Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
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verglichen werden, der in ökonomischer Stabilität, Rationalisierung, Wachstum<br />
<strong>und</strong> Profit zum Ausdruck kommt. Einzelne Manager oder Führungsgruppen<br />
können, im Bestreben darum, ein Unternehmen auf die Bahn wirtschaftlicher<br />
Stabilität zu lenken, (heroische) Verantwortung auf sich nehmen. In der<br />
heutigen Unternehmenswelt gibt es etliche Figuren, die zumindest in der<br />
allgemeinen Vorstellung sich dergestalt als Helden identifizieren lassen, so zum<br />
Beispiel Richard Branson (Virgin), Lee Iaccocca (Chrysler) <strong>und</strong> Anita Roddick<br />
(Body Shop).<br />
Die Manifestation des Heldenarchetyps, wie er für heutige<br />
Organisationen kennzeichnend ist, kann je nach archetypischer Konstellation<br />
negative oder positive Konsequenzen haben. Archetypen haben nach Jung<br />
(1966) bipolaren Charakter, <strong>und</strong> so kann der Heldenarchetyp einen positiven<br />
wie auch einen negativen Pol widerspiegeln. In seiner positiven Manifestation<br />
wird der Held etwa neues Terrain entdecken, neue Erkenntnisse liefern oder<br />
innovative Möglichkeiten eröffnen, die dem Gemeinwohl <strong>und</strong> der Welt im<br />
allgemeinen dienlich sind. Parzival kann als ein solcher Held angesehen werden.<br />
In kommerziellen Organisationen kann ein Manager als derartige Heldenfigur<br />
beispielsweise die Triebkraft für entscheidende Neuorientierung <strong>und</strong> für<br />
Veränderungen darstellen. Richard Branson wird häufig - ob nun zu Recht oder<br />
nicht - als ein solcher Held dargestellt. Es sollte auch angemerkt werden, daß<br />
ein derartiger Held auch an anderen Stellen einer Organisation auftreten kann,<br />
beispielsweise als Wortführer einer Opposition gegen herrschende<br />
<strong>Management</strong>praktiken. <strong>Der</strong> negative Ausdruck des Heldenarchetyps<br />
manifestiert sich, wenn der Held aus egoistischen Motiven heraus handelt oder<br />
wenn lediglich einige wenige, eingeschränkte Interessen oder Ziele verfolgt<br />
werden, die dem Allgemeinwohl widersprechen. Wenn andere einen Helden<br />
idealisieren <strong>und</strong> ihre eigenen Heldenarchetypen auf diesen Führer projizieren,<br />
wird dieser nur umso mächtiger erscheinen, <strong>und</strong> die Tatsache, daß ihre eigenen<br />
Interessen nunmehr nicht nur nicht vertreten, sondern sogar unterlaufen werden,<br />
kann dabei nur allzu leicht übersehen werden. In der Vergangenheit haben z. B.<br />
«Helden»-Figuren wie Hitler oder Stalin mit ihrem manischen Machtstreben<br />
ihre Versprechen nach nationaler Befreiung <strong>und</strong> Erlösung nur allzu einprägsam<br />
ad absurdum geführt. Harold Geneen von ITT (Sampson 1978) ist ein<br />
Unternehmensführer, dessen manisches Machtstreben in der Beseitigung einer<br />
demokratisch gewählten Regierung <strong>und</strong> der anschließenden Ermordung des<br />
chilenischen Präsidenten Salvador Allende schwerwiegendste Konsequenzen<br />
hatte. Die Angestellten <strong>und</strong> Mitarbeiter bei ITT haben Geneens Regime, trotz<br />
seines despotischen Verhaltens <strong>und</strong> des durch ihn ausgelösten Terrors,<br />
scheinbar akzeptiert, <strong>und</strong> einige sogar mit Enthusiasmus. Konformität mit<br />
solchen Figuren kann folgenschwere Konsequenzen haben, wenn das eigene<br />
Bewußtsein in dem Bedürfnis aufgegeben wird, ein anderer möge die<br />
Verantwortung für das eigenen Leben <strong>und</strong> die eigenen Handlungen<br />
übernehmen.