2,8 mb - Ludwig-Maximilians-Universität München
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0 1 • 2 0 0<br />
MünchnerUni Magazin<br />
Z E I T S C H R I F T D E R L U D W I G · M A X I M I L I A N S · U N I V E R S I T Ä T M Ü N C H E N<br />
PROFILE<br />
NETZWERK<br />
FÜR DIE ZUKUNFT<br />
PROFILE<br />
KLUG DER KOPF,<br />
FIT DER KÖRPER<br />
HOCHSCHULRANKINGS<br />
AUF DER SUCHE NACH<br />
DER BESTEN UNI<br />
PRO & CONTRA<br />
MUSS ERFOLG-<br />
REICHE FORSCHUNG<br />
INTERDISZIPLINÄR<br />
SEIN ?
EDITORIAL<br />
PREISWÜRDIGE KOMMUNIKATION<br />
1M UM 01 | 2006 E DITORIAL<br />
Hochschulmagazine sind ein wichtiges Element in der Öffentlichkeitsarbeit<br />
von <strong>Universität</strong>en und haben trotz Internet und Onlinemedien<br />
nicht an Bedeutung verloren: Interessante und aktuelle<br />
Themen, journalistisch ansprechend aufbereitet, informieren den<br />
Leser, schaffen Aufmerksamkeit und Vertrauen und vertiefen den<br />
kontinuierlichen Dialog zwischen Hochschule und außeruniversitärer<br />
Öffentlichkeit sowie die Identifikation der Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter mit der Institution. Die Magazine spiegeln das Selbstverständnis<br />
der Hochschulen wider: Freunde der <strong>Universität</strong> und die<br />
interessierte Öffentlichkeit, Alumni, politische Repräsentanten, Vertreter<br />
der Wirtschaft und nicht zuletzt die Lehrenden, Studierenden<br />
und Mitarbeiter erhalten durch ein Magazin Einblicke in die facettenreiche<br />
Welt der Wissenschaft und Forschung, in hochschulpolitische<br />
Themen und Diskussionen und erfahren Wissenswertes über<br />
wichtige Ereignisse und den Alltag an einer Hochschule.<br />
Die rasanten hochschulpolitischen Entwicklungen und Veränderungsprozesse,<br />
welche die Hochschullandschaft in Deutschland derzeit<br />
prägen, geben den Unimagazinen eine neue Rolle: Sie müssen<br />
mit dazu beitragen, diese Prozesse transparent zu machen. Nach<br />
Ansicht der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) sollen Hochschulmagazine<br />
„Schaufenster der Hochschule nach außen und Plattform<br />
der Interessen von Studierenden, Professoren und Mitarbeitern nach<br />
innen“ sein.<br />
Ob Magazine deutscher Hochschulen diesen Anspruch überhaupt erfüllen,<br />
wollten die HRK und die Wochenzeitung DIE ZEIT wissen, als<br />
sie im vergangenen Jahr den „Preis für das beste deutsche Hochschulmagazin“<br />
auslobten. Rund 100 Bewerbungen gingen ein, dabei<br />
waren natürlich auch das „MünchnerUni Magazin“ und die Forschungspublikation<br />
„Einsichten – Berichte zur Forschung an der<br />
LMU“. Beide Printmedien der LMU schafften es in die Endrunde und<br />
wurden als beispielgebend ausgezeichnet. Die hochkarätig besetzte<br />
Jury lobte insbesondere die treffend eingesetzten Stilformen, die grafische<br />
Gestaltung sowie die innovativen Themen. Damit wird auf eindrucksvolle<br />
Weise belegt, dass die LMU großen Wert auf qualitativ<br />
hochwertige Kommunikation mittels Printpublikationen legt, wenngleich<br />
die Gesamtstrategie in der Kommunikation der LMU noch weiter<br />
ausbaufähig ist. Derzeit überlegen wir Möglichkeiten und Strategien,<br />
wie wir die einzelnen Zielgruppen noch konkreter ansprechen<br />
können.<br />
Das Thema Kommunikation bildet den Schwerpunkt in der vorliegenden<br />
Ausgabe von MUM. In den vergangenen Jahren ist das öffentliche<br />
Interesse an hochschulrelevanten Themen in vielen Medien<br />
deutlich gestiegen.<br />
Ein Beispiel hierfür sind Hochschulrankings. Viele namhafte Zeitungen<br />
und Magazine warten mit eigenen Ranglisten deutscher Hochschulen<br />
auf. Der MUM-Titel zeigt einen Querschnitt durch die wichtigsten<br />
dieser Rankings und ermöglicht einen Blick auf ihren unterschiedlichen<br />
Stellenwert. Eine neue Rubrik in MUM spricht eine wichtige<br />
Zielgruppe direkt an: die Alumni. Viele ehemalige Absolventen,<br />
die erfolgreich im Arbeitsleben stehen, halten Kontakt zu ihrer Alma<br />
Mater und helfen Studierenden beispielsweise bei der Orientierung<br />
im Dickicht der beruflichen Perspektiven und Möglichkeiten. Zudem<br />
fungieren sie als eine Art Mittler zwischen Hochschule und Arbeitswelt<br />
und engagieren sich beim Aufbau wichtiger Kontakte. MUM<br />
stellt die zahlreichen Alumni-Vereine an der LMU in einer neuen<br />
Folge von Portraits vor.<br />
Kommunikation ist für die Wissenschaft unabdingbar. In dieser und<br />
den folgenden Ausgaben stellen wir daher Wissenschaftler als „Kommunikatoren“<br />
vor, d.h. Forscherinnen und Forscher, die komplexe<br />
wissenschaftliche Sachverhalte verschiedenen Zielgruppen gut verständlich<br />
machen können. Solche Wissenschaftler sind zunehmend<br />
gefragt. MUM porträtiert LMU-Professorinnen und Professoren, die<br />
es sich zur Aufgabe machen, über die Forschung nicht nur mit anderen<br />
Experten zu kommunizieren, sondern eine breite Öffentlichkeit<br />
an die Fragen und Ergebnisse ihrer Wissenschaft heranzuführen.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!<br />
Professor Dr. Friederike Klippel<br />
Prorektorin der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong>
MUM 01 | 2006 NEWS<br />
2<br />
■ LMU-REKTOR HUBER<br />
WIEDERGEWÄHLT<br />
Professor Bernd Huber ist als<br />
Rektor der LMU <strong>München</strong> mit<br />
großer Mehrheit wiedergewählt<br />
worden. Das Wahlgremium ist am<br />
19. Januar 2006 dem Wahlvorschlag<br />
des Senats mit 58 von 61<br />
NEWS<br />
abgegebenen Stimmen gefolgt.<br />
Wahlberechtigt sind die Mitglieder<br />
des Erweiterten Senats und<br />
der Vorsitzende des Hochschulrats der LMU sowie dessen Stellvertreter.<br />
Die zweite Amtszeit von Rektor Huber beginnt am 1. Oktober<br />
2006 und dauert vier Jahre.<br />
Bernd Huber, geboren 1960 in Wuppertal, ist Professor für Finanzwissenschaft<br />
und seit Oktober 2002 Rektor der LMU <strong>München</strong>. Nach<br />
dem Abitur 1979 studierte er Volkswirtschaftslehre an der <strong>Universität</strong><br />
Gießen und schloss im Jahr 1984 mit dem Diplom ab. 1988 folgte die<br />
Promotion an der <strong>Universität</strong> Würzburg und 1994 die Habilitation. Auf<br />
den Lehrstuhl für Finanzwissenschaft an der LMU wurde Huber im<br />
Jahr 1994 berufen. Von 1995 bis 2000 war er Mitglied der Haushaltskommission<br />
der LMU und von 2000 bis 2002 Dekan der Volkswirtschaftlichen<br />
Fakultät. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter<br />
anderem im Bereich der Staatsverschuldung und der Steuerpolitik.<br />
Er ist stellvertretender Vorsitzender im Wissenschaftlichen Beirat<br />
beim Bundesministerium der Finanzen. Professor Huber ist verheiratet<br />
und hat zwei Kinder.<br />
■ dir<br />
■ LMU ERFOLGREICH BEIM VORENTSCHEID IM<br />
EXZELLENZWETTBEWERB<br />
Die LMU hat im Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder zur<br />
Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen<br />
die nächste Stufe erreicht. Die gemeinsame Kommission der<br />
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Wissenschaftsrats<br />
hat die LMU aufgefordert, in allen drei vorgesehenen Förderlinien<br />
der Exzellenzinitiative Anträge einzureichen. Die LMU geht mit<br />
Anträgen für zwei Graduiertenschulen und vier Exzellenzcluster ins<br />
Rennen und erfüllt damit die Voraussetzung, um sich auch in der dritten<br />
Förderlinie mit ihrer Zukunftsstrategie um den Status einer „Spitzenuniversität“<br />
zu bewerben. „Wir haben mit unseren Antragsskizzen<br />
zur Spitzenforschung bewiesen, dass wir uns im harten Wettbewerb<br />
auf vielen Feldern behaupten können“, sagt LMU-Rektor Professor<br />
Bernd Huber. „Wir sind fest entschlossen, uns in der jetzt anstehenden<br />
Antragsphase erfolgreich durchzusetzen.“<br />
Forschergruppen aus den Gebieten der zellulären und systemischen<br />
Neurowissenschaft, der theoretischen Neurobiologie, der Cognitive<br />
Neuropsychology sowie der Neurophilosophie verbindet die „Graduate<br />
School of Systemic Neurosciences GSN Munich“. Sie ist eine<br />
der beiden Graduiertenschulen der LMU, die weiter im Rennen sind.<br />
Die zweite Schule, die Graduate School of Science LMU (GSS LMU ) wird<br />
von den naturwissenschaftlichen Fakultäten der LMU gemeinsam<br />
beantragt. Graduiertenschulen sollen den Plänen nach ein Qualitätsinstrument<br />
zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sein<br />
und dem Prinzip der Qualifizierung herausragender Doktorandinnen<br />
und Doktoranden innerhalb eines exzellenten Forschungsumfelds<br />
folgen. Jede Graduiertenschule soll pro Jahr eine Million Euro<br />
bekommen.<br />
In der zweiten Linie sollen so genannte Exzellenzcluster gefördert<br />
werden: international sichtbare und konkurrenzfähige Forschungsund<br />
Ausbildungseinrichtungen, die wissenschaftlich gebotene Vernetzung<br />
und Kooperation ermöglichen. Die Exzellenzcluster sollen<br />
wichtiger Bestandteil der strategischen und thematischen Planung einer<br />
Hochschule sein und etwa 6,5 Millionen Euro pro Jahr erhalten.<br />
Vier solcher Cluster gehen in den Wettbewerb: Das Munich Center<br />
for Integrative Protein Science (CIPSM), die Nanosystems Initiative<br />
Munich (NIM), das Munich Center for Advanced Photon Science<br />
(MAP) sowie Innovation – Tracing Patterns of Competence, Competition<br />
and Governance INTRAC.<br />
Die LMU will die Förderung im Rahmen der Initiative nutzen, um ihren<br />
Status als herausragende deutsche Forschungsuniversität international<br />
auszubauen. Bei der Bewerbung in der dritten Förderlinie um innovative<br />
Zukunftskonzepte wird die LMU eine umfassende Gesamtstrategie<br />
„LMUexcellent: Working Brains – Networking Minds – Living<br />
Knowledge“ zum Ausbau von wissenschaftlicher Exzellenz vorlegen,<br />
die alle Bereiche von Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung<br />
sowie Management durchzieht.<br />
Die Exzellenzinitiative, die im Juni des vergangenen Jahres von Bund<br />
und Ländern zur Förderung der Spitzenforschung in Deutschland ins<br />
Leben gerufen wurde, ist bis zum Jahr 2011 mit 1,9 Milliarden Euro<br />
dotiert, wovon der Bund 75 Prozent finanziert. Die Summe verteilt<br />
sich auf die drei Förderlinien Graduiertenschulen, Exzellenzcluster<br />
sowie Zukunftskonzepte universitärer Spitzenforschung. ■ dir<br />
AUS DER REDAKTION<br />
■ AUSZEICHNUNG FÜR „MUM“ UND „EINSICHTEN“<br />
Die Hochschulrektorenkonferenz und die Wochenzeitung DIE ZEIT haben<br />
erstmals im Jahr 2005 den „Preis für das beste deutsche Hochschulmagazin“<br />
ausgeschrieben. Unter den rund 100 Bewerbungen waren<br />
sowohl das Münchner Uni Magazin (MUM) als auch der Forschungsband<br />
„Einsichten – Berichte zur Forschung an der LMU“.<br />
Beide gelangten neben den Publikationen weiterer drei <strong>Universität</strong>en<br />
in die Endausscheidung und wurden als beispielgebend ausgezeichnet.<br />
Das Publikationskonzept der TU Berlin belegte den ersten Platz. ■ cg
■ KINDERBETREUUNG<br />
„CAMPUSKINDER“ ERÖFFNET<br />
MUM 01 | 2006 ESSAY<br />
4<br />
Was tun, wenn die Tagesmutter<br />
krank ist oder wenn die Oma<br />
während der Vorlesung nicht auf<br />
den Nachwuchs aufpassen kann?<br />
Studierende und Mitarbeiter der<br />
LMU mit Kindern stellen solche<br />
NEWS<br />
Situationen vor massive Probleme.<br />
Abhilfe schaffen jetzt die<br />
„Campuskinder“. Die Kinderbetreuungseinrichtung<br />
direkt am Hintereingang des LMU-Hauptgebäudes<br />
bietet eine stundenweise Betreuung von Kindern zwischen<br />
eineinhalb und sechs Jahren an. Am 8. Nove<strong>mb</strong>er 2005 wurde das Kooperationsprojekt<br />
von LMU und Studentenwerk feierlich eröffnet.<br />
„Dieses Angebot passt sich den Bedürfnissen vieler Familien an“, betonte<br />
LMU-Rektor Professor Bernd Huber bei der Eröffnung. Laut Geschäftsführer<br />
des Studentenwerks <strong>München</strong>, Armin Rosch, unterbricht<br />
fast jeder zweite Studierende mit Kind sein Studium, um für<br />
den Nachwuchs zu sorgen.<br />
■ gra<br />
■ GESCHWISTER-SCHOLL-PREIS 2005 FÜR NECLA KELEK<br />
Für ihr Buch „Die fremde Braut“ erhielt die deutsch-türkische Soziologin<br />
Necla Kelek den diesjährigen Geschwister-Scholl-Preis der Stadt<br />
<strong>München</strong> und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Landesverband<br />
Bayern. In „Die fremde Braut“ prangert Necla Kelek die<br />
Praxis der Zwangsverheiratung und arrangierter Ehen an, wie sie in<br />
der muslimisch-türkischen Gesellschaft in Deutschland nicht ungewöhnlich<br />
sind. Bei der Preisverleihung am 14. Nove<strong>mb</strong>er in der<br />
Großen Aula der LMU erklärte der Laudator Dr. Heribert Prantl, Ressortleiter<br />
Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung, dass durch die importierten<br />
Bräute „ein archaischer Begriff von Ehre gepflegt und ein<br />
Familienbild tradiert wird, das mit dem Grundgesetz nichts zu tun<br />
hat“. In ihrer Dankesrede forderte Necla Kelek die Deutschen auf, mutig<br />
Missstände anzuprangern, auch wenn es um Menschen anderer<br />
Kulturen geht.<br />
Die Preisverleihung ist in diesem Jahr Teil einer ganzen Reihe von<br />
5 Die deutsch-türkische Soziologin Necla Kelek prangert in ihrem Buch<br />
„Die fremde Braut“ die Praxis der Zwangsverheiratung und arrangierter Ehen<br />
in der muslimisch-türkischen Gesellschaft in Deutschland an.<br />
1 Die Kinderbetreuung „Campuskinder“ wurde in der Amalienstraße, gleich<br />
hinter dem Hauptgebäude der LMU, im Nove<strong>mb</strong>er 2005 eröffnet.<br />
Veranstaltungen in Gedenken an die Geschwister Scholl. Am 17. Nove<strong>mb</strong>er<br />
wurde der Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ in der<br />
Großen Aula aufgeführt. Die Münchner Philharmoniker spielten am<br />
16. Januar unter der Leitung von Christian Thielemann exklusiv für<br />
Studierende Werke von Richard Strauss und Johannes Brahms zu Ehren<br />
der Weißen Rose. Am 23. Januar hielt der Ratsvorsitzende der<br />
Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Dr. Wolfgang Huber,<br />
die traditionelle Weiße-Rose-Gedächtnisvorlesung.<br />
■ ms<br />
■ LMU-BIBLIOTHEK FÜHREND BEI ONLINE-DISSERTATIONEN<br />
Im Ranking der elektronischen Dissertationen nimmt die LMU mit<br />
mittlerweile 2.500 Online-Publikationen einen Spitzenplatz in<br />
Deutschland ein. Für Dissertationen besteht in Deutschland Publikationspflicht.<br />
Erst mit der häufig sehr kostspieligen Veröffentlichung<br />
dürfen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Doktorgrad<br />
führen. Das Internet bietet sich gegenüber dem Druck als kostengünstige<br />
und einfache Publikationsplattform an und sorgt zudem für<br />
eine größere Reichweite: „Die Online-Dissertationen wurden im Jahr<br />
2005 vom Publikationsserver der <strong>Universität</strong>sbibliothek (UB) 715.000<br />
Mal herunter geladen“, freut sich Dr. Günter Heischmann, Leiter der<br />
UB, über die große Resonanz auf das Angebot. „Damit wurde jede<br />
Dissertation im Durchschnitt fast 300 Mal aufgerufen.“ Von elektronischen<br />
Dissertationen profitieren beide Seiten: Die Nutzer haben die<br />
Möglichkeit, jederzeit weltweit rasch auf die wissenschaftlichen Arbeiten<br />
unterschiedlichster Fächer zuzugreifen. Die Doktoranden können<br />
sich dadurch über eine signifikant höhere Wahrnehmung ihrer<br />
Arbeit freuen als bei gedruckten Werken.<br />
■ ms<br />
■ JURISTEN STÄRKEN ANWALTSSPEZIFISCHE AUSBILDUNG<br />
Die Juristische Fakultät der LMU hat mit der Rechtsanwaltskammer<br />
für den Oberlandesgerichtsbezirk <strong>München</strong> ein Kooperationsabkommen<br />
unterzeichnet. Ziel ist es, die Studierenden verstärkt auf<br />
anwaltliche Tätigkeiten vorzubereiten. Die Kammer stellt dazu<br />
Rechtsanwälte für die Lehre zur Verfügung und bezuschusst die anwaltsspezifischen<br />
Lehrveranstaltungen, die bis zu sechs Wochenstunden<br />
pro Semester umfassen können. Zudem sollen Forschungsprojekte<br />
und Promotionen zu anwaltlichen Themen initiiert<br />
werden.<br />
■ ms
46<br />
■ NEWS<br />
2 MELDUNGEN<br />
MUM 01 | 2006<br />
■ TITEL<br />
6 HOCHSCHULRANKINGS<br />
AUF DER SUCHE NACH DER BESTEN UNI<br />
■ ESSAY<br />
10 DIE PRAXIS DER STERBEHILFE<br />
DR. ALFRED SIMON, AKADEMIE FÜR ETHIK IN DER MEDIZIN,<br />
GÖTTINGEN<br />
■ PROFILE<br />
12 KOMMUNIKATOREN DER LMU<br />
AHNENFORSCHUNG AUF HÖCHSTEM NIVEAU<br />
HOCHSCHULRANKINGS<br />
AUF DER SUCHE NACH DER BESTEN UNI<br />
14 ALUMNIVEREINE AN DER LMU<br />
NETZWERK FÜR DIE ZUKUNFT<br />
16 MENTORINGPROGRAMM AN DER LMU<br />
TANDEM MIT PERSPEKTIVE<br />
5M UM 01 | 2006 I NHAL T<br />
17 NOBELPREIS FÜR THEODOR W. HÄNSCH<br />
„FAST MEHR, ALS MAN ERTRAGEN KANN”<br />
18 SPORTLER AN DER LMU<br />
KLUG DER KOPF, FIT DER KÖRPER<br />
20 NOTFALLMEDIZIN AN DER LMU<br />
ÄRZTE UND STUDIERENDE PROBEN DEN ERNSTFALL<br />
22 KOSMOS LMU<br />
ZEIT FÜR ZUKUNFTSPLÄNE<br />
PROFILE<br />
AHNENFORSCHUNG AUF<br />
HÖCHSTEM NIVEAU<br />
12<br />
24 PROPÄDEUTIKUM FÜR AUSLÄNDER<br />
PROFESSIONELLER EINSTIEG IN DEN UNI-ALLTAG<br />
25 LMUeMOTIONS IN DER UNILOUNGE<br />
VOM SPASS, MODERN ZU SEIN<br />
PROFILE<br />
NETZWERK FÜR DIE<br />
ZUKUNFT<br />
414<br />
26 KINDERUNI AN DER LMU<br />
WISSBEGIER ALS WINTERFREUDE<br />
■ FORUM<br />
27 PRO & CONTRA<br />
MUSS ERFOLGREICHE FORSCHUNG<br />
INTERDISZIPLINÄR SEIN ?<br />
■ MENSCHEN<br />
28 NEUBERUFEN<br />
30 PREISE & EHRUNGEN<br />
■ SERVICE<br />
35 TIPPS & TERMINE<br />
PROFILE<br />
LMUeMOTIONS<br />
425<br />
■ IMPRESSUM
MUM 01 | 2006 TITEL<br />
6<br />
HOCHSCHULRANKINGS<br />
AUF DER SUCHE NACH DER BESTEN UNI<br />
Hochschulrankings gibt es viele. Nach anfänglicher Ablehnung haben sie sich im Wissenschaftsbetrieb etabliert, dienen Studierenden<br />
als Orientierungshilfe bei der Studienwahl und für Hochschulen als Planungsinstrument. Doch welche sind die wichtigsten,<br />
wo haben sie ihre Schwächen? MUM hat sich einige nationale und internationale Rankings genauer angesehen.<br />
Als 1989 das erste Hochschulranking des SPIE-<br />
GEL erschien, war die Empörung in der akademischen<br />
Community groß: Dass externe Medien<br />
sich anmaßten, Dinge zu bewerten, die einen<br />
Kernbereich der wissenschaftlichen Selbstverwaltung<br />
tangierten, konnte und durfte nicht sein.<br />
Ziel des gewollt provokanten Rankings war es, den<br />
Studierenden eine Stimme zu geben und Druck<br />
auf die Akteure auszuüben, wieder Fahrt in<br />
den festgefahrenen Reformprozess zu bringen.<br />
Dem Vorbild der USA folgend, befragte der<br />
SPIEGEL damals 6.000 Studierende nach den<br />
Bedingungen an ihrer Alma Mater. Allerdings war<br />
die Methodik alles andere als ausgereift, die<br />
