Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
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<strong>Der</strong> <strong>Management</strong>-<strong>Mythos</strong> wird hier in Bezug auf zwei seiner wesentlichsten<br />
Dogmen beschrieben, nämlich den des Sozialdarwinismus <strong>und</strong> den der<br />
funktionalen Rationalität. Es bleibt jedoch anzumerken, daß diese beiden<br />
Dogmen hier zwar bei der Beschreibung des <strong>Management</strong>-<strong>Mythos</strong> einen<br />
zentralen Stellenwert einnehmen, jedoch nicht übersehen werden darf, daß über<br />
den hier gewählten Blickwinkel hinaus auch noch andere Möglichkeiten<br />
bestehen, einen solchen <strong>Mythos</strong> zu verstehen. Um den Einfluß dieser beiden<br />
Dogmen auf heutige Organisationen zu untersuchen, wird eine Analyse in<br />
Bezug auf den Helden-Archetyp sowie den Archetyp des gelobten Landes<br />
vorgenommen. Archetypen sind Tiefenstrukturen der Psyche, auf denen alltägliche<br />
Erfahrungen basieren (Jung 1966, S. 69). Tief in die Psyche eingeprägt,<br />
sind sie verantwortlich für die typischen Modi der Kognition, Emotion, des<br />
Erlebens <strong>und</strong> Reagierens, die uns als menschliche Wesen auszeichnen. Sie<br />
erlauben eine Konstruktion der Welt mit einem bestimmten Sinn <strong>und</strong> potentiellen<br />
Aktionen. Das Bewußtsein basiert also auf einer weitaus breiteren unbewußten<br />
Basis, die auch die sogenannte «archetypische Matrix» umfaßt, d. h. die<br />
Summe aller Archetypen. Archetypen haben in gewisser Hinsicht Ähnlichkeit<br />
mit Platons «Ewigen Ideen». Es hat sich inzwischen ein Verständnis dafür<br />
entwickelt, daß es eine Oberflächenstruktur <strong>und</strong> eine Tiefenstruktur unserer<br />
Existenz gibt; diese Komplexität wird z. B. in der Physik mit den Konzepten<br />
impliziter <strong>und</strong> expliziter Realitätsstrukturen aufgegriffen (Bohm 1980). So<br />
können Oberflächenstrukturen alltäglicher sozialer Erfahrungen nur durch einen<br />
Bezug zu Tiefenstrukturen erfaßt werden. Eine detailliertere Darstellung der<br />
Rolle von Archetypen im organisatorischen Funktionsablauf gibt <strong>Bowles</strong><br />
(1993b). <strong>Der</strong> <strong>Management</strong>-<strong>Mythos</strong> wird hier unter Anwendung eines archetypischen<br />
Ansatzes erfaßt <strong>und</strong> evaluiert, der durch Erkenntnisse der Tiefenpsychologie<br />
<strong>und</strong> insbesondere durch die Arbeiten von Jung (1966, S. 66) begründet<br />
wird.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mythos</strong> des Sozialdarwinismus<br />
Konkurrenz hat sich zu einem der maßgeblichen<br />
Kennzeichen organisatorischer Lebenswelten des zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
entwickelt. Seitdem die Grenzen des Kapitalismus global expandiert sind, wird<br />
die Erfahrung einer vornehmlich durch Konkurrenz geprägten Welt immer<br />
stärker. Angesichts einer zunehmend wettbewerbsorientierten Umwelt unternehmen<br />
Organisationen immer stärkere Anstrengungen, einen «Wettbewerbsvorteil»<br />
zu erlangen, um der Konkurrenz «immer eine Nasenlänge voraus zu<br />
sein». Das Ringen um Leistung, Marktanteile <strong>und</strong> -durchdringung, um Rendite<br />
des investierten Kapitals <strong>und</strong> Profit sind zentrale Indikatoren, anhand derer<br />
Organisationen <strong>und</strong> ihr <strong>Management</strong> ihre Wettbewerbsposition bewerten. Es<br />
tritt nunmehr nicht nur in kommerziellen Organisationen, sondern zunehmend<br />
auch im öffentlichen Sektor eine wettbewerbsorientierte Ethik hervor, die