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2,8 mb - Ludwig-Maximilians-Universität München

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0 1 • 2 0 0<br />

MünchnerUni Magazin<br />

Z E I T S C H R I F T D E R L U D W I G · M A X I M I L I A N S · U N I V E R S I T Ä T M Ü N C H E N<br />

PROFILE<br />

NETZWERK<br />

FÜR DIE ZUKUNFT<br />

PROFILE<br />

KLUG DER KOPF,<br />

FIT DER KÖRPER<br />

HOCHSCHULRANKINGS<br />

AUF DER SUCHE NACH<br />

DER BESTEN UNI<br />

PRO & CONTRA<br />

MUSS ERFOLG-<br />

REICHE FORSCHUNG<br />

INTERDISZIPLINÄR<br />

SEIN ?


EDITORIAL<br />

PREISWÜRDIGE KOMMUNIKATION<br />

1M UM 01 | 2006 E DITORIAL<br />

Hochschulmagazine sind ein wichtiges Element in der Öffentlichkeitsarbeit<br />

von <strong>Universität</strong>en und haben trotz Internet und Onlinemedien<br />

nicht an Bedeutung verloren: Interessante und aktuelle<br />

Themen, journalistisch ansprechend aufbereitet, informieren den<br />

Leser, schaffen Aufmerksamkeit und Vertrauen und vertiefen den<br />

kontinuierlichen Dialog zwischen Hochschule und außeruniversitärer<br />

Öffentlichkeit sowie die Identifikation der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter mit der Institution. Die Magazine spiegeln das Selbstverständnis<br />

der Hochschulen wider: Freunde der <strong>Universität</strong> und die<br />

interessierte Öffentlichkeit, Alumni, politische Repräsentanten, Vertreter<br />

der Wirtschaft und nicht zuletzt die Lehrenden, Studierenden<br />

und Mitarbeiter erhalten durch ein Magazin Einblicke in die facettenreiche<br />

Welt der Wissenschaft und Forschung, in hochschulpolitische<br />

Themen und Diskussionen und erfahren Wissenswertes über<br />

wichtige Ereignisse und den Alltag an einer Hochschule.<br />

Die rasanten hochschulpolitischen Entwicklungen und Veränderungsprozesse,<br />

welche die Hochschullandschaft in Deutschland derzeit<br />

prägen, geben den Unimagazinen eine neue Rolle: Sie müssen<br />

mit dazu beitragen, diese Prozesse transparent zu machen. Nach<br />

Ansicht der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) sollen Hochschulmagazine<br />

„Schaufenster der Hochschule nach außen und Plattform<br />

der Interessen von Studierenden, Professoren und Mitarbeitern nach<br />

innen“ sein.<br />

Ob Magazine deutscher Hochschulen diesen Anspruch überhaupt erfüllen,<br />

wollten die HRK und die Wochenzeitung DIE ZEIT wissen, als<br />

sie im vergangenen Jahr den „Preis für das beste deutsche Hochschulmagazin“<br />

auslobten. Rund 100 Bewerbungen gingen ein, dabei<br />

waren natürlich auch das „MünchnerUni Magazin“ und die Forschungspublikation<br />

„Einsichten – Berichte zur Forschung an der<br />

LMU“. Beide Printmedien der LMU schafften es in die Endrunde und<br />

wurden als beispielgebend ausgezeichnet. Die hochkarätig besetzte<br />

Jury lobte insbesondere die treffend eingesetzten Stilformen, die grafische<br />

Gestaltung sowie die innovativen Themen. Damit wird auf eindrucksvolle<br />

Weise belegt, dass die LMU großen Wert auf qualitativ<br />

hochwertige Kommunikation mittels Printpublikationen legt, wenngleich<br />

die Gesamtstrategie in der Kommunikation der LMU noch weiter<br />

ausbaufähig ist. Derzeit überlegen wir Möglichkeiten und Strategien,<br />

wie wir die einzelnen Zielgruppen noch konkreter ansprechen<br />

können.<br />

Das Thema Kommunikation bildet den Schwerpunkt in der vorliegenden<br />

Ausgabe von MUM. In den vergangenen Jahren ist das öffentliche<br />

Interesse an hochschulrelevanten Themen in vielen Medien<br />

deutlich gestiegen.<br />

Ein Beispiel hierfür sind Hochschulrankings. Viele namhafte Zeitungen<br />

und Magazine warten mit eigenen Ranglisten deutscher Hochschulen<br />

auf. Der MUM-Titel zeigt einen Querschnitt durch die wichtigsten<br />

dieser Rankings und ermöglicht einen Blick auf ihren unterschiedlichen<br />

Stellenwert. Eine neue Rubrik in MUM spricht eine wichtige<br />

Zielgruppe direkt an: die Alumni. Viele ehemalige Absolventen,<br />

die erfolgreich im Arbeitsleben stehen, halten Kontakt zu ihrer Alma<br />

Mater und helfen Studierenden beispielsweise bei der Orientierung<br />

im Dickicht der beruflichen Perspektiven und Möglichkeiten. Zudem<br />

fungieren sie als eine Art Mittler zwischen Hochschule und Arbeitswelt<br />

und engagieren sich beim Aufbau wichtiger Kontakte. MUM<br />

stellt die zahlreichen Alumni-Vereine an der LMU in einer neuen<br />

Folge von Portraits vor.<br />

Kommunikation ist für die Wissenschaft unabdingbar. In dieser und<br />

den folgenden Ausgaben stellen wir daher Wissenschaftler als „Kommunikatoren“<br />

vor, d.h. Forscherinnen und Forscher, die komplexe<br />

wissenschaftliche Sachverhalte verschiedenen Zielgruppen gut verständlich<br />

machen können. Solche Wissenschaftler sind zunehmend<br />

gefragt. MUM porträtiert LMU-Professorinnen und Professoren, die<br />

es sich zur Aufgabe machen, über die Forschung nicht nur mit anderen<br />

Experten zu kommunizieren, sondern eine breite Öffentlichkeit<br />

an die Fragen und Ergebnisse ihrer Wissenschaft heranzuführen.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!<br />

Professor Dr. Friederike Klippel<br />

Prorektorin der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong>


MUM 01 | 2006 NEWS<br />

2<br />

■ LMU-REKTOR HUBER<br />

WIEDERGEWÄHLT<br />

Professor Bernd Huber ist als<br />

Rektor der LMU <strong>München</strong> mit<br />

großer Mehrheit wiedergewählt<br />

worden. Das Wahlgremium ist am<br />

19. Januar 2006 dem Wahlvorschlag<br />

des Senats mit 58 von 61<br />

NEWS<br />

abgegebenen Stimmen gefolgt.<br />

Wahlberechtigt sind die Mitglieder<br />

des Erweiterten Senats und<br />

der Vorsitzende des Hochschulrats der LMU sowie dessen Stellvertreter.<br />

Die zweite Amtszeit von Rektor Huber beginnt am 1. Oktober<br />

2006 und dauert vier Jahre.<br />

Bernd Huber, geboren 1960 in Wuppertal, ist Professor für Finanzwissenschaft<br />

und seit Oktober 2002 Rektor der LMU <strong>München</strong>. Nach<br />

dem Abitur 1979 studierte er Volkswirtschaftslehre an der <strong>Universität</strong><br />

Gießen und schloss im Jahr 1984 mit dem Diplom ab. 1988 folgte die<br />

Promotion an der <strong>Universität</strong> Würzburg und 1994 die Habilitation. Auf<br />

den Lehrstuhl für Finanzwissenschaft an der LMU wurde Huber im<br />

Jahr 1994 berufen. Von 1995 bis 2000 war er Mitglied der Haushaltskommission<br />

der LMU und von 2000 bis 2002 Dekan der Volkswirtschaftlichen<br />

Fakultät. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter<br />

anderem im Bereich der Staatsverschuldung und der Steuerpolitik.<br />

Er ist stellvertretender Vorsitzender im Wissenschaftlichen Beirat<br />

beim Bundesministerium der Finanzen. Professor Huber ist verheiratet<br />

und hat zwei Kinder.<br />

■ dir<br />

■ LMU ERFOLGREICH BEIM VORENTSCHEID IM<br />

EXZELLENZWETTBEWERB<br />

Die LMU hat im Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder zur<br />

Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen<br />

die nächste Stufe erreicht. Die gemeinsame Kommission der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Wissenschaftsrats<br />

hat die LMU aufgefordert, in allen drei vorgesehenen Förderlinien<br />

der Exzellenzinitiative Anträge einzureichen. Die LMU geht mit<br />

Anträgen für zwei Graduiertenschulen und vier Exzellenzcluster ins<br />

Rennen und erfüllt damit die Voraussetzung, um sich auch in der dritten<br />

Förderlinie mit ihrer Zukunftsstrategie um den Status einer „Spitzenuniversität“<br />

zu bewerben. „Wir haben mit unseren Antragsskizzen<br />

zur Spitzenforschung bewiesen, dass wir uns im harten Wettbewerb<br />

auf vielen Feldern behaupten können“, sagt LMU-Rektor Professor<br />

Bernd Huber. „Wir sind fest entschlossen, uns in der jetzt anstehenden<br />

Antragsphase erfolgreich durchzusetzen.“<br />

Forschergruppen aus den Gebieten der zellulären und systemischen<br />

Neurowissenschaft, der theoretischen Neurobiologie, der Cognitive<br />

Neuropsychology sowie der Neurophilosophie verbindet die „Graduate<br />

School of Systemic Neurosciences GSN Munich“. Sie ist eine<br />

der beiden Graduiertenschulen der LMU, die weiter im Rennen sind.<br />

Die zweite Schule, die Graduate School of Science LMU (GSS LMU ) wird<br />

von den naturwissenschaftlichen Fakultäten der LMU gemeinsam<br />

beantragt. Graduiertenschulen sollen den Plänen nach ein Qualitätsinstrument<br />

zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sein<br />

und dem Prinzip der Qualifizierung herausragender Doktorandinnen<br />

und Doktoranden innerhalb eines exzellenten Forschungsumfelds<br />

folgen. Jede Graduiertenschule soll pro Jahr eine Million Euro<br />

bekommen.<br />

In der zweiten Linie sollen so genannte Exzellenzcluster gefördert<br />

werden: international sichtbare und konkurrenzfähige Forschungsund<br />

Ausbildungseinrichtungen, die wissenschaftlich gebotene Vernetzung<br />

und Kooperation ermöglichen. Die Exzellenzcluster sollen<br />

wichtiger Bestandteil der strategischen und thematischen Planung einer<br />

Hochschule sein und etwa 6,5 Millionen Euro pro Jahr erhalten.<br />

Vier solcher Cluster gehen in den Wettbewerb: Das Munich Center<br />

for Integrative Protein Science (CIPSM), die Nanosystems Initiative<br />

Munich (NIM), das Munich Center for Advanced Photon Science<br />

(MAP) sowie Innovation – Tracing Patterns of Competence, Competition<br />

and Governance INTRAC.<br />

Die LMU will die Förderung im Rahmen der Initiative nutzen, um ihren<br />

Status als herausragende deutsche Forschungsuniversität international<br />

auszubauen. Bei der Bewerbung in der dritten Förderlinie um innovative<br />

Zukunftskonzepte wird die LMU eine umfassende Gesamtstrategie<br />

„LMUexcellent: Working Brains – Networking Minds – Living<br />

Knowledge“ zum Ausbau von wissenschaftlicher Exzellenz vorlegen,<br />

die alle Bereiche von Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung<br />

sowie Management durchzieht.<br />

Die Exzellenzinitiative, die im Juni des vergangenen Jahres von Bund<br />

und Ländern zur Förderung der Spitzenforschung in Deutschland ins<br />

Leben gerufen wurde, ist bis zum Jahr 2011 mit 1,9 Milliarden Euro<br />

dotiert, wovon der Bund 75 Prozent finanziert. Die Summe verteilt<br />

sich auf die drei Förderlinien Graduiertenschulen, Exzellenzcluster<br />

sowie Zukunftskonzepte universitärer Spitzenforschung. ■ dir<br />

AUS DER REDAKTION<br />

■ AUSZEICHNUNG FÜR „MUM“ UND „EINSICHTEN“<br />

Die Hochschulrektorenkonferenz und die Wochenzeitung DIE ZEIT haben<br />

erstmals im Jahr 2005 den „Preis für das beste deutsche Hochschulmagazin“<br />

ausgeschrieben. Unter den rund 100 Bewerbungen waren<br />

sowohl das Münchner Uni Magazin (MUM) als auch der Forschungsband<br />

„Einsichten – Berichte zur Forschung an der LMU“.<br />

Beide gelangten neben den Publikationen weiterer drei <strong>Universität</strong>en<br />

in die Endausscheidung und wurden als beispielgebend ausgezeichnet.<br />

Das Publikationskonzept der TU Berlin belegte den ersten Platz. ■ cg


■ KINDERBETREUUNG<br />

„CAMPUSKINDER“ ERÖFFNET<br />

MUM 01 | 2006 ESSAY<br />

4<br />

Was tun, wenn die Tagesmutter<br />

krank ist oder wenn die Oma<br />

während der Vorlesung nicht auf<br />

den Nachwuchs aufpassen kann?<br />

Studierende und Mitarbeiter der<br />

LMU mit Kindern stellen solche<br />

NEWS<br />

Situationen vor massive Probleme.<br />

Abhilfe schaffen jetzt die<br />

„Campuskinder“. Die Kinderbetreuungseinrichtung<br />

direkt am Hintereingang des LMU-Hauptgebäudes<br />

bietet eine stundenweise Betreuung von Kindern zwischen<br />

eineinhalb und sechs Jahren an. Am 8. Nove<strong>mb</strong>er 2005 wurde das Kooperationsprojekt<br />

von LMU und Studentenwerk feierlich eröffnet.<br />

„Dieses Angebot passt sich den Bedürfnissen vieler Familien an“, betonte<br />

LMU-Rektor Professor Bernd Huber bei der Eröffnung. Laut Geschäftsführer<br />

des Studentenwerks <strong>München</strong>, Armin Rosch, unterbricht<br />

fast jeder zweite Studierende mit Kind sein Studium, um für<br />

den Nachwuchs zu sorgen.<br />

■ gra<br />

■ GESCHWISTER-SCHOLL-PREIS 2005 FÜR NECLA KELEK<br />

Für ihr Buch „Die fremde Braut“ erhielt die deutsch-türkische Soziologin<br />

Necla Kelek den diesjährigen Geschwister-Scholl-Preis der Stadt<br />

<strong>München</strong> und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Landesverband<br />

Bayern. In „Die fremde Braut“ prangert Necla Kelek die<br />

Praxis der Zwangsverheiratung und arrangierter Ehen an, wie sie in<br />

der muslimisch-türkischen Gesellschaft in Deutschland nicht ungewöhnlich<br />

sind. Bei der Preisverleihung am 14. Nove<strong>mb</strong>er in der<br />

Großen Aula der LMU erklärte der Laudator Dr. Heribert Prantl, Ressortleiter<br />

Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung, dass durch die importierten<br />

Bräute „ein archaischer Begriff von Ehre gepflegt und ein<br />

Familienbild tradiert wird, das mit dem Grundgesetz nichts zu tun<br />

hat“. In ihrer Dankesrede forderte Necla Kelek die Deutschen auf, mutig<br />

Missstände anzuprangern, auch wenn es um Menschen anderer<br />

Kulturen geht.<br />

Die Preisverleihung ist in diesem Jahr Teil einer ganzen Reihe von<br />

5 Die deutsch-türkische Soziologin Necla Kelek prangert in ihrem Buch<br />

„Die fremde Braut“ die Praxis der Zwangsverheiratung und arrangierter Ehen<br />

in der muslimisch-türkischen Gesellschaft in Deutschland an.<br />

1 Die Kinderbetreuung „Campuskinder“ wurde in der Amalienstraße, gleich<br />

hinter dem Hauptgebäude der LMU, im Nove<strong>mb</strong>er 2005 eröffnet.<br />

Veranstaltungen in Gedenken an die Geschwister Scholl. Am 17. Nove<strong>mb</strong>er<br />

wurde der Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ in der<br />

Großen Aula aufgeführt. Die Münchner Philharmoniker spielten am<br />

16. Januar unter der Leitung von Christian Thielemann exklusiv für<br />

Studierende Werke von Richard Strauss und Johannes Brahms zu Ehren<br />

der Weißen Rose. Am 23. Januar hielt der Ratsvorsitzende der<br />

Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Dr. Wolfgang Huber,<br />

die traditionelle Weiße-Rose-Gedächtnisvorlesung.<br />

■ ms<br />

■ LMU-BIBLIOTHEK FÜHREND BEI ONLINE-DISSERTATIONEN<br />

Im Ranking der elektronischen Dissertationen nimmt die LMU mit<br />

mittlerweile 2.500 Online-Publikationen einen Spitzenplatz in<br />

Deutschland ein. Für Dissertationen besteht in Deutschland Publikationspflicht.<br />

Erst mit der häufig sehr kostspieligen Veröffentlichung<br />

dürfen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Doktorgrad<br />

führen. Das Internet bietet sich gegenüber dem Druck als kostengünstige<br />

und einfache Publikationsplattform an und sorgt zudem für<br />

eine größere Reichweite: „Die Online-Dissertationen wurden im Jahr<br />

2005 vom Publikationsserver der <strong>Universität</strong>sbibliothek (UB) 715.000<br />

Mal herunter geladen“, freut sich Dr. Günter Heischmann, Leiter der<br />

UB, über die große Resonanz auf das Angebot. „Damit wurde jede<br />

Dissertation im Durchschnitt fast 300 Mal aufgerufen.“ Von elektronischen<br />

Dissertationen profitieren beide Seiten: Die Nutzer haben die<br />

Möglichkeit, jederzeit weltweit rasch auf die wissenschaftlichen Arbeiten<br />

unterschiedlichster Fächer zuzugreifen. Die Doktoranden können<br />

sich dadurch über eine signifikant höhere Wahrnehmung ihrer<br />

Arbeit freuen als bei gedruckten Werken.<br />

■ ms<br />

■ JURISTEN STÄRKEN ANWALTSSPEZIFISCHE AUSBILDUNG<br />

Die Juristische Fakultät der LMU hat mit der Rechtsanwaltskammer<br />

für den Oberlandesgerichtsbezirk <strong>München</strong> ein Kooperationsabkommen<br />

unterzeichnet. Ziel ist es, die Studierenden verstärkt auf<br />

anwaltliche Tätigkeiten vorzubereiten. Die Kammer stellt dazu<br />

Rechtsanwälte für die Lehre zur Verfügung und bezuschusst die anwaltsspezifischen<br />

Lehrveranstaltungen, die bis zu sechs Wochenstunden<br />

pro Semester umfassen können. Zudem sollen Forschungsprojekte<br />

und Promotionen zu anwaltlichen Themen initiiert<br />

werden.<br />

■ ms


46<br />

■ NEWS<br />

2 MELDUNGEN<br />

MUM 01 | 2006<br />

■ TITEL<br />

6 HOCHSCHULRANKINGS<br />

AUF DER SUCHE NACH DER BESTEN UNI<br />

■ ESSAY<br />

10 DIE PRAXIS DER STERBEHILFE<br />

DR. ALFRED SIMON, AKADEMIE FÜR ETHIK IN DER MEDIZIN,<br />

GÖTTINGEN<br />

■ PROFILE<br />

12 KOMMUNIKATOREN DER LMU<br />

AHNENFORSCHUNG AUF HÖCHSTEM NIVEAU<br />

HOCHSCHULRANKINGS<br />

AUF DER SUCHE NACH DER BESTEN UNI<br />

14 ALUMNIVEREINE AN DER LMU<br />

NETZWERK FÜR DIE ZUKUNFT<br />

16 MENTORINGPROGRAMM AN DER LMU<br />

TANDEM MIT PERSPEKTIVE<br />

5M UM 01 | 2006 I NHAL T<br />

17 NOBELPREIS FÜR THEODOR W. HÄNSCH<br />

„FAST MEHR, ALS MAN ERTRAGEN KANN”<br />

18 SPORTLER AN DER LMU<br />

KLUG DER KOPF, FIT DER KÖRPER<br />

20 NOTFALLMEDIZIN AN DER LMU<br />

ÄRZTE UND STUDIERENDE PROBEN DEN ERNSTFALL<br />

22 KOSMOS LMU<br />

ZEIT FÜR ZUKUNFTSPLÄNE<br />

PROFILE<br />

AHNENFORSCHUNG AUF<br />

HÖCHSTEM NIVEAU<br />

12<br />

24 PROPÄDEUTIKUM FÜR AUSLÄNDER<br />

PROFESSIONELLER EINSTIEG IN DEN UNI-ALLTAG<br />

25 LMUeMOTIONS IN DER UNILOUNGE<br />

VOM SPASS, MODERN ZU SEIN<br />

PROFILE<br />

NETZWERK FÜR DIE<br />

ZUKUNFT<br />

414<br />

26 KINDERUNI AN DER LMU<br />

WISSBEGIER ALS WINTERFREUDE<br />

■ FORUM<br />

27 PRO & CONTRA<br />

MUSS ERFOLGREICHE FORSCHUNG<br />

INTERDISZIPLINÄR SEIN ?<br />

■ MENSCHEN<br />

28 NEUBERUFEN<br />

30 PREISE & EHRUNGEN<br />

■ SERVICE<br />

35 TIPPS & TERMINE<br />

PROFILE<br />

LMUeMOTIONS<br />

425<br />

■ IMPRESSUM


MUM 01 | 2006 TITEL<br />

6<br />

HOCHSCHULRANKINGS<br />

AUF DER SUCHE NACH DER BESTEN UNI<br />

Hochschulrankings gibt es viele. Nach anfänglicher Ablehnung haben sie sich im Wissenschaftsbetrieb etabliert, dienen Studierenden<br />

als Orientierungshilfe bei der Studienwahl und für Hochschulen als Planungsinstrument. Doch welche sind die wichtigsten,<br />

wo haben sie ihre Schwächen? MUM hat sich einige nationale und internationale Rankings genauer angesehen.<br />