Datengrundlage nicht repräsentativ, und sie<br />
genügte keinesfalls den Anforderungen einer heute<br />
anerkannten Erhebungspraxis. „Edutainment“<br />
lautete denn auch der nicht ganz unzutreffende<br />
Vorwurf aus der Wissenschaft.<br />
Aber das Ha<strong>mb</strong>urger Magazin sorgte mit seiner<br />
Befragung für ein erhebliches Rauschen im deutschen<br />
Blätterwald, denn die öffentliche Stimmung<br />
in Deutschland schien reif für Hochschulrankings.<br />
Nicht zuletzt in der Hoffnung auf neue Leser warteten<br />
schon wenig später Stern, Handelsblatt,<br />
Wirtschaftswoche und Focus mit ihren – mehr<br />
oder weniger aussagekräftigen – eigenen Ranglisten<br />
auf. Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) informierte inzwischen mit einem<br />
eigenen Ranking darüber, wer erfolgreich Drittmittel<br />
für die Forschung einwerben konnte.<br />
Vor allem mit Gründung des Centrums für Hochschulentwicklung<br />
(CHE) durch die Bertelsmann-<br />
Stiftung und die Hochschulrektorenkonferenz im<br />
Jahr 1994 wurden Rankings auf eine professionelle,<br />
weil solidere empirische Basis gestellt. Wissenschaftliche<br />
Kriterien bei der Evaluation und<br />
neue Indikatoren kamen zur Anwendung. Neben<br />
der Reputation von Hochschulen bei den Studierenden<br />
und Professoren steigerten Struktur- und<br />
Forschungsindikatoren, unter anderem zu Studienzeiten,<br />
Zahl der Promotionen, der Publikationen<br />
oder zu Drittmitteln die Aussagekraft des Rankings<br />
und verringerten gleichzeitig seine Angriffsfläche.<br />
„Methodische Kritik von Seiten der<br />
Evaluierten war ab jetzt nicht mehr so leicht anzubringen“,<br />
sagt Stefan Hornbostel, Professor für<br />
Soziologie an der Hu<strong>mb</strong>oldt-<strong>Universität</strong> Berlin sowie<br />
Leiter des erst kürzlich gegründeten Bonner<br />
Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung<br />
(IFQ) der DFG. „Man musste jetzt<br />
schon elaborierter gegen ein Ranking und seine
7M UM 01 | 2006 T ITEL<br />
Methoden argumentieren.“ Der Experte – selbst<br />
ehemaliger CHE-Referent – konstatiert für diese<br />
Periode Mitte der 90er Jahre einen massiven Meinungswandel<br />
hinsichtlich der Rankings. Er sieht<br />
diese Entwicklung vor allem der zunehmenden<br />
Autonomie der Hochschulen und der Erkenntnis<br />
geschuldet, dass Rankings durchaus sinnvolle<br />
Hilfsmittel bei eigenen Strukturplanungen und<br />
Marketingaktivitäten sein können – letzteres vor<br />
allem, wenn man einen der oberen Rangplätze<br />
erreicht. „Es spielt für viele Hochschulen heute<br />
häufig keine Rolle mehr, in welchem, sondern<br />
nur noch ob sie in einem Ranking oben mit dabei<br />
sind“, kommentiert Hornbostel den massiven,<br />
jetzt gleichwohl etwas unkritisch in die entgegengesetzte<br />
Richtung ausschlagenden Meinungswandel.<br />
NAVIGATIONSINSTRUMENT RANKING<br />
Mittlerweile ist es für Hochschulen normal, gerankt<br />
zu werden und für Schüler und Studierende,<br />
Rankings als eine Art Navigationsgerät bei<br />
der Studienwahl zu nutzen. Laut einer Erhebung<br />
der Hochschul-Informations-System G<strong>mb</strong>H (HIS)<br />
in Hannover für das Wintersemester 2003/04 haben<br />
sich 63 Prozent aller Studienanfänger unter<br />
anderem über Rankings bei der Wahl des Studienorts<br />
und -fachs informiert. „Natürlich ist noch<br />
nicht klar, welchen Einfluss die Ranglisten letztlich<br />
auf die Entscheidungen haben, aber es ist<br />
sicher, dass man damit viele gute Studierende<br />
erreichen kann“, sagt Professor Hornbostel.<br />
Allerdings sind längst nicht mehr nur Studierende<br />
die Zielgruppe von Rankings. „Vermehrt<br />
setzen Hochschulen die Resultate für die eigene<br />
Strukturanalyse ein und potenzielle Arbeitgeber<br />
und Headhunter werten die Ergebnisse für die<br />
Planung von Recruiting-Events an Hochschulen<br />
aus“, erklärt Petra Giebisch, verantwortlich für<br />
das Hochschulranking des CHE. Eines ist deutlich:<br />
Rankings sind zu einem festen Bestandteil<br />
der Hochschullandschaft geworden. Sie bieten Orientierungsmöglichkeiten<br />
und sorgen für einen lebhaften Diskurs, welcher<br />
der Weiterentwicklung von <strong>Universität</strong>en und Fachhochschulen<br />
wichtige Impulse geben kann. So ist auch die Kritik an ihnen viel<br />
fundierter geworden. War sie in den Anfangsjahren vornehmlich<br />
emotional geprägt, so ist sie heute konstruktiv und wissenschaftlich.<br />
Mittlerweile nehmen Fachgesellschaften an der Entwicklung<br />
aussagekräftiger und belastbarer Indikatoren teil, Erhebungswerte<br />
werden mit hochschulinternen Daten abgeglichen.<br />
Dennoch weisen viele Rankings nach wie vor Schwachpunkte auf.<br />
So kritisieren manche Fachwissenschaftler und Evaluationsexperten<br />
etwa beim einflussreichen Ranking des Magazins Focus die<br />
mangelnde Transparenz der Indikatoren. Hier würden Erhebungsgrundlagen<br />
nicht veröffentlicht und Zitationszahlen in Prozente<br />
übersetzt, die schwer nachvollziehbar seien. Zudem sei der Reputationsindikator<br />
nicht fundiert genug: Die Urteile von Wissenschaftlern<br />
anderer Institutionen und Unternehmern zu einzelnen<br />
Hochschulen seien eher begrenzt aussagekräftig und sehr subjektiv,<br />
weil sie nur den gegenwärtigen Erfahrungshorizont widerspiegelten.<br />
Zudem führe der verhältnismäßig geringe Rücklauf zu<br />
mangelnder Repräsentativität der Umfragen. „Reputationsmerkmale<br />
sind nach Maßstäben einer empirischen Sozialforschung zumindest<br />
fragwürdig“, bestätigt auch Professor Hornbostel.<br />
Als renommiertestes gilt hierzulande das Hochschulranking des<br />
CHE, das von der Wochenzeitung DIE ZEIT veröffentlicht wird.<br />
Die Methodik des Gütersloher Instituts versucht ein möglichst differenziertes<br />
Spektrum abzubilden: So ist das Ranking – im Gegensatz<br />
zu vielen Medienevaluationen – ausschließlich fachbezogen<br />
und vergleicht die Hochschulen nicht als Ganzes, in dem es<br />
nur Ranglisten für Fächer erstellt. Demzufolge kann es in dieser<br />
Erhebung eine beste <strong>Universität</strong> nicht geben. „Die Hochschulen<br />
verfügen über spezifische Profile mit Stärken und Schwächen in<br />
verschiedenen Fächern“, erklärt Petra Giebisch. „Dieser Situation<br />
tragen wir in unserem Ranking Rechnung.“<br />
Das CHE-Hochschulranking ordnet die Hochschulen ähnlich einem<br />
Rating vielmehr in eine Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe<br />
und verhindert auf diese Weise, dass kleine Differenzen im Zahlenwert<br />
eines Indikators als Leistungs- und Qualitätsunterschied<br />
interpretiert werden. Auf Kritik stoßen auch hier die Studierendenbefragungen.<br />
Moniert wird die fehlende Repräsentativität aufgrund<br />
eines vergleichsweise geringen Rücklaufs und die Tatsa-
MUM 01 | 2006 TITEL<br />
8<br />
che, dass Studierende zumeist über wenig Vergleichsmöglichkeiten<br />
verfügen und somit – in der<br />
Tendenz – ihre Studiensituation häufig negativer<br />
einstufen als sie ist.<br />
GROSSE SORGFALT ERFORDERLICH<br />
Internationale Rankings sind noch schwieriger,<br />
weil hier zum einen vollkommen unterschiedliche<br />
Hochschulsysteme miteinander verglichen werden.<br />
Zum anderen sind die Indikatoren der Rankings<br />
zum Teil sehr allgemein und damit ungenau.<br />
Ein Beispiel hierfür ist das Forschungsranking der<br />
Jiao Tong University in Shanghai. Hier bleibt der<br />
Bereich der Lehre vollkommen ausgeklammert –<br />
für Studierende bieten die Ergebnisse somit keine<br />
Orientierung. Aber auch bei der Beurteilung<br />
von Forschungsleistungen einer <strong>Universität</strong> ergeben<br />
sich Schwierigkeiten aufgrund der langen Beobachtungszeiträume.<br />
So werden Nobelpreise bis<br />
zum Jahr 1911 zurückverfolgt, also im Ergebnis<br />
historische Forschungsleistungen mit denen jüngeren<br />
Datums vermischt. Das ist problematisch,<br />
weil es die Qualität der aktuellen Forschung verfälschend<br />
darstellt. Überdies geht aus dem Ranking<br />
lediglich hervor, welcher Hochschule ein<br />
Preisträger zur Zeit der Verleihung angehörte.<br />
Berücksichtigt wird nicht, an welcher Institution<br />
die „preiswerte“ Forschung stattgefunden hat.<br />
Problematisch ist auch der Zitationsindex – übrigens<br />
ein Indikator vieler Rankings –, der überwiegend<br />
englischsprachige Zeitschriften auswertet<br />
und darüber hinaus Veröffentlichungen in den<br />
renommierten Forschungsmagazinen Nature und<br />
Science fachlich oft nicht richtig zuordnet. Dieser<br />
Tatbestand führt zwangsläufig zu einer Verzerrung<br />
hin zu den Naturwissenschaften. „Beim Shanghai-<br />
Ranking, und nicht nur dort, werden die unterschiedlichen<br />
Publikationsgepflogenheiten etwa<br />
der Geistes-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />
nicht berücksichtigt“, sagt Stefan Hornbostel.<br />
„Germanisten publizieren etwa in nationalsprachlichen<br />
Monographien oder ein Ökonom, der<br />
sich mit speziellen Fragen zur deutschen Rentenversicherung<br />
auseinandersetzt, veröffentlicht<br />
nicht zwingend in englischer Sprache.“<br />
Auch das Ranking des Higher Education Supplement<br />
der TIMES krankt an der Zitationspraxis:<br />
Wie beim Shanghai-Ranking kommt es zu Verschiebungen<br />
zugunsten der Naturwissenschaften<br />
durch die ausschließliche Auswertung englischer<br />
Zeitschriftenartikel.<br />
„Ein internationaler Vergleich ist sicherlich sehr<br />
wichtig, aber man muss hier sehr viel Sorgfalt walten<br />
lassen“, so Ranking-Experte Hornbostel.<br />
HERAUSFORDERUNG BOLOGNA<br />
Eine große Herausforderung kommt mit dem Bolognaprozess<br />
und der damit verbundenen Umstellung<br />
auf Bachelor- und Masterstudiengänge in<br />
Deutschland auf die Ersteller von Rankings zu.<br />
Fakt ist, dass der Informations- und Orientierungsbedarf<br />
aufgrund der größeren Heterogenität<br />
der Studiengänge deutlich steigen wird, Rankings<br />
also immer wichtiger werden. Die Übergangsphase<br />
wird deshalb schwierig zu evaluieren, weil<br />
verschiedene Studiensysteme einander gegenüberstehen:<br />
Da gibt es noch die bisherigen<br />
Diplom- und Magisterstudiengänge, aber auch bereits<br />
erste Bachelor- und Masterstudiengänge,<br />
deren Struktur viel komplexer ist, als dies bisher<br />
der Fall war. „Bislang hat man die neuen Studiengänge<br />
bei den einschlägigen Rankings einfach<br />
herausgelassen, was in Zukunft nicht mehr möglich<br />
sein wird“, sagt Hornbostel.<br />
CHE-Referentin Petra Giebisch sieht das auch so,<br />
relativiert jedoch die bevorstehenden Probleme<br />
ein wenig: „Auf die Forschungsindikatoren wie<br />
Promotionen, Drittmittel oder die Publikationstätigkeit<br />
hat die Einführung der neuen Studiengänge<br />
in unserem Ranking keinen Einfluss.“
9M UM 01 | 2006 T ITEL<br />
Die Auswirkungen von Bologna bezögen sich neben<br />
der Studienorganisation aber vor allem auf die<br />
beiden Indikatoren Noten und Studiendauer. „Die<br />
Noten haben wir bisher nicht gerankt und werden<br />
dies auch so beibehalten.“ Sie bestätigt, dass der<br />
Indikator Studiendauer voraussichtlich für die<br />
nächsten zwei bis drei Jahre nicht erhoben werden<br />
kann, weil es noch zuwenig Bachelor- und<br />
Master-Absolventen und zudem parallel noch<br />
Diplom- und Magisterstudierende gibt, die ihr Studium<br />
in diesem Zeitraum beenden. Allerdings<br />
berücksichtigt das CHE zukünftig sehr wohl Indikatoren,<br />
die sich auf den Bachelor beziehen, so etwa<br />
die Praxisorientierung, Internationalisierung<br />
oder die Differenzierung zwischen Ein-Fach- oder<br />
Mehr-Fach-Studiengängen.<br />
Bei dem – trotz aller Schwachstellen – hohen Grad<br />
von Professionalität, den sich die Ranking-Branche<br />
in der vergangenen Dekade erworben hat,<br />
steht zu erwarten, dass es auch für die Bachelorund<br />
Masterstudiengänge künftig aussagekräftige<br />
Indikatoren geben wird. Eines wird jedenfalls<br />
deutlich: Hochschulrankings werden keinesfalls<br />
nur eine temporäre Modeerscheinung sein. Das<br />
zeigen auch die Bemühungen des Wissenschaftsrats,<br />
der im vergangenen Herbst eine Pilotstudie<br />
zu einem Forschungsrating in die Wege geleitet<br />
hat, das sich zunächst auf die Fächer Chemie und<br />
Soziologie konzentriert. Anders als bei den bisherigen<br />
Rankings sollen hier nicht nur Daten erhoben,<br />
sondern auch von international zusammengesetzten<br />
Gutachtergruppen bewertet werden –<br />
möglicherweise ein wichtiger Schritt, den Leistungsvergleichen<br />
zukünftig eine noch bedeutendere<br />
Rolle in der nationalen und internationalen<br />
Hochschullandschaft zuzuweisen. ■ cg<br />
WICHTIGE HOCHSCHULRANKINGS IM WEB<br />
Centrum für Hochschulentwicklung, Gütersloh<br />
www.che-ranking.de<br />
Focus-Ranking<br />
http://bildung.focus.msn.de/bildung/bildung/unilisten<br />
Ranking der Jiao Tong University, Shanghai<br />
http://ed.sjtu.edu.cn/ranking.htm<br />
Ranking TIMES Higher Education Supplement<br />
www.thes.co.uk/worldrankings/
ESSAY<br />
DIE PRAXIS DER STERBEHILFE<br />
MUM 01 | 2006 ESSAY<br />
10<br />
DR. ALFRED SIMON<br />
Akademie für Ethik in der<br />
Medizin, Göttingen<br />
Die Sterbehilfe steht im Spannungsfeld zwischen staatlichem Anspruch und individuellen<br />
Persönlichkeitsrechten, zwischen Medizin und Behandlungsabbruch, zwischen dem Retten von<br />
Leben und religiösen Aspekten. Entsprechend kontrovers wird sie hierzulande diskutiert. In den<br />
Niederlanden und Belgien wird sie bereits praktiziert. MUM veröffentlicht zu dieser Thematik<br />
einen Vortrag von Dr. Alfred Simon von der Akademie für Ethik in der Medizin in Göttingen, den<br />
er am 3. Nove<strong>mb</strong>er 2005 im Rahmen einer Diskussion im Münchner Kompetenzzentrum Ethik<br />
gehalten hat.<br />
Seitdem der Schweizer Sterbehilfeverein Dignitas Ende<br />
Septe<strong>mb</strong>er 2005 ein Büro in Hannover eröffnet hat,<br />
ist die Diskussion über Sterbehilfe in Deutschland voll<br />
im Gange. Während zahlreiche Vertreter aus Politik,<br />
Kirche und Ärzteschaft empört reagierten, rief der<br />
Ha<strong>mb</strong>urger Justizsenator und CDU-Politiker Roger<br />
Kusch dazu auf, neben der in Deutschland straffreien<br />
Beihilfe zum Suizid auch die aktive Sterbehilfe unter<br />
bestimmten Voraussetzungen zu ermöglichen. Kusch<br />
verwies dabei auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />
Forsa, nach der 74 Prozent der<br />
Deutschen eine Zulassung der aktiven Sterbehilfe befürworten.<br />
Eine von der Deutschen Hospizstiftung in<br />
Auftrag gegebene Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />
Emnid kam hingegen zu einem ganz anderen<br />
Ergebnis: Demnach befürworten nur 35 Prozent<br />
der Deutschen die aktive Sterbehilfe, während sich<br />
56 Prozent für Palliativmedizin und Hospizarbeit aussprechen.<br />
Ähnlich instrumentalisiert wie die öffentlichen Meinungsumfragen<br />
wird der Verweis auf die Sterbehilfepraxis<br />
in den Niederlanden und Belgien. In beiden<br />
Ländern sind seit einigen Jahren Gesetze in Kraft,<br />
die es Ärzten ermöglichen, das Leben schwerkranker<br />
Menschen auf deren Verlangen hin straffrei zu beenden.<br />
Während Befürworter der aktiven Sterbehilfe<br />
den offenen und transparenten Umgang mit dem Thema<br />
in diesen Ländern als vorbildlich loben, sehen<br />
Gegner ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.<br />
Ein nüchterner Blick auf die gesetzlichen Regelungen<br />
und die Praxis der Sterbehilfe in den Niederlanden<br />
und Belgien zeigt jedoch, dass weder die kritiklose<br />
Befürwortung noch die pauschale Verurteilung<br />
angemessene Reaktionen darstellen.<br />
Das niederländische Parlament hat im Frühjahr 2001<br />
ein Gesetz beschlossen, das Ärzten ermöglicht, unter<br />
Einhaltung gesetzlich vorgeschriebener Sorgfaltskriterien<br />
straffrei aktive Sterbehilfe zu leisten. Damit wurde<br />
eine seit Jahren existierende und von den Gerichten<br />
offiziell geduldete Praxis strafrechtlich geregelt.<br />
Das Gesetz regelt sowohl die Lebensbeendigung auf<br />
Verlangen als auch die Beihilfe zum Suizid. Beide<br />
Handlungen bleiben strafbar. Unter der Voraussetzung,<br />
dass der Arzt die gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Sorgfaltskriterien einhält und seine Handlung einer<br />
von insgesamt fünf regionalen Kontrollkommissionen<br />
für Sterbehilfe meldet, bleit er jedoch straffrei.<br />
Die Sorgfaltskriterien beinhalten, dass der Arzt sicher<br />
sein muss, dass der Patient seine Bitte freiwillig und<br />
nach reiflicher Überlegung gestellt hat. Der Wunsch<br />
nach Sterbehilfe muss Ausdruck eines vom Patienten<br />
selbst als aussichtslos und unerträglich empfundenen<br />
Leidens sein. Arzt und Patient müssen gemeinsam<br />
der Überzeugung sein, dass es keine andere Lösung<br />
gibt. Dies setzt voraus, dass der Arzt den Patienten<br />
über dessen Situation und Aussichten aufgeklärt hat.<br />
Ein zweiter, unabhängiger Arzt muss mit dem Patienten<br />
sprechen und das Vorliegen der genannten Kriterien<br />
schriftlich bestätigen. Nach Durchführung der<br />
Sterbehilfehandlung muss der Arzt sein Handeln der<br />
zuständigen Kontrollkommission schriftlich melden.<br />
Die Kommission prüft anhand dieses Berichts, ob die<br />
Sorgfaltskriterien eingehalten wurden. Gelangt sie zu<br />
einem positiven Ergebnis, wird der Fall zu den Akten<br />
gelegt und der Arzt schriftlich benachrichtigt, dass<br />
keine strafrechtlichen Schritte gegen ihn unternommen<br />
werden. Hat die Kommission Zweifel, wird der<br />
Fall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.<br />
Nach dem Bericht der Kontrollkommissionen wurden<br />
im Jahr 2004 insgesamt 1.886 Sterbehilfehandlungen<br />
gemeldet. In 1.714 Fällen ging es um Lebensbeendigung<br />
auf Verlangen, in 141 Fällen um Beihilfe zum<br />
Suizid und in 31 Fällen um eine Ko<strong>mb</strong>ination von beidem.<br />
Die überwiegende Mehrzahl der durch aktive
Sterbehilfe oder Beihilfe zum Suizid aus dem Leben<br />
geschiedenen Patienten litt an einer Tumorerkrankung.<br />
In den allermeisten Fällen wurde die Sterbehilfehandlung<br />
durch den Hausarzt zuhause beim<br />
Patienten durchgeführt. In Krankenhäusern und<br />
Pflegeheimen hingegen kam Sterbehilfe nur sehr<br />
selten vor. In vier der insgesamt 1.886 Fälle wurde die<br />
Staatsanwaltschaft eingeschaltet.<br />
Vergleicht man diese Zahlen mit den Ergebnissen<br />
einer landesweiten Studie aus dem Jahre 2001, die<br />
etwa 3.500 Fälle von Lebensbeendigung auf Verlangen<br />
