unsterblichkeit erreicht wird. Morgan (1986, S. 213) bemerkt, daß »wir<br />
Organisationen sowie den Großteil des Verhaltens in Organisationen als Streben<br />
nach Unsterblichkeit interpretieren können«. Eine der Hauptattraktionen<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig größten Bedrohungen, die von Organisationen ausgehen<br />
können, ist die Möglichkeit, an etwas teilzuhaben, das größer ist als man<br />
selbst, um so, gemeinsam mit anderen an einer Identität zu partizipieren -<br />
eine Möglichkeit, die beängstigende Konsequenzen hervorbringen kann, sobald<br />
das individuelle Verantwortungsbewußtsein innerhalb einer solchen kollektiven<br />
Identität untergeht.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Management</strong>-<strong>Mythos</strong><br />
Durch den Begriff «<strong>Management</strong>-<strong>Mythos</strong>» wird<br />
primär der Tatsache Rechnung getragen, daß wir in einer Organisationsgesellschaft<br />
leben (Presthus, 1978), in der <strong>Management</strong> <strong>und</strong> organisatorische<br />
Strukturen zunehmend unsere soziale Existenz dominieren. Dieses Dasein wird<br />
durch diverse Glaubenssysteme, Gefühlszustände <strong>und</strong> Bedeutungen konstituiert,<br />
unter denen Ökonomismus («Wirtschaftsgläubigkeit»), Managerialismus<br />
(«Primat der Unternehmensführung»), Säkularismus <strong>und</strong> Rationalismus eine<br />
vorrangige Bedeutung zukommt. In dem Maße, in dem traditionelle Mythen an<br />
Bedeutung verlieren, übernehmen Organisationen zunehmend die Funktion der<br />
Vermittlung von Glaubenssystemen, Wertstrukturen <strong>und</strong> Sinnzusammenhängen.<br />
Man kann daher behaupten, daß Organisationen in dieser Hinsicht zunehmend<br />
die Rolle von Kirchen einnehmen (<strong>Bowles</strong> 1989). Das Vorherrschen der<br />
Organisationsgesellschaft sowie die Macht des <strong>Management</strong>s, der Regierung<br />
<strong>und</strong> anderer Institutionen, die Struktur dieser Gesellschaft zu beherrschen,<br />
liefern hinreichend Anlaß zu der Annahme, daß das gegenwärtige mythologische<br />
Referenzsystem überwiegend durch den <strong>Management</strong>-<strong>Mythos</strong> bestimmt<br />
wird.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Management</strong>-<strong>Mythos</strong> bezieht sich auf diejenigen zentralen Glaubens-,<br />
Wert- <strong>und</strong> Sinnsysteme, die der Ausübung von <strong>Management</strong> in heutigen<br />
Organisationen zugr<strong>und</strong>e liegen: Zusammengefaßt repräsentiert er die Ethik<br />
moderner Organisationen. Obwohl die Art <strong>und</strong> Ausübung von <strong>Management</strong><br />
ihrer Form nach für die jeweiligen Organisationen <strong>und</strong> Kulturen variieren wird<br />
(Hampden-Turner & Trompenaars 1993), wird angenommen, daß sich ein<br />
bestimmtes Gefüge von Vorstellungen <strong>und</strong> Ansichten entwickelt hat, das das<br />
<strong>Management</strong> von Organisationen in mehr genereller Hinsicht charakterisiert;<br />
dies gilt insbesondere für Nordamerika <strong>und</strong> Großbritannien. <strong>Der</strong> <strong>Management</strong>-