Als 1989 das erste Hochschulranking des SPIE-<br />

GEL erschien, war die Empörung in der akademischen<br />

Community groß: Dass externe Medien<br />

sich anmaßten, Dinge zu bewerten, die einen<br />

Kernbereich der wissenschaftlichen Selbstverwaltung<br />

tangierten, konnte und durfte nicht sein.<br />

Ziel des gewollt provokanten Rankings war es, den<br />

Studierenden eine Stimme zu geben und Druck<br />

auf die Akteure auszuüben, wieder Fahrt in<br />

den festgefahrenen Reformprozess zu bringen.<br />

Dem Vorbild der USA folgend, befragte der<br />

SPIEGEL damals 6.000 Studierende nach den<br />

Bedingungen an ihrer Alma Mater. Allerdings war<br />

die Methodik alles andere als ausgereift, die<br />

Datengrundlage nicht repräsentativ, und sie<br />

genügte keinesfalls den Anforderungen einer heute<br />

anerkannten Erhebungspraxis. „Edutainment“<br />

lautete denn auch der nicht ganz unzutreffende<br />

Vorwurf aus der Wissenschaft.<br />

Aber das Ha<strong>mb</strong>urger Magazin sorgte mit seiner<br />

Befragung für ein erhebliches Rauschen im deutschen<br />

Blätterwald, denn die öffentliche Stimmung<br />

in Deutschland schien reif für Hochschulrankings.<br />

Nicht zuletzt in der Hoffnung auf neue Leser warteten<br />

schon wenig später Stern, Handelsblatt,<br />

Wirtschaftswoche und Focus mit ihren – mehr<br />

oder weniger aussagekräftigen – eigenen Ranglisten<br />

auf. Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) informierte inzwischen mit einem<br />

eigenen Ranking darüber, wer erfolgreich Drittmittel<br />

für die Forschung einwerben konnte.<br />

Vor allem mit Gründung des Centrums für Hochschulentwicklung<br />

(CHE) durch die Bertelsmann-<br />

Stiftung und die Hochschulrektorenkonferenz im<br />

Jahr 1994 wurden Rankings auf eine professionelle,<br />

weil solidere empirische Basis gestellt. Wissenschaftliche<br />

Kriterien bei der Evaluation und<br />

neue Indikatoren kamen zur Anwendung. Neben<br />

der Reputation von Hochschulen bei den Studierenden<br />

und Professoren steigerten Struktur- und<br />

Forschungsindikatoren, unter anderem zu Studienzeiten,<br />

Zahl der Promotionen, der Publikationen<br />

oder zu Drittmitteln die Aussagekraft des Rankings<br />

und verringerten gleichzeitig seine Angriffsfläche.<br />

„Methodische Kritik von Seiten der<br />

Evaluierten war ab jetzt nicht mehr so leicht anzubringen“,<br />

sagt Stefan Hornbostel, Professor für<br />

Soziologie an der Hu<strong>mb</strong>oldt-<strong>Universität</strong> Berlin sowie<br />

Leiter des erst kürzlich gegründeten Bonner<br />

Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung<br />

(IFQ) der DFG. „Man musste jetzt<br />

schon elaborierter gegen ein Ranking und seine


7M UM 01 | 2006 T ITEL<br />

Methoden argumentieren.“ Der Experte – selbst<br />

ehemaliger CHE-Referent – konstatiert für diese<br />

Periode Mitte der 90er Jahre einen massiven Meinungswandel<br />

hinsichtlich der Rankings. Er sieht<br />

diese Entwicklung vor allem der zunehmenden<br />

Autonomie der Hochschulen und der Erkenntnis<br />

geschuldet, dass Rankings durchaus sinnvolle<br />

Hilfsmittel bei eigenen Strukturplanungen und<br />

Marketingaktivitäten sein können – letzteres vor<br />

allem, wenn man einen der oberen Rangplätze<br />

erreicht. „Es spielt für viele Hochschulen heute<br />

häufig keine Rolle mehr, in welchem, sondern<br />

nur noch ob sie in einem Ranking oben mit dabei<br />

sind“, kommentiert Hornbostel den massiven,<br />

jetzt gleichwohl etwas unkritisch in die entgegengesetzte<br />

Richtung ausschlagenden Meinungswandel.<br />

NAVIGATIONSINSTRUMENT RANKING<br />

Mittlerweile ist es für Hochschulen normal, gerankt<br />

zu werden und für Schüler und Studierende,<br />

Rankings als eine Art Navigationsgerät bei<br />

der Studienwahl zu nutzen. Laut einer Erhebung<br />

der Hochschul-Informations-System G<strong>mb</strong>H (HIS)<br />

in Hannover für das Wintersemester 2003/04 haben<br />

sich 63 Prozent aller Studienanfänger unter<br />

anderem über Rankings bei der Wahl des Studienorts<br />

und -fachs informiert. „Natürlich ist noch<br />

nicht klar, welchen Einfluss die Ranglisten letztlich<br />

auf die Entscheidungen haben, aber es ist<br />

sicher, dass man damit viele gute Studierende<br />

erreichen kann“, sagt Professor Hornbostel.<br />

Allerdings sind längst nicht mehr nur Studierende<br />

die Zielgruppe von Rankings. „Vermehrt<br />

setzen Hochschulen die Resultate für die eigene<br />

Strukturanalyse ein und potenzielle Arbeitgeber<br />

und Headhunter werten die Ergebnisse für die<br />

Planung von Recruiting-Events an Hochschulen<br />

aus“, erklärt Petra Giebisch, verantwortlich für<br />

das Hochschulranking des CHE. Eines ist deutlich:<br />

Rankings sind zu einem festen Bestandteil<br />

der Hochschullandschaft geworden. Sie bieten Orientierungsmöglichkeiten<br />

und sorgen für einen lebhaften Diskurs, welcher<br />

der Weiterentwicklung von <strong>Universität</strong>en und Fachhochschulen<br />

wichtige Impulse geben kann. So ist auch die Kritik an ihnen viel<br />

fundierter geworden. War sie in den Anfangsjahren vornehmlich<br />

emotional geprägt, so ist sie heute konstruktiv und wissenschaftlich.<br />

Mittlerweile nehmen Fachgesellschaften an der Entwicklung<br />

aussagekräftiger und belastbarer Indikatoren teil, Erhebungswerte<br />

werden mit hochschulinternen Daten abgeglichen.<br />

Dennoch weisen viele Rankings nach wie vor Schwachpunkte auf.<br />

So kritisieren manche Fachwissenschaftler und Evaluationsexperten<br />

etwa beim einflussreichen Ranking des Magazins Focus die<br />

mangelnde Transparenz der Indikatoren. Hier würden Erhebungsgrundlagen<br />

nicht veröffentlicht und Zitationszahlen in Prozente<br />

übersetzt, die schwer nachvollziehbar seien. Zudem sei der Reputationsindikator<br />

nicht fundiert genug: Die Urteile von Wissenschaftlern<br />

anderer Institutionen und Unternehmern zu einzelnen<br />

Hochschulen seien eher begrenzt aussagekräftig und sehr subjektiv,<br />

weil sie nur den gegenwärtigen Erfahrungshorizont widerspiegelten.<br />

Zudem führe der verhältnismäßig geringe Rücklauf zu<br />

mangelnder Repräsentativität der Umfragen. „Reputationsmerkmale<br />

sind nach Maßstäben einer empirischen Sozialforschung zumindest<br />

fragwürdig“, bestätigt auch Professor Hornbostel.<br />

Als renommiertestes gilt hierzulande das Hochschulranking des<br />

CHE, das von der Wochenzeitung DIE ZEIT veröffentlicht wird.<br />

Die Methodik des Gütersloher Instituts versucht ein möglichst differenziertes<br />

Spektrum abzubilden: So ist das Ranking – im Gegensatz<br />

zu vielen Medienevaluationen – ausschließlich fachbezogen<br />

und vergleicht die Hochschulen nicht als Ganzes, in dem es<br />

nur Ranglisten für Fächer erstellt. Demzufolge kann es in dieser<br />

Erhebung eine beste <strong>Universität</strong> nicht geben. „Die Hochschulen<br />

verfügen über spezifische Profile mit Stärken und Schwächen in<br />

verschiedenen Fächern“, erklärt Petra Giebisch. „Dieser Situation<br />

tragen wir in unserem Ranking Rechnung.“<br />

Das CHE-Hochschulranking ordnet die Hochschulen ähnlich einem<br />

Rating vielmehr in eine Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe<br />

und verhindert auf diese Weise, dass kleine Differenzen im Zahlenwert<br />

eines Indikators als Leistungs- und Qualitätsunterschied<br />

interpretiert werden. Auf Kritik stoßen auch hier die Studierendenbefragungen.<br />

Moniert wird die fehlende Repräsentativität aufgrund<br />

eines vergleichsweise geringen Rücklaufs und die Tatsa-


MUM 01 | 2006 TITEL<br />

8<br />

che, dass Studierende zumeist über wenig Vergleichsmöglichkeiten<br />

verfügen und somit – in der<br />

Tendenz – ihre Studiensituation häufig negativer<br />

einstufen als sie ist.<br />

GROSSE SORGFALT ERFORDERLICH<br />

Internationale Rankings sind noch schwieriger,<br />

weil hier zum einen vollkommen unterschiedliche<br />

Hochschulsysteme miteinander verglichen werden.<br />

Zum anderen sind die Indikatoren der Rankings<br />

zum Teil sehr allgemein und damit ungenau.<br />

Ein Beispiel hierfür ist das Forschungsranking der<br />

Jiao Tong University in Shanghai. Hier bleibt der<br />

Bereich der Lehre vollkommen ausgeklammert –<br />

für Studierende bieten die Ergebnisse somit keine<br />

Orientierung. Aber auch bei der Beurteilung<br />

von Forschungsleistungen einer <strong>Universität</strong> ergeben<br />

sich Schwierigkeiten aufgrund der langen Beobachtungszeiträume.<br />

So werden Nobelpreise bis<br />

zum Jahr 1911 zurückverfolgt, also im Ergebnis<br />

historische Forschungsleistungen mit denen jüngeren<br />

Datums vermischt. Das ist problematisch,<br />

weil es die Qualität der aktuellen Forschung verfälschend<br />

darstellt. Überdies geht aus dem Ranking<br />

lediglich hervor, welcher Hochschule ein<br />

Preisträger zur Zeit der Verleihung angehörte.<br />

Berücksichtigt wird nicht, an welcher Institution<br />

die „preiswerte“ Forschung stattgefunden hat.<br />

Problematisch ist auch der Zitationsindex – übrigens<br />

ein Indikator vieler Rankings –, der überwiegend<br />

englischsprachige Zeitschriften auswertet<br />

und darüber hinaus Veröffentlichungen in den<br />

renommierten Forschungsmagazinen Nature und<br />

Science fachlich oft nicht richtig zuordnet. Dieser<br />

Tatbestand führt zwangsläufig zu einer Verzerrung<br />

hin zu den Naturwissenschaften. „Beim Shanghai-<br />

Ranking, und nicht nur dort, werden die unterschiedlichen<br />

Publikationsgepflogenheiten etwa<br />

der Geistes-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

nicht berücksichtigt“, sagt Stefan Hornbostel.<br />

„Germanisten publizieren etwa in nationalsprachlichen<br />

Monographien oder ein Ökonom, der<br />

sich mit speziellen Fragen zur deutschen Rentenversicherung<br />

auseinandersetzt, veröffentlicht<br />

nicht zwingend in englischer Sprache.“<br />

Auch das Ranking des Higher Education Supplement<br />

der TIMES krankt an der Zitationspraxis:<br />

Wie beim Shanghai-Ranking kommt es zu Verschiebungen<br />

zugunsten der Naturwissenschaften<br />

durch die ausschließliche Auswertung englischer<br />

Zeitschriftenartikel.<br />

„Ein internationaler Vergleich ist sicherlich sehr<br />

wichtig, aber man muss hier sehr viel Sorgfalt walten<br />

lassen“, so Ranking-Experte Hornbostel.<br />

HERAUSFORDERUNG BOLOGNA<br />

Eine große Herausforderung kommt mit dem Bolognaprozess<br />

und der damit verbundenen Umstellung<br />

auf Bachelor- und Masterstudiengänge in<br />

Deutschland auf die Ersteller von Rankings zu.<br />

Fakt ist, dass der Informations- und Orientierungsbedarf<br />

aufgrund der größeren Heterogenität<br />

der Studiengänge deutlich steigen wird, Rankings<br />

also immer wichtiger werden. Die Übergangsphase<br />

wird deshalb schwierig zu evaluieren, weil<br />

verschiedene Studiensysteme einander gegenüberstehen:<br />

Da gibt es noch die bisherigen<br />

Diplom- und Magisterstudiengänge, aber auch bereits<br />

erste Bachelor- und Masterstudiengänge,<br />

deren Struktur viel komplexer ist, als dies bisher<br />

der Fall war. „Bislang hat man die neuen Studiengänge<br />

bei den einschlägigen Rankings einfach<br />

herausgelassen, was in Zukunft nicht mehr möglich<br />

sein wird“, sagt Hornbostel.<br />

CHE-Referentin Petra Giebisch sieht das auch so,<br />

relativiert jedoch die bevorstehenden Probleme<br />

ein wenig: „Auf die Forschungsindikatoren wie<br />

Promotionen, Drittmittel oder die Publikationstätigkeit<br />

hat die Einführung der neuen Studiengänge<br />

in unserem Ranking keinen Einfluss.“


9M UM 01 | 2006 T ITEL<br />

Die Auswirkungen von Bologna bezögen sich neben<br />

der Studienorganisation aber vor allem auf die<br />

beiden Indikatoren Noten und Studiendauer. „Die<br />

Noten haben wir bisher nicht gerankt und werden<br />

dies auch so beibehalten.“ Sie bestätigt, dass der<br />

Indikator Studiendauer voraussichtlich für die<br />

nächsten zwei bis drei Jahre nicht erhoben werden<br />

kann, weil es noch zuwenig Bachelor- und<br />

Master-Absolventen und zudem parallel noch<br />

Diplom- und Magisterstudierende gibt, die ihr Studium<br />

in diesem Zeitraum beenden. Allerdings<br />

berücksichtigt das CHE zukünftig sehr wohl Indikatoren,<br />

die sich auf den Bachelor beziehen, so etwa<br />

die Praxisorientierung, Internationalisierung<br />

oder die Differenzierung zwischen Ein-Fach- oder<br />

Mehr-Fach-Studiengängen.<br />

Bei dem – trotz aller Schwachstellen – hohen Grad<br />

von Professionalität, den sich die Ranking-Branche<br />

in der vergangenen Dekade erworben hat,<br />

steht zu erwarten, dass es auch für die Bachelorund<br />

Masterstudiengänge künftig aussagekräftige<br />

Indikatoren geben wird. Eines wird jedenfalls<br />

deutlich: Hochschulrankings werden keinesfalls<br />

nur eine temporäre Modeerscheinung sein. Das<br />

zeigen auch die Bemühungen des Wissenschaftsrats,<br />

der im vergangenen Herbst eine Pilotstudie<br />

zu einem Forschungsrating in die Wege geleitet<br />

hat, das sich zunächst auf die Fächer Chemie und<br />

Soziologie konzentriert. Anders als bei den bisherigen<br />

Rankings sollen hier nicht nur Daten erhoben,<br />

sondern auch von international zusammengesetzten<br />

Gutachtergruppen bewertet werden –<br />

möglicherweise ein wichtiger Schritt, den Leistungsvergleichen<br />

zukünftig eine noch bedeutendere<br />

Rolle in der nationalen und internationalen<br />

Hochschullandschaft zuzuweisen. ■ cg<br />

WICHTIGE HOCHSCHULRANKINGS IM WEB<br />

Centrum für Hochschulentwicklung, Gütersloh<br />

www.che-ranking.de<br />

Focus-Ranking<br />

http://bildung.focus.msn.de/bildung/bildung/unilisten<br />

Ranking der Jiao Tong University, Shanghai<br />

http://ed.sjtu.edu.cn/ranking.htm<br />

Ranking TIMES Higher Education Supplement<br />

www.thes.co.uk/worldrankings/


ESSAY<br />

DIE PRAXIS DER STERBEHILFE<br />

MUM 01 | 2006 ESSAY<br />

10<br />

DR. ALFRED SIMON<br />

Akademie für Ethik in der<br />

Medizin, Göttingen<br />

Die Sterbehilfe steht im Spannungsfeld zwischen staatlichem Anspruch und individuellen<br />

Persönlichkeitsrechten, zwischen Medizin und Behandlungsabbruch, zwischen dem Retten von<br />

Leben und religiösen Aspekten. Entsprechend kontrovers wird sie hierzulande diskutiert. In den<br />

Niederlanden und Belgien wird sie bereits praktiziert. MUM veröffentlicht zu dieser Thematik<br />

einen Vortrag von Dr. Alfred Simon von der Akademie für Ethik in der Medizin in Göttingen, den<br />

er am 3. Nove<strong>mb</strong>er 2005 im Rahmen einer Diskussion im Münchner Kompetenzzentrum Ethik<br />

gehalten hat.<br />

Seitdem der Schweizer Sterbehilfeverein Dignitas Ende<br />

Septe<strong>mb</strong>er 2005 ein Büro in Hannover eröffnet hat,<br />

ist die Diskussion über Sterbehilfe in Deutschland voll<br />

im Gange. Während zahlreiche Vertreter aus Politik,<br />

Kirche und Ärzteschaft empört reagierten, rief der<br />

Ha<strong>mb</strong>urger Justizsenator und CDU-Politiker Roger<br />

Kusch dazu auf, neben der in Deutschland straffreien<br />

Beihilfe zum Suizid auch die aktive Sterbehilfe unter<br />

bestimmten Voraussetzungen zu ermöglichen. Kusch<br />

verwies dabei auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />

Forsa, nach der 74 Prozent der<br />

Deutschen eine Zulassung der aktiven Sterbehilfe befürworten.<br />

Eine von der Deutschen Hospizstiftung in<br />

Auftrag gegebene Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />

Emnid kam hingegen zu einem ganz anderen<br />

Ergebnis: Demnach befürworten nur 35 Prozent<br />

der Deutschen die aktive Sterbehilfe, während sich<br />

56 Prozent für Palliativmedizin und Hospizarbeit aussprechen.<br />

Ähnlich instrumentalisiert wie die öffentlichen Meinungsumfragen<br />

wird der Verweis auf die Sterbehilfepraxis<br />

in den Niederlanden und Belgien. In beiden<br />

Ländern sind seit einigen Jahren Gesetze in Kraft,<br />

die es Ärzten ermöglichen, das Leben schwerkranker<br />

Menschen auf deren Verlangen hin straffrei zu beenden.<br />

Während Befürworter der aktiven Sterbehilfe<br />

den offenen und transparenten Umgang mit dem Thema<br />

in diesen Ländern als vorbildlich loben, sehen<br />

Gegner ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.<br />

Ein nüchterner Blick auf die gesetzlichen Regelungen<br />

und die Praxis der Sterbehilfe in den Niederlanden<br />

und Belgien zeigt jedoch, dass weder die kritiklose<br />

Befürwortung noch die pauschale Verurteilung<br />

angemessene Reaktionen darstellen.<br />

Das niederländische Parlament hat im Frühjahr 2001<br />

ein Gesetz beschlossen, das Ärzten ermöglicht, unter<br />

Einhaltung gesetzlich vorgeschriebener Sorgfaltskriterien<br />

straffrei aktive Sterbehilfe zu leisten. Damit wurde<br />

eine seit Jahren existierende und von den Gerichten<br />

offiziell geduldete Praxis strafrechtlich geregelt.<br />

Das Gesetz regelt sowohl die Lebensbeendigung auf<br />

Verlangen als auch die Beihilfe zum Suizid. Beide<br />

Handlungen bleiben strafbar. Unter der Voraussetzung,<br />

dass der Arzt die gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Sorgfaltskriterien einhält und seine Handlung einer<br />