und weitere 300 Fälle von Beihilfe zum Suizid zu<br />
Tage brachte, so ist davon auszugehen, dass nur<br />
etwa die Hälfte der tatsächlichen Sterbehilfehandlungen<br />
gemeldet werden.<br />
Zwei aktuelle Entwicklungen verdienen ferner Beachtung:<br />
2004 wurde erstmals ein Fall von Lebensbeendigung<br />
auf Verlangen bei einem Alzheimerpatienten<br />
gemeldet. Obwohl der Patient noch längere Zeit<br />
hätte leben können, sah die zuständige Kontrollkommission<br />
die Sorgfaltskriterien als erfüllt an. Anfang<br />
dieses Jahres wurde bekannt, dass zwischen 1997<br />
und 2004 insgesamt 22 Neugeborene mit Spina<br />
bifida (offener Rücken über der Wirbelsäule, an dem<br />
Rückenmark zutage tritt) und/oder Hydrocephalus<br />
(Überdruck im Kopf als Folge einer gestörten Regulierung<br />
des Gehirnwasserflusses) auf Verlangen der<br />
Eltern getötet wurden. In allen Fällen wurden die Ermittlungen<br />
seitens der Staatsanwaltschaft eingestellt.<br />
Pressemitteilungen zufolge plant das niederländische<br />
Justizministerium ein Gesetz, das auch diese Form<br />
der Sterbehilfe unter bestimmten Voraussetzungen<br />
ermöglichen soll.<br />
Als zweites Land der Welt hat Belgien im Mai 2002<br />
ein Gesetz beschlossen, dass die Lebensbeendigung<br />
auf Verlangen ermöglicht. Das belgische Gesetz ist<br />
dem niederländischen in großen Teilen ähnlich: Wie<br />
in den Niederlanden ist ein freiwilliges, wohl überlegtes,<br />
andauerndes und unbeeinflusstes Verlangen<br />
des Patienten nötig. Das physische oder psychische<br />
Leiden des Patienten muss unerträglich, andauernd<br />
und unheilbar sein. Der Arzt muss sich vor Durchführung<br />
der Sterbehilfe mit einem zweiten, unabhängigen<br />
Arzt beraten und die durchgeführte Handlung<br />
einer Bundeskommission für die Kontrolle und<br />
Evaluation des Sterbehilfe-Gesetzes melden.<br />
Es gibt aber auch einige entscheidende Unterschiede:<br />
Zunächst ist der behandelnde Arzt verpflichtet,<br />
dem Patienten die Möglichkeiten der Palliativmedizin<br />
aufzuzeigen. Zudem ist er gehalten, Kontakt zu<br />
den Angehörigen und einem möglicherweise vorhandenen<br />
Pflegeteam aufzunehmen und mit diesen<br />
über den Patientenwunsch zu sprechen. Ferner verlangt<br />
das Gesetz, dass dieser schriftlich fixiert und zu<br />
den Krankenakten gelegt wird. Ist der Patient dazu<br />
nicht mehr in der Lage, so übernimmt dies eine volljährige<br />
Person seiner Wahl. Es besteht auch die Möglichkeit<br />
einer antizipierten Sterbehilfeerklärung. Der<br />
in der Öffentlichkeit am meisten wahrgenommene<br />
Unterschied besteht jedoch darin, dass der Patient<br />
nach belgischem Recht nicht in absehbarer Zeit sterben<br />
muss. Es genügt bereits, wenn er unheilbar krank<br />
ist, sein Tod aber zeitlich noch weit entfernt. In diesem<br />
Fall ist zwischen dem schriftlich dokumentierten<br />
Wunsch nach Sterbehilfe und der Durchführung derselben<br />
eine Wartefrist von einem Monat vorgeschrieben.<br />
Im Septe<strong>mb</strong>er 2004 hat die Bundeskommission erste<br />
Zahlen veröffentlicht: Demnach wurden von Septe<strong>mb</strong>er<br />
2002 bis Deze<strong>mb</strong>er 2003 259 Fälle von Tötung<br />
auf Verlangen gemeldet. In 91,5 Prozent dieser Fälle<br />
war der Patient als terminal, in 8,5 Prozent als nicht<br />
terminal eingestuft. 41 Prozent der Sterbehilfehandlungen<br />
wurden zu Hause beim Patienten, 54 Prozent<br />
in Krankenhäusern und fünf Prozent in Pflegeheimen<br />
durchgeführt. 80 Prozent der gemeldeten Fälle ereignete<br />
sich im flämischen Teil Belgiens, 20 Prozent<br />
im wallonischen. Dieses Ergebnis dürfte auf die kulturellen<br />
Unterschiede dieser beiden Landesteile<br />
zurückzuführen sein.<br />
Nach einer Studie gab es 1998 circa 640 Fälle von<br />
Tötung auf Verlangen in Flandern. Da bis Deze<strong>mb</strong>er<br />
2003 – also 15 Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes<br />
– in ganz Belgien nur 259 Fälle gemeldet wurden,<br />
muss man davon ausgehen, dass die Mehrzahl der<br />
Sterbehilfefälle von den belgischen Ärzten nicht gemeldet<br />
wird.<br />
Die gesetzlichen Reglungen in den Niederlanden und<br />
Belgien verfolgen das Ziel, die Praxis der aktiven Sterbehilfe,<br />
die nachweislich auch in anderen Ländern<br />
existiert, transparenter zu gestalten, und die Lebensbeendigung<br />
auf Verlangen als letzten Ausweg für<br />
schwerstkranke Menschen zu ermöglichen, deren<br />
Leiden durch andere Maßnahmen nicht mehr zu lindern<br />
ist. Dieses Ziel ist – unabhängig davon, wie man<br />
persönlich dazu stehen mag – als Versuch, moralisch<br />
verantwortlich mit diesem Problem umzugehen, zu<br />
respektieren.<br />
Die Praxis in beiden Ländern zeigt jedoch, dass dieses<br />
Ziel nur zum Teil erreicht wurde. Ein grundlegendes<br />
Problem besteht in der geringen Meldebereitschaft<br />
der Ärzte. Selbst in den Niederlanden,<br />
wo die Praxis der aktiven Sterbehilfe seit gut 20 Jahren<br />
von den Gerichten geduldet wird, wird nur etwa<br />
jede zweite Sterbehilfehandlung gemeldet. Man darf<br />
annehmen, dass insbesondere jene Fälle, in denen<br />
die Sorgfaltskriterien nicht in vollem Umfang erfüllt<br />
sind, nicht gemeldet werden. Dies stellt die Funktion<br />
der Kontrollkommissionen und mit ihr die Effektivität<br />
der gesetzlichen Regelungen als solche erheblich in<br />
Frage. Ein weiteres Problem besteht in der schleichenden<br />
Ausweitung der „Indikation“ zur Sterbehilfe.<br />
Während Sterbehilfe ursprünglich als Ultima-Ratio-<br />
Lösung für Patienten gesehen wurde, deren Leiden<br />
auf keine andere Weise mehr gelindert werden kann,<br />
zeigt die Praxis, dass die aktive Sterbehilfe im Falle<br />
ihrer gesetzlichen Zulassung nicht auf diese enge<br />
Patientengruppe beschränkt bleibt. Die gesellschaftliche<br />
Akzeptanz dieser Lösung führt vielmehr dazu,<br />
dass sie auch von anderen (Patienten-)Gruppen, wie<br />
psychisch Kranken, oder Eltern für ihre behinderten<br />
Neugeborenen eingefordert wird.<br />
Ob diese Erfahrungen in Summe nun für oder gegen<br />
eine gesetzliche Zulassung der aktiven Sterbehilfe<br />
sprechen, kann und muss jeder für sich beurteilen.<br />
Ich persönlich respektiere den Weg, den die Niederländer<br />
und Belgier in dieser Frage eingeschlagen<br />
haben, lehne ihn aber für Deutschland ab.<br />
MUM 01 | 2006 ESSAY<br />
11
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
12<br />
KOMMUNIKATOREN<br />
AHNENFORSCHUNG<br />
AUF HÖCHSTEM NIVEAU<br />
Der Astrophysiker Professor Harald Lesch von der LMU ist ein<br />
gefragter Experte in Wissenschaftssendungen des öffentlichrechtlichen<br />
Fernsehens. Nicht ohne Grund: Mit Eloquenz und<br />
Sprachwitz vermag er komplexe wissenschaftliche Inhalte einem<br />
breiten Publikum zu vermitteln.<br />
Perry Rhodan sei Dank! Der Weltraumheld hat nicht nur unzählige<br />
Male das Universum gerettet, sondern mittelbar auch dafür gesorgt,<br />
dass wir jeden Mittwoch um 22.45 Uhr in der Sendung Alpha-Centauri<br />
des TV-Senders BR Alpha eine Viertelstunde einen spannenden<br />
Einblick in die astronomischen und physikalischen Kausalitäten erhalten<br />
und so einiges über unseren (und andere) Planeten erfahren.<br />
Wenn Perry Rhodan nicht gewesen wäre, hätte Harald Lesch wahrscheinlich<br />
nicht Astrophysik studiert und wäre so auch nicht zu einem<br />
gleichermaßen beschlagenen wie gefragten Moderator einer Wissenschaftssendung<br />
geworden. „Ich habe die Romane früher verschlungen“,<br />
sagt der Professor für Astrophysik an der LMU. „Obgleich<br />
natürlich Science-Fiction, haben sie mein Interesse geweckt, die Welt<br />
zu verstehen. Astronomie ist Ahnenforschung auf höchstem Niveau.“<br />
Hierin sieht der Wissenschaftler und Medienprofi auch einen Grund,<br />
warum die Astronomie auf so großes Interesse in der Öffentlichkeit<br />
stößt und dies nicht erst seit dem Einsteinjahr, das gerade zu Ende<br />
ging: „Durch die Astronomie können die Leute etwas über den Himmel<br />
erfahren, über die Welt und vielleicht auch über sich selbst“, erklärt<br />
Lesch, der die Sendung Alpha-Centauri bereits seit 1998 moderiert<br />
und trotz Ausstrahlung in einem Spartenkanal eine stetig<br />
wachsende Fangemeinde verzeichnen kann. Das verwundert<br />
zunächst, kommt die Studioausstattung der Sendung doch schon fast<br />
anmaßend karg daher: eine alte Tafel, noch ältere, zudem leere Schulbänke,<br />
ein offenbar das Universum darstellender Bluebox-Hintergrund<br />
und ansonsten nur der Professor, der das jeweilige Sendungsthema<br />
aber eben nicht – wie das Interieur vermuten lässt –<br />
oberlehrerhaft darreicht, sondern mit Sprachwitz und Stringenz anbietet.<br />
Man spürt die Begeisterung Leschs für sein Arbeitsgebiet, und<br />
er versteht es, diese Begeisterung auf sein Publikum zu übertragen.<br />
Professor Lesch verzichtet bewusst auf das Film-, Animations- und<br />
Grafikgewitter, mit dem sich TV-Wissenschaftssendungen zum Teil<br />
selbst zu übertreffen versuchen: „Informationen kann man am besten<br />
über Sprache transportieren. Viele Sendungen machen meiner<br />
Meinung nach den Fehler, dass sie den Zuschauer mit dem Einsatz<br />
zu vieler verschiedener Medien überfrachten – die Konzentration auf<br />
das Kernthema bleibt da auf der Strecke.“ Lesch will mit seiner medial<br />
asketisch aufbereiteten Wissenschaft Neugier bei seinen Zuschauern<br />
erzeugen – nicht mehr, nicht weniger. „Ich sehe die Sendung<br />
als ein Instrument der Aufklärung. Wenn sie hilft, dass jemand<br />
ein Buch in die Hand nimmt, um mehr zu erfahren, so habe ich mein<br />
Ziel erreicht.“<br />
Dass sie Aufklärer im klassischen Sinn sind, versucht Lesch auch den<br />
Studierenden zu vermitteln, die in seine Vorlesungen und Seminare<br />
kommen. „Ihr vertretet eine Branche und müsst ihr ganz bestimmtes<br />
Weltbild kompetent darstellen können“, versucht er den zukünftigen<br />
Astrophysikerinnen und -physikern einzuschärfen.<br />
BERÜHRUNGSÄNGSTE ÜBERWINDEN<br />
Wenn Lesch in seinen Sendungen über Relativitätstheorie, Paralleluniversen,<br />
über schwarze Löcher oder den Sachse-Wolfe-Effekt referiert,<br />
will er aber nicht nur für wissenschaftliche Themen begeistern.<br />
Es geht ihm auch darum, das Ansehen der Wissenschaft in der<br />
breiten Öffentlichkeit zu verbessern. „Bildungseinrichtungen werden<br />
gemeinhin etwas abschätzig behandelt. Viele Nicht-Akademiker lehnen<br />
sie mit dem Diktum ‚alles Faulenzer’ gar ab“, erläutert der 44-<br />
Jährige. Gesellschaftliche Akzeptanz erreiche man nur, wenn Wissenschaft<br />
interessant gemacht werde. „Die Forscher müssen erklären<br />
können, warum sie nicht Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater geworden<br />
sind.“ Der Astrophysiker wünscht sich deshalb mehr Kollegen,<br />
die auf die Öffentlichkeit zugehen. Natürlich verfügt nicht jeder<br />
über die Kamerafestigkeit und Bühnentauglichkeit eines Harald<br />
Lesch. Er ist sich aber sicher, dass die Bereitschaft in der Bevölkerung<br />
sehr groß ist, sich mit wissenschaftlichen Themen auseinanderzusetzen.<br />
Etwaige Berührungsängste ließen sich überwinden,<br />
wenn die Wissenschaftler beherzt den Anfang machen.<br />
Erst kürzlich erhielt Lesch die Medaille für Naturwissenschaftliche<br />
Publizistik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Nach dem<br />
Communicator-Preis 2005 der Deutschen Forschungsgemeinschaft
SERIE<br />
KOMMUNIKATOREN – DIE NEUEN AUFKLÄRER<br />
HARALD LESCH<br />
Harald Lesch, geboren 1960 in Gießen, studierte zunächst in<br />
Gießen, dann in Bonn Physik und promovierte hier auch. Von<br />
1988 bis 1991 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Landessternwarte<br />
Königstuhl in Heidelberg und von 1991 bis 1995<br />
am MPI für Radioastronomie in Bonn. 1992 war er Gastprofessor<br />
in Toronto. Lesch habilitierte sich 1994 an der <strong>Universität</strong> Bonn<br />
und ist seit August 1995 Professor für Theoretische Astrophysik<br />
an der LMU. Seit 2002 hat er zudem einen Lehrauftrag für<br />
Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie (SJ) in <strong>München</strong>.<br />
In seiner Forschung beschäftigt sich Harald Lesch mit<br />
relativistischer Plasmaphysik, schwarzen Löcher und Pulsaren,<br />
mit Bio-Astronomie sowie Naturphilosophie.<br />
Sie verstehen es besonders gut, komplexe wissenschaftliche<br />
Themen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.<br />
In einer Serie stellt MUM Kommunikatoren aus verschiedenen<br />
Fachbereichen der LMU vor.<br />
war dies die zweite wichtige Auszeichnung im vergangenen Jahr. „Ich<br />
habe mich über die Medaille deshalb so gefreut, weil sie die großartige<br />
Anerkennung meiner Arbeit durch meine Kollegen zeigt“, erklärt<br />
Lesch. Auch von Wissenschaftlern in seinem direkten Umfeld bekommt<br />
er positives Feedback: „Es macht mich schon ein bisschen<br />
stolz, wenn ein Kollege mir dafür dankt, dass ich seiner Frau erkläre,<br />
was er macht.“<br />
Mittlerweile ist Harald Lesch ein viel gefragter Wissenschaftler in den<br />
Medien. Neben Alpha-Centauri moderierte er bereits Sendungen für<br />
den Südwest Rundfunk, den Hessischen und Mitteldeutschen Rundfunk<br />
sowie für 3Sat. Demnächst startet er in BR Alpha mit einer neuen<br />
naturwissenschaftlich-philsophischen Sendung, in der er sich mit<br />
seinem Kollegen Wilhelm Vossenkuhl, Lehrstuhlinhaber für Philosophie<br />
an der LMU, über „Denker des Abendlandes“ im <strong>München</strong>er<br />
Abgussmuseum unterhält.<br />
Die enge Beziehung zwischen Astronomie und Philosophie liegt für<br />
Lesch auf der Hand: „Die Philosophie ist die Mutter aller Wissenschaften“,<br />
sagt der Astrophysiker, „und die Physik war lange Zeit experimentelle<br />
Philosophie. Man hat versucht, die Welt zu verstehen.<br />
Mit der Zeit haben sich dann beide Bereiche so diversifiziert, dass<br />
zwei Wissenschaften daraus entstanden sind.“ Leschs Auseinandersetzung<br />
mit philosophischen Fragestellungen schlägt sich auch in<br />
Vorlesungen beispielsweise zur Naturphilosophie nieder, die er regelmäßig<br />
an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in <strong>München</strong><br />
hält. „Da sich die Studierenden dort vor allem aus reinem Interesse<br />
mit der Philosophie beschäftigen, sind meine Vorlesungen<br />
höchst anregende Veranstaltungen mit einem enorm hohen Diskussionsniveau“,<br />
freut sich Lesch. Dabei geht es natürlich auch um Fragen<br />
der Menschheit nach der Schöpfung. In Bezug auf letztere konstatiert<br />
Lesch jedoch: „Als Naturwissenschaftler können wir keine<br />
Aussagen zu einer Schöpfung machen, keinen Gottesbeweis führen.“<br />
Die letzten Dinge bleiben also im Dunkel des Universums, und wenn<br />
es ein Harald Lesch nicht schafft Licht hinein zu bringen, wird auch<br />
ein Perry Rhodan nur schwerlich fündig.<br />
■ cg<br />
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
13
ALUMNIVEREINE AN DER LMU<br />
NETZWERK FÜR DIE ZUKUNFT<br />
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
14<br />
„Anglumni“ – die Neuschöpfung aus den Wörtern<br />
Anglistik und Alumni steht nicht nur für<br />
neologische Kreativität, sondern vor allem für<br />
einen Verein, der sich der Kontaktpflege zwischen<br />
Absolventen der Anglistik an der LMU<br />
und der Förderung Studierender verschrieben<br />
hat. MUM startet eine Serie von Berichten über<br />
die vielfältigen Aktivitäten von und für Alumni<br />
der LMU.<br />
Die Reflexion der Studienjahre kehrt im späteren<br />
Leben immer wieder. Zu bedeutsam war die Zeit,<br />
in der entscheidende Weichen für das spätere Arbeits-<br />
oder Privatleben gestellt wurden, zu reichhaltig<br />
die Erfahrungen, die diese Zeit geprägt haben,<br />
um sie unter der Rubrik „Gewesen und Vergessen“<br />
ad acta zu legen. Kein Wunder also, dass<br />
sich Absolventen gerne zurückerinnern und zunehmend<br />
Kontakt zu ihrer ehemaligen Alma Mater<br />
halten oder – getreu dem Motto, dass Wiedersehen<br />
den Abschied voraussetzt – wieder suchen.<br />
An der LMU wurden in den vergangenen<br />
Jahren eine ganze Reihe von Alumni-Vereinen ins<br />
Leben gerufen, die als Plattform für die Kontaktpflege<br />
zum Teil regen Zulauf erhalten. Den Kontakt<br />
zu anderen Ehemaligen und Studierenden<br />
aufrechtzuerhalten, haben sich auch die Freunde<br />
der Münchner Anglistik e.V. kurz „Anglumni<br />
LMU “, auf die Fahnen geschrieben.<br />
2003 gegründet, zählt der Verein mittlerweile 80<br />
Mitglieder, Tendenz steigend. Die Kontaktpflege<br />
ist zwar ein Haupt-, jedoch nicht das einzige Ziel:<br />
„Wir möchten ein Netzwerk aufbauen, das nicht<br />
nur den Austausch unter Ehemaligen, sondern<br />
vor allem Förderungs-, Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten<br />
für Studierende bietet“,<br />
sagt Sabine Lauber, Studienrätin an der Fachoberschule<br />
Landshut/Schönbrunn und Vorsitzende<br />
von Anglumni LMU . Der Trend wird deutlich:<br />
Für die berufliche Orientierung schon während<br />
des Studiums spielen Kontakte zu Ehemaligen in<br />
der Arbeitswelt eine wichtige Rolle, vor allem vor<br />
dem Hintergrund eines gerade für Geisteswissenschaftler<br />
stark differenzierten Arbeitsmarktes.<br />
„Fast ein Viertel unserer Mitglieder sind Studierende“,<br />
sagt Dr. Wolfgang Falkner, Stellvertreter<br />
von Sabine Lauber und Dozent am Institut für<br />
Englische Philologie der LMU. „Für sie, aber<br />
natürlich auch für alle anderen Studierenden,<br />
bieten wir Infoveranstaltungen etwa zum Thema<br />
Berufs- und Bewerbungschancen für Anglisten<br />
an“, erklärt er. Dabei profitieren die künftigen<br />
Absolventen vom geballten Know-how der berufstätigen<br />
Mitglieder, die als Übersetzer, Lehrer<br />
und Dozenten arbeiten oder in der IT-, Werbeund<br />
Medienbranche tätig sind. „Wir vermitteln<br />
Praktikumsplätze, fördern aber auch die Anschaffung<br />
von Büchern oder Software für das Institut,<br />
um die Studienbedingungen noch zu verbessern“,<br />
sagt Sabine Lauber. Ganz neu im Programm<br />
ist ein Bücherstipendium, das der Verein<br />
in diesem Winter erstmals an Studierende vergibt.<br />
Lauber: „Mittelfristig planen wir auch die<br />
Vergabe von Preisen und Stipendien für hervorragende<br />
studentische Leistungen.“<br />
VOLLES PROGRAMM<br />
Natürlich haben nicht nur die Studierenden einen<br />
Vorteil von der Mitgliedschaft bei Anglumni<br />
LMU . Neben der Kontaktpflege halten sich die<br />
Ehemaligen über die Entwicklung der Anglistik<br />
an der LMU auf dem Laufenden und wissen stets<br />
über den aktuellen Forschungsstand Bescheid.
