(livide): normal, Zyanose, Erstickung (obere Einflussstauung)

8 Forensische
Sexualmedizin
Orientierung über
strafrechtlich relevante
Sexualdelikte wie
Vergewaltigung, sexueller
Missbrauch von Kindern
und Abhängigen, Inzest,
Verführung von
Minderjährigen (rechtliche
Definition,
Differentialdiagnosen,
Aufgaben des Arztes;
genitale Verletzungen,
extragenitale Verletzungen,
Verletzungsmuster;
Beziehung zwischen
Verletzungsmuster und
Verletzungsmechanismus;
Spurensicherung an
Bekleidung, Haut, Scheide,
Penis etc., Asservierung;
Aussagekraft der
biologischen Spur,
Nachweiszeiten
(Verfallszeiten))
Strafrechtlich relevant - Sexueller Missbrauch
von Schutzbefohlenen: zur Erziehung, Ausbildung oder Betreuung in der Lebensführung anvertraute
Personen bzw. eigene Kinder unter 16 / 18 Jahren sexuelle Handlungen werden ggf.
von Kindern (unter 14 Jahre)
von Jugendlichen (14 bis 18 Jahre) sexuelle Handlungen werden ggf. nicht bestraft, wenn
von Gefangenen, Verwahrten oder Kranken und Hilfsbedürftigen in Einrichtungen
unter Ausnutzung einer Amtsstellung (z. B. Richter - Angeklagte)
unter Ausnutzung von Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnis
von widerstandsunfähigen Personen(alkoholisiert, betäubt)
Sexuelle Nötigung: Eine andere Person mit Gewalt, durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib
oder Leben oder unter Ausnutzung einer Lage, in der das Opfer der Einwirkung
des Täters schutzlos ausgeliefert ist, nötigen, sexuelle Handlungen des Täters
oder eines Dritten an sich zu dulden oder an dem Täter oder einem Dritten vorzunehmen.
Vergewaltigung: Sexuelle Handlungen, die das Opfer besonders erniedrigen, insbesondere durch
Eindringen in den Körper des Opfers (auch durch Gegenstände oder Finger; oral, vaginal bis
mind. in den Scheidenvorhof oder anal, auch ohne Ejakulation)
Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung mit Todesfolge
Exhibitionistische Handlungen
Beischlaf zwischen Verwandten 1. Grades = Inzest (nur bei über 18jährigen bestraft)
Rechtsmedizinische Untersuchung:
Wichtig: behutsame und möglichst genaue Anamneseerhebung (Art, Dauer, Ablauf, Ort und
Umgebung der physischen und/oder psychischen Gewalteinwirkung, eventueller Alkohol- und/oder
Drogenkonsum von Täter und/oder Opfer, Nachtatverhalten usw.) Vertrauensbildung, möglichst
gezielte Ganzkörper-Untersuchung zur Vermeidung eines Sekundärtraumas
Genitale Untersuchung (am besten durch Gynäkologen untersuchen lassen):
Keine Gleitmittel bei Spekulumuntersuchung, um Proben nicht zu verfälschen
Haut-/Schleimhautrötungen, -einrisse (v. a. an hinterer Scheiden-Kommissur), Hämatome
Ggf. Deflorationsverletzungen bei Mädchen (Defloration = bis zum Rand des Hymens;
vernarbt = älter; physiologische Konfigurationen/Weite der Hymenalöffnung je nach
Altersstufe berücksichtigen)
Vorerkrankungen, Narben, Fremdmaterial wie Erdantragungen, anhaftende Haare
Anale Verletzungen: Hämatome, Einblutungen oder insbesondere radiäre Fissuren, bei sexuellem
Missbrauch v. a. (in Steinschnittlage) zwischen 5 und 7 Uhr
Extragenitale Verletzungen (v. a. durch Abwehrhandlungen oder Anwendung körperlicher Gewalt):
Monokel- und/oder Brillenhämatom
Griffspuren: Hämatome an den Oberarmen (Griffhämatome)
Abwehrverletzungen: Hämatome an den Streckseiten der Unterarme
Widerlagerverletzungen bei Rückenlage des Opfers: Hämatome an der Körperrückseite über
prominenten Knochenpartien (z. B. Schulterblätter)
Drossel- und/oder Würgemale (Schmerzen beim Schlucken, heisere Stimme)
Stauungsblutungen (Petechien) in der Haut der Augenlider, den Lidbindehäute, der Schleimhaut
des Mundvorhofes sowie der Gesichtshaut bei komprimierender Gewalt gegen Hals
Verletzungen durch Zuhalten des Mundes (kleine Haut- und Schleimhautunterblutungen,
Einrisse in den Mundwinkeln), ev. Zahnabbrüche
Hämatome bzw. Schürfungen an den Innenseiten der Oberschenkel
Verletzungen der Brustregion; ggf. Bissspuren des Täters
Kratzspuren beim Täter (Hautreste des Täters unter den Fingernägeln des Opfers > wenn
durch Geschädigte angegeben, dann Fingernägel schneiden und asservieren!)
Verletzungen durch gewaltsames Entkleiden (Herunterreißen der Kleidung)
! DD selbstbeigebrachte Verletzungen (siehe oben) verdächtig: an gut selbst zu erreichenden
parallel angeordnete Verletzungen, gleich in Form/Eindringtiefe/Richtung
Asservieren:
Spuren an Opfer und potentiellem Täter sichern!
- Bei der Tat getragene Kleidung > trocken in Papiertüte lagern
- Urin + Blutprobe (Alkohol, Drogen, Medikamente; Serologie: TPHA (Treponema
pal-HCG, HBs-AG, Anti-HBs (ev. HIV mit gesonderter Einwilligung)
- Speichel, evtl. Mundspülflüssigkeit/Mundschleimhautabstrich
- Frau: Abstriche von Hautberührungspunkten, Vulva, dann Vagina (vorderes,
hinteres Scheidengewölbe), Muttermund, perianal, rektal
- Mann: Abstriche von Hautberührungspunkten, Penisschaft, Eichel insb. Corona,
Hodensack > sterile Wattetupferabriebe feucht, danach trocknen lassen
- Verklebte Haare (Kopf-, Scham- oder Rumpfhaare)
- Durch Auskämmen gewonnene Schamhaare einschl. Kamm (Fremdhaare?)
- Fingernägel bzw. Material unter Fingernägeln
- l übertragbarer Erkrankungen (HIV,
Hepatitis auch: Gonorrhoe, Trichomoniasis), ggf. Postexpositionsprophylaxe
Sperma-Nachweis oral und anal u. U. nur wenige Minuten, vaginal 2-3 Tage, im Leichnam u. U.
viele Wochen nachweisbar, dabei jeweils entscheidend: wann war letzter gewollter
Geschlechtsverkehr?
Script RECHTSMEDIZIN Institut für Rechtsmedizin Leipzig (Stand 2011) 24