Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
Martin Bowles Der Management-Mythos: Seine Ausprägung und ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
dargestellt <strong>und</strong> in der griechischen Mythologie zum Beispiel durch das Bild von<br />
Zeus repräsentiert. <strong>Bowles</strong> (1993b) führt aus, wie Zeus, wenn es um Willens<strong>und</strong><br />
Machtausübung geht, als der herrschende Archetyp unserer<br />
zeitgenössischen Kultur <strong>und</strong> unserer Organisationen aufgefaßt werden kann.<br />
Zeus war der mächtigste Gott des Olymps <strong>und</strong> zeichnete sich insbesondere<br />
durch seine Fähigkeit aus, Strategien zu entwerfen <strong>und</strong> Allianzen zu bilden, um<br />
seine Machtbasis zu konsolidieren. Sein prägnantestes Merkmal war sein<br />
Bestreben, anderen seinen Willen aufzuerlegen; Macht <strong>und</strong> Herrschaft waren<br />
sein erklärtes Ziel, Blitz <strong>und</strong> Donner die Mittel, mit denen er diese Ziele<br />
verfolgte. In seinem Machtstreben nahm Zeus keinerlei Rücksicht auf andere,<br />
die für ihn durchweg leicht entbehrlich waren. In einer solchen Manifestation<br />
spiegelt der Zeus-Archetyp viele Eigenschaften <strong>und</strong> Anschauungen des<br />
Sozialdarwinismus wider: Selbstbehauptung, Willen, Macht, Herrschaft <strong>und</strong> das<br />
Ausschalten von Konkurrenten. Während jedoch der Zeus-Archetyp potentiell<br />
sowohl positive wie negative Merkmale in sich trägt, wird eine nur durch<br />
Willens- <strong>und</strong> Machtausübung monopolisierte Gesellschaft oder Ökonomie<br />
aufgr<strong>und</strong> dieser Einseitigkeit nur noch regressive individuelle <strong>und</strong> soziale<br />
Erfahrungen hervorbringen können.<br />
Obgleich wettbewerbs- oder machtorientierte Interaktionen<br />
vorherrschende Merkmale einer Organisationsgesellschaft sind, existiert<br />
dennoch Kooperation oder, um es mit Adlers Worten auszudrücken, «soziales<br />
Gefühl» in einem gewissen, wenn auch in geringem Maße. Das archetypische<br />
Potential, das in Relation zum «sozialen Gefühl» oder zu Kooperation existiert,<br />
kann mit dem griechischen Wort «Eros» umschrieben werden <strong>und</strong> bezieht sich<br />
auf das Engagement, Beziehungen <strong>und</strong> Verbindungen herzustellen. Soziale<br />
Interaktionen, die durch «Eros» gekennzeichnet sind, unterscheiden sich<br />
f<strong>und</strong>amental von denjenigen, die durch Macht charakterisiert sind: Eros wird<br />
mit Liebe, Zusammenarbeit, Symmetrie <strong>und</strong> reziproken Beziehungen assoziiert;<br />
Macht wird hingegen typischerweise assoziiert mit Unterwerfung, Eliminierung<br />
<strong>und</strong> Unterordnung. Jung (1966) merkt jedoch an, daß Eros als Machttrieb<br />
wirken kann, wenn er unterdrückt <strong>und</strong> ins Unbewußte verdrängt wird.<br />
Macht <strong>und</strong> Eros repräsentieren zweierlei Bezugsrahmen, innerhalb derer<br />
soziale Interaktionen praktiziert werden, seien sie nun ehelicher, familiärer,<br />
organisatorischer oder gesellschaftlicher Natur. Je mehr ein Bezugsrahmen<br />
dominiert, desto stärker wird der andere unterdrückt: Diese beiden<br />
archetypischen Ausdrucksweisen menschlichen Verhaltens stehen daher im<br />
unmittelbaren Spannungsverhältnis zueinander. Jung (1966, S. 78) schreibt:<br />
»Wo Liebe (Eros) regiert, ist kein Wille zur Macht, <strong>und</strong> dort wo der Wille zur<br />
Macht überwiegt, fehlt die Liebe«. Soziale Interaktionen, die durch das<br />
Machtprinzip dominiert sind, lassen sich typischerweise durch Hierarchie,<br />
Vorschriften, Strafen <strong>und</strong> Angst charakterisieren. In solchen Interaktionen wird<br />
häufig jegliche Form von Mitgefühl, Empathie oder Rücksichtnahme<br />
zunehmend ausgeklammert, solche Qualitäten also, die eher mit Eros assoziiert<br />
werden. Je stärker soziale Interaktionen durch konkurrenzorientierte Kräfte