SERIE<br />
Alumni-Vereine an der LMU<br />
An <strong>Universität</strong>en in den USA gehören Alumnivereine schon seit<br />
Jahrzehnten fest zur <strong>Universität</strong>skultur. Auch in Deutschland gewinnen<br />
Ehemaligenvereine zum Wohle der <strong>Universität</strong>en und Studierenden<br />
eine immer größere Bedeutung: Aktive Alumni stehen<br />
als Mittler zwischen Hochschule, Öffentlichkeit und Berufswelt<br />
und können Studierenden wichtige Hilfestellungen bei der künftigen<br />
Berufswahl geben. Auch an der LMU haben viele Fakultäten<br />
eigene Vereine oder Netzwerke. MUM stellt sie in einer Serie vor.<br />
„Wir laden unsere Mitglieder zu Veranstaltungen<br />
am Institut, etwa englischsprachigen Gastvorträgen<br />
oder Aufführungen der Drama Group ein“,<br />
so Falkner. Jahresbeiträge von 30 Euro für berufstätige<br />
Mitglieder und 15 Euro für Studierende<br />
sind bei dem Angebot ein mehr als fairer Betrag.<br />
Für die Veranstaltungen von Anglumni LMU<br />
kann der Verein auch auf die Hilfe der <strong>Universität</strong><br />
zählen: Die kostenfreie Nutzung von Hörsälen<br />
oder Räumen, die organisatorische Unterstützung<br />
durch Hochschulleitung, Professoren<br />
und Dozenten sind eine Selbstverständlichkeit.<br />
INFORMATIONEN ZU ANGLUMNI –<br />
FREUNDE DER MÜNCHNER ANGLISTIK E.V.<br />
Dr. Wolfgang Falkner, Institut für Englische Philologie<br />
Schellingstraße 3/Rgb.<br />
80799 <strong>München</strong><br />
Tel.: (089 / 21 80 - 16 87<br />
Fax: (089) / 21 80 - 33 99<br />
E-Mail: falkner@lmu.de<br />
Anglumni im Internet:<br />
www.anglumni.lmu.de<br />
„Man merkt deutlich, dass dem Thema Ehemalige<br />
an der <strong>Universität</strong> große Bedeutung zugemessen<br />
wird“, sagt Wolfgang Falkner.<br />
Einmal im Jahr treffen sich die Anglumni-Mitglieder<br />
zu einer Versammlung, lassen alte Zeiten<br />
aufleben, klären Organisatorisches und planen<br />
neue Aktionen. Sie halten aber auch intensive<br />
Kontakte zu anderen Alumnivereinen: Bei einem<br />
regelmäßig stattfindenden Runden Tisch der Alumni-Organisationen<br />
an der LMU werden Erfahrungen,<br />
Informationen und Anregungen für künftige<br />
Aktivitäten ausgetauscht.<br />
■ cg<br />
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
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MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
16<br />
MENTORINGPROGRAMM AN DER LMU<br />
TANDEM MIT PERSPEKTIVE<br />
Die Mentoren von Student und Arbeitsmarkt sind wie „gute Geister“<br />
für Studierende: Fest in der Arbeitswelt stehend, helfen sie<br />
diesen bei der Orientierung für den künftigen Beruf, geben Tipps<br />
und vermitteln Kontakte – gerade in Zeiten unsicherer Perspektiven<br />
ein wichtiger Vorteil. Vor allem Alumni sind prädestiniert als<br />
Mentoren, weil sie nicht nur den beruflichen Alltag, sondern auch<br />
das universitäre Umfeld ihres Mentees kennen.<br />
„Das Mentoring hat mir geholfen, trotz des schwierigen Arbeitsmarktes<br />
den Mut nicht zu verlieren und immer mit viel Optimismus in Bewerbungsgespräche<br />
zu gehen“, sagt Edda Hamm, die während ihres Studiums<br />
der Psychologie an der LMU auf den kompetenten Rat eines Mentors<br />
zählen konnte. Ob mit Tipps zu Bewerbungen oder bei der Suche<br />
nach Praktikumsplätzen – ihr Betreuer stand ihr bei allen wichtigen Fragen<br />
zur Seite, die über das reine Studium hinausgingen.<br />
Das Mentoringprogramm des Instituts Student und Arbeitsmarkt, an<br />
dem seit 2001 rund 500 Studierende teilgenomen haben, kommt gut an.<br />
Und das nicht nur bei den Mentees, auch die Mentoren sind begeistert.<br />
„Es macht Spaß, mit motivierten jungen Menschen die Zukunft zu planen<br />
und zu helfen, ihr Studium zielgerichtet zu gestalten“, sagt der Betriebswirt<br />
Martin Kiermaier, der seit über drei Jahren als Mentor tätig<br />
ist. „Dabei finden auch eigene Informations- und Lernprozesse statt, die<br />
persönlichen Nutzen bringen.“ Die Mentoren sind <strong>Universität</strong>sabsolventinnen<br />
und -absolventen – oftmals auch Alumni der LMU –, die sich<br />
erfolgreich im Berufsleben etabliert haben und dem akademischen<br />
Nachwuchs beratend und fördernd zur Seite stehen. Sie unterstützen<br />
die Mentees in vielfältiger Weise. Dazu gehören etwa Tipps zu Praktika<br />
und Stellen, Feedback zum persönlichen Auftreten, zu Stärken und<br />
Schwächen. Als wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Mentoring<br />
nennt Annette Tensil, Projektkoordinatorin vom Mentoringprogramm,<br />
die berühmte „Chemie“. Die müsse stimmen zwischen Mentor und Mentee,<br />
schließlich treffe sich das so genannte Tandem in einem Zeitraum<br />
von etwa zwei Jahren zu regelmäßigen Beratungsgesprächen. Wie genau<br />
diese aussehen, entscheiden Mentor und Mentee selbst: Ob persönliches<br />
Treffen, Firmenbesuch oder Telefonate, die Tandem-Partner<br />
sind ganz frei. Wenn es dennoch mal Fragen gibt oder irgendwelche<br />
Probleme anfallen, steht die Projektkoordinatorin zur Verfügung. Eine<br />
wichtige Anlaufstelle für potenzielle Mentees, die ihren Mentor in einem<br />
bestimmten Fachgebiet suchen, können auch die Alumnivereine der<br />
LMU sein, die es an verschiedenen Fakultäten bereits gibt. Sie haben<br />
beste Kontakte zu Ehemaligen mit fundierter Erfahrung im Arbeitsalltag.<br />
Zudem seien Alumni eine wichtige Zielgruppe für das Mentoringprogramm,<br />
wenn es darum geht, Studierende über die berufliche Praxis zu<br />
informieren, sagt Tensil. Alumni beraten noch auf eine weitere Weise:<br />
Sie stehen im Mittelpunkt der Informationsveranstaltungen „Berufschancen“,<br />
in denen Student und Arbeitsmarkt Studierende einzelner<br />
Fächergruppen über berufliche Möglichkeiten informiert (im Sommersemester<br />
2006 bei der Soziologie, Biologie, Pharmazie und Philosophie).<br />
Natürlich kann das Mentoringprogramm die erfolgreiche Vermittlung<br />
einer Mentorin oder eines Mentees nicht garantieren. Es hängt vielmehr<br />
davon ab, ob auf beiden Seiten das Erwartungsprofil zueinander passt.<br />
Hierzu müssen die potenziellen Partner vorab Angaben machen, aus<br />
denen wiederum anonymisierte Profile erstellt werden. Die Studierenden<br />
wählen dann aus den Mentorenprofilen ihre gewünschten Betreuer<br />
aus. Diese bekommen die Profile der Studierenden zugeschickt und<br />
geben ihrerseits an, ob sie sich ein Tandem vorstellen können. Wenn<br />
alles passt, bekommen die Studierenden schließlich die Kontaktdaten<br />
der Mentorin oder des Mentors. Aber es geht auch einfacher: auf der<br />
Kontaktbörse des Programms, die einmal in jedem Semester stattfindet.<br />
Hier lernen sich Mentor und Mentee ganz ohne Vorabinformationen<br />
kennen – vielleicht die bequemste und vor allem sicherste Variante, um<br />
ein erfolgreiches Tandem abzugeben.<br />
■ cg<br />
MENTORINGPROGRAMM DER LMU<br />
Potenzielle Mentoren und Mentees können sich beim Institut Student<br />
und Arbeitsmarkt an der LMU über eine eventuelle Zusammenarbeit<br />
informieren und sich anmelden.<br />
Annette Tensil<br />
Tel.: 089 / 2180-5215 (vormittags)<br />
E-Mail: mentoringprogramm@lmu.de<br />
Download-Möglichkeiten für Anmeldebögen<br />
gibt es unter www.s-a.uni-muenchen.de
NOBELPREIS FÜR<br />
THEODOR W. HÄNSCH<br />
„FAST MEHR, ALS<br />
MAN ERTRAGEN<br />
KANN“<br />
5 Festakt zu Ehren des Nobelpreisträgers am 10. Nove<strong>mb</strong>er 2005 an der<br />
LMU: Der Bayerische Innenminister Günter Beckstein, der Rektor der LMU,<br />
Professor Bernd Huber sowie der Dekan der Fakultät für Physik, Professor<br />
Axel Schenzle, gratulierten Theodor W. Hänsch persönlich.<br />
Am 10. Deze<strong>mb</strong>er 2005 erhielt Professor Theodor W. Hänsch den<br />
Nobelpreis für Physik zusammen mit seinen US-amerikanischen Kollegen<br />
Roy J. Glauber und John L. Hall in Stockholm. Ein Rückblick.<br />
„Die ganze Pracht, der Glanz, das war fast mehr, als man ertragen kann.“<br />
Noch immer steht Professor Theodor W. Hänsch unter dem Eindruck<br />
des 10. Deze<strong>mb</strong>ers, des großen Tages, an dem ihm in der Stockholmer<br />
Konzerthalle der Nobelpreis für Physik 2005 verliehen wurde. Aus den<br />
Händen des schwedischen Königs Karl Gustav nahm der Physikprofessor<br />
der LMU die höchste wissenschaftliche Auszeichnung entgegen.<br />
Bereits einen Monat vor der Preisverleihung in Stockholm hatte die<br />
LMU ihm zu Ehren am 10. Nove<strong>mb</strong>er 2005 einen Festakt im Hauptgebäude<br />
ausgerichtet, bei dem Hänsch auch der Physiknobelpreisträger<br />
des Jahres 2001, Professor Wolfgang Ketterle, persönlich gratulierte.<br />
Mit dem Nobelpreis geehrt wurde Theodor W. Hänsch, der 16 Jahre<br />
an der Stanford University geforscht und gelehrt hat, für die Frequenzkammtechnologie,<br />
einem Verfahren, mit dem sich Frequenzen<br />
in einer bisher nie realisierten Genauigkeit von 15 Stellen hinter dem<br />
Komma messen lassen. Die von Hänsch entwickelte Frequenzkamm-<br />
Methode erlaubt das präzise Auslesen der Lichtfrequenzen über das<br />
gesamte Spektrum. Seit kurzer Zeit kann sogar der extreme UV-<br />
Bereich gemessen werden. Die Methode ermöglicht etwa die Stabilität<br />
der Naturkonstanten im Verlauf der Zeit zu untersuchen. Auch<br />
können die GPS-Technologie, also Satelliten gestützte Navigationssysteme,<br />
verbessert sowie extrem genaue Uhren entwickelt werden.<br />
Derzeit kommt Professor Hänsch aufgrund der vielen Termine und Verpflichtungen<br />
allerdings kaum zu seiner wirklichen Leidenschaft – der<br />
Forschung. „Ich muss Einladungen zu Vorträgen und anderen Veranstaltungen<br />
aktiv abwehren, sonst ist es nicht zu bewältigen“, sagt der<br />
Nobelpreisträger. Allein für eine Woche in Stockholm waren 25 Seiten<br />
seines Terminkalenders mit Einladungen und Veranstaltungen eng<br />
beschrieben.<br />
Er hofft, dass der Run jetzt ein wenig abebbt und er sich den wichtigen<br />
Dingen wieder zuwenden kann: „Ich habe einige wichtige Forschungsprojekte“,<br />
sagt Theodor W. Hänsch, „etwa die Erweiterung der<br />
Frequenzkammtechnologie auf den Bereich des ultravioletten Lichts.<br />
Gerade diese Technologie ist weltweit ein Forschungsgebiet mit überaus<br />
spannenden Perspektiven.“<br />
■ cg<br />
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
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MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
18<br />
SPORTLER AN DER LMU<br />
KLUG DER KOPF, FIT DER KÖRPER<br />
Wenn sie Basketball oder Eishockey spielen, sind Tausende von begeisterten<br />
Zuschauern in der Halle. Zeitungen, Radio- und Fernsehsender<br />
berichten über jedes ihrer Spiele. Dabei sind die Athleten<br />
in US-amerikanischen College-Teams eigentlich nur Studenten.<br />
Gute Sportler sind gut für den Ruf der <strong>Universität</strong>en. Nicht umsonst<br />
vergeben fast alle Hochschulen in den USA Stipendien für herausragende<br />
Athleten. Doch auch an der LMU halten zahlreiche Studierende<br />
und Professoren das alte Leitmotiv „Mens sana in corpore<br />
sano“ hoch. Fußballerinnen, Ruderer und ein Triathlet haben im<br />
letzten Herbst bewiesen, dass ein kluger Kopf auf einem sportlichen<br />
Körper sitzen kann.<br />
ELITE AUF DER LIMMAT<br />
Sportprofis sind im LMU-Professorenachter nicht zu finden. Die rudernden<br />
Professoren der LMU sehen ihren Sport eher als eine Abwechslung<br />
zu Forschung und Lehre. Dennoch haben sie im wöchentlichen<br />
Training auf dem Starnberger See in den letzten Jahren nicht<br />
nur ein gewisses Können, sondern auch ein wenig Ehrgeiz entwickelt.<br />
Beides konnten sie im Nove<strong>mb</strong>er vergangenen Jahres bei einer Ruderregatta<br />
in Zürich erfolgreich unter Beweis stellen. Dort treten traditionell<br />
einmal im Jahr Studenten-Achter der beiden Zürcher <strong>Universität</strong>en<br />
auf der Limmat gegeneinander an. Zusätzlich hatte die Eidgenössische<br />
Technische Hochschule (ETH) Zürich anlässlich ihres 150.<br />
Geburtstags zu einer einmaligen Professoren-Regatta eingeladen. Am<br />
Start waren neben ETH und LMU noch Teams von der <strong>Universität</strong><br />
Zürich sowie den Technischen <strong>Universität</strong>en Delft, Karlsruhe, <strong>München</strong><br />
und der RWTH Aachen.<br />
Im ersten Vorlauf hatte das LMU-Team die Lokalrivalen von der TU<br />
<strong>München</strong> besiegt. Schon kurz nach dem Start lag der LMU-Achter mit<br />
zwei Längen Vorsprung vor dem TU-Boot und konnte den Vorsprung<br />
Bis zum 15. Oktober 2005 war Faris Al-Sultan ein halbwegs normaler<br />
Student der Geschichte und Kultur des Nahen Orients an der LMU.<br />
Seine Trainingslager auf der Arabischen Halbinsel waren vielleicht<br />
etwas ungewöhnlich. Er flog auch öfter während des Semesters zu<br />
Wettkämpfen in die USA oder nach Brasilien. Doch hierfür gibt es Ausnahmegenehmigungen,<br />
die es Sportlern erlauben, neben der akademischen<br />
Ausbildung die sportliche Karriere zu verfolgen. Der Triathlet<br />
Al-Sultan schaffte es, alle notwendigen Scheine für die Magisterprüfung<br />
innerhalb der Regelstudienzeit zu machen. Und eigentlich<br />
stand jetzt die Magisterarbeit an. Doch dann kam der 15. Oktober 2005<br />
dazwischen. An diesem Tag lief Faris Al-Sultan den besten Triathleten<br />
der Welt davon, nachdem er sie zuvor schon beim Schwimmen und<br />
Radfahren hinter sich gelassen hatte. Der 28-Jährige gewann den Ironman<br />
auf Hawaii – den härtesten Triathlon der Welt –, schwenkte im Ziel<br />
die bayerische Fahne und wurde über Nacht zum Medienstar. Die Magisterarbeit<br />
hat Faris Al-Sultan deswegen jetzt erst einmal auf Eis gelegt<br />
und seinen Schwerpunkt voll und ganz auf den Profisport gelegt.
Gruppenbild mit Weltmeisterinnen: Die Fußballdamenauswahl des<br />
Münchner Hochschulsports holte den Titel in die Bayerische Metropole.<br />
bis ins Ziel noch ausbauen. Im Viertelfinale wurde die Mannschaft der<br />
<strong>Universität</strong> Zürich geschlagen, im Halbfinale hatte das Team der RWTH<br />
Aachen das Nachsehen. Gegen die Aachener meisterte der LMU-Achter<br />
die mit 600 Metern ungewöhnlich kurze Strecke zwischen Zürcher<br />
Seebecken und Gemüsebrücke in weniger als zwei Minuten und damit<br />
in der besten Zeit des Tages. Erst im Finale mussten sich die LMU-<br />
Ruderer gegen die ETH Zürich geschlagen geben.<br />
Am Leihboot soll es nicht gelegen haben, dass die Ruderer der <strong>München</strong>er<br />
<strong>Universität</strong> die ETH-Ruderer als erste ins Ziel ließen. „Wir haben<br />
den Gastgeber auch nicht aus Höflichkeit gewinnen lassen“, sagt<br />
Professor Dietmar Harhoff. „Die hatten gut trainiert und waren einfach<br />
schneller.“ Derzeit ist das LMU-Ruderteam um Teamchef Bruno Reichart<br />
übrigens auf der Suche nach neuen Ruderern mit Professorentitel.<br />
MÜNCHEN IST WELTMEISTER<br />
Akademische Titel zählen bei den Fußballerinnen des Münchner Hochschulsports<br />
nicht. Hier zählen einzig und allein Tore. Damit waren die<br />
Spielerinnen im letzten Jahr ziemlich erfolgreich. Die <strong>München</strong>er Fußballerinnen<br />
sind Weltmeister geworden. Den Titel gewannen sie am<br />
14. Oktober 2005 bei der <strong>Universität</strong>s-Weltmeisterschaft im niederländischen<br />
Rotterdam mit einem 4:1 Erfolg gegen die Auswahl der <strong>Universität</strong><br />
Erlangen-Nürnberg. Manfred Utz, der den Zentralen Hochschulsport<br />
(ZHS) leitet, ist auch Wochen nach dem WM-Sieg noch stolz.<br />
Einen Weltmeister-Titel, sagt er, habe keine <strong>München</strong>er Hochschul-<br />
Mannschaft und kein Einzelsportler je gewonnen. Der Trainer der Fußballerinnen,<br />
ZHS-Dozent Norbert Düwel, sieht den Sieg etwas abgeklärter.<br />
Schließlich stand die Mannschaft bereits bei der Weltmeisterschaft<br />
2003 im Finale. Dort verlor sie allerdings im Elfmeterschießen<br />
gegen Antwerpen. „Dieses Mal wollten die Mädels einfach nicht Zweiter<br />
werden“, erklärt Düwel den Erfolg.<br />
Torfrau Brigitta Globke erinnert sich begeistert an das „richtige Stadion“,<br />
in dem sie in Rotterdam gespielt haben. „Das hatte einen Riesen-<br />
Kabinentrakt mit einem Entmüdungsbecken. Vor dem Spiel haben wir<br />
gesagt: Da gehen wir nachher als Sieger rein.“ Gefeiert haben die Weltmeisterinnen<br />
nicht mit Champagner, sondern mit Dosenbier. Im Gegensatz<br />
zu Ballack, Kahn und Co. erhält auch kaum eine der Spiele-<br />
rinnen von ihrem Verein Geld. Doch für Brigitta Globke und ihre Mannschaft<br />
war der Weltmeistertitel Lohn genug für viele Monate hartes<br />
Training. Wie die meisten anderen trainiert sie einmal pro Woche mit<br />
der Auswahlmannschaft der <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong>en und steht daneben<br />
noch dreimal wöchentlich beim Zweitligisten FFC Wacker auf<br />
dem Feld. „Das reicht dann auch“, sagt die gebürtige Bonnerin.<br />
„Schließlich studiere ich nebenbei noch Medizin.“<br />
■ gra<br />
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
19<br />
Ob Ruderer, Fußballerinnen oder Triathleten – Professoren und Studierende<br />
der LMU bringen nicht nur in Sachen Kopfarbeit Spitzenergebnisse.