von insgesamt fünf regionalen Kontrollkommissionen<br />

für Sterbehilfe meldet, bleit er jedoch straffrei.<br />

Die Sorgfaltskriterien beinhalten, dass der Arzt sicher<br />

sein muss, dass der Patient seine Bitte freiwillig und<br />

nach reiflicher Überlegung gestellt hat. Der Wunsch<br />

nach Sterbehilfe muss Ausdruck eines vom Patienten<br />

selbst als aussichtslos und unerträglich empfundenen<br />

Leidens sein. Arzt und Patient müssen gemeinsam<br />

der Überzeugung sein, dass es keine andere Lösung<br />

gibt. Dies setzt voraus, dass der Arzt den Patienten<br />

über dessen Situation und Aussichten aufgeklärt hat.<br />

Ein zweiter, unabhängiger Arzt muss mit dem Patienten<br />

sprechen und das Vorliegen der genannten Kriterien<br />

schriftlich bestätigen. Nach Durchführung der<br />

Sterbehilfehandlung muss der Arzt sein Handeln der<br />

zuständigen Kontrollkommission schriftlich melden.<br />

Die Kommission prüft anhand dieses Berichts, ob die<br />

Sorgfaltskriterien eingehalten wurden. Gelangt sie zu<br />

einem positiven Ergebnis, wird der Fall zu den Akten<br />

gelegt und der Arzt schriftlich benachrichtigt, dass<br />

keine strafrechtlichen Schritte gegen ihn unternommen<br />

werden. Hat die Kommission Zweifel, wird der<br />

Fall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.<br />

Nach dem Bericht der Kontrollkommissionen wurden<br />

im Jahr 2004 insgesamt 1.886 Sterbehilfehandlungen<br />

gemeldet. In 1.714 Fällen ging es um Lebensbeendigung<br />

auf Verlangen, in 141 Fällen um Beihilfe zum<br />

Suizid und in 31 Fällen um eine Ko<strong>mb</strong>ination von beidem.<br />

Die überwiegende Mehrzahl der durch aktive


Sterbehilfe oder Beihilfe zum Suizid aus dem Leben<br />

geschiedenen Patienten litt an einer Tumorerkrankung.<br />

In den allermeisten Fällen wurde die Sterbehilfehandlung<br />

durch den Hausarzt zuhause beim<br />

Patienten durchgeführt. In Krankenhäusern und<br />

Pflegeheimen hingegen kam Sterbehilfe nur sehr<br />

selten vor. In vier der insgesamt 1.886 Fälle wurde die<br />

Staatsanwaltschaft eingeschaltet.<br />

Vergleicht man diese Zahlen mit den Ergebnissen<br />

einer landesweiten Studie aus dem Jahre 2001, die<br />

etwa 3.500 Fälle von Lebensbeendigung auf Verlangen<br />

und weitere 300 Fälle von Beihilfe zum Suizid zu<br />

Tage brachte, so ist davon auszugehen, dass nur<br />

etwa die Hälfte der tatsächlichen Sterbehilfehandlungen<br />

gemeldet werden.<br />

Zwei aktuelle Entwicklungen verdienen ferner Beachtung:<br />

2004 wurde erstmals ein Fall von Lebensbeendigung<br />

auf Verlangen bei einem Alzheimerpatienten<br />

gemeldet. Obwohl der Patient noch längere Zeit<br />

hätte leben können, sah die zuständige Kontrollkommission<br />

die Sorgfaltskriterien als erfüllt an. Anfang<br />

dieses Jahres wurde bekannt, dass zwischen 1997<br />

und 2004 insgesamt 22 Neugeborene mit Spina<br />

bifida (offener Rücken über der Wirbelsäule, an dem<br />

Rückenmark zutage tritt) und/oder Hydrocephalus<br />

(Überdruck im Kopf als Folge einer gestörten Regulierung<br />

des Gehirnwasserflusses) auf Verlangen der<br />

Eltern getötet wurden. In allen Fällen wurden die Ermittlungen<br />

seitens der Staatsanwaltschaft eingestellt.<br />

Pressemitteilungen zufolge plant das niederländische<br />

Justizministerium ein Gesetz, das auch diese Form<br />

der Sterbehilfe unter bestimmten Voraussetzungen<br />

ermöglichen soll.<br />

Als zweites Land der Welt hat Belgien im Mai 2002<br />

ein Gesetz beschlossen, dass die Lebensbeendigung<br />

auf Verlangen ermöglicht. Das belgische Gesetz ist<br />

dem niederländischen in großen Teilen ähnlich: Wie<br />

in den Niederlanden ist ein freiwilliges, wohl überlegtes,<br />

andauerndes und unbeeinflusstes Verlangen<br />

des Patienten nötig. Das physische oder psychische<br />

Leiden des Patienten muss unerträglich, andauernd<br />

und unheilbar sein. Der Arzt muss sich vor Durchführung<br />

der Sterbehilfe mit einem zweiten, unabhängigen<br />

Arzt beraten und die durchgeführte Handlung<br />

einer Bundeskommission für die Kontrolle und<br />

Evaluation des Sterbehilfe-Gesetzes melden.<br />

Es gibt aber auch einige entscheidende Unterschiede:<br />

Zunächst ist der behandelnde Arzt verpflichtet,<br />

dem Patienten die Möglichkeiten der Palliativmedizin<br />

aufzuzeigen. Zudem ist er gehalten, Kontakt zu<br />

den Angehörigen und einem möglicherweise vorhandenen<br />

Pflegeteam aufzunehmen und mit diesen<br />

über den Patientenwunsch zu sprechen. Ferner verlangt<br />

das Gesetz, dass dieser schriftlich fixiert und zu<br />

den Krankenakten gelegt wird. Ist der Patient dazu<br />

nicht mehr in der Lage, so übernimmt dies eine volljährige<br />

Person seiner Wahl. Es besteht auch die Möglichkeit<br />

einer antizipierten Sterbehilfeerklärung. Der<br />

in der Öffentlichkeit am meisten wahrgenommene<br />

Unterschied besteht jedoch darin, dass der Patient<br />

nach belgischem Recht nicht in absehbarer Zeit sterben<br />

muss. Es genügt bereits, wenn er unheilbar krank<br />

ist, sein Tod aber zeitlich noch weit entfernt. In diesem<br />

Fall ist zwischen dem schriftlich dokumentierten<br />

Wunsch nach Sterbehilfe und der Durchführung derselben<br />

eine Wartefrist von einem Monat vorgeschrieben.<br />

Im Septe<strong>mb</strong>er 2004 hat die Bundeskommission erste<br />

Zahlen veröffentlicht: Demnach wurden von Septe<strong>mb</strong>er<br />

2002 bis Deze<strong>mb</strong>er 2003 259 Fälle von Tötung<br />

auf Verlangen gemeldet. In 91,5 Prozent dieser Fälle<br />

war der Patient als terminal, in 8,5 Prozent als nicht<br />

terminal eingestuft. 41 Prozent der Sterbehilfehandlungen<br />

wurden zu Hause beim Patienten, 54 Prozent<br />

in Krankenhäusern und fünf Prozent in Pflegeheimen<br />

durchgeführt. 80 Prozent der gemeldeten Fälle ereignete<br />

sich im flämischen Teil Belgiens, 20 Prozent<br />

im wallonischen. Dieses Ergebnis dürfte auf die kulturellen<br />

Unterschiede dieser beiden Landesteile<br />

zurückzuführen sein.<br />

Nach einer Studie gab es 1998 circa 640 Fälle von<br />

Tötung auf Verlangen in Flandern. Da bis Deze<strong>mb</strong>er<br />

2003 – also 15 Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes<br />

– in ganz Belgien nur 259 Fälle gemeldet wurden,<br />

muss man davon ausgehen, dass die Mehrzahl der<br />

Sterbehilfefälle von den belgischen Ärzten nicht gemeldet<br />

wird.<br />

Die gesetzlichen Reglungen in den Niederlanden und<br />

Belgien verfolgen das Ziel, die Praxis der aktiven Sterbehilfe,<br />

die nachweislich auch in anderen Ländern<br />

existiert, transparenter zu gestalten, und die Lebensbeendigung<br />

auf Verlangen als letzten Ausweg für<br />

schwerstkranke Menschen zu ermöglichen, deren<br />

Leiden durch andere Maßnahmen nicht mehr zu lindern<br />

ist. Dieses Ziel ist – unabhängig davon, wie man<br />

persönlich dazu stehen mag – als Versuch, moralisch<br />

verantwortlich mit diesem Problem umzugehen, zu<br />

respektieren.<br />

Die Praxis in beiden Ländern zeigt jedoch, dass dieses<br />

Ziel nur zum Teil erreicht wurde. Ein grundlegendes<br />

Problem besteht in der geringen Meldebereitschaft<br />

der Ärzte. Selbst in den Niederlanden,<br />

wo die Praxis der aktiven Sterbehilfe seit gut 20 Jahren<br />

von den Gerichten geduldet wird, wird nur etwa<br />

jede zweite Sterbehilfehandlung gemeldet. Man darf<br />

annehmen, dass insbesondere jene Fälle, in denen<br />

die Sorgfaltskriterien nicht in vollem Umfang erfüllt<br />

sind, nicht gemeldet werden. Dies stellt die Funktion<br />

der Kontrollkommissionen und mit ihr die Effektivität<br />

der gesetzlichen Regelungen als solche erheblich in<br />

Frage. Ein weiteres Problem besteht in der schleichenden<br />

Ausweitung der „Indikation“ zur Sterbehilfe.<br />

Während Sterbehilfe ursprünglich als Ultima-Ratio-<br />

Lösung für Patienten gesehen wurde, deren Leiden<br />

auf keine andere Weise mehr gelindert werden kann,<br />

zeigt die Praxis, dass die aktive Sterbehilfe im Falle<br />

ihrer gesetzlichen Zulassung nicht auf diese enge<br />

Patientengruppe beschränkt bleibt. Die gesellschaftliche<br />

Akzeptanz dieser Lösung führt vielmehr dazu,<br />

dass sie auch von anderen (Patienten-)Gruppen, wie<br />

psychisch Kranken, oder Eltern für ihre behinderten<br />

Neugeborenen eingefordert wird.<br />

Ob diese Erfahrungen in Summe nun für oder gegen<br />

eine gesetzliche Zulassung der aktiven Sterbehilfe<br />

sprechen, kann und muss jeder für sich beurteilen.<br />

Ich persönlich respektiere den Weg, den die Niederländer<br />

und Belgier in dieser Frage eingeschlagen<br />

haben, lehne ihn aber für Deutschland ab.<br />

MUM 01 | 2006 ESSAY<br />

11


MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

12<br />

KOMMUNIKATOREN<br />

AHNENFORSCHUNG<br />

AUF HÖCHSTEM NIVEAU<br />

Der Astrophysiker Professor Harald Lesch von der LMU ist ein<br />

gefragter Experte in Wissenschaftssendungen des öffentlichrechtlichen<br />

Fernsehens. Nicht ohne Grund: Mit Eloquenz und<br />

Sprachwitz vermag er komplexe wissenschaftliche Inhalte einem<br />

breiten Publikum zu vermitteln.<br />

Perry Rhodan sei Dank! Der Weltraumheld hat nicht nur unzählige<br />

Male das Universum gerettet, sondern mittelbar auch dafür gesorgt,<br />

dass wir jeden Mittwoch um 22.45 Uhr in der Sendung Alpha-Centauri<br />

des TV-Senders BR Alpha eine Viertelstunde einen spannenden<br />

Einblick in die astronomischen und physikalischen Kausalitäten erhalten<br />

und so einiges über unseren (und andere) Planeten erfahren.<br />

Wenn Perry Rhodan nicht gewesen wäre, hätte Harald Lesch wahrscheinlich<br />

nicht Astrophysik studiert und wäre so auch nicht zu einem<br />

gleichermaßen beschlagenen wie gefragten Moderator einer Wissenschaftssendung<br />

geworden. „Ich habe die Romane früher verschlungen“,<br />

sagt der Professor für Astrophysik an der LMU. „Obgleich<br />

natürlich Science-Fiction, haben sie mein Interesse geweckt, die Welt<br />

zu verstehen. Astronomie ist Ahnenforschung auf höchstem Niveau.“<br />

Hierin sieht der Wissenschaftler und Medienprofi auch einen Grund,<br />

warum die Astronomie auf so großes Interesse in der Öffentlichkeit<br />

stößt und dies nicht erst seit dem Einsteinjahr, das gerade zu Ende<br />

ging: „Durch die Astronomie können die Leute etwas über den Himmel<br />

erfahren, über die Welt und vielleicht auch über sich selbst“, erklärt<br />

Lesch, der die Sendung Alpha-Centauri bereits seit 1998 moderiert<br />

und trotz Ausstrahlung in einem Spartenkanal eine stetig<br />

wachsende Fangemeinde verzeichnen kann. Das verwundert<br />

zunächst, kommt die Studioausstattung der Sendung doch schon fast<br />

anmaßend karg daher: eine alte Tafel, noch ältere, zudem leere Schulbänke,<br />

ein offenbar das Universum darstellender Bluebox-Hintergrund<br />

und ansonsten nur der Professor, der das jeweilige Sendungsthema<br />

aber eben nicht – wie das Interieur vermuten lässt –<br />

oberlehrerhaft darreicht, sondern mit Sprachwitz und Stringenz anbietet.<br />

Man spürt die Begeisterung Leschs für sein Arbeitsgebiet, und<br />

er versteht es, diese Begeisterung auf sein Publikum zu übertragen.<br />

Professor Lesch verzichtet bewusst auf das Film-, Animations- und<br />

Grafikgewitter, mit dem sich TV-Wissenschaftssendungen zum Teil<br />

selbst zu übertreffen versuchen: „Informationen kann man am besten<br />

über Sprache transportieren. Viele Sendungen machen meiner<br />

Meinung nach den Fehler, dass sie den Zuschauer mit dem Einsatz<br />

zu vieler verschiedener Medien überfrachten – die Konzentration auf<br />

das Kernthema bleibt da auf der Strecke.“ Lesch will mit seiner medial<br />

asketisch aufbereiteten Wissenschaft Neugier bei seinen Zuschauern<br />

erzeugen – nicht mehr, nicht weniger. „Ich sehe die Sendung<br />

als ein Instrument der Aufklärung. Wenn sie hilft, dass jemand<br />

ein Buch in die Hand nimmt, um mehr zu erfahren, so habe ich mein<br />

Ziel erreicht.“<br />

Dass sie Aufklärer im klassischen Sinn sind, versucht Lesch auch den<br />

Studierenden zu vermitteln, die in seine Vorlesungen und Seminare<br />

kommen. „Ihr vertretet eine Branche und müsst ihr ganz bestimmtes<br />

Weltbild kompetent darstellen können“, versucht er den zukünftigen<br />

Astrophysikerinnen und -physikern einzuschärfen.<br />

BERÜHRUNGSÄNGSTE ÜBERWINDEN<br />

Wenn Lesch in seinen Sendungen über Relativitätstheorie, Paralleluniversen,<br />

über schwarze Löcher oder den Sachse-Wolfe-Effekt referiert,<br />

will er aber nicht nur für wissenschaftliche Themen begeistern.<br />

Es geht ihm auch darum, das Ansehen der Wissenschaft in der<br />

breiten Öffentlichkeit zu verbessern. „Bildungseinrichtungen werden<br />

gemeinhin etwas abschätzig behandelt. Viele Nicht-Akademiker lehnen<br />

sie mit dem Diktum ‚alles Faulenzer’ gar ab“, erläutert der 44-<br />

Jährige. Gesellschaftliche Akzeptanz erreiche man nur, wenn Wissenschaft<br />

interessant gemacht werde. „Die Forscher müssen erklären<br />

können, warum sie nicht Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater geworden<br />

sind.“ Der Astrophysiker wünscht sich deshalb mehr Kollegen,<br />

die auf die Öffentlichkeit zugehen. Natürlich verfügt nicht jeder<br />

über die Kamerafestigkeit und Bühnentauglichkeit eines Harald<br />

Lesch. Er ist sich aber sicher, dass die Bereitschaft in der Bevölkerung<br />

sehr groß ist, sich mit wissenschaftlichen Themen auseinanderzusetzen.<br />

Etwaige Berührungsängste ließen sich überwinden,<br />

wenn die Wissenschaftler beherzt den Anfang machen.<br />

Erst kürzlich erhielt Lesch die Medaille für Naturwissenschaftliche<br />

Publizistik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Nach dem<br />

Communicator-Preis 2005 der Deutschen Forschungsgemeinschaft


SERIE<br />

KOMMUNIKATOREN – DIE NEUEN AUFKLÄRER<br />

HARALD LESCH<br />

Harald Lesch, geboren 1960 in Gießen, studierte zunächst in<br />

Gießen, dann in Bonn Physik und promovierte hier auch. Von<br />

1988 bis 1991 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Landessternwarte<br />

Königstuhl in Heidelberg und von 1991 bis 1995<br />

am MPI für Radioastronomie in Bonn. 1992 war er Gastprofessor<br />

in Toronto. Lesch habilitierte sich 1994 an der <strong>Universität</strong> Bonn<br />

und ist seit August 1995 Professor für Theoretische Astrophysik<br />

an der LMU. Seit 2002 hat er zudem einen Lehrauftrag für<br />

Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie (SJ) in <strong>München</strong>.<br />

In seiner Forschung beschäftigt sich Harald Lesch mit<br />

relativistischer Plasmaphysik, schwarzen Löcher und Pulsaren,<br />

mit Bio-Astronomie sowie Naturphilosophie.<br />

Sie verstehen es besonders gut, komplexe wissenschaftliche<br />

Themen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.<br />

In einer Serie stellt MUM Kommunikatoren aus verschiedenen<br />

Fachbereichen der LMU vor.<br />

war dies die zweite wichtige Auszeichnung im vergangenen Jahr. „Ich<br />

habe mich über die Medaille deshalb so gefreut, weil sie die großartige<br />

Anerkennung meiner Arbeit durch meine Kollegen zeigt“, erklärt<br />

Lesch. Auch von Wissenschaftlern in seinem direkten Umfeld bekommt<br />

er positives Feedback: „Es macht mich schon ein bisschen<br />

stolz, wenn ein Kollege mir dafür dankt, dass ich seiner Frau erkläre,<br />

was er macht.“<br />

Mittlerweile ist Harald Lesch ein viel gefragter Wissenschaftler in den<br />

Medien. Neben Alpha-Centauri moderierte er bereits Sendungen für<br />

den Südwest Rundfunk, den Hessischen und Mitteldeutschen Rundfunk<br />

sowie für 3Sat. Demnächst startet er in BR Alpha mit einer neuen<br />

naturwissenschaftlich-philsophischen Sendung, in der er sich mit<br />

seinem Kollegen Wilhelm Vossenkuhl, Lehrstuhlinhaber für Philosophie<br />

an der LMU, über „Denker des Abendlandes“ im <strong>München</strong>er<br />

Abgussmuseum unterhält.<br />

Die enge Beziehung zwischen Astronomie und Philosophie liegt für<br />

Lesch auf der Hand: „Die Philosophie ist die Mutter aller Wissenschaften“,<br />

sagt der Astrophysiker, „und die Physik war lange Zeit experimentelle<br />

Philosophie. Man hat versucht, die Welt zu verstehen.<br />

Mit der Zeit haben sich dann beide Bereiche so diversifiziert, dass<br />

zwei Wissenschaften daraus entstanden sind.“ Leschs Auseinandersetzung<br />

mit philosophischen Fragestellungen schlägt sich auch in<br />

Vorlesungen beispielsweise zur Naturphilosophie nieder, die er regelmäßig<br />

an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in <strong>München</strong><br />

hält. „Da sich die Studierenden dort vor allem aus reinem Interesse<br />

mit der Philosophie beschäftigen, sind meine Vorlesungen<br />

höchst anregende Veranstaltungen mit einem enorm hohen Diskussionsniveau“,<br />

freut sich Lesch. Dabei geht es natürlich auch um Fragen<br />

der Menschheit nach der Schöpfung. In Bezug auf letztere konstatiert<br />

Lesch jedoch: „Als Naturwissenschaftler können wir keine<br />

Aussagen zu einer Schöpfung machen, keinen Gottesbeweis führen.“<br />

Die letzten Dinge bleiben also im Dunkel des Universums, und wenn<br />

es ein Harald Lesch nicht schafft Licht hinein zu bringen, wird auch<br />

ein Perry Rhodan nur schwerlich fündig.<br />

■ cg<br />

MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

13


ALUMNIVEREINE AN DER LMU<br />

NETZWERK FÜR DIE ZUKUNFT<br />

MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

14<br />

„Anglumni“ – die Neuschöpfung aus den Wörtern<br />

Anglistik und Alumni steht nicht nur für<br />

neologische Kreativität, sondern vor allem für<br />

einen Verein, der sich der Kontaktpflege zwischen<br />

Absolventen der Anglistik an der LMU<br />

und der Förderung Studierender verschrieben<br />

hat. MUM startet eine Serie von Berichten über<br />

die vielfältigen Aktivitäten von und für Alumni<br />

der LMU.<br />

Die Reflexion der Studienjahre kehrt im späteren<br />

Leben immer wieder. Zu bedeutsam war die Zeit,<br />

in der entscheidende Weichen für das spätere Arbeits-<br />

oder Privatleben gestellt wurden, zu reichhaltig<br />

die Erfahrungen, die diese Zeit geprägt haben,<br />

um sie unter der Rubrik „Gewesen und Vergessen“<br />

ad acta zu legen. Kein Wunder also, dass<br />

sich Absolventen gerne zurückerinnern und zunehmend<br />

Kontakt zu ihrer ehemaligen Alma Mater<br />

halten oder – getreu dem Motto, dass Wiedersehen<br />

den Abschied voraussetzt – wieder suchen.<br />

An der LMU wurden in den vergangenen<br />

Jahren eine ganze Reihe von Alumni-Vereinen ins<br />

Leben gerufen, die als Plattform für die Kontaktpflege<br />

zum Teil regen Zulauf erhalten. Den Kontakt<br />

zu anderen Ehemaligen und Studierenden<br />

aufrechtzuerhalten, haben sich auch die Freunde<br />

der Münchner Anglistik e.V. kurz „Anglumni<br />

LMU “, auf die Fahnen geschrieben.<br />

2003 gegründet, zählt der Verein mittlerweile 80<br />

Mitglieder, Tendenz steigend. Die Kontaktpflege<br />

ist zwar ein Haupt-, jedoch nicht das einzige Ziel:<br />

„Wir möchten ein Netzwerk aufbauen, das nicht<br />

nur den Austausch unter Ehemaligen, sondern<br />

vor allem Förderungs-, Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten<br />

für Studierende bietet“,<br />

sagt Sabine Lauber, Studienrätin an der Fachoberschule<br />

Landshut/Schönbrunn und Vorsitzende<br />

von Anglumni LMU . Der Trend wird deutlich:<br />

Für die berufliche Orientierung schon während<br />

des Studiums spielen Kontakte zu Ehemaligen in<br />

der Arbeitswelt eine wichtige Rolle, vor allem vor<br />

dem Hintergrund eines gerade für Geisteswissenschaftler<br />

stark differenzierten Arbeitsmarktes.<br />

„Fast ein Viertel unserer Mitglieder sind Studierende“,<br />

sagt Dr. Wolfgang Falkner, Stellvertreter<br />

von Sabine Lauber und Dozent am Institut für<br />

Englische Philologie der LMU. „Für sie, aber<br />

natürlich auch für alle anderen Studierenden,<br />

bieten wir Infoveranstaltungen etwa zum Thema<br />

Berufs- und Bewerbungschancen für Anglisten<br />

an“, erklärt er. Dabei profitieren die künftigen<br />

Absolventen vom geballten Know-how der berufstätigen<br />

Mitglieder, die als Übersetzer, Lehrer<br />

und Dozenten arbeiten oder in der IT-, Werbeund<br />

Medienbranche tätig sind. „Wir vermitteln<br />

Praktikumsplätze, fördern aber auch die Anschaffung<br />

von Büchern oder Software für das Institut,<br />

um die Studienbedingungen noch zu verbessern“,<br />

sagt Sabine Lauber. Ganz neu im Programm<br />

ist ein Bücherstipendium, das der Verein<br />

in diesem Winter erstmals an Studierende vergibt.<br />

Lauber: „Mittelfristig planen wir auch die<br />

Vergabe von Preisen und Stipendien für hervorragende<br />

studentische Leistungen.“<br />

VOLLES PROGRAMM<br />

Natürlich haben nicht nur die Studierenden einen<br />

Vorteil von der Mitgliedschaft bei Anglumni<br />

LMU . Neben der Kontaktpflege halten sich die<br />

Ehemaligen über die Entwicklung der Anglistik<br />

an der LMU auf dem Laufenden und wissen stets<br />

über den aktuellen Forschungsstand Bescheid.


