Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
wirtschaftliche Gewinne beschrittene Pfad führt weg von jeglicher Konzeption<br />
des «gelobten Landes» <strong>und</strong> hin zum «Wüsten Land», in eine Ödnis. Sardello<br />
(1992, S. 87) beschreibt den der wirtschaftlichen Gewinnerzielung zugr<strong>und</strong>e<br />
liegenden Mechanismus: »Ökonomismus ist bestialische Triebhaftigkeit, nicht<br />
Seele; sie wird auf einer Ebene ausgeführt, auf der Geldmittel von der Welt<br />
abgespalten <strong>und</strong> ohne weiteren Bezug zur Realität manipuliert werden können.<br />
Die Gewinnsucht wird zum individuellen, organisatorischen <strong>und</strong><br />
gesellschaftlichen Eigennutz; sich selbst überlassen wird sie sich selbst<br />
zerstören«. Die Freudsche Hypothese, daß Geld weniger mit Gold als mit<br />
Exkrementen assoziiert ist, wird durch bildhafte Redewendungen wie «ein<br />
Haufen Kohle» oder «Knete machen» unterstützt. Im Volksm<strong>und</strong> ist die Rede<br />
vom «Dukatenscheißer» oder daß einer «auf seinem Geld sitzt», «stinkreich» ist<br />
oder mal «flüssig» <strong>und</strong> mal «weniger liquide» ist. Die ausdrückliche Betonung,<br />
daß «Geld nicht stinkt», läßt doch eher das Gegenteil vermuten <strong>und</strong> auch der<br />
Ausdruck «Geldwäsche» deutet an, daß Geldangelegenheiten insgesamt ein eher<br />
«schmutziger» Aspekt anhaftet. Letztlich geht es eher darum, Geld anzuhäufen<br />
<strong>und</strong> die Geldgier zu befriedigen, als Geldmittel einem sozialen Zweck<br />
zuzuführen. Es scheint geradezu so, als würde diese Geldgier ein Vakuum<br />
füllen, das durch ein Dahinschwinden höherer menschlicher Werte <strong>und</strong> Ziele<br />
entstanden ist, <strong>und</strong> in diesem Sinne dient eine konkurrenzorientierte Anhäufung<br />
von Reichtum lediglich als Sinnersatz.<br />
Eine Vorstellung des «gelobten Landes» zeichnet vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
der funktionalen Rationalität eine Welt, in der alle Phänomene vollständig<br />
verstanden <strong>und</strong> umfassend kontrolliert werden können. Dieses Ziel wird in<br />
Organisationen in letzter Zeit durch die Implementierung von<br />
«Qualitätsprogrammen» angestrebt: Regeln <strong>und</strong> Verfahrensweisen,<br />
Bemühungen um symbolische Mitarbeiterführung sowie statistische<br />
Überwachungen zeugen von einer Re-Bürokratisierung <strong>und</strong> von zunehmenden<br />
Kontrollen in Organisationen, denen allen das Bestreben um prognostizierbare<br />
Resultate zugr<strong>und</strong>e liegt. <strong>Der</strong>artige Initiativen kommen mit hochgestochenen<br />
Anglizismen daher, einer Sprache, die zudem durch ihre eigene Hybris<br />
charakterisiert ist, wie es z. B. in «World Class Production», «Expert Systems»<br />
oder «Total Quality <strong>Management</strong>» deutlich wird. Diese Sprache scheint einiges<br />
mit dem Göttlichen gemein zu haben, <strong>und</strong> in der Tat hat die<br />
«Qualitätsbewegung» ihre eigenen Propheten <strong>und</strong> Gurus: So konkurrieren<br />
Demings (1987) vierzehn Qualitätsprinzipien <strong>und</strong> seine «sieben tödlichen<br />
Krankheiten», Feigenbaums (1983) zehn Qualitätsvergleichskriterien oder<br />
Crosbys (1984) vierzehn Qualitätsstufen allesamt mit den zehn Geboten, die<br />
Moses von Gott auf dem Berg Sinai entgegennahm. Im heutigen sakralen<br />
Unternehmenssprachcode erscheint die «Sünde» als Abweichung von<br />
Qualitätskriterien (Rippon, 1993) <strong>und</strong> die «organisatorische Beichte», auch<br />
Mitarbeiter-Beurteilungsgespräch genannt, dient dazu, solche Abweichungen<br />
rechtzeitig zu erkennen <strong>und</strong> Besserung zu ermöglichen. Rippon (1993, S. 29)<br />
bemerkt hierzu: » ... jedoch werden solche erhabenen psychischen Momente der