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
20<br />
NOTFALLMEDIZIN AN DER LMU<br />
ÄRZTE UND STUDIERENDE PROBEN<br />
DEN ERNSTFALL<br />
Der 9. Juni ist für Fußballfans ein Datum mit Bedeutung.<br />
Um 18 Uhr wird das Eröffnungsspiel der<br />
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in <strong>München</strong> angepfiffen.<br />
Für die Notfallmediziner beginnen<br />
dann vier Wochen höchster Anspannung. Wenn<br />
das Endspiel abgepfiffen und die Fußballfans<br />
wieder wohlbehalten zu Hause angelangt sind,<br />
werden einige von ihnen erleichtert aufatmen,<br />
etwa Professor Christian Lackner. Als geschäftsführender<br />
Vorstand des Instituts für Notfallmedizin<br />
und Medizinmanagement (INM) der LMU<br />
ist er einer derjenigen, die sich über die Planungen<br />
für die Notfall- und Katastrophenvorsorge<br />
bei der Weltmeisterschaft Gedanken machen.<br />
Schlaflose Nächte bereitet die WM 2006 dem Mediziner<br />
noch nicht. „Es gibt so viel Gefahrenpotential<br />
auf dieser Welt, da braucht man ein gewisses<br />
Maß an Optimismus“, sagt Christian Lackner. Allerdings<br />
räumt er ein, dass die Größenordnungen<br />
bei der WM außergewöhnlich seien. So gibt es beispielsweise<br />
Vorgaben, für wie viele Verletzte bei<br />
einer Stadion-Katastrophe ärztliche Versorgung<br />
bereitstehen muss, erzählt Lackner. Mit dem normalen<br />
Betrieb im Klinikum der <strong>Universität</strong> habe das<br />
nicht mehr viel zu tun. „Da sind wir normalerweise<br />
mit vier bis sechs gleichzeitigen Schwerverletzten<br />
an jedem Standort ausgelastet“, erklärt Lackner.<br />
Als neulich am Standort Innenstadt gerade<br />
eine Notfallübung lief, wurden zwei „echte“<br />
Schwerverletzte eingeliefert, einer mit dem Hubschrauber,<br />
der andere im Notarztwagen. „Das ging<br />
schon an die Grenzen“, erinnert sich Lackner.<br />
Tausende von Verletzten, etwa nach einem<br />
Anschlag auf die <strong>München</strong>er Allianz Arena, wären<br />
eine ganz andere Größenordnung.<br />
Die Notfallmediziner, Anästhesisten und Chirurgen<br />
aus dem Klinikum der <strong>Universität</strong> bereiten sich<br />
daher mit Ärzten aus dem Klinikum Rechts der Isar<br />
und den städtischen Kliniken in einer Arbeitsgruppe<br />
auf diese Anforderungen vor. Die Kliniken trainieren<br />
konkrete WM-Szenarien und planen somit<br />
auch für den Ernstfall, wo sie welche Spezialisten<br />
benötigen. Damit Ärzte und Assistenzpersonal so<br />
schnell wie möglich an ihrem Arbeitsplatz sind,<br />
übernimmt eine Spezialfirma die Benachrichtigung.<br />
Im Ernstfall löst die Klinik dann nur einen bestimmten<br />
Notruf aus – etwa den Alarmplan für<br />
Situationen mit Hunderten von Verletzten im<br />
Stadion – und sofort erhalten alle Mitarbeiter, die<br />
in der Klinik gebraucht werden, gleichzeitig einen<br />
Anruf zu Hause oder auf dem Handy. „Das ist deutlich<br />
effektiver, als wenn wir dem Pförtner eine<br />
Telefonliste in die Hand drücken, die er dann abtelefoniert“,<br />
erklärt Dr. Gordon Hoffmann vom INM<br />
das neue Benachrichtigungssystem.<br />
EMOTIONALE GRENZFÄLLE<br />
Auch die Medizinstudentinnen und -studenten<br />
werden in ihrer Ausbildung in der Notfallmedizin<br />
an die Realität außerhalb des Krankenhauses gewöhnt.<br />
Für angehende Ärzte, die an der <strong>Universität</strong><br />
lernen, wie sie jeden einzelnen Patienten bestmöglich<br />
betreuen, ist das eine neue Erfahrung.<br />
„Wenn sie als einzelner Arzt an einen Unfallort mit<br />
vielen Verletzten kommen, dann ist das etwas ganz<br />
anderes als in der Klinik“, sagt Christian Lackner.<br />
„Wir versuchen unseren Studierenden klar zu<br />
machen, wie sie solche Situationen bewältigen<br />
können.“<br />
Ein Rettungsmediziner stößt schnell an die Grenzen<br />
der Individualmedizin. Ganz bewusst werden<br />
die angehenden Mediziner daher mit emotionalen<br />
Grenzfällen konfrontiert. In einer interaktiven Vorlesung<br />
des INM müssen sie mit Farbkarten sechs<br />
Schwerverletzte nach der Dringlichkeit ihrer Behandlung<br />
einordnen. Ein kleines Mädchen, das in<br />
dem Fallbeispiel aus dem Auto geschleudert wur-
de und keinen Puls mehr hat, bekommt vom Dozenten<br />
die blaue Karte. Das heißt: Eine individuelle<br />
Behandlung wäre unter derartigen Umständen<br />
hoffnungslos. Sie würde zudem den anderen fünf<br />
Schwerverletzten Überlebenschancen nehmen.<br />
Das Mädchen wird nicht mehr weiter behandelt.<br />
Für die Studierenden ist das ein Beispiel, so Lackner,<br />
an das sie sich noch lange erinnern werden.<br />
DER „HUMAN FACTOR“ ZÄHLT<br />
Das Team am Institut für Notfallmedizin legt einen<br />
besonderen Schwerpunkt auf den „human factor“.<br />
Hinter dem Schlagwort verbergen sich Eigenschaften<br />
wie Kommunikationsfähigkeit, Selbstbeobachtung,<br />
Teamfähigkeit und die Fähigkeit, mit<br />
Fehlern richtig umzugehen. Zwar ist Irren menschlich<br />
– aber systematisches Fehlermanagement steht<br />
in der Medizin erst in den Anfängen. Eine USamerikanische<br />
Studie aus dem Jahr 1999 hat ergeben,<br />
dass jeder achte Todesfall im Krankenhaus auf<br />
eine fehlerhafte medizinische Versorgung zurückzuführen<br />
ist. Fast immer ist nicht die Technik<br />
schuld, sondern der Mensch. Komplikationen oder<br />
Zwischenfälle nehmen ihren Anfang in kleinen Unachtsamkeiten<br />
und können sich zu einem tödlichen<br />
Problem auswachsen. Für Christian Lackner ist daher<br />
entscheidend, wie Ärzte mit Fehlern umgehen.<br />
„Fehlermanagement“ ist eines der Themen, die am<br />
INM intensiv bearbeitet werden. Man möchte Studierende<br />
und Ärzte so aus- und fortbilden, dass sie<br />
über Probleme und Fehler offen sprechen, mit<br />
ihnen konstruktiv umgehen und sich ihrer eigenen<br />
Grenzen bewusst sind. „Akutmediziner und Notärzte<br />
müssen oft unter großem Druck schwerwiegende<br />
Entscheidungen treffen. Das Fehlerpotential ist<br />
groß“, sagt Christian Lackner. Positives Vorbild ist<br />
für ihn die zivile Luftfahrt. Dort haben Kommunikation<br />
und Teamarbeit seit Jahrzehnten einen viel<br />
höheren Stellenwert als in der Medizin. Kommuni-<br />
kationsprozesse in Stresssituationen werden immer<br />
wieder trainiert. „In der Medizin müssen wir für<br />
viele Dinge erst ein Bewusstsein schaffen“, so Lackner.<br />
„Da leisten wir im INM zusammen mit unseren<br />
Partnern aus der Anästhesie und Chirurgie echte<br />
Pionierarbeit.“<br />
Perfekte Medizin und absolute Sicherheit wird es<br />
nie geben. Auch nicht bei einer Fußball-WM 2006,<br />
die bis in Kleinste detailliert durchgeplant ist. Christian<br />
Lackner machen etwa die unzähligen Großleinwände<br />
Sorgen, auf denen überall im Land die Spiele<br />
übertragen werden. Da gibt es dann, anders als<br />
in den Stadien, keine Notausgänge, keine Sicherheitskontrollen<br />
– und es darf Alkohol ausgeschenkt<br />
werden. Trotzdem freut er sich auf die WM, als Fußballfan.<br />
Wenig später müssen sich die Mediziner<br />
auf die nächsten Massenszenarien vorbereiten –<br />
erst kommt der Papst nach Bayern und dann beginnt<br />
das Oktoberfest.<br />
■ gra<br />
5 Seit Monaten bereiten sich Mediziner, Feuerwehr und<br />
Rettungsdienste auf die Fußball-WM 2006 vor.<br />
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
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MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
22<br />
SERIE: „KOSMOS LMU”<br />
ZEIT FÜR ZUKUNFTSPLÄNE<br />
Mehr als 1.000 Tote und rund eine Million Obdachlose<br />
war die erschreckende Bilanz des Hurrikans<br />
Katrina, in dessen Folge Anfang Septe<strong>mb</strong>er<br />
des vergangenen Jahres ganze Stadtteile von New<br />
Orleans in einer schlammigen, stinkenden Brühe<br />
versanken. Auch für die <strong>Universität</strong>en der Stadt<br />
war die Situation schlimm, auch wenn es nur um<br />
abgedeckte Dächer oder überflutete Hörsäle ging.<br />
Schnell war klar: Der <strong>Universität</strong>sbetrieb würde<br />
monatelang brach liegen. Die LMU entschloss sich<br />
schnell zu helfen. Studierende aus New Orleans<br />
sollten die Möglichkeit bekommen, ihr Studium<br />
mit einem Stipendium und ohne viel Bürokratie in<br />
<strong>München</strong> fortzusetzen. MUM sprach mit einer<br />
Katrina-Stipendiatin über ihre Erfahrungen.<br />
Die ersten Tage ihres Studiums an der <strong>Universität</strong><br />
von New Orleans verbrachte Amanda Qubty damit,<br />
vor dem Hurrikan Katrina zu flüchten. Die 21-jährige<br />
Fotodesign-Studentin aus Georgia hatte gerade<br />
ihre neue Wohnung bezogen, ihre Kurse liefen seit<br />
ein paar Tagen. Dann musste sie New Orleans fluchtartig<br />
verlassen. Sie nahm nur ihre beiden Hunde mit,<br />
packte ein wenig Kleidung und ein paar Fotos ein<br />
und fuhr mit ihrer Mitbewohnerin im Auto nach Georgia.<br />
„Ich bin schon so oft evakuiert worden“, sagt<br />
die Amerikanerin. „Aber bis zu diesem Zeitpunkt<br />
sind wir bei Hurrikan-Warnungen immer nach ein<br />
paar Tagen wieder zurückgekehrt, deswegen habe<br />
ich gar nicht viel mitgenommen.“<br />
Katrina war anders. Der Hurrikan richtete an weiten<br />
Teilen der Golfküste schwerste Schäden an, 80<br />
Prozent des Stadtgebiets von New Orleans standen<br />
unter Wasser. Amanda Qubty hatte einen Monat<br />
lang keine Chance, zu ihrer Wohnung zu gelangen.<br />
Sie schlüpfte bei ihren Eltern in Georgia unter und<br />
versuchte sich die Zeit mit Online-Kursen zu vertreiben.<br />
„Das ging nicht besonders gut, aber wenn<br />
man nur rumhängt, geht es einem auch schnell auf<br />
die Nerven“, erinnert sich Qubty.<br />
Es war ziemlich bald klar, dass die <strong>Universität</strong> von<br />
New Orleans, an der Amanda eingeschrieben ist, den<br />
Betrieb für den Rest des Jahres 2005 einstellen würde.<br />
Amanda hörte über einen Freund, der mit einem<br />
Stipendium nach Innsbruck gegangen war, von der<br />
Möglichkeit, ein „Katrina-Stipendium“ zu bekommen.<br />
Sie bewarb sich – und saß zwei Wochen später<br />
im Flugzeug nach Deutschland. „Das war gar nicht<br />
so einfach“, lacht Amanda Qubty. „Ich hatte ja nicht<br />
einmal einen Pass.“ Wie viele US-Amerikaner besaß<br />
sie als Ausweisdokument nur ihre Sozialversicherungsnummer.<br />
Und im Gepäck hatte sie nicht viel<br />
mehr als ihren Laptop, Fotos und ein paar Kleidungsstücke.<br />
WUNSCHZIEL EUROPA<br />
Amanda Qubty ist nicht die einzige „Katrina-Stipendiatin“<br />
an der LMU. Die <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong> hat<br />
drei Studierende aus der Region New Orleans eingeladen,<br />
die Zeit, bis ihre Hochschulen wieder geöffnet<br />
haben, mit einem Auslandsaufenthalt zu überbrücken.<br />
Auf Initiative des New Yorker Kontaktbüros<br />
der German University Alliance hat die LMU den Katrina-Opfern<br />
schnell und unbürokratisch Hilfe angeboten.<br />
Die drei Studierenden bekommen Wohnheimzimmer<br />
gestellt und erhalten ein monatliches<br />
Stipendium. Die Flugkosten übernahm der DAAD.<br />
Für Amanda Qubty ist damit ein Wunsch in Erfüllung<br />
gegangen, den sie schon lange im Kopf hatte. „Einige<br />
Zeit in Europa zu verbringen, war einer meiner<br />
Zukunftspläne“, sagt die US-Amerikanerin, die an<br />
der LMU ein Seminar in nordamerikanischer Ge-
SERIE<br />
KOSMOS LMU<br />
Ausländische Studentinnen und Studenten gehören zum<br />
Erscheinungsbild der LMU. Von knapp 48.000 Studierenden<br />
kommen etwa 7.000 nicht aus Deutschland. Junge Chinesen,<br />
US-Amerikaner oder Brasilianer bereichern mit ihren verschiedenen<br />
kulturellen Hintergründen die LMU-Community.<br />
Das MünchnerUni Magazin stellt einige der ausländischen<br />
Studierenden in der neuen Serie „Kosmos LMU“ vor.<br />
schichte und einen deutschen Sprachkurs besucht. „Nur dass es so<br />
schnell gehen würde, hätte ich nicht gedacht.“ Schon Amandas Mutter<br />
hatte einige Zeit in Österreich studiert und ihrer Tochter viele Fotos<br />
von ihren Reisen durch Europa gezeigt.<br />
Was ihr an <strong>München</strong> gefällt? Amanda schwelgt in den Klischees von<br />
„good old Germany“. Alles sei so alt, die Kirchen seien prächtig, die<br />
Häuser so groß und gewaltig. Amanda erwähnt auch, dass sie sich in<br />
<strong>München</strong> sehr sicher fühle. Es ist eine völlig neue Erfahrung für sie,<br />
nachts um drei noch alleine durch die Straßen laufen zu können. „In<br />
New Orleans wäre das nie gegangen.“<br />
Probleme hatten Amanda und die anderen beiden Stipendiaten anfänglich<br />
nur mit der Sprache – und mit dem öffentlichen Nahverkehr.<br />
„Unser Betreuer Björn von der Fachschaft hat uns zwar alles in der<br />
Uni gezeigt, aber in der U-Bahn waren wir komplett hilflos“, erinnert<br />
sich Amanda. Bis sie und ihr Kollege Anthony Bovenzi ein Spiel erfanden.<br />
Sie nahmen wahllos eine U-Bahn, S-Bahn oder Tram, stiegen<br />
dann irgendwo aus und versuchten so, die Stadt zu erkunden.<br />
Mittlerweile verirrt Amanda sich kaum noch. Die täglichen drei Stunden<br />
Deutschkurs zeigen ebenso Wirkung – wenn auch langsam.<br />
„Meine Kommilitonen im Sprachkurs kommen von überall her und<br />
freuen sich, wenn sie mit mir ihr Englisch verbessern können“, erklärt<br />
Amanda.<br />
Heiligabend verbrachte die 21-Jährige mit einer älteren Dame aus<br />
New Orleans, die schon lange in <strong>München</strong> lebt. An Neujahr kam<br />
Amandas Freund aus den USA zu Besuch und die zwei sind ein wenig<br />
gereist. Besonders gefreut hat sich Amanda auf die Alpen. Sie hat<br />
sich fest vorgenommen, auf dem Snowboard durch Schnee zu jagen.<br />
Solche Momente bedeuten für die Studentin vor allem eine gute Ablenkung<br />
von den vielen Gedanken, die ihr im Kopf herumgehen. Da<br />
ist das Heimweh, die Sehnsucht nach ihrem Bruder und ihren Hunden.<br />
Und da ist auch die Unsicherheit, wie es in New Orleans aussieht<br />
und wie es werden wird, wenn Amanda wieder zurückfliegt. Die<br />
Studentin sagt zwar mit amerikanischem Optimismus, dass sie nicht<br />
glaubt, dass New Orleans jemals wieder eine solche Katastrophe erleben<br />
könne. Doch ob sie dort wirklich wieder leben möchte, das kann<br />
Amanda Qubty noch nicht sagen.<br />
■ gra<br />
STIPENDIENREFERAT DER LMU<br />
Für die Förderung von Ausländern, die an der LMU studieren und<br />
von Deutschen, die im Ausland studieren wollen, ist das Referat<br />
für Internationale Angelegenheiten zuständig. Auch für deutsche<br />
Studierende an der LMU gibt es zahlreiche Möglichkeiten der<br />
finanziellen Unterstützung. Neben dem einkommensabhängigen<br />
BAföG gibt es Stipendien von kirchlichen oder politischen Stiftungen.<br />
Eine Übersicht darüber findet sich auf den Internet-Seiten<br />
der Studienberatung der LMU (www.lmu.de/studienberatung)<br />
unter dem Menüpunkt „Studienfinanzierung“. Das Stipendienreferat<br />
der LMU vergibt zudem Beihilfen aus Stiftungsmitteln, die<br />
die LMU verwaltet. Außerdem steht in den Räumen des Referats<br />
Informationsmaterial zum Thema Stipendien für deutsche Studierende<br />
und Doktoranden zur Verfügung.<br />
Stipendienreferat der LMU<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1<br />
80539 <strong>München</strong><br />
Zi. E114<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag, Mittwoch und Freitag von 8:30 bis 11:30 Uhr<br />
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
23
PRÄPEDEUTIKUM FÜR AUSLÄNDER<br />
PROFESSIONELLER EINSTIEG<br />
IN DEN UNI-ALLTAG<br />
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
24<br />
Wo ist die Bibliothek, wie verfasse ich eine deutsche Seminararbeit,<br />
wie kriege ich meine Seminarkarte und wie funktioniert<br />
eine Studienordnung? Gerade ausländische Studierende sind oft<br />
zwei bis drei Semester damit beschäftigt, sich an der LMU<br />
zurechtzufinden. Das macht den Studienbeginn für sie sehr<br />
schleppend. Die Lösung für diese Probleme heißt PROFIS – das<br />
ist die Abkürzung von „Propädeutikum für internationale Studienbewerber“<br />
und bedeutet, dass sich diese ein Semester lang sprachlich<br />
und fachlich auf das Studium an der LMU vorbereiten<br />
können.<br />
Miao Yu aus China ist seit Oktober im PROFIS-Kurs. Vorher war die<br />
LMU für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Inzwischen weiß die<br />
24-Jährige, wie man in der Bibliothek Bücher ausleiht, hat eine Vorlesung<br />
gehört und protokolliert und kann mit Fachbegriffen wie<br />
„Zitatpflicht“ locker umgehen. Besonders gut findet sie den intensiven<br />
Sprachunterricht. „Ich habe die DSH-Prüfung (Deutsche Sprachprüfung<br />
für den Hochschulzugang ausländischer Studienbewerber,<br />
d. Red.) im Sommer schon einmal gemacht, aber mein Ergebnis hat<br />
nicht für ein Studium ausgereicht“, erzählt die Chinesin, die in<br />
Deutschland Amerikanische Literaturgeschichte studieren will.<br />