SERIE<br />

Alumni-Vereine an der LMU<br />

An <strong>Universität</strong>en in den USA gehören Alumnivereine schon seit<br />

Jahrzehnten fest zur <strong>Universität</strong>skultur. Auch in Deutschland gewinnen<br />

Ehemaligenvereine zum Wohle der <strong>Universität</strong>en und Studierenden<br />

eine immer größere Bedeutung: Aktive Alumni stehen<br />

als Mittler zwischen Hochschule, Öffentlichkeit und Berufswelt<br />

und können Studierenden wichtige Hilfestellungen bei der künftigen<br />

Berufswahl geben. Auch an der LMU haben viele Fakultäten<br />

eigene Vereine oder Netzwerke. MUM stellt sie in einer Serie vor.<br />

„Wir laden unsere Mitglieder zu Veranstaltungen<br />

am Institut, etwa englischsprachigen Gastvorträgen<br />

oder Aufführungen der Drama Group ein“,<br />

so Falkner. Jahresbeiträge von 30 Euro für berufstätige<br />

Mitglieder und 15 Euro für Studierende<br />

sind bei dem Angebot ein mehr als fairer Betrag.<br />

Für die Veranstaltungen von Anglumni LMU<br />

kann der Verein auch auf die Hilfe der <strong>Universität</strong><br />

zählen: Die kostenfreie Nutzung von Hörsälen<br />

oder Räumen, die organisatorische Unterstützung<br />

durch Hochschulleitung, Professoren<br />

und Dozenten sind eine Selbstverständlichkeit.<br />

INFORMATIONEN ZU ANGLUMNI –<br />

FREUNDE DER MÜNCHNER ANGLISTIK E.V.<br />

Dr. Wolfgang Falkner, Institut für Englische Philologie<br />

Schellingstraße 3/Rgb.<br />

80799 <strong>München</strong><br />

Tel.: (089 / 21 80 - 16 87<br />

Fax: (089) / 21 80 - 33 99<br />

E-Mail: falkner@lmu.de<br />

Anglumni im Internet:<br />

www.anglumni.lmu.de<br />

„Man merkt deutlich, dass dem Thema Ehemalige<br />

an der <strong>Universität</strong> große Bedeutung zugemessen<br />

wird“, sagt Wolfgang Falkner.<br />

Einmal im Jahr treffen sich die Anglumni-Mitglieder<br />

zu einer Versammlung, lassen alte Zeiten<br />

aufleben, klären Organisatorisches und planen<br />

neue Aktionen. Sie halten aber auch intensive<br />

Kontakte zu anderen Alumnivereinen: Bei einem<br />

regelmäßig stattfindenden Runden Tisch der Alumni-Organisationen<br />

an der LMU werden Erfahrungen,<br />

Informationen und Anregungen für künftige<br />

Aktivitäten ausgetauscht.<br />

■ cg<br />

MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

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16<br />

MENTORINGPROGRAMM AN DER LMU<br />

TANDEM MIT PERSPEKTIVE<br />

Die Mentoren von Student und Arbeitsmarkt sind wie „gute Geister“<br />

für Studierende: Fest in der Arbeitswelt stehend, helfen sie<br />

diesen bei der Orientierung für den künftigen Beruf, geben Tipps<br />

und vermitteln Kontakte – gerade in Zeiten unsicherer Perspektiven<br />

ein wichtiger Vorteil. Vor allem Alumni sind prädestiniert als<br />

Mentoren, weil sie nicht nur den beruflichen Alltag, sondern auch<br />

das universitäre Umfeld ihres Mentees kennen.<br />

„Das Mentoring hat mir geholfen, trotz des schwierigen Arbeitsmarktes<br />

den Mut nicht zu verlieren und immer mit viel Optimismus in Bewerbungsgespräche<br />

zu gehen“, sagt Edda Hamm, die während ihres Studiums<br />

der Psychologie an der LMU auf den kompetenten Rat eines Mentors<br />

zählen konnte. Ob mit Tipps zu Bewerbungen oder bei der Suche<br />

nach Praktikumsplätzen – ihr Betreuer stand ihr bei allen wichtigen Fragen<br />

zur Seite, die über das reine Studium hinausgingen.<br />

Das Mentoringprogramm des Instituts Student und Arbeitsmarkt, an<br />

dem seit 2001 rund 500 Studierende teilgenomen haben, kommt gut an.<br />

Und das nicht nur bei den Mentees, auch die Mentoren sind begeistert.<br />

„Es macht Spaß, mit motivierten jungen Menschen die Zukunft zu planen<br />

und zu helfen, ihr Studium zielgerichtet zu gestalten“, sagt der Betriebswirt<br />

Martin Kiermaier, der seit über drei Jahren als Mentor tätig<br />

ist. „Dabei finden auch eigene Informations- und Lernprozesse statt, die<br />

persönlichen Nutzen bringen.“ Die Mentoren sind <strong>Universität</strong>sabsolventinnen<br />

und -absolventen – oftmals auch Alumni der LMU –, die sich<br />

erfolgreich im Berufsleben etabliert haben und dem akademischen<br />

Nachwuchs beratend und fördernd zur Seite stehen. Sie unterstützen<br />

die Mentees in vielfältiger Weise. Dazu gehören etwa Tipps zu Praktika<br />

und Stellen, Feedback zum persönlichen Auftreten, zu Stärken und<br />

Schwächen. Als wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Mentoring<br />

nennt Annette Tensil, Projektkoordinatorin vom Mentoringprogramm,<br />

die berühmte „Chemie“. Die müsse stimmen zwischen Mentor und Mentee,<br />

schließlich treffe sich das so genannte Tandem in einem Zeitraum<br />

von etwa zwei Jahren zu regelmäßigen Beratungsgesprächen. Wie genau<br />

diese aussehen, entscheiden Mentor und Mentee selbst: Ob persönliches<br />

Treffen, Firmenbesuch oder Telefonate, die Tandem-Partner<br />

sind ganz frei. Wenn es dennoch mal Fragen gibt oder irgendwelche<br />

Probleme anfallen, steht die Projektkoordinatorin zur Verfügung. Eine<br />

wichtige Anlaufstelle für potenzielle Mentees, die ihren Mentor in einem<br />

bestimmten Fachgebiet suchen, können auch die Alumnivereine der<br />

LMU sein, die es an verschiedenen Fakultäten bereits gibt. Sie haben<br />

beste Kontakte zu Ehemaligen mit fundierter Erfahrung im Arbeitsalltag.<br />

Zudem seien Alumni eine wichtige Zielgruppe für das Mentoringprogramm,<br />

wenn es darum geht, Studierende über die berufliche Praxis zu<br />

informieren, sagt Tensil. Alumni beraten noch auf eine weitere Weise:<br />

Sie stehen im Mittelpunkt der Informationsveranstaltungen „Berufschancen“,<br />

in denen Student und Arbeitsmarkt Studierende einzelner<br />

Fächergruppen über berufliche Möglichkeiten informiert (im Sommersemester<br />

2006 bei der Soziologie, Biologie, Pharmazie und Philosophie).<br />

Natürlich kann das Mentoringprogramm die erfolgreiche Vermittlung<br />

einer Mentorin oder eines Mentees nicht garantieren. Es hängt vielmehr<br />

davon ab, ob auf beiden Seiten das Erwartungsprofil zueinander passt.<br />

Hierzu müssen die potenziellen Partner vorab Angaben machen, aus<br />

denen wiederum anonymisierte Profile erstellt werden. Die Studierenden<br />

wählen dann aus den Mentorenprofilen ihre gewünschten Betreuer<br />

aus. Diese bekommen die Profile der Studierenden zugeschickt und<br />

geben ihrerseits an, ob sie sich ein Tandem vorstellen können. Wenn<br />

alles passt, bekommen die Studierenden schließlich die Kontaktdaten<br />

der Mentorin oder des Mentors. Aber es geht auch einfacher: auf der<br />

Kontaktbörse des Programms, die einmal in jedem Semester stattfindet.<br />

Hier lernen sich Mentor und Mentee ganz ohne Vorabinformationen<br />

kennen – vielleicht die bequemste und vor allem sicherste Variante, um<br />

ein erfolgreiches Tandem abzugeben.<br />

■ cg<br />

MENTORINGPROGRAMM DER LMU<br />

Potenzielle Mentoren und Mentees können sich beim Institut Student<br />

und Arbeitsmarkt an der LMU über eine eventuelle Zusammenarbeit<br />

informieren und sich anmelden.<br />

Annette Tensil<br />

Tel.: 089 / 2180-5215 (vormittags)<br />

E-Mail: mentoringprogramm@lmu.de<br />

Download-Möglichkeiten für Anmeldebögen<br />

gibt es unter www.s-a.uni-muenchen.de


NOBELPREIS FÜR<br />

THEODOR W. HÄNSCH<br />

„FAST MEHR, ALS<br />

MAN ERTRAGEN<br />

KANN“<br />

5 Festakt zu Ehren des Nobelpreisträgers am 10. Nove<strong>mb</strong>er 2005 an der<br />

LMU: Der Bayerische Innenminister Günter Beckstein, der Rektor der LMU,<br />

Professor Bernd Huber sowie der Dekan der Fakultät für Physik, Professor<br />

Axel Schenzle, gratulierten Theodor W. Hänsch persönlich.<br />

Am 10. Deze<strong>mb</strong>er 2005 erhielt Professor Theodor W. Hänsch den<br />

Nobelpreis für Physik zusammen mit seinen US-amerikanischen Kollegen<br />

Roy J. Glauber und John L. Hall in Stockholm. Ein Rückblick.<br />

„Die ganze Pracht, der Glanz, das war fast mehr, als man ertragen kann.“<br />

Noch immer steht Professor Theodor W. Hänsch unter dem Eindruck<br />

des 10. Deze<strong>mb</strong>ers, des großen Tages, an dem ihm in der Stockholmer<br />

Konzerthalle der Nobelpreis für Physik 2005 verliehen wurde. Aus den<br />

Händen des schwedischen Königs Karl Gustav nahm der Physikprofessor<br />

der LMU die höchste wissenschaftliche Auszeichnung entgegen.<br />

Bereits einen Monat vor der Preisverleihung in Stockholm hatte die<br />

LMU ihm zu Ehren am 10. Nove<strong>mb</strong>er 2005 einen Festakt im Hauptgebäude<br />

ausgerichtet, bei dem Hänsch auch der Physiknobelpreisträger<br />

des Jahres 2001, Professor Wolfgang Ketterle, persönlich gratulierte.<br />

Mit dem Nobelpreis geehrt wurde Theodor W. Hänsch, der 16 Jahre<br />

an der Stanford University geforscht und gelehrt hat, für die Frequenzkammtechnologie,<br />

einem Verfahren, mit dem sich Frequenzen<br />

in einer bisher nie realisierten Genauigkeit von 15 Stellen hinter dem<br />

Komma messen lassen. Die von Hänsch entwickelte Frequenzkamm-<br />

Methode erlaubt das präzise Auslesen der Lichtfrequenzen über das<br />

gesamte Spektrum. Seit kurzer Zeit kann sogar der extreme UV-<br />

Bereich gemessen werden. Die Methode ermöglicht etwa die Stabilität<br />

der Naturkonstanten im Verlauf der Zeit zu untersuchen. Auch<br />

können die GPS-Technologie, also Satelliten gestützte Navigationssysteme,<br />

verbessert sowie extrem genaue Uhren entwickelt werden.<br />

Derzeit kommt Professor Hänsch aufgrund der vielen Termine und Verpflichtungen<br />

allerdings kaum zu seiner wirklichen Leidenschaft – der<br />

Forschung. „Ich muss Einladungen zu Vorträgen und anderen Veranstaltungen<br />

aktiv abwehren, sonst ist es nicht zu bewältigen“, sagt der<br />

Nobelpreisträger. Allein für eine Woche in Stockholm waren 25 Seiten<br />

seines Terminkalenders mit Einladungen und Veranstaltungen eng<br />

beschrieben.<br />

Er hofft, dass der Run jetzt ein wenig abebbt und er sich den wichtigen<br />

Dingen wieder zuwenden kann: „Ich habe einige wichtige Forschungsprojekte“,<br />

sagt Theodor W. Hänsch, „etwa die Erweiterung der<br />

Frequenzkammtechnologie auf den Bereich des ultravioletten Lichts.<br />

Gerade diese Technologie ist weltweit ein Forschungsgebiet mit überaus<br />

spannenden Perspektiven.“<br />

■ cg<br />

MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

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MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

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SPORTLER AN DER LMU<br />

KLUG DER KOPF, FIT DER KÖRPER<br />

Wenn sie Basketball oder Eishockey spielen, sind Tausende von begeisterten<br />

Zuschauern in der Halle. Zeitungen, Radio- und Fernsehsender<br />

berichten über jedes ihrer Spiele. Dabei sind die Athleten<br />

in US-amerikanischen College-Teams eigentlich nur Studenten.<br />

Gute Sportler sind gut für den Ruf der <strong>Universität</strong>en. Nicht umsonst<br />

vergeben fast alle Hochschulen in den USA Stipendien für herausragende<br />

Athleten. Doch auch an der LMU halten zahlreiche Studierende<br />

und Professoren das alte Leitmotiv „Mens sana in corpore<br />

sano“ hoch. Fußballerinnen, Ruderer und ein Triathlet haben im<br />

letzten Herbst bewiesen, dass ein kluger Kopf auf einem sportlichen<br />

Körper sitzen kann.<br />

ELITE AUF DER LIMMAT<br />

Sportprofis sind im LMU-Professorenachter nicht zu finden. Die rudernden<br />

Professoren der LMU sehen ihren Sport eher als eine Abwechslung<br />

zu Forschung und Lehre. Dennoch haben sie im wöchentlichen<br />

Training auf dem Starnberger See in den letzten Jahren nicht<br />

nur ein gewisses Können, sondern auch ein wenig Ehrgeiz entwickelt.<br />

Beides konnten sie im Nove<strong>mb</strong>er vergangenen Jahres bei einer Ruderregatta<br />

in Zürich erfolgreich unter Beweis stellen. Dort treten traditionell<br />

einmal im Jahr Studenten-Achter der beiden Zürcher <strong>Universität</strong>en<br />

auf der Limmat gegeneinander an. Zusätzlich hatte die Eidgenössische<br />

Technische Hochschule (ETH) Zürich anlässlich ihres 150.<br />

Geburtstags zu einer einmaligen Professoren-Regatta eingeladen. Am<br />

Start waren neben ETH und LMU noch Teams von der <strong>Universität</strong><br />

Zürich sowie den Technischen <strong>Universität</strong>en Delft, Karlsruhe, <strong>München</strong><br />

und der RWTH Aachen.<br />

Im ersten Vorlauf hatte das LMU-Team die Lokalrivalen von der TU<br />

<strong>München</strong> besiegt. Schon kurz nach dem Start lag der LMU-Achter mit<br />

zwei Längen Vorsprung vor dem TU-Boot und konnte den Vorsprung<br />

Bis zum 15. Oktober 2005 war Faris Al-Sultan ein halbwegs normaler<br />

Student der Geschichte und Kultur des Nahen Orients an der LMU.<br />

Seine Trainingslager auf der Arabischen Halbinsel waren vielleicht<br />

etwas ungewöhnlich. Er flog auch öfter während des Semesters zu<br />

Wettkämpfen in die USA oder nach Brasilien. Doch hierfür gibt es Ausnahmegenehmigungen,<br />

die es Sportlern erlauben, neben der akademischen<br />

Ausbildung die sportliche Karriere zu verfolgen. Der Triathlet<br />

Al-Sultan schaffte es, alle notwendigen Scheine für die Magisterprüfung<br />

innerhalb der Regelstudienzeit zu machen. Und eigentlich<br />

stand jetzt die Magisterarbeit an. Doch dann kam der 15. Oktober 2005<br />

dazwischen. An diesem Tag lief Faris Al-Sultan den besten Triathleten<br />

der Welt davon, nachdem er sie zuvor schon beim Schwimmen und<br />

Radfahren hinter sich gelassen hatte. Der 28-Jährige gewann den Ironman<br />

auf Hawaii – den härtesten Triathlon der Welt –, schwenkte im Ziel<br />

die bayerische Fahne und wurde über Nacht zum Medienstar. Die Magisterarbeit<br />

hat Faris Al-Sultan deswegen jetzt erst einmal auf Eis gelegt<br />

und seinen Schwerpunkt voll und ganz auf den Profisport gelegt.


Gruppenbild mit Weltmeisterinnen: Die Fußballdamenauswahl des<br />

Münchner Hochschulsports holte den Titel in die Bayerische Metropole.<br />

bis ins Ziel noch ausbauen. Im Viertelfinale wurde die Mannschaft der<br />

<strong>Universität</strong> Zürich geschlagen, im Halbfinale hatte das Team der RWTH<br />

Aachen das Nachsehen. Gegen die Aachener meisterte der LMU-Achter<br />

die mit 600 Metern ungewöhnlich kurze Strecke zwischen Zürcher<br />

Seebecken und Gemüsebrücke in weniger als zwei Minuten und damit<br />

in der besten Zeit des Tages. Erst im Finale mussten sich die LMU-<br />

Ruderer gegen die ETH Zürich geschlagen geben.<br />

Am Leihboot soll es nicht gelegen haben, dass die Ruderer der <strong>München</strong>er<br />

<strong>Universität</strong> die ETH-Ruderer als erste ins Ziel ließen. „Wir haben<br />

den Gastgeber auch nicht aus Höflichkeit gewinnen lassen“, sagt<br />

Professor Dietmar Harhoff. „Die hatten gut trainiert und waren einfach<br />

schneller.“ Derzeit ist das LMU-Ruderteam um Teamchef Bruno Reichart<br />

übrigens auf der Suche nach neuen Ruderern mit Professorentitel.<br />

MÜNCHEN IST WELTMEISTER<br />

Akademische Titel zählen bei den Fußballerinnen des Münchner Hochschulsports<br />

nicht. Hier zählen einzig und allein Tore. Damit waren die<br />

Spielerinnen im letzten Jahr ziemlich erfolgreich. Die <strong>München</strong>er Fußballerinnen<br />

sind Weltmeister geworden. Den Titel gewannen sie am<br />

14. Oktober 2005 bei der <strong>Universität</strong>s-Weltmeisterschaft im niederländischen<br />

Rotterdam mit einem 4:1 Erfolg gegen die Auswahl der <strong>Universität</strong><br />

Erlangen-Nürnberg. Manfred Utz, der den Zentralen Hochschulsport<br />

(ZHS) leitet, ist auch Wochen nach dem WM-Sieg noch stolz.<br />

Einen Weltmeister-Titel, sagt er, habe keine <strong>München</strong>er Hochschul-<br />

Mannschaft und kein Einzelsportler je gewonnen. Der Trainer der Fußballerinnen,<br />

ZHS-Dozent Norbert Düwel, sieht den Sieg etwas abgeklärter.<br />

Schließlich stand die Mannschaft bereits bei der Weltmeisterschaft<br />

2003 im Finale. Dort verlor sie allerdings im Elfmeterschießen<br />

gegen Antwerpen. „Dieses Mal wollten die Mädels einfach nicht Zweiter<br />

werden“, erklärt Düwel den Erfolg.<br />

Torfrau Brigitta Globke erinnert sich begeistert an das „richtige Stadion“,<br />

in dem sie in Rotterdam gespielt haben. „Das hatte einen Riesen-<br />

Kabinentrakt mit einem Entmüdungsbecken. Vor dem Spiel haben wir<br />

gesagt: Da gehen wir nachher als Sieger rein.“ Gefeiert haben die Weltmeisterinnen<br />

nicht mit Champagner, sondern mit Dosenbier. Im Gegensatz<br />

zu Ballack, Kahn und Co. erhält auch kaum eine der Spiele-<br />

rinnen von ihrem Verein Geld. Doch für Brigitta Globke und ihre Mannschaft<br />

war der Weltmeistertitel Lohn genug für viele Monate hartes<br />

Training. Wie die meisten anderen trainiert sie einmal pro Woche mit<br />

der Auswahlmannschaft der <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong>en und steht daneben<br />

noch dreimal wöchentlich beim Zweitligisten FFC Wacker auf<br />

dem Feld. „Das reicht dann auch“, sagt die gebürtige Bonnerin.<br />

„Schließlich studiere ich nebenbei noch Medizin.“<br />

■ gra<br />

MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

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Ob Ruderer, Fußballerinnen oder Triathleten – Professoren und Studierende<br />

der LMU bringen nicht nur in Sachen Kopfarbeit Spitzenergebnisse.


MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

20<br />

NOTFALLMEDIZIN AN DER LMU<br />

ÄRZTE UND STUDIERENDE PROBEN<br />

DEN ERNSTFALL<br />

Der 9. Juni ist für Fußballfans ein Datum mit Bedeutung.<br />

Um 18 Uhr wird das Eröffnungsspiel der<br />

Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in <strong>München</strong> angepfiffen.<br />

Für die Notfallmediziner beginnen<br />

dann vier Wochen höchster Anspannung. Wenn<br />

das Endspiel abgepfiffen und die Fußballfans<br />

wieder wohlbehalten zu Hause angelangt sind,<br />

werden einige von ihnen erleichtert aufatmen,<br />

etwa Professor Christian Lackner. Als geschäftsführender<br />

Vorstand des Instituts für Notfallmedizin<br />

und Medizinmanagement (INM) der LMU<br />

ist er einer derjenigen, die sich über die Planungen<br />

für die Notfall- und Katastrophenvorsorge<br />

bei der Weltmeisterschaft Gedanken machen.<br />

Schlaflose Nächte bereitet die WM 2006 dem Mediziner<br />

noch nicht. „Es gibt so viel Gefahrenpotential<br />

auf dieser Welt, da braucht man ein gewisses<br />

Maß an Optimismus“, sagt Christian Lackner. Allerdings<br />

räumt er ein, dass die Größenordnungen<br />

bei der WM außergewöhnlich seien. So gibt es beispielsweise<br />

Vorgaben, für wie viele Verletzte bei<br />

einer Stadion-Katastrophe ärztliche Versorgung<br />

bereitstehen muss, erzählt Lackner. Mit dem normalen<br />

Betrieb im Klinikum der <strong>Universität</strong> habe das<br />

nicht mehr viel zu tun. „Da sind wir normalerweise<br />

mit vier bis sechs gleichzeitigen Schwerverletzten<br />

an jedem Standort ausgelastet“, erklärt Lackner.<br />

Als neulich am Standort Innenstadt gerade<br />

eine Notfallübung lief, wurden zwei „echte“<br />

Schwerverletzte eingeliefert, einer mit dem Hubschrauber,<br />

der andere im Notarztwagen. „Das ging<br />

schon an die Grenzen“, erinnert sich Lackner.<br />

Tausende von Verletzten, etwa nach einem<br />

Anschlag auf die <strong>München</strong>er Allianz Arena, wären<br />

eine ganz andere Größenordnung.<br />

Die Notfallmediziner, Anästhesisten und Chirurgen<br />

aus dem Klinikum der <strong>Universität</strong> bereiten sich<br />

daher mit Ärzten aus dem Klinikum Rechts der Isar<br />

und den städtischen Kliniken in einer Arbeitsgruppe<br />

auf diese Anforderungen vor. Die Kliniken trainieren<br />

konkrete WM-Szenarien und planen somit<br />

auch für den Ernstfall, wo sie welche Spezialisten<br />

benötigen. Damit Ärzte und Assistenzpersonal so<br />

schnell wie möglich an ihrem Arbeitsplatz sind,<br />

übernimmt eine Spezialfirma die Benachrichtigung.<br />

Im Ernstfall löst die Klinik dann nur einen bestimmten<br />

Notruf aus – etwa den Alarmplan für<br />

Situationen mit Hunderten von Verletzten im<br />

Stadion – und sofort erhalten alle Mitarbeiter, die<br />

in der Klinik gebraucht werden, gleichzeitig einen<br />

Anruf zu Hause oder auf dem Handy. „Das ist deutlich<br />

effektiver, als wenn wir dem Pförtner eine<br />

Telefonliste in die Hand drücken, die er dann abtelefoniert“,<br />

erklärt Dr. Gordon Hoffmann vom INM<br />

das neue Benachrichtigungssystem.<br />

EMOTIONALE GRENZFÄLLE<br />

Auch die Medizinstudentinnen und -studenten<br />

werden in ihrer Ausbildung in der Notfallmedizin<br />

an die Realität außerhalb des Krankenhauses gewöhnt.<br />

Für angehende Ärzte, die an der <strong>Universität</strong><br />

lernen, wie sie jeden einzelnen Patienten bestmöglich<br />

betreuen, ist das eine neue Erfahrung.<br />

„Wenn sie als einzelner Arzt an einen Unfallort mit<br />

vielen Verletzten kommen, dann ist das etwas ganz<br />

anderes als in der Klinik“, sagt Christian Lackner.<br />

„Wir versuchen unseren Studierenden klar zu<br />

machen, wie sie solche Situationen bewältigen<br />

können.“<br />

Ein Rettungsmediziner stößt schnell an die Grenzen<br />

der Individualmedizin. Ganz bewusst werden<br />

die angehenden Mediziner daher mit emotionalen<br />

Grenzfällen konfrontiert. In einer interaktiven Vorlesung<br />

des INM müssen sie mit Farbkarten sechs<br />

Schwerverletzte nach der Dringlichkeit ihrer Behandlung<br />

einordnen. Ein kleines Mädchen, das in<br />

dem Fallbeispiel aus dem Auto geschleudert wur-


de und keinen Puls mehr hat, bekommt vom Dozenten<br />

die blaue Karte. Das heißt: Eine individuelle<br />

Behandlung wäre unter derartigen Umständen<br />

hoffnungslos. Sie würde zudem den anderen fünf<br />

Schwerverletzten Überlebenschancen nehmen.<br />

Das Mädchen wird nicht mehr weiter behandelt.<br />

Für die Studierenden ist das ein Beispiel, so Lackner,<br />

an das sie sich noch lange erinnern werden.<br />

DER „HUMAN FACTOR“ ZÄHLT<br />

Das Team am Institut für Notfallmedizin legt einen<br />

besonderen Schwerpunkt auf den „human factor“.<br />

Hinter dem Schlagwort verbergen sich Eigenschaften<br />

wie Kommunikationsfähigkeit, Selbstbeobachtung,<br />

Teamfähigkeit und die Fähigkeit, mit<br />

Fehlern richtig umzugehen. Zwar ist Irren menschlich<br />

– aber systematisches Fehlermanagement steht<br />

in der Medizin erst in den Anfängen. Eine USamerikanische<br />

Studie aus dem Jahr 1999 hat ergeben,<br />

dass jeder achte Todesfall im Krankenhaus auf<br />

eine fehlerhafte medizinische Versorgung zurückzuführen<br />

ist. Fast immer ist nicht die Technik<br />

schuld, sondern der Mensch. Komplikationen oder<br />

Zwischenfälle nehmen ihren Anfang in kleinen Unachtsamkeiten<br />

und können sich zu einem tödlichen<br />

Problem auswachsen. Für Christian Lackner ist daher<br />

entscheidend, wie Ärzte mit Fehlern umgehen.<br />

„Fehlermanagement“ ist eines der Themen, die am<br />

INM intensiv bearbeitet werden. Man möchte Studierende<br />

und Ärzte so aus- und fortbilden, dass sie<br />

über Probleme und Fehler offen sprechen, mit<br />

ihnen konstruktiv umgehen und sich ihrer eigenen<br />

Grenzen bewusst sind. „Akutmediziner und Notärzte<br />

müssen oft unter großem Druck schwerwiegende<br />

Entscheidungen treffen. Das Fehlerpotential ist<br />

groß“, sagt Christian Lackner. Positives Vorbild ist<br />

für ihn die zivile Luftfahrt. Dort haben Kommunikation<br />

und Teamarbeit seit Jahrzehnten einen viel<br />

höheren Stellenwert als in der Medizin. Kommuni-<br />

kationsprozesse in Stresssituationen werden immer<br />

wieder trainiert. „In der Medizin müssen wir für<br />

viele Dinge erst ein Bewusstsein schaffen“, so Lackner.<br />

„Da leisten wir im INM zusammen mit unseren<br />

Partnern aus der Anästhesie und Chirurgie echte<br />

Pionierarbeit.“<br />

Perfekte Medizin und absolute Sicherheit wird es<br />

nie geben. Auch nicht bei einer Fußball-WM 2006,<br />

die bis in Kleinste detailliert durchgeplant ist. Christian<br />

Lackner machen etwa die unzähligen Großleinwände<br />

Sorgen, auf denen überall im Land die Spiele<br />

übertragen werden. Da gibt es dann, anders als<br />

in den Stadien, keine Notausgänge, keine Sicherheitskontrollen<br />

– und es darf Alkohol ausgeschenkt<br />

werden. Trotzdem freut er sich auf die WM, als Fußballfan.<br />

Wenig später müssen sich die Mediziner<br />

auf die nächsten Massenszenarien vorbereiten –<br />

erst kommt der Papst nach Bayern und dann beginnt<br />

das Oktoberfest.<br />

■ gra<br />

5 Seit Monaten bereiten sich Mediziner, Feuerwehr und<br />

Rettungsdienste auf die Fußball-WM 2006 vor.<br />

MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

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MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

22<br />

SERIE: „KOSMOS LMU”<br />

ZEIT FÜR ZUKUNFTSPLÄNE<br />

Mehr als 1.000 Tote und rund eine Million Obdachlose<br />

war die erschreckende Bilanz des Hurrikans<br />

Katrina, in dessen Folge Anfang Septe<strong>mb</strong>er<br />

des vergangenen Jahres ganze Stadtteile von New<br />

Orleans in einer schlammigen, stinkenden Brühe<br />

versanken. Auch für die <strong>Universität</strong>en der Stadt<br />

war die Situation schlimm, auch wenn es nur um<br />

abgedeckte Dächer oder überflutete Hörsäle ging.<br />

Schnell war klar: Der <strong>Universität</strong>sbetrieb würde<br />

monatelang brach liegen. Die LMU entschloss sich<br />

schnell zu helfen. Studierende aus New Orleans<br />

sollten die Möglichkeit bekommen, ihr Studium<br />

mit einem Stipendium und ohne viel Bürokratie in<br />

<strong>München</strong> fortzusetzen. MUM sprach mit einer<br />

Katrina-Stipendiatin über ihre Erfahrungen.<br />

Die ersten Tage ihres Studiums an der <strong>Universität</strong><br />

von New Orleans verbrachte Amanda Qubty damit,<br />

vor dem Hurrikan Katrina zu flüchten. Die 21-jährige<br />

Fotodesign-Studentin aus Georgia hatte gerade<br />

ihre neue Wohnung bezogen, ihre Kurse liefen seit<br />

ein paar Tagen. Dann musste sie New Orleans fluchtartig<br />

verlassen. Sie nahm nur ihre beiden Hunde mit,<br />

packte ein wenig Kleidung und ein paar Fotos ein<br />

und fuhr mit ihrer Mitbewohnerin im Auto nach Georgia.<br />

„Ich bin schon so oft evakuiert worden“, sagt<br />

die Amerikanerin. „Aber bis zu diesem Zeitpunkt<br />

sind wir bei Hurrikan-Warnungen immer nach ein<br />

paar Tagen wieder zurückgekehrt, deswegen habe<br />

ich gar nicht viel mitgenommen.“<br />

Katrina war anders. Der Hurrikan richtete an weiten<br />

Teilen der Golfküste schwerste Schäden an, 80<br />

Prozent des Stadtgebiets von New Orleans standen<br />

unter Wasser. Amanda Qubty hatte einen Monat<br />

lang keine Chance, zu ihrer Wohnung zu gelangen.<br />

Sie schlüpfte bei ihren Eltern in Georgia unter und<br />

versuchte sich die Zeit mit Online-Kursen zu vertreiben.<br />

„Das ging nicht besonders gut, aber wenn<br />

man nur rumhängt, geht es einem auch schnell auf<br />

die Nerven“, erinnert sich Qubty.<br />

Es war ziemlich bald klar, dass die <strong>Universität</strong> von<br />

New Orleans, an der Amanda eingeschrieben ist, den<br />

Betrieb für den Rest des Jahres 2005 einstellen würde.<br />

Amanda hörte über einen Freund, der mit einem<br />

Stipendium nach Innsbruck gegangen war, von der<br />

Möglichkeit, ein „Katrina-Stipendium“ zu bekommen.<br />

Sie bewarb sich – und saß zwei Wochen später<br />

im Flugzeug nach Deutschland. „Das war gar nicht<br />

so einfach“, lacht Amanda Qubty. „Ich hatte ja nicht<br />

einmal einen Pass.“ Wie viele US-Amerikaner besaß<br />

sie als Ausweisdokument nur ihre Sozialversicherungsnummer.<br />

Und im Gepäck hatte sie nicht viel<br />

mehr als ihren Laptop, Fotos und ein paar Kleidungsstücke.<br />

WUNSCHZIEL EUROPA<br />

Amanda Qubty ist nicht die einzige „Katrina-Stipendiatin“<br />

an der LMU. Die <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong> hat<br />

drei Studierende aus der Region New Orleans eingeladen,<br />

die Zeit, bis ihre Hochschulen wieder geöffnet<br />

haben, mit einem Auslandsaufenthalt zu überbrücken.<br />

Auf Initiative des New Yorker Kontaktbüros<br />

der German University Alliance hat die LMU den Katrina-Opfern<br />

schnell und unbürokratisch Hilfe angeboten.<br />

Die drei Studierenden bekommen Wohnheimzimmer<br />

gestellt und erhalten ein monatliches<br />

Stipendium. Die Flugkosten übernahm der DAAD.<br />

Für Amanda Qubty ist damit ein Wunsch in Erfüllung<br />

gegangen, den sie schon lange im Kopf hatte. „Einige<br />

Zeit in Europa zu verbringen, war einer meiner<br />

Zukunftspläne“, sagt die US-Amerikanerin, die an<br />

der LMU ein Seminar in nordamerikanischer Ge-


SERIE<br />

KOSMOS LMU<br />

Ausländische Studentinnen und Studenten gehören zum<br />

Erscheinungsbild der LMU. Von knapp 48.000 Studierenden<br />

kommen etwa 7.000 nicht aus Deutschland. Junge Chinesen,<br />

US-Amerikaner oder Brasilianer bereichern mit ihren verschiedenen<br />

kulturellen Hintergründen die LMU-Community.<br />

Das MünchnerUni Magazin stellt einige der ausländischen<br />

Studierenden in der neuen Serie „Kosmos LMU“ vor.<br />

schichte und einen deutschen Sprachkurs besucht. „Nur dass es so<br />

schnell gehen würde, hätte ich nicht gedacht.“ Schon Amandas Mutter<br />

hatte einige Zeit in Österreich studiert und ihrer Tochter viele Fotos<br />

von ihren Reisen durch Europa gezeigt.<br />

Was ihr an <strong>München</strong> gefällt? Amanda schwelgt in den Klischees von<br />

„good old Germany“. Alles sei so alt, die Kirchen seien prächtig, die<br />

Häuser so groß und gewaltig. Amanda erwähnt auch, dass sie sich in<br />

<strong>München</strong> sehr sicher fühle. Es ist eine völlig neue Erfahrung für sie,<br />

nachts um drei noch alleine durch die Straßen laufen zu können. „In<br />

New Orleans wäre das nie gegangen.“<br />

Probleme hatten Amanda und die anderen beiden Stipendiaten anfänglich<br />

nur mit der Sprache – und mit dem öffentlichen Nahverkehr.<br />

„Unser Betreuer Björn von der Fachschaft hat uns zwar alles in der<br />

Uni gezeigt, aber in der U-Bahn waren wir komplett hilflos“, erinnert<br />

sich Amanda. Bis sie und ihr Kollege Anthony Bovenzi ein Spiel erfanden.<br />

Sie nahmen wahllos eine U-Bahn, S-Bahn oder Tram, stiegen<br />

dann irgendwo aus und versuchten so, die Stadt zu erkunden.<br />

Mittlerweile verirrt Amanda sich kaum noch. Die täglichen drei Stunden<br />

Deutschkurs zeigen ebenso Wirkung – wenn auch langsam.<br />

„Meine Kommilitonen im Sprachkurs kommen von überall her und<br />

freuen sich, wenn sie mit mir ihr Englisch verbessern können“, erklärt<br />

Amanda.<br />

Heiligabend verbrachte die 21-Jährige mit einer älteren Dame aus<br />

New Orleans, die schon lange in <strong>München</strong> lebt. An Neujahr kam<br />

Amandas Freund aus den USA zu Besuch und die zwei sind ein wenig<br />

gereist. Besonders gefreut hat sich Amanda auf die Alpen. Sie hat<br />

sich fest vorgenommen, auf dem Snowboard durch Schnee zu jagen.<br />

Solche Momente bedeuten für die Studentin vor allem eine gute Ablenkung<br />

von den vielen Gedanken, die ihr im Kopf herumgehen. Da<br />

ist das Heimweh, die Sehnsucht nach ihrem Bruder und ihren Hunden.<br />

Und da ist auch die Unsicherheit, wie es in New Orleans aussieht<br />

und wie es werden wird, wenn Amanda wieder zurückfliegt. Die<br />

Studentin sagt zwar mit amerikanischem Optimismus, dass sie nicht<br />

glaubt, dass New Orleans jemals wieder eine solche Katastrophe erleben<br />

könne. Doch ob sie dort wirklich wieder leben möchte, das kann<br />

Amanda Qubty noch nicht sagen.<br />

■ gra<br />

STIPENDIENREFERAT DER LMU<br />

Für die Förderung von Ausländern, die an der LMU studieren und<br />

von Deutschen, die im Ausland studieren wollen, ist das Referat<br />

für Internationale Angelegenheiten zuständig. Auch für deutsche<br />

Studierende an der LMU gibt es zahlreiche Möglichkeiten der<br />

finanziellen Unterstützung. Neben dem einkommensabhängigen<br />

BAföG gibt es Stipendien von kirchlichen oder politischen Stiftungen.<br />

Eine Übersicht darüber findet sich auf den Internet-Seiten<br />

der Studienberatung der LMU (www.lmu.de/studienberatung)<br />

unter dem Menüpunkt „Studienfinanzierung“. Das Stipendienreferat<br />

der LMU vergibt zudem Beihilfen aus Stiftungsmitteln, die<br />

die LMU verwaltet. Außerdem steht in den Räumen des Referats<br />

Informationsmaterial zum Thema Stipendien für deutsche Studierende<br />

und Doktoranden zur Verfügung.<br />

Stipendienreferat der LMU<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1<br />

80539 <strong>München</strong><br />

Zi. E114<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag, Mittwoch und Freitag von 8:30 bis 11:30 Uhr<br />

MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

23


PRÄPEDEUTIKUM FÜR AUSLÄNDER<br />

PROFESSIONELLER EINSTIEG<br />

IN DEN UNI-ALLTAG<br />

MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

24<br />

Wo ist die Bibliothek, wie verfasse ich eine deutsche Seminararbeit,<br />

wie kriege ich meine Seminarkarte und wie funktioniert<br />

eine Studienordnung? Gerade ausländische Studierende sind oft<br />

zwei bis drei Semester damit beschäftigt, sich an der LMU<br />

zurechtzufinden. Das macht den Studienbeginn für sie sehr<br />

schleppend. Die Lösung für diese Probleme heißt PROFIS – das<br />

ist die Abkürzung von „Propädeutikum für internationale Studienbewerber“<br />

und bedeutet, dass sich diese ein Semester lang sprachlich<br />

und fachlich auf das Studium an der LMU vorbereiten<br />

können.<br />

Miao Yu aus China ist seit Oktober im PROFIS-Kurs. Vorher war die<br />

LMU für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Inzwischen weiß die<br />

