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(livide): normal, Zyanose, Erstickung (obere Einflussstauung)

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5 Forensische<br />

Toxikologie<br />

5.1 Giftaufnahme,<br />

Giftbeibringungen<br />

Arten und Wege der<br />

Giftaufnahme;<br />

Möglichkeiten der<br />

heimlichen Giftbeibringung<br />

Mögliche Giftaufnahmewege und Beibringungsmöglichkeiten:<br />

Oral<br />

Vergiftung von Speisen, Getränken, Akzidentielle Aufnahme z.B. durch falsch<br />

beschriftete Flaschen<br />

Inhalatorisch Einleitung von Gasen z.B. ins Fahrzeuginnere oder Garage, Applikation in<br />

Belüftungsanlagen, Vergiftung von Zigaretten<br />

Cutan<br />

Medikamentenpflaster, Applikation in Cremes oder Duschgel, Tränken von<br />

Bekleidung, Handtüchern oder Bettwäsche<br />

Parenteral durch Injektion o. Infusion, Schlangenbisse, Skorpionstich<br />

Vaginal / Rektal Applikation in Waschgel, Medikamentenvertauschung<br />

5.2 Akute Vergiftungen<br />

forensische Bedeutung der<br />

Vergiftungen durch CO,<br />

Pflanzenschutzmittel<br />

(besonders<br />

Organophosphate),<br />

Zyanide, Alkohol,<br />

Arzneimittel (z.B.<br />

Hypnotika, Sedativa,<br />

Psychopharmaka,<br />

Rauschdrogen, Alkaloide),<br />

Pilze, Grubengase;<br />

Nachweismöglichkeiten,<br />

erforderliche Substrate,<br />

zeitliche Grenzen des<br />

Nachweises<br />

Kohlenmonoxid:<br />

Grubengase<br />

Hinweisend: hellrote Farbe der Totenflecken, Finger- und Zehennägel, des Blutes,<br />

der Organe (CAVE: hellrote Totenflecke auch bei Unterkühlung)<br />

Einleitung von Autoabgase (häufig Suizid), Brandgeschehen, verrußte Heizung o.<br />

Durchlauferhitzer, verstopfter Kamin, Badeöfen mit mangelnder Sauerstoffzufuhr<br />

Bestimmung im Herzblut; ab 50 60% komatös-letal durch Verdrängung des<br />

Sauerstoffs vom Hämoglobin<br />

Hypoxie Bewusstseinsstörung Tod; aufgrund des Methangehaltes<br />

zusätzlich Explosionsgefahr<br />

Pflanzenschutzmittel: Insektizide: Nervengifte, können über schwere Krämpfe rasch zum Tod führen<br />

- Organophosphate (z. B. E650 - Parathion):<br />

Metabolisch Abbau zu Phosphat Hemmung ACh-esterase cholinerges<br />

Syndrom (Bradykardie, AV-Block, Hypoventilation, Mydriasis), schnell resorbiert,<br />

ausreichende Dosis in ½ - 1 Std. tödlich; häufig mit Warnfarbe eingefärbt, meist<br />

blau; in BRD kaum noch erhältlich; Schnellnachweis: Aktivitätsmessung der<br />

gehemmten Plasma-Cholinesterase<br />

- Paraquat (Herbizid): lange Latenzzeit, innerhalb Tagen Magen-Darm-Störung,<br />

später Leberstörung, letztlich letale Lungenfibrose<br />

Blausäure (Zyankali, HCN): selten, nur wenige haben Zugang (Chemie- u. Photolaboranten,<br />

Metallveredler); über alle Wege rasch resorbiert, stoppt Energiestoffwechsel, Tod<br />

nach Sekunden, initialer Schrei häufig; typischer Geruch nach Bittermandeln, Blut<br />

bleibt hellrot<br />

Alkohole (Ethanol, Methanol, Isopropanole):<br />

ätzende Wirkung, dämpfende Wirkung auf Hirnfunktion, dadurch Tod infolge<br />

Atemlähmung möglich<br />

Medikamente/Drogen: häufig wegen leichter Zugänglichkeit; oft schwer nachweisbar: Insulin (schwere<br />

Hypoglykämie), Kalium (Herzstillstand); Hypoventilation: Barbiturate u. a.<br />

Hypnotika/Sedativa, Opiate, Colchizin, neuromusk. Blocker, tricyclische<br />

Antidepressiva; Anticholinerges Syndrom: neuromusk. Blocker, tricycl.<br />

Antidepressiva; Zerebrale Krampfanfälle: Amphetamine/Ecstasy, Kokain,<br />

Phenothiazine, Opioide, Halluzinogene; CAVE bei Leichenschau: Injektionsstellen,<br />

Holzer-Blasen (Barbiturate), Verpackungen oder Spritzen bei der Leiche<br />

Pilze:<br />

Hepato-/nephrotoxisch:<br />

Knollenblätterpilz (Amanita phalloides), Schirmling akutes Leberversagen<br />

(fulminanter Verlauf < 1 Wo.), letale Kompl.: Hirnödem (80%), Magen-Darm-<br />

Blutungen, Hypoglykämien, Nierenversagen; postmortal Bilirubin-Werte,<br />

Leberenzyme bestimmen, Amanitine dann i. d. R. nicht mehr nachweisbar<br />

Schleierling: Orellanin hochgradige interstitielle Nephritis nach 3 14 d<br />

ZNS-Wirkung:<br />

Fliegenpilz, Pantherpilz: GABA-Agonisten, anfangs Rausch, dann motorische<br />

Lähmung, auch Hyperkinese, Muskelkrämpfe, Delir möglich<br />

Psilocybin Psilocin, halluzinogen; in spitzkegeligen Kahlköpfen<br />

Geeignete Asservate:<br />

Herzblut, Femoralblut (eher Verhältnisse wie zum Todeszeitpunkt), Urin (Screening), Galle, Leber,<br />

Gehirn, Niere gekühlt zwischenlagern, im Labor tiefkühlen<br />

Bei Einwirkung lipophiler Substanzen: Fettgewebe<br />

je nach vermutetem Vergiftungsweg:<br />

Mageninhalt, Haut/Subkutis, Abstriche (Nase, Vagina, Rektum), Dick- u. Dünndarminhalt (bes. Pilze,<br />

rektale Vergiftung), Lunge, Injektionsorte<br />

Retrospektive Betrachtung, z. B. Drogen, Schwermetalle:<br />

Haare (Kopf, Scham, Achsel), Finger- und Zehennägel dunkel, trocken, bei Raumtemperatur lagern<br />

Bei Brandleichen, starker Fäulnis:<br />

Muskulatur, Glaskörper-, Kniegelenksflüssigkeit, Liquor, Knochen/-mark (auch bei chron.<br />

Metallvergiftung); ggf. Maden, Bauchhöhlenflüssigkeit asservieren<br />

Faustregel zeitliche Nachweisgrenze:<br />

Substanz nach 8 10 Eliminations-HWZ so weit ausgeschieden, dass gängige Nachweise nicht mehr<br />

möglich (Nachweisgrenzen s. a. 5.4)<br />

Script RECHTSMEDIZIN Institut für Rechtsmedizin Leipzig (Stand 2011) 18

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