Bernd Hilker vom Referat für Internationale Angelegenheiten, der<br />
PROFIS mit initiierte, hat in den letzten Jahren viele Gutachten für<br />
die Visumsverlängerung von Studierenden geschrieben. Dabei wurde<br />
deutlich, wo die Probleme liegen. „Viele Studienanfänger“, so Hilker,<br />
„sind zu Beginn teilweise orientierungslos und gerade in den<br />
geisteswissenschaftlichen Fächern oft überfordert, für sich selbst einen<br />
sinnvollen Stundenplan zu erstellen. Außerdem haben die meisten<br />
große Schwierigkeiten, sich an das wissenschaftliche Arbeiten<br />
in Deutschland zu gewöhnen.“ Das träfe zwar auch auf manche deutsche<br />
Studierende zu, aber diese könnten sich leichter irgendwie<br />
durchkämpfen. Auch eine Studie der Hochschul-Informations System<br />
G<strong>mb</strong>H (HIS) ergab 2005: Bei ausländischen Studierenden ist die Abbrecherquote<br />
unverhältnismäßig hoch.<br />
PROFIS soll Abhilfe schaffen. Das Programm richtet sich an künftige<br />
Studierende der Geistes-, Sozial- oder Wirtschaftswissenschaften<br />
sowie der Biowissenschaften und Informatik. Im laufenden PROFIS-<br />
Kurs kommen viele der Teilnehmer aus Asien, doch auch Russen oder<br />
Mexikaner nehmen an den Vorbereitungskursen teil. „Einen Sprachkurs<br />
hätten sie sowieso gemacht, bei uns erhalten sie dazu noch<br />
Hilfe beim Einstieg ins wissenschaftliche Arbeiten“, sagt Raffaella<br />
Delli Santi vom Referat Internationale Angelegenheiten, die das<br />
Projekt koordiniert. Der Sprachkurs findet an vier Vormittagen in der<br />
Woche statt. Hier werden die Teilnehmer auf die DSH-Prüfung vorbereitet.<br />
An zwei Nachmittagen werden sie dann in drei Fachkurse<br />
in den Bereichen Geisteswissenschaften, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften<br />
sowie Biowissenschaften und Informatik eingeteilt.<br />
Hier geht es um den Ablauf des Studiums an der LMU, um die<br />
Systematik des jeweiligen Studienfachs und wissenschaftliche<br />
Methoden und Techniken. Das LMU-Programm wird vom DAAD mit<br />
einer Anschubfinanzierung für zwei Jahre unterstützt. Schließlich<br />
wird es in den neuen, stark strukturierten Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
weniger Zeit geben, sich an eine fremde Studienumgebung<br />
zu gewöhnen. Umso wichtiger wird die optimale Vorbereitung<br />
auf das Studium in Deutschland. Und das heißt nicht nur, dass<br />
man die Sprache beherrscht.<br />
■ gra<br />
Voraussetzung für die Teilnahme an PROFIS ist die Hochschulzugangsberechtigung<br />
(Abitur). Teilnehmer sollten Sprachkenntnisse<br />
auf der Stufe B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens<br />
für Sprachen nachweisen können. (Eine Kurzinformation<br />
dazu gibt es im Internet etwa auf der Seite<br />
www.goethe.de/dll/prf/bes/deindex.htm) Das Propädeutikum<br />
dauert ein Semester und kostet 900 Euro. Bewerbungsschluss für<br />
das Sommersemester ist der 1. März 2006.<br />
Kontakt und Bewerbungsadresse:<br />
Raffaella Delli Santi, M.A.<br />
Referat Internationale Angelegenheiten der LMU<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1<br />
80539 <strong>München</strong><br />
Tel: +49 (0)89 / 2180-1483<br />
E-Mail: Delli-Santi@lmu.de
LMUeMOTIONS IN DER UNILOUNGE<br />
VOM SPASS, MODERN ZU SEIN<br />
Die unilounge hat sich seit ihrer Eröffnung vor zwei Jahren als Ort<br />
der Kommunikation an der LMU fest etabliert. Für diesen besonderen<br />
Ort haben Studierende vom Institut für Kunstpädagogik der LMU<br />
mit ihren Dozenten Peter Becker und Daniel Botz das Videokunst-<br />
Projekt LMUeMotions erarbeitet, das sich der Alma Mater aus einer<br />
unkonventionellen, medialen Perspektive nähert. Mit künstlerischen<br />
Überblendungen, mit farbstarken Wisch- und Leuchteffekten zeigen<br />
die Loops Momentaufnahmen aus dem Unialltag, verbinden sie mit<br />
Filmausschnitten und sy<strong>mb</strong>olisieren auf diese Art die starke Dynamik,<br />
die das Leben an der LMU prägt.<br />
Am 8. Deze<strong>mb</strong>er 2005 wurden die Videos zum ersten Mal der<br />
Öffentlichkeit präsentiert. Eröffnet wurde die Vernissage von LMU-<br />
Rektor Professor Bernd Huber, der zwar zugab, nicht Teil des Projekts<br />
gewesen zu sein und nur die übliche Begrüßungsrede zu halten.<br />
„Wenn ich aber jetzt das Ergebnis sehe“, sagte er, „wünschte<br />
ich, ich wäre daran beteiligt gewesen.“<br />
Dozent Peter Becker freute sich, dass es LMUeMotions gelungen sei,<br />
sehr authentisch zu sein und diese Authentizität mit universitärem<br />
Leben zu verbinden. „Es macht Spaß, modern zu sein“, stellte er quasi<br />
als Motto des Abends in den Raum, in dem anschließend viele Besucher<br />
jeden Alters den Start von LMUeMotions feierten. Das Kunstprojekt<br />
ist seit der Vernissage als Teil des Medienkonzepts in der<br />
unilounge zu sehen.<br />
■ gra<br />
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
25
KINDERUNI AN DER LMU<br />
WISSBEGIER ALS WINTERFREUDE<br />
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
26<br />
Auch in der zweiten Runde erfreute sich die KinderUni an der LMU<br />
wieder großer Beliebtheit: Zu den Vorlesungen kamen mehrere tausend<br />
8- bis 12-jährige Mädchen und Jungen freitagnachmittags in<br />
den Hörsaal im Uni-Hauptgebäude – und das trotz Martinsumzügen<br />
und Weihnachtsmärkten.<br />
Zum Auftakt der Vorlesungsreihe für Kinder las im Oktober zum Beispiel<br />
Professor Julian Nida-Rümelin zum Thema „ ‚Aber ich will!’ –<br />
Warum wir nicht alles dürfen, was wir wollen.“ Es folgten fünf Vorlesungen<br />
über Werbung, Religion, Chemie, Biologie sowie über die<br />
menschliche Haut. Da Erwachsene in den Vorlesungen der Kinder-<br />
Uni Hörsaalverbot haben, hat MUM Professoren und Kinder gebeten,<br />
etwas über die KinderUni zu erzählen.<br />
KinderUni <strong>München</strong> ist eine Initiative, die von Kultur und Spielraum<br />
e.V., der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V., der<br />
Eltern-Lehrer Initiative der Europäischen Schule <strong>München</strong>, BR2<br />
Radio/Kinderfunk sowie dem Kulturbüro des Studentenwerks <strong>München</strong><br />
und Wirtschaftsunternehmen getragen wird. Schirmherr der<br />
KinderUni <strong>München</strong> ist der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst, Dr. Thomas Goppel. Medienpartner<br />
sind der Münchner Merkur und der Bayerische Rundfunk. ■ gra
Die Grenzen der Disziplinen sind historisch gewachsen – die Natur<br />
unterscheidet nicht zwischen Physik, Chemie und Biologie,<br />
sie ist ein Ganzes. Die Einteilung in Disziplinen erscheint zwar hilfreich,<br />
ist aber auch willkürlich. Naturwissenschaftliche Probleme konnten und<br />
können erfolgreich innerhalb einer Disziplin gelöst werden. Aber Antworten<br />
auf komplexe Fragestellungen unserer Zeit erfordern zunehmend<br />
interdisziplinäres Vorgehen. Als Beispiele für den großen Erfolg<br />
ein solchen Zusammenarbeit in der Geschichte der Wissenschaft seien<br />
hier der Einsatz des Mikroskops als physikalische Erfindung in der<br />
Biologie oder die Röntgenbeugung genannt, wodurch immer kleinere<br />
Einheiten von der Zelle bis zur<br />
Struktur und Funktion einzelner<br />
P R O<br />
Biomoleküle aufgeklärt wurden.<br />
Gerade in heutiger Zeit bietet interdisziplinäres<br />
Vorgehen in den<br />
Naturwissenschaften große Chancen<br />
und Perspektiven. So berühren<br />
komplexe Probleme etwa im<br />
Bereich Energie, Umwelt oder Gesundheit<br />
Aspekte verschiedener<br />
Disziplinen und benötigen deren<br />
konzertierten Einsatz. Interdisziplinarität<br />
erweitert das Methodenspektrum,<br />
führt so zu qualitativ<br />
neuen Beobachtungen und erzeugt<br />
eine Vielzahl neuer Ideen<br />
und Konzepte. Sie macht Lehrende<br />
bzw. Forschende in hohem<br />
Maße zu Lernenden, indem sie sie<br />
mit der Sprache, den Methoden und den Modellen der anderen Disziplin<br />
bekannt macht. Interdisziplinäres Vorgehen ist wissens-, problemoder<br />
durch wirtschaftliches Interesse getrieben. Die Industrie ist in hohem<br />
Maße von interdisziplinärer Forschung, nicht nur innerhalb der<br />
Naturwissenschaften, sondern auch zwischen Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />
abhängig, um innovative Produkte und damit Arbeitsplätze<br />
zu schaffen.<br />
Interdisziplinarität spiegelt sich auch in der Berufungspolitik der Hochschulen<br />
wider: Wurden ursprünglich nur Professoren in Physik, Chemie<br />
sowie Biologie berufen, so wurden im letzten Jahrhundert bis heute<br />
neue Lehrstühle für Physikalische Chemie und Biochemie, Biophysik<br />
oder sogar Biophysikalische Chemie gegründet. Auch neu gegründete<br />
Forschungszentren, wie das Center for NanoScience (CeNS) der<br />
LMU, sind ausgewiesene interdisziplinäre Forschungsplattformen, in<br />
denen um ein großes Thema gruppiert in hohem Maße und sehr erfolgreich<br />
interdisziplinäre Forschung vorangetrieben wird.<br />
Interdisziplinarität zeitigt aber auch Probleme. Sie liegen in den Sprachbarrieren<br />
zwischen den Disziplinen, den Berührungsängsten beim Verlassen<br />
des Kompetenzbereichs innerhalb der eigenen Disziplin und dem<br />
hohen Zeitaufwand, um Wissen in der anderen Disziplin zu gewinnen,<br />
was mittelfristig auch zu einem Wissensverlust in der eigenen Disziplin<br />
führen kann. Voraussetzung für erfolgreiche interdisziplinäre Arbeit<br />
sind Kommunikation, Kooperation und Koordination. Nur wenn die<br />
Sprache und das persönliche Miteinander stimmen, wenn die Fähigkeiten<br />
aus den einzelnen Disziplinen richtig gewählt sind, sich ergänzen<br />
und durchdringen und die Untersuchungen gut koordiniert<br />
werden, stellt sich der Erfolg ein. Eine Grundvoraussetzung ist jedoch<br />
eine hohe Professionalität in der jeweils eigenen Disziplin, denn nur so<br />
kann der anderen etwas geboten werden.<br />
+ CONTRA<br />
MUSS ERFOLGREICHE<br />
FORSCHUNG INTER-<br />
DISZIPLINÄR SEIN ?<br />
Inwieweit Forschung interdisziplinär ausgerichtet ist bzw. sein<br />
muss, hängt im Wesentlichen vom jeweiligen Fach ab. Ist für<br />
eine innovative naturwissenschaftliche Forschung die Interdisziplinarität<br />
nahezu unabdingbar, so gilt dies für eine erfolgreiche<br />
geisteswissenschaftliche Forschung nicht zwingend.<br />
Disziplinen sind Zufallsprodukte der Wissenschaftsgeschichte,<br />
entstanden in Prozessen der Förderung wissenschaftlicher<br />
Erkenntnis durch funktionale Spezialisierung und<br />
immer feinere Differenzierung der Methoden, Fragestellungen<br />
und Sehepunkte. Mit faszinierender begrifflicher Prägnanz hat<br />
Max Weber betont, daß der erhoffte „Fortschritt der Wissenschaft“<br />
unumgänglich an Spezialisierung gebunden bleibt, an<br />
die mit neuen, genaueren Begriffen und Deutungstechniken verbundene<br />
Verselbständigung überkommener Teilfächer zu methodisch<br />
autonomen Disziplinen. Doch je genauer Einzelnes erkannt<br />
wurde, desto lauter ertönte<br />
die Klage, daß die Spezialisten<br />
in ihren Partikularperspektiven<br />
„das Ganze“ aus<br />
dem Blick verloren hätten.<br />
Seit der ersten romantischen<br />
Denkrevolution um 1800 bildet<br />
diese Kritik an borniertem<br />
akademischen Fachmenschentum<br />
und disziplinenspezifischer<br />
Blickverengung die Begleitmusik<br />
eines Forschungsbetriebs,<br />
in dem inzwischen<br />
selbst die große Mehrheit der<br />
Philosophen und Theologen<br />
keinerlei Ganzheitsattitüden<br />
mehr pflegen. Schwundstufen<br />
idealistischer Syste<strong>mb</strong>astelei<br />
lassen sich zwar gegenwärtig noch beobachten, etwa in den Allvernetzungsphantasien<br />
mancher externer Synergiegewinnexperten,<br />
die <strong>München</strong>s „Wissenschaftslandschaft“ neu ordnen<br />
wollen.<br />
Der Glaube, daß interdisziplinäre „Forschungsverbünde“ oder<br />
transdisziplinäre „Cluster“ der entscheidende Ort zur Erzeugung<br />
innovativer, besserer Erkenntnis seien, mag Natur-, Technikoder<br />
Lebenswissenschaftler in den weißblauen Himmel der<br />
schnellen Verwertbarkeit führen. Doch in den Geisteswissenschaften<br />
folgen Innovationsoffensiven einer signifikant anderen<br />
Logik. Inka Mülder-Bach hat darauf hingewiesen, daß alle bedeutenderen<br />
Bücher der Geisteswissenschaften der letzten 50<br />
Jahre in „Einsamkeit und Freiheit“ geschrieben wurden, relativ<br />
fern von den institutionellen Zwängen einer „Wissenschaft als<br />
Großbetrieb“ (Adolf von Harnack).<br />
Gewiß blicken auch Geisteswissenschaftler über den Tellerrand<br />
des eigenen Faches, und eine disziplinäre Spezialperspektiven<br />
entgrenzende Bildung schadet ihnen ebensowenig wie das Gespräch<br />
über Fächergrenzen hinweg. Aber Erkenntnisfortschritt<br />
verdankt sich in den Geisteswissenschaften weithin der Kreativität<br />
des Einzelnen. Gute Geisteswissenschaften gleichen den<br />
Künsten darin, daß Sensibilität und Weltoffenheit des denkenden<br />
Individuums, seine Reflexionskraft und Bildung, die entscheidenden<br />
Produktivkräfte sind.<br />
MUM 01 | 2006 FORUM<br />
27<br />
7 Professor Dr. Christoph Bräuchle,<br />
Lehrstuhlinhaber für Physikalische Chemie<br />
an der LMU und Vorstand des Centers for<br />
NanoSience (CeNS)<br />
7 Professor Dr. Friedrich Wilhelm Graf,<br />
Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik<br />
an der LMU
NEUBERUFEN<br />
MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />
28<br />
1 Prof. Dr. Holger Rüssmann<br />
■ PROF. DR. HOLGER RÜSSMANN<br />
MEDIZINISCHE FAKULTÄT<br />
Holger Rüssmann, Jahrgang 1965, ist seit Oktober<br />
2005 Professor an der LMU und Leitender Oberarzt<br />
am Max von Pettenkofer-Institut für Hygiene und<br />
Medizinische Mikrobiologie, Lehrstuhl Bakteriologie.<br />
Er studierte in Ha<strong>mb</strong>urg Medizin und promovierte<br />
1992 an der <strong>Universität</strong> Würzburg über die<br />
Entwicklung von molekularbiologischen Methoden<br />
zum Nachweis von enterohämorrhagischen Escherichia<br />
coli (EHEC). Anschließend arbeitete er als Arzt<br />
im Praktikum am Würzburger Institut für Hygiene<br />
und Mikrobiologie. 1994 schloss sich ein Stipendium<br />
an der State University of New York an. Anfang<br />
1997 wechselte Rüssmann zum Max von Pettenkofer-Institut<br />
für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie<br />
der LMU, wo er sich im Nove<strong>mb</strong>er 2003 im<br />
Fach Medizinische Mikrobiologie und Hygiene habilitierte.<br />
Im August 2004 folgte er dem Ruf auf eine<br />
Professur für Medizinische Mikrobiologie an der<br />
<strong>Universität</strong> Würzburg. Für seine Forschungsarbeiten<br />
wurde Rüssmann im April 2005 mit dem Seeliger-Preis<br />
der Heinz P. R. Seeliger-Stiftung ausgezeichnet.<br />
Forschungsschwerpunkt seiner Arbeitsgruppe ist die<br />
Weiterentwicklung der TTSS-basierenden Vakzinierungsstrategie<br />
(Vakzin = Impfstoff) zur antigenspezifischen<br />
T-Zellinduktion. Neben den Salmonellen<br />
als Trägerbakterien für heterologe Antigene konnte<br />
sein Team auch attenuierte Yersinien (Yersinien =<br />
Pesterreger) als attraktive orale Lebendvakzine gezielt<br />
gentechnologisch herstellen. Sein besonderes<br />
Interesse galt der Entwicklung neuer Methoden zum<br />
Nachweis von Helicobacter pylori in Magenbiopsien<br />
und Stuhlproben. Mittels der von ihm und seinem<br />
Team konzipierten Fluoreszenz-In-Situ-Hybridisierung<br />
(FISH) gelingen die hochspezifische und sehr<br />
sensitive Detektion dieser Bakterienart sowie die Bestimmung<br />
einer Makrolid-Empfindlichkeit bzw. -Resistenz<br />
des Erregers direkt im Magenbiopsat.<br />
■ PROF. DR. DARIO LEISTER<br />
FAKULTÄT FÜR BIOLOGIE<br />
Dario Leister, Jahrgang 1967, ist seit Oktober 2005<br />
Professor für Botanik an der LMU. Bis 1993 studierte<br />
er an der <strong>Universität</strong> Tübingen Biochemie.<br />
Die Promotion erfolgte 1995 am Max-Planck-Institut<br />
für Züchtungsforschung in Köln. Anschließend<br />
forschte er am John Innes Centre in Norwich, Großbritannien,<br />
bis er 1998 an das Max-Planck-Institut<br />
für Züchtungsforschung zurückkehrte. Im Mai<br />
2003 habilitierte Leister sich an der <strong>Universität</strong> Tübingen<br />
im Bereich Genetik. Im gleichen Jahr erhielt<br />
er ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
und wurde mit dem Karl-<br />
Lohmann-Preis der Gesellschaft für Biochemie und<br />
Molekularbiologie ausgezeichnet.<br />
Leisters Forschungsschwerpunkt liegt in der<br />
molekularbiologischen Erforschung der Photosynthese<br />
und deren Wechselbeziehung zu anderen<br />
Prozessen, die innerhalb und außerhalb der Chloroplasten<br />
stattfinden. Die Charakterisierung der<br />
photosyntheserelevanten zellulären Funktionen, ihre<br />
Regulation innerhalb der Organelle und der<br />
Kommunikation mit dem Zellkern wird von ihm auf<br />
verschiedenen Ebenen und unter Einbindung von<br />
Functional Genomics Methodik untersucht.