24-Jährige, wie man in der Bibliothek Bücher ausleiht, hat eine Vorlesung<br />

gehört und protokolliert und kann mit Fachbegriffen wie<br />

„Zitatpflicht“ locker umgehen. Besonders gut findet sie den intensiven<br />

Sprachunterricht. „Ich habe die DSH-Prüfung (Deutsche Sprachprüfung<br />

für den Hochschulzugang ausländischer Studienbewerber,<br />

d. Red.) im Sommer schon einmal gemacht, aber mein Ergebnis hat<br />

nicht für ein Studium ausgereicht“, erzählt die Chinesin, die in<br />

Deutschland Amerikanische Literaturgeschichte studieren will.<br />

Bernd Hilker vom Referat für Internationale Angelegenheiten, der<br />

PROFIS mit initiierte, hat in den letzten Jahren viele Gutachten für<br />

die Visumsverlängerung von Studierenden geschrieben. Dabei wurde<br />

deutlich, wo die Probleme liegen. „Viele Studienanfänger“, so Hilker,<br />

„sind zu Beginn teilweise orientierungslos und gerade in den<br />

geisteswissenschaftlichen Fächern oft überfordert, für sich selbst einen<br />

sinnvollen Stundenplan zu erstellen. Außerdem haben die meisten<br />

große Schwierigkeiten, sich an das wissenschaftliche Arbeiten<br />

in Deutschland zu gewöhnen.“ Das träfe zwar auch auf manche deutsche<br />

Studierende zu, aber diese könnten sich leichter irgendwie<br />

durchkämpfen. Auch eine Studie der Hochschul-Informations System<br />

G<strong>mb</strong>H (HIS) ergab 2005: Bei ausländischen Studierenden ist die Abbrecherquote<br />

unverhältnismäßig hoch.<br />

PROFIS soll Abhilfe schaffen. Das Programm richtet sich an künftige<br />

Studierende der Geistes-, Sozial- oder Wirtschaftswissenschaften<br />

sowie der Biowissenschaften und Informatik. Im laufenden PROFIS-<br />

Kurs kommen viele der Teilnehmer aus Asien, doch auch Russen oder<br />

Mexikaner nehmen an den Vorbereitungskursen teil. „Einen Sprachkurs<br />

hätten sie sowieso gemacht, bei uns erhalten sie dazu noch<br />

Hilfe beim Einstieg ins wissenschaftliche Arbeiten“, sagt Raffaella<br />

Delli Santi vom Referat Internationale Angelegenheiten, die das<br />

Projekt koordiniert. Der Sprachkurs findet an vier Vormittagen in der<br />

Woche statt. Hier werden die Teilnehmer auf die DSH-Prüfung vorbereitet.<br />

An zwei Nachmittagen werden sie dann in drei Fachkurse<br />

in den Bereichen Geisteswissenschaften, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften<br />

sowie Biowissenschaften und Informatik eingeteilt.<br />

Hier geht es um den Ablauf des Studiums an der LMU, um die<br />

Systematik des jeweiligen Studienfachs und wissenschaftliche<br />

Methoden und Techniken. Das LMU-Programm wird vom DAAD mit<br />

einer Anschubfinanzierung für zwei Jahre unterstützt. Schließlich<br />

wird es in den neuen, stark strukturierten Bachelor- und Masterstudiengängen<br />

weniger Zeit geben, sich an eine fremde Studienumgebung<br />

zu gewöhnen. Umso wichtiger wird die optimale Vorbereitung<br />

auf das Studium in Deutschland. Und das heißt nicht nur, dass<br />

man die Sprache beherrscht.<br />

■ gra<br />

Voraussetzung für die Teilnahme an PROFIS ist die Hochschulzugangsberechtigung<br />

(Abitur). Teilnehmer sollten Sprachkenntnisse<br />

auf der Stufe B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens<br />

für Sprachen nachweisen können. (Eine Kurzinformation<br />

dazu gibt es im Internet etwa auf der Seite<br />

www.goethe.de/dll/prf/bes/deindex.htm) Das Propädeutikum<br />

dauert ein Semester und kostet 900 Euro. Bewerbungsschluss für<br />

das Sommersemester ist der 1. März 2006.<br />

Kontakt und Bewerbungsadresse:<br />

Raffaella Delli Santi, M.A.<br />

Referat Internationale Angelegenheiten der LMU<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1<br />

80539 <strong>München</strong><br />

Tel: +49 (0)89 / 2180-1483<br />

E-Mail: Delli-Santi@lmu.de


LMUeMOTIONS IN DER UNILOUNGE<br />

VOM SPASS, MODERN ZU SEIN<br />

Die unilounge hat sich seit ihrer Eröffnung vor zwei Jahren als Ort<br />

der Kommunikation an der LMU fest etabliert. Für diesen besonderen<br />

Ort haben Studierende vom Institut für Kunstpädagogik der LMU<br />

mit ihren Dozenten Peter Becker und Daniel Botz das Videokunst-<br />

Projekt LMUeMotions erarbeitet, das sich der Alma Mater aus einer<br />

unkonventionellen, medialen Perspektive nähert. Mit künstlerischen<br />

Überblendungen, mit farbstarken Wisch- und Leuchteffekten zeigen<br />

die Loops Momentaufnahmen aus dem Unialltag, verbinden sie mit<br />

Filmausschnitten und sy<strong>mb</strong>olisieren auf diese Art die starke Dynamik,<br />

die das Leben an der LMU prägt.<br />

Am 8. Deze<strong>mb</strong>er 2005 wurden die Videos zum ersten Mal der<br />

Öffentlichkeit präsentiert. Eröffnet wurde die Vernissage von LMU-<br />

Rektor Professor Bernd Huber, der zwar zugab, nicht Teil des Projekts<br />

gewesen zu sein und nur die übliche Begrüßungsrede zu halten.<br />

„Wenn ich aber jetzt das Ergebnis sehe“, sagte er, „wünschte<br />

ich, ich wäre daran beteiligt gewesen.“<br />

Dozent Peter Becker freute sich, dass es LMUeMotions gelungen sei,<br />

sehr authentisch zu sein und diese Authentizität mit universitärem<br />

Leben zu verbinden. „Es macht Spaß, modern zu sein“, stellte er quasi<br />

als Motto des Abends in den Raum, in dem anschließend viele Besucher<br />

jeden Alters den Start von LMUeMotions feierten. Das Kunstprojekt<br />

ist seit der Vernissage als Teil des Medienkonzepts in der<br />

unilounge zu sehen.<br />

■ gra<br />

MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

25


KINDERUNI AN DER LMU<br />

WISSBEGIER ALS WINTERFREUDE<br />

MUM 01 | 2006 PROFILE<br />

26<br />

Auch in der zweiten Runde erfreute sich die KinderUni an der LMU<br />

wieder großer Beliebtheit: Zu den Vorlesungen kamen mehrere tausend<br />

8- bis 12-jährige Mädchen und Jungen freitagnachmittags in<br />

den Hörsaal im Uni-Hauptgebäude – und das trotz Martinsumzügen<br />

und Weihnachtsmärkten.<br />

Zum Auftakt der Vorlesungsreihe für Kinder las im Oktober zum Beispiel<br />

Professor Julian Nida-Rümelin zum Thema „ ‚Aber ich will!’ –<br />

Warum wir nicht alles dürfen, was wir wollen.“ Es folgten fünf Vorlesungen<br />

über Werbung, Religion, Chemie, Biologie sowie über die<br />

menschliche Haut. Da Erwachsene in den Vorlesungen der Kinder-<br />

Uni Hörsaalverbot haben, hat MUM Professoren und Kinder gebeten,<br />

etwas über die KinderUni zu erzählen.<br />

KinderUni <strong>München</strong> ist eine Initiative, die von Kultur und Spielraum<br />

e.V., der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V., der<br />

Eltern-Lehrer Initiative der Europäischen Schule <strong>München</strong>, BR2<br />

Radio/Kinderfunk sowie dem Kulturbüro des Studentenwerks <strong>München</strong><br />

und Wirtschaftsunternehmen getragen wird. Schirmherr der<br />

KinderUni <strong>München</strong> ist der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst, Dr. Thomas Goppel. Medienpartner<br />

sind der Münchner Merkur und der Bayerische Rundfunk. ■ gra


Die Grenzen der Disziplinen sind historisch gewachsen – die Natur<br />

unterscheidet nicht zwischen Physik, Chemie und Biologie,<br />

sie ist ein Ganzes. Die Einteilung in Disziplinen erscheint zwar hilfreich,<br />

ist aber auch willkürlich. Naturwissenschaftliche Probleme konnten und<br />

können erfolgreich innerhalb einer Disziplin gelöst werden. Aber Antworten<br />

auf komplexe Fragestellungen unserer Zeit erfordern zunehmend<br />

interdisziplinäres Vorgehen. Als Beispiele für den großen Erfolg<br />

ein solchen Zusammenarbeit in der Geschichte der Wissenschaft seien<br />

hier der Einsatz des Mikroskops als physikalische Erfindung in der<br />

Biologie oder die Röntgenbeugung genannt, wodurch immer kleinere<br />

Einheiten von der Zelle bis zur<br />

Struktur und Funktion einzelner<br />

P R O<br />

Biomoleküle aufgeklärt wurden.<br />

Gerade in heutiger Zeit bietet interdisziplinäres<br />

Vorgehen in den<br />

Naturwissenschaften große Chancen<br />

und Perspektiven. So berühren<br />

komplexe Probleme etwa im<br />

Bereich Energie, Umwelt oder Gesundheit<br />

Aspekte verschiedener<br />

Disziplinen und benötigen deren<br />

konzertierten Einsatz. Interdisziplinarität<br />

erweitert das Methodenspektrum,<br />

führt so zu qualitativ<br />

neuen Beobachtungen und erzeugt<br />

eine Vielzahl neuer Ideen<br />

und Konzepte. Sie macht Lehrende<br />

bzw. Forschende in hohem<br />

Maße zu Lernenden, indem sie sie<br />

mit der Sprache, den Methoden und den Modellen der anderen Disziplin<br />

bekannt macht. Interdisziplinäres Vorgehen ist wissens-, problemoder<br />

durch wirtschaftliches Interesse getrieben. Die Industrie ist in hohem<br />

Maße von interdisziplinärer Forschung, nicht nur innerhalb der<br />

Naturwissenschaften, sondern auch zwischen Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />

abhängig, um innovative Produkte und damit Arbeitsplätze<br />

zu schaffen.<br />

Interdisziplinarität spiegelt sich auch in der Berufungspolitik der Hochschulen<br />

wider: Wurden ursprünglich nur Professoren in Physik, Chemie<br />

sowie Biologie berufen, so wurden im letzten Jahrhundert bis heute<br />

neue Lehrstühle für Physikalische Chemie und Biochemie, Biophysik<br />

oder sogar Biophysikalische Chemie gegründet. Auch neu gegründete<br />

Forschungszentren, wie das Center for NanoScience (CeNS) der<br />

LMU, sind ausgewiesene interdisziplinäre Forschungsplattformen, in<br />

denen um ein großes Thema gruppiert in hohem Maße und sehr erfolgreich<br />

interdisziplinäre Forschung vorangetrieben wird.<br />

Interdisziplinarität zeitigt aber auch Probleme. Sie liegen in den Sprachbarrieren<br />

zwischen den Disziplinen, den Berührungsängsten beim Verlassen<br />

des Kompetenzbereichs innerhalb der eigenen Disziplin und dem<br />

hohen Zeitaufwand, um Wissen in der anderen Disziplin zu gewinnen,<br />

was mittelfristig auch zu einem Wissensverlust in der eigenen Disziplin<br />

führen kann. Voraussetzung für erfolgreiche interdisziplinäre Arbeit<br />

sind Kommunikation, Kooperation und Koordination. Nur wenn die<br />

Sprache und das persönliche Miteinander stimmen, wenn die Fähigkeiten<br />

aus den einzelnen Disziplinen richtig gewählt sind, sich ergänzen<br />

und durchdringen und die Untersuchungen gut koordiniert<br />

werden, stellt sich der Erfolg ein. Eine Grundvoraussetzung ist jedoch<br />

eine hohe Professionalität in der jeweils eigenen Disziplin, denn nur so<br />

kann der anderen etwas geboten werden.<br />

+ CONTRA<br />

MUSS ERFOLGREICHE<br />

FORSCHUNG INTER-<br />

DISZIPLINÄR SEIN ?<br />

Inwieweit Forschung interdisziplinär ausgerichtet ist bzw. sein<br />

muss, hängt im Wesentlichen vom jeweiligen Fach ab. Ist für<br />

eine innovative naturwissenschaftliche Forschung die Interdisziplinarität<br />

nahezu unabdingbar, so gilt dies für eine erfolgreiche<br />

geisteswissenschaftliche Forschung nicht zwingend.<br />

Disziplinen sind Zufallsprodukte der Wissenschaftsgeschichte,<br />

entstanden in Prozessen der Förderung wissenschaftlicher<br />

Erkenntnis durch funktionale Spezialisierung und<br />

immer feinere Differenzierung der Methoden, Fragestellungen<br />

und Sehepunkte. Mit faszinierender begrifflicher Prägnanz hat<br />

Max Weber betont, daß der erhoffte „Fortschritt der Wissenschaft“<br />

unumgänglich an Spezialisierung gebunden bleibt, an<br />

die mit neuen, genaueren Begriffen und Deutungstechniken verbundene<br />

Verselbständigung überkommener Teilfächer zu methodisch<br />

autonomen Disziplinen. Doch je genauer Einzelnes erkannt<br />

wurde, desto lauter ertönte<br />

die Klage, daß die Spezialisten<br />

in ihren Partikularperspektiven<br />

„das Ganze“ aus<br />

dem Blick verloren hätten.<br />

Seit der ersten romantischen<br />

Denkrevolution um 1800 bildet<br />

diese Kritik an borniertem<br />

akademischen Fachmenschentum<br />

und disziplinenspezifischer<br />

Blickverengung die Begleitmusik<br />

eines Forschungsbetriebs,<br />

in dem inzwischen<br />

selbst die große Mehrheit der<br />

Philosophen und Theologen<br />

keinerlei Ganzheitsattitüden<br />

mehr pflegen. Schwundstufen<br />

idealistischer Syste<strong>mb</strong>astelei<br />

lassen sich zwar gegenwärtig noch beobachten, etwa in den Allvernetzungsphantasien<br />

mancher externer Synergiegewinnexperten,<br />

die <strong>München</strong>s „Wissenschaftslandschaft“ neu ordnen<br />

wollen.<br />

Der Glaube, daß interdisziplinäre „Forschungsverbünde“ oder<br />

transdisziplinäre „Cluster“ der entscheidende Ort zur Erzeugung<br />

innovativer, besserer Erkenntnis seien, mag Natur-, Technikoder<br />

Lebenswissenschaftler in den weißblauen Himmel der<br />

schnellen Verwertbarkeit führen. Doch in den Geisteswissenschaften<br />

folgen Innovationsoffensiven einer signifikant anderen<br />

Logik. Inka Mülder-Bach hat darauf hingewiesen, daß alle bedeutenderen<br />

Bücher der Geisteswissenschaften der letzten 50<br />

Jahre in „Einsamkeit und Freiheit“ geschrieben wurden, relativ<br />

fern von den institutionellen Zwängen einer „Wissenschaft als<br />

Großbetrieb“ (Adolf von Harnack).<br />

Gewiß blicken auch Geisteswissenschaftler über den Tellerrand<br />

des eigenen Faches, und eine disziplinäre Spezialperspektiven<br />

entgrenzende Bildung schadet ihnen ebensowenig wie das Gespräch<br />

über Fächergrenzen hinweg. Aber Erkenntnisfortschritt<br />

verdankt sich in den Geisteswissenschaften weithin der Kreativität<br />

des Einzelnen. Gute Geisteswissenschaften gleichen den<br />

Künsten darin, daß Sensibilität und Weltoffenheit des denkenden<br />

Individuums, seine Reflexionskraft und Bildung, die entscheidenden<br />

Produktivkräfte sind.<br />

MUM 01 | 2006 FORUM<br />

27<br />

7 Professor Dr. Christoph Bräuchle,<br />

Lehrstuhlinhaber für Physikalische Chemie<br />

an der LMU und Vorstand des Centers for<br />

NanoSience (CeNS)<br />

7 Professor Dr. Friedrich Wilhelm Graf,<br />

Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik<br />

an der LMU


NEUBERUFEN<br />

MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />

28<br />

1 Prof. Dr. Holger Rüssmann<br />

■ PROF. DR. HOLGER RÜSSMANN<br />

MEDIZINISCHE FAKULTÄT<br />

Holger Rüssmann, Jahrgang 1965, ist seit Oktober<br />

2005 Professor an der LMU und Leitender Oberarzt<br />

am Max von Pettenkofer-Institut für Hygiene und<br />

Medizinische Mikrobiologie, Lehrstuhl Bakteriologie.<br />

Er studierte in Ha<strong>mb</strong>urg Medizin und promovierte<br />

1992 an der <strong>Universität</strong> Würzburg über die<br />

Entwicklung von molekularbiologischen Methoden<br />

zum Nachweis von enterohämorrhagischen Escherichia<br />

coli (EHEC). Anschließend arbeitete er als Arzt<br />

im Praktikum am Würzburger Institut für Hygiene<br />

und Mikrobiologie. 1994 schloss sich ein Stipendium<br />

an der State University of New York an. Anfang<br />

1997 wechselte Rüssmann zum Max von Pettenkofer-Institut<br />

für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie<br />

der LMU, wo er sich im Nove<strong>mb</strong>er 2003 im<br />

Fach Medizinische Mikrobiologie und Hygiene habilitierte.<br />

Im August 2004 folgte er dem Ruf auf eine<br />

Professur für Medizinische Mikrobiologie an der<br />

<strong>Universität</strong> Würzburg. Für seine Forschungsarbeiten<br />

wurde Rüssmann im April 2005 mit dem Seeliger-Preis<br />

der Heinz P. R. Seeliger-Stiftung ausgezeichnet.<br />

Forschungsschwerpunkt seiner Arbeitsgruppe ist die<br />

Weiterentwicklung der TTSS-basierenden Vakzinierungsstrategie<br />

(Vakzin = Impfstoff) zur antigenspezifischen<br />

T-Zellinduktion. Neben den Salmonellen<br />

als Trägerbakterien für heterologe Antigene konnte<br />

sein Team auch attenuierte Yersinien (Yersinien =<br />

Pesterreger) als attraktive orale Lebendvakzine gezielt<br />

gentechnologisch herstellen. Sein besonderes<br />

Interesse galt der Entwicklung neuer Methoden zum<br />

Nachweis von Helicobacter pylori in Magenbiopsien<br />

und Stuhlproben. Mittels der von ihm und seinem<br />

Team konzipierten Fluoreszenz-In-Situ-Hybridisierung<br />

(FISH) gelingen die hochspezifische und sehr<br />

sensitive Detektion dieser Bakterienart sowie die Bestimmung<br />

einer Makrolid-Empfindlichkeit bzw. -Resistenz<br />

des Erregers direkt im Magenbiopsat.<br />

■ PROF. DR. DARIO LEISTER<br />

FAKULTÄT FÜR BIOLOGIE<br />

Dario Leister, Jahrgang 1967, ist seit Oktober 2005<br />

Professor für Botanik an der LMU. Bis 1993 studierte<br />

er an der <strong>Universität</strong> Tübingen Biochemie.<br />

Die Promotion erfolgte 1995 am Max-Planck-Institut<br />

für Züchtungsforschung in Köln. Anschließend<br />

forschte er am John Innes Centre in Norwich, Großbritannien,<br />

bis er 1998 an das Max-Planck-Institut<br />

für Züchtungsforschung zurückkehrte. Im Mai<br />

2003 habilitierte Leister sich an der <strong>Universität</strong> Tübingen<br />

im Bereich Genetik. Im gleichen Jahr erhielt<br />

er ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

und wurde mit dem Karl-<br />

Lohmann-Preis der Gesellschaft für Biochemie und<br />

Molekularbiologie ausgezeichnet.<br />

Leisters Forschungsschwerpunkt liegt in der<br />

molekularbiologischen Erforschung der Photosynthese<br />

und deren Wechselbeziehung zu anderen<br />

Prozessen, die innerhalb und außerhalb der Chloroplasten<br />

stattfinden. Die Charakterisierung der<br />

photosyntheserelevanten zellulären Funktionen, ihre<br />

Regulation innerhalb der Organelle und der<br />

Kommunikation mit dem Zellkern wird von ihm auf<br />

verschiedenen Ebenen und unter Einbindung von<br />

Functional Genomics Methodik untersucht.


