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Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...

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als unbalancierte Lebens- <strong>und</strong> Ausdrucksform zu beurteilen ist. Eine Synthese<br />

von Macht <strong>und</strong> Eros würde den Ausdruck jener perversen, heute nur allzu<br />

evidenten Merkmale von Macht einschränken: Man würde vielmehr auf eine<br />

konstruktive Ausübung von Macht vertrauen, die den Eros achtet <strong>und</strong> schätzt,<br />

als auf destruktive Ausdrucksweisen. Wie einleitend im Zusammenhang des<br />

«Glaubensfeldzuges der Unternehmenskultur» beschrieben, haben<br />

<strong>Management</strong>initiativen in Organisationen in neuerer Zeit für sich den Anspruch<br />

erhoben, eine neue Form sozialer Ethik <strong>und</strong> sozialer Interaktionen<br />

hervorgebracht zu haben. Die Anzeichen hierfür sind jedoch bis dato mehr als<br />

dürftig <strong>und</strong> weisen vor dem Hintergr<strong>und</strong> der hier angestellten Überlegungen<br />

keineswegs auf eine solche Entwicklung hin.<br />

Es gibt Anzeichen dafür, daß das Spannungsverhältnis zwischen Macht<br />

<strong>und</strong> Eros bzw. zwischen Konkurrenz <strong>und</strong> Kooperation sich über verschiedene<br />

Gesellschaftsstrukturen hinweg in unterschiedlichen <strong>Ausprägung</strong>en<br />

manifestieren kann. Es wird häufig die Behauptung aufgestellt, daß der Westen<br />

eher durch Macht, der Osten hingegen stärker durch Eros gekennzeichnet sei,<br />

doch obwohl einer solchen Anschauung ein gewisser Wahrheitsgehalt nicht<br />

abgesprochen werden kann, liegt dieser Aussage doch eine zu sehr<br />

vereinfachende Betrachtungsweise zugr<strong>und</strong>e. Selbst zwischen europäischen<br />

Ländern stellen sich organisatorische Interaktionen als überaus verschiedenartig<br />

dar (Hampden-Turner & Trompenaars 1993). Nichtsdestoweniger ist im<br />

Westen, insbesondere im Hinblick auf Nordamerika <strong>und</strong> Großbritannien, das<br />

Spannungsverhältnis zwischen Macht <strong>und</strong> Eros als besonders problematisch zu<br />

bezeichnen. Trists (1983) «Organizational-Ecology»-Modell liefert eines der<br />

wenigen theoretischen Ansätze, um ein kooperatives Model organisatorischer<br />

Interaktionen zu entwickeln. Nach diesem Modell würden Organisationen<br />

stärker durch Zusammenarbeit geprägte, gemeinsam geteilte Werte <strong>und</strong> Normen<br />

hervorbringen, um gemeinsamen Herausforderungen mit neuartigen<br />

Lösungsansätzen zu begegnen.<br />

In heutigen sozialen <strong>und</strong> organisatorischen Kontexten manifestiert sich<br />

jedoch ein Sozialdarwinismus nur allzu deutlich, der sich in nichts von der<br />

Ruchlosigkeit <strong>und</strong> Abgeschmacktheit früherer Vertreter unterscheidet. Er hat<br />

einen «Kampf aller gegen alle» entfacht, in dem jegliches Gefühl von Eros<br />

weithin abhanden gekommen ist. Es ist diese Sprache des Sozialdarwinismus,<br />

die es uns erlaubt, aus heutigen sozialen Interaktionsmustern resultierende<br />

Gefühle <strong>und</strong> Erfahrungen weitaus angemessener zu erfassen, als dies durch die<br />

eher sterilen Begriffe des wirtschaftswissenschaftlichen Sprachgebrauchs<br />

möglich ist (Rothband 1977; Hayek 1980). In der heutigen Form des<br />

Sozialdarwinismus erleben wir nun zwar nicht die von Spencer prognostizierte<br />

physische Eliminierung der Schwachen <strong>und</strong> Minderbemittelten, jedoch zeugen<br />

die - im Rahmen der durch den Sozialstaat gewährleisteten minimalen<br />

Absicherung - auftretenden pathologischen <strong>Ausprägung</strong>en von Sucht <strong>und</strong><br />

Krankheit durchaus von einer, von vielen als psychisch erlebten Eliminierung.<br />

Ein <strong>Management</strong>-<strong>Mythos</strong>, der diese konkurrenzorientierte Ethik zwischen

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