NEUBERUFEN<br />
■ PROF. DR. FRANCESCA BIAGINI<br />
FAKULTÄT FÜR MATHEMATIK,<br />
INFORMATIK UND STATISTIK<br />
Francesca Biagini, geboren 1973 in Italien, trat im<br />
Oktober 2005 eine Professur in Angewandter Mathematik<br />
(Finanzmathematik) an der LMU an. Ihr<br />
Studium an der <strong>Universität</strong> Pisa schloss sie 1996<br />
mit einer Diplomarbeit in Algebraischer Geometrie<br />
ab. Parallel dazu war sie auch Studentin der Scuola<br />
Normale in Pisa, an der sie 1997 ebenfalls das<br />
Diplom erwarb und 2001 mit einer Arbeit über<br />
Methoden für unvollständige Märkte, angewandt<br />
auf Zinsmodelle, promovierte. 1999 bekam Francesca<br />
Biagini eine Assistenzprofessur an der <strong>Universität</strong><br />
Bologna. Forschungsaufenthalte führten<br />
sie ab 1999 an die Stockholm School of Economics,<br />
die TU <strong>München</strong> und die <strong>Universität</strong>en Toulouse,<br />
Singapur, Frankfurt und Oslo.<br />
Ihre aktuellen wissenschaftlichen Schwerpunkte<br />
liegen in Finanzmathematik und stochastischer<br />
Analysis. Sie beschäftigt sich mit Modellen für<br />
Märkte mit Kreditrisiko, mit der Modellierung der<br />
Verbreitung des Kreditrisikos mit Hilfe von Prozessen<br />
mit „long range dependence“ und mit der<br />
Entwicklung eines stochastischen Kalküls für fraktionale<br />
Lévy-Prozesse. Frühere Forschungsarbeiten<br />
behandelten die „quadratic hedging“ Methode<br />
für unvollständige Märkte, Modelle für Insider Trader<br />
und das stochastische Kalkül für fraktionale<br />
Brownsche Bewegung.<br />
An der LMU möchte sie an der Organisation laufender<br />
und neuer Aktivitäten der Finanzmathematiker<br />
mitarbeiten. „Ich wünsche mir eine anregende<br />
und gegenseitig förderliche Atmosphäre in der<br />
Arbeit mit den Studierenden“, sagt Biagini. Beitragen<br />
möchte sie auch zum verstärkten Austausch<br />
zwischen Wissenschaft, Finanz- und Versicherungswelt.<br />
■ PROF. DR. RALF ELSAS<br />
FAKULTÄT FÜR<br />
BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE<br />
Ralf Elsas, geboren 1968, ist seit Septe<strong>mb</strong>er 2005<br />
Professor für Betriebswirtschaftslehre an der LMU,<br />
insbesondere mit dem Schwerpunkt Finance &<br />
Banking. Er tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Hermann<br />
Meyer zu Selhausen an. Ralf Elsas studierte<br />
Betriebswirtschaftslehre an der <strong>Universität</strong> Frankfurt<br />
und promovierte 2000 mit dem Thema „Theoretical<br />
and empirical analysis of relationship lending“.<br />
Anschließend wurde er Juniorprofessor für<br />
Unternehmensfinanzierung und Banking in der Abteilung<br />
Finanzen der <strong>Universität</strong> Frankfurt. 2003<br />
forschte und lehrte er ein Jahr als Visiting Professor<br />
am Finance, Insurance and Real Estate Department<br />
der University of Florida in Gainesville, USA.<br />
Vor einem Jahr habilitierte er sich über „Essays in<br />
Banking and Finance“ an der <strong>Universität</strong> Frankfurt.<br />
1 Prof. Dr. Francesca Biagini<br />
1 Prof. Dr. Ralf Elsas<br />
MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />
29
PREISE & EHRUNGEN<br />
MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />
30<br />
1 Prof. Dr. Thomas Carell<br />
1 Indradeo Hemraj<br />
■ PROFESSOR THOMAS CARELL ERHÄLT<br />
PHILIP MORRIS FORSCHUNGSPREIS<br />
Professor Thomas Carell, Lehrstuhl für Organische<br />
Chemie an der LMU, erhält in diesem Jahr den renommierten<br />
Forschungspreis der Philip Morris<br />
Stiftung. Der Chemiker wird für die von ihm entwickelte<br />
„Synthese geschädigter Oligonukleotide<br />
zur Aufklärung von Reparatur- und Mutagenitätsmechanismen“<br />
ausgezeichnet. Der Philip Morris<br />
Forschungspreis wird jährlich vergeben und ist mit<br />
100.000 Euro dotiert. In diesem Jahr teilen sich vier<br />
Forscher das Preisgeld. Carell wird ausgezeichnet<br />
für ein Verfahren zur Analyse der genauen Umstände,<br />
Möglichkeiten, aber auch der Grenzen zellulärer<br />
Reparaturmechanismen, die Schäden am<br />
Erbgut DNA beheben. Damit können die betreffenden<br />
Vorgänge direkt am Erbmolekül beobachtet<br />
werden und sind erstmals für herkömmliche Untersuchungsmethoden<br />
zugänglich. „Erste Ergebnisse<br />
dieser neuen Wege sind unter anderem die<br />
Möglichkeit, bestimmte Reparaturenzyme gezielt<br />
zu blockieren, die Entwicklung transgener Pflanzen,<br />
die weniger krankheitsanfällig sind, neue<br />
Pflanzenschutzmittel oder sogar Teststreifen, mit<br />
denen sich einzelne genetische Anlagen eines<br />
Menschen unkompliziert ermitteln lassen“, begründet<br />
die Philip Morris Forschungsstiftung ihre<br />
Entscheidung. Carell wurde 1966 in Herford geboren.<br />
Er studierte Chemie an den <strong>Universität</strong>en Münster<br />
und Heidelberg. Als Post-Doc arbeitete er zwei<br />
Jahre am Massachusetts Institute of Technology<br />
(MIT) in Ca<strong>mb</strong>ridge, USA. Danach ging er als unabhängiger<br />
Gruppenleiter an die Eidgenössische<br />
Technische Hochschule (ETH) in Zürich, wo er<br />
1999 habilitierte. Bereits ein Jahr später erhielt er<br />
einen Ruf als Professor für Organische Chemie an<br />
die Philipps-<strong>Universität</strong> in Marburg. 2004 wechselte<br />
Carell an die LMU, nachdem er ein Jahr vorher<br />
als jüngster Träger in diesem Jahr die höchste<br />
Forschungsauszeichnung in Deutschland, den<br />
Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, erhielt. International<br />
ist die Arbeitsgruppe Carell eng mit Forschern<br />
in den USA und Frankreich sowie mit israelischen<br />
Kollegen verbunden.<br />
Professor Dr. Thomas Carell ist der jüngste in einer<br />
Reihe von Philip Morris Forschungspreisträgern an<br />
der LMU. Im Jahr 2003 wurden Professor Harald<br />
Weinfurter und sein Mitarbeiter Dr. Christian Kurtsiefer<br />
für ihre Arbeit auf dem Gebiet der Quantenkryptographie<br />
ausgezeichnet.<br />
2001 ging der Preis an den Biologen Professor Dr.<br />
Ralf Baumeister. Ein Jahr zuvor wurde der bereits<br />
1998 geehrte Physiker Professor Dr. Theodor W.<br />
Hänsch, Nobelpreisträger des Jahres 2005, zum<br />
zweiten Mal ausgezeichnet. Er erhielt den Preis zusammen<br />
mit seinen Mitarbeitern Dr. Tilmann Esslinger<br />
und Professor Dr. Immanuel Bloch. 1999<br />
ging die Auszeichnung ebenfalls an zwei Physiker,<br />
nämlich Professor Dr. Jochen Feldmann und Professor<br />
Dr. Ulrich Lemmer. 1993 wurden Professor<br />
Dr. Christoph Bräuchle für seine Arbeit an optischen<br />
Speichermaterialien und Professor Dr. Wolfgang<br />
Heckl für seine Forschung auf dem Gebiet der<br />
Nanotechnologie geehrt. 1983 schließlich erhielt<br />
Professor Dr. Wolfgang Schröder die Auszeichnung<br />
für seine Biotopforschung.<br />
■ LMU-MEDIZINSTUDENT AUS MAURITIUS<br />
ERHÄLT DAAD-PREIS 2005<br />
Der DAAD-Preis 2005 für ausländische Studierende<br />
an der LMU ging an den Medizinstudenten<br />
Indradeo Hemraj aus Mauritius. Der mit 1.000<br />
Euro dotierte Preis des Deutschen Akademischen<br />
Austausch Dienstes (DAAD) zeichnet ausländische<br />
Studierende aus, die sich „mit besonderen akademischen<br />
Leistungen und bemerkenswertem<br />
gesellschaftlich-interkulturellem Engagement“<br />
Verdienste erworben haben. Indradeo Hemraj studiert<br />
seit 2002 Medizin an der LMU, nachdem er<br />
schon in mehreren Laboren in Deutschland und<br />
den USA Erfahrungen in der naturwissenschaftlichen<br />
Forschung sammeln konnte. Nach Abschluss<br />
seines Studiums möchte Hemraj in seine Heimat<br />
zurückkehren, um dort zu helfen, die medizinische<br />
Versorgung zu verbessern. Derzeit engagiert sich<br />
Indradeo Hemraj in der Betreuung ausländischer<br />
Medizinstudenten, um ihnen mit praktischer Hilfe<br />
den Studieneinstieg und -alltag zu erleichtern
■ LEIBNIZ-PREIS FÜR LMU-PROFESSOREN<br />
CRAMER UND KRAUSZ<br />
Patrick Cramer, Professor für Biochemie und<br />
Managing Director des Genzentrums der LMU, und<br />
Ferenc Krausz, Professor für Experimentalphysik an<br />
der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU) <strong>München</strong>,<br />
haben jeweils den Leibniz-Preis 2006 der<br />
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />
erhalten. Die mit 1,55 Millionen Euro dotierte Auszeichnung<br />
ist der wichtigste deutsche Forschungspreis.<br />
Patrick Cramer gelang mit der Entschlüsselung der<br />
RNA-Polymerase II, eines der größten Enzyme im<br />
Zellkern, ein wissenschaftlicher Durchbruch. Dieses<br />
Enzym spielt eine zentrale Rolle beim Prozess der<br />
so genannten Transkription, der Übersetzung genetischer<br />
Informationen in Boten-RNA, der Bauanleitung<br />
für Proteine. Er konnte ein atomares<br />
Modell der gesamten RNA-Polymerase II (Pol II)<br />
erstellen sowie verschiedene Unterbereiche des<br />
Enzyms und auch Komplexe mit anderen Transkriptionsfaktoren<br />
abbilden. Die Arbeiten von Professor<br />
Cramer machten sichtbar, wie Pol II und die<br />
DNA interagieren, während neu synthetisierte RNA<br />
entsteht.<br />
Patrick Cramer, Jahrgang 1969, studierte Chemie in<br />
Stuttgart, Heidelberg, Bristol und Ca<strong>mb</strong>ridge. Er<br />
forschte am European Molecular Biology Laboratory<br />
(EMBL) in Grenoble und an der Stanford University.<br />
2001 kam er als Tenure-Track-Professor für Biochemie<br />
an die Fakultät für Chemie und Pharmazie.<br />
Professor Krausz erhielt den Leibnizpreis für die Begründung<br />
des neuen Forschungsgebietes Attosekundenphysik.<br />
Dieses Arbeitsgebiet bilde die Grundlage<br />
für andere Forschungsbereiche, so die DFG in<br />
ihrer Begründung. So würden Laser, die Krausz entwickelt<br />
hat, bereits jetzt in Kliniken zur frühen Diagnose<br />
von Augen- und Krebskrankheiten getestet.<br />
Professor Krausz leitete das Forscherteam, das die<br />
schnellste Stoppuhr der Welt entwickelte. Dieses<br />
Messinstrument erlaubt eine Zeitmessung im Bereich<br />
weniger Attosekunden (eine Attosekunde = eine<br />
Trillionstel Sekunde) und damit die Beobachtung<br />
der ultraschnellen Bewegungen von Elektronen in<br />
Echtzeit innerhalb von Atomen und Molekülen.<br />
Ferenc Krausz, Jahrgang 1962, studierte in Budapest<br />
Elektrotechnik und Physik. 1991 promovierte<br />
er an der Technischen <strong>Universität</strong> Wien, wo er 1993<br />
auch habilitierte. 1999 erfolgte die Berufung zum<br />
Professor an der TU Wien. Seit Septe<strong>mb</strong>er 2004 lehrt<br />
und forscht Professor Krausz auf dem Lehrstuhl für<br />
Experimentalphysik (Quantenoptik) an der Fakultät<br />
für Physik der LMU. Er forscht zudem am Max-<br />
Planck-Institut für Quantenoptik in Garching bei<br />
<strong>München</strong>.<br />
■ LMU-SIEGER BEIM „VISIONS OF SCIENCE“-<br />
FOTOWETTBEWERB<br />
Dr. Christian Laforsch vom Department Biologie II,<br />
hat zwei Preise beim „Visions of Science“-Wettbewerb<br />
2005 gewonnen. Sein Bild eines schlüpfenden<br />
Moskitos errang den zweiten Platz in der Kategorie<br />
„Action“, während eine Abbildung leerer<br />
Moskito-Eihüllen auf den dritten Platz in der Kategorie<br />
„Art“ kam. Der Wettbewerb wurde von der<br />
Firma Novartis Pharmaceuticals in Kooperation mit<br />
der britischen Tageszeitung „Daily Telegraph“ als<br />
Medienpartner organisiert. Die prämierten Bilder<br />
wurden im Science Museum in London ausgestellt<br />
und gingen dann als Museumswanderausstellung<br />
nach Großbritannien.<br />
Laforsch arbeitet als wissenschaftlicher Assistent<br />
am Lehrstuhl für Evolutionsökologie von Professor<br />
Wilfried Gabriel. Die beiden prämierten Bilder sind<br />
in einem Projekt entstanden, welches das Eiablageverhalten<br />
von Mücken untersucht<br />
■ PROFESSOR FREY IN BEIRAT FÜR NS-<br />
DOKUMENTATIONSZENTRUM GEWÄHLT<br />
Dieter Frey, Professor für Sozialpsychologie an der<br />
Fakultät für Psychologie und Pädagogik, ist in den<br />
wissenschaftlichen Beirat des Kuratoriums zur<br />
Planung eines NS-Dokumentationszentrums in<br />
<strong>München</strong> berufen worden. Ziel des von der Stadt<br />
<strong>München</strong>, dem Land und dem Bund initiierten Zentrums<br />
soll es sein, einen Lernort zu schaffen, der<br />
die Auseinandersetzung mit den Ursachen, Erscheinungsformen,<br />
Mechanismen und Folgen von<br />
Diktatur, Terror und Unterdrückung ermöglicht. Ein<br />
besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Rolle<br />
<strong>München</strong>s beim Aufstieg, der Konsolidierung und<br />
der Nachwirkungen des Nationalsozialismus. Dabei<br />
soll der wissenschaftliche Beirat ein Konzept<br />
mit inhaltlichen Schwerpunktsetzungen, Überlegungen<br />
zur Demokratieerziehung, zu Lernortkonzeptionen<br />
und zu Vermittlungsstrategien entwickeln.<br />
1 Prof. Dr. Patrick Cramer<br />
1 Prof. Dr. Ferenc Krausz<br />
MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />
31
PREISE & EHRUNGEN<br />
MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />
32<br />
1 Prof. Dr. Ernst Pöppel<br />
■ BAYERISCHE VERFASSUNGSMEDAILLE<br />
FÜR HUMANWISSENSCHAFTLER<br />
PROFESSOR PÖPPEL<br />
Professor Ernst Pöppel wurde im Deze<strong>mb</strong>er mit der<br />
Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber ausgezeichnet.<br />
Sie gehört zu den staatlichen Auszeichnungen,<br />
die am seltensten vergeben werden. Die<br />
Verfassungsmedaille wird an Persönlichkeiten verliehen,<br />
die sich „besonders“ um die Verfassung des<br />
Freistaates Bayern verdient gemacht haben. Professor<br />
Pöppel ist Vorstand des Instituts für Medizinische<br />
Psychologie (IMP) und Geschäftsführender<br />
Vorstand des Humanwissenschaftlichen Zentrums<br />
(HWZ) der LMU und leitet das Generation<br />
Research Program in Bad Tölz. Nach seinem<br />
Studium der Psychologie und Zoophysiologie promovierte<br />
er 1968 in Psychologie an der <strong>Universität</strong><br />
Innsbruck. Nach Stationen in Boston und Ca<strong>mb</strong>ridge<br />
folgte 1974 die Habilitation für Sinnesphysiologie<br />
an der Medizinischen Fakultät der LMU,<br />
1976 habilitierte er sich zudem für Psychologie an<br />
der <strong>Universität</strong> Innsbruck. Professor Pöppel ist<br />
Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften<br />
und Künste sowie der Deutschen Akademie<br />
der Naturforscher Leopoldina.<br />
■ AUSZEICHNUNG FÜR<br />
MATHEMATIKSCHULBUCH<br />
Zum mädchenfreundlichsten Mathematikschulbuch<br />
des Jahres 2004 wurde „delta5. Mathematik<br />
für Gymnasien“ (C.C. Buchner Verlag) gewählt.<br />
Mitherausgeberin ist Studiendirektorin Ulrike<br />
Schätz, Lehrbeauftragte für Didaktik der Mathematik<br />
an der LMU und Leiterin der <strong>München</strong>er<br />
Bezirksfachgruppe Mathematik im Bayerischen<br />
Philologenverband. Vergeben wurde die Auszeichnung<br />
von MUED e.V. (Mathematik-Unterrichts-Einheiten-Datei),<br />
einer Organisation von Mathematiklehrer/innen,<br />
deren Ziel die Verbesserung des<br />
Mathematikunterrichts ist.<br />
■ DREI FORSCHUNGSPREISE FÜR LMU-<br />
WISSENSCHAFTLER<br />
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften hat<br />
drei Wissenschaftler der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> (LMU) <strong>München</strong> mit Preisen geehrt. Den<br />
