Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
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Unter der Dominanz technischer Rationalität verdienen jedoch nur diejenigen<br />
Probleme Beachtung, die einer technischen Lösung zugänglich sind. Als Folge<br />
davon verlieren die Menschen zunehmend ihre Menschlichkeit, subjektive<br />
Erfahrungen werden vernachlässigt <strong>und</strong> das Individuum wird als<br />
manipulierbare, kodifizierbare <strong>und</strong> katalogisierbare Ressource betrachtet. Die<br />
menschliche Dimension kommt darin unwiederbringlich abhanden, die<br />
Menschen nehmen immer häufiger den Status instrumenteller Arbeitsmittel ein.<br />
Die Doktrin der Rationalität hat ihre Wurzeln bei Aristoteles <strong>und</strong> in der<br />
Tradition der von ihm begründeten Schule. Später, im Zeitalter der Aufklärung<br />
des siebzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts, führten Philosophen die Rationalität gegen<br />
kirchliche Dogmen ins Feld; es ging ihnen darum, die Vernunft als leitendes<br />
Prinzip rationaler Gesellschaftsbetrachtung zu etablieren. Daß hierbei lediglich<br />
ein Dogma durch ein anderes ersetzt wurde, scheint den Philosophen der<br />
Aufklärung seinerzeit entgangen zu sein. Bis ins zwanzigste Jahrh<strong>und</strong>ert hatte<br />
sich schließlich das Augenmerk darauf konzentriert, eine durchgängig<br />
rationalisierte, mathematische Repräsentation der Realität <strong>und</strong> menschlicher<br />
Erfahrungen zu erlangen (Whitehead & Russell 1910; Wittgenstein 1922).<br />
Ingersoll & Adams (1986) bemerken, daß, obwohl die Philosophie sich seither<br />
in andere Richtungen bewegt <strong>und</strong> die Rationalität als leeres Ideal erkannt hat,<br />
der größte Teil unseres <strong>Management</strong>s einem Streben nach diesen leeren Idealen<br />
verhaftet bleibt.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mythos</strong> der technischen Rationalität wurde der organisatorischen<br />
Welt in erster Linie durch Frederick Taylors (1911) Schriften zum «Scientific<br />
<strong>Management</strong>» vorgestellt. Die rationale Kontrolle von Organisationen sollte<br />
bald eine weitere Verbreitung durch die von Fayol (1949) entwickelten<br />
Administrationsprinzipien erfahren, die gemeinhin als universell anwendbar<br />
galten. Später beschrieb Weber (1947) die «Rationalisierung der Gesellschaft»,<br />
in der institutionelle Zielsetzungen vornehmlich durch Bürokratisierung so<br />
effizient wie möglich umgesetzt werden, um ein Maximum an Rationalität zu<br />
erreichen. Diese Bedeutung, die gemeinhin eher den Mitteln als den Zielen<br />
beigemessen wurde, konstituiert nach Webers Ansicht einen «eisernen Käfig»<br />
für die Menschheit, eine Entwicklung, die ihn zu entsprechender Besorgnis<br />
veranlaßte. Später beeinflußten die Arbeiten von Simon (1958) Manager in<br />
ihren Bemühungen, eine rationale Organisation des unternehmerischen <strong>und</strong><br />
sozialen Lebens herbeizuführen. Abgesehen von diesem Bemühen, rationale<br />
Organisationsstrukturen zu entwickeln, wurde technische Rationalität in allen<br />
Organisations- <strong>und</strong> <strong>Management</strong>bereichen unter dem Etikett «strategisches<br />
<strong>Management</strong>» weiter vorangetrieben. Mintzberg (1994) zeigt z. B. auf, wie<br />
sowohl die Literatur als auch die Anwendungspraxis des strategischen Planens,<br />
das eine Kernaktivität des Strategischen <strong>Management</strong>s darstellt, vom rationalen<br />
Modell durchdrungen ist. Diese Literatur betont die Notwendigkeit, eine<br />
objektive, faktische, logische <strong>und</strong> systematische Planung zu erstellen, die<br />
insbesondere auf die Entwicklung von Methoden zur Zielerreichung<br />
ausgerichtet ist. Mintzberg unterstreicht ausdrücklich, wie dieser Typus der