NEUBERUFEN<br />

■ PROF. DR. FRANCESCA BIAGINI<br />

FAKULTÄT FÜR MATHEMATIK,<br />

INFORMATIK UND STATISTIK<br />

Francesca Biagini, geboren 1973 in Italien, trat im<br />

Oktober 2005 eine Professur in Angewandter Mathematik<br />

(Finanzmathematik) an der LMU an. Ihr<br />

Studium an der <strong>Universität</strong> Pisa schloss sie 1996<br />

mit einer Diplomarbeit in Algebraischer Geometrie<br />

ab. Parallel dazu war sie auch Studentin der Scuola<br />

Normale in Pisa, an der sie 1997 ebenfalls das<br />

Diplom erwarb und 2001 mit einer Arbeit über<br />

Methoden für unvollständige Märkte, angewandt<br />

auf Zinsmodelle, promovierte. 1999 bekam Francesca<br />

Biagini eine Assistenzprofessur an der <strong>Universität</strong><br />

Bologna. Forschungsaufenthalte führten<br />

sie ab 1999 an die Stockholm School of Economics,<br />

die TU <strong>München</strong> und die <strong>Universität</strong>en Toulouse,<br />

Singapur, Frankfurt und Oslo.<br />

Ihre aktuellen wissenschaftlichen Schwerpunkte<br />

liegen in Finanzmathematik und stochastischer<br />

Analysis. Sie beschäftigt sich mit Modellen für<br />

Märkte mit Kreditrisiko, mit der Modellierung der<br />

Verbreitung des Kreditrisikos mit Hilfe von Prozessen<br />

mit „long range dependence“ und mit der<br />

Entwicklung eines stochastischen Kalküls für fraktionale<br />

Lévy-Prozesse. Frühere Forschungsarbeiten<br />

behandelten die „quadratic hedging“ Methode<br />

für unvollständige Märkte, Modelle für Insider Trader<br />

und das stochastische Kalkül für fraktionale<br />

Brownsche Bewegung.<br />

An der LMU möchte sie an der Organisation laufender<br />

und neuer Aktivitäten der Finanzmathematiker<br />

mitarbeiten. „Ich wünsche mir eine anregende<br />

und gegenseitig förderliche Atmosphäre in der<br />

Arbeit mit den Studierenden“, sagt Biagini. Beitragen<br />

möchte sie auch zum verstärkten Austausch<br />

zwischen Wissenschaft, Finanz- und Versicherungswelt.<br />

■ PROF. DR. RALF ELSAS<br />

FAKULTÄT FÜR<br />

BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE<br />

Ralf Elsas, geboren 1968, ist seit Septe<strong>mb</strong>er 2005<br />

Professor für Betriebswirtschaftslehre an der LMU,<br />

insbesondere mit dem Schwerpunkt Finance &<br />

Banking. Er tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Hermann<br />

Meyer zu Selhausen an. Ralf Elsas studierte<br />

Betriebswirtschaftslehre an der <strong>Universität</strong> Frankfurt<br />

und promovierte 2000 mit dem Thema „Theoretical<br />

and empirical analysis of relationship lending“.<br />

Anschließend wurde er Juniorprofessor für<br />

Unternehmensfinanzierung und Banking in der Abteilung<br />

Finanzen der <strong>Universität</strong> Frankfurt. 2003<br />

forschte und lehrte er ein Jahr als Visiting Professor<br />

am Finance, Insurance and Real Estate Department<br />

der University of Florida in Gainesville, USA.<br />

Vor einem Jahr habilitierte er sich über „Essays in<br />

Banking and Finance“ an der <strong>Universität</strong> Frankfurt.<br />

1 Prof. Dr. Francesca Biagini<br />

1 Prof. Dr. Ralf Elsas<br />

MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />

29


PREISE & EHRUNGEN<br />

MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />

30<br />

1 Prof. Dr. Thomas Carell<br />

1 Indradeo Hemraj<br />

■ PROFESSOR THOMAS CARELL ERHÄLT<br />

PHILIP MORRIS FORSCHUNGSPREIS<br />

Professor Thomas Carell, Lehrstuhl für Organische<br />

Chemie an der LMU, erhält in diesem Jahr den renommierten<br />

Forschungspreis der Philip Morris<br />

Stiftung. Der Chemiker wird für die von ihm entwickelte<br />

„Synthese geschädigter Oligonukleotide<br />

zur Aufklärung von Reparatur- und Mutagenitätsmechanismen“<br />

ausgezeichnet. Der Philip Morris<br />

Forschungspreis wird jährlich vergeben und ist mit<br />

100.000 Euro dotiert. In diesem Jahr teilen sich vier<br />

Forscher das Preisgeld. Carell wird ausgezeichnet<br />

für ein Verfahren zur Analyse der genauen Umstände,<br />

Möglichkeiten, aber auch der Grenzen zellulärer<br />

Reparaturmechanismen, die Schäden am<br />

Erbgut DNA beheben. Damit können die betreffenden<br />

Vorgänge direkt am Erbmolekül beobachtet<br />

werden und sind erstmals für herkömmliche Untersuchungsmethoden<br />

zugänglich. „Erste Ergebnisse<br />

dieser neuen Wege sind unter anderem die<br />

Möglichkeit, bestimmte Reparaturenzyme gezielt<br />

zu blockieren, die Entwicklung transgener Pflanzen,<br />

die weniger krankheitsanfällig sind, neue<br />

Pflanzenschutzmittel oder sogar Teststreifen, mit<br />

denen sich einzelne genetische Anlagen eines<br />

Menschen unkompliziert ermitteln lassen“, begründet<br />

die Philip Morris Forschungsstiftung ihre<br />

Entscheidung. Carell wurde 1966 in Herford geboren.<br />

Er studierte Chemie an den <strong>Universität</strong>en Münster<br />

und Heidelberg. Als Post-Doc arbeitete er zwei<br />

Jahre am Massachusetts Institute of Technology<br />

(MIT) in Ca<strong>mb</strong>ridge, USA. Danach ging er als unabhängiger<br />

Gruppenleiter an die Eidgenössische<br />

Technische Hochschule (ETH) in Zürich, wo er<br />

1999 habilitierte. Bereits ein Jahr später erhielt er<br />

einen Ruf als Professor für Organische Chemie an<br />

die Philipps-<strong>Universität</strong> in Marburg. 2004 wechselte<br />

Carell an die LMU, nachdem er ein Jahr vorher<br />

als jüngster Träger in diesem Jahr die höchste<br />

Forschungsauszeichnung in Deutschland, den<br />

Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, erhielt. International<br />

ist die Arbeitsgruppe Carell eng mit Forschern<br />

in den USA und Frankreich sowie mit israelischen<br />

Kollegen verbunden.<br />

Professor Dr. Thomas Carell ist der jüngste in einer<br />

Reihe von Philip Morris Forschungspreisträgern an<br />

der LMU. Im Jahr 2003 wurden Professor Harald<br />

Weinfurter und sein Mitarbeiter Dr. Christian Kurtsiefer<br />

für ihre Arbeit auf dem Gebiet der Quantenkryptographie<br />

ausgezeichnet.<br />

2001 ging der Preis an den Biologen Professor Dr.<br />

Ralf Baumeister. Ein Jahr zuvor wurde der bereits<br />

1998 geehrte Physiker Professor Dr. Theodor W.<br />

Hänsch, Nobelpreisträger des Jahres 2005, zum<br />

zweiten Mal ausgezeichnet. Er erhielt den Preis zusammen<br />

mit seinen Mitarbeitern Dr. Tilmann Esslinger<br />

und Professor Dr. Immanuel Bloch. 1999<br />

ging die Auszeichnung ebenfalls an zwei Physiker,<br />

nämlich Professor Dr. Jochen Feldmann und Professor<br />

Dr. Ulrich Lemmer. 1993 wurden Professor<br />

Dr. Christoph Bräuchle für seine Arbeit an optischen<br />

Speichermaterialien und Professor Dr. Wolfgang<br />

Heckl für seine Forschung auf dem Gebiet der<br />

Nanotechnologie geehrt. 1983 schließlich erhielt<br />

Professor Dr. Wolfgang Schröder die Auszeichnung<br />

für seine Biotopforschung.<br />

■ LMU-MEDIZINSTUDENT AUS MAURITIUS<br />

ERHÄLT DAAD-PREIS 2005<br />

Der DAAD-Preis 2005 für ausländische Studierende<br />

an der LMU ging an den Medizinstudenten<br />

Indradeo Hemraj aus Mauritius. Der mit 1.000<br />

Euro dotierte Preis des Deutschen Akademischen<br />

Austausch Dienstes (DAAD) zeichnet ausländische<br />

Studierende aus, die sich „mit besonderen akademischen<br />

Leistungen und bemerkenswertem<br />

gesellschaftlich-interkulturellem Engagement“<br />

Verdienste erworben haben. Indradeo Hemraj studiert<br />

seit 2002 Medizin an der LMU, nachdem er<br />

schon in mehreren Laboren in Deutschland und<br />

den USA Erfahrungen in der naturwissenschaftlichen<br />

Forschung sammeln konnte. Nach Abschluss<br />

seines Studiums möchte Hemraj in seine Heimat<br />

zurückkehren, um dort zu helfen, die medizinische<br />

Versorgung zu verbessern. Derzeit engagiert sich<br />

Indradeo Hemraj in der Betreuung ausländischer<br />

Medizinstudenten, um ihnen mit praktischer Hilfe<br />

den Studieneinstieg und -alltag zu erleichtern


■ LEIBNIZ-PREIS FÜR LMU-PROFESSOREN<br />

CRAMER UND KRAUSZ<br />

Patrick Cramer, Professor für Biochemie und<br />

Managing Director des Genzentrums der LMU, und<br />

Ferenc Krausz, Professor für Experimentalphysik an<br />

der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU) <strong>München</strong>,<br />

haben jeweils den Leibniz-Preis 2006 der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />

erhalten. Die mit 1,55 Millionen Euro dotierte Auszeichnung<br />

ist der wichtigste deutsche Forschungspreis.<br />

Patrick Cramer gelang mit der Entschlüsselung der<br />

RNA-Polymerase II, eines der größten Enzyme im<br />

Zellkern, ein wissenschaftlicher Durchbruch. Dieses<br />

Enzym spielt eine zentrale Rolle beim Prozess der<br />

so genannten Transkription, der Übersetzung genetischer<br />

Informationen in Boten-RNA, der Bauanleitung<br />

für Proteine. Er konnte ein atomares<br />

Modell der gesamten RNA-Polymerase II (Pol II)<br />

erstellen sowie verschiedene Unterbereiche des<br />

Enzyms und auch Komplexe mit anderen Transkriptionsfaktoren<br />

abbilden. Die Arbeiten von Professor<br />

Cramer machten sichtbar, wie Pol II und die<br />

DNA interagieren, während neu synthetisierte RNA<br />

entsteht.<br />

Patrick Cramer, Jahrgang 1969, studierte Chemie in<br />

Stuttgart, Heidelberg, Bristol und Ca<strong>mb</strong>ridge. Er<br />

forschte am European Molecular Biology Laboratory<br />

(EMBL) in Grenoble und an der Stanford University.<br />

2001 kam er als Tenure-Track-Professor für Biochemie<br />

an die Fakultät für Chemie und Pharmazie.<br />

Professor Krausz erhielt den Leibnizpreis für die Begründung<br />

des neuen Forschungsgebietes Attosekundenphysik.<br />

Dieses Arbeitsgebiet bilde die Grundlage<br />

für andere Forschungsbereiche, so die DFG in<br />

ihrer Begründung. So würden Laser, die Krausz entwickelt<br />

hat, bereits jetzt in Kliniken zur frühen Diagnose<br />

von Augen- und Krebskrankheiten getestet.<br />

Professor Krausz leitete das Forscherteam, das die<br />

schnellste Stoppuhr der Welt entwickelte. Dieses<br />

Messinstrument erlaubt eine Zeitmessung im Bereich<br />

weniger Attosekunden (eine Attosekunde = eine<br />

Trillionstel Sekunde) und damit die Beobachtung<br />

der ultraschnellen Bewegungen von Elektronen in<br />

Echtzeit innerhalb von Atomen und Molekülen.<br />

Ferenc Krausz, Jahrgang 1962, studierte in Budapest<br />

Elektrotechnik und Physik. 1991 promovierte<br />

er an der Technischen <strong>Universität</strong> Wien, wo er 1993<br />

auch habilitierte. 1999 erfolgte die Berufung zum<br />

Professor an der TU Wien. Seit Septe<strong>mb</strong>er 2004 lehrt<br />

und forscht Professor Krausz auf dem Lehrstuhl für<br />

Experimentalphysik (Quantenoptik) an der Fakultät<br />

für Physik der LMU. Er forscht zudem am Max-<br />

Planck-Institut für Quantenoptik in Garching bei<br />

<strong>München</strong>.<br />

■ LMU-SIEGER BEIM „VISIONS OF SCIENCE“-<br />

FOTOWETTBEWERB<br />

Dr. Christian Laforsch vom Department Biologie II,<br />

hat zwei Preise beim „Visions of Science“-Wettbewerb<br />

2005 gewonnen. Sein Bild eines schlüpfenden<br />

Moskitos errang den zweiten Platz in der Kategorie<br />

„Action“, während eine Abbildung leerer<br />

Moskito-Eihüllen auf den dritten Platz in der Kategorie<br />

„Art“ kam. Der Wettbewerb wurde von der<br />

Firma Novartis Pharmaceuticals in Kooperation mit<br />

der britischen Tageszeitung „Daily Telegraph“ als<br />

Medienpartner organisiert. Die prämierten Bilder<br />

wurden im Science Museum in London ausgestellt<br />

und gingen dann als Museumswanderausstellung<br />

nach Großbritannien.<br />

Laforsch arbeitet als wissenschaftlicher Assistent<br />

am Lehrstuhl für Evolutionsökologie von Professor<br />

Wilfried Gabriel. Die beiden prämierten Bilder sind<br />

in einem Projekt entstanden, welches das Eiablageverhalten<br />

von Mücken untersucht<br />

■ PROFESSOR FREY IN BEIRAT FÜR NS-<br />

DOKUMENTATIONSZENTRUM GEWÄHLT<br />

Dieter Frey, Professor für Sozialpsychologie an der<br />

Fakultät für Psychologie und Pädagogik, ist in den<br />

wissenschaftlichen Beirat des Kuratoriums zur<br />

Planung eines NS-Dokumentationszentrums in<br />

<strong>München</strong> berufen worden. Ziel des von der Stadt<br />

<strong>München</strong>, dem Land und dem Bund initiierten Zentrums<br />

soll es sein, einen Lernort zu schaffen, der<br />

die Auseinandersetzung mit den Ursachen, Erscheinungsformen,<br />

Mechanismen und Folgen von<br />

Diktatur, Terror und Unterdrückung ermöglicht. Ein<br />

besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Rolle<br />

<strong>München</strong>s beim Aufstieg, der Konsolidierung und<br />

der Nachwirkungen des Nationalsozialismus. Dabei<br />

soll der wissenschaftliche Beirat ein Konzept<br />

mit inhaltlichen Schwerpunktsetzungen, Überlegungen<br />

zur Demokratieerziehung, zu Lernortkonzeptionen<br />

und zu Vermittlungsstrategien entwickeln.<br />

1 Prof. Dr. Patrick Cramer<br />

1 Prof. Dr. Ferenc Krausz<br />

MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />

31


PREISE & EHRUNGEN<br />

MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />

32<br />

1 Prof. Dr. Ernst Pöppel<br />

■ BAYERISCHE VERFASSUNGSMEDAILLE<br />

FÜR HUMANWISSENSCHAFTLER<br />

PROFESSOR PÖPPEL<br />

Professor Ernst Pöppel wurde im Deze<strong>mb</strong>er mit der<br />

Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber ausgezeichnet.<br />

Sie gehört zu den staatlichen Auszeichnungen,<br />

die am seltensten vergeben werden. Die<br />

Verfassungsmedaille wird an Persönlichkeiten verliehen,<br />

die sich „besonders“ um die Verfassung des<br />

Freistaates Bayern verdient gemacht haben. Professor<br />

Pöppel ist Vorstand des Instituts für Medizinische<br />

Psychologie (IMP) und Geschäftsführender<br />

Vorstand des Humanwissenschaftlichen Zentrums<br />

(HWZ) der LMU und leitet das Generation<br />

Research Program in Bad Tölz. Nach seinem<br />

Studium der Psychologie und Zoophysiologie promovierte<br />

er 1968 in Psychologie an der <strong>Universität</strong><br />

Innsbruck. Nach Stationen in Boston und Ca<strong>mb</strong>ridge<br />

folgte 1974 die Habilitation für Sinnesphysiologie<br />

an der Medizinischen Fakultät der LMU,<br />

1976 habilitierte er sich zudem für Psychologie an<br />

der <strong>Universität</strong> Innsbruck. Professor Pöppel ist<br />

Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften<br />

und Künste sowie der Deutschen Akademie<br />

der Naturforscher Leopoldina.<br />

■ AUSZEICHNUNG FÜR<br />

MATHEMATIKSCHULBUCH<br />

Zum mädchenfreundlichsten Mathematikschulbuch<br />

des Jahres 2004 wurde „delta5. Mathematik<br />

für Gymnasien“ (C.C. Buchner Verlag) gewählt.<br />

Mitherausgeberin ist Studiendirektorin Ulrike<br />

Schätz, Lehrbeauftragte für Didaktik der Mathematik<br />

an der LMU und Leiterin der <strong>München</strong>er<br />

Bezirksfachgruppe Mathematik im Bayerischen<br />

Philologenverband. Vergeben wurde die Auszeichnung<br />

von MUED e.V. (Mathematik-Unterrichts-Einheiten-Datei),<br />

einer Organisation von Mathematiklehrer/innen,<br />

deren Ziel die Verbesserung des<br />

Mathematikunterrichts ist.<br />

■ DREI FORSCHUNGSPREISE FÜR LMU-<br />

WISSENSCHAFTLER<br />

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften hat<br />

drei Wissenschaftler der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<br />

<strong>Universität</strong> (LMU) <strong>München</strong> mit Preisen geehrt. Den<br />

Arnold-Sommerfeld-Preis erhielt Dr. Johannes Herrmann,<br />

Privatdozent für Biochemie am Adolf-Butenandt-Institut<br />

für Physiologische Chemie. Die Linguistin<br />

Dr. Hadumod Bußmann wurde mit dem Preis der<br />

Peregrinus-Stiftung ausgezeichnet. Den Max-Weber-<br />

Preis erhielt Dr. Eugen Hill, wissenschaftlicher Assistent<br />

für Indogermanische Sprachwissenschaft.<br />

Johannes Herrmann wird für seine Beiträge zu zwei<br />

Themenbereichen der molekularen Zellbiologie mit<br />

dem Arnold-Sommerfeld-Preis ausgezeichnet. Er<br />

konnte zeigen, dass in den Mitochondrien, den<br />

Kraftwerken der Zelle, die Oxidation zur Proteinfaltung<br />

genutzt wird. Die Funktionsfähigkeit von<br />

Proteinen hängt davon ab, dass die eigentlich kettenförmigen<br />

Proteinmoleküle ihre spezifische dreidimensionale<br />

Struktur einnehmen. Kommt es<br />

dabei zu Störungen, können Proteine ihre Aufgaben<br />

oft nur mehr eingeschränkt oder gar nicht<br />

wahrnehmen. Die aktive Proteinfaltung erlaubt den<br />

Mitochondrien, ihre Proteine von ihrer Umgebung,<br />

dem Zytosol der Zelle, aufzunehmen und dort zu<br />

behalten.<br />

Hadumod Bußmann erhielt den mit 5.100 Euro dotierten<br />

Preis der Peregrinus-Stiftung für ihr „Lexikon<br />

der Sprachwissenschaft“, das 1983 erschien<br />

und mittlerweile den Rang eines Standardwerks<br />

einnimmt. Sie war von 1971 bis 1997 Dozentin für<br />

Germanistische Sprachwissenschaft in der Laufbahn<br />

einer Akademischen Rätin am Institut für<br />

Deutsche Philologie der LMU. Ihre Forschungsschwerpunkte<br />

liegen in den Bereichen sprachwissenschaftlicher<br />

Terminologie sowie Syntax und<br />

Stilistik. Darüber hinaus hat die promovierte<br />

Mediävistin, die von 1990 bis 1997 Frauenbeauftragte<br />

der LMU war, wichtige Beiträge im Bereich<br />

der Gender-Forschung geleistet. Hadumod Bußmann<br />

ist Ehrenbürgerin der LMU und Vorsitzende<br />

des Kuratoriums der „Therese von Bayern-Stiftung<br />

an der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong>, Programm<br />

zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft“.<br />

Diese von ihr 1997 ins Leben gerufene Stiftung unterstützt<br />

Nachwuchswissenschaftlerinnen mit<br />

Stipendien und vergibt einen nach Therese von<br />

Bayern benannten Preis.<br />

Mit dem Max-Weber-Preis wurde Eugen Hill für<br />

seine Habilitationsschrift „Die Aorist-Präsentien<br />

des Indoiranischen, Untersuchungen zur Morphologie<br />

und Semantik einer Präsensklasse“ geehrt.<br />

Darin kommt er zu zahlreichen Modifikationen von<br />

Bedeutungsangaben bereits vorhandener Wörterbücher<br />

und es gelingt ihm eine neue Sichtweise der<br />

betreffenden Präsensformen. Darüber hinaus erarbeitet<br />

und begründet er fruchtbare Hypothesen zu<br />

der von ihm behandelten Verbalklasse. Seine<br />

Arbeit stellt nach Überzeugung der Jury einen wesentlichen<br />

Beitrag zur sprachlichen Erschließung<br />

des Altindischen dar. Der Max-Weber-Preis ist mit<br />

4.000 Euro dotiert.


■ PROFESSOR SHALEM ALS ANDREW W.<br />

MELLON FELLOW AM METROPOLITAN<br />

MUSEUM IN NEW YORK<br />

Avinoam Shalem Ph.D, Professor für Geschichte<br />

der Islamischen Kunst sowie Jüdische Kunst am<br />

Institut für Kunstgeschichte, wird im Sommersemester<br />

2006 während seines Sabbaticals für sechs<br />

Monate als Andrew W. Mellon Fellow in Art History<br />

am Metropolitan Museum New York zu Gast sein<br />

und in den Abteilungen Medieval Art, The Cloisters<br />

und Islamic Art forschen.<br />

Dabei wird er unter anderem an seinem von der<br />

DFG unterstützten langjährigen Forschungsprojekt<br />

„Corpus der Elfenbeine“ arbeiten. Die Publikation<br />

über die mittelalterlichen Elfenbeinhörner (Olifante)<br />

wird als Band Nr. 8 des von Adolph Goldschmidt,<br />

Kurt Weitzmann und Ernst Kühnel seit 1911 herausgegebenen<br />

Corpus der früh- und hochmittelalterlichen<br />

Elfenbeinarbeiten im Verlag des Deutschen<br />

Vereins für Kunstgeschichte erscheinen.<br />

■ FRITZ THYSSEN STIPENDIAT AM INSTITUT<br />

FÜR DEUTSCHE PHILOLOGIE<br />

Professor Shin Tanaka von der Chiba University in<br />

Japan, German linguistics, German language,<br />

kommt als Hu<strong>mb</strong>oldt-Stipendiat mit einem Sonderforschungsstipendium<br />