Arnold-Sommerfeld-Preis erhielt Dr. Johannes Herrmann,<br />
Privatdozent für Biochemie am Adolf-Butenandt-Institut<br />
für Physiologische Chemie. Die Linguistin<br />
Dr. Hadumod Bußmann wurde mit dem Preis der<br />
Peregrinus-Stiftung ausgezeichnet. Den Max-Weber-<br />
Preis erhielt Dr. Eugen Hill, wissenschaftlicher Assistent<br />
für Indogermanische Sprachwissenschaft.<br />
Johannes Herrmann wird für seine Beiträge zu zwei<br />
Themenbereichen der molekularen Zellbiologie mit<br />
dem Arnold-Sommerfeld-Preis ausgezeichnet. Er<br />
konnte zeigen, dass in den Mitochondrien, den<br />
Kraftwerken der Zelle, die Oxidation zur Proteinfaltung<br />
genutzt wird. Die Funktionsfähigkeit von<br />
Proteinen hängt davon ab, dass die eigentlich kettenförmigen<br />
Proteinmoleküle ihre spezifische dreidimensionale<br />
Struktur einnehmen. Kommt es<br />
dabei zu Störungen, können Proteine ihre Aufgaben<br />
oft nur mehr eingeschränkt oder gar nicht<br />
wahrnehmen. Die aktive Proteinfaltung erlaubt den<br />
Mitochondrien, ihre Proteine von ihrer Umgebung,<br />
dem Zytosol der Zelle, aufzunehmen und dort zu<br />
behalten.<br />
Hadumod Bußmann erhielt den mit 5.100 Euro dotierten<br />
Preis der Peregrinus-Stiftung für ihr „Lexikon<br />
der Sprachwissenschaft“, das 1983 erschien<br />
und mittlerweile den Rang eines Standardwerks<br />
einnimmt. Sie war von 1971 bis 1997 Dozentin für<br />
Germanistische Sprachwissenschaft in der Laufbahn<br />
einer Akademischen Rätin am Institut für<br />
Deutsche Philologie der LMU. Ihre Forschungsschwerpunkte<br />
liegen in den Bereichen sprachwissenschaftlicher<br />
Terminologie sowie Syntax und<br />
Stilistik. Darüber hinaus hat die promovierte<br />
Mediävistin, die von 1990 bis 1997 Frauenbeauftragte<br />
der LMU war, wichtige Beiträge im Bereich<br />
der Gender-Forschung geleistet. Hadumod Bußmann<br />
ist Ehrenbürgerin der LMU und Vorsitzende<br />
des Kuratoriums der „Therese von Bayern-Stiftung<br />
an der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong>, Programm<br />
zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft“.<br />
Diese von ihr 1997 ins Leben gerufene Stiftung unterstützt<br />
Nachwuchswissenschaftlerinnen mit<br />
Stipendien und vergibt einen nach Therese von<br />
Bayern benannten Preis.<br />
Mit dem Max-Weber-Preis wurde Eugen Hill für<br />
seine Habilitationsschrift „Die Aorist-Präsentien<br />
des Indoiranischen, Untersuchungen zur Morphologie<br />
und Semantik einer Präsensklasse“ geehrt.<br />
Darin kommt er zu zahlreichen Modifikationen von<br />
Bedeutungsangaben bereits vorhandener Wörterbücher<br />
und es gelingt ihm eine neue Sichtweise der<br />
betreffenden Präsensformen. Darüber hinaus erarbeitet<br />
und begründet er fruchtbare Hypothesen zu<br />
der von ihm behandelten Verbalklasse. Seine<br />
Arbeit stellt nach Überzeugung der Jury einen wesentlichen<br />
Beitrag zur sprachlichen Erschließung<br />
des Altindischen dar. Der Max-Weber-Preis ist mit<br />
4.000 Euro dotiert.
■ PROFESSOR SHALEM ALS ANDREW W.<br />
MELLON FELLOW AM METROPOLITAN<br />
MUSEUM IN NEW YORK<br />
Avinoam Shalem Ph.D, Professor für Geschichte<br />
der Islamischen Kunst sowie Jüdische Kunst am<br />
Institut für Kunstgeschichte, wird im Sommersemester<br />
2006 während seines Sabbaticals für sechs<br />
Monate als Andrew W. Mellon Fellow in Art History<br />
am Metropolitan Museum New York zu Gast sein<br />
und in den Abteilungen Medieval Art, The Cloisters<br />
und Islamic Art forschen.<br />
Dabei wird er unter anderem an seinem von der<br />
DFG unterstützten langjährigen Forschungsprojekt<br />
„Corpus der Elfenbeine“ arbeiten. Die Publikation<br />
über die mittelalterlichen Elfenbeinhörner (Olifante)<br />
wird als Band Nr. 8 des von Adolph Goldschmidt,<br />
Kurt Weitzmann und Ernst Kühnel seit 1911 herausgegebenen<br />
Corpus der früh- und hochmittelalterlichen<br />
Elfenbeinarbeiten im Verlag des Deutschen<br />
Vereins für Kunstgeschichte erscheinen.<br />
■ FRITZ THYSSEN STIPENDIAT AM INSTITUT<br />
FÜR DEUTSCHE PHILOLOGIE<br />
Professor Shin Tanaka von der Chiba University in<br />
Japan, German linguistics, German language,<br />
kommt als Hu<strong>mb</strong>oldt-Stipendiat mit einem Sonderforschungsstipendium<br />
aus Mitteln der Fritz<br />
Thyssen-Stiftung für einen Forschungsaufenthalt<br />
an das Institut für Deutsche Philologie. Tanaka wird<br />
in der wissenschaftlichen Betreuung und Zusammenarbeit<br />
mit Prof. Dr. Elisabeth Leiss als Gastwissenschaftler<br />
an der LMU forschen.<br />
auch als Grundlage der Gesetzgebung. Die Bayerische<br />
Staatsmedaille für Verdienste um Umwelt und<br />
Gesundheit wurde im Jahr 2004 von Staatsminister<br />
Dr. Werner Schnappauf gestiftet. Sie hat nach<br />
der Fusion des Bayerischen Staatsministeriums für<br />
Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz<br />
mit dem Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung<br />
und Umweltfragen die Bayerische<br />
Umweltmedaille abgelöst und wird alljährlich verliehen.<br />
■ EHRENDOKTORWÜRDE FÜR DR. FRENZEL<br />
Dr. Christine Frenzel, Laborleiterin im Bereich<br />
Radioökologie am Strahlenbiologischen Institut der<br />
LMU, hat von der Internationalen Sacharow-<br />
Umweltuniversität (ISEU) in Minsk die Ehrendoktorwürde<br />
erhalten. Gewürdigt werden damit ihre<br />
hervorragenden Leistungen in der Radioökologie<br />
sowie ihre großen Verdienste für Forschung und<br />
Lehre an der ISEU und bei der Untersuchung der<br />
Strahlenbelastung in der Republik Weißrussland<br />
als Folge des Reaktorunfalls von Tschernobyl.<br />
MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />
33<br />
■ BAYERISCHE STAATSMEDAILLE FÜR<br />
PROF. WICHMANN<br />
Professor Heinz-Erich Wichmann, Lehrstuhl für<br />
Epidemiologie des Instituts für medizinische Informationsverarbeitung,<br />
Biometrie und Epidemiologie<br />
und Direktor des Instituts für Epidemiologie<br />
am Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit,<br />
hat die Bayerische Staatsmedaille für Umwelt<br />
und Gesundheit 2005 erhalten. Staatsminister Dr.<br />
Werner Schnappauf verlieh ihm die Medaille in Anerkennung<br />
seiner besonderen Verdienste um die<br />
Erforschung der Umwelteinflüsse auf die Gesundheit.<br />
Prof. Wichmann hat große bevölkerungsbezogene<br />
Kohortenstudien aufgebaut, die wichtige<br />
Aufschlüsse über aktuelle Gesundheitsfragen liefern.<br />
Zudem hat er hat als einer der ersten in<br />
Deutschland den Einfluss der genetischen Prädisposition<br />
als krankheitsfördernden Faktor im Rahmen<br />
von Gen-Umwelt-Interaktionen untersucht.<br />
Die Forschungsarbeiten von Wichmann sind für<br />
die Bemühungen um effektive Gesundheitsvorsorge<br />
von herausragender Bedeutung und dienen<br />
3 Professor Wichmann (rechts) erhält die Staatsmedaille aus den<br />
Händen von Umweltminister Dr. Werner Schnappauf.
PREISE & EHRUNGEN<br />
MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />
34<br />
1 Prof. Dr. Michael Strupp<br />
■ HANS-JÖRG-WEITBRECHT-PREIS FÜR<br />
PROFESSOR STRUPP<br />
Michael Strupp, Professor für Neurologie und<br />
Klinische Neurophysiologie an der Neurologischen<br />
Klinik und Poliklinik in Großhadern, ist von der<br />
Deutschen Gesellschaft für Neurologie mit dem<br />
Hans-Jörg-Weitbrecht-Preis ausgezeichnet worden.<br />
Den mit 10.000 Euro dotierten internationalen<br />
Wissenschaftspreis erhielt er in „Anerkennung<br />
seiner Arbeiten zur Therapie des Downbeatnystagmus<br />
und der episodischen Ataxie Typ 2 mit<br />
Aminopyridinen“.<br />
■ NOVARTIS GRADUATE FELLOWSHIP<br />
FÜR ORGANISCHE CHEMIE<br />
Die Abteilung Organische Chemie der Fakultät für<br />
Chemie und Pharmazie ist mit dem Novartis Kontaktpreis<br />
2005 ausgezeichnet worden. Mit dem mit<br />
über 24.000 Euro dotierten Preis fördert Novartis<br />
nicht nur die Arbeit junger herausragender<br />
Wissenschaftler, sondern bekundet damit auch Interesse<br />
an einer langfristigen Verbindung und Zusammenarbeit<br />
mit der LMU. Novartis, einer der<br />
weltgrößten Pharmahersteller mit Sitz in Basel und<br />
Ca<strong>mb</strong>ridge (USA), rekrutiert seinen wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs nur aus den weltweit besten<br />
Hochschulen und Exzellenzzentren.<br />
■ BURGEN SCHOLARSHIP DER ACADEMIA<br />
EUROPAEA FÜR DR. KERSCHREITER<br />
Dr. Rudolf Kerschreiter, wissenschaftlicher Assistent<br />
am Lehrstuhl von Professor Dieter Frey, Sozialpsychologie,<br />
Department Psychologie, wurde von<br />
der Academia Europaea (European Academy of<br />
Humanities, Letters and Sciences) auf der Jahrestagung<br />
der Akademie in Potsdam in Anerkennung<br />
exzellenter akademischer Leistung mit einem Burgen<br />
Scholarship ausgezeichnet. Insgesamt wurden<br />
in diesem Jahr sieben Nachwuchsforscher als Burgen<br />
Scholars in die Academia Europaea aufgenommen.<br />
Mit der Auszeichnung verbunden war<br />
eine Einladung zu der Jahrestagung der Academia<br />
Europaea in Potsdam und die Möglichkeit, der Vollversammlung<br />
der Mitglieder die eigenen Forschungsarbeiten<br />
kurz vorzustellen.<br />
■ BAYERISCHER UMWELTPREIS FÜR<br />
PROFESSOR OTTO SIEBECK<br />
Otto Siebeck, Professor im Ruhestand, wurde mit<br />
dem Bayerischen Umweltpreis ausgezeichnet.<br />
Siebeck war bis 1997 Professor am Zoologischen<br />
Institut der LMU und Leiter der Limnologischen<br />
Forschungsstation Seeon/Obb., an deren Aufbau er<br />
maßgeblich beteiligt war. In seinem Spezialgebiet<br />
Limnologie erforscht er Binnengewässer als Ökosysteme<br />
und analysiert deren Struktur, Leben,<br />
Stoff- und Energiehaushalt. Er teilt sich den mit<br />
50.000 Euro dotierten Umweltpreis der Bayerischen<br />
Landesstiftung mit Dr. Erhard Dörr und der<br />
Gemeinde Bad Füssing.<br />
Mit dem Preis wird Professor Siebecks langjähriges<br />
Engagement im Natur- und Umweltschutz<br />
gewürdigt. Neben der Grundlagenforschung ist es<br />
ihm seit Jahren ein besonderes Anliegen, durch<br />
angewandte Forschung Naturschützern Entscheidungshilfen<br />
an die Hand zu geben. So entstand<br />
beispielsweise Anfang der 1990er Jahre die Idee<br />
eines Biotopverbundes zur Verbindung der beiden<br />
Naturschutzgebiete Seeoner Seen und Eggstätt-<br />
Hemhofer-Seenplatte. Dieser Biotopverbund war<br />
einer der ersten in Bayern und diente als Pilotprojekt<br />
für die Realisierung der mittlerweile über 320<br />
bayerischen Biotopverbünde.<br />
■ EHRENDOKTORWÜRDE FÜR<br />
PROFESSOR BÖCK<br />
August Böck, emeritierter Professor für Mikrobiologie,<br />
Fakultät für Biologie, hat von der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule Zürich (ETH<br />
Zürich) die Würde eines Doktors der Wissenschaften<br />
ehrenhalber (Dr. sc. h.c.) erhalten. Die Ehrung<br />
erfolgte anlässlich des ETH-Tages im Nove<strong>mb</strong>er<br />
2005. Ausgezeichnet wurde Prof. Böck „für seine<br />
inspirierenden Arbeiten über den Einbau der Elemente<br />
Selen, Nickel und Eisen in mikrobielle Proteine,<br />
die im Fall des Selens zu einer Erweiterung<br />
des genetischen Codes geführt haben“, hieß es in<br />
der Laudatio.<br />
■ ELSE KRÖNER-MEMORIAL-STIPENDIUM<br />
2005 FÜR DR. STEPHAN BRAND<br />
Dr. med. Stephan Brand, Wissenschaftlicher Assistent<br />
an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II<br />
in Großhadern, ist einer der drei Preisträger der Else<br />
Kröner-Memorial-Stipendien 2005. Die Dotation<br />
umfasst einen Betrag in Höhe von 750.000<br />
Euro und ermöglicht den jungen Wissenschaftlern,<br />
sich zwei Jahre lang voll auf ihre klinischen Forschungen<br />
zu konzentrieren. Im Rahmen des<br />
Stipendiums wird Dr. Brand nach neuen Behandlungsmöglichkeiten<br />
für Virusinfektionen suchen,<br />
die insbesondere bei Dialyse- und Nierentransplantationspatienten<br />
problematisch sind. Aufgabe<br />
der Else Kröner-Fresenius-Stiftung ist die Förderung<br />
klinischer Forschung sowie humanitärer<br />
Hilfsprojekte.
■ ROBERT BOSCH-STIFTUNG LOBT<br />
NATWORKING-PREIS AUS<br />
NaT-Working ist ein von der Robert Bosch-Stiftung<br />
initiiertes Förderprogramm, das Schüler für Naturwissenschaften<br />
und Technik begeistern soll. Im Rahmen<br />
dieses Programms lobt die Stiftung den NaT-<br />
WorkingPreis 2006 für exzellente Kooperationsprojekte<br />
von Schülern, Lehrern und Wissenschaftlern<br />
aus. Für die mit insgesamt 90.000 Euro dotierte Auszeichnung<br />
können sich Netzwerke von Forschungseinrichtungen<br />
und Schulen bewerben.<br />
Gesucht werden Projekte, die einen besonderen<br />
Wert auf die Vermittlung von wissenschaftlichen Methoden<br />
legen und welche die Zusammenarbeit von<br />
Schule und Wissenschaft fördern. Mit dem Preis sollen<br />
vor allem Projekte öffentlich bekannt gemacht<br />
und in ihrer Weiterentwicklung unterstützt werden.<br />
Das beste Projekt erhält 50.000 Euro. 30.000 Euro<br />
stehen für den zweiten und 10.000 Euro für den dritten<br />
Preis zur Verfügung. Für die Teilnahme am Wettbewerb<br />
ist bis 27. Januar 2006 zunächst nur eine<br />
Kurzbewerbung erforderlich.<br />
Mitmachen können gemeinnützige, mehrjährige Initiativen,<br />
die belegen, dass sie Schüler für die Forschung<br />
begeistern und erfolgreich neue Impulse für<br />
den Schulunterricht setzen.<br />
Weitere Infos unter<br />
www.bosch-stiftung.de/natworking<br />
■ INFORMATIONEN FÜR<br />
NACHWUCHSWISSENSCHAFTLER<br />
Am 14. Februar 2006 haben Doktoranden und Postdocs<br />
die Gelegenheit, sich umfassend über die wichtigsten<br />
nationalen und internationalen Förder- und<br />
Stipendienmöglichkeiten zu informieren. Bei der<br />
ganztägigen Veranstaltung auf dem HighTechCampus<br />
LMU Großhadern werden Vertreter von Institutionen<br />
wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft,<br />
dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, der<br />
Alexander von Hu<strong>mb</strong>oldt-Stiftung, der Helmholtz-<br />
Gemeinschaft, dem Human Frontier Science Program<br />
und der VolkswagenStiftung ihre Programme<br />
vorstellen und für individuelle Fragen zur Verfügung<br />
stehen. Außerdem wird ein Überblick über die<br />
Marie Curie-Stipendien im Forschungsrahmenprogramm<br />
der Europäischen Union geboten. Fördermöglichkeiten<br />
speziell für Frauen wird die Frauenbeauftragte<br />
der LMU präsentieren.<br />
Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie ein<br />
Online-Anmeldeformular sind abrufbar unter:<br />
www.lmu.de/forschungsfoerderung<br />
TIPPS & TERMINE<br />
■ DIE SCHÖNSTEN DEUTSCHEN BÜCHER<br />
Die Sieger des Wettbewerbs die „Schönsten deutschen<br />
Bücher“ der Stiftung Buchkunst in Frankfurt<br />
am Main werden auch in diesem Jahr in der <strong>Universität</strong>sbibliothek<br />
der LMU zu sehen sein. Ausgestellt<br />
werden Werke, welche die Kriterien des Wettbewerbs<br />
erfüllen: Neben der vorbildlichen Gestaltung<br />
in Satz, Druck, Bild und Einband sowie der gelungenen<br />
Verbindung von Inhalt und Form zählt auch<br />
die ästhetische und technische Leistung im Verhältnis<br />
zu Zweck, Auflagenhöhe und Preis zu den Bewertungskriterien.<br />
Für die Bewertung wurden die<br />
Bücher in neun Gruppen eingeteilt, die von Allgemeiner<br />
Literatur über wissenschaftliche Bücher,<br />
Fachbücher bis hin zu Kunst- oder Schulbüchern reichen.<br />
Die Ausstellung ist noch bis zum 17. Februar<br />
2006, montags bis freitags von 8 - 20 Uhr und samstags<br />
von 8 - 16 Uhr in der <strong>Universität</strong>sbibliothek, Geschwister-Scholl-Platz<br />
1, Ausleihhalle (EG), zu sehen.<br />
■ VERBRAUCHERSCHUTZPREIS DES<br />
BAYERISCHEN UMWELTMINISTERIUMS<br />
Im vergangenen Jahr hat das Bayerische Staatsministerium<br />
für Umwelt, Gesundheit und Verbrauchschutz<br />
erstmals den Bayerischen Verbraucherschutzpreis<br />
für junge Nachwuchswissenschaftler<br />
ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist für die Ausschreibung<br />
wurde bis zum 15. Februar 2006 verlängert.<br />
Ausgezeichnet werden Diplom-, Doktorarbeiten<br />
und Habilitationen, Master-Theses, Seminararbeiten<br />
oder Fachartikel, die Antworten auf konkrete<br />
Fragen von Verbraucherschutz und -politik bieten.<br />
Die Landessieger werden mit einer Auszeichnung<br />
und einem Geldpreis prämiert. Der erste Platz ist mit<br />
4.000, der 2. und 3. Platz mit 3.000 bzw. 2.000 Euro<br />
dotiert. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit<br />
zur Online-Bewerbung gibt es unter:<br />
www.stmugv.bayern.de/de/verbraucherschutz<br />
MUM 01 | 2006 SERVICE<br />
35<br />
■ KLAR TEXT! ZEICHNET AUS<br />
Die Klaus Tschira Stiftung vergibt 2006 in Kooperation<br />
mit der Studienstiftung des Deutschen Volkes<br />
mit „Klar Text!“ den Klaus Tschira Preis für verständliche<br />
Wissenschaft. Bewerben können sich Promovierte<br />
aus den naturwissenschaftlichen Fächer<br />
sowie Informatik und Mathematik, welche die Thematik<br />
ihrer Dissertation in einem Artikel allgemeinverständlich<br />
darstellen. Die sechs besten Artikel werden<br />
in der Zeitschrift „bild der Wissenschaft“ veröffentlicht.<br />
Die Preise sind jeweils mit 5.000 Euro dotiert.<br />
Einsendeschluss für die Beiträge ist der 28. Februar<br />
2006.<br />
Weitere Infos unter www.klaus-tschira-preis.de
3 Beim Tag der Offenen Tür erhalten Schülerinnen und Schüler umfassende<br />
Informationen zu ihrem Traumstudium.<br />
MUM 01 | 2006 SERVICE<br />
36<br />
■ VON ÄGYPTOLOGIE BIS ZAHNMEDIZIN –<br />
TAG DER OFFENEN TÜR AN DER LMU<br />
Am 3. Februar 2006 können Schülerinnen und Schüler die LMU kennen<br />
lernen. Am Tag der Offenen Tür bietet die LMU von 9 bis 16 Uhr<br />
ein vielfältiges Programm für alle, die an einem Studium interessiert<br />
sind. Mehr als 80 Fächer präsentieren sich mit Studieninformationen,<br />
Probevorlesungen, Vorführungen und in persönlichen Gesprächen.<br />
Um 9 Uhr begrüßt LMU-Rektor Professor Bernd Huber im Audimax<br />
im Hauptgebäude der LMU die Schülerinnen und Schüler. Anschließend<br />
informiert dort die Zentrale Studienberatung über Zulassung und<br />
Formalitäten rund ums Studium. Ab 10 Uhr beginnt die Präsentation<br />
der Fächer. Neu ist in diesem Jahr eine zentrale Informationsveranstaltung<br />
für das Lehramts-Studium, über das auch am Stand des Lehrerbildungszentrums<br />
fachübergreifend informiert wird.<br />
Die meisten Veranstaltungen finden im Hauptgebäude am Geschwister-Scholl-Platz<br />
statt. Darüber hinaus informieren mit eigenen Programmen<br />
die Geschichtswissenschaften im Historicum (Schelling-/<br />
Amalienstraße), die Tiermedizin in der Königinstraße 12, die Humanmedizin<br />
in der Pettenkoferstraße 11 und 12 sowie die Ägyptologie und<br />
Klassische Archäologie in der Meiserstraße 10.<br />
Das Angebot am Tag der Offenen Tür soll künftige Studierende zu einer<br />
qualifizierten Studienwahl motivieren. Auch Lehrkräfte, besonders<br />
die Beratungslehrkräfte, die an ihren Schulen für die Studien- und Berufswahl<br />
zuständig sind, können ihr Wissen an diesem Tag umfassend<br />
aktualisieren. In persönlichen Gesprächen mit Wissenschaftlern und<br />
Studierenden erhalten die Besucher Informationen aus erster Hand.<br />
Der Tag der Offenen Tür bietet einen Einblick in die Vielfalt der an der<br />
LMU gelehrten Fächer der Geistes- und Kultur-, der Rechts-, Wirtschafts-<br />
und Sozialwissenschaften bis hin zur Medizin und den Naturwissenschaften.<br />
Ausführliche Informationen und das detaillierte Programm des Tags<br />
der Offenen Tür sind auf der Internetseite www.lmu.de/tof zu finden.<br />
Anprechpartnerin:<br />
Franziska Müller-Härlin<br />
Kontaktstelle Gymnasien<br />
Fax: 089 / 21 80 - 95 24<br />
mailto:kogym@lmu.de<br />
www.lmu.de/tof<br />
Herausgeber<br />
Rektorat der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU) <strong>München</strong><br />
Redaktion<br />
Kommunikation und Presse LMU<br />
Luise Dirscherl (dir)<br />
(Chefredaktion),<br />
Clemens Grosse (cg)<br />
(stellv. Chefredaktion),<br />
Julia Graven (gra)<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Eva Kittel (ki), Dr. Marcus Simon (ms), Susanne Wedlich (suwe)<br />
Onlineredaktion<br />
Thomas Pinter (thp)<br />
Bildredaktion<br />
Angelica Fuss<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktionsadresse<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 <strong>München</strong><br />
Tel.: +49(0) 89 / 21 80 - 34 23<br />
Fax: +49(0) 89 / 33 82 97<br />
mum@lmu.de<br />
www.lmu.de/presse/mum<br />
Designkonzept und Layout<br />
HAAK& NAKAT<br />
[www.haak-nakat.de]<br />
Distribution<br />
Kommunikation und Presse LMU: Mathias Schiener<br />
Anzeigen<br />
Alpha Informationsgesellschaft <strong>mb</strong>H<br />
Finkenstraße 10<br />
68623 Lampertheim<br />
Tel.: + 49(0) 62 06 / 939-0<br />
ISSN 0940-0141<br />
Titelgrafik: [www.haak-nakat.de]<br />
Umschlagfoto: Friedrich Schmidt/LMU<br />
Fotos im Heft: Alfred Simon (S. 8); Harald Lesch (S. 10); Deutsche Presseagentur<br />
(S. 17); Norbert Düwel, Erdinger, ASVZ Zürich (18,19); Branddirektion <strong>München</strong><br />
(20,21); Oliver Bodmer/Münchner Merkur (S. 26); Alle weiteren Fotos: Friedrich<br />
Schmidt bzw. LMU.<br />
Illustrationen im Heft: [www.haak-nakat.de] (S. 6-13)<br />
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