aus Mitteln der Fritz<br />

Thyssen-Stiftung für einen Forschungsaufenthalt<br />

an das Institut für Deutsche Philologie. Tanaka wird<br />

in der wissenschaftlichen Betreuung und Zusammenarbeit<br />

mit Prof. Dr. Elisabeth Leiss als Gastwissenschaftler<br />

an der LMU forschen.<br />

auch als Grundlage der Gesetzgebung. Die Bayerische<br />

Staatsmedaille für Verdienste um Umwelt und<br />

Gesundheit wurde im Jahr 2004 von Staatsminister<br />

Dr. Werner Schnappauf gestiftet. Sie hat nach<br />

der Fusion des Bayerischen Staatsministeriums für<br />

Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz<br />

mit dem Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung<br />

und Umweltfragen die Bayerische<br />

Umweltmedaille abgelöst und wird alljährlich verliehen.<br />

■ EHRENDOKTORWÜRDE FÜR DR. FRENZEL<br />

Dr. Christine Frenzel, Laborleiterin im Bereich<br />

Radioökologie am Strahlenbiologischen Institut der<br />

LMU, hat von der Internationalen Sacharow-<br />

Umweltuniversität (ISEU) in Minsk die Ehrendoktorwürde<br />

erhalten. Gewürdigt werden damit ihre<br />

hervorragenden Leistungen in der Radioökologie<br />

sowie ihre großen Verdienste für Forschung und<br />

Lehre an der ISEU und bei der Untersuchung der<br />

Strahlenbelastung in der Republik Weißrussland<br />

als Folge des Reaktorunfalls von Tschernobyl.<br />

MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />

33<br />

■ BAYERISCHE STAATSMEDAILLE FÜR<br />

PROF. WICHMANN<br />

Professor Heinz-Erich Wichmann, Lehrstuhl für<br />

Epidemiologie des Instituts für medizinische Informationsverarbeitung,<br />

Biometrie und Epidemiologie<br />

und Direktor des Instituts für Epidemiologie<br />

am Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit,<br />

hat die Bayerische Staatsmedaille für Umwelt<br />

und Gesundheit 2005 erhalten. Staatsminister Dr.<br />

Werner Schnappauf verlieh ihm die Medaille in Anerkennung<br />

seiner besonderen Verdienste um die<br />

Erforschung der Umwelteinflüsse auf die Gesundheit.<br />

Prof. Wichmann hat große bevölkerungsbezogene<br />

Kohortenstudien aufgebaut, die wichtige<br />

Aufschlüsse über aktuelle Gesundheitsfragen liefern.<br />

Zudem hat er hat als einer der ersten in<br />

Deutschland den Einfluss der genetischen Prädisposition<br />

als krankheitsfördernden Faktor im Rahmen<br />

von Gen-Umwelt-Interaktionen untersucht.<br />

Die Forschungsarbeiten von Wichmann sind für<br />

die Bemühungen um effektive Gesundheitsvorsorge<br />

von herausragender Bedeutung und dienen<br />

3 Professor Wichmann (rechts) erhält die Staatsmedaille aus den<br />

Händen von Umweltminister Dr. Werner Schnappauf.


PREISE & EHRUNGEN<br />

MUM 01 | 2006 MENSCHEN<br />

34<br />

1 Prof. Dr. Michael Strupp<br />

■ HANS-JÖRG-WEITBRECHT-PREIS FÜR<br />

PROFESSOR STRUPP<br />

Michael Strupp, Professor für Neurologie und<br />

Klinische Neurophysiologie an der Neurologischen<br />

Klinik und Poliklinik in Großhadern, ist von der<br />

Deutschen Gesellschaft für Neurologie mit dem<br />

Hans-Jörg-Weitbrecht-Preis ausgezeichnet worden.<br />

Den mit 10.000 Euro dotierten internationalen<br />

Wissenschaftspreis erhielt er in „Anerkennung<br />

seiner Arbeiten zur Therapie des Downbeatnystagmus<br />

und der episodischen Ataxie Typ 2 mit<br />

Aminopyridinen“.<br />

■ NOVARTIS GRADUATE FELLOWSHIP<br />

FÜR ORGANISCHE CHEMIE<br />

Die Abteilung Organische Chemie der Fakultät für<br />

Chemie und Pharmazie ist mit dem Novartis Kontaktpreis<br />

2005 ausgezeichnet worden. Mit dem mit<br />

über 24.000 Euro dotierten Preis fördert Novartis<br />

nicht nur die Arbeit junger herausragender<br />

Wissenschaftler, sondern bekundet damit auch Interesse<br />

an einer langfristigen Verbindung und Zusammenarbeit<br />

mit der LMU. Novartis, einer der<br />

weltgrößten Pharmahersteller mit Sitz in Basel und<br />

Ca<strong>mb</strong>ridge (USA), rekrutiert seinen wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs nur aus den weltweit besten<br />

Hochschulen und Exzellenzzentren.<br />

■ BURGEN SCHOLARSHIP DER ACADEMIA<br />

EUROPAEA FÜR DR. KERSCHREITER<br />

Dr. Rudolf Kerschreiter, wissenschaftlicher Assistent<br />

am Lehrstuhl von Professor Dieter Frey, Sozialpsychologie,<br />

Department Psychologie, wurde von<br />

der Academia Europaea (European Academy of<br />

Humanities, Letters and Sciences) auf der Jahrestagung<br />

der Akademie in Potsdam in Anerkennung<br />

exzellenter akademischer Leistung mit einem Burgen<br />

Scholarship ausgezeichnet. Insgesamt wurden<br />

in diesem Jahr sieben Nachwuchsforscher als Burgen<br />

Scholars in die Academia Europaea aufgenommen.<br />

Mit der Auszeichnung verbunden war<br />

eine Einladung zu der Jahrestagung der Academia<br />

Europaea in Potsdam und die Möglichkeit, der Vollversammlung<br />

der Mitglieder die eigenen Forschungsarbeiten<br />

kurz vorzustellen.<br />

■ BAYERISCHER UMWELTPREIS FÜR<br />

PROFESSOR OTTO SIEBECK<br />

Otto Siebeck, Professor im Ruhestand, wurde mit<br />

dem Bayerischen Umweltpreis ausgezeichnet.<br />

Siebeck war bis 1997 Professor am Zoologischen<br />

Institut der LMU und Leiter der Limnologischen<br />

Forschungsstation Seeon/Obb., an deren Aufbau er<br />

maßgeblich beteiligt war. In seinem Spezialgebiet<br />

Limnologie erforscht er Binnengewässer als Ökosysteme<br />

und analysiert deren Struktur, Leben,<br />

Stoff- und Energiehaushalt. Er teilt sich den mit<br />

50.000 Euro dotierten Umweltpreis der Bayerischen<br />

Landesstiftung mit Dr. Erhard Dörr und der<br />

Gemeinde Bad Füssing.<br />

Mit dem Preis wird Professor Siebecks langjähriges<br />

Engagement im Natur- und Umweltschutz<br />

gewürdigt. Neben der Grundlagenforschung ist es<br />

ihm seit Jahren ein besonderes Anliegen, durch<br />

angewandte Forschung Naturschützern Entscheidungshilfen<br />

an die Hand zu geben. So entstand<br />

beispielsweise Anfang der 1990er Jahre die Idee<br />

eines Biotopverbundes zur Verbindung der beiden<br />

Naturschutzgebiete Seeoner Seen und Eggstätt-<br />

Hemhofer-Seenplatte. Dieser Biotopverbund war<br />

einer der ersten in Bayern und diente als Pilotprojekt<br />

für die Realisierung der mittlerweile über 320<br />

bayerischen Biotopverbünde.<br />

■ EHRENDOKTORWÜRDE FÜR<br />

PROFESSOR BÖCK<br />

August Böck, emeritierter Professor für Mikrobiologie,<br />

Fakultät für Biologie, hat von der Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule Zürich (ETH<br />

Zürich) die Würde eines Doktors der Wissenschaften<br />

ehrenhalber (Dr. sc. h.c.) erhalten. Die Ehrung<br />

erfolgte anlässlich des ETH-Tages im Nove<strong>mb</strong>er<br />

2005. Ausgezeichnet wurde Prof. Böck „für seine<br />

inspirierenden Arbeiten über den Einbau der Elemente<br />

Selen, Nickel und Eisen in mikrobielle Proteine,<br />

die im Fall des Selens zu einer Erweiterung<br />

des genetischen Codes geführt haben“, hieß es in<br />

der Laudatio.<br />

■ ELSE KRÖNER-MEMORIAL-STIPENDIUM<br />

2005 FÜR DR. STEPHAN BRAND<br />

Dr. med. Stephan Brand, Wissenschaftlicher Assistent<br />

an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II<br />

in Großhadern, ist einer der drei Preisträger der Else<br />

Kröner-Memorial-Stipendien 2005. Die Dotation<br />

umfasst einen Betrag in Höhe von 750.000<br />

Euro und ermöglicht den jungen Wissenschaftlern,<br />

sich zwei Jahre lang voll auf ihre klinischen Forschungen<br />

zu konzentrieren. Im Rahmen des<br />

Stipendiums wird Dr. Brand nach neuen Behandlungsmöglichkeiten<br />

für Virusinfektionen suchen,<br />

die insbesondere bei Dialyse- und Nierentransplantationspatienten<br />

problematisch sind. Aufgabe<br />

der Else Kröner-Fresenius-Stiftung ist die Förderung<br />

klinischer Forschung sowie humanitärer<br />

Hilfsprojekte.


■ ROBERT BOSCH-STIFTUNG LOBT<br />

NATWORKING-PREIS AUS<br />

NaT-Working ist ein von der Robert Bosch-Stiftung<br />

initiiertes Förderprogramm, das Schüler für Naturwissenschaften<br />

und Technik begeistern soll. Im Rahmen<br />

dieses Programms lobt die Stiftung den NaT-<br />

WorkingPreis 2006 für exzellente Kooperationsprojekte<br />

von Schülern, Lehrern und Wissenschaftlern<br />

aus. Für die mit insgesamt 90.000 Euro dotierte Auszeichnung<br />

können sich Netzwerke von Forschungseinrichtungen<br />

und Schulen bewerben.<br />

Gesucht werden Projekte, die einen besonderen<br />

Wert auf die Vermittlung von wissenschaftlichen Methoden<br />

legen und welche die Zusammenarbeit von<br />

Schule und Wissenschaft fördern. Mit dem Preis sollen<br />

vor allem Projekte öffentlich bekannt gemacht<br />

und in ihrer Weiterentwicklung unterstützt werden.<br />

Das beste Projekt erhält 50.000 Euro. 30.000 Euro<br />

stehen für den zweiten und 10.000 Euro für den dritten<br />

Preis zur Verfügung. Für die Teilnahme am Wettbewerb<br />

ist bis 27. Januar 2006 zunächst nur eine<br />

Kurzbewerbung erforderlich.<br />

Mitmachen können gemeinnützige, mehrjährige Initiativen,<br />

die belegen, dass sie Schüler für die Forschung<br />

begeistern und erfolgreich neue Impulse für<br />

den Schulunterricht setzen.<br />

Weitere Infos unter<br />

www.bosch-stiftung.de/natworking<br />

■ INFORMATIONEN FÜR<br />

NACHWUCHSWISSENSCHAFTLER<br />

Am 14. Februar 2006 haben Doktoranden und Postdocs<br />

die Gelegenheit, sich umfassend über die wichtigsten<br />

nationalen und internationalen Förder- und<br />

Stipendienmöglichkeiten zu informieren. Bei der<br />

ganztägigen Veranstaltung auf dem HighTechCampus<br />

LMU Großhadern werden Vertreter von Institutionen<br />

wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft,<br />

dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, der<br />

Alexander von Hu<strong>mb</strong>oldt-Stiftung, der Helmholtz-<br />

Gemeinschaft, dem Human Frontier Science Program<br />

und der VolkswagenStiftung ihre Programme<br />

vorstellen und für individuelle Fragen zur Verfügung<br />

stehen. Außerdem wird ein Überblick über die<br />

Marie Curie-Stipendien im Forschungsrahmenprogramm<br />

der Europäischen Union geboten. Fördermöglichkeiten<br />

speziell für Frauen wird die Frauenbeauftragte<br />

der LMU präsentieren.<br />

Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie ein<br />

Online-Anmeldeformular sind abrufbar unter:<br />

www.lmu.de/forschungsfoerderung<br />

TIPPS & TERMINE<br />

■ DIE SCHÖNSTEN DEUTSCHEN BÜCHER<br />

Die Sieger des Wettbewerbs die „Schönsten deutschen<br />

Bücher“ der Stiftung Buchkunst in Frankfurt<br />

am Main werden auch in diesem Jahr in der <strong>Universität</strong>sbibliothek<br />

der LMU zu sehen sein. Ausgestellt<br />

werden Werke, welche die Kriterien des Wettbewerbs<br />

erfüllen: Neben der vorbildlichen Gestaltung<br />

in Satz, Druck, Bild und Einband sowie der gelungenen<br />

Verbindung von Inhalt und Form zählt auch<br />

die ästhetische und technische Leistung im Verhältnis<br />

zu Zweck, Auflagenhöhe und Preis zu den Bewertungskriterien.<br />

Für die Bewertung wurden die<br />

Bücher in neun Gruppen eingeteilt, die von Allgemeiner<br />

Literatur über wissenschaftliche Bücher,<br />

Fachbücher bis hin zu Kunst- oder Schulbüchern reichen.<br />

Die Ausstellung ist noch bis zum 17. Februar<br />

2006, montags bis freitags von 8 - 20 Uhr und samstags<br />

von 8 - 16 Uhr in der <strong>Universität</strong>sbibliothek, Geschwister-Scholl-Platz<br />

1, Ausleihhalle (EG), zu sehen.<br />

■ VERBRAUCHERSCHUTZPREIS DES<br />

BAYERISCHEN UMWELTMINISTERIUMS<br />

Im vergangenen Jahr hat das Bayerische Staatsministerium<br />

für Umwelt, Gesundheit und Verbrauchschutz<br />

erstmals den Bayerischen Verbraucherschutzpreis<br />

für junge Nachwuchswissenschaftler<br />

ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist für die Ausschreibung<br />

wurde bis zum 15. Februar 2006 verlängert.<br />

Ausgezeichnet werden Diplom-, Doktorarbeiten<br />

und Habilitationen, Master-Theses, Seminararbeiten<br />

oder Fachartikel, die Antworten auf konkrete<br />

Fragen von Verbraucherschutz und -politik bieten.<br />

Die Landessieger werden mit einer Auszeichnung<br />

und einem Geldpreis prämiert. Der erste Platz ist mit<br />

4.000, der 2. und 3. Platz mit 3.000 bzw. 2.000 Euro<br />

dotiert. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit<br />

zur Online-Bewerbung gibt es unter:<br />

www.stmugv.bayern.de/de/verbraucherschutz<br />

MUM 01 | 2006 SERVICE<br />

35<br />

■ KLAR TEXT! ZEICHNET AUS<br />

Die Klaus Tschira Stiftung vergibt 2006 in Kooperation<br />

mit der Studienstiftung des Deutschen Volkes<br />

mit „Klar Text!“ den Klaus Tschira Preis für verständliche<br />

Wissenschaft. Bewerben können sich Promovierte<br />

aus den naturwissenschaftlichen Fächer<br />

sowie Informatik und Mathematik, welche die Thematik<br />

ihrer Dissertation in einem Artikel allgemeinverständlich<br />

darstellen. Die sechs besten Artikel werden<br />

in der Zeitschrift „bild der Wissenschaft“ veröffentlicht.<br />

Die Preise sind jeweils mit 5.000 Euro dotiert.<br />

Einsendeschluss für die Beiträge ist der 28. Februar<br />

2006.<br />

Weitere Infos unter www.klaus-tschira-preis.de


3 Beim Tag der Offenen Tür erhalten Schülerinnen und Schüler umfassende<br />

Informationen zu ihrem Traumstudium.<br />

MUM 01 | 2006 SERVICE<br />

36<br />

■ VON ÄGYPTOLOGIE BIS ZAHNMEDIZIN –<br />

TAG DER OFFENEN TÜR AN DER LMU<br />

Am 3. Februar 2006 können Schülerinnen und Schüler die LMU kennen<br />

lernen. Am Tag der Offenen Tür bietet die LMU von 9 bis 16 Uhr<br />

ein vielfältiges Programm für alle, die an einem Studium interessiert<br />

sind. Mehr als 80 Fächer präsentieren sich mit Studieninformationen,<br />

Probevorlesungen, Vorführungen und in persönlichen Gesprächen.<br />

Um 9 Uhr begrüßt LMU-Rektor Professor Bernd Huber im Audimax<br />

im Hauptgebäude der LMU die Schülerinnen und Schüler. Anschließend<br />

informiert dort die Zentrale Studienberatung über Zulassung und<br />

Formalitäten rund ums Studium. Ab 10 Uhr beginnt die Präsentation<br />

der Fächer. Neu ist in diesem Jahr eine zentrale Informationsveranstaltung<br />

für das Lehramts-Studium, über das auch am Stand des Lehrerbildungszentrums<br />

fachübergreifend informiert wird.<br />

Die meisten Veranstaltungen finden im Hauptgebäude am Geschwister-Scholl-Platz<br />

statt. Darüber hinaus informieren mit eigenen Programmen<br />

die Geschichtswissenschaften im Historicum (Schelling-/<br />

Amalienstraße), die Tiermedizin in der Königinstraße 12, die Humanmedizin<br />

in der Pettenkoferstraße 11 und 12 sowie die Ägyptologie und<br />

Klassische Archäologie in der Meiserstraße 10.<br />

Das Angebot am Tag der Offenen Tür soll künftige Studierende zu einer<br />

qualifizierten Studienwahl motivieren. Auch Lehrkräfte, besonders<br />

die Beratungslehrkräfte, die an ihren Schulen für die Studien- und Berufswahl<br />

zuständig sind, können ihr Wissen an diesem Tag umfassend<br />

aktualisieren. In persönlichen Gesprächen mit Wissenschaftlern und<br />

Studierenden erhalten die Besucher Informationen aus erster Hand.<br />

Der Tag der Offenen Tür bietet einen Einblick in die Vielfalt der an der<br />

LMU gelehrten Fächer der Geistes- und Kultur-, der Rechts-, Wirtschafts-<br />

und Sozialwissenschaften bis hin zur Medizin und den Naturwissenschaften.<br />

Ausführliche Informationen und das detaillierte Programm des Tags<br />

der Offenen Tür sind auf der Internetseite www.lmu.de/tof zu finden.<br />

Anprechpartnerin:<br />

Franziska Müller-Härlin<br />

Kontaktstelle Gymnasien<br />

Fax: 089 / 21 80 - 95 24<br />

mailto:kogym@lmu.de<br />

www.lmu.de/tof<br />

Herausgeber<br />

Rektorat der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU) <strong>München</strong><br />

Redaktion<br />

Kommunikation und Presse LMU<br />

Luise Dirscherl (dir)<br />

(Chefredaktion),<br />

Clemens Grosse (cg)<br />

(stellv. Chefredaktion),<br />

Julia Graven (gra)<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Eva Kittel (ki), Dr. Marcus Simon (ms), Susanne Wedlich (suwe)<br />

Onlineredaktion<br />

Thomas Pinter (thp)<br />

Bildredaktion<br />

Angelica Fuss<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktionsadresse<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 <strong>München</strong><br />

Tel.: +49(0) 89 / 21 80 - 34 23<br />

Fax: +49(0) 89 / 33 82 97<br />

mum@lmu.de<br />

www.lmu.de/presse/mum<br />

Designkonzept und Layout<br />

HAAK& NAKAT<br />

[www.haak-nakat.de]<br />

Distribution<br />

Kommunikation und Presse LMU: Mathias Schiener<br />

Anzeigen<br />

Alpha Informationsgesellschaft <strong>mb</strong>H<br />

Finkenstraße 10<br />

68623 Lampertheim<br />

Tel.: + 49(0) 62 06 / 939-0<br />

ISSN 0940-0141<br />

Titelgrafik: [www.haak-nakat.de]<br />

Umschlagfoto: Friedrich Schmidt/LMU<br />

Fotos im Heft: Alfred Simon (S. 8); Harald Lesch (S. 10); Deutsche Presseagentur<br />

(S. 17); Norbert Düwel, Erdinger, ASVZ Zürich (18,19); Branddirektion <strong>München</strong><br />

(20,21); Oliver Bodmer/Münchner Merkur (S. 26); Alle weiteren Fotos: Friedrich<br />

Schmidt bzw. LMU.<br />

Illustrationen im Heft: [www.haak-nakat.de] (S. 6-13)<br />

■<br />

AKTUELLE STELLENANGEBOTE DER LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT UNTER WWW.LMU.DE/STELLENANGEBOTE

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